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1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 613

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 220. Der Kirchenstaat. Modena. Parma. Toskana. 613 fein sollten, in den kontinentalen Zeitungen. Es war darauf abgesehen, diese Staaten, namentlich die am Mittelmeere, in beständiger Aufregung zu erhalten, damit sie ihre Kräfte nicht sammeln und mit dem englischen Handel nicht wetteifern konnten. 4. Mailand mußte Radetzky räumen, weil er kein Pulver mehr hatte und seine Soldaten schon zwei Tage hungerten, während er die reiche Stadt verschonte. In Venedig proklamierte der Advokat Manin die Republik, und der alte General Pepe kam mit 2000 Neapolitanern zu Hilfe, leitete auch die Verteidigung der Stadt. Karl Albert, dem der italienische Beruf so schlecht bekam, ging nach Oporto, wo er infolge der Aufregung am 26. Juli 1849 starb. 5. Joseph Wenzel Graf Radetzky de Radetz wurde in Böhmen 1766 geboren. Er machte 1788—1789 die Türkenkriege mit und war schon 1809 Feldrnarschall-Lentnant. 1836 wurde er Feldmarschall. Er starb den 3. Jan. J858. Von ihm ward seiner Reit gesungen: „I n deinem Lager ist Österreich." 8 220. Der Kirchenstaat. Modena. Parma. Toskana. (1831—1849.) 607) Der Staat, gegen welchen die Angriffe der Carbonaris und aller Feinde des Thrones und des Altars besonders sich richteten, war begreiflich der Kirchenstaat, dessen ehrwürdige, beinahe patriarchalische Regierung unter dein Papst-König der größte Dorn im Auge des falschen Liberalismus sein mußte. Einige Tage vor der Wahl Gregors Xvi. war der Kirchen-2. Fe-staat im Aufstande, und eine gesetzgebende Versammlung,^ welche sich in Bologna konstituiert hatte, erklärte das weltliche Regiment des Papstes für aufgehoben. Die Österreicher unter General Frimont schafften Ruhe, aber das Jahr 1848 er- ms. schüttelte den Kirchenstaat dennoch, obgleich der milde und menschenfreundliche Pins Ix. aus freiem Antriebe den Wünschen seines Volkes entsprach und den Weg freisinniger Reformen betrat. 19. Allein weder dies noch die 1848 gegebene Konstitution konnte 8 den unersättlichen Liberalismus befriedigen. Als das Leben des Papstes, der den Krieg an Österreich erklären sollte, dies aber entschieden verweigerte, in Gefahr kam, floh derselbe ans dem Lande und fand gastliche Aufnahme beim Könige Ferdinand Ii. m Gaöta. In Rom wurde nun die Republik und der Krieg gegen Österreich erklärt. (Siu Triumvirat, an dessen Spitze Mazzini stand, nahm die Regierung in die Hand. Allein der Papst wandte sich an Frankreich, Österreich, Neapel und Spanien um Hilse. Uni Österreich und Spanien abzu-halteu, bei der Restauratiou des päpstlichen Stuhles sich zu be*

