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1. Neuere Geschichte - S. 70

1869 - Mainz : Kunze
70 c’est moi. Daher 1. auch unter ihm keine Reichsstäude (états généraux) mehr, während die bedeutungslosen Provinzialstände blieben; 2. verfügte er über die Geldkräfte, die Justiz, die Streit- macht des Staates unbeschränkt. In dieser schwindelnden Höhe und dem Mißbrauch der absoluten Gewalt lag der Grund zum Verderben Frankreichs. Seine Haupt rathgebe r: für die auswärtigen Angelegen- heiten in der ersten Zeit seiner Regierung der scharfsinnige Lyonne; für den Krieg Le Tellier, dann dessen Sohn der talentvolle aber gewaltsame Marquis von Lonvois (geb. 1641, gest. 1691), dessen Verdienst die Vergrößerung und Verbesserung des stehenden Heeres unter Ludwig Xiv ist. Colbert (geb. 1619, gest. 1683), nach Fouquets Sturz (1661) Finanzminister, hatte die großen Geldmittel für das Hof- leben und die Kriegführung zu beschaffen. Um die Steuerkraft des Landes zu erhöhen, entwickelte er vor allem die inländische Industrie durch Begünstigung und Einführung neuer Fabrikzweige (z. B. der Spiegel- und Spitzenfabrikation aus Venedig; der Tnchbereitung aus Holland; der Strumpfwirkerei aus England; der Blech- und Mesfingarbeiten aus Deutschland, doch vorwiegend Luxusindustrie u. s. w.), und durch das Verbot der Einfuhr ge- wisser Fabrikate, um das Land industriell vom Ausland möglichst unabhängig zu machen. Anlage von Staatsfabriken, z. B. der Porzellansabrik von Sèvres. Ebenso hob er den Handel durch Gründung von Handelscompagnien (für den amerikanischen und westasrikanischen Handel, den ostafrikanischen und ostindischeil, den Ostseehandel, den levantischen), durch Anlage von Straßen und Canälen (vor allen des Süd canals von Languedoc 1664— 1681, der das Mittelmeer mit dem Atlautischen verbindet). Daran schließt sich die großartige Ausbildung der Kriegsmarine durch Colbert. Im Jahre 1683 hatte Frankreich 267 Kriegsschiffe, — mehr als irgend eine Macht der Welt. Handelsmonopol des Staats für eine Reihe von Colonial- producten. Durch die Förderung der Gewerbthätigkeit wird der Bürgerstand (le tiers état) mächtig gehoben und an das ab- solute Königthum gefesselt. Aierkantilsystem. Aber auch der zunehmende Wohlstand der Bevölkerung war zuletzt den Kosten der fast ununterbrochenen Kriege llicht ge- wachsen. Die Schuldenlast stieg ins Ungeheure; auch verwerfliche

2. Erdkunde - S. 27

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
27 — fügte. Die sittliche und geistige Veredelung der Kulturvölker aber vermittelte die christliche Schule, indem sie die Herzen mit göttlichen Grundsätzen, den Geist aber mit Schätzen des Wissens erfüllte. Die ansässigen Völker mußten natürlich bald das Bedürfnis fester Gesetze und einer starken Obrigkeit empfinden. Es entstand daher die staatliche Ordnung. Die Verfassungsformen der Staaten sind verschieden. Man unterscheidet Monarchien und Republiken, je nachdem die höchste Gewalt im Staatsverbande einem einzelnen (dem Fürsten) oder dem Volke zukommt. Im erstern Falle nennt man die Staatsverfassung eine monarchische, im letztern eine republikanische. Ist in der Monarchie der Wille des Herrschers allein maßgebend oder regiert derselbe nach bestimmten Gesetzen unabhängig vom Volke, so ist die Verfassung eine despotisch- bezw. autokratisch-monar- chische. Hat aber (gemäß einer Konstitution oder Verfassungs- bestimmung) das Volk einen gewissen Anteil an der Gesetzgebung und Verwaltung, so heißt die Verfassung „konstitutionelle Monarchie". Bei den Nomaden besteht die patriarchalische Leitung eines Häuptlings oder Familienältesten. Ganz „wilden" Völkern aber ist die staatliche Ordnung fremd. Europa. I. Wagerechte Gliederung. Europa nimmt mit einem Flächen- inhalt von 19 Mill. qkm unter den fünf Erdteilen die vierte Stelle ein. Auf den ersten Blick erscheint es als eine nach Südwesten schmal auslaufende Halbinsel Asiens; aber die natürlichen Grenzen gegen Asien (das Uralgebirge, der Uralfluß, das Kaspische Meer und die Manytschniederung zwischen dem Kaspischen und Asowschen Meere) sowie seine eigenartige Natur, Bevölkerung und geschichtliche Ent- Wicklung machen Europa zu einem selbständigen Erdteile. Die größte Längenausdehnung (5700 km) hat Europa von Südwesten nach Nordosten. Die Breite nimmt von Osten nach Westen 2*

