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1. Die Weltgeschichte - S. 20

1835 - Mainz : Kupferberg
20 Syrer. Phönicier» Die Jahre der Israeliten bestanden aus zwölf Monaten, abwech« selnd von neunundzwanzig und dreißig Tagen; das an dem Sonnenjahre Fehlende wurde durch Einschaltungen nachgeholt. Anfangspunkte für ihre Zeitrechnung waren: die Regiernngsjahre ihrer Könige, der Auszug ans Aegypten, der Salomonische Tempelbau, die babylonische Gefangenschaft :c. und erst im eilften Jahrhundert n. §h. G. zählten sie nach Jahren der Weltschöpfung, und rechneten 5761 Jahre bis zur Geburt Christi. §. 7. Syrer. Die Syrer wohnen im Nordosten von Palästina bis zum Euphrat. Von ihren Städten, die von besonderen Oberhäup- tern oder Königen beherrscht werden, zeichnen stch aus : Damaskos und Zoba oder Nisi bin. Vergebens kämpfen ste gegen die Uebermacht des israelitischen Davids; aber die schwachen Nachfolger Salomo's werden wiederholt von ihnen gezüchtigt (Hasael), bis ste selbst wieder den assyrisch-babylo- nischen Eroberern unterliegen. §. 6. Phonicier (Phöniker). * Durch Handel und Schifffahrt heben sich die phöni- eischcn Städte, vorzüglich Sidon und Tyros, zu großer B l ü t h e empor; doch Alles, w a s sie Großes erwarben u nd hervorbrachten , mußte ihrem H andelsin ter esse dienen. Den babylonischen Herrschern, den persischen und makedonischen unterwerfen sie sich e r st n a ch h art en K ä m p f e n. Die Phonicier vom persischen Meerbusen her lassen sich schon in der Urzeit am Mittelmeere nieder. Die Lage ihres Landes führt sie zum Fischfang, zur Schifffahrt, Seeränbcrei und zum Handel — Kolonien. Ihre Städte sind oft durch Bündnisse vereint, von Königen mit Magistraten beherrscht. Als die älteste und blühendste wird Sidon genannt; seine kunstvollen Arbeiten rc. sind schon im Alterthum gerühmt; doch bald hebt sich über alle das von ihm gegründete

