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1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 311

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 114. Gregor Vii. 311 Ring und Stab zu belehnen (investieren) und nahm dieses Recht für den Papst allein in Anspruch. 321) Als nun Heinrich sowohl als die Sachsen an den Papst appellierten, forderte Gregor nach manchen vergeblichen Unterhandlungen den Kaiser auf, zu Rom vor seinem Richter-stuhl zu erscheinen. Dieser aber ging in seiner Vermessenheit soweit, im Verein mit einer Anzahl deutscher Bischöfe, die auf seiner Seite standen, den Papst abzusetzen, worauf er von Gregor mit dem Baunfluche belegt wurde. Da drohten die deutschen Fürsten, abzufallen, wenn Heinrich nicht mit dem Papste sich aussöhne. Dieser eilte deshalb im Winter mit seiner Gemahlin Bertha nach Italien. Gregor hielt sich gerade im Schlosse zu Canossa auf. Dort unterhandelte Heinrich mit dem Papste und unterwarf sich einer sehr demütigenden Kirchenbnße. Drei Tage stand er barfuß und im Büßerhemde im Schloßhof, bis Gregor Vii. ihn vom Banne lossprach. Alsdann kehrte er voll Zorn und Wut 1077. nach Deutschland zurück, wo die deutschen Fürsten unterdessen auf' einer Fürstenverfammlnng zu Forchheim Rudolf vou Schwaben zum Gegenkönige gewählt hatten. Aber Rudolf wurde au der Weißen Elster geschlagen und starb an einer erlittenenioso. Verwundung. Jetzt wehrte sich der Anhang Heinrichs. Insbesondere schlossen sich die deutschen Städte an Heinrich an und versahen ihn mit Geld und Mannschaft. 322) Heinrich kehrte nun nach Italien zurück, um sich au dem Papste zu rächen. Er belagerte denselben in der Eugelsburg und ließ sich von einem vou ihm selbst eingesetzten Papste (Klemens Iii.) zum Kaiser krönen. Aber Gregor fand Hilfe bei den R 01- los*, mannen. Robert Guiscard eilte herbei, und Heinrich fand für gut, von Rom abzuziehen. Gregor begab sich unter Roberts Schutze nach Salerno, wo er ein Jahr darauf starb. Seiners, letzten Worte waren: „Ich liebte die Gerechtigkeit und haßte das Unrecht, deshalb sterbe ich in der Verbann u n g." Und jetzt sing Heinrichs Unglück erst recht an. Er hatte noch mit zwei Gegenkönigen zu kämpfen und zog nochmals nach Italien, ohne etwas auszurichten. Aufs neue wurde er mit dem Banne belegt; seine Gemahlin, die seines wüsten und nnsaubern Treibens müde war, und sein Sohn Konrad sielen von ihm ab und gingen zum Feinde über. Auch feilt zweiter Sohn Heinrich stand gegen den alten Vater auf und nahm ihn sogar gefangen. Er mußte der Reichsgewalt entsagen. Zwar wollte er sich nochmals rüsten, doch der Tod ereilte ihn zu Lüttich. Er wurde feierlich begraben, aber sein Sohn Hein-nos. rich Y. ließ ihn wieder ausgraben und den Leichnam nach Speier