2. Geschichte des Mittelalters - S. 118

1878 - Mainz : Kunze
118 Dritte Periode des Mittelalters. erschien ein solcher um so notwendiger, als auch Andreas Ii. von Ungarn wegen Mangel an Lebensrnitteln aus Kleinasien, wohin er glücklich vorgedrungen war, den Rückzug hatte antreten müssen und die Nachricht von dem Verluste der Stadt Damiette eingetroffen war. Auf diese neue Botschaft forderte der Papst Honorius den Kaiser Friedrich Ii. auf, sein gegebenes Wort zu losen und das heilige Land zu befreien, umerrtamt Verschiedene Ereignisse hatten den Kaiser genötigt, die Erfüllung feines den fünften Versprechens zu verschieben. Er mußte zuletzt dem Papste zugestehen, Ämattfl daß er, wenn der Kreuzzug nicht nach 2 Jahren zur Ausführung fomme! dem Banne verfallen wolle. Friedrich fetzte die Abfahrt auf den Tag der Himmelfahrt Marias 1227 fest. Die Streiter sammelten sich in Apulien, und obwohl das ungewohnte Klima viele Kranfheiten unter ihnen verursachte, Friedrich selbst mit leichtem Unwohlsein das Schiff bestieg, so fand die Abfahrt doch statt. Als sich aber auf dem Meere der Zustand des Kaisers verschlimmerte, fehrte derselbe um, in der Ab- fettvmnnb in den dädern von Pozzuoli erst zu gesunden. Doch der Papst verfällt dem erflärte Friedrichs Krankheit für Verstellung und sprach den Bann über Bann, ihn aus. Vergeblich suchte sich der Kaiser zu rechtfertigen. Er schiffte sich bald darnach wieder ein, ohne des Bannes ledig zu fein, und landete in Akko. Hier ward er mit großem Jubel aufgenommen. Als aber der Papst den Bann erneuerte und dem Patriarchen sowie allen Rittern untersagte, dem Kaiser zu gehorchen, entstanden Spaltungen undzwistig-Jriebnrf, feiten im Lager der Kreuzfahrer. Da wußte der Hochmeister des deutschen ungeachtet die Ordens, Hermann von Lalza, Rath. Er schlug dem Kaiser vor, fortan iit-Skm atte ^^ehle im Auftrag Gottes und der Christenheit zu erlassen. Alle folgten dem Kaiser nach Joppe, wo ohne Blutvergießen mit dem Sultan vort Aegypten ein Vertrag zu Stande kam, laut dessen Jerusalem und Nazareth mit ihrem Gebiete, ferner alle Landschaften und Drte zwischen der Küste und Jerusalem abgetreten werden, die Moscheen unverletzt, die seßhaften Moslemin aller Orten ungefährdet bleiben sollten. Trotz des Widerspruchs der Geistlichen und Tempelherrn zog Friedrich in Jerusalem ein, bestrafte die fchmähfüchtigsten Priester und verordnete, daß fein Ritterorden ein vom Könige unabhängiges Heer und kehrt haben und fein Templer ohne Erlaubnis Jerusalem betreten solle. 5unicf' Hiernach kehrte Friedrich wieder heim. Die Christen 6* ® *e beiden Kreuzzüge Ludwigs Ix. von Frans reich. erteiben uner= C1,'iufte h\L' ^aum hatte Friedrich Palästina verlassen, so brachen unter den Jerusalem. Christen im Morgenlande, den sogenannten Pullanen, heftige Zwistig-

3. Geschichte des Mittelalters - S. 92

1878 - Mainz : Kunze
92 Zweite Periode des Mittelalters. ihn Gregor vor sich kommen und sprach ihn des Bannes ledig, wenn er in Augsburg erscheinen, bis dahin aller königlicher Handlungen sich enthalten und dem Papste gehorsam sein wolle. Dann las Gregor in Heinrichs Gegenwart eine heilige Messe. Als er die Hostie geweiht hatte, brach er dieselbe, nahm die eine Hälfte und sprach: „Deine Freunde, meine Feinde, beschuldigen mich vieler Ungerechtigkeiten und Laster. Siehe hier ist der Leib des Herrn. Bin ich schuldig, so möge er mich auf der Stelle tödten. Nach diesen Worten aß Gregor die eine Hälfte der Hostie und als er gesund und unverletzt blieb, reichte er die andere dem König und sprach: „Die Großen des Reichs haben wegen harter Verbrechen Deine Ausschließung aus der Kirche verlangt; bist Du unschuldig, so nimm diese noch übrige Hälfte vom Leibe des Herrn und rufe Gott zum Zeugen Deiner Unschuld an; dann will ich Dich in alle Deine Würden wieder einsetzen und fortan Dein Vertheidiger sein." Heinrich erblaßte; er fühlte sich nicht frei von Schuld und entzog sich dem Gottesgericht. Nach der Messe lud Gregor den König zum Frühmahle ein, unterredete sich mit ihm und entließ ihn unter ernsten Ermahnungen. votden i'onf Heinrich fand die Stimmung der lombardischen Großen ganz verdarben Jer- ändert. Sie empfingen den König schweigend, kalt, mit Verachtung; achtet, die Bürger nahmen ihn nicht in die Städte auf und kamen ihm auch nicht entgegen, sondern brachten ihm in sein Lager vor die Stadt hinaus, was sie zu liefern gehalten waren. Jetzt empfand Heinrich die erlittene Demüthigung doppelt; er änderte seine Gesinnung, brach sein Wort, sammelte die lombardischen Großen wieder um sich und hinderte die Fürsten^wäh- ^bise des Papstes nach Augsburg. Da traten die deutschen Fürsten len Rudolf in Forchheim zusammen und wählten aus Anrathen päpstlicher Gesandten ^en Herzog Rudolf von Schwaben zum König (1077). Derselbe ward Könige, alsbald zu Mainz gekrönt, aber am nämlichen Abend von den Bürgern zur Stadt hinaus gejagt. Auf die Nachricht von Rudolfs Wahl er- schien Heinrich mit seinem Heere in Deutschland, ließ in Ulm seinen Gegner durch einen Fürstenrath zum Tode verurtheilen und dessen Herzogtum Schwaben dem treuesten seiner Freunde, Friedrich von Hohenstaufen, zuerkennen. Der Krieg zwischen Rudolf und Heinrich Rudolf Mt dauerte drei Jahre. In der Schlacht bei Merseburg fiel Rudolf durch Gottfriedsb Hand des Herzogs Gottfried von Bouillon, welcher die Reichsfahne von Bouillon, trug und den Gegenkaiser tödtlich verwundete. Jetzt mehrte sich Heinrichs Anhang rasch. Gregor hatte nämlich geweissagt, noch in diesem Jahre (1080) werde der falsche König sterben; er hatte Heinrichs Tod gemeint, Rudolfs Tod war erfolgt.

