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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 152

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
152 Das heilige römische Reich deutscher Nation. aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, frei- willig oder gezwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aem- ter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bischofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Un- ter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mai- land die mächtigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bo- logna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streit- baren Bürgerschaft bewohnt. Waren diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich mach- ten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhör- lich mit einander. Pavia, als die alte longobardischc Königsstadt, wett- eiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailaud um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen woll- ten, mit grausamem Uebermuthe. Die Bürger von Lodi baten den Kai- ser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kaiserliche Siegel, beschimpften die Boten und zer- störten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er ihr Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden für die Tücke, mit der sie ihm überall Nachstel- lungen bereiteten. Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea- trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte dadurch seine Hausmacht beträchtlich (1156). 1157 zwang er den Her- zog Boleslaw von Polen zur Huldigung und erhob darauf den böhmi- schen Herzog Wladislaw Ii. für dessen treue Dienste zum König. Im Jahre 1158 endlich zog er gegen Mailand mit einem gewaltigen Heere und umlagerte die Stadt so lange, bis sie sich auf Gnade und Ungnade ergab. Hierauf wurde auf den ronkalischen Feldern bei Piacenza im November großer Reichstag gehalten, damit festgesetzt werde, was dem Kaiser in Italien zustehe. Gelehrte Juristen beriethen nun das römische Recht, und darin fanden sie begreiflich für den Kaiser als den Nach- folger der Cäsaren sehr vieles: alle Belehnungen sotten dem Kaiser ge- hören, die Städte sind ihm Heeresfolge schuldig und zu Naturallieferun- gen an die kaiserlichen Heere verpflichtet; dem Kaiser gehören als Ne-

2. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 103

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das byzantinische Reich. Die bilderstürmenden Kaiser. 103 an den Thoren Europas und Asiens. Der griechische Kaiser gebot aber auch über die ganze Kraft seines Reichs und war dabei nicht von dem guten Willen der großen Lehenträger abhängig, wie die meisten abendländischen Herrscher; das Reich besaß eine geregelte Finanzverwaltung, einen Staats- schatz, daher verfügte der Kaiser über regelmäßige Reichseinkünfte und konnte Heere und Flotten ausrüsten und unterhalten. Die Mannschaft wurde zum größten Theil aus Barbaren geworben, -namentlich aus Sla- ven, welche sich im Reiche niedergelassen hatten; die Befehlshaber wa- ren dagegen meistens Griechen, welche oft genug bewiesen, daß die er- erbte römische Kriegskunst noch von keinem andern Volke erreicht war. Die Vertheidigung des Reiches und Konstantinopels wurde besonders durch die Lage am Meere erleichtert, und tüchtige Kaiser richteten deß- wegen auch ihr Hauptaugenmerk auf die Seemacht, indem sie mit Recht glaubten, Konstantinopel könne nicht fallen, so lange es das Meer frei habe. Diese Hauptfestung war damals zugleich der erste Handelsplatz der Welt; sie vermittelte den Verkehr zwischen Europa und Asien, und stand mit dem russischen Novgorod so gut in Verbindung als mit Italien, Frankreich und Deutschland. Auch der alte Gewerbfleiß hatte sich in den Städten erhalten und selbst die Barbaren fanden bald die griechi- schen Fabrikate so unentbehrlich, als heut zu Tage die vielnamigen In- dianer in Amerika und Neger in Afrika die englischen. Handel und Industrie waren deßwegen die Quellen, welche dem Staatsschätze die besten Zuflüsse gaben. Dem Kaiser Heraklius folgten einige unbedeutende Kaiser, bis 717 Leo Iii. der Jsaurier, ein tüchtiger Feldherr, sich des Thrones be- mächtigte. Dieser schlug die Araber zurück, die Konstantinopel ein ganzes Jahr belagerten und dabei 100,000 Mann verloren haben sol- len, stürzte aber das Reich durch sein Verbot der Bilderverehrung in Verwirrung. Dazu sollen den Kaiser politische Rücksichten bewogen haben; der Koran verbietet jede bildliche Darstellung nicht nur Gottes und höherer Wesen, sondern überhaupt alles Lebendigen, daher die Mos- lemin überall gegen die Bilder, namentlich religiöse, wütheten. Zu Leo's Zeit ließ der Chalife Iezid (723) alle Bilder in den Kirchen der eroberten Provinzen zerstören, was den griechischen Kaiser auf den Ge- danken brachte, den mohammedanischen Fanatismus als den gefährlichsten Feind dadurch zu entwaffnen, daß in dem griechischen Reiche selbst alle heiligen Bilder weggeschafft würden. Dem ersten Befehle (726) folgte bald (730) ein noch viel strengerer, der Todesstrafe auf die Beibehal- tung von heiligen Bildern in Kirchen, auf öffentlichen Plätzen und selbst in Privathäusern setzte. Dagegen erhob sich Widerstand von Seite des Volks und der Geistlichen, die Päpste Gregor Ii. und Iii. verwiesen dem Kaiser seine Gewaltthätigkeit sehr strenge, indem sie ihm die katholische

