Lt — 164 —
sein Werk fortsetzen. Großes haben seine Luftkreuzer im Weltkriege geleistet. Nach dem Kriege konnte die Luftschiffahrt in den Dienst des öffentlichen Ver-kehrs gestellt werden, Fahrgäste, Gepäck und Post befördern.
Am 24. August 1919 stieg das Lustschiff Bodensee, das erste, das diesem
friedlichen Zwecke diente, in Friedrichshafen auf. 20 Fahrgäste hatten in
schmucken Kabinen Platz genommen und betrachteten durch die' Zelluloidfenster die im Sonnenschein unter ihnen liegende Landschaft. Während der Fahrt
reichten Kellner warme Speisen und Getränke. Vier Aiotoren von 260 Pferde-träften brachten das 120 m lange Fahrzeug mit einer Geschwindigkeit von 130 bei Rückenwind sogar 200 km, in sechs Stunden nach Berlin, wo es in der
großen Luftschiffhalle glücklich geborgen wurde.
Wenige ^ahre vor dem Kriege lernten die Meufcheu auch auf fogenannten Tauben und Zweideckern fliegen. Ein eingebauter Motor treibt auch hier einen Propeller, der ähnlich wie eine Schiffsschraube das Fahrzeug mit großer Schuellig-feit fortbewegt. Zunächst war das Fliegen nur ein gefährlicher Sport kühner junger Leute, die ihr Leben aufs Spiel setzten. Der Krieg hat aber die Flugmaschine zu solcher Vollendung und Sicherheit gebracht, daß sich ihr jetzt Reisende getrost anvertrauen können. Die Flugmaschine übertrifft das Luftschiff an Schnelligkeit, dies aber kann größere Lasten befördern und bietet den Fahrgästen größere Bequemlichkeit und Sicherheit.
8. Wirtschaftlicher Aufschwung. Die deutsche Industrie und der deutsche Handel hatten bis zum Weltkriege einen ungeahnten Aufschwung genommen. Die Fortschritte der Naturwissenschaften und Technik, die Tüchtigkeit und der Wagemut der Unternehmer und die Geschicklichkeit und der Fleiß der Arbeiter haben in gleicher Weise dazu beigetragen. In allen Erdteilen setzte der Kaufmann seine Waren ab, und nur der englische Welthandel war noch bedeutender als der deutsche. Auch unsere Handelsflotte stand nur der englischen an Größe nach, an Schnelligkeit und Sicherheit der Schiffe und an Tüchtigkeit und Zuverlässigkeit der Besatzung kam sie dieser mindestens gleich.
Infolge dieses wirtschaftlichen Aufschwunges war der Wohlstand der Bevölkerung gewachsen, ctb;r auch die Bedürfnisse hatten zugenommen, und die Preise der Waren wß.en gestieger. Die Industrie hatte eine Menge Menschen in die Städte gezogen und das Land entvölkert. 1871 wohnte etwa y3 der Bevölkerung des Deutschen Reiches in Städten, jetzt lebt dort über die Hälfte. 1871 gab es in Deutschland nur 3 Statte mit mehr als 100000 Einwohnern, jetzt 50.
Um jo vielen Menschen das Beieinanderwohnen zu ermöglichen und ihre Gesundheit zu schützen, haben die schnell wachsenden Städte große und kostspielige Ausgaben zu lösen. Ein Netz von Kanälen führt die Abwässer fort, Wasserleitungen bringen gesundes Trinkwasser bis in die Wohnungen. Gasanstalten und Elektrizitätswerke sorgen für Beleuchtung. Schlachthäuser, Badeanstalten, Krankenhäuser, Parkanlagen sind unentbehrlich. Eine der wichtigsten aber auch schwersten Aufgaben ist es, gesunde, angenehme und nicht zu teure Wohnungen zu schaffen.
Die Landwirtschaft aber muß den Mangel an Arbeitskräften durch allerlei Maschinen ersetzen und auch den Dampf in ihren Dienst nehmen.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: Lustschiff_Bodensee Friedrichshafen Berlin Deutschland
— 54 —
1. Geschichtliches über Wergbau und Industrie.
Der Bergbau im südlichen Gebirgsdreieck kann auf eine bald tausend-
jährige Vergangenheit zurückblicken. In den Gruben hat man alte Gänge
aufgefunden, in denen früher mit Holz, welches man durch Wasser zum
Anschwellen brachte, die Felfeu zum Sprengen gebracht worden waren.
