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Globuslehre,
/ ci
Linie 1 — Erdboden; der Raum zwischen den Linien 1 und 2 bezeichnet
die Höhe der Luftschichten über der Erde; Linie a bezeichnet die Richtung
der Souenstrahlen an einem Sommermittage, Linie b an einem Winter-
mittage.
Senkrecht fallen in unserer Gegend die Sonnenstrahlen nie zur Erde;
sondern die Sonne steht immer — tiefer oder höher — mittags am Süd-
himmel. Nach 8. müßten wir also reisen, um in Gegenden mit senkrechtem
Sonnenstände zu gelangen. Diese breiten sich bis 231/,2° nördlich und
23l/2° südlich vom Äquator aus. Bei Beginn des Frühlings steht die
Sonne senkrecht über dem Äqnator; während des Frühlings wandert der
senkrechte Sonnenstand immer weiter nördlich, bis er sich bei Beginn des
Sommers über dem Parallelkreise befindet, der 231/2 0 nördlich vom Äquator
liegt. Er heißt der nördliche Wendekreis, weil die Sonne nunmehr auf
ihrem Wege gleichsam umwendet, und wieder dem Äquator näher rückt. Am
Herbstesanfang steht die Sonne wieder senkrecht über dem Äquator. Von
nun an wandert der senkrechte Sonnenstand weiter südlich, bis er sich am
Anfange des Winters über dem südlichen Wendekreise, 23l/2 0 südlich
vom Äquator, befindet. Wir haben dann den niedrigsten Sonnenstand im
Jahre. Wann haben wir den höchsten gehabt? (^Wiederhole, was über den
jährlichen Sonnenlauf und die Jahreszeiten anf S. 9 gesagt ist!) Der
nördliche Wendekreis heißt der des Krebses und der südliche der des
Steinbocks, nach den Sternbildern, in deren Nähe die Sonne um diese
Zeit steht.
(K Die Zonen. Mau hat die ganze Erdoberfläche nach der stärkern
oder schwächern Beleuchtung und Erwärmung in 5 Erdgürtel oder
Zonen geteilt: 1. die heiße Zoue, zwischeu den beiden Wendekreisen ge-
legen, der Erdgürtel des senkrechten Sonnenstandes und daher der größten
Jahreswärme; 2. die nördliche gemäßigte Zone, von 231/20 bis
661/2° n. Br., oder zwischen dem nördlichen Wendekreise und dem nörd-
lichen Polarkreise gelegen; 3. die südliche gemäßigte Zone,
von 2s1ii2° bis 661 /2° s. Br., oder zwischen dem südlichen Wendekreise und
südlichen Polarkreise gelegen; 4. die nördliche kalte und 5. die
südliche kalte Zone, die Gegenden der geringsten Jahreswärme, um die
Pole innerhalb der Polarkreise gelegen. _
Nach der Entfernung vom Äquator richtet sich die Pflanzen und Tier-
welt der einzelnen Gegenden unserer Erde. Im allgemeinen wird die Ent-
Wickelung der Pflanzen von höherer Wärme begünstigt. Daher finden mir
in der heißen Zone — wenn es nicht an der nötigen Feuchtigkeit fehlt^ —
eine üppige Pflanzenwelt, gegen die sich die der Polargegenden sehr armselig
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TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
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flockiger Gestalt bis zum Schützen, wo sie den Horizont erreicht. Dicht
beim Südpol, beim Sternbild des südlichen Kreuzes, vereinigen sich die
beiden Arme, die sich im Schwan getrennt haben, und in einheit-
lichem Zuge steigt die wunderbare Erscheinung wieder zum ö-en
Horizont empor.
In ihrer Nachbarschaft steht eine Reihe der glänzendsten
Sterne; aber erst im Fernrohr und auf der photographischen Platte
löst sie selbst sich in ein unzähliges Sternenheer aus. Ihre räum-
liche Verteilung vollzieht sich ähnlich wie bei den Planeten an-
nähernd in einer Ebene; in der Richtung dieser Ebene drängen sich
die Sterne eng zusammen, während senkrecht dazu nach den Polen
der Milchstraße ihre Zahl abnimmt. Tatsächlich ist das ganze Heer
der sichtbaren Sterne in den endlichen, begrenzten Bezirk des Milch-
straßensystems zusammengedrängt, dessen linsenförmiger Raum einen
Längsdurchmesser von 20 000 und einen Querdurchmesser von 10 000
Lichtjahren hat.