4. Geschichte des Mittelalters - S. 190

1878 - Mainz : Kunze
290 Vierte Periode des Mittelalters. färbten sich blutroth. Es bildeten sich Geschwüre, schwarze Beulen und Flecken. Zuletzt trat Wahnsinn ein, und es erfolgte der Tod. Kein Arzt vermochte zu Helsen, kein Mittel wirkte. Darum sah der Volksglaube in diesem „gräulichen Weltsterben" eine Strafe des Himmels. In 3 Jahren verlor Europa nach glaubwürdigen Berichten 25 Millionen Menschen. An vielen Orten verdächtigte man die Juden, sie hätten die Brunnen vergiftet, und verfolgte sie aufs grausamste. In Mainz wurden 12,000, in Straßburg 2000, in Basel und Rom 3000 erschlagen, verbrannt oder erstickt. Andere glaubten durch Bußübungen das Uebel abwenden zu können, stifteten die Brüderschaft der Geißler oder Flagellanten und zogen betend und büßend, singend und sich Die Geißler geißelnd, mit Fahnen und Kerzen von einer Stadt zur andern; mit Flagellanten 9rofcen Feierlichkeiten wurden sie allenthalben eingeholt und geehrt. Diese Geißler-Prozessionen, deren Lieder oder Leisen sich erhalten haben, wurden den geistlichen und weltlichen Behörden gefährlich. Als der Papst sich gegen die Geißler erklärte, trennten sich diese von der herrschenden Kirche, verschmähten die Sakramente und den Gottesdienst und setzten die Buße der Geißelung an ihre Stelle. Selbst der Feuertod vermochte nicht diese Sekte zu unterdrücken, und noch am Ende des 15. Jahrhunderts tauchten neue Scharen auf. Carl Iv. empfing in Mailand und Rom die Krone. Doch bemühte er sich nicht die deutsche Oberhoheit in Rom und Italien aus- Carl iv. ver- zuüben, sondern begnügte sich damit, seinen Geldsäckel zu füllen. So bestätigte er z. B. der angesehenen Familie Visconti von Mailand für 200,000 Goldgulden den Besitz alles dessen, was sie an sich gezogen; den Florentinern verkaufte er das Versprechen, ihr Gebiet nicht betreten zu wollen, für 100,000 Goldgulden. 1356 veröffentlichte Carl zu Metz das berühmte Reichsgrundgefetz veröffentlicht ^die goldne Bulle," welche so genannt wird von der goldnen Kapsel, Reich/grund- *n welcher das Reichssiegel angehängt ist. In demselben bestimmte er gesetz der 7 Wahl- oder Kurfürsten, welche im Gegensatze zum alten freilich fchon goldnen »uiit. 0^ au^er Acht gelassenen Herkommen, wonach alle unmittelbaren Reichsvasallen geistlichen und weltlichen Standes wählten und auch das Volk bei der Wahl sich betheiligte, allein die Wahl des Kaisers vornehmen sollten. Die 7 Kurfürsten, „die 7 Säulen und Leuchter des heiligen römischen Reiches," waren 3 geistliche und 4 weltliche Fürsten, nämlich die Kurfürsten und Erzbischöfe von Mainz, Cöln und Trier, als Erzkanzler des heiligen römischen Reiches, der Pfalzgraf bei Rhein, als Erztruchseß, der Herzog von Sachsen-Wittenberg, als Erzmarschall, der Markgraf von Brandenburg, als Erzkämmerer, und der König von

