— 168 —
Schlachten, besonders vor Turin, mit großem Ruhme theil; für die schweren Opfer war indessen der Siegespreis gering, indem abgesehen von der Anerkennung der Königswürde nur Obergeldern im Utrechter Frieden dem Staate zufiel, der sich kurz vorher auch durch einige kleinere Gebiete aus der oranischen Erbschaft vergrößert hatte.
Außer der beträchtlichen Ausgabe für das Heer stürzte auch Friedrichs Prachtliebe und Verschwendung das Land in schwere Schulden, zumal nachdem der ehrliche aber derbe Dankelmann in Ungnade gefallen und Wartenberg ans Regiment gekommen war- Immerhin hatten Kunst und Wissenschaft dem Hofe manches zu verdanken; so verschönerten Schlüters Meisterwerke Berlin, und Leiönih, der Freund der Königin Sophie Charlotte, stiftete daselbst die Akademie.
Dein ersten König, der als solcher Friedrich I. genannt wird, folgte Friedrich Wilhelm I. (1713—1740), durchaus des Vaters Gegensatz, jedenfalls einer der tüchtigsten preußischen Fürsten. Zunächst war er ein vortrefflicher Hanshalter. Die überflüssigen Stellen an seinem Hofe ließ er eingehen und kürzte die Gehälter der andern bedeutend. Sparsam wie er sollten alle seine scharf contro-lierten Beamten sein, ein Beispiel der Einfachheit fürs Volk. Kunst und Wissenschaft fanden, weil zu kostspielig, an ihm keinen Gönner; doch hat er sich große Verdienste um die Volksschule erworben. Auch lackerbau und Industrie erfreuten sich seiner Unterstützung; denn was er hierfür ausgab, lohnte sich durch Hebung der Steuerkraft des Landes reichlich. Für seinen evangelischen Eifer zeugt nicht nur die Bereitwilligkeit, mit welcher er den vertriebenen Salzburgern sein Land öffnete, sondern auch der kirchliche Sinn, den er in seiner Familie selbst durch Zwang zu erhalten suchte, was leider dazu beitrug seinen großen Sohn dem Glauben zu entfremden. Friedrich Wilhelm war ferner ein guter Deutscher und zum eigenen Schaden nur zu sehr dem Kaiserhause ergeben, das ihn in seinen Hoffnungen auf das Herzogtum Berg betrog. Deutsch war seine Abneigung gegen fremde Moden und sein bewußter Gegensatz zu den übrigen Reichsfürsten, die in sklavischer Anlehnung an den Versailler Hof nicht bloß die regelmäßigen Einkünfte ihrer Staaten vergeudeten, sondern sogar ihre eigenen Unterthanen um Geld verschacherten; deutsch auch war sein Behagen an ungezwungener Gemütlichkeit und Derbheit (Tabakscollegium). Endlich war er mit Leib und Seele
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Sophie_Charlotte Friedrich_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
486
Die neue Zeit.
Guastalla ab, wogegen Maria Theresia die von den Franzosen eroberten österreichischen Niederlande zurückerhielt.
§ 179.
Preußen von -er Deformation bis auf Friedrich Ii. den Großen.
(1525—1740.)
490) Mit Albrecht Friedrich, dem Sohne des letzten preußischen Hochmeisters Albrecht von Brandenburg, starb der Mannsstamm der preußischen Linie aus und Preußen fiel an
i6i8.Brandenbürg. Es geschah dies unter dem neunten Kurfürsten Johann Sigismund, der auch uoch das Herzogtum Kleve, die Grafschaft Mark und Ravensberg seinen Larven einverleibte. Sein Enkel war Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst, unter welchem der dreißigjährige Krieg beendig^ wurde. Dieser mußte zwar einen Teil von Pommern an die Schweden abtreten, erhielt aber dafür die Erzstifte Magdeburg, Minden und Halb er stadt. Auch gelang es ihm, die Lehensunabhängigkeit Preußens von Polen und die Souveränität über dasselbe zu erhalten.
491) Sein Sohn Friedrich Iii. machte sich hauptsächlich dadurch verdient, daß er die Franzosen aus Deutschland vertreiben
E. hals und den Kaiser kräftig gegen die Türken unterstützte. Dadurch gelang es ihm, als Anerkennung seiner Verdienste vom
i7oi. Kaiser Leopold I. in Preußen bett königlichen Titel zu erhalten. Von da an erscheint er als Friedrich I. von Preußen.
