— 135 —
10. Latium. Rom, die „ewige Stadt", mit 500 000 E.,
liegt zu beiden Seiten des Tiber und ist seit 1871 Hauptstadt des
Königreichs Italien. Die Entstehung Roms reicht ins graue Alter-
tum zurück. Emst die Hauptstadt des mächtigen Römerreiches, hat
Rom zum zweitenmal eine Weltbedeutung erhalten, indem es seit
ältester christlicher Zeit der Sitz des sichtbaren Oberhauptes der
katholischen Kirche ist. Durch die Päpste wurde Rom im Laufe
der Jahrhunderte zu einer Stadt der Knnst, wie keine andere der
Welt. Sie führten in Rom die großartigsten Bauten auf, sammelten
die herrlichsten Schätze der Kunst aus alter und neuerer Zeit, gründeten
bedeutende Bibliotheken. —
Unter den vielen Kirchen ragt
besonders die Peterskirche
hervor, die größte der Chri-
stenheit. Neben ihr liegt der
Vatikan, der Palast des
Papstes. Reich ist Rom auch
an Überresten des klassischen
Altertums(Bild 43).—Das
befestigte Civita Vecchia
ist der Seehafen für Rom.
In Süditalien:
11. bis 15. Die neapolitanischen Provinzen. Neapel mit
536 000 E., die volkreichste und lebhafteste Stadt Italiens, in wahr-
Haft paradiesischer Lage, inmitten der fruchtbaren campanischen Ebene,
aus der der Vesuv emporragt. In der Nähe sind die ausgegrabeuen
Reste der durch einen Ausbruch des Vesuv im Jahre 79 u. Chr.
verschütteten Städte H e r c u l a u e u m und Pompeji. — Sorrent,
Amalsi und Salerno in prachtvoller Lage am Meere. —
Brindisi ist seit Eröffnung des Sueskanals ein wichtiger Platz
für deu Handel nach dem Orient geworden.
16. Die Insel Sicilien. Palermo in fruchtbarer Umgebuug
mit 288 000 E., Messina an der Meerenge gleichen Namens mit
151000 E. und Catania am Fuße des Ätna mit 130000 E.
Bild 43. Rom: Das Colosseum.
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Extrahierte Ortsnamen: Latium Rom Italien Alter-
tum Rom Rom Chri- Rom Rom Süditalien Neapel Italiens Pompeji Sorrent Salerno Brindisi Sicilien Palermo Messina Catania Rom
— 304
Mit Bethanien übersieht das Auge den Ölberg, die Stätte der
heiligen Erinnerungen. Nahe am Ölberge liegt Gethsemane, unten
an seinem Fuße der Olivengarten und oben auf dem Gipfel die
Himmelfahrtskirche. Ich konnte mein Auge fast nicht wenden von
den heiligen Hügeln. Noch einmal trank ich in vollstem Zuge das
heilige Schauspiel und wandte mich dann mit dem Wunsche des
heimatlichen Dichters ab:
„Bleibt mir nah mit eurem heil'gen Walten,
Hohe Bilder, himmlische Gestalten!"
(Nach F. W. Hackländer u. a.)
Die Überschwemmungen des Wits.
Schon im Altertum wurde Ägypten ein „Geschenk des Nils"
genannt, und das mit Recht; denn der Nil ist es, der das Land
bewässert und fetten Schlamm auf demselben ablagert, dadurch unter
einem fast regenlosen Himmel üppige Fruchtbarkeit erzeugeud. Zwar
haben auch andere Ströme jährliche Überschwemmungen; aber bei
keinem derselben treten diese mit solcher Regelmäßigkeit auf und lassen
sich so genan und so weit zurück verfolgen. Wir wissen, daß der
Nil von den mächtigen Wassermassen angeschwellt wird, welche zur
Zeit der tropischen Regen in seinem Quellgebiet, besonders in Abessinien,
herabstürzen. Gegen Schluß des Juni verrät der steigende Strom
den gewaltigen Zuwachs des Wassers. Diese Schwellung nimmt
nun in gleichmäßiger Folge so zu, daß um die Mitte des Augusts
der Fluß iu Ägypten seine Ufer überschreitet und allmählich das
ganze Thal bis zum Fuße der Berge überflutet, um während des
Oktobers in seine Grenzen zurückzukehren und ebenso gleichmäßig, wie
er gewachsen, auf den niedrigsten Wasserstand herabzusinken. Das
höchste, aber gewöhnliche Maß der Steigung beträgt für das Delta
heute noch wie schon im Altertum 5 m, und die Wassermenge, welche
der Strom in dieser Zeit dem Meere zuwälzt, ist zwanzigmal größer
als zuvor. Zuweilen bleibt er auch uuter dem angegebenen Maße
zurück. Dann aber trifft Hungersnot oder doch Mangel die Be-
völkeruug, welche eben den Überschwemmungen allein ihre reichen
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Extrahierte Personennamen: F._W._Hackländer Augusts
— 278
Die innere Länge der Kirche beträgt 187 m, die Breite 83 m.
