Autor: Meyer-Wimmer, J., Dreyer, Friedrich, Meyer, Johannes
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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Scheidung nach Berufen; das Volk spaltete sich in Geistliche, Ritter, Handel- und Gewerbetreibende und Bauern. Innerhalb dieser berufsmäßigen Gliederung aber machte sich doch das alte Geburtsprincip wiederum geltend: es entstand die Anschauung, daß jeder zu einem bestimmten Berufe, zu dem seines Vaters geboren werde. Und selbst im Priesterstande erlangte die Unterscheidung nach dem Stande der Geburt immer größere Bedeutung: die angesehenen mit) einträglichen Stellen blieben mehr und mehr dem ritterlichen Stande vorbehalten. Die Machtstellung der Geistlichkeit und des ritterlichen Adels beruhte aber darauf, daß sie den bei weitem größten Teil des nationalen Bodens in ihre Hände gebracht hatten und somit über den größten Teil der Erträge der nationalen Arbeit verfügten, die ganz überwiegend landwirtschaftliche Arbeit war.
Mit der wachsenden Bevölkerungsdichtigkeit und der Zunahme von Handel und Verkehr wuchs jedoch diesen Ertrügen gegenüber die Macht des Geldes; die Möglichkeit der Ansammlung von Kapital in einer Hand war gegeben. Die Städte als Mittelpunkte des Verkehrs vereinigten die Handel- und Gewerbetreibenden in ihren Mauern; das Zusammenwohnen und die Verfügung über das neue Machtmittel, das Geld, schuf diesen Ständen eine Reihe von Annehmlichkeiten und Genüssen, die dem social höher bewerteten, aber nur über die schwerer verwertbaren Naturalerträge seines Besitzes verfügenden Adligen versagt blieben. Das Streben des Adels ging nun dahin, einerseits durch möglichste Ausschöpfung der eigenen Einnahmequellen die Mittel zu gewinnen, um es den verachteten „Städtebauern" gleichzuthun, andererseits mit Hilfe der Staatsgewalt den Gegner an der Ausnutzung seiner wirtschaftlichen Überlegenheit zu hindern.
Erst seitdem die Konkurrenz des Bürgertums fühlbar war, wurde der Grundbesitz von den Adligen als vornehmste Erwerbsquelle, als Grundlage ihrer Existenz angesehen; aus den Rittern wurden Grundherren oder Gutsherren. Mochten sie selbst wirtschaften oder nicht, alle suchten sie die Leistungen ihrer Bauern aufs äußerste anzuspannen. Erst seitdem ward ihnen auch der Fürstendienst, bisher ein Ehrenrecht und eine Ehrenpflicht, zur Einnahmequelle; sie übernahmen bestimmte Funktionen gegen bestimmte Besoldung. Und wo sie sich dagegen sträubten, wie es die Re ich sritter sehnst im Südwesten Deutschlands that, wo sie so ein Mittel des Unterhalts aus Standesstolz von sich wiesen, da ging es mit ihnen am schnellsten bergab. Das Streben der Herren
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Unter den Produkten sind wichtig: Kaffee, Kakao, der beste der
Erde, Chinarinde, Farbhölzer. Der Tabakbau (Varinas) ist mit
der Zunahme der Kaffeekultur zurückgegangen. Das Mineral-
reich liefert Gold und Kupfer. Die Industrie beschäftigt sich vor-
zugsweise mit Baumwollweberei und Strohflechterei. Der Handel
liegt zum großen Teile in den Händen deutscher Kanfleute.
Die Hauptstadt Caracas (mit Umgebung 72000 E.) wurde
1812 durch ein furchtbares Erdbeben fast ganz zerstört. — La
Guayra (14 000 E.) ist die Hafenstadt für Caracas.