492) Unter seinem Sohne F riebrich Wilhelm I. kam Vorpommern an Preußen, wogegen die schweben mit zwei Millionen Thalern entschäbigt würden. Obwohl dieser König viel Gelb aus sein Hans verwanbte, so wußte er boch durch eine große, Einfachheit am Hofe und eine weise Sparsamkeit nicht nur feine Finanzen in Orbnnng zu erhalten, sonbern er hinterließ auch einen Schatz von 9 Millionen Thalern und ein gutgeschultes Heer von 80 000 Mann.
493) Diese Erbschaft trat als britter König von Preußen Friedrich Ii. der Große an. Ihm gelang es, das Werk
1786‘ des großen Kurfürsten nicht nur bebeutenb zu vergrößern, sonbern auch bauernb zu befestigen und Preußen von seiner Stellung einer beut sehen Macht zu einer europäischen zu erheben.
Anmerkungen.
1. Die Mark Brandenburg (s. Nr. 368) gehörte den Luxemburgern, und der letzte Luxemburger Kaiser Sigismund hatte den
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Extrahierte Personennamen: Guastalla Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich_Ii Friedrich Albrecht_Friedrich Albrecht Friedrich Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Johann_Sigismund Johann Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Iii Friedrich Leopold_I. Leopold_I. Friedrich_I._von_Preußen Friedrich_I. Wilhelm_I. Friedrich_Ii Friedrich Sigismund
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Pommern Schweden Magdeburg Polen Deutschland Brandenburg
246
den Sinn dieser bildlichen Rede mag der junge Leser eine kleine Be-
trachtung anstellen.
Dritte Klaffe.
Brennbare Mineralien.
1. Die Steinkohle.
So lange die Wälder ihre Sendungen hinlänglich abliefern, ist
die reinliche Holzfeuerung in der Haushaltung vorzuziehen; aber nicht
überall erfreut man sich des Reichthums an Holz und bei zunehmender
Bevölkerung wird der Verbrauch desselben stärker und es entsteht in
manchen Gegenden Mangel. Wo aber ein dringendes Bedürfniß
herrscht, da sinnt der Mensch auf Mittel zur Beftiedigung, und es
wurde ihm in diesem Falle um so leichter, da die Natur den Finger-
zeig gab. An manchen Stellen der Erde reichen unterirdische Kohlen-
lager bis zur Oberfläche; man grub nach und fand überreichlich in
der Tiefe, was das Land von der Außenseite verweigerte. Bei so
glücklichem Erfolg suchte man weiter und entdeckte Fundgruben in den
verschiedenen Ländern Europa's, später auch in den übrigen Erdtheilen;
es zeigte der Boden einen Reichthum, den man früher nicht geahnt
hatte. Gegenden, die an Waldungen eben nicht reich sind, versorgen
gegenwärtig andere mit dem wirksamsten Brennstoffe.
Die unterirdischen Kohlen liegen in Schichten, deren Dicke oft
nur einige Zoll, in seltenen Fällen jedoch 40 Fuß beträgt. Da mit-
unter ganze Baumstämme in Kohlengruben gefunden werden, ist es
wahrscheinlich, daß in einer Zeit, von deren Begebenheiten kein
Mensch Zeuge war, große Wälder untersanken und in der Gluth der
Erde verkohlten. Der Schöpfer legte zur selben Zeit in den Erden-
schoß wichtige Güter zum Gebrauch der Menschen, noch ehe diese ihren
nunmehrigen Wohnplatz betraten. Friedlich pflügt und pflegt eben
der Landmann seinen Acker, der Bürger fördert seine Arbeit in der
Werkstätte und Kinder spielen auf derselben Stelle, welche einst die
schauerliche Stätte des Unterganges und der Zerstörung war.