2. Deutsche Kulturgeographie - S. 103

1912 - Halle an d. Saale : Schroedel
21. Die deutsche Industrie. 103 und eine Reihe bekannter Heilmittel wie Salicylsäure, Antipyrin und Phenazetin sind Erzeugnisse aus Steinkohlenteer, die von einer großen Industrie hergestellt werden. Für diese Erzeugnisse kommen in der Hauptsache die Fabriken in Höchst, Ludwigs- Hafen und Leverkusen bei Mühlheim a. Rh.^ in Betracht. In ätherischen Ölen sind Leipzig und Verlin berühmt. Industrien, die wiederum ganz auf heimatliche Roherzeug- nisse angewiesen sind und dabei einen Weltruf erlangt haben, sino die deutsche Zuckerfabrikation und die deutsche Vier- brauerei. Uber 70 Mill. hl Vier werden das Jahr über gebraut. Davon werden 110000 Tonnen für reichlich 20 Mill. M. nach den Nachbarländern, den Vereinigten Staaten, Indien und Afrika ausgeführt, dagegen etwa 60 000 Tonnen für 7 Mill. M. in der Hauptsache aus Böhmen eingeführt. Deutschlands Viere, besonders die aus Bayern, werden auf dem ganzen Erden- rund gern getrunken. Deutschland ist das erste Zucker land der Erde und übertrifft in der Erzeugung selbst die wichtigsten tropischen Rohrzuckerländer; denn es liefert annähernd ein Drittel (gegen 2 Mill. Tonnen) des gesamten Rübenzuckers der Erde (6v2 Mill. Tonnen). Von den rund 400 deutschen Zuckerfabriken entfallen über 100 allein auf die Provinz Sachsen. Der Zucker- pol befindet sich in Magdeburg. Jährlich werden für reich- lich 200 Mill. M. Zucker ausgeführt, besonders nach Großbritan- nien, Norwegen, den Niederlanden, der Schweiz, Dänemark, Ar- gentinien und Chile. Das mag die große Bedeutung unserer Zuckerindustrie ermessen, deren Blüte auch für die Landwirtschaft von hoher Wichtigkeit ist. Der Zuckerverbrauch ist über- dies ein zuverlässiger Gradmesser für den Wohlstand des Volkes, dessen Entwicklung in der Tatsache zum Ausdruck gelangt, daß der Zuckerverbrauch auf den Kopf der Bevölkerung sich seit fünf- zig Jahren annähernd verdreifacht hat. Selbst wenn man in Erwägung zieht, daß dieses Ergebnis zum Teil auf die Ver- billigung des Zuckers zurückzuführen ist, ist doch nicht zu bestreiten, daß eine große Zunahme des Verbrauchs in den minderbemittel- ten Klassen auf eine hocherfreuliche Zunahme des allgemeinen Wohlstandes schließen läßt. An dieser Erscheinung hat unsere Industrie einen nicht zu unterschätzenden Anteil. Sie kann mit begründetem Stolze auf ihre technischen Leistungen blicken, sie kann dies umsomehr, als die fortgesetzte Verbesserung der Lage der deutschen Arbeiter- schaft eine glänzende Widerlegung der Irrlehre bildet, daß bei uns die Reichen immer reicher, die Armen immer ärmer würden, und daß die Vlüte unserer Industrie der Ausbeutung der Arbeiter- schaft beizumessen sei. Hohe Anerkennung verdient die Arbeit unserer führenden industriellen Kreise, besonders auch aus dem Grunde, weil sie die für jedermann sichtbaren Erfolge erzielt hat, obwohl die deutsche Industrie neben der Last steigender Löhne Opfer für die gesetzliche Sozialpolitik zu tragen hat, wie sie in keinem

3. Deutsche Kulturgeographie - S. 90

1912 - Halle an d. Saale : Schroedel
90 Iii. Die materiellen Grundlagen der deutschen Kultur. gefähr in südnördlicher Richtung verläuft. Neben der 480 m langen und 20 m breiten Auktionshalle befinden sich Eisschuppen, Marinierhäuser, Räuchereien, Klippfisch-, Fischmehl- und Leber- tranfabriken, Unterkunftsräume für die Fischer und ein besonderer Bahnhof. 1892 wurden in Geestemünde 16,4 Mill. Pfund Fische für 1,8 Mill. M. verauktioniert, 1910 hingegen 68 Mill. Pfund im Werte von 7,6 Mill. M. Die Hochseefischerei hat uns immer mehr zum Bewußtsein geführt, daß die Ozeane mit ihren Nebenmeeren, die früher als „Wüsten" verschrieen waren, durch ihre Erzeugnisse ausschlug- gebende Faktoren der Weltwirtschaft sind. Nicht bloß darin, daß sie direkt Nahrungsmittel liefern, besteht ihre wirtschaftliche Be- deutung, sondern auch in der Schaffung von Grundlagen zu großen Industrien. Auf deutschem Boden sind hauptsächlich in Geestemünde, wie oben schon erwähnt, verschiedene Fischin- dustrien emporgeblüht. Die Klippfischfabrik ist die neueste dieser Unternehmungen; ihre Erzeugnisse sind weit gesucht, in- sonderheit werden sie von dem lateinischen Amerika den nor- we^ischen Klippfischen vorgezogen. In Geestemünde, auch an einigen Ostseeplätzen, besonders aber in Kiel und in dessen Nähe ieckernförde) befinden sich große Fischräuchereien und Marinier- anstalten. Gegen 25 Mill. M. beträgt der Wert der jährlich in Deutschland zu Räucherwaren und Marinaden verarbeiteten Fische. K-"*- 20. Die natürlichen Schatzkammern und die Werkstätten 7 des deutschen Bergbaues. Schätze des Bodens sind ein wichtiger Nationalreichtum. Kein Land verfügt über alle mineralischen Schätze, die _ durch die menschliche Wirtschaft ausgenutzt werden. Das Mineral- reichste Land, das wir bis jetzt kennen, sind die Vereinigten Staaten von Amerika. Doch ist zu bedenken, daß dieses Land eine siebzehnmal größere Fläche als das Deutsche Reich einnimmt; und im Hinblick auf seine Flächenausdehnung kann Deutschland mit seinen Bodenschätzen sehr zufrieden sein und steht da- mit unter den Staaten Europas an erster Stelle. Die Boden- schätze haben großen Einfluß auf unsere geistige und sinnliche ^materielle) Kulturentwicklung ausgeübt, und unser^ Vormarsch in der industriellen Leistung andern europäischen Ländern gegen- über ist wesentlich ein Ergebnis dieses Einflusses. Viele geistige Kräfte, die nach Betätigung drängen, werden durch den Bergbau beschäftigt. Gewaltige Aufgaben sind dem modernen Bergbau erwach- sen und zu ihrer Lösung bedarf es einer großen Summe geistiger Arbeit. Die Kräfte, die den modernen Bergbau und das moderne Hüttenwesen leiten, werden in den Hochschulen zu Clausthal, Freiberg i. Sa., Berlin, Aachen und Breslau ausgebildet. Die Erde läßt sich ihre Schätze nicht kampflos entringen, und frischer Wagemut und Unternehmungsgeist, seltene Ausdauer und

