§ 63. Zeitbestimmung. 143
wenig zu groß genommen hatte. Und zwar stellte sich damals, 1582,
heraus, daß man 10 Tage hinter der richtigen Zeitrechnung zurück-
geblieben war. Daher ließ Papst Gregor Xiii. den Kalender refor-
mieren, indem nach dem 4. sogleich der 15. Oktober gezählt und ferner
bestimmt wurde, daß alle hundert Jahre ein Schalttag ausfallen sollte
(zuletzt 1900).
Alle Länder nahmen den Gregorianischen Kalender an, nur die-
jenigen der griechisch-orthodoxen Kirche blieben aus Abneigung gegen die
römische Kirche bei der alten Zeitrechnung, also vor allen Nußland,
das auch heute noch den Julianischen Kalender oder den Kalender a. St.
( = alten Stiles) beibehalten hat.
In 24 Stunden dreht sich die Erde einmal um ihre Achse. Ein
Ort auf dem Äquator legt also in dieser Zeit einen Weg von 40000 km
oder 5400 Meilen, d. h. in einer Stunde 225 Meilen, in vier Minuten
15 Meilen oder einen Grad zurück. Da nun ein jeder Ort auf der
Erde Mittag hat, wenn die Sonne durch seinen Meridian geht, so hat
ein Ort, der um 1° westlicher gelegen ist, auch um vier Minuten später
Mittag. Bei Reisen nach W. oder O. mußte man mithin beständig
andere Tageszeiten antreffen. Für Deutschland ist diesem Übelstand
durch die am 1. April 1893 eingeführte Mitteleuropäische Zeit
(M.e.z.) abgeholfen worden, indem man als Einheitszeit die Zeit des
15° v. Gr., der über Stargard-Görlitz geht, angenommen hat. Die
M.e.z. ist außer dem Deutschen Reiche noch von Österreich, Italien,
Dänemark, Schweden-Norwegen, der Schweiz, Bosnien, Serbien und
der w. Türkei angenommen worden, während England, Belgien und
die Niederlande nach W.e.z., Bulgarien, Rumänien und die ö. Türkei
nach 0. E. Z. rechnen. Frankreich, Rußland, Spanien-Portugal und
Griechenland haben einheitlich nach der Hauptstadt bestimmte Landeszeiten.
Beträgt der Zeitunterschied bei 1° 4 Min., so beträgt er für zwei
Orte, die 180 Längengrade entfernt sind, 12 Stunden, d.h. wenn wir
12 Uhr Mittag haben, so haben unsere Antipoden (welche?) 12 Uhr
Mitternacht. Ein Schiff, das von O. nach W. die Erde umsegelt, würde
mithin bei Fortführung der heimischen Zeitrechnung mit jedem Grade,
den es westwärts fährt, eine Zeitdifferenz von vier Minuten konstatieren.
Diese Differenz würde nach 180° einen halben Tag betragen und, wenn
das Schiff in den heimischen Hafen wieder einliefe, so würde man fest-
stellen können, daß man einen ganzen Tag in der Zeitrechnung voraufsei.
Daher ändert jedes Schiff an einer bestimmten Linie, die man längs dem
180» v. Gr. durch den Stillen Ozean zieht, das Datum (Datumgrenze).
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Extrahierte Personennamen: Gregor_Xiii Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Dänemark Schweden-Norwegen Schweiz Bosnien Serbien England Belgien Niederlande Bulgarien Frankreich Spanien-Portugal Griechenland
130
§,'55. Der Sternhimmel,
14. Das Küstenland Jstrien mit Trieft, der wichtigsten See-
Handelsstadt des Reiches, 180000 Einw. Von hier gehen Dampfer-
linien nach den verschiedensten Punkten des ö. Mittelmeeres bis zum
Suez-Kanal und Indien.
B. Das Königreich Ungarn.
1. Ungarn mit Siebenbürgen. In der Oberungarischen Ebene
liegt die frühere Krönungsstadt Preßburg, 66000 Einw., in Nieder-
Ungarn die in letzter Zeit gewaltig ausstrebende Hauptstadt Ofen-
Pest, 720 000 Einw., an beiden Seiten der Donau, der Mittelpunkt
der Verwaltung, des Handels und der Industrie. An der obern Theiß
das durch seine Weine bekannte Tokai. In Siebenbürgen, das viele
alte Ansiedler aus dem norddeutschen Reichsgebiet (Sachsen) hat, sind die
bedeutendsten Städte Hermannstadt und Klausenburg.