Von alters her hat sich der Menschengeist mit der Deutung
dieser eigenartigen Erscheinung am nächtlichen Himmel beschäftigt.
Neuerdings gewinnt die Ansicht Raum, daß die Milchstraße nicht
ein Ring oder Gürtel ist, sondern sich aus Spiralstreifen zu-
sammensetzt. Von unserer zentralen Stellung aus lassen sich natür-
lich die Spiralen nicht einzeln erkennen, sondern müssen, aus das
Himmelsgewölbe projiziert, sich teilweise decken und durch diese teil-
weisen Übereinanderlagerungen einen geschlossenen Ring bilden. Da
die Spiralnebel als einzige Ausnahme von den Satz gelten müssen,
daß alle uns sichtbaren Objekte unserem Milchstraßensystem ange-
hören, so hält man die Spiralnebel für selbständige Milchstranen,
Fixsternsysteme, deren Entfernung von uns freilich unvorstellbar
groß ist.
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durch die bis in jene Höhen emporgeschleuderten Auswurfsprodukte
des Krakatau (1883) und des Mont Pelee auf Martinique, die um
die Erde herumgeführt wurden und durch die Brechung der Sonnen-
strahlen jene wunderbaren Farbenerscheinungen hervorriefen, die man
als leuchtende Nachtwolken bezeichnet.
Das Zurückweichen der polaren Luftströmungen ruft an den
Polen die herrschenden Westwinde hervor.
Ein von großer Höhe herabfallender Körper weicht von der
Lotrichtung nach O ab, wie Benzenberg durch seine Versuche im
Michaelisturm in Hamburg nachgewiesen hat. Der gewichtigste
Beweis jedoch ist der Foucaultsche Pendelversuch. Da die
Schwingungsebene eines Pendels,- auf welches andre Kräfte als die
Schwere nicht einwirken, unveränderlich bleibt, so muß es in einer
bestimmten Zeit seine Stellung gegen die unter ihm rotierende Erde
ändern. An jedem Pol beträgt die Richtungsänderung in einer
Stunde 15°; zwischen Pol und Äquator hängt ihre Größe von der
geographischen Breite ab.
Folgen der Rotation.
Die Folgen der Rotation der Erde sind die scheinbare tag-
liche Bewegung der Gestirne um die Erde und der tägliche Licht-
und Wärmewechsel auf der Erde.
Die scheinbare tägliche Bewegung der Gestirne findet in der
Achsendrehung unserer Erde die einfachste Erklärung. Tritt ein Ge-
ftirn in den ö-en Horizont des Beobachters, so geht es für ihn ausi.
Sinkt bei der fortgesetzten Drehung der Erde von W nach O der
ö-e Horizont unter das Gestirn, so steigt es scheinbar empor, bis
der Meridian es passiert, der Stern also seine obere Kulmination
erreicht. Darauf nähert sich ihm der w-e Horizont; das Gestirn
sinkt am W-Himmel, bis es in den w-en Horizont tritt, also unter-
geht. Bei der weiteren Drehung der Erde nähert sich ihm wieder
der Meridian, passiert es (untere Kulmination), und endlich tritt es
wieder in den ö-en Horizont. In der Zeit von einer Kulmination
eines Fixsternes bis zu derselben nächsten hat die Erde eine volle
Umdrehung zurückgelegt. Diese Zeit nennt man einen Sterntag.
Er ist das einzige, von der Natur selbst gegebene Zeitmaß, das sich
immer gleich bleibt und das daher auch in der Astronomie als Grund-
maß der Zeit dient. Er wird gerechnet von einer Kulmination des
Frühlingspunktes bis zur nächsten. Die Länge dieses Tages, also
auch der Rotationsdauer der Erde, hat sich seit den frühesten Zeiten
astronomischer Berechnung noch nicht um Vio Sekunde geändert.