Das deutsche Land ist der Steinkohlen in manchen Gegenden theil-
haft geworden, wie in den Rheingegenden, an der Ruhr; bei Aachen, am
Hundsrück; im Odergebiete in Schlesien; an der Elbe in Böhmen, Sach-
sen , am Harz und in Mähren. Am meisten kommen sie aber in
England und Belgien vor, und die großen Fabriken beider Länder ver-
danken ihr Bestehen hauptsächlich den Steinkohlen. Zn England hat man
Gruben, die von der Küste aus bis unter das Meer geführt worden sind,
so daß oben der Fischer, unter diesem der Bergmann seiner Beschäftigung
obliegt. Keiner sieht und hört dabei den Andern. Der unten merkt Nichts
davon, wenn sein Landsmann oben mit Sturm und Wellen kämpft oder
sich über einen glücklichen Fang freut; der oben spürt Nichts von dem
Einsturz der Grube, die vielleicht jenen begräbt. So Etwas kann dem
Bcrgmanne an seinem nächtlichen Aufenthaltsorte begegnen und noch mehr.
Zn den Gängen der Bergwerke entwickelt sich oft das Grubengas, eine
brennbare Luft, welche sich am Lampenlichte der Arbeiter schnell entzündet
und mit der Heftigkeit des brennenden Pulvers wüthet, ihnen zum Verder-
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Fischer
Extrahierte Ortsnamen: Rheingegenden Aachen Schlesien England Belgien England
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Freiburg
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
— 98 —
anlagen von der Stadtgemeinde angekauft; sie werden nicht gedüngt, und es wird dadurch der Verunreinigung des Wassers vorgebeugt. Da das Wasser durch ganz kalkarmen Boden fließt, so ist es auch ein sehr weiches Wasser, das außerordentlich wenig Kalk enthält. Da Kalk jedoch für die Entwicklung des Körpers, seines Knochengerüstes und der Zähne in gewissem Maße ein Bedürfnis ist, wurde gelegentlich schon angeregt, man solle dem hiesigen Wasser künstlich Kalk zuführen.
Im Vergleich zu anderen Städten ist die Versorgung Freiburgs mit Wasser sehr reichlich. Es gibt viele und große Städte, bei denen der Wasserverbrauch im Durchschnitt etwa 100 Liter täglich auf den Kopf der Bevölkerung ausmacht, während in Freiburg die Tagesabgabe zwischen 200 und 300 Litern zu liegen pflegt. Auch im Jahre 1911, dem ganz außerordentlich trockenen Jahr, in welchem die Ergiebigkeit der Wasserleitungen erheblich zurückging, betrug die Mindestabgabe noch 186 Liter-täglich auf den Kopf der Bevölkerung. M. Buhle.
4$. Die Entwässerung.
Ebenso wichtig wie die Wasserversorgung ist oitch die Abwasser-beseitiguug.
Das dem Hause rein zngesührte Wasser wird verunreinigt und muß entfernt werden.
In ländlichen Gegenden kann man es, ebenso wie die in Gruben gesammelten menschlichen und tierischen Abgänge ans Aborten^ und Stallungen, zur Bewässerung und Düngung landwirtschaftlich bestellten Geländes verwenden. In Städten wird das unmöglich, weil die meisten Einwohner keine Landwirtschaft betreiben.
In den Untergrund darf man die Stosse nicht versickern lassen, weil der Grundwasserstrom, der anderen zur Versorgung mit reinem Wasser dient, verunreinigt und vergiftet werden könnte.
In kleineren Städten findet man immerhin noch das Grubensystem. Gewöhnlich besorgt daun die Gemeinde die Absuhr und sucht bei den Landwirten der Umgebung Abnehmer. Je größer aber die Stadt, desto schwieriger ist das durchführbar, weil die großen Mengen ein ausgedehntes Absatzgebiet fordern. Dadurch aber werden die Fuhrkosten zu hoch. In größeren Städten pflegt man deshalb sowohl die Abwasser, als auch die Abgänge der Aborte mit einem Rohrnetz zur Stadt hinauszuleiten, So ist es auch in Freiburg. Das Straßennetz enthält ein Netz von Kanälen. Stammkanäle, welche große Gebiete zu entwässern haben, nehmen die Hauptkanäle kleinerer Gebiete ans, die sich dann wieder in kleinste, nur einzelnen Straßen dienende Kanäle verzweigen.
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TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
102
Erste Periode der neueren Geschichte.
ständigung stattfinden solle. Der neue Kampf mit Christian von Däne-Ab^chlujfdes mar! ^atte die Verhandlungen noch einmal unterbrochen, und erst 1645 westfälischen wurden sie wieder aufgenommen. Nach langer, mühevoller Arbeit kam endlich zwischen den Bevollmächtigten fast aller europäischen Staaten der westfälische Friede glücklich zu Stande. Die Hauptpunkte desselben sind folgende:
bedingung^en. Frankreich erhält den österreichischen Theil des Elsaß und den
Sundgau, ohne die Reichsstädte, und bleibt im Besitz von Metz, Toul und Verdun.
