158
Riesenstadt lagert meist eine dichte
Wolke, die sich aus Nebel und
Rauch gebildet hat. Im Winter
ist die Luft oft so trübe, daß
den ganzen Tag Straßenlaternen
brennen müssen. Der Verkehr
übertrifft jede Vorstellung. Selbst
hoch über den Straßen und tief
unter den Häusern, ja, sogar unter
der Themse fahren Eisenbahn-
züge. Eine große Wohltat für
die Bewohner sind die großen
Parks, die Lungen Londons, und
die freien Plätze im Innern der
Stadt, die Luft und Licht in die
Häusermassen bringen.
An der Südküste liegen
Dover, von wo aus man
nach Frankreich überfährt, ferner
die beiden größten Kriegshüfen
portsrnoulk fportsmößj und
plynioutb splimmößj, ebenso
Soutbanipton ssaußhämptnj,
die Hauptstation der englischen
überseeischen Postdampser. An
der Westküste liegen Vriktol
sbristlj und Liverpool sliwwer-
puhlj (760 T.), nächst London
die beiden größten Handelsstädte
des Landes. Liverpool ist der
Haupthasen für Baumwolle.
3. Die Kergländer
Großbritanniens sind nur
von mäßiger Höhe. Die höchste Erhebung beträgt 1300 in. Man unterscheidet
1) das Bergland von Cornwall f-uölst 2) das Gebirge von Wales fuälsf,
3) das Bergland von Nordengland und 4) das schottische Bergland.
Im Schoße der Gebirge sind unermeßliche Schätze von Steinkohlen und Eisenerzen
angehäuft. Kein Land der Erde besitzt solche mächtigen Lager von „schwarzen Diamanten"
wie England. Es liefert allein fast so viel Kohlen wie das übrige Europa zusammengenommen.
Das größte Steinkohlenbergwerk liegt an der Ostküste bei Newcastle snjukaßlj am Tyne
stem]. Es beschäftigt 70000 Arbeiter und 1100 Schiffe. — Eine natürliche Folge dieser
ungeheuern Kohlen- und Eisenschätze ist die großartige Entwickelung der englischen Gewerb-
tätigkeit. Sie hat, namentlich in den Gebirgsgegenden, Fabrilstädte von wahrhaft erstaunlicher
Größe entstehen lassen. Die Hauptfabrikorte für Stahlwaren sind kirrningbarn sbörming-
hänff (565 T.) und Zbemelct (480 T.). Lange Zeit galten die englischen Stahlwaren für
unübertrefflich. Jetzt aber stehen sie den deutschen Fabrikaten vielfach nach. Die bedeutendste
Stadt für Baumwollenspinnerei und -Weberei ist Hüancbekler smäntschestrj (655 T.). Auch
in den umliegenden 280 Ortschaften sind die Bewohner größtenteils mit der Verarbeitung
der Baumwolle beschäftigt. Die ganze Stadt ist beständig in eine schwarze Rauchwolke
gehüllt; deun es gibt hier über 3000 große Fabriken, in denen Baumwolle gesponnen oder
gewebt wird. Nächst Manchester ist Glasgow fgläsgowj in Schottland der bedeutendste
Fabrikort für Baumwollenwaren. Glasgow inmitten reicher Kohlenlager hat 850 T. E.,
ist also mehr als doppelt so groß wie Eclinburgb (310 T.), die Hauptstadt Schottlands.
4. Handel und Zeeniackt. England verdankt seine Machtstellung seinem
Seehandel, der durch die vielen vortrefflichen Häfen, durch die großartige Gewerb-
Londoner Straßenverkehr.
Ludgate Hill, im Hintergründe die St. Paut's Kathedrale.
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TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Ortsnamen: Londons Dover Frankreich Liverpool London Cornwall Wales Nordengland England Europa Glasgow Schottland Glasgow Schottlands England Paut's_Kathedrale
Kampf gegen Mailand. 1*1
stellt. Der Schrecken wirkte heilsam. Personen und Eigentum waren sicher, Handel und Verkehr blühten wieder. Man pries Friedrich als Vater des Vaterlandes.