Nach glaubenswerter Schätzung würden 40 000 Menschen den Riesen-
tempel nur znr Hälfte füllen.
Das Bewundernswürdigste des ganzen Baues ist die Kuppel,
die noch fast 100 in über das Dach der Kirche emporragt.
„Ein zweiter Himmel in den Himmel steigt St. Peters wunder-
barer Dom." An Erhabenheit, Leichtigkeit und Schönheit der Form
wie an Größe und Kühnheit der Konstruktion steht diese Kuppel
unerreicht da. Sie erhebt sich auf vier mächtigen Grundpfeilern;
ihr Umfang beträgt an 200 m. Das Innere der Kuppel ist reich
vergoldet und mit Mosaiken geschmückt. Majestätisch strahlt im
Mittelpunkt der Wölbung das Antlitz Gott Vaters, von Engeln
und Heiligen umgeben. Wer Lust hat, kann bis zur Laterne der
Kuppel emporsteigen, von deren innerer Galerie der Blick in die
Tiefe fast schwindelerregend wirkt. Tritt man aber auf die äußere
Brüstung, so genießt man einen entzückenden Blick über die ewige
Stadt und ihre Umgebung bis zum flimmernden Silberspiegel des
Meeres.
Gerade unter der Kuppel erhebt sich der Hauptaltar; über ihm
schwebt ein von vier gewundenen Säulen getragener mächtiger Bal-
dachin. Vor dem Hochaltar führen Marmortreppen hinab zum Grabe
des hl. Petrus. Tag und Nacht brennen hier 89 Lampen, das
Feierliche dieser heiligen Stätte erhöhend, die fortwährend von Pilgern
besucht wird.
Im Norden der Peterskirche liegt die Residenz des Papstes, der
Vatikan. Er besteht aus einer Anzahl zusammenhängender Paläste,
umschließt 20 Höfe, über 200 Treppen und soll mehr als 11000
Räume, Säle, Kapellen und Zimmer enthalten. Von der Peters-
kirche her gelangt man über eine herrliche Treppe zur berühmten
Sixtinischen Kapelle, der Hofkapelle des Papstes. Hier hat sich
Michel Angela durch feine großartigen Fresken ein unsterbliches Denk-
mal gefetzt. Sein Hauptwerk, das jüngste Gericht, füllt die ganze
20 in hohe Rückwand des Gotteshauses aus; in den Deckengemälden
verherrlichte er in erhabener Weise die Schöpfungsgeschichte. Wie
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— 85 —
b. Rom (vgl. Liv.' 5, 54), an einem vor Seeräubern ge-
sicherten Punkte der einst zur Schifffahrt günstigern Tiber, drei
Meilen vom Meere. Die Umgebung eine weite wellige zu Acker-
bau und Viehzucht geeignete, von waldigen wasserreichen Bergen
umkränzte Ebene, die fern von der Ueppigkeit Campaniens die
verständige Arbeit der Bevölkerung lohnte, aber ohne dieselbe sich
in Wüste und ungesundes Sumpfland wandelt. Rom, die
Mitte Italiens, gleichweit von Genua, Venedig,
Palermo und Tarent entfernt. Hauptstadt der römisch-
heidnischen und der römisch-christlichen Welt, das Symbol der
Einheit Italiens, und, seitdem es durch die letzten deutschen Siege
Hauptstadt des neuen Königreichs Italien geworden, Residenz
eines weltlichen Oberhauptes, das vom Quirinal aus über
mehr als 26000000 Italiener, und eines geistlichen Oberhauptes,
das vom Vatieau aus (Leoninische Stadt) über das Zehnfache
an Seelen in der ganzen Welt gebietet. — Die alte Sieben-
hügelstadt *) weniger durch Erstürmungen der Barbaren als
durch Barbarei der eignen Bürgerschaft zerstört; neben ihr zum
Theil auf und aus den Trümmern der alten Pracht die neue
Stadt; ihr Glanz zur Metnceerzeit**). Seitdem das größte
Museum der schönen Künste und Wissenschaften. In Rom,
Venedig und Florenz, den drei italischen Centren der schönen