3. Geschichte des Mittelalters - S. 168

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
168 Das heilige römische Reich deutscher Nation. Krieg gegen die lombardischen Städte (1155). Weit schwerer als die republikanisierenden Römer waren die freien Städte der Lombardei zu bezwingen, über die Friedrich als Nachfolger Karls des Großen die Oberherrschaft ansprach. Diese waren seit Hein- rich Iii. gewohnt sich selbst zu regieren, weil keiner der nachfolgenden Kaiser im Stande gewesen war, eine feste Herrschaft über sie geltend zu machen, und um die kaiserlichen Titel kümmerten sich die Städte wenig. Sie waren reich durch Gewerbe und Handel, namentlich machten die Lombarden fast alle Geldgeschäfte; hierin hatten sie nur die Juden zu Nebenbuhlern; da diese aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, freiwillig oder ge- zwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aemter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bi- schofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Ho- heitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Unter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung ent- faltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mailand die mäch- tigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bologna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streitbaren Bürgerschaft be- wohnt. Wären diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich machten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhörlich mit einander. Pavia, als die alte longobardische Königsstadt, wetteiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailand um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen wollten, mit grausamem Ueber- muthe. Die Bürger von Lodi baten den Kaiser um Schutz gegen Mai- land, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kai- serliche Siegel, beschimpften die Boten und zerstörten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er Mailands Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden für ihre Tücke, mit der sie ihm überall Nachstellungen bereiteten. Friedrich erwirbt Burgund (1156). Er züchtigt Polen (1157). Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea- trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte

4. Abriß der Weltkunde - S. 11

1860 - Freiburg im Breisgau : Herder
11 versuchen; ein kurzer Zug oder Ruck bewegt nicht so schnell als ein länger dauernder. Die Erde aber zieht oder reißt den Stein oder die Kugel unaufhörlich und ohne Unterbre- chung herunter an sich, daher muß er immer schneller fallen; in der ersten Secunde beträgt der Fall 15 Fuß, in der zweiten 60, in der dritten 135, in der vierten 240 u. s. w. So zeigt sich die Thätigkeit der Anziehungskraft alle Tage und alle Stunden; wir wollen sie aber auch noch unter nicht alltäglichen Umständen sehen. Durch die Luft- pumpe kann man aus einer gläsernen hohlen Kugel oder einem gläsernen hohlen Cylinder die Luft auspumpen, wie man durch eine gewöhnliche Pumpe Wasser oder eine andere Flüssigkeit auspumpen kann. Wird nun aus einem solchen Glase die Luft ausgepumpt und läßt man in dem Glase eine Bleikugel und eine Flaumfeder niederfallen (daß eine eigene Vorrichtung vorhanden sein muß, ver- steht sich von selbst), so fallen beide zu gleicher Zeit auf, oder die Flaumfeder fäll! so schnell als die Bleikugel. Das heißt mit andern Wertem: die Flaumfeder wird von der Erde angezogen wie die Bleikugel, und die Blei- kugel wie die Flaumfeder, keine stärker und keine schwächer, denn es ist die gleiche Kraft, welche beide faßt und zieht. Ein anderes Beispiel von der nicht alltäglichen Wir- kung der Anziehungskraft. Beim Feldmessen braucht man das sogenannte Senkloth, auch wohl nur Senkel genannt. Einmal waren nun mehrere Naturforscher mit einer großen Messung beschäftigt und ihr Instrument mit dem Senklothe war in der Nähe des großen Andesgebirges in Amerika aufgestellt« Da bemerkte einer derselben (Condamine), daß das Senkloth nicht senkrecht hing, sondern gegen das Gebirge hin abwich. Das wiederholte sich bei jeder Auf- stellung, jedesmal wich das Loth ab und zog seitwärts gegen die Gebirgsmasse. Das geschieht nicht etwa blos in Amerika, sondern überall in der Nähe von Gebirgs- maffen, und man hat darüber die genauesten Beobach- tungen angestellt. Äas bewirkt nun das Abweichen des Senklothes von der senkrechten Linie? Die Anziehungs- kraft der Erde zieht es senkrecht, aber die Gebirgsmasse ist auch ein Stück Erde, und hat als ein Theil der Erde auch Anziehungskraft, aber eine um so viel schwächere als die Erde, um so viel sie kleiner ist, als die ganze Erde. Die Anziehungskraft der Gebirgsmasse zieht nun

5. Abriß der Weltkunde - S. 55

1860 - Freiburg im Breisgau : Herder
55 fallen; die Bleikugeln behalten, schloß er, während des Falles die Schnelligkeit bei, mit welcher sich die Thurm- höhe, von der sie fallen, bei der Umdrehung der Erde bewegt. Diese Thurmhöhe bewegt sich aber schneller von West nach Ost als der Fuß des Thurmes, weil die Thurm- höhe während 24 Stunden einen Kreis beschreibt, dessen Durchmesser um 340 Fuß größer ist als der Durchmesser des Kreises, den der Fuß des Thurmes während der gleichen Zeit beschreibt, wie z. B. die Schaufeln eines Mühlrades während derselben Zeit einen größeren Kreis beschreiben und deßwegen schneller laufen als die Speichen des Rades. Kommt also die Bleikugel unten an, so fällt sie nicht senkrecht unter dem Punkte auf, von dem aus sie gefallen ist, sondern weiter ostwärts, weil sich dieser Punkt auf der Thurmhöhe schneller gegen Osten bewegt, als der Fuß des Thurmes und der senkrechte Punkt unter- halb, auf den die Bleikugel fallen mußte, wenn die Blei- kugel nicht die Schnelligkeit des Höhenpunktes in der Richtung gegen Osten beibehielte. Dies traf richtig ein und zwar so, wie es die Berechnung jener Schnelligkeit ergeben hatte. Somit war also ein Beweis für die Achsen- drehung der Erde gegeben. Dieser Beweis befriedigt jedoch nicht alle Anforderungen, weil ein Luftzug, eine Störung in der Vorrichtung des Falles, z. B. eine Er- schütterung, auf den Fall der Kugel wirken kann, rñrd die Abweichung von dem senkrechten Einfallspunkte nur einige Linien beträgt, also so gering ist, daß eine nicht einmal wahrgenommene Störung das Ergebniß des Falles wesentlich verändern kann. 4. Unterschied der Pendellängen. Im vorigen Jahrhundert begab sich ein französischer Naturforscher, Richery (sprich: Rischery), nach Cayenne in Amerika, einer französischen Besitzung in der Nähe des Aequators. Er hatte von Paris eine genaue Pendeluhr mit- gebracht. Als er dieselbe in Cayenne gebrauchte, so bemerkte er bald, daß sie zu spät ging; deßwegen mußte er den Pendel kürzen, d. h. das Pendelloth höher richten, und nun ging sie wieder richtig. Als er aber nach Paris zurückkehrte, so ging ihm seine Uhr gerade um so viel zu frühe, als sie ihm in Cayenne zuerst zu spät gegangen war, und er verlängerte nun das Pendel um ebenso viel, als er das-