Da die Sonne scheinbar (S. 10) während einer Umdrehung der Erde
um ihre Achse sich 1° weiter nach O unter den Fixsternen bewegt
1 An einer Armillarsphäre zu veranschaulichen.
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Die äußerste Hülle der Sonnenatmosphäre ist die rätselhafte
Korona, die bisher nur bei totalen Sonnenfinsternissen gesehen
worden ist. Sie breitet sich in mattem Glänze von der Sonne
nach allen Richtungen hin strahlenförmig aus; die Strahlen sind
häufig länger als der Sonnendurchmesser. Zur Zeit der Flecken-
maxima breitet sich die Korona gleichmäßig nach allen Richtungen
aus. Zur Zeit der Fleckenminima erstrecken sich die Koronastrahlen
von den äquatorialen Teilen aus wie große Besen: von den
Sonnenpolen werden sie „gegen den Äquator herabgezogen, ganz
wie die Kraftlinien um die Pole eines Magneten", weshalb man
annimmt, daß die jeweilige Struktur der Korona auf magnetische
Kräfte der Sonne zurückzuführen ist.
Das gleichförmige Licht der. „inneren Korona" wird, wie die
spektroskopische Untersuchung lehrt, hauptsächlich von Wasserstoff und
einem sonst unbekannten, Koronium genannten Gas ausgestrahlt.
Das Licht der „äußeren Korona" ist reflektiertes Sonnenlicht, das von
kleinen festen oder flüssigen Partikeln herstammt. Die strahlen-
sörmige Beschaffenheit der „äußeren Korona" deutet auf eine Kraft
hin, welche die kleinen Partikel vom Sonnenzentrum wegstößt. So
erinnern die Koronastrahlen an die Kometenschweife, die in der
Regel auch der Sonne abgekehrt sind.
Die Temperatur der Sonne wird verschieden hoch angenommen;
jedenfalls ist sie so groß, daß alle Elemente noch im Zustande der
Dissoziation sich befinden, also eine chemische Verbindung unmöglich
ist. Zöllner nimmt sie zu 13250° C an der Oberfläche, 112 0000 0
im Innern an; andere stellen niedrigere Temperaturen auf. Da-
gegen ist festgestellt, daß die jährliche Wärmemenge, welche die Ober-
fläche der Erde erhält, ausreichend sein würde, um eine die ganze
Erdoberfläche bedeckende Eisschicht von 30,8 m Dicke zu schmelzen,
und dabei beträgt diese Wärmemenge nur den 2160 millionsten Teil
aller von der Sonne in den Weltenraum ausgestrahlten Warme.
Wie die Sonne den Wärmeverlust deckt, darüber bestehen verschiedene
Hypothesen, die aber nichts weiter als eine gewisse Wahrscheinlichkeit
für sich haben.
Wie die Sonne eine Achsenbewegung hat, so muß sie auch
eine fortschreitende Bewegung im Räume haben. Man hat dies aus
den Beobachtungen, die die Spektralanalyse an die Hand gibt, so-
wie aus dem Auseinanderrücken der Fixsterne an einer Stelle des
Himmels und dem entsprechenden Zusammenrücken an der entgegen-
gesetzten Stelle ' geschlossen. Der Weg, den die Sonne in einer
Sekunde zurücklegt, beträgt 20 km. Wo wir den Mittelpunkt der
Bewegung zu suchen haben, ist zurzeit noch ungewiß.
Der Mond (Erdmond).
Der Mond, dieser treue Begleiter der Erde, der „stille Ge-
fährte der >Nacht", ist wie die Erde eine Kugel, aber nur von
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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hat, so braucht sie von einer Kulmination bis zu derselben nächsten
etwa 4 Min. mehr; 24 Std. : 3 60 = 24/360 = Vis Std. = 4 Min.
Ein Sterntag ist daher ungefähr 4 Min. kürzer als ein (mittlerer)
Sonnentag.
Die Geschwindigkeit, mit welcher ein Punkt der Oberfläche
sich bewegt, nimmt vom Äquator nach N und S anfangs langsam,
dann schnell ab. Sie beträgt für den Äquator 463,7 m, für
50° Br. etwa 312 m in der Sekunde.
Daß wir von der Bewegung der Erde nichts merken, liegt an
ihrer großen Gleichmäßigkeit. Wir nehmen sie ebensowenig, oder
vielmehr noch weit weniger wahr als die Bewegung eines Fahr-
zeuges in völlig ruhigem 'Wasser, und das Durchschneiden der Luft
kann uns darum nicht bemerklich werden, weil die Atmosphäre an
der Umdrehung der Erde teilnimmt.