3. Erdkunde - S. 36

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 36 Bevölkerung (etwa 7 Millionen) verteilt sich auf die Anhänger ver- schiedener Sekten. 6) Bildungsstufe und Beschäftigung. Die Bevölke- rung Europas steht an geistiger Bildung zum größten Teil weit über derjenigen der andern Erdteile. Jäger- und Fi scherleben wird nur in Lappland angetroffen, und herumziehende Hirten (Nomaden) finden sich kaum 1/2 Million in den unwirtlichsten Teilen Nord- und Osteuropas; die übrige Bevölkerung ist ansässig. Die Mannigfaltigkeit der Ländernatur begünstigt die verschieden- artigsten Erwerbsquellen: Ackerbau und Viehzucht, Bergbau und Gewerbe, Handel und Schiffahrt. Künste und Wissenschaften blühen besonders bei den Völkern germanischen und romanischen Stammes. 6) Regierungsform. Vorherrschende Staatsform ist in Europa die Monarchie. Sie ist mit Ausnahme der Türkei (Despotie, Willkürherrschaft) und Rußland (Autokratie, Selbstherr- schast) eingeschränkt, konstitutionell, gewährt also den Vertretern des Volkes Anteil an der Regierung. Republiken sind Frankreich, die Schweiz, die kleinen Staats- wesen San Marino in Italien und Andorra in den Pyrenäen und die drei freien deutschen Städte Hamburg, Bremen und Lübeck. Bundesstaaten sind das Deutsche Reich und die Schweiz; ersteres besteht aus 26 Einzelstaaten, letztere aus 22 Kantonen. Das Deutsche Reich, Rußland, Österreich-Ungarn, Großbritan- nien, Frankreich und Italien heißen „Großmächte", weil sie am volkreichsten sind und einen überwiegenden Einfluß auf die politische Entwicklung des Erdteils ausüben. Europa nimmt unter allen Erdteilen eine bevorzugte Stel- lung ein. Seine günstige Lage in der Mitte der Landhalbkugel, die Mannigfaltigkeit seiner Gliederung, die reiche, gleichmäßig ver- teilte Bewässerung förderten feinen Aufschwung. Das Klima hält die glückliche Mitte zwischen der erschlaffenden Hitze des Südens und der erstarrenden Kälte des Nordens; es treibt znr Arbeit an, ohne

