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1. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 168

1878 - Mainz : Kunze
— 168 — Schlachten, besonders vor Turin, mit großem Ruhme theil; für die schweren Opfer war indessen der Siegespreis gering, indem abgesehen von der Anerkennung der Königswürde nur Obergeldern im Utrechter Frieden dem Staate zufiel, der sich kurz vorher auch durch einige kleinere Gebiete aus der oranischen Erbschaft vergrößert hatte. Außer der beträchtlichen Ausgabe für das Heer stürzte auch Friedrichs Prachtliebe und Verschwendung das Land in schwere Schulden, zumal nachdem der ehrliche aber derbe Dankelmann in Ungnade gefallen und Wartenberg ans Regiment gekommen war- Immerhin hatten Kunst und Wissenschaft dem Hofe manches zu verdanken; so verschönerten Schlüters Meisterwerke Berlin, und Leiönih, der Freund der Königin Sophie Charlotte, stiftete daselbst die Akademie. Dein ersten König, der als solcher Friedrich I. genannt wird, folgte Friedrich Wilhelm I. (1713—1740), durchaus des Vaters Gegensatz, jedenfalls einer der tüchtigsten preußischen Fürsten. Zunächst war er ein vortrefflicher Hanshalter. Die überflüssigen Stellen an seinem Hofe ließ er eingehen und kürzte die Gehälter der andern bedeutend. Sparsam wie er sollten alle seine scharf contro-lierten Beamten sein, ein Beispiel der Einfachheit fürs Volk. Kunst und Wissenschaft fanden, weil zu kostspielig, an ihm keinen Gönner; doch hat er sich große Verdienste um die Volksschule erworben. Auch lackerbau und Industrie erfreuten sich seiner Unterstützung; denn was er hierfür ausgab, lohnte sich durch Hebung der Steuerkraft des Landes reichlich. Für seinen evangelischen Eifer zeugt nicht nur die Bereitwilligkeit, mit welcher er den vertriebenen Salzburgern sein Land öffnete, sondern auch der kirchliche Sinn, den er in seiner Familie selbst durch Zwang zu erhalten suchte, was leider dazu beitrug seinen großen Sohn dem Glauben zu entfremden. Friedrich Wilhelm war ferner ein guter Deutscher und zum eigenen Schaden nur zu sehr dem Kaiserhause ergeben, das ihn in seinen Hoffnungen auf das Herzogtum Berg betrog. Deutsch war seine Abneigung gegen fremde Moden und sein bewußter Gegensatz zu den übrigen Reichsfürsten, die in sklavischer Anlehnung an den Versailler Hof nicht bloß die regelmäßigen Einkünfte ihrer Staaten vergeudeten, sondern sogar ihre eigenen Unterthanen um Geld verschacherten; deutsch auch war sein Behagen an ungezwungener Gemütlichkeit und Derbheit (Tabakscollegium). Endlich war er mit Leib und Seele