Der tägliche Lichtwechsel auf der Erde, d. h. das Aufgehen,
Emporsteigen, Absteigen und Untergehen der Sonne erklärt sich aus
dieselbe Weise wie bei den übrigen Gestirnen. Da die Erde ein
dunkler Körper ist, so hat jeder Ort der Erdoberfläche, sofern die
Sonne über seinem Horizont steht, Tag, im andern Falle Nacht.
Dabei ist zu bemerken, daß die Lichtgrenze1 die Erdoberfläche nicht
halbiert, sondern es ist der beleuchtete Teil größer als der unbe-
leuchtete. Dies hat seinen Grund in der verschiedenen Größe von
Erde und Sonne. Nur wenn beide Körper gleich groß wären, so
würde der Lichtkreis die Erdoberfläche halbieren; da aber die Sonne
beträchtlich größer ist als die Erde, so muß trotz der großen Ent-
fernung der beiden Körper voneinander der beleuchtete Raum größer
sein als der unbeleuchtete. Dazu kommt die Wirkung der Strahlen-
zuletzt eingefallen ist, so wird das Gestirn in größerer Höhe am
Himmel beobachtet, als es tatsächlich steht. So sieht man Sonne
und Mond schon, wenn sie eigentlich noch nicht aufgegangen sind,
und umgekehrt werden sie noch von uns gesehen, wenn sie wirklich
schon untergegangen sind. Bei uns beträgt die Verlängerung des
Tages nur wenige Minuten; in den Polarländern dagegen dehnt sie
sich auf Tage, ja Wochen aus, um welche die langen Winternächte
Fig. 12.
brechung durch die an Dichte nach
der Höhe zu abnehmende Atmosphäre.
Ein von einem Stern ausgehender
Lichtstrahl geht nicht in gerader
Richtung durch die Atmosphäre, aus-
genommen, wenn er im Zenit steht,
sondern in einer gegen die Erdober-
fläche hohlen Kurve (Fig. 12). Da
das Auge das Gestirn in die Rich-
tung versetzt, in welcher der Lichtstrahl
1 Teil I. S. 3.
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Schon Kopernikus hat überzeugend dargethan, daß die an-
gedeuteten Veränderlichkeiten durch eine eigentümliche Stellung der
Erdachse zur Ebene der Erdbahn hervorgerufen werden, Die
Achse ist nämlich zur Erdbahnebene beständig unter einem Winkel
von 661/2 0 geneigt. Dabei bleibt sie sich während der ganzen Re-
Volution parallel. Diese Umstände erzeugen den Wechsel der Jahres-
zeiten und die Verschiedenheit der Tagesläuge1.
Da Erdgürtel von verschiedener geographischer Breite (wegen
ungleichen Einfalls der Sonnenstrahlen u. s. w.) in ungleicher Weise
von der Sonne erleuchtet und erwärmt werden, so war die Ein-
Hier ist ein Wechsel der Jahreszeiten weniger merklich als in den
übrigen Gebieten der Erde; deun zwischen den Wendekreisen oder
„Tropen" siud die Tageslängen nur wenig verschieden und sieht man
die Mittagssonne nur weuig vom senkrechten Stande am Himmel
abweichen. Für die Gegenden des Äquators beträgt die größte Ab-
weichung des Sonnenstrahls von der senkrechten Richtung nur
„Unter den Tropen" herrscht ein ewiger Sommer, dessen Hitze jedoch
durch gewaltige Regengüsse periodisch gemildert wird.
Die von den beiden Polarkreisen eingeschlossenen Gebiete em-
psangen die Sonnenstrahlen schiefer als andere Teile der Erdober-
' Näheres hierüber siehe „Weltkunde" von A. Jakob S. 42 f.
teiluug der Oberfläche unseres
Planeten in klimatische Zonen von
selbst gegeben (Bild 3).
Bild 3. Karte der klimatischen Zonen.
Der Erdgürtel, welcher sich
zwischen den beiden Wendekreisen
erstreckt, empfängt die Sonnen-
strahlen am wenigsten schief, bezw.
senkrecht. Nach physikalischen Ge-
setzen wird ihm daher die größte
Wärmemenge zu teil, und man
nennt ihn mit Recht Gürtel des
heißen Klimas oder „heiße Zone".