2) Schweden bekommt Vorpommern und Rügen, Stettin und Wismar, die Bisthümer Bremen und Verden, Sitz und Stimme auf dem deutschen Reichstage und 5 Millionen Thaler.
3) Hessen-Kassel empfängt für seine treue Anhänglichkeit an Schweden die Abtei Hersfeld, die Grafschaft Schaumig und 600,000 Thaler.
4) Brandenburg wird für das ihm nach Erbschaftsvertrag zustehende, aber von den Schweden in Besitz genommene Vorpommern und Stettin mit den Stiftern Minden, Halberstadt, Kamin und Magdeburg abgesunden. Auch Hinterpommern wurde damals branden-burgisch.
5) Mecklenburg wird für Wismar mit den Bisthümern Schwerin und Ratzeburg entschädigt.
6) Baiern wird die Oberpfalz nebst der Kurwürde zuerkannt; die Rheinpfalz bekommt nebst der achten, neu errichteten Kurwürde der Sohn des geächteten Königs Friedrich V.
7) Die Unabhängigkeit der Niederlande von Spanien und der schweizerischen Eidgenossenschaft vom deutschen Reiche wird anerkannt.
8) Der Augsburger Religionsfriede wird für die lutherischen Stände gesichert und auch auf die Reformirten als Religionsverwandte ausgedehnt; sie dürfen alle Kirchen und Güter behalten, welche sie seit 1624 besaßen. Der 1. Januar des Jahres 1624 wurde als Norm für den Besitzstand der beiden Consessionen festgestellt. Einem jeden Reichsstand wurde die Duldung Andersgläubiger zur Pflicht gemacht; in Oesterreich sollte aber nicht einmal durch das Normaljahr die landesherrliche Gewalt beschränkt werden. Als die freie Religionsübung auch für dieses Land gefordert wurde, erklärte der kaiserliche Gesandte, daß sein Herr eher Land und Leute verlassen, als hierein willigen werde. Man gab aus Furcht das Friedenswerk zu stören nach; nur der Papst verweigerte beharrlich die Anerkennung des westfälischen Friedens.
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152 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden
das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, frei-
willig oder gezwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aem-
ter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche
ihnen strittige Bischofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen
von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften
ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Un-
ter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich
durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer
Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mai-
land die mächtigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bo-
logna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo,
Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streit-
baren Bürgerschaft bewohnt. Waren diese Städte einig gewesen, so
hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich mach-
ten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhör-
lich mit einander. Pavia, als die alte longobardischc Königsstadt, wett-
eiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailaud um den Vorrang, und
dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen woll-
ten, mit grausamem Uebermuthe. Die Bürger von Lodi baten den Kai-
ser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein
Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie
aber verspotteten das kaiserliche Siegel, beschimpften die Boten und zer-
störten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart
nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er ihr
Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und
strafte die Lombarden für die Tücke, mit der sie ihm überall Nachstel-
lungen bereiteten.
Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea-
trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte
dadurch seine Hausmacht beträchtlich (1156). 1157 zwang er den Her-
zog Boleslaw von Polen zur Huldigung und erhob darauf den böhmi-
schen Herzog Wladislaw Ii. für dessen treue Dienste zum König. Im
Jahre 1158 endlich zog er gegen Mailand mit einem gewaltigen Heere
und umlagerte die Stadt so lange, bis sie sich auf Gnade und Ungnade
ergab. Hierauf wurde auf den ronkalischen Feldern bei Piacenza im
November großer Reichstag gehalten, damit festgesetzt werde, was dem
Kaiser in Italien zustehe. Gelehrte Juristen beriethen nun das römische
Recht, und darin fanden sie begreiflich für den Kaiser als den Nach-
folger der Cäsaren sehr vieles: alle Belehnungen sotten dem Kaiser ge-
hören, die Städte sind ihm Heeresfolge schuldig und zu Naturallieferun-
gen an die kaiserlichen Heere verpflichtet; dem Kaiser gehören als Ne-
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Bea- Friedrich Boleslaw_von_Polen Boleslaw
Das byzantinische Reich. Die bilderstürmenden Kaiser. 103
an den Thoren Europas und Asiens. Der griechische Kaiser gebot aber auch
über die ganze Kraft seines Reichs und war dabei nicht von dem guten
Willen der großen Lehenträger abhängig, wie die meisten abendländischen
Herrscher; das Reich besaß eine geregelte Finanzverwaltung, einen Staats-
schatz, daher verfügte der Kaiser über regelmäßige Reichseinkünfte und
konnte Heere und Flotten ausrüsten und unterhalten. Die Mannschaft
wurde zum größten Theil aus Barbaren geworben, -namentlich aus Sla-
ven, welche sich im Reiche niedergelassen hatten; die Befehlshaber wa-
ren dagegen meistens Griechen, welche oft genug bewiesen, daß die er-
erbte römische Kriegskunst noch von keinem andern Volke erreicht war.