4. Deutsche Kulturgeographie - S. 99

1912 - Halle an d. Saale : Schroedel
21. Die deutsche Industrie. 99 Nur das leise Zittern der Drahtseile, an denen die Motore der Kräne die Gießpfannen hochwinden, läßt die Schwere der Lasten erkennen, die, scheinbar leicht schwebend, nun zu der Gußform ge- tragen werden. Ein Ruck an einem seitlichen Hebel der Pfanne lüpft den Stopfen, der die Ausflußöffnung an ihrem Boden schließt, und nun ergießt sich der Stahlstrom aus jeder Pfanne unter weit sprühendem Funkenregen in die Formen. Dreißig Tonnen Stahl in jeder Gießpfanne, das macht einen Block von sechzig Tonnen. Einen gleich schweren Block sehen wir eben in dem Schiff nebenan aus dem Ofen hervorholen. Während die Tür vorne sich hebt, fährt eine Lokomotive die bewegliche Ofensohle heraus. Der oarauf liegende Stahlblock, eine Bramme von etwa 1 m Dicke, 3 m Breite und 5 w Länge, strahlt uns mit seiner blendenden Weißglut so heftig an, daß wir schleunigst in respektvolle Ent- fernung zurückweichen. Ein vierschenkliger Haken hat unterdes den Block von zwei Seiten gefaßt und auf die Walzenstraße gelegt, deren weitgeöffnete Walzen ihn t nun in ihren eisernen Griff nehmen. Zwischen den Walzen, die sich bei jedem Gange enger stellen, hin und hergehend, streckt sich das Ungetüm mehr und mehr. Bei der Berührung mit der Luft hat sich die Ober- fläche mit einer Schicht Hammerschlag bedeckt. Es treten jetzt Leute vor und werfen Reisig auf die Platte; unter Entwicklung einer hochaufschlagenden Lohe und mit einem Geknatter wie von einem Gewehrfeuer geht es mit der Platte unter der Walze durch, weithin einen Regen von sprühenden Funken und glühenden Holzstückchen entsendend. Doch bald sehen wir, daß diese knallenden Laute den Hammerschlag mit fortreißen und die blanke hellrote Oberfläche des Stahles wieder erscheint. Unterdes ist der ungefüge Block schon erheblich schlanker geworden. Aber noch oft muß er zwischen den Walzen hin und hergehen, ehe er auf das Maß von etwa 30 em Dicke gebracht ist. Zur Platte ist der mächtige Block nun schon geworden, aber damit er ein echter Panzer wird, d. h. die Glashärte der Oberfläche erhält, die die Kruppschen Panzer- platten so berühmt gemacht haben, muß die Platte noch manche Ofenerhitzung, manche Abschreckung in kalten Bädern erleiden. Gewaltige Biegepressen müssen ihr die nötige Rundung geben, damit sie sich an den Schiffskörper anschmiegt. Fräs- und Hobel- Maschinen müssen die Kanten bearbeiten, damit sich Platte fest an Platte fügt. In keiner Werkstattanlage kann uns eindringlicher zu Gemüt geführt werden, welche Wärme- und Kraftenergien der Mensch in der modernen Eisenindustrie meistern gelernt hat. Wenngleich die industrielle Stellung Deutschlands auf dem Weltmarkte ihren festesten Grund- und Eckstein an den Leiswngen des „Ruhrreviers" hat, so haben doch auch andere deutsche Gebiete ähnlich hohe industrielle Bedeutung, z. B. das sächsische, dessen Mittelpunkt für die Eisenindustrie schon seit Jahrzehnten Ehem- nttz_ ist. Der Hüttenbetrieb Oberschlesiens eifert dem der Rheinlande und Westfalens mit Erfolg nach. Die allgemeine Ver-