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 486

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
486 Die neue Zeit. Guastalla ab, wogegen Maria Theresia die von den Franzosen eroberten österreichischen Niederlande zurückerhielt. § 179. Preußen von -er Deformation bis auf Friedrich Ii. den Großen. (1525—1740.) 490) Mit Albrecht Friedrich, dem Sohne des letzten preußischen Hochmeisters Albrecht von Brandenburg, starb der Mannsstamm der preußischen Linie aus und Preußen fiel an i6i8.Brandenbürg. Es geschah dies unter dem neunten Kurfürsten Johann Sigismund, der auch uoch das Herzogtum Kleve, die Grafschaft Mark und Ravensberg seinen Larven einverleibte. Sein Enkel war Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst, unter welchem der dreißigjährige Krieg beendig^ wurde. Dieser mußte zwar einen Teil von Pommern an die Schweden abtreten, erhielt aber dafür die Erzstifte Magdeburg, Minden und Halb er stadt. Auch gelang es ihm, die Lehensunabhängigkeit Preußens von Polen und die Souveränität über dasselbe zu erhalten. 491) Sein Sohn Friedrich Iii. machte sich hauptsächlich dadurch verdient, daß er die Franzosen aus Deutschland vertreiben E. hals und den Kaiser kräftig gegen die Türken unterstützte. Dadurch gelang es ihm, als Anerkennung seiner Verdienste vom i7oi. Kaiser Leopold I. in Preußen bett königlichen Titel zu erhalten. Von da an erscheint er als Friedrich I. von Preußen. 492) Unter seinem Sohne F riebrich Wilhelm I. kam Vorpommern an Preußen, wogegen die schweben mit zwei Millionen Thalern entschäbigt würden. Obwohl dieser König viel Gelb aus sein Hans verwanbte, so wußte er boch durch eine große, Einfachheit am Hofe und eine weise Sparsamkeit nicht nur feine Finanzen in Orbnnng zu erhalten, sonbern er hinterließ auch einen Schatz von 9 Millionen Thalern und ein gutgeschultes Heer von 80 000 Mann. 493) Diese Erbschaft trat als britter König von Preußen Friedrich Ii. der Große an. Ihm gelang es, das Werk 1786‘ des großen Kurfürsten nicht nur bebeutenb zu vergrößern, sonbern auch bauernb zu befestigen und Preußen von seiner Stellung einer beut sehen Macht zu einer europäischen zu erheben. Anmerkungen. 1. Die Mark Brandenburg (s. Nr. 368) gehörte den Luxemburgern, und der letzte Luxemburger Kaiser Sigismund hatte den

3. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 246

1855 - Mainz : Kirchheim
246 den Sinn dieser bildlichen Rede mag der junge Leser eine kleine Be- trachtung anstellen. Dritte Klaffe. Brennbare Mineralien. 1. Die Steinkohle. So lange die Wälder ihre Sendungen hinlänglich abliefern, ist die reinliche Holzfeuerung in der Haushaltung vorzuziehen; aber nicht überall erfreut man sich des Reichthums an Holz und bei zunehmender Bevölkerung wird der Verbrauch desselben stärker und es entsteht in manchen Gegenden Mangel. Wo aber ein dringendes Bedürfniß herrscht, da sinnt der Mensch auf Mittel zur Beftiedigung, und es wurde ihm in diesem Falle um so leichter, da die Natur den Finger- zeig gab. An manchen Stellen der Erde reichen unterirdische Kohlen- lager bis zur Oberfläche; man grub nach und fand überreichlich in der Tiefe, was das Land von der Außenseite verweigerte. Bei so glücklichem Erfolg suchte man weiter und entdeckte Fundgruben in den verschiedenen Ländern Europa's, später auch in den übrigen Erdtheilen; es zeigte der Boden einen Reichthum, den man früher nicht geahnt hatte. Gegenden, die an Waldungen eben nicht reich sind, versorgen gegenwärtig andere mit dem wirksamsten Brennstoffe. Die unterirdischen Kohlen liegen in Schichten, deren Dicke oft nur einige Zoll, in seltenen Fällen jedoch 40 Fuß beträgt. Da mit- unter ganze Baumstämme in Kohlengruben gefunden werden, ist es wahrscheinlich, daß in einer Zeit, von deren Begebenheiten kein Mensch Zeuge war, große Wälder untersanken und in der Gluth der Erde verkohlten. Der Schöpfer legte zur selben Zeit in den Erden- schoß wichtige Güter zum Gebrauch der Menschen, noch ehe diese ihren nunmehrigen Wohnplatz betraten. Friedlich pflügt und pflegt eben der Landmann seinen Acker, der Bürger fördert seine Arbeit in der Werkstätte und Kinder spielen auf derselben Stelle, welche einst die schauerliche Stätte des Unterganges und der Zerstörung war. Das deutsche Land ist der Steinkohlen in manchen Gegenden theil- haft geworden, wie in den Rheingegenden, an der Ruhr; bei Aachen, am Hundsrück; im Odergebiete in Schlesien; an der Elbe in Böhmen, Sach- sen , am Harz und in Mähren. Am meisten kommen sie aber in England und Belgien vor, und die großen Fabriken beider Länder ver- danken ihr Bestehen hauptsächlich den Steinkohlen. Zn England hat man Gruben, die von der Küste aus bis unter das Meer geführt worden sind, so daß oben der Fischer, unter diesem der Bergmann seiner Beschäftigung obliegt. Keiner sieht und hört dabei den Andern. Der unten merkt Nichts davon, wenn sein Landsmann oben mit Sturm und Wellen kämpft oder sich über einen glücklichen Fang freut; der oben spürt Nichts von dem Einsturz der Grube, die vielleicht jenen begräbt. So Etwas kann dem Bcrgmanne an seinem nächtlichen Aufenthaltsorte begegnen und noch mehr. Zn den Gängen der Bergwerke entwickelt sich oft das Grubengas, eine brennbare Luft, welche sich am Lampenlichte der Arbeiter schnell entzündet und mit der Heftigkeit des brennenden Pulvers wüthet, ihnen zum Verder-