2. Geschichte des Mittelalters - S. 83

1878 - Mainz : Kunze
Von der Wiederherstellung der abendländisch-römischen Kaiserw. 2c. 83 Sdurch ihn erreichte das deutsche Reich eine Ausdehnung von der Rhone erweitert bis zur Aluta und dem Bug, vom Mittelmeer bis zur Eider. Es umfaßte drei Königreiche, Italien, Burgund und Ungarn, sechs deutsche Herzogtümer, Schwaben, Baiern, Franken, Sachsen, Ober- und Niederlothringen, drei slavische Herzogtümer, Böhmen mit Mähren, Polen und Kärnthen. Eroberungen zu machen war Heinrichs Sache nicht; wo er sich aber im Kriege gegen widerspenstige Vasallen und feindliche Ruhestörer zeigen musste, trat er als Held und Krieger aus. Schon 1032 war Er führt 104> allgemeiner Friede unter den Menschen beschlossen, allein nicht allent- 5®^? halben treulich gehalten worden. 9 Jahre nachher ward derselbe genauer also bestimmt: „Von Mittwoch Abend an bis zum Sonnenaufgang des folgenden Montags soll Niemand dem Andern Etwas gewaltsam nehmen, noch einen Andern zur Rechenschaft wegen einer That ziehen, noch eine Bürgschaft einfordern. Wer diesem Beschlusse zuwider handelt, sott Buße zahlen oder aus der christlichen Gemeinschaft ausgestoßen werden." Dieser „Gottesfriede" drang in alle Lande, auch über das Meer nach England. 1043 berief Heinrich eine Reichsversammlung nach Gonstanz. Hier fanden sich insbesondere die Großen des Schwabenlandes ein, welches durch die Fehden der Herrn vom Adel arg zerrüttet war. Heinrich söhnte die Einzelnen mit einander aus und gebot, daß fortan Friede walten solle im Lande. Heinrich war ohne Heuchelei, demüthig und fromm; er ließ sich Heinrich setzt oft von seinem Beichtvater blutig geißeln und setzte die Krone nur dann 3 S^apste a6 aufs Haupt, wenn eine öffentliche Feier es erforderte, und auch in biefem Falle nur, wenn er zuvor gebeichtet und Buße gethan hatte. 1046 eilte Heinrich nach Rom, um dem in der römischen Kirche Damals herrschenden Unfug ein Ende zu machen. Seit 1033 schaltete selbst ein lasterhafter Papst, Benedikt Ix., welcher alle Stellen für ©elb verkaufte und wegen seines sittenlosen Lebens verjagt würde. Man wählte einen Nachfolger, allein Benebikt that benselben in den Bann und verkaufte die päpstliche Würbe an einen eblen Priester, Gregor Vi., legte aber selbst seine Würbe nicht nieber. So regierten gleichzeitig 3 Päpste. Alles gerieth in Aufruhr und Verwirrung; keine und ernennt Orbnung beftanb, kein Gesetz warb gehanbhabt. Die Lanbstraßen 3 ?äpfie-wimmelten von Räubern, und als Gregor Soldaten gegen sie ausschickte, schalten ihn ^ die Römer einen harten, grausamen Mann. Heinrich berief die Bischöfe nach Sutri, 10 Stunben nörblich von Rom, setzte die 3 Papste ab und ließ die alte Satzung Ottos I. erneuern, daß ohne Genehmigung des Kaisers eine Papstwahl nicht gültig sei. Darauf