2. Das Königreich Kroatien-Slavonien zwischen Drau, Donau
und Save, mit der Hauptstadt Agram, 61000 Einw. Universität.
3. Die „königlich ungarische Freistadt" Fiume vermittelt den
überseeischen Verkehr von und nach Ungarn.
C. Bosnien und die Herzegowina
stehen unter der Verwaltung des österreichischen Finanzministeriums.
(Wiederhole das bei der Balkanhalbinsel Gesagte! 8 47.)
Iii. Mathematische Geographie.
§ 55.
Der Sternhimmel.
Dem Anscheine nach ruht wie eine gewaltige Halbkugel das
Himmelsgewölbe über der kreisförmigen Erdscheibe. Die Berührungs-
linie beider nennen wir Horizont. Der Punkt, wo am 21. März die
Sonne ausgeht, heißt der O.-Punkt, wo sie untergeht, der W.-Punkt.
Eine zur Verbindungslinie beider Punkte gezogene Senkrechte gibt den
N-- und den S.-Punkt an. Nach N. weist um 12 Uhr mittags
mein Schatten.
Eine im Schnittpunkt beider Linien errichtete Senkrechte trifft das
Himmelsgewölbe im Zenit, ihre Verlängerung durch den Mittelpunkt
der Erde zum Himmelsgewölbe erreicht den Nadir. Die auf der ent-
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
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132
§ 56. Die scheinbaren Bewegungen der Gestirne.
Wir nehmen Fig. 1 zu Hilfe. Auf der kreisrunden Horizontscheibe Nosw
bezeichne M unseren Standpunkt, an dem Rande des Horizontes bei 0
kommen mit dem sich drehenden Gewölbe Nzsp alle Gestirne herauf.
Wir stellen bald fest, daß die Bahnen der einzelnen Fixsterne miteinander
parallel laufen. Nennen wir einige dieser Sterne abcd usw., so er-
scheinen diese Gestirne stets an derselben Stelle am Horizont, beschreiben
stets denselben Bogen und verschwinden an derselben Stelle, um nach
24 Stunden wieder zu erscheinen. Wir müssen annehmen, daß sie unter
unserer Horizontebene ihren Weg zum Kreise ergänzt haben. Alle diese
Kreise liegen parallel zueinander. Die Bogen, die wir beobachten, nennen
wir Tagbogen, die wir nicht sehen können, Nachtbogen. Es ist
klar, daß die zwischen 0 und 8 heraufkommenden Sterne ade einen
kleineren Tagbogen haben als etwa der zwischen^ und 0 heraufkommende
Stern d. Der in 0 selbst aufsteigende und in W untergehende Stern a
aber beschreibt einen Kreis, bei dem Tag - und Nachtbogen einander gleich
sind; dieser Kreis ist zugleich der größte Kreis, den man ziehen kann,
er ist also der Äquator am Himmelsgewölbe, der Himmelsäquator.
Verfolgen wir weiter die Gestirnbahnen nach N und S hin, so sehen
wir, daß bei Np Sterne sich in Kreisen drehen, die unserem Auge über-
Haupt nicht entschwinden, während sich umgekehrt um 8p Sterne drehen,
z
p
Fig- 1-
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§ 57. Die scheinbaren Bewegungen der Sonne (Äquator- und Polhöhe). 133
die wir von unserer Horizontebene aus niemals sehen werden (Zirkum-
Polarsterne). Die Kreise aller sich mit dem Himmelsgewölbe drehenden
Sterne, die zueinander parallel laufen, haben jeder einen Mittelpunkt.
Diese Mittelpunkte liegen aus einer graden Linie, die sich allein nicht
mit den Kreisen mitdreht, ihre Endpunkte liegen in Np und Sp, es
sind die Himmelspole und die sie verbindende Linie ist die Himmels-
achse. In unmittelbarster Nähe von Np befindet sich ein hell leuchtender
Stern, der einen kaum wahrnehmbaren kleinsten Kreis um Np be-
schreibt. Das ist der Polarstern.