Also ist der Bergbau im südlichen Gebirgsdreieck älter als die Erfindung
des Schießpulvers. Im Jahre 1150 erteilte Kaiser Konrad Iii. dem
Abte von Corvey das Recht, zu Eresberg (Obermarsberg) alle Metall-
aderu, namentlich von Gold, Silber und Kupfer, zu graben und zu ver-
arbeiten, und im Jahre 1298 belehnte Kaiser Adolf von Nassau die
Grafen von Nassau mit einem Bergwerk im Kreise Siegen. Die Grube
Stahlberg bei Müsen ist nachweislich seit 1313 im Betrieb.
Der Bergbau im Siegerlaude verdankt seine Blüte der im Jahre 1559
von deni Grafen von Nassau erlassenen Bergordnung. Durch dieselbe
wurde jedem Uuterthaueu das Recht gegebeu, gegeu Lösung eines Schürf-
scheius zu seinem Nutzen nach Erzen zu graben und Bergwerke anzulegen.
Im Gegeusatz zu dieser wirklich wohlwollenden Weise nahmen in andern
Gegenden die Fürsten den Bergbau als ihr alleiniges Vorrecht in An-
fprnch oder erschwerten ihn doch durch starke Abgabeulasten.
Der dreißigjährige Krieg schlug dem Bergbau schwere Wunden. In dem
„Gründlichen Bericht, was es in jetziger Zeit mit den Bergwerken im Erzstifte
Collen (Herzogtum Westfalen gehörte dazu) vor eine Beschaffenheit hat",
beklagt der Bergmeister Engelhard (1668) den durch den Krieg verursachten
gewaltigen Niedergang des Bergbaues, deu Verfall der Gruben und Anlagen.
Der Betrieb der Gruben war in früheren Zeiten ganz anders wie
jetzt. Da kannte man die großartigen Wasserhebungsmaschinen und
Fördereinrichtungen der Gegenwart noch nicht. Infolgedessen vermochte
man die Erze nicht aus deu größern Tiefen zu gewinnen und begnügte
sich mit einfachen Stollen. Die Zahl der Gruben war sehr groß, die
Zahl der Arbeiter und die gewonnenen Mengen der Erze im Vergleich
dazu gering. So bliebe» die Verhältnisse bis zur Mitte des ueun-
zehnten Jahrhunderts, von da an trat ein großer Umschwung ein, wie nach-
folgende Zusammenstellung zeigt:
Siegeu:
iqm Odo ru r. aüq elf r 15593 t Eisenstein, Wert 150000 J&.
1836: 383 Gruben, 993 Arbeiter: . . ' ' os/innn
1177 t Erze, „ 234000 „
iqoq O/I ™ u -ßq7 w u •+ 969954 t Eisenstein, Wert 10520000
1899^ 94 Gruben, 7637 3tr&etter: 236401 @rje, „ 2403473,,
Während die Zahl der Bergwerke abnahm, vermehrte sich die Beleg-
schaft und die Forderung. In früherer Zeit waren die Gruben meist im
Besitz einzelner Einwohner der Umgegend, die man Gewerke nannte.
Heute, wo die zahlreichen maschinellen Anlagen und Gebäude eines Berg-
>
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Konrad_Iii Konrad Corvey Adolf_von_Nassau Adolf Stahlberg Bergmeister_Engelhard
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Handelsfachschule
Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
120
Unsere wichtigsten Verkehrsländer,
zeitig der Phosphorgehalr dieser Erze gestiegen ist, ergeben sich erheblich größere Kosten
bei ihrer Verwertung, so daß andere Eisenbezirke, die bisher als unwirtschaftlich nicht aus-
gebeutet wurden, demnächst auch Bedeutung erlangen dürften; besonders kommen die Lager
in Michigan hierfür in Frage.
Daß neben der Montanindustrie (Verwertung der Bergwerks-Produkte)
auch die Textilindustrie, die Lederindustrie, Bierbrauerei, Brennerei, Müllerei,
Zucker- und Tabakfabrikation große Bedeutung besitzen, braucht kaum besonders
1 hervorgehoben zu werden. Alles in allem sehen wir in den Vereinigten Staaten
' ein Land vor uns, das von der Natur reicher mit Schätzen über und unter der
Erde ausgestattet ist als irgend ein Staat in Europa.
B. Die Bevölkerung. Immerhin würde dieses Land nicht zu seiner heutigen
Bedeutung gelangt sein, wenn nicht eine Bevölkerung darin vorhanden wäre,
die es verstanden hat, die vorhandenen Schätze zu heben und auszunutzen.