4. Alte Geschichte - S. 31

1872 - Mainz : Kunze
31 2) 2tn ©teile biefeä $önigtf)um§ tritt oom neunten = ljunbert an, namentlich aber im achten eine Slriftofratie, die burcf) die (Sroberung^üge der lebten ^afjrfjunberte mastig geraor= den, ftatt der früher nur berat^enben ©tellung jurn $ürftenf)au§ die Stljeilnaljme am Regiment erhalt, enblic^ baä Äönigtfjum gan§ oerbrängt und allein die Regierung an ftdj gieljt. $n den Rauben des> fjeeenifdfjen 2tbet§ (der ©efd^le^ter) liegt der größte ©runbbefi^, eine p^ere 23ilbmtg, Ärieg^erfa^rung, die Ölecfjtgfunbe, die ^ßriefterämter, babei fte|t berfelbe mit dem belpfjtfcfjen Orafet in engfter Sberbinbung« 3) 23efonbers> die Kolonien, in benen die politifd)e (Sntraicllung f crueller gel)t und rao ftatt der eigentlichen ©eburtäariftofratie immer 5£imofratie erfdfjeint, bereiten den Uebergang jur Sdemofratie üor. ©eeroefen, § anbet, beraeglidjer 33e[i^, ;gei[tige Ssilbung ent= roicfelten das> ©täbteteben und den 23ürgerftanb. ©eit der Glitte beä fiebenten $af)rf)unbert3 aucij im*3jhitterlanbe, befonberä in den Äüftenftaaten, erbitterte ^arteifämpfe groifc^en Stbel und Sboß um ftfirifttid)e ©efe|e, recf)tlice)e und potitifd^e ©leid^ftehung. Sden ©ieg erfämpft die Sdemofratie in der Siegel burc| die Uebergang^eit der grannig. ^m fiebenten und fecijften 3a^r= Jjunbert treten meift geiftrg bebeutenbe $üf)rer be§ $olf3, felbft t)on Slbel, an die ©piise des> 2$olfs> gegen die Steeinmadfjt i^rer ©tanbe§= genoffen. 2lu§ den 2sotf3fül)rern raerben Mein^err^er, neue ,be= mofratii^e Könige'. Sdurcfj sie gldngenbe ©ntraictlung be§ bürger= liefen Seben§, fömft und ^ßracf)ttiebe, 33egünftigung der ^ßoefte und der Anfänge der Sffiiffenjcfjaft, materielle Hebung des> ‘üjlittelftanbeä und der ärmeren Ssolmlaffen. (Snge Sserbinbung der ^ettenifd^en Scannen unter einanber, an barbarifc§e dürften angelernt ®ocf) ist die grannig nur eine norübergefienbe (Srfd^einung, o|ne tiefere Söurjeln im 2mmeben, nur augnafim§roeije jur ©rünbung non Sdpnaftien füfjrettb; enblido burcf) die ©efcfjtechter, of)ne 2öiber= ftanb be§ Sdemoä, geftürgt. 'Jtber die bürgerliche ©leidjljett mar burd) sie feftgefteut; die 31bels^err|c^aft fe^rt nictjt roieber.

5. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 119

1878 - Mainz : Kunze
- 119 - § 17. Herstellung des deutschen Königtums. Die Zeit von 1254—1273 pflegt man das Interregnum zu nennen- Schiller bezeichnet sie als „die kaiserlose, die schreckliche Zeit, denn wenn auch dem Namen nach ein König vorhanden war, so fehlte es ihm doch durchaus an Kraft königliche Rechte geltend zu machen. c*m Oande sah es traurig aus; die größeren Fürsten hatten alle Gewalt an sich gerissen; die Ritter, einst kaiserliche Lehnsträger, sollten sich ihnen fügen; zu schwach ihre Freiheit im offenen Kampfe zu behaupten, zu arm um vom Ertrage ihrer Güter anständig leben zu können, hielten sie e§ dennoch für unwürdig ein lohnendes bürgerliches Gewerbe zu ergreifen und verlegten sich auf Raub, indem sie anfangs die Straßen und ströme in der Nähe ihrer Burgen sperrten und die Vorübergehenden zur Einrichtung von Zöllen nötigten. Wer sich dessen weigerte wurde gefangen genommen und ins Burgverließ gesperrt, aus dem ihn nur ein schweres Lösegeld befreien konnte. Bald trieben sie es ärger, lauerten den Zügen friedlicher Kaufleute auf, schickten auch wohl den Städten Fehdebriefe, wodurch sie ihren ungerechtfertigten Angriffen wenigstens den Schein der Willkür zu nehmen suchten. Zum Schutze gegen ihre Vergewaltigungen war schon unter Friedrich Ii. das Femgericht gegründet, wirksamer schützten sich die bei aller Trostlosigkeit der Zustände emporgediehenen Städte°durch Verbindungen untereinander. So entstand die mächtige Hansa und der rheinische und schwäbische Städtebund. Aber besser stand es doch im Reiche, wenn ein mächtiger König waltete. Dieser Ansicht konnten sich selbst die auf ihre angemaßten Rechte eifersüchtigen Fürsten nicht verschließen; sie wählten daher aus Empfehlung des Mainzer Erzbischoss den sünsuudsünszig-sährigen ritterlicken Schweizergrafen Rudolf von Habsburg (1273—1291). Einen durch Länderbesitz mächtigen Herrn wollte man nicht aus Furcht, derselbe möchte das verzettelte Reichsgut wieder mit Waffengewalt zurückerobern. Rudolf beschränkte seine Wirksamkeit auf Deutschland, die Höhle des Löwen, Italien, eigenen Wirren überlassend, und vermied so jeden Konflikt mit dem Papste. Der Böhmenkönig Ottokar, der ihm die Anerkennung versagte, sand bei Dürrnkrut auf dem Marchfelde Niederlage und Tod (1278); die von ihm widerrechtlich in Besitz genommenen Gebiete Oesterreich und Steiermark verlieh Rudols seinem eigenen Sohne Albrecht und gründete so im Osten die habsburgische Hausmacht. Wohlthätig war sein scharfes Auftreten

6. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 122

1878 - Mainz : Kunze
— 122 - Oesterreich und zwar zuerst gegen die für ihre Freiheit begeistert kämpfenden Schweizerhirten bei Morgarten (1315), dann gegen den Kaiser selbst, der Friedrich 1322 bei Mühldorf schlug und gefangen nahm. (Seyfried Schweppermann.) Vier Jahre später entließ Ludwig feinen Gegner aus der Haft des Trausnitzer Schlosses, nachdem ihm dieser das Versprechen gegeben hatte Frieden zu stiften oder in die Gefangenschaft zurückzukehren. Da ihm das erstere unmöglich war, hielt er dem zürnenden Papste zum Trotz treu fein Gelöbnis der Rückkehr; Ludwig aber nahm ihn von nun an als Freund und Berather an. (Vgl. Schillers: „Deutsche Treue" und Uhlands: „Ludwig der Baier".) Schon 1330 aber starb Friedrich. Der Kaiser machte 1327 einen Zug nach Rom, wo er einen frommen Mönch zum Papste einsetzte und sich so die Franziskaner verpflichtete, die in Predigten das Volk über die damaligen Gebrechen der Kirche aufklärten. Und weil der Papst ganz ein Werkzeug des französischen Königs war, erklärten die deutschen Fürsten zu Renfe bei Coblenz die Kaiser-würde für unabhängig von feiner Bestätigung (1338). Doch hatte das gute Verhältnis Ludwigs zu den Fürsten keinen Bestand. Sie hatten es zugegeben, daß er 1324 Brandenburg, dessen askanifches Herrscherhaus ausgestorben war. seinem Sohne Ludwig verlieh; als er aber die Margarethe Maultasch von ihrem ersten Gemahle eigenmächtig schied, sie dem genannten Ludwig zur Ehe gab und so für diesen Tirol erwarb, fand man den Bann des Papstes durchaus gerechtfertigt und wählte ihm den Lützelburger Karl zum Gegenkönig. Er starb 1347 auf einer Bärenjagd. Karl Iv. (1347—1378) vermehrte fein böhmisches Erbland um Brandenburg, wo er zuerst den falschen Waldemar gegen den bairischen Markgrafen begünstigte, später mit diesem und seinen Brüdern in Frieden lebte und von dem letzten derselben die Mark durch Vertrag erhielt. Für seine eigenen Länder sorgte er wie ein Vater, baute vortreffliche Straßen, erhob Prag zu einer der schönsten Städte Europas und gründete dort eine berühmte Universität (1348). Stiefväterlich war er gegen das Reich gesinnt, kaiserliche Rechte verkaufte er in Deutschland und Italien für Geld, wie er es denn vortrefflich

7. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 136

1878 - Mainz : Kunze
— 136 — ©orgen verscheuchte sein heiterer auch der Musik zugewandter '•Stnn und sein sestes Gottdertrauen. Das Wormser Edikt wurde, weil der auswärts beschäftigte Kaiser nicht drängen konnte, theils lässig theils gar nicht ausgeführt; im Gegentheil zeigten sich der Kirchenverbesserung bald weltliche Fürsten zugethan denen die Vortheile einleuchteten, welche die Einziehung von Kirchengütern ihnen brachte, sowie auch die hohe Stellung, die sie als Landesbischöfe einnahmen. Außer Kursachsen, wo auf Friedrich den Weisen 1525 Johann der Beständige folgte, wurde Hesseu unter Philipp dem Großmütigen evangelisch; in Preußen machte sich der Ordensmeister Albrecht unter Polens Souveränität zum lutherischen Herzog i1525). Dagegen blieben Herzog Georg von Sachsen (Leipzig) und Kurfürst Joachim von Brandenburg der alten Kirche treu, und erst nach ihrem Tode fand die Reformation in ihren Landen Eingang. Wenn es auch nicht zu leugnen ist, daß die Einflüsse weltlicher Herrscher dem Fortgange von Luthers Arbeit nicht immer ersprießlich waren, wenn man es sogar bedauern kann, daß aus rein geistigem Gebiet recht weltliche Interessen zur Geltung kamen, so ist doch auf der andern Seite wohl die Frage erlaubt: was wäre aus dem Reformationswerk in Deutschland geworden, wenn nicht ein Theil der Landesfürsren sich als feste Stütze ihm dargeboten hätte? Denn leider zeigten sich viele Gebildete nach dem Vorgang des charakterschwachen Humanisten Erasmus von Rotterdam jetzt schon lässig, und es wäre ihnen eine Abstellung einiger allzuschreienden Misbräuche lieber gewesen als eine durchgreifende Besserung der geistlichen Not. Auch die Hoffnungen, welche man auf den Reichsadel hätte setzen mögen, erwiesen sich als trügerisch, da L-ickingen im Kampfe mit den Fürsten zu Landstuhl unterlag (1523) und Hutten kaum noch auf der Insel Ufrtau einen Fleck Erde fand, wo er gebeugt und krank sterben konnte. Das gemeine Volk endlich, der arg bedrückte Bauernstand, hatte ebenfalls gehofft aus der Reformation materiellen Nutzen ziehen zu können. Im Anfang des Jahrhunderts blutig niedergeworfen klang ihm jetzt die Predigt von der evangelischen Freiheit wie eine Erlösung, und wer vermag es ihm zu verdenken, daß er zunächst die Befreiung vom äußern Drucke ins Auge faßte? So entstand der schreckliche Banern-kri eg, der kaum im Süden vom Truchseß von Waldburg grausam beendet (Götz von Berlichingen), in Thüringen, besonders in Mülhausen, neu aufflammte. Hier trat als Führer der Schwärmer Thomas Münzer aus, der Gütergemeinschaft und Vernichtung jeder weltlichen und geistlichen Obrigkeit predigte. Luther sonst voll Mitgefühl für den Stand, dem entsprossen zu sein er sich rühmte, sah bei der

8. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 203

1878 - Mainz : Kunze
— 203 — Manteuffel ihm die Aufgabe der Verfolgung abnahm, die so wirksam war, daß 80000 Mann zerlumpt und halb erfroren sich in die neutrale Schweiz flüchteten. Südwestdeutschland, das von einem Einfalle bedroht gewesen war, athmete wieder auf. Unterdessen hatte die Belagerung von Paris fortgedauert, und alle Ausfälle waren blutig zurückgeschlagen worden. In der Stadt wütete der Hunger, schon war auch ein Fort in deutschen Händen, von welchem aus die Beschießung begann. Da entschloß sich die Regierung der Nationalvertheidigung dazu, einen Waffenstillstand zu erbitten (28. Jan.), übergab sämmtliche Forts, überlieferte die Waffen und überließ es der in Bordeaux zusammentretenden Nationalversammlung Frieden zu schließen. Derselbe wurde durch Bismarck und Thiers vereinbart, und nachdem ein Theil der siegreichen Truppen in Paris eingezogen war, bestätigt (2. März), fand aber erst in Frankfurt a./M. 10. Mai seinen völligen Abschluß. Frankreich mußte eine bedeutende Geldsumme zahlen und das Elsaß außer Belfort sowie Deutsch-Lothringen abtreten. Ungefähr sieben Monate hatte der Krieg gedauert, nie aber waren in so kurzer Zeit so gewaltige Erfolge errungen worden, nie hatte die Feldherrnkunst (Moltke) und die Staatskunst höhere Triumphe gefeiert. Die Zahl der gewonnenen Schlachten und Gefechte kam der Zahl der Kriegstage beinahe gleich, 28 Festungen hatten sich ergeben, über 350 Tausend Gefangene gezwungen den Weg nach Deutschland angetreten. Mit der Tapferkeit der Truppen im Felde hatte die Sorgfalt der Angehörigen in der Heimat gewetteifert; besonders das schwächere Geschlecht zeigte sich groß in Werken aufopfernder Menschenliebe z. B. in der Pflege der Verwundeten und Kranken. Während des gewaltigen Kriegsgetümmels tagte in Rom das vatikanische Conzil und erfüllte nach einigem Sträuben den Wunsch Pius des Ix., indem es die Unfehlbarkeit des Papstes in Sachen des Glaubens und der Moral als Dogma aussprach. Weil damals die französische Besatzung der Tiberstadt zum Schutze der Heimat abberufen ward, benutzte Victor Emmanuel diese Gelegenheit, um den letzten Rest des Kirchenstaates mit Rom seinem Reiche einzuverleiben und so das einige Italien zur Wahrheit zu machen. Wichtiger als dieser Sieg des Nationalitätsprincips auf

9. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 85

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 33. Die Entwicklung des griechischen Staaten- und Volkslebens. 85 verschiedenen Volksstämme, als eigentliche Herrscher waren. Wir finden im ganzen griechischen Altertum keine Spur von despotischer Machtvollkommenheit. Später erlosch die königliche Gewalt in den meisten Staaten und es traten Volksregierungen an deren Stelle. Da aber, wo die königliche Gewalt noch in den Händen Einzelner lag, machte sich bald der Einfluß der Vornehmen im Volke geltend, ohne welche der König nichts Wichtiges ausführen konnte. Die Herrschergewalt lag teilweise iu den Händen der Ratsoersammlung, W dem Könige beigegeben war. "Bald gab es in Mittel- und L-üdgriechenland vorwiegend Republiken, d. h. Gemeinwesen, an deren Regierung jeder freie Bürger An-teil hatte. 84) Keinen geringen Einfluß auf die freiheitliche Entwicklung Griechenlands hatten die Büuduisse, welche einzelne Städte mit den Nachbarstüdten eingingen. Zweck dieser Bündnisse war gegenseitige Hilfeleistung, insbesondere zum Schutze eines gemeinsamen Heiligtmns. Ein solches Bündnis von Bewohnern der Umgegend (Ainphiktyonen) nannte man eine Amphiktyonie. Die berühmteste Amphiktyonie war die von Delphi, welche von zwöls Völkerstämmen beschickt wnrde und vorzüglich deu Schutz des Tempels des Apollo zu Delphi zum Zwecke hatte.. Das National-bewußtseiu -der Griechen wurde insbesondere noch durch die gemeinsamen religiösen Feste und Spiele gestärkt, unter denen die olympischen, welche alle vier Jahre im heiligen Haine Olympia in der Landschaft Elis dem Zeus Olympios zu Ehren gefeiert wurden, die berühmtesten waren. 85) Eine äußerst günstige Einwirkung ans das Emporblühen des griechischen Handels und Seewesens übte der Umstand ans bafc die Griechen den Überfluß ihrer Bevölkerung nicht in ferne Lander zu senden brauchten, sondern die benachbarten Inseln und die Uferstaaten der Meere, welche Griechenland umgaben, bevölkern konnten. Diese Kolonien blieben in steter Verbindung mit der Heimat. Während die Kolonisten von ihrem Vaterland Kraft und Stärke, Sinn fur Freiheit und ein geordnetes bürgerliches Staatswesen mit fortnahmen, brachten sie von den Erzeugnissen ihres Kunst- und Gewerbefleißes dahin zurück, beförderten den Verkehr und mehrten den Wohlstand. Diese Kolonien erstreckten sich mcht nur bis nach Italien und Kleinasien, sondern bis an das Schwarze Meer, Afrika, Spanien und selbst nach Gallien. Dte berühmtesten Kolonien sind die an der kleinasiatischen Küste: Milet, Smyrna, Kolophon, Ephesus, Samos, Ehios k., welche vori moniern gegründet wurden, ferner die von den Doriern ac-grundeten Städte auf der Insel Rhodus.

10. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 87

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 34. Sparta. 87 die Quelle vielfacher innerer Unruhen und Kämpfe, bis Lykurg seinen Mitbürgern eine Gesetzgebung schenkte, durch welche sss die königliche Gewalt genau abgegrenzt, der Anteil der Vorneh-"'^' men an der Regierung bestimmt und das häusliche und gesellschaftliche Leben ganz der öffentlichen Wohlfahrt untergeordnet wurde. 87) Als den Grundpfeiler des öffentlichen Wohles betrachtete Lykurg Einfachheit der Sitten, Mäßigkeit, Abhärtung und Gehorsam. Es bezweckte deshalb feine Gesetzgebung, eine allzngroße Anhäufung von Reichtum in nur wenigen Händen zu verhindern, und dadurch Üppigkeit und Verweichlichung zu vermeiden. Es wnrde der Grundbesitz der freien Spartaner in 9000, und der der um Sparta herummohuenden Unterthanen (Periöken) in 30000 gleiche Lose geteilt. Ein solches Los- durfte weder verkauft noch verteilt werden, sondern ging auf den ältesten Sohn über. Nur kräftige Kinder wurden aufgezogen. Vom siebenten Jahre an war die Erziehung eine öffentliche auf Kosten des Staates. Die Knaben und Jüuglinge wurden in den Waffen geübt, mußten ein hartes und rauhes Leben führen, sich an Schmerzen und an die Unbilden der Witterung gewöhnen. Sie lernten, sich kurz und treffend ausdrücken (Lakonismus), das Alter ehren und den Vorgesetzten gehorchen. Erst mit dem dreißigsten Jahre erhielt der Mann alle Rechte eines Bürgers. Vom zwanzigsten bis zum sechzigsten Jahre war der Spartaner Soldat. Kriegerische Übungen, Jagd, Schwimmen und Wettkämpfe waren die täglichen Beschäftigungen. Handel, Ackerbau und Gewerbe waren den freien Spartiaten untersagt. Der Gebrauch edlen Metalls war verboten; auch das Geld war von Eisen. 88) Die auf ihre Kriegstüchtigkeit stolzen Spartaner, denen es mit der Zeit an Land für die wachsende Bevölkerung gebrach suchten bald ihre Nachbarn sich unterwürfig zu machen. Sie wandten sich deshalb gegen Messenien, das zwischen ihnen und dem Sicilischen Meere lag. Von Aristodemus, dem Könige der Meffemer, öfters geschlagen, gelang es ihnen doch jedesmal, wieder Die Oberhand zu gewinnen. Nach zwanzigjährigem Kampfe raufbe Messenien den Spartanern tributpflichtig (erster Messe-nischer Krieg 743 723 v. Chr.). Auch in Argos und Ar- 743— kadien risten die Spartaner Ländertheile an sich. Doch 39 ™ ^ahre nach dem ersten Messenischen Kriege rief Aristomtznes, etn Adeliger, die Meffemer abermals zum Kampfe gegen ihre Unterdrückers. Die Arkadier und Argiver verbanden sich mit Der Tieg war anfänglich auf seiner Seite. Als aber die Arkadier abfielen, mußte sich Aristornenes in die Bergfeste Eira
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