Guayana
(440 000 qkm, über 1/3 Million E.), das Küstenland von der
Mündung des Orinoco bis gegen den Amazonenstrom, ist das ein-
zige südamerikanische Festlandsgebiet, das im Besitze europäischer
Mächte ist. Die feuchtheiße Küstenebene ist zwar äußerst fruchtbar,
aber höchst ungesund. Das Klima ist für Europäer bei längerem
Aufenthalte meist geradezu tödlich. Unter den Produkten ist der
Rohrzucker von Bedeutung. Der gebirgige Teil Guayanas ist mit
Urwäldern bedeckt, welche eine üppig strotzende Vegetation zeigen
(Guayana ist die Heimat der Riesenblume Victoria regia, welche
tellerförmige Blätter von 2 m Durchmesser hat). Das Innere
von Guayana ist noch wenig bekannt. Lange Zeit vermutete man
dort das sprichwörtlich gewordene Goldland (el dorado). — An
Guayana haben Großbritannien, die Niederlande und Frankreich
Anteil.
Britisch-Guayana nmsaßt etwa die Hälfte des ganzen Gebietes
mit V4 Million E. — Hauptort ist Georgetown (dschordschtauu)
oder Demerara (53 000 E.).
Niederläudisch-Guayana (Surinam) mit 90 000 E. hat als
Hauptort Paramaribo (29 000 E.).
Französisch-Guayana (30 000 E.) wird vou Frankreich zur
Deportation von Verbrechern benutzt. Hauptort ist C a y e n n e
(10 000 E.).
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Extrahierte Ortsnamen: Caracas La
Guayra Caracas Guayana Guayana Guayana Guayana Niederlande Frankreich Britisch-Guayana Niederläudisch-Guayana Surinam Frankreich
— 239 —
Bild 88. Ein Mischling von Peru.
schaft und fortwährender Kriege stark
herabgekommen. Die Industrie ist
bedeutungslos. Der Handel hat
sich etwas gehoben. Zwei Eisen-
bahnen führen von der Küste mit
einer Erhebung bis fast zur Höhe
des Montblanc über die Anden.
Unter den Handelsartikeln nimmt
immer noch die erste Stelle der Guano
ein, der verwitterte Mist von See-
vögeln, der auf den regenlosen Inseln
an der peruanischen Küste sich ange-
sammelt hat und ein äußerst ergiebiges
Düngemittel bildet.
Die Hauptstadt ist Lima
(104000 E.), dessen Hafen Callao
mit 35 000 E. — Im Innern
liegt Cuzco (kußko; 22 000 E.), die Hauptstadt der altperuanischen
Jnkas, mit vielen Überresten großartiger Bauten.
Die (zwanzig) vereinigten Staaten von Brasilien
umfassen die Osthälfte von Südamerika. Den nördlichen Teil des
Landes nimmt die ungeheure Tiefebene des Amazonenstromes und
seiner Nebenflüsse ein, die Mitte und der Osten sind vom brasilia-
nischen Hoch- und Bergland ausgefüllt, der Südwesten gehört zum
Quellgebiet des La Plata. Das Innere ist vielfach noch unbekannt
— Außerordentlich reich ist die Bewässerung. Kein Land der
Erde hat ein so großartiges Stromnetz wie Brasilien. Der größte
Teil gehört in das Gebiet des Amazonas, des wasserreichsten
Stromes der Erde.
Das Klima ist in den Stromniederungen feuchtheiß, in den
übrigen Teilen gleichmäßig milde und gesund.
Der Reichtum an Naturschätzen ist überaus groß. Das
Mineralreich lieferte einst viel Diamanten; jetzt ist seine Aus-
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Extrahierte Ortsnamen: Peru Lima Cuzco Brasilien Südamerika La_Plata Brasilien
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der berühmte, meist unter dem englischen Namen Sherry bekannte
Wein gebaut. — Malaga (134000 E.), Hauptausfuhrhafen des
feurigen Malagaweins. — Granada (73 000 E.) in reich bewässer-
ter, üppig fruchtbarer Lage. Über der Stadt erhebt sich die Al-
hambra, der großartige, nunmehr verfallende maurische Köuigspalast
(Bild 45, S. 140).
14. Die Balearen und Pityusen, zwei Inselgruppen östlich
des Golfes von Valencia. Hauptorte sind die befestigten Hafen-
Plätze Palma (61000 E.) und Mahon.