Die heutigen Amerikaner stammen aus fast aller Herren Länder, aus denen
sie ursprünglich als Einwanderer in das menschenleere Gebiet gelangten. Noch
jetzt ist der Einwanderungsstrom sehr erheblich und umfaßte z. B. 1909
750000 Menschen, von denen 170000 aus Italien, 100000 aus Polen und
Kroatien stammten. Meist sind es unternehmungslustige, tatkräftige Menschen,
die die Heimat verlassen, um in der neuen Welt ihr Glück zu versuchen, und
dieser Charakterzug hat sich auf das ganze amerikanische Volk übertragen.
Der Bewohner der Vereinigten Staaten ist wagemutig, erfinderisch, großzügig,
besitzt eine Reihe der Eigenschaften, die dem Engländer eigentümlich sind und
die er mit der Sprache von ihm übernommen hat, anderseits ist er aber wenig
wählerisch in den Mitteln, um seine nur auf Gelderwerb gerichteten Bestrebungen
durchzusetzen und geht dabei äußerst rücksichtslos zu Werke. Seine Unter-
nehmungen sind vielfach sprunghaft und führen'daher zu den großen Wirtschafts-
frifen, die durch seine Neigung zum Spekulieren noch verschärst werden. Der
Durst nach Geld ist dem Amerikaner mehr als jeder anderen Rasse eigentümlich.
Der Reichste nimmt auch gesellschaftlich die erste Stellung ein, und daraus erklärt
sich mit das rastlose Schaffen und Streben nach Geld.
Eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die Entwicklung i>er Vereinigten Staaten
liegt in der Raj^senverschiebung, die immer mehr Platz greift. Während sich die ein-
heimischen Germanen 'Mm vermehren und auch die Einwanderung aus germanischen
Ländern stark zurücktritt hinter die der Slawen und Romanen, vermehren sich die letztge-
nannten Völker und die Neger viel stärker, so daß allmählich ein Überwiegen dieser auf
niederer Kulturstufe stehenden Völkerschaften eintreten und dadurch die Konkurrenzfähigkeit
der Vereinigten Staaten gegenüber West- und Mitteleuropa geschwächt werden muß. Die
Einwanderung der Chinesen ist aus diesem Grunde bereits untersagt worden.
Da die Bevölkerung der Vereinigten Staaten nur 92 Millionen Einwohner
beträgt, kommen auf 1 qkm nur 10 gegen 120 in Deutschland, so daß das Land
trotz großer unwirtschaftlicher Flächen noch Platz für viele Millionen Menschen
haben dürfte.
C. Das Verkehrswesen. Bei den großen Entfernungen, die zu überwinden
sind, mußten die Verkehrswege zu Lande für die Erschließung des Landes von
größter Bedeutung werden. (Die Ausdehnung von Nord nach Süd beträgt
2600 km, von Ost nach West sogar 4300 1<m, die Eisenbahnstrecke Metz-Berlin-
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Ortsnamen: Michigan Europa Italien Polen Kroatien Mitteleuropa Deutschland Nord
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Handelsfachschule
Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
Einleitung.
„Mein Feld ist die Welt!", so lautet der Wahlspruch des Kausmanns.
Da aber ein jeder, der etwas Tüchtiges leisten will, sein Arbeitsfeld kennen
muß, so wird auch nur der Kaufmann den vollen Nutzen aus seiner Tätigkeit
ziehen können, der einen Überblick über die Erde und ihre für ihn bedeutungs-
vollen Erzeugnisse hat. Denn nur die Produkte der Erde, die als Ware um-
gesetzt werden, erregen das Interesse des Kausmanns, wie ihm für seinen Beruf
nur die Eigenschaften des Landes und Wassers wissenswert erscheinen, die
Warenerzeugung, Handel und Verkehr vorteilhaft oder nachteilig beeinflussen.
Im Mittelpunkte unserer Betrachtungen werden demnach die für den Welt-
Handel wichtigsten Waren stehen.*) Um jedoch den Zusammenhang zwischen
Natur und menschlicher Tätigkeit zu verstehen, müssen wir uns zunächst ein
allgemeines Bild von den Natur- und Kultur-Verhältnissen der Erde verschaffen,
bevor wir aus die einzelnen Waren näher eingehen können.
Ein Überblick über die wichtigsten Gebiete der Rohstofferzeugung und des
Rohstoffverbrauchs wird uns die gewonnenen Ergebnisse am Schluß noch ein-
mal in örtlichem Zusammenhange vorführen und uns einen Einblick in die
Stellung Deutschlands unter den übrigen Ländern ermöglichen.
Allgemeiner Ceil.
i.
Die natur=Faktoren.