Die Vertheidigung des Reiches und Konstantinopels wurde besonders
durch die Lage am Meere erleichtert, und tüchtige Kaiser richteten deß-
wegen auch ihr Hauptaugenmerk auf die Seemacht, indem sie mit Recht
glaubten, Konstantinopel könne nicht fallen, so lange es das Meer frei
habe. Diese Hauptfestung war damals zugleich der erste Handelsplatz der
Welt; sie vermittelte den Verkehr zwischen Europa und Asien, und stand
mit dem russischen Novgorod so gut in Verbindung als mit Italien,
Frankreich und Deutschland. Auch der alte Gewerbfleiß hatte sich in
den Städten erhalten und selbst die Barbaren fanden bald die griechi-
schen Fabrikate so unentbehrlich, als heut zu Tage die vielnamigen In-
dianer in Amerika und Neger in Afrika die englischen. Handel und
Industrie waren deßwegen die Quellen, welche dem Staatsschätze die
besten Zuflüsse gaben.
Dem Kaiser Heraklius folgten einige unbedeutende Kaiser, bis 717
Leo Iii. der Jsaurier, ein tüchtiger Feldherr, sich des Thrones be-
mächtigte. Dieser schlug die Araber zurück, die Konstantinopel ein
ganzes Jahr belagerten und dabei 100,000 Mann verloren haben sol-
len, stürzte aber das Reich durch sein Verbot der Bilderverehrung in
Verwirrung. Dazu sollen den Kaiser politische Rücksichten bewogen
haben; der Koran verbietet jede bildliche Darstellung nicht nur Gottes
und höherer Wesen, sondern überhaupt alles Lebendigen, daher die Mos-
lemin überall gegen die Bilder, namentlich religiöse, wütheten. Zu
Leo's Zeit ließ der Chalife Iezid (723) alle Bilder in den Kirchen der
eroberten Provinzen zerstören, was den griechischen Kaiser auf den Ge-
danken brachte, den mohammedanischen Fanatismus als den gefährlichsten
Feind dadurch zu entwaffnen, daß in dem griechischen Reiche selbst alle
heiligen Bilder weggeschafft würden. Dem ersten Befehle (726) folgte
bald (730) ein noch viel strengerer, der Todesstrafe auf die Beibehal-
tung von heiligen Bildern in Kirchen, auf öffentlichen Plätzen und selbst
in Privathäusern setzte. Dagegen erhob sich Widerstand von Seite des
Volks und der Geistlichen, die Päpste Gregor Ii. und Iii. verwiesen dem
Kaiser seine Gewaltthätigkeit sehr strenge, indem sie ihm die katholische
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Leo_Iii Leo Gregor_Ii Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Europas Asiens Konstantinopels Konstantinopel Europa Asien Italien Frankreich Deutschland Amerika Afrika Konstantinopel Gottes
168
Das heilige römische Reich deutscher Nation.
Krieg gegen die lombardischen Städte (1155).
Weit schwerer als die republikanisierenden Römer waren die freien
Städte der Lombardei zu bezwingen, über die Friedrich als Nachfolger
Karls des Großen die Oberherrschaft ansprach. Diese waren seit Hein-
rich Iii. gewohnt sich selbst zu regieren, weil keiner der nachfolgenden
Kaiser im Stande gewesen war, eine feste Herrschaft über sie geltend
zu machen, und um die kaiserlichen Titel kümmerten sich die Städte
wenig. Sie waren reich durch Gewerbe und Handel, namentlich machten
die Lombarden fast alle Geldgeschäfte; hierin hatten sie nur die Juden
zu Nebenbuhlern; da diese aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden,
behaupteten die Lombarden das Uebergewicht.