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§ 2. Der Mond.
275
erstes und letztes Viertel. Fielen Erd- und Mondbahn in die nämliche
Ebene, so müßten wir bei jedem Neumond eine Sonnenfinsternis, bei
jedem Vollmond eine Mondfinsternis erleben; da sich aber jene zwei
Bahnebenen in einem Winkel von 5" schneiden, so jedoch, daß ihr
Durchschnitt (die Knotenlinie) beständig seine Lage wechselt, indem er
innerhalb der Erdbahn in rund 19 Jahren einen Kreis beschreibt, so
haben wir die Verfinsterungen viel seltener, vollständige nur dann,
wenn bei Konjunktion oder Opposition die Knotenlinie in die Ver-
bindungslinie von Sonnen- und Erdmittelpunkt fällt.
Auf dem uns so nahen Mond gewahren wir dunklere und hellere
Flächen (das „Mondgesicht") schon mit unbewaffnetem Auge. Im Fern-
rohr erscheinen uns jene als Ebenen, diese als Gebirgsländer voller
Ringgebirge mit steilen Kegelbergen in der Mitte, die wie Vulkane
auch Krater besitzen und den höchsten Bergen der Erde bisweilen an
Höhe nicht nachstehen, wie man aus der Länge ihres Schattens schließen
darf. Der Mond besitzt kein Wasser und keine Atmosphäre, folglich
keinerlei Pflanzen- und Tierleben. Auf seiner ewig lautlosen, ganz
öden Oberfläche wechselt ein vierzehntägiger Tag, der zugleich ein heißer
Sommer ist, mit einer ebenso langen eisigen Winternacht, denn kein
Luft- und Wolkenschirm niäßigt dort Zu- wie Ausstrahlung der Wärme.
Wegen der geringen Entfernung des Mondes von der Erde kann
man den Abstand der Mittelpunkte beider Himmelskörper voneinander
besonders scharf durch Beobachtung feststellen. Dies geschah zuerst im
Jahr 1752 durch gleichzeitige Beobachtung der Mondhöhe während des
Eintritts des Mondes in den Ortsmeridian in Berlin und in der
Kapstadt (die fast genau auf demselben Meridian liegen). In obiger
^igur bedeutet der Kreis einen Durchschnitt der Erde im Bertiner
A
Ai
18*
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286
I. mathematische Erdkunde.
Die Größe des Mondradius (r) betragt nämlich nur 1740 km,
die des Erdradius (R) 6370. Aus dem Halbmesser ergiebt sich der Kugel-
inhalt nach der Formel 4/3r*tc. Es verhält sich also die Ranmsassnng
oder Größe des Mondes zu derjenigen der Erde = 4/3r3yr : V3r3/r oder
= r3:R3, d. h. wie 1:49. Aus der Erde ließen sich mithin 49 Ku-
geln von Mondgröße ballen. Um aber das Massenverhältnis beider
Weltkörper (in und Zi) zu ermitteln, muß man ihre Größe mit ihrem
spezifischen Gewicht (s und S) multiplizieren, das beim Mond nur 3.g
beträgt. Es verhält sich also
Rs3
m : M = r3s : R3s = 1 : = 1 : 78.