5. Geschichte des Mittelalters - S. 91

1867 - Mainz : Kunze
Bon der Wiederherstellung der abendländisch-römischen Kaiserw. jc. 01 durch Burgund und Savoyen über den Mont Cenis nach Italien zu gelangen suchen. Der ungewöhnlich strenge Winter (der Rhein war vom I I. November bis zum 15. März fest zugefroren) hatte auf den Alpen eine bedeutende Masse Schnee angehäuft, die Pfade verweht und un^'fa9™e6jn Abgründe zugedeckt. Jeder Schritt war mit Lebensgefahr verknüpft. Auf Händen und Füßen kroch die königliche Familie die gefährlichsten Stellen hinauf und hinab, an steilen, glatten Abhängen mußte die Königin mit ihren Frauen in Ochsenhäute genäht und an Seilen ge- zogen oder hinunter gelassen werden. Doch geschah kein Unfall. Als die Ankunft des Königs in Italien bekannt wurde, eilten ihm viele Grafen und Bischöfe entgegen und hofften, Heinrich werde den Papst absetzen; sie versprachen dem Könige ihren Beistand. Der König wollte aber Befreiung vom Banne, und als er hörte, daß Gregor Vii. bereits aus dem Wege nach Augsburg begriffen sei und bei der Gräfin Mathilde*) aus dem Schlosse Canossa weile, eilte er dahin und erlangte endlich, daß der Papst ihn vor sich lassen wollte. Nachdem Heinrich alle Zeichen seiner Würde abgelegt hatte, wurde er baarfuß, im Büßer- und demü- gewande, in die zweite Ringmauer des Schlosses eingelassen. Hier mußte der deutsche König vom 26. bis 28. Januar in der grimmigsten zu Canossa Kälte vom Morgen bis Abend stehen. Am 29. Januar endlich ließ 1077‘ ihn Gregor vor sich kommen und sprach ihn des Bannes ledig, wenn er in Augsburg erscheinen, bis dahin aller königlicher Handlungen sich enthalten und dem Papste gehorsam sein wolle. Dann feierte Gregor in Heinrichs Gegenwart die heilige Messe. Als er die Hostie geweiht hatte, brach er dieselbe, nahm die eine Hälfte und sprach: „Deine Freunde, meine Feinde, beschuldigen mich vieler Ungerechtigkeiten und Laster. Siehe, hier ist der Leib des Herrn. Bin ich schuldig, so möge er mich auf der Stelle tödten." Nach diesen Worten aß Gregor die eine Hälfte der Hostie, und als er gesund und unverletzt blieb, reichte er die andere dem König und sprach: „Die Großen des Reichs haben wegen harter Verbrechen Deine Ausschließung aus der Kirche verlangt; bist Du unschuldig, so nimm diese noch übrige Hälfte vom Leibe des *) Mathilde war eine fein gebildete, schöne und kühne Frau, an Tugenden, Kenntnissen und irdischen Gütern reich. Sie war die einzige Toch- ter des reichen Markgrafen Bonifacins von Toskana und der Beatrix, Tochter Friedrichs von Lothringen. Sie gebot über Parma, Mantua, Modena, Reggio, Piacenza, Verona, die meisten Städte Toskanas und reiche Erbgüter in Lothringen. Ihr Gemahl Gozelo der Bucklige lebte in Deutschland auf Heinrichs Seite, sie in Italien auf Seiten des Papstes, welcher sie ganz beherrschte. Sie war Heinrichs Iv. Base.