5. Deutsche Kulturgeographie - S. 231

1912 - Halle an d. Saale : Schroedel
39. Die deutschen Kolonien als Rohstofflieferer. 231 hervor, so z. B. die Herstellung von Maschinen und Transport- Mitteln für die tropische Landwirtschaft. Durch den Uberseever- kehr nach eigenen Kolonien und der daselbst betriebenen Kultivation geben wir der deutschen Arbeitskraft neue Impulse, lohnendere Be- schäftigung. Wir zählen jetzt 65 Millionen Seelen im Mutterland, mit jedem Jahre vermehrt sich unsere Bevölkerung fastum eine weitere Million. Wir wollen keinen Überschuß an fremde Staaten abgeben, denn die Menge schaffender Hände macht den Reichtum eines Volkes aus. Daher galt es für unsere bestehende Bevölkerung den Lebens- unterhalt, d. h. Arbeit zu schaffen und für das kommende Geschlecht die gleiche Möglichkeit zu sichern in einem Umfang, der dem Stande europäischer Zivilisation und der Kulturaufgabe des Deutschtums entspricht. Die deutschen Kolonien haben sich während der kurzen Zeit ihres Bestehens zu bedeutenden Rohproduzenten wichtiger tropischer Erzeugnisse, die zum größten Teil nur der deutschen Industrie zugute kommen, entwickelt. Tierische, pflanzliche und mineralische Erzeugnisse bringen uns die Kolonien. (Über den Ausfuhrwert verschiedener Erzeugnisse vgl. stat. Anh. Xxxix a-f.) *) Die Pflanzenwelt liefert bis jetzt die wichtigsten Erzeug- nisse. Unter ihnen steht der Kautschuk obenan. Kamerun bringt den meisten Kautschuk. Er hatte im Jahre 1910 einen Ausfuhrwert von 11 Millionen M, wovon für 10 Millionen allein nach Deutschland ging. Vis jetzt hat noch kein Jahr eine ähnlich hohe Ernte ergeben. Als Kautschuklieferanten kommen noch Togo und seit 1906 Neuguinea in Betracht. Der Wert und der Weltverbrauch des Kautschuks und der ihm verwandten Guttapercha sind seit einigen Jahrzehnten außerordentlich gestiegen, und zwar im engen Zusammenhang mit der Entwicklung der elek- trischen Industrie und dem Aufblühen der Fahrrad- und Automobil- Industrie. Die deutsche Industrie bedarf jetzt (1910) für etwa 250 Mill. M. Kautschuk, wovon unsere Kolonien x/io liefern, 1901 war es nur V26 bei einem Gesamtbedarf von kaum 50 Mill. M. Nächst wichtige tropische Rohprodukte liefert die Ölpalme in Kamerun und Togo. Die Ausfuhr von Palmkernen ist fast ganz nach Deutschland gerichtet und die von Palmöl etwa zur Hälfte. Die Nachfrage nach kolonialen Olstoffen suchen auch Kopra, Sesam, Erdnüsse u. a. zu befriedigen. Als Lieferant für Sesam und Erdnüsse kommt Ostafrika in Frage. Kopra, die zerstückelte und getrocknete Kokosnuß, wird uns von Ostafrika, Togo, vor allem jedoch von Neuguinea mit dem Jnselgebiet und *) Hierbei sei nochmals auf die ausführlichen kartographischen und figürlichen Darstellungen in meinem„Wirtschastsatlas der deutschen Kolonien" (Verlag von Dietrich Reimer in Berlin) hingewiesen, desgleichen auf die Wirtschaftskarten der deutsch en Kolonien in dem hier mehrfach zitierten „Kleinen Atlas der Wirtschafts- und Verkehrsgeographie" (Verlag von Hermann Schroedel in Halle a. S.).