6. Abriß der Weltkunde - S. 100

1860 - Freiburg im Breisgau : Herder
100 gen des Strandes geborgen glauben; sie werden nun die Beute der Menschen, welche die genießbaren aufsuchen, und der verschiedenen Seevögel, welche auf die Ebbe warten, wie der Hungrige auf den gedeckten Tisch. Weil sich Ebbe und Fluth (Ebbe ist ein altdeutsches Wort, mit welchem Abend verwandt ist, und heißt eigentlich das Abwärtsgehen, Fluth ist verwandt mit fließen) binnen 24 Stunden und 50 Minuten regelmäßig zweimal wie- derholen, und die stärksten Fluthen zur Zeit des Neumon- des und Vollmondes eintreten, so wurde man schon frühe auf den Gedanken gebracht, daß der Mond auf sie Einfluß haben müsse. Man bemerkte ferner, daß die Orte, welche unter demselben Meridian liegen, zu gleicher Zeit Fluth haben, daß die Fluth jeden Tag 50 Minuten später ein- tritt, wie auch der Mond jeden Tag beinahe 50 Minuten später durch den Meridian geht, und endlich, daß die Fluth am stärksten ist, wenn der Mond in der Erdnähe ist. Deßwegen schreibt man die Fluth dem Monde zu, und glaubt, daß ferne Anziehungskraft dieselbe verursache. Steht der Mond in dem Zenith eines Ortes, so wirkt er durch seine Anziehungskraft auf die senkrecht unter ihm stehende Wassermasse und hebt dieselbe; nach diesem Punkte hin muß also die nächste Wassermasse hinströmen, und dort Fluth eintreten, während da, wo das Wasser abströmt, Ebbe ist. Die Fluth bildet also gleichsam einen Wasserberg, dessen Spitze gegen den Mond gerichtet ist, die Ebbe aber ein Wafferthal. Auf der anderen Seite dieses Thales erhebt sich aber ein zweiter Berg, oder auf der Seite der Erde, welche der Fluth entgegengesetzt ist, ist ebenfalls Fluth, weil dort das Wasser nicht abfließt, sondern zurückbleibt, also ebenfalls anschwillt. Man kann sich diese Erscheinung auf eine sehr einfache Weise versinnlichen. Man tauche den Finger in Wasser, und halte ihn dann senkrecht gegen die Erde, und beobachte nun, was freilich schnell geschehen muß, den Wassertropfen in dem Augenblicke, wo er sich los- macht. Dabei bemerkt man nun, daß der Tropfen sich der Erde zu (die Anziehungskraft der Erde wirkt auf den Tro- pfen, wie die Anziehungskraft des Mondes auf den Ocean) rundet d. h. anschwillt (Fluth), ebenso gegen die Finger- fläche hin, während er sich zwischen beiden Anschwellungen halsähnlich verdünnt (Ebbe). (Bei zähen Flüssigkeiten, z. B. dickes Oel, läßt sich diese Erscheinung leichter beobachten.)