Unweit der Südspitze Spaniens erhebt sich der seit 1704 den
Engländern gehörende, stark befestigte Felsen von Gibraltar, „der
Schlüssel des Mittelmeeres" (Bild 46, S. 141).
In einem wilden Hochthal der östlichen Pyrenäen hat sich seit
mehr als 1000 Jahren die kleine Bauernrepublik Andorra erhalten,
452 qkm groß mit etwa 6000 E.
Spanische Kolonien.
Spanien hat von seinem frühern Ungeheuern Kolonialbesitz nur
noch in Afrika mehrere befestigte Plätze an der Nordküste, darunter
Ceuta, Gibraltar gegenüber, ferner die Canarischen Inseln
und zwei Inseln im Golf von Guinea.
Das Königreich Portugal.
a) Portugal hat 92 000 qkm und 5 Millionen Einwohner,
demnach durchschnittlich 55 aus 1 qkm. Das Land hat nur zwei
bedeutende Städte.
b) Die Portugiesen sind ein romanisches Misch Volk und
ausschließlich katholisch.
Wie in Spanien ist auch in Portugal die Landwirtschaft
Hanpterwerbsquelle der Bewohner; doch wird Getreidebau nicht aus-
reichend betrieben. Von desto größerer Bedeutung ist die Gewinnuug
von Wein, Öl und Südfrüchten. Die Viehzucht ist gering,
ebenso der Bergbau. Die meisten Jndnstrieerzengnisse werden
aus andern Ländern (besonders aus Großbritannien) eingeführt. Auch
der Handel ist zumeist in den Händen der Ausländer.
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Extrahierte Personennamen: Gibraltar
Extrahierte Ortsnamen: Malaga Granada Valencia Mahon Spaniens Andorra Spanien Afrika Ceuta Guinea Portugal Portugal Spanien Portugal
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1. Das eigentliche Canada, der wichtigste Teil von Britisch-
Nordamerika, besteht aus Ober-Canada an vier der Kanadischen
Seen, und Uuter-Canada am St. Lorenzstrom, welch letzteres früher
französisch war und heute noch teilweise französische Bevölkerung hat.
— Sitz der Regierung ist Ottawa mit 44 000 E. — Die wichtigsten
Städte aber sind : Q u e b e c (63 000 E.) und Montreal (Bild 82)
(217 000 E.) am St. Lorenzstrom, letzteres durch einen Kanal mit
New Hork verbunden. — Toronto (180000 E.) am Ontariosee.
Bild 82. Montreal mit dem St. Lorenzstrom im Winter.
2. Die Halbinsel Neu-Bramlschweig, ein waldiges Bergland,
mit Neu-Schottland an der Mündnng des St. Lorenzstromes. —
Halifax mit 40000 E. hat einen ausgezeichneten Hafen, der nie
zufriert und darum wichtig ist als Station für die Dampfschiffahrt
wie auch als Kriegshafen.
3. Die Hudsonbai-Länder umfassen das fast ganz unbewohnte
Gebiet von Labrador bis Alaska, früher im Besitze der Hudsonbai-
Gesellschaft, welche den Reichtum an Pelztieren rücksichtslos ausbeutete.
4. Manitoba, südlich vom Wiunipegsee, ein sehr ergiebiges
Weizenland, ist in neuerer Zeit vielfach das Ziel der europäischen
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Extrahierte Ortsnamen: Britisch-
Nordamerika Ober-Canada Uuter-Canada Ottawa Montreal Toronto Ontariosee Montreal Halifax Alaska
228 —
12. W estv ir ginien. — 13. (Oft») Virgin ien. —
14. Nord-, 15. Südcarolina. —- 16. Georgia. —
17. Florida.
Alle diese Staaten betreiben vorwiegend Plantagenwirtschast
(Tabak, Zuckerrohr, Baumwolle); Industrie und Handel sind gering.
Da hier die Sklaverei herrschte, bilden die Neger noch einen großen
Teil der Bevölkerung.