6. Deutsche Kulturgeographie - S. 232

1912 - Halle an d. Saale : Schroedel
232 Vi. Deutschland als Kolonialmacht. von Samoa gesandt. Auf den Marianen. Karolinen und Palau sind die Kokospalmen die ausschließliche Grundlage des Wirtschaft- lichen Lebens. Ein- und Ausfuhr der Südseegebiete hängt, wenn von den neuern Phosphatfunden abgesehen wird, ganz von dem Gedeihen der Kokospalme ab. Sie bedarf hier wie überall einer gewissen Pflege, auch von feiten der Eingeborenen, wenn sie gute Früchte zeitigen soll. Von den Faserpflanzen hat die Sisalagave schnellen Ein- gang in Ostafrika gefunden. Auch in den andern Kolonien be- ginnt man langsam mit deren Kultur. Während 1899 Ostafrika für 15000 M. Sisalfasern ausführte, so 1910 bereits für reichlich 3 Mill. M., die fast ganz für die deutsche Industrie bestimmt sind. Ostafrika besitzt zudem selbst eine einheimische vortreffliche Faser- pflanze, die Sanseviera, die auf den Hochsteppen des Landes gedeiht. War die Gewinnung der Sansevierenfaser früher sehr schwierig und besonders bei den Eingeborenen sehr verhaßt, so ist jetzt das Problem der maschinellen Aufbereitung der Faser gelöst und die Sansevieren kommen bereits unserer Nachfrage nach Hanffasern entgegen. Bei den Sisal- und andern Hanffasern kann leicht Überproduktion eintreten, weniger indes bei einer andern der meist gebrauchten Faser, der Baumwolle. Baumwollbau wird wohl von den Eingeborenen in Togo, in Kamerun und Ostafrika schon seit altersher betrieben, aber mehr für den eigenen Gebrauch als für die Ausfuhr. Regierung, Reichstag, Presse, Handel und Industrie in Deutschland sind nie einiger gewesen als in der Frage, wie nötig es sei, das wichtigste Rohprodukt unserer Textilindustrie, die Baumwolle, in eigenen Kolonien zu pflanzen. Deutschlands Verbrauch an Baumwolle hat sich während eines Menschenalters (zu dreißig Jahren gerechnet) dem Wert nach ver- dreifacht. Im Jahre 1882 hatte die Einfuhr einen Wert von nicht ganz 180 Mill. M., 1910 hingegen von 561 Mill. M. Und dieser riesige Verbrauch muß bisher fast ausschließlich aus fremden Wirtschaftsgebieten befriedigt werden, in erster Linie aus den Vereinigten Staaten, sodann aus Ägypten, Indien und andern Kolonialländern. Die wirtschaftliche Notwendigkeit, eine so un- geheure Summe von über 1j2 Milliarde M., die doch in der Hauptsache von deutschen Verbrauchern aufgebracht werden muß, mindestens zu einem erheblichen Teil im Lande zu lassen, _ tritt in ihrer Bedeutung fast hinter der politischen Notwendigkeit zurück, die deutsche Textilindustrie, einer der Haupteinnahmequellen der steuerzahlenden Bevölkerung, vor der Gefahr zeitweisen Ver- lustes ihres Rohstoffes infolge politischer Verwicklungen zu schützen. Es ist klar, was es für ein Volk von 65 Millionen Menschen bedeutet, wenn eine Einnahmequelle wie die Textilindustrie, über Nacht versiegt, weil die Arbeit aus Mangel an Rohstoff aufhört. Genauere Untersuchungen haben erwiesen, daß wir ausge- zeichnete Baumwolländereien in Togo, Kamerun und Ostafrika