7. Viertehalb Jahrhunderte - S. 956

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
956 Die Zeit der siegreichen Revolution. Oberhaupte der Kirche geleitet würde, als Mittel borgen zu müssen. Zudem hoffte man von der Mitwirkung des Papstes eine günstige Wir- kung auf die der Kirche nicht Entfremdeten, deren Gemüther man da- durch am leichtesten dem Herrscher unterwerfen würde. Nachdem das Kaiserthum verkündet, nachdem eine Anzahl von Veränderungen, durch welche die monarchische Gewalt Verstärkung erhielt, mittelst eines Se- natsbeschlüsses angeordnet worden, sollte eine Kaiserkrönung das neue Werk beschließen. Doch wollte der neue Kaiser nicht so weit gehen, durch Empfang der Krone eine Sendung von dem Papste anzunehmen, auch nicht dadurch, daß er nach Rom reiste, sich vor dem Oberhaupte der Kirche beugen. Die Unterhandlungen zielten darauf, daß Papst Pius Vh. nach Paris kommen und nicht die Krönung, sondern Salbung und Segnung verrichten möge. Viele Bedenken stellten sich in Nom dem Eingehen auf Napoleons Wünsche in den Weg. War schon die Art, wie der Papst sich bei der Feier betheiligen sollte, eine dem Ver- hältnisse zwischen Papst und Kaiser nicht entsprechende, so war die Macht Napoleons, welche nach Entstehung und Wirksamkeit mehr von der Macht der römischen Imperatoren als von der Macht der römischen Kaiser hatte, welche durch den Gegensatz zu einem Berechtigten, selbst mit Cäsars und Auguftus' Macht verglichen, im Nachtheile stand, nicht der Art, daß der Papst ihr die geforderte kirchliche Weihe zu ertheilen geneigt sein konnte. Dazu kam die Frage, wie der Papst der vertrie- benen Familie der Bourbonen gegenüber den Kaiser salben könne, der sich Kaiser der Franzosen nannte, und ungeachtet dieser Benennung war die Stellung zweifelhaft, die der neue von Plänen der Weltherrschaft erfüllte Kaiser dem wirklichen Kaiser gegenüber einnehmen würde. Alle diese Gegengründe wurden in der Seele des sanften Pius Vii. von den Vorstellungen erschüttert, durch welche seine Räthe unter dem Ein- drücke der bereits in Napoleons Händen ruhenden Gewalt, der an seine Freundschaft geknüpften Hoffnungen und der von seinem Unwillen be- fürchteten Gefahren ihn zum Nachgeben zu stimmen suchten. Auch wur- den von Paris aus die lockenden Worte, durch welche dem Papste das, was man begehrte, als der größte Gewinn für die Kirche dargeftellt wurde, nicht gespart, und die Entscheidung im Sinne des Kaisers wurde dadurch herbeigeführt, daß gegen den Sinn des Kaisers der Erzbischof von Lyon, Cardinal Fesch, der Stiefbruder von Napoleons Mutter Lä- titia, in Rom die Erklärung abgab, der Papst solle dem Kaiser auch die Krönung ertheilen. Der Papst kam, und Napoleon setzte am 2. De- cember sich und seiner Gemahlin selbst die Krone auf. Der Papst hatte sich erniedrigt, und die für die Kirche gehofften Vortheile blieben aus, weil die zur Ausführung des Concordats erlassenen Verordnungen, oie organischen Artikel genannt, dem Sinne des Concordats entgegen die

8. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 413

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
nach dem Ende der Kreuzzüge. 413 reichende Berechtigung für seine Königswürde herleiten zu können glaubte, keine Folgen. Nur schloß Albrecht, den schon seine Stellung zu Adolph, dem Verbündeten Eduards, auf die Seite Philipps geführt hatte, sich jetzt um so enger an diesen an und hielt im Jahre 1299 eine Zusam- menkunft mit ihm, auf der er den Verlust der Freigrafschaft nicht ein- mal zur Sprache brachte. 7. Mit Frankreich aber gerieth Bonifacius in einen neuen Kampf, in welchem er ans dem Standpunkte des Rechts gegenüber dem Unrechte stand, auch gemäßigter als bei vielen anderen Gelegenheiten verfuhr, aber die Strafe für das zu leiden schien, was er anderweitig verfehlt hatte. In seiner nächsten Umgebung hatte er über die gibellinische Fa- milie der Colonna gesiegt und seinen Sieg durch Zerstörung der ihnen gehörigen Stadt Präneste oder Palestrina befestigt. Darauf benutzte er den Schluß des dreizehnten Jahrhunderts, um durch die Feier eines großen kirchlichen Jubiläums die über Italien verbreiteten Parteikämpfe zum Stillstände zu bringen, indem er einen großen Ablaß für diejenigen verkündete, die, ihre Sünden bereuend, zu den Gräbern der Apostel- fürften wallfahrteten. Um sodann Tuscien, das ein Heerd der Par- teiung war, zu beruhigen, berief er Karl von Valois als Friedensstifter in das Land. Dieser aber, weder durch Charakter noch durch Fähigkeit dem Berufe gewachsen, vermehrte die Verwirrung in Florenz, wo er eigene Macht zu gründen trachtete, in's Ungeheure. Statt über den Parteien der Welfen und Gibellinen, dort die Schwarzen und die Weißen genannt, seine Stellung zu nehmen, vertrieb er mit Gewalt die Gibellinen. Unter den Vertriebenen befand sich Italiens größter Dichter, Dante Alighieri, dessen Lebenszeit in die Jahre von 1265—1321 fällt. Seine Werke, die durch ihre Vollendung den Anfang höherer Ausbildung der Landessprache bezeichnen, bilden ein Denkmal der Stimmung, wie sie in einem kirchlich gesinnten Gemüthe sich entwickelte, das unter den heftigsten Parteikämpfen dem Oberhaupte der Kirche, als einem Ange- hörigen der Gegenpartei, einen großen Theil des empfundenen Uebels zur Last legte. Das Vernehmen mit Philipp war schon dadurch gestört worden, daß dieser nicht auf des Papstes Vorschläge gehört hatte, die gegen England, sowie gegen das in der Reihe der Feinde stehende Flan- dern gemachten Eroberungen herauszugeben, vielmehr Flandern jetzt als Besitz der Krone eingezogen wurde. Der Kirche gegenüber erlaubte sich aber Philipp, nachdem er schon kirchliche Zehnten für einen Kreuzzug er- hoben und zum flandrischen Kriege verwandt hatte, vielfältige Gewalt- thaten. Im Jahre 1301 hielt der Papst in einer Bulle, die mit den Worten ^usoulta üh anfängt, dem Könige unter Anderem außerordent- liche Besteuerung der Geistlichen, willkührliche Besetzung kirchlicher Stellen, Beschränkung der bischöflichen Gerichtsbarkeit vor. Von Seiten

9. Dichtung des Mittelalters - S. 200

1903 - Freiburg im Breisgau : Herder
200 Dritte Periode, von 1100 bis 1300, oder erste Blüteperiode. wilt aber dü daz guot ze sere minnen, dü mäht Verliesen sele und ere. dü von so volge miner lere: leg’ üf die wäge ein rehtez lot und wig ouch dar mit allen dinen sinnen, als ez diu maze uns ie gebot. Und willst du allzusehr den Reichtum minnen, So verlierst du Seel' und Ehre. Darum folge meiner Lehre, Leg auf die Wag' ein rechtes Lot Und wäg es ab mit deinen schärfsten Sinnen, Wie Maß uns jederzeit gebot. (Simrock.) imnkung. 8elbwahsen kind, dü bist ze krump: sit nieman dich gerillten mac (dü bist dem besemen leider alze gröz, den swerten alze kleine), nü släf unde habe gemach. ich hän mich selben des ze tump, daz ich dich ie so höhe wac. ich bare din ungefüege in friundes schöz, min leit bant ich ze beine, minen rucke ich nach dir brach. nü si din schuole meisterlös an miner stat: i’n kan dir niht. kan ez ein ander baz, mir’st liep, swaz liebes dir da von geschiht. doch weiz ich wol, swä sin gewalt ein ende hat, da stet sin kirnst noch sunder obedach. Verwahrlost Kind, du bist zu krumm, Gerade biegt dich niemand mehr; Du bist dem Besen leider schon zu groß Und noch zu klein dem Schwerte: Schlaf in Ruhe denn vor mir. Ich schelte mich nun selber dumm: Was ehrt' ich dich auch stets so sehr? Ich barg dein Ungeschick in Freundes Schoß, Dein Leid war mein Gefährte, Tief verneigt' ich mich vor dir. Nun lass' ich deine Schule meisterlos: nicht meistern kann ich dich. Kann es ein andrer, daß du Freude dran erlebst, so freut es mich; Doch weiß ich wohl, sobald sein Reich zu Ende geht, raubt seiner Kunst Unsitte Dach und Zier. (Simrock.)
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