6. Geschichte des Mittelalters - S. 135

1867 - Mainz : Kunze
Von der Begründung des päpstlichen Uebergewichies ic. 135 btnien und Jerusalem. „Noch habe ich sie," rief Friedrich aus, „und kein Papst, kein Concil soll sie mir ohne blutigen Kampf rauben!" Der Papst bot die Kaiserkrone dem Brnder des französischen Königs Der Bann- Ludwigs Ix. an. Allein Ludwig schlug sie für seinen Bruder mit/^//"^ folgendeu Worten aus: „Nach welchem Rechte kann der heilige Baker Frankreich, einen so großen Fürsten, der keinen über sich hat, verdammen und ab- setzen? Er ist gegen uns stets ein treuer Nachbar gewesen, und wir haben nicht gesehen, daß er Etwas wider die Religion gethan habe." Ein Prediger in Paris, welcher den Bann von der Kanzel verlesen mußte, that dies mit folgenden Worten: „Daß zwischen dem Papste und dem Kaiser Streit ist, wissen wir; wer aber Recht hat, wissen wir nicht. Mir ist befohlen, gegen den Kaiser den Bann zu sprechen. Ich spreche ihn hiermit gegen den, auf dessen Seite die Schuld ist; dem Unschuldigen gebe ich die Absolution." Zn Deutschland kehrte sich keiner der weltlichen Fürsten an den Die Gcgen- Bannfluch, welchen der Papst ausgesprochen hatte; dagegen wählten einige geistliche Fürsten den Landgrafen von Thüringen, Heinrich Raspe, Thüringen zum Kaiser und krönten ihn zu Aachen. Allein trotz aller Bestrebungen des Papstes, dem sogenannten Pfaffenkönig Geltung und Ansehen zu verschaffen, ward Heinrich verlacht und verachtet. Von Konrad, Friedrichs Sohn, hart bedrängt und bei Ulm schwer verwundet, zog er sich auf seine Wartburg zurück, wo er 1247 an seiner Wunde starb. Auch der zweite Gegenkaiser, Wilhelm von Holland, konnte nicht zu An-und Wilhelm sehen im Reiche gelangen. Unter diesem jammervollen König mehrte sich das Faustrecht übermüthiger Raubritter, es wurden Reichslande sehen, und Privilegien verpfändet und verschenkt, die hohenstausischen Erbgüter in Schwaben treulosen Vasallen preisgegeben. Noch schlimmere Er- fahrungen machte Friedrich im Kriege mit den Lombarden. Hier hatten die Belagerten ihm empfindliche Verluste beigebracht und seinen helden- müthigen Sohn Enzio gefangen genommen und zu lebenslänglicher König snn° Haft verurtheilt, sein eigner Kanzler in Verbindung mit dem Leibarzte versucht, den Kaiser zu vergiften. Friedrich erkrankte und kaum ge- nesen, wollte er den Kampf mit dem Papste und seinen Gegnern noch einmal mit aller Kraft aufnehmen, da ereilte ihn der Tod. Er empfand es schmerzlich, in welcher traurigen Lage das Reich sich befand und beklagte laut, daß alle seine redlichen Absichten vereitelt waren. Friedrich starb 1250 in den Armen seines jüngsten Sohnes, des ritterlichen Friedrich u. Manfred. stirbt 1250. Friedrich hinterließ zwei Kinder aus seiner ersten Ehe mit Con- stanze von Arragonien, Konrad Iv. und Margaretha, und zwei