Der lombardische Adel wohnte in den Städten, freiwillig oder ge-
zwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aemter. Besonders
hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bi-
schofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Ho-
heitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben,
so daß die Städte in der That Republiken waren. Unter ihnen waren
Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel,
der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung ent-
faltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mailand die mäch-
tigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bologna, Verona,
Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere
waren reich und von einer zahlreichen und streitbaren Bürgerschaft be-
wohnt. Wären diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit,
wo starke Mauern fast unüberwindlich machten, der ganzen Welt Trotz
bieten können; allein sie haderten unaufhörlich mit einander. Pavia,
als die alte longobardische Königsstadt, wetteiferte mit dem stärkeren und
reicheren Mailand um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren
Städte, welche sich nicht unterordnen wollten, mit grausamem Ueber-
muthe. Die Bürger von Lodi baten den Kaiser um Schutz gegen Mai-
land, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er
zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kai-
serliche Siegel, beschimpften die Boten und zerstörten das wehrlose Lodi.
Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil
sein Heer zu klein war, doch verheerte er Mailands Gebiet bis vor die
Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden
für ihre Tücke, mit der sie ihm überall Nachstellungen bereiteten.
Friedrich erwirbt Burgund (1156). Er züchtigt Polen (1157).
Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea-
trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Karls Friedrich Friedrich Friedrich_Bea- Friedrich
Josephs Veränderungen in dem Staate.
245
Tage förderte, wurde durch die Eile, mit welcher der Kaiser sie betrei-
den ließ, unendlich erschwert, so daß am Ende niemand zufrieden war,
selbst die Bauern nicht, zu deren Gunsten er diesen Schritt gethan hatte.
Unter den siebenbürgischen Wlachen dagegen erregte ein gewisser Horja
einen Vernichtungskrieg gegen den Adel, indem er sich für einen Ge-
sandten des Kaisers ausgab; über 100 Edelleute wurden ermordet, mehr
als 200 Schlösser verbrannt, und die Bauern konnten nur durch mili-
tärisches Einschreiten und den Henker zur Ruhe gebracht werden.
In seinem humanen Eifer schaffte Joseph auch die Todesstrafe ab,
führte aber statt derselben Gesängnißstrafen ein mit Verschärfungen durch
Schläge, Hunger, Ketten, Kugeln u. s. w., so daß es eine Frage ist,
ob die Abschaffung des Richtschwertes und Strickes wirklich ein Gewinn
für die Menschlichkeit war. Zudem wurde er durch die Zunahme der
schweren Verbrechen in seinen Ansichten umgestimmt und führte die Todes-
strafe wieder ein. In seinen Strafen ließ er keinen Unterschied des
Standes der Verurtheilten gelten; man sah Beamte die Gaffe kehren,
die Schiffe ziehen, einen Grafen am Pranger stehen u. s. w., wobei er
nicht bedachte, daß dieselbe Strafe für zwei Verbrecher durchaus nicht
immer gleich hart ist; so macht sich z. B. mancher nicht viel daraus,
wenn er die heiligen Fünfundzwanzig bekommt, sobald es nur vorbei ist,
während ein anderer durch die gleiche Strafe entehrt und zur Verzweif-
lung gebracht wird.
Auch in der Nationalökonomie folgte Kaiser Joseph Ii. den neu
aufgekommenen Grundsätzen; die frühere Zeit kannte Ausfuhrverbote und
hohe Ausfuhrzölle, weil man dadurch die Vertheurung der nothwendig-
sten Dinge im eigenen Lande verhindern wollte; die gewöhnlichen Aus-
fuhr- und Einfuhrzölle wurden aber als eine indirekte Steuer erhoben,
um dem Staatsschätze zu Hilfe zu kommen, und nur in dieser Absicht
gesteigert; jetzt hingegen betrachtete man die fremde Einfuhr als einen
Tribut, der an das Ausland bezahlt werde, als einen Abfluß des ein-
heimischen Schatzes. Joseph verbot daher 1784 die Einfuhr aller frem-
den Kunstwaaren und auch der Naturprodukte, welche der Kaiserstaat
selbst erzeugte oder erzeugen konnte. Die vorräthigen fremden Maaren
der Kaufleute mußten in ein Vorrathshaus gebracht und allmählig ver-
kauft werden; nur gegen eine Abgabe von 60 Prozent wurden einzelne
Ausnahmen für solche Personen gestattet, die des fremden Gegenstandes
nicht entbehren konnten. Dieses System war natürlich eine mächtige
Ermunterung für den Schleichhandel, gegen den der Kaiser unerbittlich
scharf verfuhr, indem er geschmuggelte Taschenuhren öffentlich zerschlagen,
andere Maaren verbrennen ließ u. s. w., ganz in der Meise, wie Na-
poleon I. zur Zeit der Kontinentalsperre gegen die englischen Maaren
einschritt. Dagegen suchte er aber den österreichischen Erzeugnissen Ab-
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Die Zeit von 1815 bis 1857.