B. Die vier südlichen oder Kolfstaaten.
18. Alabama mit dem wichtigen Holz- und Baumwollhafen
Mobile (mobil).
19. Mississippi, der erste Staat für Baumwollproduktion.
20. Louisiana hat im Mississippidelta ein sehr ungesundes
Klima. — New Orleans (nju orlins), oberhalb der Mississippi-
mündung (275 000 E.), ist nicht bloß der wichtigste Ausfuhrhafen
für Baumwolle, sondern überhaupt für den unerschöpflichen Reichtum
des ganzen Mississippigebietes an Holz, Steinkohlen und Metallen.
21. Texas, der größte Staat, wird erst in neuerer Zeit
stärker besiedelt.
C. Die drei Staaten am Stillen Gcean.
22. Kalifornien (Bild 84). Wegen des Goldreichtums er-
folgte seit der Mitte unseres Jahrhunderts eine massenhafte Ein-
Wanderung. Gegenwärtig liegt die Bedeutung Kaliforniens in erster
Linie im Getreide-, Wein- und Obstbau und erst in zweiter Linie in
der Gewinnung von Gold und Quecksilber. — San Francisco
mit 330 000 E. — darunter alle Rassen vertreten —- ist der wich-
tigste Hafenplatz an der Westküste Amerikas, durch drei Pacific-
bahnen mit den östlichen und südlichen Staaten, durch Dampferlinien
mit den wichtigsten Punkten Ostasiens und Australiens verbunden.
23. Oregon. — 24. Washington.
v. Die sieben Winnenstaaten im Asten des Mississippi
betreiben großartigen Getreidebau und ausgedehnte Viehzucht.
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Extrahierte Ortsnamen: Georgia Florida Alabama Louisiana Texas Stillen_Gcean Kalifornien Goldreichtums Amerikas Ostasiens Oregon Washington
3. Die oberrheinische Tiefebene. 47
durch die günstigen Verkehrsverhältnisse eine große Förderung erfahren.
Weil die Zufuhr der Rohstoffe so bequem, der Absatz der gefertigten
Waren so leicht ist, darum wurden hier in den Städten der Landschaft viele
Fabriken gegründet, und so kommt es, daß die oberrheinische Tiefebene trotz
ihrer Armut an Bodenschätzen eine lebhafte Industrie aufzuweisen hat.
Zusammenfassung: Handelsstraßen und Handelsverkehr in der ober-
rheinischen Tiefebene.
Rückblick.
Die oberrheinische Tiefebene.
1. Lage und Ausdehnung der oberrheinischen Tiefebene.
2. Die Besiedelung der oberrheinischen Tiefebene.
3. Die Bodenerzeugnisse und Erwerbsverhältnisse in der oberrheinischen
Tiefebene.
4. Handelsstraßen und Handelsverkehr in der oberrheinischen Tief-
ebene.
Ii. Stück: Die Nmwallung der oberrheinischen Tiefebene.
Ziel: Wie kommt es, daß der Rhein auf seinem Laufe durch die
Rheinebene so zahlreiche Zuflüsse erhält?
Vorbereitung: Welche Zuflüsse empfängt der Rhein in der ober-
rheinischen Tiefebene? Jll, Lauter, Kinzig, Murg, Neckar, Main. Welchen
Wert haben diese Zuflüsse für den Rhein? Sie vermehren seine Wasser-
fülle und machen ihn so geeignet für die Schiffahrt. Woher fließen ihm
dieselben zu? Die meisten derselben fließen von den Gebirgen herab, welche
die Tiefebene im Osten und Westen einschließen. Was setzt das aber vor-
aus? Die Gebirge müssen sehr wasserreich sein; denn sonst könnten sie
nicht soviel zum Rheine hiuabschicken. Als was können wir darum die Ge-
birge bezeichnen? Sie sind die Wasserlieseranten des Rheinstroms. Wovon
werden wir also nun zu reden haben? Und was möchten wir da wohl zu-
nächst wissen? Wie die Gebirge heißen. Und sodann? Woher ihr
Wasserreichtum rührt. Fasse die Aufgabe noch einmal zusammen!