Künste, ist, wie im übrigen Italien, seit Jahrhunderten die pro-
dnetive Kraft gelähmt. Deutschland hat seine Lehrmeisterin weit
überholt. Doch bleibt Rom die hohe Schule der Kunst für alle
gebildeten Völker (Italiens Meisterwerke erhalten nur unter
italischem Himmel ihre rechte Beleuchtung). An ihren Denk-
mälern bildet sich die Welt; von dieser zuströmenden Welt nährt
sich das heutige Rom. Die „ewige Stadt", im Mittelpunkte
einer Welt von Trümmern. — Aus der öden Campagna di Roma,
deren Fieberlust diesseits der Poutiuischen Sümpfe den
ganzen niedrigen Küstenstrich beherrscht, erheben sich zwei Meilen
von Rom die Albaner Berge, ausgebrannte, schön bewaldete
Vulkane mit Kraterseen; nördlich davon, jenseits des Längsthals
desteverone (Anio)***), der langgestreckte Kamm der S ab i n e r-
*) Auf und aus Tuff (die Katakomben!) erbaut. Seit Augustus auch
Travertin von Tibur (Tivoli) und carrarischer Marmor die Bausteine.
**) Roms alte Pracht erstand durch die Gunst der Imperatoren,
die neue durch die Gunst der Päpste, beide mit Hülfe des Geldes aus
dem ganzen Erdkreise; jenes durch fremde, dieses durch italische Meister.
***) Cascaden von Tivoli.
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Extrahierte Personennamen: Campaniens Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Italiens Genua Venedig Palermo Italiens Italien Rom Venedig Florenz Italien Deutschland Italiens Rom Tibur Roms
— 121 —
Keiner gethan. Er wurde 1308 angesichts der Habsburg bort seinem Neffen, ermordet, der deshalb mit dem Namen Johann Parricida gebrandmarkt worden ist.
§ 18. Liihelburg und Baiern.
Nach Albrechts Ermordung lenkten der Mainzer Erzbischof Peter Aichspalter und Balduin von Trier die Wahl auf des letzteren Bruder, den Grafen Heinrich von Lützelburg, der in seiner kleinen Herrschaft in den Ardennen sich den Ruf eines umsichtigen, thatkräftigen und auf die öffentliche Sicherheit bedachten Fürsten erworben hatte. Heinrich Vii. (1308—1313) suchte die alte Kaiserherrlichkeit durch uneigennützigen Gebrauch der ihm verliehenen Macht und durch Reinheit des Charakters zu erneuern. Die vorhergehenden Könige, die im Leben Feinde gewesen waren, ließ er feierlich nebeneinander zu Speier beisetzen, damit verkündend, daß Friede im Reiche herrschen solle. Gegen den unruhigen würtembergischen Grafen Eberhard schleuderte er die Acht. Aus Achtung vor ihm wählten die Böhmen seinen Sohn Johann zum Könige. Auch Italien und Rom, das seit 1308 aufgehört hatte Residenz der Päpste zu sein, suchte er, um in die Fußtapfen der Ottonen und Friedriche zu treten, wieder fester mit Deutschland zu verbinden. Die Ghibellinen, unter ihnen der große Dichter Dante, warteten mit. Sehnsucht auf ihn, damit er des Reiches Garten vor weiterer Verwüstung schütze und das steuerlose Schiff mit fester Hand in den sichern Hafen lenke. Da er aber nicht Kaiser einer Partei sondern der Gesammtheit sein wollte, fand er die gewünschte Unterstützung nicht. Und als er sich anschickte den Enkel jenes Karl von Anjou, Robert von Neapel, für seine liebergriffe zu strafen, sprach von Avignon aus der Papst feinen Bann. Doch traf die Kunde davon Heinrich nicht mehr, der bereits in einem italienischen Kloster an Gift, wie damals die Sage gieng, gestorben war. Wie ein Meteor war er erschienen und verschwunden.