3. Geschichte des Mittelalters - S. 126

1867 - Mainz : Kunze
126 Dritte Periode des Mittelalters. päpstlichen Legaten Roland Bandinelli wird gebüh- rend zurück- gewiesen. Friedrich demüthigt die Mailänder Folge. Als Friedrich in Besannen, welches er durch seine Heirath mit Beatrix, der Erbin von Burgund (1156), empfangen hatte, einen Reichstag hielt, erschien der Cardinal Roland Bandinelli mit einem Schreiben, worin der Papst über die Beraubung eines schwedischen Bischofs Beschwerde führte und folgenden Eingang sich erlaubte: „Glorwürdigster Sohn! Du sollst doch so billig sein zu erwägen, wie gütig Deine Mutter, die heilige römische Kirche, Dich ausgenommen und was für Hoheit und Ehre sie Dir übergeben, da sie Dir die kaiserliche Krone aufgesetzt. Es reut uns dies nicht, sondern wir wür- den uns darüber freuen, wenn Deine Vortresslichkeit noch größere Benesicien von uns erhalten hätte rc." — Da das Wort Benesicien außer seiner Bedeutung „Wohlthaten" im Mittelalter auch die Be- deutung „Lehen" hatte, so gab sich nach dem Verlesen des päpstlichen Schreibens unter den deutschen Fürsten eine allgemeine Bewegung kund, weil der Papst mit jenem Ausdruck den Kaiser als seinen Vasallen dargestellt hatte. Auch Friedrich war unangenehm berührt worden und erinnerte sich jenes Gemäldes im päpstlichen Palaste (S. 121), welches man zwar zu entfernen versprochen, aber hängen gelassen hatte. Als nun Roland Bandinelli die allgemeine Mißstimmung erkannte, fragte er höchst verwundert, von wem denn der Kaiser sonst das Reich habe, wenn nicht vom Papste. Darüber wurde Otto von Wittelsbach so zornig, daß er sein Schwert aus der Scheide riß und dem Cardinal den Kopf gespalten hätte, wenn Friedrich nicht schützend dazwischen getreten wäre. Dem Cardinal wurde sofortige Rückkehr nach Rom geboten und untersagt, unterwegs einen Abt oder Bischof zu besuchen, damit keinerlei Anschlag verabredet werden könne, der Papst dagegen zu einer schriftlichen Erklärung veranlaßt, daß er unter dem Ausdrucke „Benesicien" lediglich „Wohlthaten" verstanden habe. Da die Mailänder inzwischen Tortona wieder hergestellt und Lodi neuerdings überfallen und zerstört hatten, so beschloß Friedrich, diese schamlose Frechheit streng zu ahnden und die Reichsacht über die un- gehorsanie Stadt zu verhängen. Ihre Gesandten, welche unterhandeln sollten, wurden zurückgewiesen, die Stadt eingeschlossen und zur Ueber- gabe gezwungen. Die gesammte Geistlichkeit mit Rauchfässern und anderen kirchlichen Geräthschaften voran, dann die Consuln, Raths- glieder und Edlen barfuß und barhaupt, das entblößte Schwert auf dem Rücken, zuletzt die Bürger mit Stricken um den Hals, erschienen die Mailänder vor Friedrichs Thron und baten um Gnade. Friedrich löste sie von der Acht und behandelte sie milde; allein diese außer-

4. Geschichte des Mittelalters - S. 127

1867 - Mainz : Kunze
127 Bon der Begründung des päpstlichen Nebergemichtes rc. gewöhnliche Demüthigung hatte sie der deutschen Herrschaft erst recht entfremdet. Friedrich ließ sofort durch 4 Rechtslehrer aus Bologna die kaiser-»nd läßt die lichen Rechte in Italien untersuchen und feststellen und in einer glän- Achttf/st. zenden Versammlung auf den ronkalischen Feldern zu allgemeiner stellen. Kenntniß bringen: 1) Alle Zölle und Einkünfte gehören dem Kaiser; 2) derselbe ist berechtigt, Herzogthümer, Markgrafschaften und Graf- schaften zu vergeben, Richter zu bestellen, die Vasallen zum Heerbann aufzufordern, auf den Römerzügen bestimmte Lieferungen von Lebens- mitteln, Spann- und Fuhrdienste zu Wasser und zu Land, Pfalzen in den Städten, Grundabgaben und Kopfsteuer zu fordern; 3) die Obrig- leiten der Städte können nur mit Zustimmung des Kaisers bestellt werden, und 4) soll ein allgenieiner Landfrieden herrschen, keine Stadt die andere, kein Privatmann den andern befehden. Jeder Bürger und die gesammte Obrigkeit wurden gehalten, diese Beschlüsse zu beschwören. Als aber 1159 die kaiserlichen Räthe die städtischen Obrigkeiten Di-wlder- in Mailand nach dem Willen des Kaisers ordnen wollten, stürmte ter Pöbel ihre Häuser und verjagte sie. Die Mailänder wurden mehrere Ianb lcitb Male vorgefordert, um sich zu verantworten, erschienen aber nicht. iirftor1. Darum mußte abermals die Reichsacht über sie verhängt werden. Die Mailänder fürchteten den Zorn des Kaisers und machten zwei Mord- anfälle auf das Leben desselben, welche ihr Ziel glücklicher Weise ver- fehlten. Erst als Friedrich hinlängliche Verstärkungen an sich gezogen hatte, schloß er die widerspenstige Stadt ein (1161) und zwang sie zur Uebergabe auf Gnade und Ungnade. Zn gleichem demüthigenden Aufzuge wie vor 4 Jahren mußte die gesammte Einwohnerschaft vor Friedrich erscheinen, die Schlüssel der Stadt und aller Burgen, die Fahnen und das Carrocio überreichen. Dies war das Hauptfeld- zeichen von Mailand, ein Wagen von starkem Bau, dicht mit Eisen beschlagen, mit einem hohen Mastbaum versehen, welcher an der Spitze das Zeichen des Kreuzes und das Bild des heiligen Ambrosius, des Schutzpatrons der Stadt, trug. Auf Befehl des Kaisers ward das Carrocio zertrümmert und den Bewohnern der Beschluß der Reichs- versammlung von Pavia eröffnet, wornach Mailand leer stehen, alle Bewohner abziehen und sich in vier von einander entfernten Dörfern anbauen sollten. Die Bürger baten die Kaiserin Beatrix um Für- sprache und Abwendung des harten Spruchs. Allein die tiefgekränkte Die belei- Frau konnte es nicht verschmerzen, daß 1158 ein Volkshaufe sie den Straßen Mailands überfallen, auf einen Esel rückwärts gesetzt, nicht für ihr statt des Zügels den Schwanz in die Hand gegeben und sie zum 9j?aiiant’’

5. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 114

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
114 Das heilige römische Reich deutscher Nation. Otto römischer Kaiser (2. Febr. 962). Kaum hatte Otto in Deutschland Ordnung geschaffen, als er nach Italien gerufen wurde. Berengar hatte seine Abwesenheit benutzt und spielte den Meister; gegen ihn riefen besonders die Bischöfe um Hilfe, die er bedrängte. Als Ottos Abmahnung nichts fruchtete, schickte er seinen Sohn Ludolf mit einem Heere, der mit Kraft und Glück vor- drang, aber bald einer Krankheit unterlag (957). 961 kam Otto selbst und eroberte die Lombardei fast ohne Schwertstreich, da sich Berengars Heer gegen den gefürchteten König zu fechten weigerte. Von da zog dieser nach Rom und, nachdem er dem Papste seine Rechte bestätigt hatte, wurde er von ihm zum Kaiser gekrönt. Dieser Papst Johannes Xu. war aber ein Sohn Alberichs des Jüngern, also Enkel der Marozia, ein italienisches Parteihaupt, der auch als Papst das lästerliche Leben fortführte, wie er es früher gewohnt war. Der Kaiser war ihm zuwider, darum verband er sich mit einem Sohne Berengars; als aber Otto nach Nom kam, entfloh Johannes. Eine Synode setzte ihn ab und an seine Stelle trat Leo Vih. (963). Der Kaiser blieb nun längere Zeit in Nom und wurde mit seinen Deutschen den Römern sehr lästig. Einen Aufstand schlug er zwar nieder, verließ aber doch Rom und erwartete in Oberitalien Zuzug aus Deutschland. Sobald dieser eingetroffen war, kehrte er nach Nom zurück und schickte die Führer des Aufstandes, auch den Berengar von Ivrea, nach Deutschland in die Verbannung (964). Zwei Jahre nachher wiederholten die Römer dasselbe falsche Spiel, und auch andere italienische geistliche und weltliche Herren nahmen daran Theil; Otto kam aber zum drittenmal, schickte die Herren nach Deutsch- land und ließ in Rom dreizehn von dem vornehmsten Adel aufhenken. Das brachte allerdings Ruhe, aber dem neuen Kaiser keineswegs die Gunst der Italiener. Diese haßten die Deutschen als übermüthige Halb- barbaren, verschworen sich gegen dieselben und riefen sie doch zu Hilfe, wenn eine einheimische Partei die andere mit herkömmlicher Wuth verfolgte. Gewinn schuf die Kaiserkrone weder den deutschen Königen (die wir Kaiser zu heißen gewohnt sind, obwohl unsere Vorfahren keinem diesen Titel ga- den, wenn er nicht gekrönter Kaiser war) noch dem deutschen Volke, wohl aber Ruhm und Ehre, denn es war der Beweis, daß die deutsche Nation die erste in der Christenheit sei. Die Beschützung des hl. Stuhles, die Vertheidigung der Kirche gegen innere und auswärtige Feinde war allerdings eine ebenso schöne als hohe Pflicht, aber weil mit ihr zugleich die Oberherrlichkeit über Italien verbunden war, so führte dies zu unaufhörlichen Kämpfen mit den italienischen Städten und Fürsten und mit dem Papste selbst, wenn der Kaiser seine sehr beschränkte Gewalt ausdehnen wollte.

6. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 152

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
152 Das heilige römische Reich deutscher Nation. aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, frei- willig oder gezwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aem- ter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bischofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Un- ter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mai- land die mächtigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bo- logna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streit- baren Bürgerschaft bewohnt. Waren diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich mach- ten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhör- lich mit einander. Pavia, als die alte longobardischc Königsstadt, wett- eiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailaud um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen woll- ten, mit grausamem Uebermuthe. Die Bürger von Lodi baten den Kai- ser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kaiserliche Siegel, beschimpften die Boten und zer- störten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er ihr Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden für die Tücke, mit der sie ihm überall Nachstel- lungen bereiteten. Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea- trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte dadurch seine Hausmacht beträchtlich (1156). 1157 zwang er den Her- zog Boleslaw von Polen zur Huldigung und erhob darauf den böhmi- schen Herzog Wladislaw Ii. für dessen treue Dienste zum König. Im Jahre 1158 endlich zog er gegen Mailand mit einem gewaltigen Heere und umlagerte die Stadt so lange, bis sie sich auf Gnade und Ungnade ergab. Hierauf wurde auf den ronkalischen Feldern bei Piacenza im November großer Reichstag gehalten, damit festgesetzt werde, was dem Kaiser in Italien zustehe. Gelehrte Juristen beriethen nun das römische Recht, und darin fanden sie begreiflich für den Kaiser als den Nach- folger der Cäsaren sehr vieles: alle Belehnungen sotten dem Kaiser ge- hören, die Städte sind ihm Heeresfolge schuldig und zu Naturallieferun- gen an die kaiserlichen Heere verpflichtet; dem Kaiser gehören als Ne-

7. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 230

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
230 Deutschland und Italien sinken. Der achtzigjährige Bonifacius weigerte sich standhaft; nun brauchten sie Gewalt, rissen den im vollen Ornate auf dem Throne Sitzenden her- unter, Kolonna schlug ihm in das Gesicht, die Söldner aber plünderten den Palast (7. September 1303). Nach dreitägiger Gefangenschaft wurde Bonifacius durch einen Volksaufstand befreit; er eilte nach Rom, sah sich aber auch hier von Feinden umgarnt und wie ein Gefangener behandelt; solchen Leiden unterlag der Greis den 11. Oktober. Nach seinem Tode vereinigten sich die Kardinäle auf Benedikt Xi., der seine Erhebung nur einige Monate überlebte, und dann setzte König Philipp (1305) die Wahl des Erzbischofs von Bordeaux durch, der sich Kle- mens V. nannte und dem Könige ganz zu Willen war; Nogaret und Kolonna wurden von den Kirchenstrafen befreit, welche Benedikt Xi. über sie verhängt hatte, der König durfte fünf Jahre lang den Zehnten von allem Kirchengute in Frankreich erheben und der Papst selbst blieb (1308) in Frankreich zu Avignon; so hatten die Franzosen den päpst- lichen Stuhl in ihr eigenes Land versetzt, was der Kirche unberechen- baren Schaden brachte (der Aufenthalt der Päpste zu Avignon, das so- genannte babylonische Eril, dauerte bis 1377). Dieser Klemens V. half auch dem Könige zur Vernichtung des Templerordens (1314); im gleichen Jahre aber starben Papst und König, was das Volk als ein Gottesgericht ansah. Klemens V. Nachfolger, Johann Xxii., nahm das Reichsvikariat über Italien in Anspruch während der Erledigung des Kaiserthrones und übertrug dasselbe dem Könige Robert von Neapel. Ludwig erhob als deutscher König Einsprache und unterstützte die Ghibellinen in Ober- italien mit Nachdruck; Johann Xxii. lud ihn dafür nach Avignon vor, und als Ludwig nicht erschien und an ein Koncil appellierte (1323), be- legte er ihn mit dem Banne (1324), das Land mit dem Interdikte und wollte einen französischen Prinzen auf den deutschen Thron bringen. Nun zog Ludwig (1327) nach Italien, wo er an den Ghibellinen nachhaltige Unterstützung zu finden hoffte. In den meisten italienischen Städten hatte nämlich die Demokratie bereits in die Tyrannei (im griechischen Sinne) umgeschlagen; in Mailand herrschte die Familie der Viskonti, in Verona und den andern später venetianischen Städten herrschten die Skaligheri (de la Skala), in Mantua die Buonakossi u. s. w. Diese Herren schaarten sich um Ludwigen, als er mit einem kleinen Heere er- schien; er wurde in Mailand gekrönt, worauf er die Viskonti stürzte und die republikanische Verfassung wieder herstellte; er verkaufte als- dann die Vogtei über Pisa an Kaftruccio von Lukka, mit dessen Unter- stützung es ihm möglich wurde, nach dem anarchischen Rom vorzudringen. Hier ließ er sich 1328 den 17. Januar zum Kaiser krönen, setzte den Papst als einen Ketzer ab und einen Minoriten als Nikolaus V. ein.

8. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 103

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das byzantinische Reich. Die bilderstürmenden Kaiser. 103 an den Thoren Europas und Asiens. Der griechische Kaiser gebot aber auch über die ganze Kraft seines Reichs und war dabei nicht von dem guten Willen der großen Lehenträger abhängig, wie die meisten abendländischen Herrscher; das Reich besaß eine geregelte Finanzverwaltung, einen Staats- schatz, daher verfügte der Kaiser über regelmäßige Reichseinkünfte und konnte Heere und Flotten ausrüsten und unterhalten. Die Mannschaft wurde zum größten Theil aus Barbaren geworben, -namentlich aus Sla- ven, welche sich im Reiche niedergelassen hatten; die Befehlshaber wa- ren dagegen meistens Griechen, welche oft genug bewiesen, daß die er- erbte römische Kriegskunst noch von keinem andern Volke erreicht war. Die Vertheidigung des Reiches und Konstantinopels wurde besonders durch die Lage am Meere erleichtert, und tüchtige Kaiser richteten deß- wegen auch ihr Hauptaugenmerk auf die Seemacht, indem sie mit Recht glaubten, Konstantinopel könne nicht fallen, so lange es das Meer frei habe. Diese Hauptfestung war damals zugleich der erste Handelsplatz der Welt; sie vermittelte den Verkehr zwischen Europa und Asien, und stand mit dem russischen Novgorod so gut in Verbindung als mit Italien, Frankreich und Deutschland. Auch der alte Gewerbfleiß hatte sich in den Städten erhalten und selbst die Barbaren fanden bald die griechi- schen Fabrikate so unentbehrlich, als heut zu Tage die vielnamigen In- dianer in Amerika und Neger in Afrika die englischen. Handel und Industrie waren deßwegen die Quellen, welche dem Staatsschätze die besten Zuflüsse gaben. Dem Kaiser Heraklius folgten einige unbedeutende Kaiser, bis 717 Leo Iii. der Jsaurier, ein tüchtiger Feldherr, sich des Thrones be- mächtigte. Dieser schlug die Araber zurück, die Konstantinopel ein ganzes Jahr belagerten und dabei 100,000 Mann verloren haben sol- len, stürzte aber das Reich durch sein Verbot der Bilderverehrung in Verwirrung. Dazu sollen den Kaiser politische Rücksichten bewogen haben; der Koran verbietet jede bildliche Darstellung nicht nur Gottes und höherer Wesen, sondern überhaupt alles Lebendigen, daher die Mos- lemin überall gegen die Bilder, namentlich religiöse, wütheten. Zu Leo's Zeit ließ der Chalife Iezid (723) alle Bilder in den Kirchen der eroberten Provinzen zerstören, was den griechischen Kaiser auf den Ge- danken brachte, den mohammedanischen Fanatismus als den gefährlichsten Feind dadurch zu entwaffnen, daß in dem griechischen Reiche selbst alle heiligen Bilder weggeschafft würden. Dem ersten Befehle (726) folgte bald (730) ein noch viel strengerer, der Todesstrafe auf die Beibehal- tung von heiligen Bildern in Kirchen, auf öffentlichen Plätzen und selbst in Privathäusern setzte. Dagegen erhob sich Widerstand von Seite des Volks und der Geistlichen, die Päpste Gregor Ii. und Iii. verwiesen dem Kaiser seine Gewaltthätigkeit sehr strenge, indem sie ihm die katholische