A. Land und Wasser.
a) Jbre Verteilung. Der Mensch ist von Natur ein Landlebewesen; aus
dem Wasser kann er sich über größere Strecken nur mittels besonderer Ein-
richtungen (Floß, Boot, Schiff) bewegen. Es ist daher sür ihn von großer
Bedeutung, welchen Teil des Erdballes ihm die Natur zur Wohnstätte über-
*) Die Darstellung der Waren-Erzeugung und -Verwertung Deutschlands ist ein-
gehend in der „Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftskunde für Handelsschulen" von
Osbahr-Eckardt (im gleichen Verlage erschienen) ersolgt.
Eckardt, Weltwirtschaftskunde. , 1
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]
Igo
8. Die Gletscl er in Tyrol.
Die Schneegränze erreicht in Nordtyrol eine Höhe von 8200
Fuß. Unter dieser ewigen Schneelinie haben sich die Ferner oder
Gletscher angesetzt, Berge ewigen Eises und vom ewigen Schnee der
Hochgebirge wohl zu unterscheiden. Sie befinden sich nie auf den
höchsten Gebirgen, und sind im Wachsen und Abnehmen ihrer Eis-
massen eigenthümlichen Gesetzen unterworfen. Ihr Wachsen ist in
der Regel um so schneller, je tiefer sie sich herabsenken. In ihrer
innersten Mitte erzeugt sich das Eis und die Ausdehnung desselben
hebt den ganzen Fernerstock empor und schiebt ihn nach allen Seiten
auseinander. So lange der Ferner wächst, fließt wenig oder gar
kein Wasser aus ihm hervor; so wie er aber stille steht, kommt so-
gleich der Fernerbach zum Vorschein und die Eismasse beginnt abzu-
nehmen. Durch die Ausdehnung im Innern entstehen auf seiner
Oberfläche allerlei Spalten und Ritzen, durch dieselben dringt im
Sommer das schmelzende Schneewasser in die Tiefe und friert im
Winter. Dadurch bersten die dicken Eismassen wieder, und dieses
Bersten verursacht oft ein schreckliches Getöse; das Zerplatzen hört
erst dann auf, wenn der Ferner abzunehmen beginnt. Sein Vor-
rücken gegen die bewohnte Thalseite ist um so schneller, je mehr er
von beiden Seiten durch unbewegliche Felsen eingeengt ist. Er
schiebt in dieser thalwärts gehenden Bewegung Alles vor sich her,
selbst den Rasen losschälend von dem Felsengerippe, das er über-
kleidete. Das Grundwaffer dringt auch in die Spalten der Ge-
birge und gefriert daselbst. Dadurch werden unzäblige Felsenblöcke
aus den Fugen gesprengt und emporgehoben. Sie steigen durch
wiederholte Ausdehnungen immer höher und liefern die wunderba-
ren Steinlagen im Fernereise. Oft entstehen im Innern der Eis-
berge ungeheuere Seen, die, lange eingeengt, plötzlich durch die Eis-
masse brechen und als „Fernerausbrüche" die Thalregion zerstören.
Die Spalten und Ritze verändern sich beständig, und bei innerer
Gährung oft stündlich; sie bilden die seltsamsten Thürme und Py-
ramiden, ähnlich den Riesentrümmern einer zerstörten Welt. Bei
plötzlicher Luftveränderung strömen daraus bisweilen schneidende
Winde von durchdringender Kälte, und Eiskörner, die ein Schneege-
stöber weit umher verbreiten. Das Fernereis ist in der Regel grob-
körnig und so hart, daß die Hirten Feuer auf demselben anzünden,
ohne Gefahr zu laufen, daß von dem geschmolzenen Eise das Feuer
erlischt. Nichts Fremdartiges bleibt in der Fernertiefe liegen; nach
bestimmten Zeiträumen kommt es sicher zum Vorschein. So fiel in
Schnals ein Krarenträger in einen Eisspalt und verschwand. Nach
fünfzehn Jahren kam das Gerippe wieder zum Vorschein, die Krare
noch fest um die fleischlosen Schultern. Um diese Spalten gefahrlos
zu übersetzen, geht man gewöhnlich in größeren Gesellschaften und
alle Alpenwanderer sind mit Stricken an einander gefügt, um den
Stürzenden schnell empor zu ziehen. Oft wurden auf diese Weise
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
310
wickelt sich aus ihm Kohlen- und Wasserstoff, und diese verbinden sich mit
dem in der Luft enthaltenen Sauerstoff oder der Körper brennt. Das
Brennen oder das Feuer ist demnach eine Vereinigung von Kohlen- und
Wasserstoff mit dem Sauerstoff in der Luft. Beobachtet man eine Licht-
stamme genau, so bemerkt man oberhalb des Dochtes einen ziemlich vun-
keln Kegel von Kohlenwafferstoffgas, rings um ihn die helle Flamme von
brennendem Wasserstoff und um diese einen dünnen Schleier, in welchem
Kohle und Wasserstoff sich verzehren und die meiste Hitze in der ganzen Flamme
enthalten ist. Mit dem Verbrennen ist Wärme und Licht verbunden. Blas-
bälge, Zugöfen, Windfänge, Kamine, Schornsteine und Heerdmantel, rus-
stsche Kamine, die Benkler'schcn Lampen haben ihre besonderen Zwecke. Der
Rauch und Ruß, woraus bestehen beide? und warum räuchert man ras
Fleisch? warum verkohlt man die unteren Spitzen an Pfählen und Pfosten?