Seine Partei wählte Ludwig von Baiern (1314—1347), die habsburgische Friedrich von Oesterreich, und so entstand abermals Bürgerkrieg um die Krone. Diesmal unterlag
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Extrahierte Personennamen: Johann_Parricida Johann Albrechts Albrechts Peter_Aichspalter Balduin_von_Trier Heinrich_von_Lützelburg Heinrich Heinrich_Vii Heinrich Eberhard Johann Karl_von_Anjou Karl Robert_von_Neapel Heinrich Heinrich Ludwig_von_Baiern Ludwig Friedrich_von_Oesterreich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Habsburg Baiern Italien Rom Deutschland Avignon
— 122 -
Oesterreich und zwar zuerst gegen die für ihre Freiheit begeistert kämpfenden Schweizerhirten bei Morgarten (1315), dann gegen den Kaiser selbst, der Friedrich 1322 bei Mühldorf schlug und gefangen nahm. (Seyfried Schweppermann.) Vier Jahre später entließ Ludwig feinen Gegner aus der Haft des Trausnitzer Schlosses, nachdem ihm dieser das Versprechen gegeben hatte Frieden zu stiften oder in die Gefangenschaft zurückzukehren. Da ihm das erstere unmöglich war, hielt er dem zürnenden Papste zum Trotz treu fein Gelöbnis der Rückkehr; Ludwig aber nahm ihn von nun an als Freund und Berather an. (Vgl. Schillers: „Deutsche Treue" und Uhlands: „Ludwig der Baier".) Schon 1330 aber starb Friedrich. Der Kaiser machte 1327 einen Zug nach Rom, wo er einen frommen Mönch zum Papste einsetzte und sich so die Franziskaner verpflichtete, die in Predigten das Volk über die damaligen Gebrechen der Kirche aufklärten. Und weil der Papst ganz ein Werkzeug des französischen Königs war, erklärten die deutschen Fürsten zu Renfe bei Coblenz die Kaiser-würde für unabhängig von feiner Bestätigung (1338). Doch hatte das gute Verhältnis Ludwigs zu den Fürsten keinen Bestand. Sie hatten es zugegeben, daß er 1324 Brandenburg, dessen askanifches Herrscherhaus ausgestorben war. seinem Sohne Ludwig verlieh; als er aber die Margarethe Maultasch von ihrem ersten Gemahle eigenmächtig schied, sie dem genannten Ludwig zur Ehe gab und so für diesen Tirol erwarb, fand man den Bann des Papstes durchaus gerechtfertigt und wählte ihm den Lützelburger Karl zum Gegenkönig. Er starb 1347 auf einer Bärenjagd. Karl Iv. (1347—1378) vermehrte fein böhmisches Erbland um Brandenburg, wo er zuerst den falschen Waldemar gegen den bairischen Markgrafen begünstigte, später mit diesem und seinen Brüdern in Frieden lebte und von dem letzten derselben die Mark durch Vertrag erhielt. Für seine eigenen Länder sorgte er wie ein Vater, baute vortreffliche Straßen, erhob Prag zu einer der schönsten Städte Europas und gründete dort eine berühmte Universität (1348). Stiefväterlich war er gegen das Reich gesinnt, kaiserliche Rechte verkaufte er in Deutschland und Italien für Geld, wie er es denn vortrefflich
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Seyfried_Schweppermann Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Schillers Friedrich Friedrich Ludwigs Ludwig Ludwig Margarethe_Maultasch Ludwig Ludwig Karl Karl Karl_Iv Karl
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Rom Coblenz Brandenburg Brandenburg Europas Deutschland Italien
— 112 —
wieder aus seiner Asche unterstützt von dem sich damals bildenden lombardischen Städtebund und dem Papste Alexander Iil, dem zu Ehren man die Festung Alessandria erbaute.