7. Deutsche Kulturgeographie - S. 235

1912 - Halle an d. Saale : Schroedel
39. Die deutschen Kolonien als Rohstofflieferer. 235 Letztere Fragen sind allerdings bis jetzt nicht so brennend geworden, weil die einheimische Viehzucht der Ernährung unsers Volkes im großen und ganzen noch genügen kann. Für die koloniale Tier- zucht ist es notwendig, solche Stoffe zu erzeugen, für die in der Heimat ein Bedarf vorliegt. Die Gesamtausfuhr an tierischen Erzeugnissen der Kolonien beträgt erst wenige Millionen, und die Einfuhr nach Deutschland an tierischen Erzeugnissen beläuft sich abzüglich der Wiederausfuhr im rohen Zustand auf weit über 1 Milliarde M. Bei der kolonialen Tierzucht kann es sich vorderhand nur um Rohstoffe handeln, namentlich Wolle, _ Felle, Häute, Leder, Knochen, Haare, Därme, Federn, wofür wir des Jahres allein über 1/2 Milliarde M. dem Auslande zahlen. Die Wolle ist neben der Baumwolle der weitaus wichtigste Rohstoff für unsere Textilindustrie. Von den rund 400 Mill. M., die wir an außerdeutsche Länder für rohe Schafwolle zu entrichten haben, wird hoffentlich bald ein gut Teil nach Deutsch-Südwest- afrika, was unser Schafzuchtgebiet der Zukunft ist, abfließen. Im Jahre 1910 sandte Südwest dem Mutterlande für 30000 M. Wolle. Bedeutender ist hier die Ausfuhr von Hörnern, nach Deutschland etwa für 100000 M. Die ähnlich hohe Ausfuhr an Hörnern von Deutschostafrika kommt dem einheimischen Markt nur zu einem Viertel zugute. Die deutschen Kolonien liefern ferner in kleinen Mengen Häute von Ochsen, Ziegen und Schafen, auch Wildhäute und Südwestafrika besonders noch Robbenfelle. Die Straußenzucht steht erst in den Anfängen. Kostbare Federn liefert Neuguinea: von hier werden jährlich gegen 6000 Stück Paradiesvögel, davon 5000 für Deutschland ausgeführt, im Werte von nicht ganz 200000 M. Gesetzliche Maßnahmen müssen der Ausfuhr dieses prächtigen Vogels, wenn er nicht in einigen Jahren als ausgestorben, zum mindesten als ganz selten gelten soll, Einhalt tun. Von tierischen Erzeugnissen seien noch genannt der Guano aus Südwestafrika, das Jnsektenwachs und die Kauri aus Ostafrika, Schildpatt und Perlmutterschalen, Trepang und Haifischflossen von der Südsee. Fernerhin werden lebende Tiere (Haustiere und Wildtiere) exportiert, am meisten aus Ostafrika, sodann aus Südwest, Togo und Kamerun. Von den tierischen Erzeugnissen steht dem Wert nach das Elfenbein immer noch obenan. Unsere vier afrikanischen Schutzgebiete liefern Elfenbein, zusammen für etwa Iv2 Mill. M. Kamerun und Ostafrika bringen jährlich je für V2 bis 3/4 Mill. und mehr Mark Elfenbein auf den Markt, von dem der ansehn- lichste Teil für unsere heimische Industrie bestimmt ist. Während es in unserm Willen und in unserer Kraft liegt, die pflanzlichen und tierischen Erzeugnisse von Jahr zu Jahr zu steigern, ist dies für mineralische Erzeugnisse nur bis zu einem gewissen Grade der Fall. Sobald ein Minerallager aus- gebeutet ist, ist sein Produktionswert dahin. Diese Befürchtung