7. Geschichte des Mittelalters - S. 190

1867 - Mainz : Kunze
190 Vierte Periode des Mittelalters. Kehle färbten sich bluthroth. Es bildeten sich Geschwüre, schwarze Beulen und Flecken. Zuletzt trat Wahnsinn ein, und es erfolgte der Tod. Kein Arzt vermochte zu Helsen, kein Mittel wirkte. Darum sah der Volksglaube in diesem „gräulichen Weltsterben" eine Strafe des Himmels. In 3 Jahren verlor Europa nach glaubwürdigen Berichten 25 Millionen Menschen. An vielen Orten verdächtigte nian die Juden, sie hätten die Brunnen vergiftet, und verfolgte sie aufs grausamste. In Mainz wurden 12000, in Straßburg 2000, in Basel und Bern 3000 erschlagen, verbrannt oder erstickt. Andere glaubten durch Buß- übungen das Uebel abwenden zu können, stifteten die Brüderschaft der Geißler oder Flagellanten und zogen betend und büßend, singend und Die Geißler sich geißelnd, mit Fahnen und Kerzen von einer Stadt zur andern; mit Flagellanten, großen Feierlichkeiten wurden sie allenthalben eingeholt und geehrt. Diese Geißler-Prozessionen, deren Lieder oder Laisen sich erhalten haben, wurden den geistlichen und weltlichen Behörden gefährlich. Als der Papst sich gegen die Geißler erklärte, trennten sich diese von der herrschenden Kirche, verschmähten die Sakramente und den Gottesdienst und setzten die Buße der Geißelung an ihre Stelle. Selbst der Feuer- tod vermochte nicht diese Sekte zu unterdrücken, und noch am Ende des 15. Jahrhunderts tauchten neue Schaaren auf. Carl Iv. empfing in Mailand und Rom die Krone. Doch be- Laruv. vcr-mühte er sich nicht die deutsche Oberhoheit in Rom und Italien aus- "der^Kron^ öuüben, sondern begnügte sich damit, seinen Geldsäckel zu füllen. So bestätigte er z. B. der angesehenen Familie Visconti von Mailand für 200,000 Goldgulden den Besitz alles Dessen, was sie an sich gezogen; den Florentinern verkaufte er das Versprechen, ihr Gebiet nicht betreten zu wollen, für 100,000 Goldgulden. 1356 veröffentlichte Carl das berühmte Reichsgrundgesetz „die veröfsenilicht goldene Bulle," welche so genannt wird von der goldnen Kapsel, in Reihsgrund-welcher das Reichssiegel angehängt ist. In demselben bestimmte er gesetz der gol-7 Wahl- oder Kurfürsten, welche im Gegensatze zum alten Herkommen, denen Bulle. Dörnach alle unmittelbaren Reichsvasallen geistlichen und weltlichen Standes gewählt und auch das Volk bei der Wahl sich betheiligt hatte, allein die Wahl des Kaisers vornehmen sollten. Die 7 Kur- fürsten, „die 7 Säulen und Leuchter des heiligen römischen Reiches," waren 3 geistliche und 4 weltliche Fürsten, nämlich die Kurfürsten und Erzbischöfe von Mainz, Cöln und Trier, als Erzkanzler des heiligen römischen Reiches, der Pfalzgraf bei Rhein, als Erztrnchseß, der Herzog von Sachsen-Wittenberg, als Erzmarschall, der Markgraf von Brandenburg, als Erzkämmerer, und der König von Böhmen, als

8. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 152

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
152 Das heilige römische Reich deutscher Nation. aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, frei- willig oder gezwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aem- ter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bischofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Un- ter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mai- land die mächtigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bo- logna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streit- baren Bürgerschaft bewohnt. Waren diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich mach- ten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhör- lich mit einander. Pavia, als die alte longobardischc Königsstadt, wett- eiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailaud um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen woll- ten, mit grausamem Uebermuthe. Die Bürger von Lodi baten den Kai- ser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kaiserliche Siegel, beschimpften die Boten und zer- störten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er ihr Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden für die Tücke, mit der sie ihm überall Nachstel- lungen bereiteten. Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea- trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte dadurch seine Hausmacht beträchtlich (1156). 1157 zwang er den Her- zog Boleslaw von Polen zur Huldigung und erhob darauf den böhmi- schen Herzog Wladislaw Ii. für dessen treue Dienste zum König. Im Jahre 1158 endlich zog er gegen Mailand mit einem gewaltigen Heere und umlagerte die Stadt so lange, bis sie sich auf Gnade und Ungnade ergab. Hierauf wurde auf den ronkalischen Feldern bei Piacenza im November großer Reichstag gehalten, damit festgesetzt werde, was dem Kaiser in Italien zustehe. Gelehrte Juristen beriethen nun das römische Recht, und darin fanden sie begreiflich für den Kaiser als den Nach- folger der Cäsaren sehr vieles: alle Belehnungen sotten dem Kaiser ge- hören, die Städte sind ihm Heeresfolge schuldig und zu Naturallieferun- gen an die kaiserlichen Heere verpflichtet; dem Kaiser gehören als Ne-

9. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 103

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das byzantinische Reich. Die bilderstürmenden Kaiser. 103 an den Thoren Europas und Asiens. Der griechische Kaiser gebot aber auch über die ganze Kraft seines Reichs und war dabei nicht von dem guten Willen der großen Lehenträger abhängig, wie die meisten abendländischen Herrscher; das Reich besaß eine geregelte Finanzverwaltung, einen Staats- schatz, daher verfügte der Kaiser über regelmäßige Reichseinkünfte und konnte Heere und Flotten ausrüsten und unterhalten. Die Mannschaft wurde zum größten Theil aus Barbaren geworben, -namentlich aus Sla- ven, welche sich im Reiche niedergelassen hatten; die Befehlshaber wa- ren dagegen meistens Griechen, welche oft genug bewiesen, daß die er- erbte römische Kriegskunst noch von keinem andern Volke erreicht war. Die Vertheidigung des Reiches und Konstantinopels wurde besonders durch die Lage am Meere erleichtert, und tüchtige Kaiser richteten deß- wegen auch ihr Hauptaugenmerk auf die Seemacht, indem sie mit Recht glaubten, Konstantinopel könne nicht fallen, so lange es das Meer frei habe. Diese Hauptfestung war damals zugleich der erste Handelsplatz der Welt; sie vermittelte den Verkehr zwischen Europa und Asien, und stand mit dem russischen Novgorod so gut in Verbindung als mit Italien, Frankreich und Deutschland. Auch der alte Gewerbfleiß hatte sich in den Städten erhalten und selbst die Barbaren fanden bald die griechi- schen Fabrikate so unentbehrlich, als heut zu Tage die vielnamigen In- dianer in Amerika und Neger in Afrika die englischen. Handel und Industrie waren deßwegen die Quellen, welche dem Staatsschätze die besten Zuflüsse gaben. Dem Kaiser Heraklius folgten einige unbedeutende Kaiser, bis 717 Leo Iii. der Jsaurier, ein tüchtiger Feldherr, sich des Thrones be- mächtigte. Dieser schlug die Araber zurück, die Konstantinopel ein ganzes Jahr belagerten und dabei 100,000 Mann verloren haben sol- len, stürzte aber das Reich durch sein Verbot der Bilderverehrung in Verwirrung. Dazu sollen den Kaiser politische Rücksichten bewogen haben; der Koran verbietet jede bildliche Darstellung nicht nur Gottes und höherer Wesen, sondern überhaupt alles Lebendigen, daher die Mos- lemin überall gegen die Bilder, namentlich religiöse, wütheten. Zu Leo's Zeit ließ der Chalife Iezid (723) alle Bilder in den Kirchen der eroberten Provinzen zerstören, was den griechischen Kaiser auf den Ge- danken brachte, den mohammedanischen Fanatismus als den gefährlichsten Feind dadurch zu entwaffnen, daß in dem griechischen Reiche selbst alle heiligen Bilder weggeschafft würden. Dem ersten Befehle (726) folgte bald (730) ein noch viel strengerer, der Todesstrafe auf die Beibehal- tung von heiligen Bildern in Kirchen, auf öffentlichen Plätzen und selbst in Privathäusern setzte. Dagegen erhob sich Widerstand von Seite des Volks und der Geistlichen, die Päpste Gregor Ii. und Iii. verwiesen dem Kaiser seine Gewaltthätigkeit sehr strenge, indem sie ihm die katholische

10. Geschichte des Mittelalters - S. 168

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
168 Das heilige römische Reich deutscher Nation. Krieg gegen die lombardischen Städte (1155). Weit schwerer als die republikanisierenden Römer waren die freien Städte der Lombardei zu bezwingen, über die Friedrich als Nachfolger Karls des Großen die Oberherrschaft ansprach. Diese waren seit Hein- rich Iii. gewohnt sich selbst zu regieren, weil keiner der nachfolgenden Kaiser im Stande gewesen war, eine feste Herrschaft über sie geltend zu machen, und um die kaiserlichen Titel kümmerten sich die Städte wenig. Sie waren reich durch Gewerbe und Handel, namentlich machten die Lombarden fast alle Geldgeschäfte; hierin hatten sie nur die Juden zu Nebenbuhlern; da diese aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, freiwillig oder ge- zwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aemter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bi- schofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Ho- heitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Unter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung ent- faltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mailand die mäch- tigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bologna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streitbaren Bürgerschaft be- wohnt. Wären diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich machten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhörlich mit einander. Pavia, als die alte longobardische Königsstadt, wetteiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailand um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen wollten, mit grausamem Ueber- muthe. Die Bürger von Lodi baten den Kaiser um Schutz gegen Mai- land, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kai- serliche Siegel, beschimpften die Boten und zerstörten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er Mailands Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden für ihre Tücke, mit der sie ihm überall Nachstellungen bereiteten. Friedrich erwirbt Burgund (1156). Er züchtigt Polen (1157). Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea- trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte
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TM Hauptwörter (200)200

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