Feuer läßt sich am besten löschen, wenn man es absperrt gegen den
Zutritt der äußern Luft, oder cs abkühlt durch Wasser oder andere kalte
Körper. Zweck der Feuerspritzen. Verstopfen brennender Schornsteine von
oben und unten.
6. Die Schwerkraft.
In der Erde liegt eine Kraft, die alle Körper unwiderstehlich
anzieht; man nennt sie die Schwerkraft, und diese ist die Ursache
Vieler Bewegung. Befestigt man eine Bleikugel oder irgend einen
andern Körper an dem einen Ende eines Fadens, hängt ihn an dem
anderen Ende etwa an einen Nagel oder Zapfen frei hin, so wird der
Faden gespannt nach der Erde; wirft man die Kugel in die Höhe oder
nach der Seite, so haben beide nach kurzer Zeit wieder dieselbe Rich-
tung nach der Erde hin. So ist es mit allen Körpern und an allen
Orten der Erde. Diese Richtung nennt man die lothrechte oder senk-
rechte. Denkt man sich um die ganze Erde solche Richtungen fortgesetzt
in das Innere der Erde, so kommen sie im Mittelpunkte derselben zu-
sammen. Deßhalb sagt man: alle Körper haben das Bestreben, sich
dem Mittelpunkte der Erde zu nähern, wohin sie die Schwerkraft zieht.
Wird nun ein Körper durch einen andern gehindert, diese Richtung zu
Verfolgen, so übt die Schwerkraft einen Druck auf den unter ihm sich
best'ndenden Körper, z. B. auf die Hand oder die Wage aus. Dieser
Druck ist das Gewicht desselben. Je mehr Masse nun ein solcher
Körper hat, desto schwerer ist sein Gewicht, weil um so mehr
Theile nach der Erde hinstreben. So lange nun ein Körper kein
Hinderniß, d. h. keine Unterlage findet, auf welcher er festsitzen
kann, bewegt er sich nach dem Mittelpunkte der Erde. Nach der
Mitte der Erde können Körper nicht weiter, sie ruhen, d. h.
sie sind unterstützt, nehmen von dem unendlichen Raum einen be-
stimmten Theil ein, aus dem sie nur durch eine Kraft, die größer ist
als die sie anziehende Schwerkraft, entfernt werden können. Will
man ein Pfund von der Erde aufheben, so muß man etwas mehr als
ein Pfund Zugkraft anwenden. Je mehr Gewicht nun ein Körper
hat, desto größer muß die Kraft sein, die ihn bewegen oder ans seiner
Lage herausbringen soll. Wenn man auf einem bewegten Wagen,
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
246
den Sinn dieser bildlichen Rede mag der junge Leser eine kleine Be-
trachtung anstellen.
Dritte Klaffe.
Brennbare Mineralien.
1. Die Steinkohle.
So lange die Wälder ihre Sendungen hinlänglich abliefern, ist
die reinliche Holzfeuerung in der Haushaltung vorzuziehen; aber nicht
überall erfreut man sich des Reichthums an Holz und bei zunehmender
Bevölkerung wird der Verbrauch desselben stärker und es entsteht in
manchen Gegenden Mangel. Wo aber ein dringendes Bedürfniß
herrscht, da sinnt der Mensch auf Mittel zur Beftiedigung, und es
wurde ihm in diesem Falle um so leichter, da die Natur den Finger-
zeig gab. An manchen Stellen der Erde reichen unterirdische Kohlen-
lager bis zur Oberfläche; man grub nach und fand überreichlich in
der Tiefe, was das Land von der Außenseite verweigerte. Bei so
glücklichem Erfolg suchte man weiter und entdeckte Fundgruben in den
verschiedenen Ländern Europa's, später auch in den übrigen Erdtheilen;
es zeigte der Boden einen Reichthum, den man früher nicht geahnt
hatte. Gegenden, die an Waldungen eben nicht reich sind, versorgen
gegenwärtig andere mit dem wirksamsten Brennstoffe.