Die Gebirgsränder der Rheinebene als „Wasserlieferanten" des Rhein-
stroms.
1. Wie heißen die Gebirgsränder der Rheinebene?
2. Woher rührt der Wasserreichtum dieser Gebirge?
Darbietung:
1. Wie heißen die Gebirgsränder der Rheinebene?
a) Der Ostrand der Rheinebene wird gebildet von dem Schwarz-
Wald, Odenwald und Spessart. Den südlichen Abschnitt des Ostrandes bil-
det der Schwarzwald. Dieser ist eine ziemlich bedeutende Erhebung,
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8. Das rheinische Schiefergebirge.
143-
Sachliche Vertiefung: Woher rührt wohl die große Frucht-
barkeit der Rheinebene? Wie die oberrheinische Tiefebene mit den
fruchtbaren Lößschichten bedeckt ist, so ist auch die weite Ebene am Nieder-
rhein mit lockeren Lehmschichten bedeckt, die eine große Fruchtbarkeit besitzen.
Diese lockeren Lehmschichten sind vom Wasser abgesetzt worden. Denn die
niederrheinische Tiefebene war vor Jahrtausenden auch eiu weites Wasser-
becken. Damals reichte die Nordsee bis au den Saum der mitteldeutschen
Gebirge. Durch die Wogen des Meeres wurde Geröll und Erde von den
Gebirgen abgerissen. Diese Erdschichten setzten sich aufeinander und bildeten
den Meeresgrund. Verweste Pflanzen, tote Fische und andere Tiere ver-
mischten sich mit dem Schlamm auf dem Meeresgrund. Als dann spater das
Wasser zurückwich, blieb dieser fruchtbare Schlammboden zurück.
Wodurch wird wohl die große Fruchtbarkeit noch geför-
dert? Die große Fruchtbarkeit des Bodens wird erhöht durch das milde
Klima, das in der Rheinebene herrscht, und durch die zahlreiche:: Nieder-
schläge. Wärme und Wasser befördern das Wachstum der Pflanzen. Durch
den Einfluß des Meeres wird nämlich die Winterkälle, aber auch die große
Sommerhitze abgeschwächt; es herrscht infolgedessen immer eine gleichmäßige
Temperatur. Die Nähe des Meeres bedingt aber gleichzeitig auch die zahl-
reichen Niederschläge.
Was haben die große B odensruchtbarkeit und das günstige
Klima zur Folge gehabt? In der Rheinebene hat sich ein ansgedehn-
ter Acker-, Obst- und Gemüsebau entfaltet, so daß die Ebeue am Nieder-
rhein zu den deutschen Ackerbaugebieten gezählt werden muß. Mit dem
Ackerbau geht Hand in Hand die Viehzucht, die ebenfalls in großem Maß-
stabe betrieben wird.
Welche Erzeugnisse des Ackerbaues sind in der Rhein-
ebene besonders anzutreffen? Außer deu verschiedenen Getreide-und
Gemüsearten werden in der Rheinebene auch Tabak und Senf in großer
Menge angebaut, weil in dem fetten, lockeren Boden und bei dem milden
Klima diese Pflanzen sehr gnt gedeihen.
Warum betreibt mau in der Rheinebene keinen Weinbau?
Es fehlen die steilen Bergwände, an denen die Trauben von der Sonne
geglüht werden können; es fehlen die Schieferfelsen und der Kalkboden, aus
denen die Rebe besonders gedeiht; es fehlt die nötige Wärme; denn trotz-
dem in der Rheinebene das Klima mild ist, so ist die Wärme nicht mehr
groß genug, daß die Trauben zur Reife kommen können.