§57.
Die scheinbaren Bewegungen der Sonne (Äquator- und Polhöhe).
Die bisher gemachten Beobachtungen sind uns leicht geworden,
da wir sie zur Nacht machen konnten. Selbstverständlich ist das
Himmelsgewölbe auch am Tage mit Sternen besät, wir können sie
wegen des blendenden Sonnenlichts nur nicht sehen. Nur ein Stern
kann von uns am Tage beobachtet werden, die Sonne. Auch die Sonne
erscheint an der mit 0 bezeichneten Seite unserer Horizontebene, steigt
mit dem Himmelsgewölbe empor und geht an der Seite nach W zu hinab.
Aber dieser Auf- und Niedergangspunkt ist nicht, wie bei den anderen
Sternen, jahraus jahrein derselbe. Vielmehr, wenn die Sonne z. B. an
der Stelle des Sternes a, also auch in a am Morgen emporstiege, so
würde sie ihren Weg so nehmen, daß sie am nächsten Tage nicht in a,
sondern etwa in b heraufkäme, am folgenden in c usw. Ergänzen wir
diese Tages- und Nachtbogen, so kommen nicht in sich selbst zurückkehrende
Kreislinien heraus, sondern eine Spirale. Und in der Tat bewegt sich die
Sonne in solchen Spiralen an: Himmelsgewölbe auf- und abwärts.
Während nun jeder andere Stern seine eigene Bahn hat und diejenige
der anderen niemals berührt', gerät die Sonne in die Bahnen anderer
Sterne oder Sterngruppen hinein und wandelt, gewissermaßen in einem
Sternbilde mitten inne stehend, am Himmel dahin.
Wenn wir nun die Bahn der Sonne an einem bestimmten Tage,
z. B. am 21. März, verfolgen, so finden wir folgendes: 1. sie kommt
genau in Punkt 0 herauf, folgt dem Himmelsäquator und geht in W
unter. Ihr Nachtbogen ist an diesem Tage dem Tagbogen gleich, für
jeden Weg braucht sie 12 Stunden. Der Bogen, den sie macht, steht
schräg zu unserer Horizontebene, wie die Bogen aller Sterne. Sie
geht also von 0 in Richtung auf 8 empor. Wir stellen ihre höchste Höhe
am Mittag fest, indem wir eine Visierungslinie (Mso Fig. 2) nach der
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134 § 57. Die scheinbaren Bewegungen der Sonne (Äquator- und Polhöhe).
Sonne richten und oen Winkel zwischen Horizontebene und Visierungslinie
messen (zisoms). Angenommen, wir wohnten unter 50° n. Br., so
würden wir ^8o^I8--40° finden. Diesen Winkel nennen wir
die Äquatorhöhe für den Ort unter 50°, die Äquatorhöhe ergänzt
sich mit der geographischen Breite zu 90°.
Verfolgen wir die Bewegungen der Sonne nun mehrere Tage lang,
so werden wir merken, wie sie ihren Aufgangs- und Untergangspunkt
allmählich nach N zu verschiebt, und wie ihr Kulminationspunkt sich Z
(unserem Zenit) nähert, ihre Spiralen drehen sich also am Himmels-
gewölbe empor, ihre Tagbogen werden größer, die 'Nachtbogen kleiner,
daher auch die Tage selbst länger, die Nächte kürzer. Am 21. Juni
messen wir die Kulminationshöhe und finden, daß sie um 231/2° zu-
genommen hat. Der letzte Kreis, den die Sonne am 21. Juni beschrieben
Fig. 2.
hat, befindet sich also 23^° vom Himmelsäquator entfernt. Nun aber
tritt ein Stillstand und bald eine rückläufige Bewegung ein, die Sonne
schraubt sich bis zum 23. September auf ihren frühen Stand zurück, an
diesem Tage geht ihr Weg wieder über den Himmelsäquator, ihre Auf-
gangs- und Untergangspunkte fallen wieder in 0 und W. Bald aber
beobachten wir ihre Verschiebung nach 3 hin. Ihr Kulminationspunkt
hat einen immer größeren Abstand von unserem Zenit, ihr Tagbogen
nimmt ab, der Nachtbogen zu, und am 21. Dezember finden wir eine
Kulminationshöhe, die um 231/2 0 niedriger ist als die vom 23. September.