rds
Nicht weniger als 78 Mondkugeln wären foinit erforderlich, um unserer
Erde das Gleichgewicht zu halten. Nun herrscht durch die ganze Welt
das Gravitations^-Gesetz: die Körper ziehen sich wechselseitig an
nach dem Verhältnis ihrer Masse und im umgekehrten quadratischen
Verhältnis ihres Abstandes voneinander (im verdoppelten Abstand ver-
ringert sich folglich die Anziehung nicht aus 1/2, sondern auf 1j4, bei
dreifachem Abstand schon auf 1/9 u. s. f.). Die Schwere eines Körpers
aus der Mondoberfläche verhält sich demnach zu derjenigen des näm-
lichen Körpers aus der Erde wie
m M Mr2 78 • 17402
T : Ej = ' mr2 = ' 1 • 637=
* *
*
Von einer thermisch im Jahreskreislaus uicht mehr veränderlichen
Schicht nahe unter der Oberfläche ab nimmt die Wärme des Erd-
körpers nach der Tiefe hin ausnahmslos zu2, jedoch in sehr
ungleicher Schnelligkeit (am schnellsten in Steinkohlenlagern). Bei
durchschnittlicher Zunahme der Wärme des Erdinnern um 1° auf je
33 in und einer Wärme der obersten thermisch unveränderlichen Schicht
von z. B. 0° kann man trotzdem in der (noch nie erbohrten) Tiese von
33 x 100 oder 3300 m unter dieser Schicht noch kein Sieden des
Wassers erwarten, denn Siede- wie Schmelzpunkt erhöht sich mit dem
Druck, letzterer aber ist je weiter gegen den Erdmittelpunkt hin ein
immer gewaltigerer.3
Die rätselhafteste Eigenschaft der Erde ist ihr Magnetismus;
er wird von der Sonne beeinflußt und unterliegt sowohl ununter-
brachen vor sich gehenden regelmäßigen, als auch plötzlich eintretenden
1 Gravitation (abgeleitet von lat. gravis = schwer) bedeutet die Anziehungs-
kraft, die alle Körper aufeinander ausüben und die wir in der Rückwirkung der
Erde auf die au ihrer Oberfläche befindlichen Körper als Schwerkraft wahrnehmen.
* S, 96.
3 Die tiefsten Bergwerke reichen kaum über 1km in die Tiefe, mit dem Erd-
bohrer erreichte man bisher auch nur eine solche von 2 km.
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298
Ii. Die Lufthülle.
Nach der Höhe der Atmosphäre nimmt der Luftdruck natürlich
ab 1, denn die Dichte der unteren Teile einer Luftsäule wird eben durch
den Druck des über ihr lastenden Restes derselben verursacht. Aber
auch im Niveau des Meeresspiegels grenzen (schon infolge ungleicher
Erwärmung) schwerere an leichtere Luftschichten, weshalb die Luft auf
Erden nie zur Ruhe kommt. Linien gleichen Luftdrucks (letzterer ge-
messen im Niveau des Seespiegels oder auf dasselbe rechnerisch erhöht)
heißen Isobaren.
Auch der große Austausch der Luft durch alle Zonen 2 beruht ein-
fach auf deren Druckunterschieden. Die im Stillengürtel emporgestiegenen
Luftteilchen flimmern, durch die Aufsteigung selbst erkaltet, zwar immer
wieder hinab, um dasselbe Spiel unzählige male von neuem durch-
zumachen; durch die in jenem Gürtel am beständigsten aufwärtsstrebende
Luft sammelt sich aber dennoch stets in der Höhe eine durch den stän-
digen Nachschub verdichtete Luftmasse, welche gen N. wie S. minder
dichte Luftschichten zur Seite hat, diese folglich verdrängt; und da
durchschnittlich überhaupt jeder äquatornähere Breitengürtel einen wär-
meren Luftgürtel trägt als der ihm polwärts benachbarte, so wird auch
außerhalb des Stillengürtels aus ähnlichen Gründen in gleichen Luft-
höhen regelmäßig dichtere Luft polwärts dünnere Luft neben sich haben
und zu verdrängen bestrebt sein, woraus sich im ganzen eine doppelte
Luftströmung in der Richtung vom Äquator nach beiden Polarzonen
(Äquatorialstrom im weiteren Sinn) und eine doppelte Ersatzströmung
beider Erdhälften in entgegengesetzter Richtung ergiebt (Polarstrom
im weiteren Sinn). Der Passat gehört demnach seiner Richtung gemäß
zum Polarstrom, obwohl ein gutes Teil gegenpassatischer Luft immer
von frischem in ihn eintritt; und der gegenpassatische Äquatorialstrom
macht sich auch in unseren Breiten mitunter hoch oben im Luftmeer
bemerklich, denn er ist es, der die höchsten Wölkchen uns aus Sw.
am Himmel hintreibt.