3. Friedrich im Kampfe mit Mailand.
Weit schwerer als die republikanischen Römer waren die freien Städte der Lombardei zu bezwingen, über die Friedrich als Nachfolger Karls des Großen Lie Oberherrschaft beanspruchte. Diese waren seit Heinrich Iii. gewohnt sich selbst zu regieren, weil keiner der nachfolgenden Kaiser im Stande gewesen war, eine feste Herrschaft über sie geltend zu machen, und um die kaiserlichen Titel kümmerten sich die Städte wenig. Sie waren reich durch Gewerbe und Handel, namentlich machten die Lombarden fast alle Geldgeschäfte; hierin hatten sie nur die Juden zu Nebenbuhlern; da diese aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden das Übergewicht.
Der lombardische Adel wohnte in den Städten, freiwillig oder gezwungen, und bekleidete in der Regel die wichtigsten Ämter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche thuen streitige Bischosswahleu darboten; mancher Bischos schenkte ihnen von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkanften ihnen dieselben, so daß die Städte wirklich Republiken waren. Unter ihnen waren Genna, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mailand die mächtigste; aber auch Pavia, Tortoua, Cremona, Bologna, Verona u. a. waren reich und von einer zahlreichen und streitbaren Bürgerschaft bewohnt. Wären diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich machten, der ganzen Welt Trotz bieten können, allein sie haderten unaufhörlich mit einander. Pavia, als die alte lombardische Königsstadt, wetteiferte mit dem stärkeren, reicheren Mailand um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen wollten, mit grausamem Übermute. Die Bürger von Lodi baten den Kaiser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach; sie aber verspotteten das kaiserliche Handschreiben, beschimpften die Boten und zerstörten das wehrlose Lodi. Auf feinem ersten Römerznge konnte Friedrich nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er Mailands Gebiet bis vor die Thore der Stadt,
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Karls Heinrich_Iii Heinrich Friedrich Friedrich
93
4. Nachfolger Heinrichs des Löwen. Albrecht n, der älteste Sohn
Heinrichs, war erst elf Jahre alt, als sein Vater starb. 16 Räte vom Adel
waren ihm als Vormünder bestellt, die aber Macht und Land sich an-
eigneten und die fürstlichen Besitzungen in Pfand nahmen; denn Heinrichs
Kriege hatten viel Geld gekostet. Mit den Geldeinnahmen stand es gar
traurig, darum verglich Albrecht sich auch mit einem gerupften Vogel.
Bei seiner Volljährigkeit ergriff er die Zügel der Regierung mit starker
Hand, und bald waren feine übermütigen Vasallen gedemütigt. Unter
Albrecht Ii. wurde Mecklenburg vom Kaiser Karl Iv. im Jahre 1348 z u
einem deutschen Herzogtum erhoben. Damit war die Oberhoheit,
die Sachsen noch immer über Mecklenburg geltend machte, gänzlich auf-
gehoben. 10 Jahre später erwarb Albrecht durch Kauf die Grafschaft
Schwerin und nahm in feinem Titel auf: „auch Graf von Schwerin".
Für seinen Sohn Albrecht Iii. erwarb er sogar die schwedische Königs-
krone, die aber nach 25 Jahren wieder verloren ging. Mecklenburg stand
während der 50jährigen Regierung Albrechts Ii. auf dem Gipfel feiner
Macht. Er heißt mit Recht Albrecht der Große.
Nr. 16. Rudolf von Habsburg (1273).
1. Das Zwischenreich und das Faustrecht. Die Nachfolger
Friedrich Barbarossas setzten den Kampf um die Oberherrschaft in Italien
fort. Einen furchtbaren Feind hatten die Hohenstaufen an den Päpsten,
deren Macht jetzt ihren Höhepunkt erreichte. In den unaufhörlichen
Kämpfen gegen die päpstliche Herrschsucht erlag das herrliche Geschlecht
der Hohenstaufen. Der letzte Hohenstause, ein Jüngling von 16 Jahren,
wurde durch einen Günstling des Papstes in Neapel hingerichtet. Kein
deutscher Fürst trug ein Verlangen nach der verhängnisvollen Kaiserkrone.