Ebenso wie in Italien der Sinn für Unabhängigkeit sich regte, suchte im Norden des Reichs Heinrich der Löwe sich immer selbständiger zu machen, indem er seine Macht im Osten der Elbe erweiterte und seine Vasallen drückte. Friedrich ließ ihn gewähren, befreite ihn sogar einstweilen von der Pflicht der Heeresfolge nach Italien. Seinen fünften Zug dorthin unternahm er 1174; diesmal aber sollte der Löwe ihn begleiten, weil er seine kaiserlichen Rechte um jeden Preis geltend zu machen suchte. Von ihm, trotz seiner flehenden Bitten im Stiche gelassen, unterlag der Kaiser 1176 bei Legnano den todesmutigen Italienern, die sich um das Stadtbauuer Mailands, das Caroccio, geschaart hatten. Rasch entschlossen versöhnte und befreundete sich Friedrich mit dem Papste, der einen Waffenstillstand vermittelte. Im später geschlossenen Constanzer Frieden (1183) wurde den Städten freie Selbstverwaltung zugestanden, die kaiserliche Oberhoheit gewahrt. In Deutschland traf 1179 den Löwen Friedrichs Zorn. Er verlor Baiern an Otto von Wittelsbach und mußte in die Zerstückelung Sachsens willigen. Im Osten des Landes führte der Antheil, welchen des Bären Sohn Bernhard erhielt, den alten Namen weiter, der Westen fiel zum großen Theil dem Erzstifte Köln zu; Heinrich selbst empsieng, nachdem er sich gedemütigt hatte, seine Allode Braunschweig-Lüneburg zurück, mußte aber vorläufig, um Unruhen vorzubeugen, das Reich verlassen. Zwei herrliche Feste, das Mainzer 1184, wo der Kaiser zwei Söhne wehrhaft machte, und das Mailänder 1186, wo er seinen ältesten Sohn Heinrich mit der normannischen Erbin Constanze vermählte, gaben Zeugnis von der Liebe, deren er sich im ganzen Reiche zu erfreuen hatte. Der dritte Kreuzzug brachte dem Helden, der noch jugendlich stürmend bei Jkonium gekämpft hatte, den Tod in den Wellen des Seleph, die er ungestüm durchreiten wollte. Noch lange hat man im deutschen Volke von dem im Kiffhäuser schlafenden Kaiser gesagt und gesungen und auf sein Erwachen mit Sehnsucht geharrt.
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Iil Alexander Heinrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Otto Bernhard Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Mailands Deutschland Friedrichs Wittelsbach Sachsens Braunschweig-Lüneburg
— 203 —
Manteuffel ihm die Aufgabe der Verfolgung abnahm, die so wirksam war, daß 80000 Mann zerlumpt und halb erfroren sich in die neutrale Schweiz flüchteten. Südwestdeutschland, das von einem Einfalle bedroht gewesen war, athmete wieder auf.
Unterdessen hatte die Belagerung von Paris fortgedauert, und alle Ausfälle waren blutig zurückgeschlagen worden. In der Stadt wütete der Hunger, schon war auch ein Fort in deutschen Händen, von welchem aus die Beschießung begann. Da entschloß sich die Regierung der Nationalvertheidigung dazu, einen Waffenstillstand zu erbitten (28. Jan.), übergab sämmtliche Forts, überlieferte die Waffen und überließ es der in Bordeaux zusammentretenden Nationalversammlung Frieden zu schließen. Derselbe wurde durch Bismarck und Thiers vereinbart, und nachdem ein Theil der siegreichen Truppen in Paris eingezogen war, bestätigt (2. März), fand aber erst in Frankfurt a./M. 10. Mai seinen völligen Abschluß. Frankreich mußte eine bedeutende Geldsumme zahlen und das Elsaß außer Belfort sowie Deutsch-Lothringen abtreten. Ungefähr sieben Monate hatte der Krieg gedauert, nie aber waren in so kurzer Zeit so gewaltige Erfolge errungen worden, nie hatte die Feldherrnkunst (Moltke) und die Staatskunst höhere Triumphe gefeiert. Die Zahl der gewonnenen Schlachten und Gefechte kam der Zahl der Kriegstage beinahe gleich, 28 Festungen hatten sich ergeben, über 350 Tausend Gefangene gezwungen den Weg nach Deutschland angetreten. Mit der Tapferkeit der Truppen im Felde hatte die Sorgfalt der Angehörigen in der Heimat gewetteifert; besonders das schwächere Geschlecht zeigte sich groß in Werken aufopfernder Menschenliebe z. B. in der Pflege der Verwundeten und Kranken.