4. Freiburger Lesebuch - S. 98

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 98 — anlagen von der Stadtgemeinde angekauft; sie werden nicht gedüngt, und es wird dadurch der Verunreinigung des Wassers vorgebeugt. Da das Wasser durch ganz kalkarmen Boden fließt, so ist es auch ein sehr weiches Wasser, das außerordentlich wenig Kalk enthält. Da Kalk jedoch für die Entwicklung des Körpers, seines Knochengerüstes und der Zähne in gewissem Maße ein Bedürfnis ist, wurde gelegentlich schon angeregt, man solle dem hiesigen Wasser künstlich Kalk zuführen. Im Vergleich zu anderen Städten ist die Versorgung Freiburgs mit Wasser sehr reichlich. Es gibt viele und große Städte, bei denen der Wasserverbrauch im Durchschnitt etwa 100 Liter täglich auf den Kopf der Bevölkerung ausmacht, während in Freiburg die Tagesabgabe zwischen 200 und 300 Litern zu liegen pflegt. Auch im Jahre 1911, dem ganz außerordentlich trockenen Jahr, in welchem die Ergiebigkeit der Wasserleitungen erheblich zurückging, betrug die Mindestabgabe noch 186 Liter-täglich auf den Kopf der Bevölkerung. M. Buhle. 4$. Die Entwässerung. Ebenso wichtig wie die Wasserversorgung ist oitch die Abwasser-beseitiguug. Das dem Hause rein zngesührte Wasser wird verunreinigt und muß entfernt werden. In ländlichen Gegenden kann man es, ebenso wie die in Gruben gesammelten menschlichen und tierischen Abgänge ans Aborten^ und Stallungen, zur Bewässerung und Düngung landwirtschaftlich bestellten Geländes verwenden. In Städten wird das unmöglich, weil die meisten Einwohner keine Landwirtschaft betreiben. In den Untergrund darf man die Stosse nicht versickern lassen, weil der Grundwasserstrom, der anderen zur Versorgung mit reinem Wasser dient, verunreinigt und vergiftet werden könnte. In kleineren Städten findet man immerhin noch das Grubensystem. Gewöhnlich besorgt daun die Gemeinde die Absuhr und sucht bei den Landwirten der Umgebung Abnehmer. Je größer aber die Stadt, desto schwieriger ist das durchführbar, weil die großen Mengen ein ausgedehntes Absatzgebiet fordern. Dadurch aber werden die Fuhrkosten zu hoch. In größeren Städten pflegt man deshalb sowohl die Abwasser, als auch die Abgänge der Aborte mit einem Rohrnetz zur Stadt hinauszuleiten, So ist es auch in Freiburg. Das Straßennetz enthält ein Netz von Kanälen. Stammkanäle, welche große Gebiete zu entwässern haben, nehmen die Hauptkanäle kleinerer Gebiete ans, die sich dann wieder in kleinste, nur einzelnen Straßen dienende Kanäle verzweigen.