Beginnt eine Bewegung, z. B. die eines Pendels, in genauer Ns.-
Richtung im Meridian 0 (wie die Pfeile von a aus andeuten sollen), so
wird sie, falls sie immer die gleiche Richtung beibehält, aber bei der Ost-
drehung der Erde allmählich in die Gegend gelangt, die bei ihrem Be- *
ginn der Meridian 60 einnahm, sich mit der Meridianrichtung kreuzen
(weil die Meridiane polwärts aufeinander zustreben); auf diese Art
machte Foucault [süfö] durch vielstündiges Schwingenlassen langer Pen-
del in hohen Gewölben die Rotation der Erde augenfällig. Bewegt sich
1 Deshalb kann man erreichbare Höhen der Erdoberfläche mittels des Baro-
Meters, nämlich nach dem Grade ihrer Lustverdnnnung messen; andere Höhenmessnngen
sind die trigonometrische (durch Messung des Höhenwinkels, bei nicht zu ersteigenden
Höhen das allein anwendbare Verfahren) und das Nivellement (Abmessung der Boden-
erhebung von einem der Höhe nach bekannten Ausgangspunkt Strecke für Strecke bis
zu der zu bestimmenden Höhe hin, so bei Eisenbahnbauten).
* S. 91.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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284 I. Mathematische Crdkunde.
Hiernach findet man z. B. für die Schneekoppe (1600 m) eine
Aussichtsweite von V1600 • 3.8 km = 152 km.
Mit Hilfe der Aussichtsweite läßt sich auch leicht der Satz be-
weisen, daß man die Größe des von einem Höhenpunkt überschauten »
Gesichtskreises in qkm erhält, wenn man die in m ausgedrückte Höhe
mit 45.^5 multipliziert. Denn mit nur ganz unbedeutendem Fehler
darf man die Größe des Gesichtskreises, der eigentlich ein Kreis auf
der Kugeloberfläche ist, gleich setzen dem (ein wenig kleineren) ebenen
Kreis, der mit jenem den Umfang gemein hat, und ebenso die Aus-
sichtsweite gleich setzen dem (ein wenig kleineren) Halbmesser dieses
Kreises. Dann ergiebt sich der Flächeninhalt des Aussichtskreises aus
der Formel für die aus dem Halbmesser zu berechnende Größe eines
Kreises F:
F = r2/r,
also (nach Obigem) = Vh2 • 3.82 • n = h • 45.365 qkm.
Somit erhält man z. B. als Größe des von der Schneekoppe
aus bei völlig durchsichtiger Luft zu umspannenden Gesichtsfeldes
72 584 qkm, d. h. nahezu die Größe von Bayern.
* *
Die einzelnen Parallelkreise haben naturgemäß eine sehr ver-
schiedene Rotationsgeschwindigkeit. Den Polen nahe durchwandeln die
Oberflächenpunkte der Erde kleinste Tageskreise in derselben Zeit eines
Sterntages, in welcher die Punkte des Gleichers 40070 km zurück-
legen, also mit 465 m Geschwindigkeit dahinsansen. ^ Je größer aber
die Schnelligkeit der Drehung, desto größer auch die Zentrifugal- oder
Fliehkraft, d. h. das Streben des rotierenden Punktes, sich vom
Drehungsmittelpunkt zu entfernen (Versuch mit der am Faden ge-
schwungenen Bleikugel). Infolge dieses nach den niederen Breiten zu
erhöhten Widerstrebens gegen die alle Gegenstände nach dem Erdmittel-
punkt ziehende Erdkraft2, die Schwere, zeigt sich diese äquatorwärts
verringert; etwas trägt hierzu auch der Umstand bei, daß der
Schwerpunkt, d. h. der Mittelpunkt der Erde^, den niederen Breiten
ferner, den höheren näher liegt (wegen der nur sphäroidalen, nicht
* Diese Sekundengeschwindigkeit von 465 in (gleich der Anfangsgeschwindigkeit
eines Geschosses aus einem der größten Kruppschen Geschütze) erhält man, indem man
die Äquatorläuge durch 86t64 d.h. durch die Sekundenzahl des Sterntages (S- 277)
dividiert.
2 I, 42.
3 Zwar wirkt jedes kleinste Massenteilchen der Erde anziehend, keineswegs bloß
der Erdmittelpunkt, aber die Summe der Anziehungskraft sämtlicher Massenteilchen
äußert sich in der Wirkung des Anziehens nach dem Erdmittelpunkt hin, weshalb
man diesen auch den Schwerpunkt nennt.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]