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1. Geschichte des Altertums - S. 127

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 20, 1. Die Perserkriege: Der Aufstand der Ionier. 127 Adels zu Gunsten des Volkes vollends gebrochen wurde. Die vier Stämme (Phylen), in welche das athenische Volk bis jetzt zerfiel, hob er auf, und bildete nach völliger Vermischung derselben zehn Bezirke oder Stämme. Jeder Bezirk hatte 50 Mitglieder in den Rat zu wählen, sodaß derselbe statt 400 jetzt 500 Mitglieder zählte. Die Beratungen desselben mußten fortan öffentlich stattfinden ; die Archonten wurden aus der Zahl der Bewerber durch das Los festgestellt. Damit eine Tyrannis in dem athenischen Staate in Zukunft nicht wiederkehre, wurde der Ostrazismus oder das Scherbengericht eingeführt, wodurch ein Bürger auf zehn Jahre aus dem Staate verbannt werden konnte. Schien weiterhin der Einfluß eines Bürgers dem Staate gefährlich, so hatte der Rat bei der Volksversammlung anzufragen, ob der Ostrazismus vorzunehmen sei. Wurde die Frage bejaht, so wurde der Tag für das Scherbengericht festgesetzt. Jeder Teilnehmende erhielt dann ein Täfelchen (Ostrakon oder Scherbe), auf welches der Name des Staatsgefährlichen zu schreiben war. Hatte der dritte Teil der Bürgerschaft (6000) den Namen desselben auf die Täfelchen gesetzt, so war dieser für die vorgeschriebene Zeit verbannt und mußte den Staat verlaßen, ohne jedoch seiner Ehre und seines Vermögens dabei verlustig zu gehen. Die Adeligen in Athen riefen gegen diese Verfassungsänderungen zwar die Spartaner zu Hilfe, allein vergeblich. Als die Spartaner hierauf den Hippias nach Athen zurückführen wollten, versagten ihnen die eigenen Bundesgenossen den Beistand. Zweiter Zeitraum. Vom Beginn der Perserkriege bis zur Entstehung der makedonischen Weltherrschaft durch Alexander den Großen 500-336 v. Chr. §. 20. Die Perserkriege 500—449. 1. Der Aufstand der Ionier. 1)ie griechischen Kolonien an der Westküste Kleinasiens waren durch ihren Handel frühzeitig zu großem Wohlstand gelangt, verloren aber ihre Unabhängigkeit an die Lyder und wurden dann mit Lydien durch Cyrus dem Perserreiche eingefügt. Nachdem der Zug des Perserkönigs Darius I. gegen die Skythen in Europa (§. 7, 2) mißglückt war, hofften die Ionier auf Befreiung von dem Perserjoch und ließen sich deshalb durch Histiäus zu einer Erhebung bewegen. Histiäus hatte nämlich die Landschaft am unteren Strymon in