8. Deutsche Kulturgeographie - S. 238

1912 - Halle an d. Saale : Schroedel
238 Vi. Deutschland als Kolonialmacht. verhütten und zu bearbeiten. Fundstätten finden sich hier bei Santrok in Buem und bei Glei und Atakpame. Bei dem „Eisen- Hunger", an dem fast alle Industriestaaten allmählich zu leiden beginnen, dürften Kamerun und Ostafrika als Erzlieferer für Deutschland künftighin noch große Bedeutung erlangen. Für die Ausfuhr nach dem Weltmarkte haben in unsern Schutzgebieten, mit Ausnahme der Diamantenvorkommnisse in Südwestafrika und der Phosphatfunde in der Südsee, zurzeit die größte Bedeutung die Eingeborenenkultur und die im Wesentlichen auf Raubbau beruhende Gewinnung (Sammelwirtschaft) von Naturprodukten, wie Kautschuk, Palmkernen, Elfenbein, Kopal usw. durch die Eingeborenen. Dazu gesellt sich die europäische Plantagenwirtschaft, namentlich in Ostafrika, in Kamerun und in der Südsee. In Ostafrika hat im Jahre 1910 die Menge des in den Plantagen erzeugten Kautschuks die des durch Sammelwirtschaft gewonnenen übertroffen, indem er innerhalb von drei Jahren von l/2 Mill. M. auf 31/4 Mill. M. stieg (vgl. stat. Anh. Xxxixa). An der Eesamtausfuhrmenge des Kautschuks in Kamerun sind die Europäerplantagen mit nur knapp l°/0 beteiligt (1910). Kakao ist die wichtigste Plantagenkultur, mit der sich auch die Ein- geborenen in Kamerun und Togo zu beschäftigen beginnen. In Deutsch-Neuguinea haben die Eingeborenen unter Anleitung der Verwaltung ihre Kokosbestände an vielen Stellen beträchtlich vermehrt. In Samoa betrug der Ernteertrag des Hauptausfuhr- Produktes, Kopra. 8800 Tonnen (1910). Hiervon brachten die Eingeborenen 6200 auf und der Betrieb der Weißen 2600 Tonnen. In Togo ist die Vaumwollkultur vorzugsweise Volkskultur, in Ostafrika hauptsächlich europäische Plantagenkultur. Im Handel der Kolonien hat Deutschland bei weitem das Übergewicht (vgl. stat. Anh. Xxxviii a). Bei dem Handel sind auch Großbritannien und die britischen Kolonien stark beteiligt, erst im weiten Abstand Frankreich, amerikanische und andere Länder. England herrscht nicht mehr wie ehedem in Deutschostafrika vor. Hier beherrscht jetzt (1910) im Küsten- grenzhandel Deutschland den Gesamthandel mit 62 °/0, dann folgen England, Zanzibar und Indien. Mehr noch hat Deutschland das Übergewicht in Kamerun (82°/») und Südwestafrika (80°/0). Der Handelsverkehr Togos ist zu 60 °/0 von Deutschland ab- hängig. Von den Südseegebieten wird der Gesamthandel _ des Bismarckarchipels mit Kaiser-Wilhelmsland und den Ostkarolinen von Deutschland beherrscht, neuerdings ebenso der der West- karolinen mit Palau und Marianen; von dem Umsatzwert der letztern Inselgruppe beanspruchen die Japaner mehr als ein Viertel. Infolge der Phosphatfunde in der Südsee ist der Handel mit Australien und Neuseeland sehr lebhaft geworden. _ Darum beherrscht Australien den Handel der Marshallinseln mit einem Drittel des Gesamtwertes und Deutschland nur mit einem Fünftel.