Was hat der ausgedehnte Acker- und Gemüsebau zur Folge
gehabt? Durch den ausgedehnten Ackerbau und die damit verbundene
Viehzucht hat sich in den Ortschaften der Rheinebene auch eine sehr rege
Gewerbthätigkeit entwickelt. Da blüht neben dem Fleischerhandwerk, das
uns die westfälischen Schinken andeuten, auch die Gerberei. Durch deu
reichen Ertrag des Getreidebaus sind allerorten große Brauereien und
Brennereien entstanden; der Zuckerrübenbau hat die Zuckerfabrikation
hervorgerufen; durch den Anbau der Senfpslanze sind viele Seuffabrikeu
entstanden; die ausgedehnte Viehzucht und Viehschlächterei wieder hat Ver-
anlassung gegeben zur Gründung von Seifenfabriken n. s. w.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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158 Ii- Abschnitt. Die Landschaften und Staaten Mitteldeutschlands.
traurigen Hochfläche. Diese Dörfer sind klein und unansehnlich. Die niedrigen
Hütten werden von kärglichen Äckern umgeben, auf denen nur Hafer und
Kartoffeln und etwas Heidekraut gedeihen. Mühselig ist die Bestellung
dieser Felder. Der magere beraste Boden wird umgestochen und angezündet,
und die Asche benutzt der Eiselbewohner als Düuger. Aber nach drei
Jahren ist die Kraft des Bodens erschöpft, und er liefert keinen Ertrag
mehr. Das Feld muß dann lange Jahre brach liegen, ehe es wieder bestellt
werden kann.
3 Worin ist die Unwirtlichkeit der Eifel begründet?
Die Eifel ist nach allen Seiten hin offen und schutzlos deu rauhen
Winden preisgegeben. Diese können ungehindert hereindringen und fegen
dann mit großer Heftigkeit über die waldlose Hochfläche. Die Unwirt-
lichkeit wird erhöht durch die große Feuchtigkeit des Bodens. Das harte
Gestein läßt das Wasser nicht hindurch, sondern hält es fest. Es haben
sich Sümpfe und Moore gebildet, die beständig Feuchtigkeit ausdünsten. Die
hohe schutzlose Lage und die große Nässe des Bodens haben also das rauhe
Klima hervorgerufen. Die sumpfige Beschaffenheit des Bodens bedingt
weiter dessen Unfruchtbarkeit, und aus der Unfruchtbarkeit des Bodens und
aus dem rauhen Klima erklärt sich die Öde der Eisel-Hochflächen.
4. Wie verschaffen sich die Eifelbewohner den notwendigen
Verdienst?
Obwohl der Boden der Eisel-Hochflächen mager und unfruchtbar ist
und nur einen ganz kärglichen Ertrag liefert, so birgt er doch in seinem
Innern mancherlei Schätze, durch deren Hebung und Verarbeitung die Eifel-
bewohner sich den notwendigen Erwerb verschaffen können. Wie im Huns-
rück so wird auch in der Eifel das Schiefergestein an verschiedenen Stellen
von anderen Gesteinsarten durchbrochen. Westlich von Andernach finden sich
ausgedehnte Lavabrüche, in denen die harten Lavasteine losgesprengt und
dann in besonderen Steinhütten zu Mühlsteinen verarbeitet werden.
An anderen Stellen der Eifel — im Brohlthale — da lagert in
der Tiefe der wertvolle Tuffstein oder Traß. In zahlreichen Tuffstein-
brüchen werden diese Steine gebrochen und dann nach dem Brohl-
und Nettethal gebracht. Hier sind zahlreiche Steinmühlen, in denen Steine
zu Pulver gemahlen werden. Das Pulver wird als Mörtel verwandt. Ein
anderes wertvolles Gestein, das man in der Eifel gräbt, ist der Bimsstein.
Dieser wird ebenfalls in den Steinmühlen gemahlen und dann zu Bims-
steinziegeln verarbeitet. Außerdem finden die Eifelbewohner auch in den
zahlreichen Basalt- und Schieferbrüchen des Gebirges lohnende Beschäftigung.
Woher rührt wohl der Reichtum an Lava-, Basalt-, Bims-
und Tuffstein?