Zwei ausländische Fürsten nahmen nacheinander die deutsche Kaiserkrone
an, kümmerten sich um die Regierung aber nicht im geringsten. Das
waren höchst traurige Jahre für Deutschland. Während dieser kaiserlosen,
schrecklichen Zeit hausten die Raubritter schlimmer denn je im Lande. Es
war ja niemand da, die Schwachen gegen die Gewaltigen zu schützen,
das Unrecht zu bestrafen; die stärkste Faust behielt eben recht. Überall
an den Flüssen und Haupt-Landstraßen entstanden aus den Anhöhen
Raubburgen. Handel, Gewerbe und Ackerbau kamen sehr in Verfall;
denn niemand wollte für andere arbeiten. Dazu befehdeten sich die
Ritter auch untereinander.
2. Die Wahl Rudolfs zum deutschen Kaiser. Endlich wurde
den Besonneneren solch schändliches Treiben doch über. Man sehnte sich
nach einem gerechten Oberhaupte. Aber die Wahl ward den Fürsten
schwer; man wollte wohl einen tatkräftigen Regenten, aber keinen mächtigen,
keinen mit einer zu großen Hausmacht. Der König Ottokar von Böhmen
wäre gern Kaiser geworden, aber die Fürsten fürchteten diesen stolzen
Mann mit seinem großen Reiche. Da lenkte der Erzbischof Werner
von Mainz die Wahl auf den klugen und tapferen Grafen Rudolf von
Habsburg, einen Mann voll Frömmigkeit, Biedersinn und Gerechtigkeit.
Er war begütert in der Schweiz (Stammschloß die Habichtsburg) und
im Elsaß, welche Länder damals zu Deutschland gehörten. Rudolf nahm
die Wahl auch an. Als bei der Huldigung der Fürsten zu Aachen das
Reichszepter fehlte, ergriff er das Kruzifix aus dem Altare und sagte:
„Dieses Zeichen, in dem die Welt erlöset ist, wird wohl imstande sein,
das kaiserliche Zepter zu vertreten!"
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs Heinrichs Albrecht Heinrichs Heinrichs Heinrichs Heinrichs Albrecht Albrecht Albrecht_Ii Albrecht Karl_Iv Karl Albrecht Albrecht_Iii Albrecht Albrechts Albrecht Rudolf_von_Habsburg Rudolf Friedrich_Barbarossas Friedrich Barbarossas Rudolfs Ottokar_von_Böhmen Ottokar Werner
von_Mainz Rudolf_von
Habsburg Rudolf Rudolf Rudolf
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Schwerin Italien Neapel Deutschland Rudolfs Habichtsburg Elsaß Deutschland Aachen
105
n
Chicago, am Michigan- smischigänj See, war vor etwa 70 Jahren noch ein kleines
Jndianerdorf, und noch heute zeigt man den Baum, unter dem die Rothäute ihre
Siegestänze feierten. Mit unglaublicher Schnelligkeit ist Chicago zu einer Großstadt
herangewachsen. Durch die ungeheure Zufuhr von Getreide, Holz und Schlachtvieh wurde
Chicago bald einer der ersten Handelsplätze der Vereinigten Staaten, und schon lange vor
der Stadt sieht man die turmhohen Berge der Balken und Bretter, die gewaltigen Korn-
magazine und die rauchenden Schornsteine der großen Schlächtereien. Als Fleischmarkt
steht Chicago unübertroffen da. An 400000 Stück Rinder und mehr als 7 Millionen
Schweine werden alljährlich hier geschlachtet. Wer sich nicht scheut, eins der größeren
Schlachthäuser zu betreten, der wird staunen über die Schnelligkeit, womit hier ein Schwein
in Pökelfleisch verwandelt wird. Zunächst treibt man die Schlachtopfer auf einer schiefen