Die unterirdischen Kohlen liegen in Schichten, deren Dicke oft
nur einige Zoll, in seltenen Fällen jedoch 40 Fuß beträgt. Da mit-
unter ganze Baumstämme in Kohlengruben gefunden werden, ist es
wahrscheinlich, daß in einer Zeit, von deren Begebenheiten kein
Mensch Zeuge war, große Wälder untersanken und in der Gluth der
Erde verkohlten. Der Schöpfer legte zur selben Zeit in den Erden-
schoß wichtige Güter zum Gebrauch der Menschen, noch ehe diese ihren
nunmehrigen Wohnplatz betraten. Friedlich pflügt und pflegt eben
der Landmann seinen Acker, der Bürger fördert seine Arbeit in der
Werkstätte und Kinder spielen auf derselben Stelle, welche einst die
schauerliche Stätte des Unterganges und der Zerstörung war.
Das deutsche Land ist der Steinkohlen in manchen Gegenden theil-
haft geworden, wie in den Rheingegenden, an der Ruhr; bei Aachen, am
Hundsrück; im Odergebiete in Schlesien; an der Elbe in Böhmen, Sach-
sen , am Harz und in Mähren. Am meisten kommen sie aber in
England und Belgien vor, und die großen Fabriken beider Länder ver-
danken ihr Bestehen hauptsächlich den Steinkohlen. Zn England hat man
Gruben, die von der Küste aus bis unter das Meer geführt worden sind,
so daß oben der Fischer, unter diesem der Bergmann seiner Beschäftigung
obliegt. Keiner sieht und hört dabei den Andern. Der unten merkt Nichts
davon, wenn sein Landsmann oben mit Sturm und Wellen kämpft oder
sich über einen glücklichen Fang freut; der oben spürt Nichts von dem
Einsturz der Grube, die vielleicht jenen begräbt. So Etwas kann dem
Bcrgmanne an seinem nächtlichen Aufenthaltsorte begegnen und noch mehr.
Zn den Gängen der Bergwerke entwickelt sich oft das Grubengas, eine
brennbare Luft, welche sich am Lampenlichte der Arbeiter schnell entzündet
und mit der Heftigkeit des brennenden Pulvers wüthet, ihnen zum Verder-
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Personennamen: Fischer
Extrahierte Ortsnamen: Rheingegenden Aachen Schlesien England Belgien England
331
Klumpen zusammenhängen und „Froschlaich" genannt werden. Zuerst sinken die
Eier auf den Grund, dort quellen sie an. Dann steigen sie an die Oberfläche, wo
sie von der wärmenden Sonne ausgebrütet werden. Wir können dasselbe beobachten,
wenn wir solchen Froschlaich vom Grunde in ein Gefäß mit Wasser thun. Das
einzelne Ei ist etwa erbsengroß, durchsichtig, gallertartig und läßt in der Mitte
einen dunkleren Punkt erkennen. 5—7 Tage, nachdem die Eier gelegt sind, sehen
wir die Gallertmasse platzen, und bald windet sich ein schwarzes, längliches Tierchen
heraus, die Kaulquappe. Sie nährt sich anfangs aus der Eihülle, später kann man
sie mit geriebenem Zwieback füttern. Die Kaulquappe hat aber durchaus keine
Ähnlichkeit mit einem Frosch. Sie hat einen breiten Kopf, der mit dem Leibe
zusammengewachsen und zu beiden Seiten mit Anhängseln versehen ist; es sind
Kiemen, wie sie der Fisch hat. Mit dem Schwänze schlägt das Tier rechts und
links, um so zu schwimmen. Nach einigen Wochen erscheinen am Hinterleibe ein
Paar Fußstummel und noch später die beiden Vorderfüße. Nach 4—5 Wochen
sind die Füße vollständig ausgebildet. Schwanz und Kiemen fangen jetzt an ein-
zuschrumpfen. Nach einem Vierteljahre verliert sich der Schwanz ganz. Auf dem
Kopfe berstet die Haut. Allmählich fällt sie ab, ein neuer Kopf wird sichtbar —
und nun ist der junge Frosch fertig. Nach Junge.
380. Die Rauchschwalbe.
1. Über dem Teiche sehen wir gar häufig die Schwalbe im raschen Fluge
dahineilen. Dicht über der Oberfläche, kreuz und quer, hin und her, führt sie der
Flug. Was mag sie dazu veranlassen? Es sind die Mücken und andere Insekten,
die gern über dem Wasser spielen. Auf diese macht sie Jagd. Ihr Fangnetz ist
der Schnabel. Derselbe ist zwar nur dünn — viel zu beißen braucht sie ja nicht
— aber sehr tief gespalten. Deshalb kann er auch weit geöffnet werden. Ganz
besonders aber kommt ihr beim Jnsektenfang ihr geschickter Flug zu statten. Von
keinen! Vogel wird sie im Fluge übertroffen. Sie jagt im Fliegen, trinkt im Fliegen,
badet im Fliegen, und zuweilen ätzt sie selbst ihre Jungen im Fliegen. Bald
fährt sie im Zickzack durch die Wolken, bald im geraden Schuß über das Wasser;
jetzt schwingt sie sich blitzschnell hinab und ebenso schnell wieder empor.