9. Erdkunde - S. 153

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 158 — Dieselben sind aber trotz ihres Wasserreichtums wegen der vielen Wasserfälle — wenn diese nicht durch Kanüle umgangen sind — nur teilweise schiffbar. Die bedeutendsten Flüsse sind : Tornea-Els, Dal-Elf, Klar-Els (Göta-Els) und Glommen. — Unter den zahl- reichen Seen sind die größten der Wen er-, Wetter- und Mälar- see. Mit Benutzung der beiden ersteren Seen führt eine Kanal- Verbindung aus dem Skager Rak in die Ostsee. Iv. Das Klima ist im Westen infolge der oceanischen Lage und der erwärmenden Nähe des Golfstromes viel milder als in allen andern Ländern mit gleicher geographischer Breite. Das Meer gefriert hier fast nie, und in den geschützten Fjorden gedeiht selbst noch Obst. Weniger begünstigt ist die Ostseite der Halbinsel. Südschweden ist fin- den Getreidebau sehr geeignet. Im Hoch- lande aber sind weite Flächen mit Gletschern und ewigem Schnee bedeckt. Hauptbeschäftigung der Bewohner ist in Schweden Ackerbau und Viehzucht, in Norwegen (Bild 51) hingegen Fischerei 51. (Heringe, Dorsch oder Kabeljau, wenn ge- Norwegische Frauentracht. . ' ' ' N ' ? trocknet, Stockfisch genannt). Von großer Bedeutung ist der Bergbau auf Eisen, Kupfer und Silber. Einen besondern Reichtum bilden die unermeßlichen Wälder, welche den größten Teil des bebaubaren Bodens bedecken. — Die In- dustrie ist in der Entwicklung gehemmt durch den Mangel an Steinkohlen, der nur zum Teil durch den Reichtum an Wasserkräften ersetzt wird. Sie beschäftigt sich vornehmlich mit Verarbeitung des Holzes (Bautischlerei, Zündholzfabrikation) und des Eisens. — Leb- haft ist der Seehandel (Norwegen allein hatte 1897 über 7000 Seeschiffe, darunter 960 Dampfer). V. a) Skandinavien ist unter allen europäischen Ländern am schwächsten bevölkert. Auf der großen Fläche von 776000 qkm leben nur 7 Millionen Menschen, also wenig mehr als in dem kleinen Belgien. Auf 1 qkm treffen 9 Bewohner.

10. Erdkunde - S. 159

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 159 — gewonnen: Gold, Platina, Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Zink und Salz. Auch hat Rußland mächtige Steinkohlenlager und ergiebige Petroleumquellen (am Kaspischen Meere). Trotz so reicher natürlicher Hilfsquellen steht die russische In- dustrie noch hinter der westeuropäischen zurück, hat aber in den letzten Jahrzehnten einen großen Aufschwuug genommen. Von Be- deutung ist die Eisenindustrie, die Baumwoll-, Woll- und Leinen- Weberei, die Lederfabrikation (Juchten) und Rübenzuckerbereituug. Der Haudel Rußlands ist jetzt schon von großer Wichtigkeit und dabei noch in steter Ausdehnung begriffen. Zur Ausfuhr ge- langen vornehmlich: Getreide, Flachs, Hanf, Holz, Petroleum, Zucker, Wolle, Tiere, Talg, Pelzwerk und Leder. Dagegen müssen fast samt- liche Luxus- und ein großer Teil der Industrie-Artikel noch ein- geführt werden. V. a) Obwohl das europäische Rußland 106 Millionen Ein- wohn er zählt, so ist es doch unter allen europäischen Ländern nach Skandinavien am schwächsten bevölkert; denn aus 1 qkm treffen nur 20 Menschen. Wäre Rußland so dicht wie z. B. Deutschland bewohnt, so müßte es auf seinem Flächenraum von 5 390 000 qkm ungefähr 500 Millionen Einwohner haben; aber große Bodenstrecken Rußlands sind des kalten Klimas wegen sehr schwach bevölkert. So hat der Bezirk Archangelsk, der Deutschland an Größe weit übertrifft, nur 350 000 Bewohner. — Die dichteste Bevölkerung findet sich in der Mitte Rußlands. — Nur 16 Städte des un- geheuren Reiches haben mehr als 100 000 Einwohner. d) Bezüglich der Abstammung herrscht in der Bevölkerung Rußlands eine sehr große Mannigfaltigkeit. Doch ist der slavische Stamm so stark vorherrschend, daß ihm mehr als 4/5 der Gesamt- bevölkerung angehören. Unter den verschiedenen Völkern des slavischen Stammes bilden die Russen (80 Millionen) weitaus die Mehrzahl gegenüber den Polen (71/2 Millionen). Außerdem leben in Rußland: 1. über 11/2 Mill. Deutsche'(besonders in den Ostseeprovinzen und den südrussischen Kolonien); 2. 4 Mill. Letten (in Litauen und Kurland);
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