Die Abstände des Auf- und Untergangspunktes vom 0- und W-
Punkt nennt man Morgen- und Abend weite. Die Stellung
der Sonne am 21. März und 23. September bezeichnet man
als Frühlings- und Herbst-Tag- und Nachtgleichen (Äqui-
noktien), die Stellung am 21. Juni und 21. Dezember dagegen
als Sommer- und Winterfolstitium, oder Sommer- und
Wintersonnenwende, die Kreise 231/2° n. und s. des Äquators
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§ 58. Der Tierkreis.
135
als Wendekreis des Krebses und Wendekreis des Stein-
bocks.
Es bleibt noch übrig, festzustellen, in welchem Winkel denn die
Himmelsachse zu unserer Horizontebene steht. Wir visieren nach dem
Polarsterne und stellen den Winkel zwischen dieser Visierungslinie
(siehe Fig. 2) und der Horizontebene fest. Angenommen, wir machten
diese Messung unter 50° n. Br., so würden wir einen Winkel von
50° finden, d. h. der Polarstern steht über dem 50° n. Br. in 50°
Höhe. Diese Höhe nennt man die Polhöhe eines Ortes. Die Pol-
höhe ist gleich der geographischen Breite. Aus der Polhöhe
kann ich also die geographische Breite eines Ortes feststellen (wichtig
für den Seefahrer).
Beide, Äquatorhöhe und Polhöhe, ergänzen sich also zu 90°.
Beispiele: 1. Äquatorhöhe für einen Ort unter 0°, d.h. am
Äquator selbst? Antwort 90°. Die Sonne steht am 21. März im Zenit,
am 21. Juni steht sie unter 23^° nach N, am 21. Dezember 23y2°
nach S. Zwischen diesen Grenzen bewegt sich die Sonne, so daß sie
auf jedem Punkt innerhalb der beiden Wendekreise zweimal im Jahre
senkrecht scheint. Polhöhe unter dem Äquator--0°, d.h. den Polar-
stern sieht man im Horizont.
2. Äquatorhöhe für einen Ort unter 90° n. Br. (am Nordpol)?
Antwort 0°. Die Sonne steht am 21. März im Horizont, am 21. Juni
steht sie 231// über, am 21. Dezember 231/2° unter dem Horizont,
sie schraubt sich also in Spiralen, die annähernd mit der Horizont-
ebene parallel laufen, auf- und abwärts. Im Sommer geht sie nicht
unter, im Winter geht sie nicht auf, im Frühling und Herbst bleibt
sie ununterbrochen im Horizont. An den Polen decken sich Tages-
und Jahreszeiten. Polhöhe am Äquator = geogr. Breite = 90 °, der
Polarstern steht im Zenit.
§ 58.
Der Tierkreis.
Wir haben gesehen, daß außer der Sonne alle Fixsterne, also auch
die Sternbilder, jahraus jahrein ihre Stellung am Himmelsgewölbe,
mithin auch ihre Bahnen innehalten. An dem mit Sternbildern bedeckten
Himmelsgewölbe ändert nur die Sonne ihre Stellung, indem sie sich
innerhalb eines Gürtels, dessen Ränder je 23y2° vom Himmelsäquator
entfernt liegen, in Spiralen auf- und abwärts dreht. In diesem Gürtel
liegen nun eine Menge Sternbilder und seit alter Zeit hat man diejenigen
festgestellt, in denen, wenn auch bei Tage nicht sichtbar, unsere Sonne,
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142 §62. Die Gestall der Erde. Gradnetz. — § 63. Zeitbestimmung.
§ 62.
Die Gestalt der Erde. Gradnetz.
Die Planeten sind ihrer Form nach kugelähnliche Körper,
Spharolde. Auch unsere Erde ist ein Sphäroto, sie ist an beiden
Polen abgeplattet. Jedoch ist die Abplattung so gering, daß die Differenz
zwischen der Länge der Erdachse und einem Äquatorialdurchmesser nur
43 km beträgt.