desto mehr Abnehmer, desto mehr lohnende Arbeit für die Industriellen
in England und desto mehr Schiffe und Matrosen werden durch die
Ausfuhr beschäftigt; umgekehrt sind es wieder die Engländer, welche die
Erzeugnisse der Kolonieen z. B. die nenholländische Wolle, das kanadische
Holz und Getreide, den Kapwein, die Fische Neufundlands re. kaufen
und ausführen. Von außerordentlicher Bedeutung wurden seit 1850
Neusüdwales und Viktoria in Neuholland durch den vorher unge-
ahnten und zufällig entdeckten Reichthum an Gold, welches edle Metall
den Menschen mächtiger anzieht als der Magnet das Eisen. Eine Masse
Einwanderer stürzte sich auf einmal aus allen Weltgegenden in das neue
Eldorado, wo sie so eifrig Goldsand graben und waschen, daß die Aus-
beute des Jahres 1856 auf etwas mehr als 14 Mill. Pfund Sterling
berechnet wird. Neben den Goldgruben hat sich aber auch der Ackerbau
und das gewöhnliche Gewerbe angesiedelt und erringt sich seinen Antheil
an der metallischen Ausbeute, während die eigentlichen Fabrikate aus
England bezogen werden. Dieses empfängt als der erste industrielle
Staat der Welt nicht nur den größten Theil des australischen Goldes,
sondern macht sich alle wenn auch nur halbcivilifierten Länder der Erde
mehr oder weniger zinsbar. Nach amtlicher Angabe betrug die Ausfuhr
im ersten Quartal des Jahres 1857 den Werth von 28,827,493 Pfd.
Sterling! Die besten Kunden unter den auswärtigen britischen Ländern
sind Ostindien mit etwas über 3 Mill., Australien mit beinahe 2i/2 Mill.,
Britischamerika mit mehr als 800,000 Pfd. Sterling; unter den fremden
Staaten die nordamerikanische Union mit mehr als 6, die Hansestädte
mit mehr als 2, Frankreich mit mehr als iy2, Holland und Brasilien
jedes mit mehr als 1, die Türkei mit beinahe 1 Mill. Pfd. Sterling.
Bei solchen Zahlen wird es begreiflich, wie Englands Finanzen durch
den orientalischen Krieg nicht empfindlich berührt wurden, und bedenken
wir, daß fast ein volles Drittheil der ganzen Ausfuhr in die englischen
Kolonieen geht, so leuchtet ein, daß der erneuerte Versuch der napoleo-
nischen Kontinentalsperre für England jetzt viel weniger gefährlich wäre,
als sich der erste vor 50 Jahren erwies.
Äic vereinigten Staaten von Nordamerika (die Union).
Diese Republik ist neben Rußland und England die dritte Weltmacht
und von der Natur mehr begünstigt als jede der beiden andern. Denn
das ganze russische Amerika, ein Theil des nördlichen europäischen und
ein ungeheurer Landstrich des asiatischen (das sibirische Tiefland) ist un-
wirthbar und auch die besseren Landstriche sind nicht so produktiv wie
der englische und nordamerikanische Boden. Ebenso find Rußlands ma-
ritime Verhältnisse die ungünstigeren; seine größte Küstenausdehnung er-
streckt sich am nördlichen Eismeere, wo der einzige Hafen, Archangel,
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Extrahierte Ortsnamen: England Neufundlands Viktoria Neuholland England Ostindien Australien Britischamerika Frankreich Holland Brasilien Englands England Nordamerika England Amerika