Sie ist aber auch zum Fluge von des Schöpfers Hand gar herrlich geformt.
Der Leib ist schlank und zart, die Flügel sind lang und spitz. Mit ihnen bewegt sie
sich in der Luft vorwärts wie ein Kahn durch die Ruder im Wasser. Der ge-
gabelte Schwanz dient beim Schwenken und Umwenden als Steuer. Die Knochen
der Schwalbe sind meist hohl und können von der Lunge aus mit Luft gefüllt
werden. Auch finden sich in der Leibesböhle noch besondere Luftsäcke, welche eben-
falls von der Lunge aus mit Luft gefüllt werden. So wird gleichsam der Vogel
von der warmen Luft seines Körpers wie ein Luftballon in die Höhe gehoben.
Die kurzen Beine weisen darauf hin, daß die Schwalbe nicht für die Erde, sondern
für die Luft geschaffen ist.
2. Die Rauchschwalbe baut ihr Nest im Innern der menschlichen Wohnungen,
in Knhställen re. Besonders gern nistet sie in den großen „Dielen" der nord-
deutschen Bauernhäuser. Diese haben oft keine Schornsteine und werden daher
leicht mit Rauch angefüllt, daher der Name Rauchschwalbe. Meist richtet sie es
so ein, daß ein Balken, ein Brett, ein Gesimse rc. eine Decke bildet, denn sie läßt
ihr Nest oben offen. (Die Hausschwalbe dagegen, die stets außen am Hause baut,
mauert ihr Nest bis auf eine kleine Öffnung zu.) Das Nest ist aus lauter Klümp-
chen lehmartiger Erde zusammengesetzt. Diese Erde holt die Schwalbe vom Teich-
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
krochen auf Händen und Füßen und waren in beständiger Angst, in den gähnenden Abgrund hinabzurollen. Die Königin aber und ihre Kammerfrau wurden in Ninderhäute gewickelt und so von den Führern hinabgezogen. Den Pferden band man die Füße zusammen und ließ sie an Stricken hinab. Endlich — endlich kam man in der Ebene an.
7. Heinrich in Canossa. Gregor erschrak, als er von des Kaisers Ankunft hörte. Er fürchtete nämlich, Heinrich käme, um sich zu rächen. Daher floh er zu seiner Sicher-hert in das feste Schloß Canossa, welches der Gräfin Mathilde von Toskana gehörte Hierher kam Heinrich zu demutsvoller Buße. Anfangs suchte er durch Vermittlung der Gräfin, einer Verwandten von ihm, eine Unterredung mit dem Papste zu erlangen. Dieser aber wies ihn ab. Da beschloß Heinrich, dem Papste durch die strengsten Bußübungen die Lossprechung vom Banne gleichsam abzubringen. Am 25. Januar erschien er mit mehreren andern Gebannten in Büßertracht vor dem Burgthore und begehrte Einlaß. Aber der innerste Burghof, wo der Papst wohnte, blieb ihm verschlossen. Er mußte im mittleren verweilen, wo die Dienstleute ihre Wohnungen und die Pferde ihre
Gebr. S/Meoy Jsachs.
Heinrich Iv. in Canossa.
Stallungen hatten. Es war bitter kalt, und hoher Schnee bedeckte den Boden. Heinrich hatte sich ein langes, härenes Gewand übergeworfen und ging barfuß (nur mit Sandalen angethan) und barhäuptig. Am Tage fastete er, und nur des Abends nahm er Speise zu sich. 3 Tage lang suchte er so vergeblich das Mitleid des Papstes zu erregen. Der Papst sah mehrmals, wie Heinrich im Büßerhemde draußen im Hofe stand; aber er blieb hart. Erst am 4. Tage ließ er — bestürmt durch die Bitten seiner Umgebung und besonders der Gräfin Mathilde — den Kaiser vor sich. Heinrich warf sich weinend vor ihm nieder auf die Knie, und die ganze Umgebung schluchzte laut. Dann hörte der Papst Heinrichs Beichte und sprach ihn unter der Bedingung vom
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Gregor Heinrich Heinrich Mathilde_von_Toskana Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich S/Meoy_Jsachs Heinrich_Iv Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs
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wenig an, und beide Steine plumpteu hinab. Hans, als er sie mit seinen Angen
in die Tiefe hatte versinken sehen, sprang vor Freuden ans, kniete dann nieder
und dankte Gott mit Thränen in den Angen, daß er ihm auch diese Gnade noch
erwiesen und ihn auf eine so gute Art, und ohne daß er sich einen Vorwurf zu
machen brauchte, von den schweren Steinen befreit hätte, die ihm allein noch hin-
derlich gewesen wären. „So glücklich wie ich," rief er aus, „giebt es keinen
Menschen unter der Sonne." Mit leichtem Herzen und frei von aller Last sprang
er nun fort, bis er daheim bei seiner Mutter war. Gebrüder Grimm.