Der größte, um die Erde gedachte Kreis, der die Erde in eine n.
und eine s. Halbkugel teilt, ist der Äquator. Legt man durch die
Teilpunkte der 360 Grade des Äquators 360 Halbkreise von Pol zu Pol,
so erhält man die 360 Meridiane oder Mittagslinien. Zwischen
je zwei Meridianen liegt ein Längengrad. Ein solcher gleicht einem
Ausschnitt aus einem Apfel oder einer Apfelsine. Am Äquator beträgt
seine Breite 1°= 111 km, nach den Polen zu nimmt seine Breite ab.
Teilt man die 360 Meridiane in je 180° ein und legt durch je zwei
gegenüberliegende Teilpunkte Kreise, die dem Äquator parallel laufen, so
erhält man die Parallelkreise und zwischen ihnen die Breitengrade.
Das so entstandene Gradnetz dient zur Bestimmung der geo-
graphischen Lage aller Punkte auf der Erde. Die Zählung beginnt für
die Breitengrade vom Äquator aus nach S. und N., für die Meridiane
von Greenwich aus nach O. um die Erde.
Die Kugelgestalt der Erde (vgl. Teil l, § 1) ist wissenschaftlich
festgestellt
1. durch die trigonometrischen Gradmessungen der Erde; diese
haben ergeben, daß die Meridiane in gleichen Abständen auch gleiche
Polhöhenunterschiede aufweisen, daß also die Krümmung der Erde in
der Richtung von Süden nach Norden eine gleichmäßige ist.
2. In der Richtung von West nach Oft aber zeigen unsere Uhren
(Chronometer), daß gleichen Entfernungen auf einem Breitenkreise auch
gleiche Zeitunterschiede entsprechen, also auch in dieser Richtung ist die
Krümmung der Erde eine gleichmäßige.
§ 63.
Zeitbestimmung.
Die Umdrehungsdauer der Erde um die Sonne beträgt 365 Tage,
5 Stunden, 48 Minuten, 48 Sekunden, also fast 365^ Tag. Da
nun das bürgerliche Jahr nur 365 Tage beträgt, so schiebt man, um
diese 1ji Tage einzuholen, seit der Kalenderreform des Julius Cäsar,
alle vier Jahre einen Schalttag ein. Freilich hatte man im 16. Jahr-
hundert gefunden, daß man mit 365^ Tag wiederum das Jahr ein
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Die Umgebung des Heimalortes.
11
* *
*
Kleiner Bär.
* * * Polarstern.
Sterngruppen denkt man sich durch
Linien verbunden oder umzogen.
Die dadurch entstehenden Bilder
nennt man Sternbilder. Sehr
bekannte Sternbilder sind das
Siebengestirn, der Orion,
der große und der kleine
Himmelswagen, auch großer
und kleiner Bär genannt.
*
Großer Bär.
*
Der letzte, mittelhelle Stern
im Schweif des kleinen Bären
heißt der nördliche Polarstern.
Andere helle Sterne führen be-
sondere Namen, z. B. Venus,
Jupiter. Der nebelartige Licht-
streifen, der den Himmel umspannt, heißt die Milchstraße. Die Stern-
schnuppen durcheilen in manchen Nächten in blitzartig schnellem Laufe
einen Teil des Himmels.
Auch die Sterne gehen im 0. auf und im W. unter. Nur die in
der Nähe des Polarsterns umkreisen ihn und sind die ganze Nacht sichtbar,
wie z. B. der große Bär
5. Der Horizont. Wenn wir uns draußen ans freiem Felde be-
finden, so haben wir unter uns ein kreisförmiges Stück der Erde. Über
dieser Erdfläche wölbt sich der Himmel wie eine hohle Halbkngel. Über uns
haben wir den höchsten Punkt des Himmelsgewölbes, den Scheitelpunkt.
An der Grenze der kreisförmigen Erdoberfläche scheinen sich Himmel und
Erde zu berühren. Bis zu jener Kreislinie reicht unser Gesicht. Man
nennt diese Linie daher den Gesichtskreis oder Horizont.
Horizontbeobachtungen. Von einer Anhöhe aus reicht unser
Auge bereits etwas weiter. Unser Horizont ist größer geworden. Je höher
unser Standpunkt ist, desto größer ist unser Horizont. Je
niedriger wir stehen, desto kleiner ist er. — Zeige 0., W., S., N. am Horizonte!