2. Geschichte des Mittelalters - S. 50

1888 - Wiesbaden : Kunze
50 Erste Periode des Mittelalters. gewandt. Mit der Verschönerung des Gottesdienstes ging die Verehrung von Bildern und Reliquien Hand in Hand und erzeugte unter dem ungebildeten Volke, das die sichtbaren Gegenstände anbetete, Aberglauben und Abgötterei. Als deshalb Leo Iii. der Jsaurier (718—741) den Bilderdienst verbot, entstand ein mehr als hundertjähriger Bilderstreit, der das Volk in zwei Parteien spaltete und die wildesten Leidenschaften erzeugte. Leos Sohu Konstantin V. (741—775) ließ durch eine Kirchen-Versammlung (754) den Bilderdienst als eine Erfindung des Teufels verbannen und die Anhänger aufs strengste bestrafen; auch der Zunahme des Mönchswcsens und des Cölibats (der Ehelosigkeit) trat er entgegen. Gegen die aus Asien in die Donauländer eingewanderten Bulgaren schützte er das Reich durch Grenzbefestigungen. Sein Sohn Leo Iv. (775—780), der dritte der bilderstürmenden Kaiser, starb früh und plötzlich. Darauf ließ seine leidenschaftliche und herrschsüchtige Gemahlin Irene (§• 16, 7) durch das siebente ökumenische Konzil (zu Nicäa 787) den Bilderdienst wiederherstellen. Um die Regierung in der Hand zu behalten, ließ sie ihren eigenen zwanzigjährigen Sohn blenden und im Elend sterben. Als sie an eine Verbindung mit Karl dem Großen dachte (§. 16,5), um Morgenland und Abendland wieder unter einer Regierung zu vereinigen, wurde sie gestürzt. Unter den Nachfolgern dauerte der Bilderstreit noch fort, bis ihn die Kaiserin Theodora während der Minderjährigkeit ihres Sohnes Michael Hi. einstellte und den Bilderdienst wieder gestattete. Michael Iii. (842—867) war ein lasterhafter Fürst und verlor das Reich an Basilius den Mace-donier 867, dessen Geschlecht fast 200 Jahre im Besitze der Herrschaft blieb und das Ansehen des Reiches wieder hob. Der Bilderstreit des Morgenlandes fand im Abendlande insofern einen Nachklang, als unter Karl dem Großen eine Kirchenversammlung zu Frankfurt sich gegen das Übermaß der Bilderverehrung aussprach. Während des Bilderstreites erhoben die Bischöfe von Rom im Namen Petri Einsprache gegen die Glaubensbefehle der griechischen Kaiser, und es entstand allmählich eine vollständige Trennung zwischen der griechischen (orthodoxen) und der abendländischen (römischen) Kirche. §. 10. Daiimen imit Ostgoim. letifac mul latfßs. Nach dem Tode Geiserichs ging das Vandalenreich in Afrika einem raschen Verfall entgegen. Zur Zeit Justinians war der König Hilderich von seinem Vetter Gelimer, einem Urenkel Geiserichs, abgesetzt und gefangen genommen worden. Justinian, der nach der Eroberung des Reiches trachtete, verwandte sich für den rechtmäßigen König, aber ohne Erfolg; darum beschloß er einen Zug gegen die Vandalen und sandte seinen Feldherrn Belisar, der sich bereits im Kriege mit den Persern ausgezeichnet hatte, mit einem ansehnlichen Heere dahin ab. Belisar war der bedeutendste Feldherr seiner Zeit, von hoher, edler Gestalt, tapfer und milde, voll Demut und unerschütterlich treu im Dienste seines Herrn. Er landete 533 an der afrikanischen Küste

3. Geschichte des Mittelalters - S. 141

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 23. Die Frauen im zweiten Zeitraum. 141 Wir begegnen ihr aber 1072 noch einmal in Deutschland, wo sie sich mit dem Herzog Rudolf von Schwaben über die Herstellung der Ruhe und Ordnung beriet. 1073 begab sie sich nach Italien ins Kloster Monte Cassino, wo sie vier Jahre nachher starb. 7. Bertha, die Gemahlin Heinrichs Iv. (§. 20, 3), war eine Tochter des Markgrafen Otto von Susa. Sie wurde schon frühzeitig verlobt, ohne ihren künftigen Gemahl gekannt zu haben. Da Heinrich sich am Hofe Adalberts von Bremen an ein leichtsinniges Leben gewöhnt hatte, so mißfiel ihm das züchtige, sittsame und bescheidene Wesen seiner Gemahlin. Kaum war daher die Vermählung vollzogen, so suchte er Vorwände zur Scheidung; allein die Geistlichkeit widersetzte sich seiner Forderung, und Heinrich mußte nachgeben. Verachtet und verhöhnt folgte das treue Weib dem angetrauten Gemahle, wohin er zog, und als er nachher im Banne von allen Freunden verlassen wurde, harrte Bertha treu bei ihm aus, begleitete ihn im Winter 1076—77 unter großen Gefahren über die Alpen und vergalt Böses mit Gutem. Auch in Kanossa teilte die edle Frau den Kummer ihres Gatten und war ihm jetzt der einzige Trost. Bertha starb schon 1087. Die Geschichte hat wenige Beispiele von so treuer, aufopfernder Liebe, von so gläubigem Gottvertrauen und so bewunderungswürdiger Sittenreinheit; Bertha bestand den größten Kampf des Herzens siegreich und liebte den, welcher sie gehaßt und zu verstoßen gesucht hatte. Sie hinterließ zwei Söhne, Konrad und Heinrich V. Nach Berthas Tod hatte Heinrich Iv. eine russische Fürstin Adelheid geheiratet; allein da sie sich mit ihrem Gemahle entzweite, begab sie sich in ein Kloster und trat 1095 auf der Kirchenverfammlung von Piaeenza als Klägerin gegen den Kaiser aus. Sie war eine Freundin der Gräfin Mathilde von Toskana und durch diese dem Papste Urban Ii. empfohlen worden. Adelheid starb im Kloster. 8. Eine der angesehensten und einflußreichsten Frauen jener Zeit war die Gräfin Mathilde von Toskana (ß. 20, 5), welche es sich zur Lebensaufgabe gemacht zu haben schien, das Ansehen Gregors Vii. und der Hierarchie mit ihren Schätzen zu heben und zu stützen. Mathilde war 1046 geboren und eine sein gebildete, schöne und kühne Frau, reich an Tugenden, Kenntnissen und irdischen Gütern. Sie war die einzige Tochter des reichen Markgrafen Bonifacius von Toskana und der Beatrix, Tochter Friedrichs von Lothringen, sie gebot über Parma, Piaeenza, Modena, Mantua, Verona, Reggio, die meisten Städte Toskanas und hatte reiche Erbgüter in Lothringen. Ihr Gemahl