157. Wie die Schildbürger Licht ins Nathans bringen.
Die Schildbürger hatten ein Rathaus gebaut, aber dabei die Fenster ver-
gessen. Als sie es nun einweihen wollten, siehe, da war es ganz finster, so daß
einer den andern nicht sehen konnte. Die llrsache blieb ihnen aber unbekannt,
so sehr sie auch ihre Köpfe darüber zerbrachen. Endlich beschlossen sie, zur Er-
gründnng der Sache einen großen Ratstag zu halten. Als der fetzgesetzte Ratstag
gekommen war, stellten sich die Schildbürger allesammt ein, zündeten ein jeder einen
Lichtspan an, damit sie in dem finstern Rathaus einander sehen könnten, uitb
ließen dann ihre Meinungen vernehmen. Die Mehrheit schien sich dahin zu neigen,
daß man den ganzen Bau wieder bis ans den Boden abbrechen und aufs neue
aufführen sollte. Da trat einer unter ihnen hervor, der stets unter ihnen der
allerweiseste gewesen war, und sprach: „Wer weiß, ob das Licht oder der Tag
sich nicht in einem Sacke tragen läßt, gleichwie das Wasser in einem Eimer ge-
tragen tvird. Keiner von uns hat es jemals versucht. Darum, wenn es euch
gefällt, so wollen wir darangehen. Gerät's, so haben wir es um so besser und
werden großes Lob erjagen; geht es aber nicht, so soll uns doch der Versuch noch
nicht gereuen." Dieser Rat gefiel allen Schildbürgern dermaßen wohl, daß sie
beschlossen, denselben in aller Eile auszuführen. Deswegen kamen sie nach Mittag,
wo die Sonne am besten scheint, vor das neue Rathaus, ein jeder mit seinem
Geschirr, in das er den Tag zu fesseln gedachte. Es brachten auch etwelche
Schaufeln, Kärste und Gabeln mit, daß ja nichts verabsäumt tverdc. Sobald nun
die Glocke eins geschlagen, da konnte man Wunder sehen, wie sie zu arbeiten
anfingen. Viele hatten lange Säcke, darin ließen sie die Sonne scheinen bis auf
den Boden; dann knüpften sie den Sack eilends zu und rannten damit in das
Rathaus, den Tag auszuschütten. Andere thaten dasselbe mit verdeckten Gefäßen,
als Hafen, Kesseln, Zubern und was dergleichen ist. Einer lud den Tag mit
einer Strohgabel in einen Korb, ein anderer mit einer Schaufel. Eines Schild-
bürgers aber soll besonders gedacht werden, welcher den Tag mit einer Mausefalle
zu sangen gedachte und ihn so, mit List bezwungen, in das Rathaus tragen wollte.
Und solches trieben sie den lieben langen Tag, so lange als die Sonne schien, mit
solchem Eifer, daß sie vor Hitze fast erlechzten und vor Müdigkeit fast erlagen.
Zuletzt sprachen sie. „Es geht zwar nicht, aber es wäre doch eine seine Kunst,
wenn es geraten wäre." Und dabei zogen sie ab und hatten doch so viel ge-
wonnen, daß sie, dieweil sie ein gemeines Werk gethan, ans gemeine Kosten zu
Wein gehen und sich erquicken und laben bürsten. Nach Schwab.
158. Till Eulenspiegel.
1. Eulenspiegel, der berühmte Schalksnarr, wurde vor etwa 600 Jahren
in dem Dorfe Kneitlingen bei Schöppenstedt im Braunschweigischen geboren. Von
frühester Jugend an verübte er die tollsten Streiche und fand ein besonderes Ver-
gnügen daran, anderen einen Schabernack zu spielen. Die Veranlassung dazu fand
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Hans Gott Gebrüder_Grimm Schwab Till_Eulenspiegel Eulenspiegel