Ebene bis zum dritten Stocke des Schlachthauses hinan. Dort oben sitzt rittlings auf
einem Gerüste ein Mann, der mit einem Hammer an einem Tage wohl 1000—1500 Schweine
niederschlägt. Nun gleitet das getötete Tier im Innern des Hauses auf einer schiefen
Ebene von einem Arbeiter zum anderen, von denen jeder nur ein Geschäft an dem
Schweine verrichtet. So gelangt es vom Schläger zum Stecher, dann gleitet es zum
Brühtroge, worin es etwa 20 Sekunden liegen bleibt, dann zu den Abschabern, dem
Ausweider, dem Wäger, dem Zerschneider u. s. w., bis es zuletzt bei dem Einpökler unten im
Kellerraume anlangt. Im ganzen sind etwa 50 Mann dabei tätig, die durchschnittlich in
jeder Minute 3 Schweine einschlachten. — Auch Cincinnati sßinßinnetij (325 T.) hat
bedeutenden Fleisch- und Getreidehandel, ebenso St. Louis sßent lüisj (fast V» M.) in-
mitten des Mississippigebiets gelegen. — Im südlichen Teile der Ebene begünstigt das
wärmere Klima den Anbau von Tabak, Zuckerrohr und besonders Baumwolle. Hier finden
wir den größten Baumwollenmarkt der Erde: New-Orleans snju-orlinsj (an 287 T.),
von wo aus die rohe Baumwolle meistens in Ballen nach England (Liverpool) ver-
sandt wird.
b) Im Goldlande Kalifornien ist seit der Entdeckung des Goldes (1848)
San Franzisko (342 T.) schnell emporgeblüht.
e) Das Alleghanygebirge im Osten ist reich an Steinkohlen und Eisen. Hier
ist daher eine sehr lebhafte Industrie (für Eisen- und Stahlwaren) entstanden, deren
Mittelpunkt das ganz von Rauch geschwärzte Pittsburg (321 T.) bildet.
ck) An den Häfen der Ostküste finden wir die größten Handelsstädte der Ver-
einigten Staaten, die die Erzeugnisse Amerikas (Petroleum, Fleisch, Häute, Getreide,
Tabak, Holz) nach Europa versenden: New-Iork (nju-jorkj mit Brooklyn sbrüklinj
(3v2 M.), Philadelphia (1z/4 M.), Boston sbostnj (560 T.), Baltimore
sböltimorj (508 T.) u. a.
New-Iork (seit 1898 mit Brooklyn sbrüklinj und New-Brighton [breiten]
zusammengegliedert) liegt aus der Südspitze einer langen schmalen Halbinsel. Infolge
dieser Lage kann sich die Stadt nur nach Norden hin ausdehnen. Die Längs-
straßen haben daher eine gewaltige Ausdehnung und sind schon jetzt über 10 km
lang. Der Verkehr in New-Aork übersteigt jede Vorstellung. Fast alle Straßen
sind von Pferdeeisenbahnen und elektrischen Bahnen durchzogen. Außerdem
hat man in 2 Längsstraßen längs des Bürgersteigs auf 5—10 m hohen
Eisenpfeilern Geleise gelegt, auf denen alle 2 — 5 Minuten Personenzüge entlang
eilen. Der großartige Handel New-Iorks wird in dem südlichen, alten Stadt-
teile betrieben, dessen Uferstraßen den größten Seedampfern bequemen Anlege-
platz bieten. In der eigentlichen Geschäftsstadt ist der Grund und Boden sehr
teuer, und 8—lostöckige Häuser sind daher gar nicht selten. In solchen Häusern
findet sich außer den Treppen in der Regel ein Fahrstuhl, mit dem man in
kurzer Zeit von unten nach oben (und umgekehrt) gelangt. Aus dem obersten
Stock eines solchen Hauses hat man eine herrliche Aussicht auf die Bai von
New-Aork mit ihren zahlreichen Schiffen und auf die fast 2 km lange Hänge-
brücke, die nach Brooklyn hinüberführt.