9. Geschichte des Mittelalters - S. 153

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
Heinrich V. 153 ftebíev, der aus Jerusalem zurückgekehrt war, betete die Bußpsalmen dabei; erst nach fünf Jahren fand auch Heinrich Iv., der im Kirchenbann Gestorbene, sein Begräbniß in Speyer, als Heinrich V. dem Papste be- zeugte, sein Vater sei reumüthig verschieden. Heinrich V. (1106-1125). Fortsetzung des Kampfes in Deutschland und Italien (1110—1122). Heinrich V. hatte die Feindschaft seines Vaters mit der Kirche als Grund seiner Empörung angegeben und versprochen, den Papst als sei- nen Vater, die Kirche als seine Mutter zu ehren. Um Worte kümmerte er sich jedoch wenig und verfuhr gegen die Kirche nicht im geringsten anders als Heinrich Iv.; er besetzte die geistlichen Aemter und ließ den Papst protestieren und unterhandeln. Im Jahre 11 Io zog er nach Italien und machte unterwegs einen Vertrag mit dem Papste, kraft dessen die Geistlichkeit alle kaiserlichen Lehen zurückgeben und dafür der Kaiser der Investitur entsagen sollte. Als aber dieser Vertrag in der Peterskirche verkündet wurde, weigerten sich die deutschen und italienischen Prälaten denselben anznerkennen, nannten ihn eine Beraubung der Kirche, und es entstand ein furchtbarer Tumult. Heinrich nahm hierauf den Papst und seine Geistlichen als Friedensbrecher gefangen (12. Februar 1111), zwang ihn, dem Kaiser die Investitur einzuräumen, und ließ ihn außerdem schwören, ihn nie zu bannen. Allein schon 1112 erklärte eine Synode im Lateran den Vertrag für erzwungen und ungiltig, der Papst selbst verbot wieder die Investitur, und als eine Kirchenversammlung zu Vienne über den Kaiser den Bann ausgesprochen hatte, bestätigte der Papst denselben. In Deutschland ging es dem Kaiser nicht besser als seinem Vater; als der letzte Graf von Orlamünde gestorben war, zog der Kaiser dessen Güter als Reichslehen an sich, während es deutsche Fürsten genug gab, welche die Erben sein wollten. Die meisten Fürsten verbanden sich gegen ihn, an ihrer Spitze Lothar, den Heinrich aus einem Grafen von Sup- linburg zum Sachsenherzog gemacht hatte. Am 11. Februar 1115 kam es bei dem Welfesholze zur Schlacht und der Kaiser verlor sie. In Deutschland hielten die beiden Hohenstaufen Friedrich und Konrad, ersterer des Kaisers Reffe, Herzog von Schwaben, letzterer von diesem zum Her- zoge von Franken (Ostfranken) erhoben, die Partei des Kaisers aufrecht, während dieser selbst nach Italien zog, um das Erbe der Markgräfin Mathilde zu gewinnen. Sie hatte in ihrem Testamente den Papst zum Erben eingesetzt; da sie aber die Reichslehen nicht vererben konnte, so verlangte Heinrich von dem Papste, daß er beweise, was eigenes Gut der Mathilde gewesen sei, dieser schob dem Kaiser aber den Beweis zu,