4. Geschichte des Mittelalters - S. 167

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 27, 2. Friedrich Rotbart. 167 schrieb unter anderem: der Papst möge dem Beispiele Jesu nachleben. der für sich und Petrus den Zins an den Kaiser habe bezahlen lassen; die Kirche habe alle Güter und Rechte von der Freigebigkeit der Kaiser erhalten, darum fetze er feinen Namen voraus, rate es feine Vorfahren auch gethan. Der Papst fei von der christlichen Demut abgewichen, der Hochmut, dies verabfchemmgsraurdtge Tier, fei bis zum Stuhle Petri hinangekrochen. Hadrian nannte den Kaiser einen Fuchs, welcher den Weinberg des Herrn zerstören wolle, einen Rebellen gegen Gott, einen Heiden. Als Hadrian 1159 starb, loderte der Streit zwischen der päpstltchen und kaiserlichen Partei erst recht wieder auf. Unter den Kardinälen waren einige für Barbarossa, andere gegen ihn. Die ersteren wählten Viktor Iv., die welfifch Gesinnten den Kardinal Roland Bandmelli zum Papst, welcher den Namen Alexander Iii. annahm. Eine Kirchen» Versammlung in Pavia erkannte Viktor Iv. als den rechtmäßigen Papst an, während Alexander den Kaiser und Viktor Iv. mit dem Bannflüche belegte und nach Frankreich entfloh. Der Strett nahm immer größere Ausdehnung an, und Friedrichs Lage wurde von Tag zu Tag mißlicher, besonders untergrub Mailand das kaiserliche Ansehen. Als Friedrich hinlängliche Verstärkungen an sich gezogen hatte, beschloß er ein strenges Beispiel des kaiserlichen Zornes an ihr zu geben. Er schloß die widerspenstige Stadt 1161 abermals ein und zwang sie zur Übergabe auf Gnade und Ungnade. In gleich demütigendem Aufzuge wie vor 4 Jahren mußte die gesamte Einwohnerschaft wieder vor Friedrich erscheinen, die Schlüssel der Stadt und aller Burgen, die Fahnen und das Caroccio überreichen. Dieses war das Haupt-feldzeichen von Mailand, ein Wagen von starkem Bau, dicht mit Eisen beschlagen und mit einem hohen Mastbaum versehen, welcher an der Spitze das Zeichen des Kreuzes und das Bild des heiligen Ambrosius, des Schutzpatrons der Stadt, trug. Auf Befehl des Kaisers wurde das Caroccio zertrümmert und den Bewohnern der Beschluß der Reichsversammlung von Pavia eröffnet, wonach Mailand leer stehen, alle Bewohner abziehen und sich in vier voneinander entfernten Dörfern anbauen sollten. Die Bürger baten die Kaiserin Beatrix um Fürsprache und Abwendung des harten Spruchs. Allein da dieselbe 1158 durch einen Volkshaufen in den Straßen Mailands überfallen und tief gekränkt worden war, so lehnte sie die Bitte ab. Traurig verließen die gedemütigten Bewohner ' Mailands ihre Stadt, die Festungswerke wurden geschleift und der größte Teil der Stadt zerstört, nur die Kirchen wurden geschont. Die