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Extrahierte Personennamen: Louis
Extrahierte Ortsnamen: Chicago Michigan- Chicago Chicago Chicago Cincinnati England Liverpool Goldlande_Kalifornien Pittsburg Europa Brooklyn Philadelphia Boston Baltimore New-Iork Brooklyn New-Aork Brooklyn
105
6. Das Bergland. Die Provinz Hannover hat Anteil am Teutoburger
Walde, am Weserberglande und am Harze. (An den hügeligen Aus-
läufern des Teutoburger Waldes liegt Osnabrück, bekannt durch den Frieden
von 1648.)
7. Bergbau. Der Harz birgt in seinem Innern kostbare Schätze an Silber,
Kupfer, Eisen, Blei u. s. w. Darum wird auch im Harze viel Bergbau getrieben.
Die bekanntesten Bergstädte Hannovers sind Goslar, Klausthal und Zeller-
feld. Sobald die „Schicht" beginnt, wandern die Bergleute zum Schachte: „sie
fahren an". Mit dem dunkeln Grubenkittel und dem kurzen Lederschurz bekleidet,
in der Linken das Grubenlicht — so steigen sie mit einem fröhlichen „Glückauf!"
auf langen Leitern in die Tiefe. Unten im Bergwerke finden sich eine Menge
Kreuz- und Quergänge, „Stollen" genannt. Diese sind, damit sie nicht einstürzen,
mit Brettern und Balken verzimmert. Da unten ist die Luft feucht; aber der
Bergmanu ist daran gewöhnt. Fröhlichen Mutes setzt er den „Bohrer" (Meißel)
in das Gestein und klopft mit dem „Fäustel" (Hammer) tiefe Löcher hinein. Ein
andrer sprengt die widerspenstigen Felsen mit Pulver oder Dynamit, und der „Hunde-
junge" fährt im „Hunde" (4rädrigen Karren) die Erze an den Eingang des Schach-
tes. Hier wird das Erz in eine große Tonne gethan, die dann mittelst eines Ge-
windes in die Höhe gehoben wird.
8. Die Flüsse mit ihren Städten. Die Hauptflüsse sind: Elbe, Weser (mit
Aller und Leine) und Ems. An der Leine liegen Hannover (210 T.), die
Hauptstadt der Provinz, sowie Göttingen. Bei Hannover durchbricht die Leine
die Vorhöhen eines Berges. Daher hat der Fluß hier hohe Ufer. Diesem
Umstande verdankt die Stadt ihren Namen. Denn Hannover ist entstanden aus
ho-6n over, d. h. hohes Ufer. Bis zu Hannover hin ist die Leine für Frachtkähne
schiffbar. Daher hatte die Stadt einen lebhaften Verkehr mit Bremen. Vor Er-
bauung der Eisenbahn war Hannover ein bedeutender Stapelplatz. Heinrich der Löwe
ließ die Stadt befestigen. Bis 1866 war sie die Residenz der Könige von Han-
nover. Auf dem Waterlooplatze steht das Waterloodenkmal. Es trägt auf seiner
Spitze eine Siegesgöttin, und an den Seiten stehen die Namen der 800 Hanno-
veraner, die in der Schlacht bei Waterloo gefallen sind. Im Nordwesten der Stadt liegt
Schloß und Garten Herrenhausen, durch eine 2 km lange Lindenallee mit der
Stadt verbunden. In neuster Zeit ist die Stadt eine lebhafte Fabrikstadt geworden.
Dazu haben besonders die Steinkohlenlager im nahen Deister sehr viel beigetragen.
An der Innerste (Nebenfluß der Leine) liegt die alte Bischofsstadt Hildes -
heim. Am Dome dort zeigt man den „tausendjährigen" Rosenstock. An der Aller
liegen Celle und Verden (serden). Im Gebiete der Elbe sind zu merken: Har-
burg und Stade, beide am Rande fetter Elbmarschen gelegen.
k. Provinz Hessen-Nassau. (16 T. gkrn — 1,7 M. E. — V* kath.)
1. Gebirge. Der größte Teil der Provinz ist gebirgig. Wir finden hier
den Taunus, einen Teil des Westerwaldes und das hessische Bergland.