10. Geschichte des Mittelalters - S. 125

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
Otto römischer Kaiser. 125 nie wieder in Deutschland ein und wandten sich lieber gegen ihre öst- lichen Nachbarn. Der Sieg bei Augsburg brachte auch einen Theil der Ostmark (Osti- richi heißt sie zum erstenmal in einer Urkunde vom I. 996) wieder zum deutschen Reiche, nämlich das Land von der Enns bis zur Erlas, wo sich Kolonisten aus Bayern und Schwaben ansicdelten; Melk an der Donau blieb aber eine Hauptfefte der Ungarn. Vtto römischer Kaiser (2. Fcbr. 962). Kaum hatte Otto in Deutschland Ordnung geschaffen, als er nach Italien gerufen wurde. Berengar hatte seine Abwesenheit benutzt und spielte den Meister; gegen ihn riefen besonders die Bischöfe um Hilfe, die er bedrängte. Als Ottos Abmahnung nichts fruchtete, schickte er seinen Sohn Ludolf mit einem Heere, der mit Kraft und Glück vor- drang, aber bald einer Krankheit unterlag (957). 961 kam Otto selbst und eroberte die Lombardei fast ohne Schwertstreich, da sich Berengars Heer gegen den gefürchteten König zu fechten weigerte. Von da zog dieser nach Rom, und nachdem er dem Papste seine Rechte bestätigt hatte, wurde er von ihm zum Kaiser gekrönt. Dieser Papst Johannes Xu. war aber ein Sohn Alberichs des Jüngern, also Enkel der Marozia, ein italienisches Partcihaupt, der auch als Papst das lästerliche Leben fortführte, wie er es früher gewohnt war. Der Kaiser war ihm zu- wider, darum verband er sich mit einem Sohne Berengars; alö aber Otto nach Rom kam, entfloh Johannes. Eine Synode setzte ihn ab und an seine Stelle trat Leo Vih. (963). Der Kaiser blieb nun längere Zeit in Rom und wurde mit seinen Deutschen den Römern sehr lästig. Einen Aufstand schlug er zwar nieder, verließ aber doch Rom und er- wartete in Oberitalien Zuzug aus Deutschland. Sobald dieser eiuge- troffen war, kehrte er nach Rom zurück und schickte die Führer des Aufstandes, auch den Berengar von Jvrea, nach Deutschland in die Ver- bannung (964). Zwei Jahre nachher wiederholten die Römer dasselbe falsche Spiel, und auch andere italienische geistliche und weltliche Herren nahmen daran Theil; Otto kam aber zum drittenmal, schickte die Herren nach Deutschland und ließ in Rom dreizehn von dem vornehmsten Adel aushenken. Das brachte allerdings Ruhe, aber dem neuen Kaiser keines- wegs die Gunst der Italiener. Diese haßten die Deutschen als über- müthige Halbbarbaren, verschworen sich gegen dieselben und riefen sie doch zu Hilfe, wenn eine einheimische Partei die andere mit herkömmlicher Wuth verfolgte. Gewinn schuf die Kaiserkrone weder den deutschen Königen (die wir Kaiser zu heißen gewohnt sind, obwohl unsere Vor- fahren keinem diesen Titel gaben, wenn er nicht gekrönter Kaiser war) noch dem deutschen Volke, wohl aber Ruhm und Ehre, denn es war
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