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 102

1876 - Mainz : Kunze
102 Erste Periode der neueren Geschichte. ständigung stattfinden solle. Der neue Kampf mit Christian von Däne-Ab^chlujfdes mar! ^atte die Verhandlungen noch einmal unterbrochen, und erst 1645 westfälischen wurden sie wieder aufgenommen. Nach langer, mühevoller Arbeit kam endlich zwischen den Bevollmächtigten fast aller europäischen Staaten der westfälische Friede glücklich zu Stande. Die Hauptpunkte desselben sind folgende: bedingung^en. Frankreich erhält den österreichischen Theil des Elsaß und den Sundgau, ohne die Reichsstädte, und bleibt im Besitz von Metz, Toul und Verdun. 2) Schweden bekommt Vorpommern und Rügen, Stettin und Wismar, die Bisthümer Bremen und Verden, Sitz und Stimme auf dem deutschen Reichstage und 5 Millionen Thaler. 3) Hessen-Kassel empfängt für seine treue Anhänglichkeit an Schweden die Abtei Hersfeld, die Grafschaft Schaumig und 600,000 Thaler. 4) Brandenburg wird für das ihm nach Erbschaftsvertrag zustehende, aber von den Schweden in Besitz genommene Vorpommern und Stettin mit den Stiftern Minden, Halberstadt, Kamin und Magdeburg abgesunden. Auch Hinterpommern wurde damals branden-burgisch. 5) Mecklenburg wird für Wismar mit den Bisthümern Schwerin und Ratzeburg entschädigt. 6) Baiern wird die Oberpfalz nebst der Kurwürde zuerkannt; die Rheinpfalz bekommt nebst der achten, neu errichteten Kurwürde der Sohn des geächteten Königs Friedrich V. 7) Die Unabhängigkeit der Niederlande von Spanien und der schweizerischen Eidgenossenschaft vom deutschen Reiche wird anerkannt. 8) Der Augsburger Religionsfriede wird für die lutherischen Stände gesichert und auch auf die Reformirten als Religionsverwandte ausgedehnt; sie dürfen alle Kirchen und Güter behalten, welche sie seit 1624 besaßen. Der 1. Januar des Jahres 1624 wurde als Norm für den Besitzstand der beiden Consessionen festgestellt. Einem jeden Reichsstand wurde die Duldung Andersgläubiger zur Pflicht gemacht; in Oesterreich sollte aber nicht einmal durch das Normaljahr die landesherrliche Gewalt beschränkt werden. Als die freie Religionsübung auch für dieses Land gefordert wurde, erklärte der kaiserliche Gesandte, daß sein Herr eher Land und Leute verlassen, als hierein willigen werde. Man gab aus Furcht das Friedenswerk zu stören nach; nur der Papst verweigerte beharrlich die Anerkennung des westfälischen Friedens.

6. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 152

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
152 Das heilige römische Reich deutscher Nation. aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, frei- willig oder gezwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aem- ter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bischofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Un- ter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mai- land die mächtigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bo- logna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streit- baren Bürgerschaft bewohnt. Waren diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich mach- ten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhör- lich mit einander. Pavia, als die alte longobardischc Königsstadt, wett- eiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailaud um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen woll- ten, mit grausamem Uebermuthe. Die Bürger von Lodi baten den Kai- ser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kaiserliche Siegel, beschimpften die Boten und zer- störten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er ihr Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden für die Tücke, mit der sie ihm überall Nachstel- lungen bereiteten. Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea- trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte dadurch seine Hausmacht beträchtlich (1156). 1157 zwang er den Her- zog Boleslaw von Polen zur Huldigung und erhob darauf den böhmi- schen Herzog Wladislaw Ii. für dessen treue Dienste zum König. Im Jahre 1158 endlich zog er gegen Mailand mit einem gewaltigen Heere und umlagerte die Stadt so lange, bis sie sich auf Gnade und Ungnade ergab. Hierauf wurde auf den ronkalischen Feldern bei Piacenza im November großer Reichstag gehalten, damit festgesetzt werde, was dem Kaiser in Italien zustehe. Gelehrte Juristen beriethen nun das römische Recht, und darin fanden sie begreiflich für den Kaiser als den Nach- folger der Cäsaren sehr vieles: alle Belehnungen sotten dem Kaiser ge- hören, die Städte sind ihm Heeresfolge schuldig und zu Naturallieferun- gen an die kaiserlichen Heere verpflichtet; dem Kaiser gehören als Ne-

7. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 103

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das byzantinische Reich. Die bilderstürmenden Kaiser. 103 an den Thoren Europas und Asiens. Der griechische Kaiser gebot aber auch über die ganze Kraft seines Reichs und war dabei nicht von dem guten Willen der großen Lehenträger abhängig, wie die meisten abendländischen Herrscher; das Reich besaß eine geregelte Finanzverwaltung, einen Staats- schatz, daher verfügte der Kaiser über regelmäßige Reichseinkünfte und konnte Heere und Flotten ausrüsten und unterhalten. Die Mannschaft wurde zum größten Theil aus Barbaren geworben, -namentlich aus Sla- ven, welche sich im Reiche niedergelassen hatten; die Befehlshaber wa- ren dagegen meistens Griechen, welche oft genug bewiesen, daß die er- erbte römische Kriegskunst noch von keinem andern Volke erreicht war. Die Vertheidigung des Reiches und Konstantinopels wurde besonders durch die Lage am Meere erleichtert, und tüchtige Kaiser richteten deß- wegen auch ihr Hauptaugenmerk auf die Seemacht, indem sie mit Recht glaubten, Konstantinopel könne nicht fallen, so lange es das Meer frei habe. Diese Hauptfestung war damals zugleich der erste Handelsplatz der Welt; sie vermittelte den Verkehr zwischen Europa und Asien, und stand mit dem russischen Novgorod so gut in Verbindung als mit Italien, Frankreich und Deutschland. Auch der alte Gewerbfleiß hatte sich in den Städten erhalten und selbst die Barbaren fanden bald die griechi- schen Fabrikate so unentbehrlich, als heut zu Tage die vielnamigen In- dianer in Amerika und Neger in Afrika die englischen. Handel und Industrie waren deßwegen die Quellen, welche dem Staatsschätze die besten Zuflüsse gaben. Dem Kaiser Heraklius folgten einige unbedeutende Kaiser, bis 717 Leo Iii. der Jsaurier, ein tüchtiger Feldherr, sich des Thrones be- mächtigte. Dieser schlug die Araber zurück, die Konstantinopel ein ganzes Jahr belagerten und dabei 100,000 Mann verloren haben sol- len, stürzte aber das Reich durch sein Verbot der Bilderverehrung in Verwirrung. Dazu sollen den Kaiser politische Rücksichten bewogen haben; der Koran verbietet jede bildliche Darstellung nicht nur Gottes und höherer Wesen, sondern überhaupt alles Lebendigen, daher die Mos- lemin überall gegen die Bilder, namentlich religiöse, wütheten. Zu Leo's Zeit ließ der Chalife Iezid (723) alle Bilder in den Kirchen der eroberten Provinzen zerstören, was den griechischen Kaiser auf den Ge- danken brachte, den mohammedanischen Fanatismus als den gefährlichsten Feind dadurch zu entwaffnen, daß in dem griechischen Reiche selbst alle heiligen Bilder weggeschafft würden. Dem ersten Befehle (726) folgte bald (730) ein noch viel strengerer, der Todesstrafe auf die Beibehal- tung von heiligen Bildern in Kirchen, auf öffentlichen Plätzen und selbst in Privathäusern setzte. Dagegen erhob sich Widerstand von Seite des Volks und der Geistlichen, die Päpste Gregor Ii. und Iii. verwiesen dem Kaiser seine Gewaltthätigkeit sehr strenge, indem sie ihm die katholische