Während des gewaltigen Kriegsgetümmels tagte in Rom das vatikanische Conzil und erfüllte nach einigem Sträuben den Wunsch Pius des Ix., indem es die Unfehlbarkeit des Papstes in Sachen des Glaubens und der Moral als Dogma aussprach. Weil damals die französische Besatzung der Tiberstadt zum Schutze der Heimat abberufen ward, benutzte Victor Emmanuel diese Gelegenheit, um den letzten Rest des Kirchenstaates mit Rom seinem Reiche einzuverleiben und so das einige Italien zur Wahrheit zu machen.
Wichtiger als dieser Sieg des Nationalitätsprincips auf
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Extrahierte Personennamen: Victor_Emmanuel
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Frankfurt Frankreich Belfort Deutschland Rom Italien
§ 115. Heinrich V. Lothar Ii. 313
kleinen Kinder verkauft, das Volk der Sachsen zu Tode gehetzt, und niemand war da, der ihn zur Verantwortung ziehen konnte. Darum rief der Papst als der Statthalter Christi den Kaiser, der göttliches und weltliches Recht mit Füßen getreten, vor sein Tribunal und belehrte die vornehmen Sünder, daß sie nicht ungestraft dem Rechte und der Gerechtigkeit Hohn sprechen dürfeu. Mit Recht nennt ein protestantischer Schriftsteller (Steffens) Gregor Vii. d ie Seele und das Gewissen seines Jahrhunderts. Er wurde unter die Zahl der Heiligen aufgenommen.
8 115.
Heinrich V. (1106—1125). Lothar Ii. (1125—1137).
323) Heinrich V. wurde zwar bei Lebzeiten des Vaters schon zum römischen Könige gewählt, mußte aber das Versprechen abgeben, so lange der Vater lebe, sich nicht um die Regierung zu bekümmeru. Dieses Versprechen brach er durch den Aufstand gegen seinen Vater. Nach dessen Tode wurde er übrigens allgemein als deutscher König anerkannt und führte gegen die äußern Feinde Deutschlands glückliche Kriege. Poleu und Böhmen wurden deutsche Reichslehen. Allem die Ansprüche anf die Investitur der Bischöfe, welche sein Vater nicht aufgeben wollte, verwickelten auch ihn mit den Päpsten in Streit, bis endlich durch das Wormser Konkordat die Ansprüche des Kaisers sowohl als des Papstes geregelt wurden. Der Papst investierte fortan 1122. die Bischöfe, mit Ring und Stab und setzte sie dadurch in ihre^ geistlichen Ämter ein, der Kaiser aber belehnte sie mit dem Zepter und übertrug ihnen dadurch den weltlichen Besitzstand. Heinrich starb 1125 und zwar kinderlos. Seine Erblande gingen 1125. an die Hohenstaufen über.