Manche Berggegenden geben nur einen geringen Ertrag, sind aber dennoch bis zu
den höchsten Stellen angebaut.
2. Der Taunus oder „die Höhe" ist auffallend reich an Mineralquellen, die
überhaupt den größten Reichtum der Provinz bilden. Die bekanntesten sind im
Süden Homburg und Wiesbaden, im Norden Selters und Ems. Der Süd-
westausläufer des Taunus führt den Namen „Niederwald". Auf ihm ist zur
Erinnerung an die großen Siege von 1870—71 ein Riesendenkmal, die Germania
darstellend, errichtet worden. Die Riesenfigur steht auf einem 25 m hohen Unter-
bau und ist selbst noch 10v2 m hoch. — Südöstlich vom Niederwald finden wir
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452
schmecker unter den Rauchern gerade wünscht, um so den gereinigten,
kühlen und trocknen Tabakrauch schlürfen zu können.
Dies sind die bodenständigen, ans uralten Überlieferungen ausbauenden
Tonindustrien des Westerwaldes. Die gewaltigen Fabrikbetriebe, die dichte
Platten, feuerfeste und säurefeste Waren für die Großindustrie liefern,
seien nur nebenbei erwähnt, da sie speziell für das nassauische Krug- und
Kannenbäckerland nicht von typischer und historischer Bedeutung sind.
Für Industrie und Volkswirtschaft falleil sie natürlich sehr ins Gelvicht.
Auch die mächtigen Tongruben mit Tagebau oder altem unterirdischen
Betrieb sind noch von großer Bedeutung, da sie ja schließlich die Unter-
lage des Ganzen bilden. Für die Bewohner des engeren und weiteren
Vaterlandes aber, für den lernbegierigen Wanderer und Volkskundigen
sind die Töpfereien selbst weitaus das Schönste und Interessanteste. Und
wer mit offenem Blick und offenem Herzen den Stab zur Hand nimmt
und das Krug- und Kannellbäckerland durchstreift, wer sich dabei liebevoll
an das kerndeutsche, fröhliche und arbeitsame Volk wendet, wird bereichert
an Erfahrung, Wissell und Kunstfreude nach Hallse zurückkehren.
6. Von der Schönheit des Vogelsbergs.
Von franj Como.
Frankfurter Zeitung vom 24. Mai 1912.
ein gewaltiges Schauspiel hat sich einst ans unserm Boden abgespielt
und ihn bis in seine tiefsten Grundfesten erschüttert. Einst — wann
war dies einst? — als laue milde Lüfte hier um die hellen roten Berge
und Felsen wehten und die Sonne mit der Kraft des Südens ans die
Hänge schien, rollten Donner in der Tiefe, sprengten sich Schlünde, und
rauchend warfen sich Garben und Säulen von Flammen empor. Die
Massen des Abgrundes stiegen glühend aus dem Erdinnern und strömten
über den Grat, stürzten schmetternd und rasend, ein loderndes Feuer,
über die Gipfel herab zu Tal. Ans diesen Höhen, wo heute die Kühe
weiden, wo der Bauer pflügt, sät und erntet, wo Tannen rauschen
und Buchen schatten, da dehnten sich Urwälder hin, und Palmen wuchseil
da in den Tälern. Über die großen, weißen Blüten der Magnolien-
bäume, über die Äste des Lorbeers, über die Früchte der Feigen, über
die mächtigen Stämme des Ahorns ragten steil schneebedeckte Kuppen,
und es wuchs, es blühte und war gesegnet in der Farbe und in der
Schönheit des Südens. Der Vulkan aber stand am Himmel. An einem
Tag, in einer Nacht singen die Beben wieder an zu wallen, quollen die
Wolken, stiegen die Feuer empor, sausten von Steinen und Asche die
Regen nieder und strömten die Flüsse glühend wieder ans den Kratern.
Das war die Dämmerung der schönen Welt hier, war ihr Ende. Wie
oft, wie viel Jahrtausende lang mag der Vulkan getobt haben, mögell
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