Bestimme die Nebenhimmelsgegenden von deinem Standpunkte aus!
Weuu wir unsere Schritte nach irgend einem Punkte des Horizontes
lenken, um an die Grenze zu gelangen, wo Himmel und Erde zusammen zu
stehen scheinen, so bemerken wir bald, daß über uns das Himmelsgewölbe
nicht niedriger wird. Immer haben wir über uus den Scheitel-
puukt. Der Horizont rückt immer mehr hinter die Gegenstände, die vom
ersten Standpunkt aus gesehen an der Grenze unseres Gesichtskreises lagen.
Der Horizont verändert sich mit unserm Standpunkt. Das
Himmelsgewölbe ruht nicht in Wirklichkeit auf der Horizontlinie; der
Himmel wölbt sich also nur scheinbar über der Erdfläche. Unser Auge
täuscht uns.
Auch mancherlei andere Erscheinungen belehren uns, daß die Wirklichkeit
vieler Vorgänge oft nicht mit unfern Wahrnehmungen übereinstimmt. In
stürmischer Nacht scheint der Mond mit rasender Eile durch die zerrissenen
Wolkenmassen zu schießen. Wir überzeugen uns leicht, daß in Wirklichkeit
die Wolken vom Winde in entgegengesetzter Richtung getrieben werden. —
Führe andere Beispiele an!
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
16
Globuslehre.
3, Das Gradnet;. Der nördliche Punkt der Erde, der senkrecht unter
dein nördlichen Polarstern (S. 10) liegt, heißt Nordpol; ihm gegenüber
liegt der «Südpol Beide Pole denkt man sich durch eine gerade Linie
verbunden, die durch den Mittelpunkt der Erde geht und Erdachse ge-
nannt wird.
Der Globus ist mit einem Netz von Linien umspannt, die teils von 0.
nach W., teils von N. nach S. laufen; solch ein Gradnetz denkt man sich
auch um die Erde gelegt, um sich auf der Erdoberfläche genau zurechtfinden,
d. h. die Lage der verschiedenen Punkte genau bestimmen zu können.
Der Äquator oder Gleicher ist eine gedachte Kreislinie um die Mitte
der Erde von 0. nach W., von beiden Polen gleich weit entfernt. Welche
Erdteile und Weltmeere durchschneidet er? Er teilt die Erde in eine nörd-
liche und eine südliche Halbkugel. Wie jede Kreislinie, wird auch
der Äquator in 360° geteilt. Ein halber Kreis hat also 180 °, i/4 Kreis 90°.
Die Meridiane verlaufen vom Nordpol zum Südpol und treffen den
Äquator an den Schnittpunkten seiner 360°. Man nennt diese 360 Halb-
kreise auch Mittagslinien, weil alle Orte, die auf dem gleichen Meridian
liegen, zu gleicher Zeit Mittag, d. h. den höchsten täglichen Sonnenstand
haben. Diese 360 Meridiane bilden 180 ganze, gleich große Kreise,
Mittagskreise oder Meridiankreise genannt. Jeder Mittagskreis
teilt die Erde in eine östliche und eine westliche Halbkugel. Als
Anfangs- oder Nullmeridian nimmt man den Meridian der Stern-
warte von Greenwich (grinttsch) in England an. Von hier aus ostwärts zählt
man die Längengrade von 1° bis 360°. Der 360. Meridian fällt mit
dem Nullmeridian zusammen. Die Längengrade betragen am Äquator
je Iii km, werden aber nach den Polen zu kleiner. Die Entfernung
eines Ortes vom Nnllmeridian heißt seine geographische
Länge.
Die Parallelkreise oder Breitenkreise sind mit dem Äquator gleich-
laufend und werden nach den Polen zu immer kleiuer. Da der Weg vom
Äquator nach jedem der beiden Pole 90 ° oder 1/4 Kreis beträgt, zählt man
je nördlich und südlich 89 Parallelkreise. Der 90. ist der betreffende Pol.
Die Entfernung von einem Breitenkreise zum andern heißt Breitengrad.
Jeder Breitengrad beträgt etwa Iii km. Die Entfernung eines
Ortes vom Äquator' nördlich oder südlich heißt seine geo-
graphische Breite.
Gradnetzaufgaben!