324) Mit Heinrich V. erlosch der fränkische Mannsstamm. Nach dem. bisher beobachteten Grundsätze, daß die Wahl eines Königs „dem Mute" folgen müsse, hätten nach dem Tode Heinrichs zwei Schwestersöhne, die hohenstanfischen Herzoge Friedrich von Schwaben und Konrad von Franken, Ansprüche auf die deutsche Krone gehabt. Aber die deutscheu Fürsten wareu durch die Gewaltthätigkeit der letzten Kaiser dem Geschlechte abgeneigt geworden und wählten Lothar Ii., den Sachsen. Lothar mußte geloben, ihnen die Lehen zu belassen, ohne den Leheuseid zu fordern. Ein neunjähriger Kampf, den er mit den Hohenstaufen führte, wurde durch den hl. Bernhard von Clairvanx vermittelt. Um aber diesem aufstrebenden Geschlechte eine entsprechende Macht gegenüberstellen zu können, belehnte er seinen Schwiegersohn, den Herzog Heinrich den Stolzen, auch mit dem Herzogtum Sachsen. Dem Papste
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_V._Lothar_Ii Heinrich_V. Christi Steffens Gregor_Vii Gregor Heinrich_V. Heinrich_V. Lothar_Ii Heinrich_V. Heinrich_V. Heinrich Heinrich Heinrich_V. Heinrich_V. Heinrichs Heinrichs Friedrich_von_Schwaben Friedrich Konrad_von_Franken Konrad Lothar_Ii Bernhard_von_Clairvanx Heinrich Heinrich
§ 121. Sturz Heinrichs des Löwen. Friedrichs I. Tod. 327
aber zu Chiavenna am Corners ee verließ er ihn mit allen feinen sächsischen Vasallen, obwohl Friedrich sich soweit herabließ, ihn fußfällig zu bitten, daß er bleiben möge. Friedrich erlitt bei Legnano eine furchtbare Niederlage und entrann dem Tode mit genauer Not. Da sah denn der Kaiser ein, daß es ihm un- ii?6. möglich fei, seine stolzen Pläne durchzuführen, und versöhnte sich mit dem Papste und zwar aufrichtig. Auch den Lombarden machte er Zugeständnisse. So konnte er nach Deutschland zurückkehre», wo er zuerst Heinrich den Löweu vor das kaiserliche Gericht lud, um ihn wegeu seiner Felonie (Lehensuntreue, Treubruch) zur Veraut-wortnng zu ziehen. Auch war Heinrich von seinen Nachbarn wegen mannigfacher Beeinträchtigung angeklagt. Da er nicht erschien , nahm ihm der Kaiser feine Lande und zerstückelte sie, um feinen der Fürsten durch die Belehnung übermächtig zu machen, in kleine Herrschaften. Der alte Löwe wehrte sich zwar grimmig, aber er konnte der ungeschwächten kaiserlichen Macht gegenüber nichts ausrichten und unterwarf sich. Zu Erfurt lag er vor Dem auf den Knieen, den er bei Chiaveuna umsonst ans den Knieen hatte flehen lassen. Er behielt nur seine Erblande Brau n- iisi. schweig und Lüneburg und mußte ans drei Jahre das Deutsche Reich verlassen. Heinrich begab sich nach England zu feinem Schwiegervater König Heinrich Ii.
339) Nun hatte Friedrich in Deutschland freie Hand und er benützte die Sicherheit vor auswärtigen Feinden dazn, geordnete Zustände im Innern herbeizuführen und zu befestigen. Noch einmal kehrte der Glanz seiner früheren Reichstage zurück. Es versammelten sich die Edlen feines Reiches und der auswärtigen Länder an seinem Hofe, und 1181 feierte er zu Mainz ein allgemeines nsi. Freuden- und Siegesfest, dem allein 40 000 Ritter beiwohnten. Allein stets zu großen Entwürfen geneigt, faßte er einen Gedanken auf, der für Deutschland die Ursache neuer Zwietracht wurde, und an welchem auch sein Geschlecht zu Gruude ging. Er vermählte nämlich seinen Sohn Heinrich mit Konstanze, der Erbin des Königs Wilhelm Ii. von Sizilien, So sollte Unteritalien rechtskräftig an den bereits zum König gewählten Heinrich Vi. fallen. Auch mit dem Papste wäre es wieder zu ernsten Zwisten gekommen, da Friedrich nochmals ungerechtfertigte Ansprüche auf die Besetzung der Bistümer und die Hinterlassenschaft der Bischöfe machte. Da drang plötzlich die Kunde in das Abendland, daß Sultan Saladin die Christen Bei Liberias geschlagen und Jerusalem erobert habe. Die ganze Christenheit wurde mit Schrecken und Entsetzen erfüllt und die Könige von England und Frankreich stellten sich an die Spitze eines neuen Kreuzzuges. Da nahm
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs Friedrichs_I. Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Chiaveuna Heinrich Heinrich Heinrich_Ii Heinrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Wilhelm Heinrich_Vi Heinrich Friedrich Friedrich Saladin
Extrahierte Ortsnamen: Chiavenna Deutschland Lüneburg England Deutschland Mainz Deutschland Sizilien Unteritalien Jerusalem England Frankreich