Die Lava-, Basalt-, Bims- und Tuffsteinlager der Eisel sind durch
die Gewalt des Feuers geschaffen worden. In altersgrauer Vorzeit sind in
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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11. Sachsen und seine Randgebirge. 215
Worin hat wohl der R ückg a ng des Berg b a us feiu en Grund?
Der Bergbau wurde in früheren Jahrhunderten in ungeordneter Weise be-
trieben; es war Raubbau. (Warum?) Dieser Raubbau führte zu einer früh-
zeitigen Erschöpfung der Bergwerke.
Welchen Einfluß hat der Kampf umsdasein auf das Wesen
der Gebirgsbewohner ausgeübt? Sie wurden dadurch angeregt zu
unermüdlichem Fleiß und zu stetem Sinn aus Erwerb; sie wurden dadurch
erzogen zur Genügsamkeit; religiöser Sitten, besonders Gottvertrauen entwickelte
sich; man hielt mit Zähigkeit fest an althergebrachten Sitten und Gebräuchen;
es entwickelte sich die Neigung zum Aberglauben.
Zusammenfassung: Der Westflügel des sächsischen Berglandes.
a) Die Glieder des westlichen Berglands, d) Die Außeunatur des Wests.
liehen Berglands, c) Die Schätze des westlichen Berglands, d) Die Er-
werbsverhältniffe des westsächsischen Berglands, e) Die Jndustriebezirke
des westsächsischen Berglands, f) Die Ortschaften des westsächsischen Berg-
lands.
Ob auch im Ostflügel des sächsischen Berglands die In-
dnstrie so stark entwickelt ist?
Der Oftflügel des sächsischen Berglandes. Der Ostflügel des
sächsischen Berglandes wird vom Lausitzer Berg- und Hügelland gebildet.
Dasselbe lehnt sich an den Ostfuß des Elbsandsteingebirges an und zieht
sich nach Südosten bis zur Quelle der Görlitzer Neiße. Ein fortlaufender
Gebirgsrücken, wie ihn der Westflügel aufzuweisen hat, läßt sich schwer er-
kennen. Der ganze Gebirgszug stellt vielmehr ein unregelmäßiges Berg-
und Hügelland dar. das sich aus einzelnen Bergzügen zusammensetzt, die
durch Thäler und Senken voneinander geschieden sind. Auf ihrem Rücken
tragen diese Gebirgszüge sanftgewölbte Kuppen oder schön geformte Kegel-
berge, deren Abhänge und Gipfel mit dunklen Nadelwaldungen bedeckt sind.
Die höchsten Erhebungen liegen im Süden; es sind dies der hohe Jeschken
bei Reichenberg, der über 1000 m emporsteigt, und die Lausche bei
Zittau.
Wie das Erzgebirge ist auch das Lausitzer Gebirge stark besiedelt. Es
findet sich jedoch im Lausitzer Bergland keine Großstadt, sondern wir treffen
nur 2 Mittel- und viele Kleinstädte an. Dagegen sind hier zahlreiche große
Dörfer zu siuden, die sich oft stundenlang in den Thälern dahinziehen und
an Einwohnerzahl gar manche Kleinstadt übertreffen. Hier hat sich überall
eine lebhafte Industrie entfaltet. Besonders schwunghaft betrieben wird die
Leinwandweberei. Den Mittelpunkt der Lausitzer Weberei bildet die Stadt
Zittau, die in einem fruchtbaren Thalkeffel unweit der Neiße gelegen ist.
Neben der Industrie bildet aber im Lausitzer Berglande anch der Acker-
bau eine lohnende Erwerbsquelle. In den Thälern und im Hügellande, be-
sonders in der Umgebung der Stadt Bautzen, breiten sich fruchtbare Äcker
aus, die reiche Erträge an Getreide liefern. In ausgedehnter Weise wird
auch die Gärtnerei betrieben, und wie Erfurt die Gartenstadt Thüringens
geworden ist, so hat sich Zittau zur Gartenstadt der Lausitz entwickelt, von
wo aus all die mannigfachen Erträgnisse der zahlreichen Gärtnereien der
Umgegend verschickt werden.
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