8. Geschichte des Mittelalters - S. 168

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
168 Das heilige römische Reich deutscher Nation. Krieg gegen die lombardischen Städte (1155). Weit schwerer als die republikanisierenden Römer waren die freien Städte der Lombardei zu bezwingen, über die Friedrich als Nachfolger Karls des Großen die Oberherrschaft ansprach. Diese waren seit Hein- rich Iii. gewohnt sich selbst zu regieren, weil keiner der nachfolgenden Kaiser im Stande gewesen war, eine feste Herrschaft über sie geltend zu machen, und um die kaiserlichen Titel kümmerten sich die Städte wenig. Sie waren reich durch Gewerbe und Handel, namentlich machten die Lombarden fast alle Geldgeschäfte; hierin hatten sie nur die Juden zu Nebenbuhlern; da diese aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, freiwillig oder ge- zwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aemter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bi- schofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Ho- heitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Unter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung ent- faltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mailand die mäch- tigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bologna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streitbaren Bürgerschaft be- wohnt. Wären diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich machten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhörlich mit einander. Pavia, als die alte longobardische Königsstadt, wetteiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailand um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen wollten, mit grausamem Ueber- muthe. Die Bürger von Lodi baten den Kaiser um Schutz gegen Mai- land, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kai- serliche Siegel, beschimpften die Boten und zerstörten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er Mailands Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden für ihre Tücke, mit der sie ihm überall Nachstellungen bereiteten. Friedrich erwirbt Burgund (1156). Er züchtigt Polen (1157). Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea- trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte

9. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 245

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Josephs Veränderungen in dem Staate. 245 Tage förderte, wurde durch die Eile, mit welcher der Kaiser sie betrei- den ließ, unendlich erschwert, so daß am Ende niemand zufrieden war, selbst die Bauern nicht, zu deren Gunsten er diesen Schritt gethan hatte. Unter den siebenbürgischen Wlachen dagegen erregte ein gewisser Horja einen Vernichtungskrieg gegen den Adel, indem er sich für einen Ge- sandten des Kaisers ausgab; über 100 Edelleute wurden ermordet, mehr als 200 Schlösser verbrannt, und die Bauern konnten nur durch mili- tärisches Einschreiten und den Henker zur Ruhe gebracht werden. In seinem humanen Eifer schaffte Joseph auch die Todesstrafe ab, führte aber statt derselben Gesängnißstrafen ein mit Verschärfungen durch Schläge, Hunger, Ketten, Kugeln u. s. w., so daß es eine Frage ist, ob die Abschaffung des Richtschwertes und Strickes wirklich ein Gewinn für die Menschlichkeit war. Zudem wurde er durch die Zunahme der schweren Verbrechen in seinen Ansichten umgestimmt und führte die Todes- strafe wieder ein. In seinen Strafen ließ er keinen Unterschied des Standes der Verurtheilten gelten; man sah Beamte die Gaffe kehren, die Schiffe ziehen, einen Grafen am Pranger stehen u. s. w., wobei er nicht bedachte, daß dieselbe Strafe für zwei Verbrecher durchaus nicht immer gleich hart ist; so macht sich z. B. mancher nicht viel daraus, wenn er die heiligen Fünfundzwanzig bekommt, sobald es nur vorbei ist, während ein anderer durch die gleiche Strafe entehrt und zur Verzweif- lung gebracht wird. Auch in der Nationalökonomie folgte Kaiser Joseph Ii. den neu aufgekommenen Grundsätzen; die frühere Zeit kannte Ausfuhrverbote und hohe Ausfuhrzölle, weil man dadurch die Vertheurung der nothwendig- sten Dinge im eigenen Lande verhindern wollte; die gewöhnlichen Aus- fuhr- und Einfuhrzölle wurden aber als eine indirekte Steuer erhoben, um dem Staatsschätze zu Hilfe zu kommen, und nur in dieser Absicht gesteigert; jetzt hingegen betrachtete man die fremde Einfuhr als einen Tribut, der an das Ausland bezahlt werde, als einen Abfluß des ein- heimischen Schatzes. Joseph verbot daher 1784 die Einfuhr aller frem- den Kunstwaaren und auch der Naturprodukte, welche der Kaiserstaat selbst erzeugte oder erzeugen konnte. Die vorräthigen fremden Maaren der Kaufleute mußten in ein Vorrathshaus gebracht und allmählig ver- kauft werden; nur gegen eine Abgabe von 60 Prozent wurden einzelne Ausnahmen für solche Personen gestattet, die des fremden Gegenstandes nicht entbehren konnten. Dieses System war natürlich eine mächtige Ermunterung für den Schleichhandel, gegen den der Kaiser unerbittlich scharf verfuhr, indem er geschmuggelte Taschenuhren öffentlich zerschlagen, andere Maaren verbrennen ließ u. s. w., ganz in der Meise, wie Na- poleon I. zur Zeit der Kontinentalsperre gegen die englischen Maaren einschritt. Dagegen suchte er aber den österreichischen Erzeugnissen Ab-

10. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 710

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
710 Die Zeit von 1815 bis 1857. desto mehr Abnehmer, desto mehr lohnende Arbeit für die Industriellen in England und desto mehr Schiffe und Matrosen werden durch die Ausfuhr beschäftigt; umgekehrt sind es wieder die Engländer, welche die Erzeugnisse der Kolonieen z. B. die nenholländische Wolle, das kanadische Holz und Getreide, den Kapwein, die Fische Neufundlands re. kaufen und ausführen. Von außerordentlicher Bedeutung wurden seit 1850 Neusüdwales und Viktoria in Neuholland durch den vorher unge- ahnten und zufällig entdeckten Reichthum an Gold, welches edle Metall den Menschen mächtiger anzieht als der Magnet das Eisen. Eine Masse Einwanderer stürzte sich auf einmal aus allen Weltgegenden in das neue Eldorado, wo sie so eifrig Goldsand graben und waschen, daß die Aus- beute des Jahres 1856 auf etwas mehr als 14 Mill. Pfund Sterling berechnet wird. Neben den Goldgruben hat sich aber auch der Ackerbau und das gewöhnliche Gewerbe angesiedelt und erringt sich seinen Antheil an der metallischen Ausbeute, während die eigentlichen Fabrikate aus England bezogen werden. Dieses empfängt als der erste industrielle Staat der Welt nicht nur den größten Theil des australischen Goldes, sondern macht sich alle wenn auch nur halbcivilifierten Länder der Erde mehr oder weniger zinsbar. Nach amtlicher Angabe betrug die Ausfuhr im ersten Quartal des Jahres 1857 den Werth von 28,827,493 Pfd. Sterling! Die besten Kunden unter den auswärtigen britischen Ländern sind Ostindien mit etwas über 3 Mill., Australien mit beinahe 2i/2 Mill., Britischamerika mit mehr als 800,000 Pfd. Sterling; unter den fremden Staaten die nordamerikanische Union mit mehr als 6, die Hansestädte mit mehr als 2, Frankreich mit mehr als iy2, Holland und Brasilien jedes mit mehr als 1, die Türkei mit beinahe 1 Mill. Pfd. Sterling. Bei solchen Zahlen wird es begreiflich, wie Englands Finanzen durch den orientalischen Krieg nicht empfindlich berührt wurden, und bedenken wir, daß fast ein volles Drittheil der ganzen Ausfuhr in die englischen Kolonieen geht, so leuchtet ein, daß der erneuerte Versuch der napoleo- nischen Kontinentalsperre für England jetzt viel weniger gefährlich wäre, als sich der erste vor 50 Jahren erwies. Äic vereinigten Staaten von Nordamerika (die Union). Diese Republik ist neben Rußland und England die dritte Weltmacht und von der Natur mehr begünstigt als jede der beiden andern. Denn das ganze russische Amerika, ein Theil des nördlichen europäischen und ein ungeheurer Landstrich des asiatischen (das sibirische Tiefland) ist un- wirthbar und auch die besseren Landstriche sind nicht so produktiv wie der englische und nordamerikanische Boden. Ebenso find Rußlands ma- ritime Verhältnisse die ungünstigeren; seine größte Küstenausdehnung er- streckt sich am nördlichen Eismeere, wo der einzige Hafen, Archangel,
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