Kartenlesen. Die Darstellung der Erdhalbkugeln auf flacher Ebene
nennt man die beiden Planigloben (Flachkugeln). Gewöhnlich stellt man sie
als östliche und westliche Halbkugel dar. Legt man die Schnittfläche
durch den 340. Meridian v. Gr., so liegen auf der östlichen Halbkugel die
Erdteile Europa, Asien, Afrika und das Festland von Australien mit den
nordöstlichen Inselgruppen des Erdteils; auf die westliche Halbkugel kommen
Amerika und die meisten der Südseeinseln.
Die Darstellung des Grundrisses oder der obern Fläche von einem
Gegenstande (einem Zimmer, einem Hause, einem Garten u. s. w.) nennt
man Planzeichnung oder Plan. Die Heimatkunde machte uns mit dem
Plan des Schulzimmers, des Schulgrundstückes, eines Stadtteils und dem
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
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Extrahierte Ortsnamen: England Europa Asien Afrika Australien Amerika
18
Globuslehre,
/ ci
Linie 1 — Erdboden; der Raum zwischen den Linien 1 und 2 bezeichnet
die Höhe der Luftschichten über der Erde; Linie a bezeichnet die Richtung
der Souenstrahlen an einem Sommermittage, Linie b an einem Winter-
mittage.
Senkrecht fallen in unserer Gegend die Sonnenstrahlen nie zur Erde;
sondern die Sonne steht immer — tiefer oder höher — mittags am Süd-
himmel. Nach 8. müßten wir also reisen, um in Gegenden mit senkrechtem
Sonnenstände zu gelangen. Diese breiten sich bis 231/,2° nördlich und
23l/2° südlich vom Äquator aus. Bei Beginn des Frühlings steht die
Sonne senkrecht über dem Äqnator; während des Frühlings wandert der
senkrechte Sonnenstand immer weiter nördlich, bis er sich bei Beginn des
Sommers über dem Parallelkreise befindet, der 231/2 0 nördlich vom Äquator
liegt. Er heißt der nördliche Wendekreis, weil die Sonne nunmehr auf
ihrem Wege gleichsam umwendet, und wieder dem Äquator näher rückt. Am
Herbstesanfang steht die Sonne wieder senkrecht über dem Äquator. Von
nun an wandert der senkrechte Sonnenstand weiter südlich, bis er sich am
Anfange des Winters über dem südlichen Wendekreise, 23l/2 0 südlich
vom Äquator, befindet. Wir haben dann den niedrigsten Sonnenstand im
Jahre. Wann haben wir den höchsten gehabt? (^Wiederhole, was über den
jährlichen Sonnenlauf und die Jahreszeiten anf S. 9 gesagt ist!) Der
nördliche Wendekreis heißt der des Krebses und der südliche der des
Steinbocks, nach den Sternbildern, in deren Nähe die Sonne um diese
Zeit steht.
(K Die Zonen. Mau hat die ganze Erdoberfläche nach der stärkern
oder schwächern Beleuchtung und Erwärmung in 5 Erdgürtel oder
Zonen geteilt: 1. die heiße Zoue, zwischeu den beiden Wendekreisen ge-
legen, der Erdgürtel des senkrechten Sonnenstandes und daher der größten
Jahreswärme; 2. die nördliche gemäßigte Zone, von 231/20 bis
661/2° n. Br., oder zwischen dem nördlichen Wendekreise und dem nörd-
lichen Polarkreise gelegen; 3. die südliche gemäßigte Zone,
von 2s1ii2° bis 661 /2° s. Br., oder zwischen dem südlichen Wendekreise und
südlichen Polarkreise gelegen; 4. die nördliche kalte und 5. die
südliche kalte Zone, die Gegenden der geringsten Jahreswärme, um die
Pole innerhalb der Polarkreise gelegen. _
Nach der Entfernung vom Äquator richtet sich die Pflanzen und Tier-
welt der einzelnen Gegenden unserer Erde. Im allgemeinen wird die Ent-
Wickelung der Pflanzen von höherer Wärme begünstigt. Daher finden mir
in der heißen Zone — wenn es nicht an der nötigen Feuchtigkeit fehlt^ —
eine üppige Pflanzenwelt, gegen die sich die der Polargegenden sehr armselig
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