5. Geschichte des Mittelalters - S. 225

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 35, 2. Albrecht I. von Östreich. 225 Rosse und wurde ohnmächtig aus der Schlacht getragen. Aber er erholte sich wieder, bestieg ein anderes Roß und eilte abermals ohne Helm in den Kampf. Albrecht focht in unscheinbarer Rüstung und hatte mehreren Rittern seines Gefolges den königlichen Waffenrock anzulegen gestattet. Zwei fielen von Adolfs Hand, welcher in ihnen seinen königlichen Gegner zu durchbohren wähnte. Endlich erkannte er Albrecht, und indem er ihm zuries: „Hier mußt Du Leben und Reich lassen", traf ihn Albrechts Schwert aus die unbedeckte Stirn, daß er zu Boden sank. Ein Waffenträger durchbohrte den Wehrlosen. Ein Kreuz, das von einer alten Ulme beschattet wird, bezeichnet die Stelle, wo der unglückliche König fiel; seine Leiche fand im Dome zu Speier ihre Ruhestätte. 2. Albrecht I. von Östreich 1298—1308. Die unmittelbare Folge dieses Sieges war die allgemeine Anerkennung Albrechts. Bei einer abermaligen Wahl in Frankfurt vereinigte er alle Stimmen auf sich, dann wurde er zu Aachen gekrönt. Aber der Herrschsüchte Papst Bonifacius Viii. erkannte ihn erst an, nachdem er ihm bedeutende Zugeständnisse gemacht, sich von dessen Gegner Philipp Iv. dem Schönen von Frankreich getrennt hatte und der päpstlichen Partei beigetreten war. Als Albrecht mit großem Prachtaufwand in Nürnberg seinen ersten Reichstag hielt, erschien eines Tages während der Tafel eine hohe Frau im Trauerschleier und warf sich weinend vor seiner Gemahlin Elisabeth nieder. Es war die Königin-Witwe, welche ihren gefangenen Sohn Ruprecht loszubitten kam. Die glückliche Königin versagte der unglücklichen ihre Fürsprache nicht. Aber Albrecht, finster und kalt wie immer, antwortete, sie möge sich an den Erzbischof von Mainz wenden, der den Gefangenen in Verwahrung habe. „So bin ich denn abgewiesen!" rief die unglückliche Gemahlin Adolfs aus, und indem sie sich zu Elisabeth wandte, erhob sie sich und sprach: „Möge Euch Gott niemals ähnlichen Jammer senden!" Albrecht hatte als Herzog streng und willkürlich gehandelt, er that dies auch als Kaiser. Sein harter Sinn, den der Verlust eines Auges schon äußerlich verriet, hat Liebe nie gefühlt, aber auch Liebe nie gefunden. Sein ganzes Streben war daraus gerichtet, sich und sein Haus groß zu machen und Deutschland in eine unumschränkte, in der Familie Habsburg erbliche Monarchie zu verwandeln. Aber alle seine Pläne scheiterten. Vergeblich war sein Bemühen, die Macht Casfians Weltgeschichte. Ii. 5. Aufl. v. Ph. Beck. 15

6. Geschichte des Mittelalters - S. 318

1888 - Wiesbaden : Kunze
318 Zeittafel. Zweite und dritte Periode. 1039 Auf Konrad Ii. folgt Heinrich Iii. 1041 Eduard Hi. der Bekenner besteigt den englischen Thron. 1056 Heinrich Iv. erhält die deutsche Krone- 1059 Der Papst gründet das Kardinalkollegium. 1066 Wilhelm der Eroberer siegt bei Hastings und erhält die englische Krone. 1073 Hildebrand wird unter dem Namen Gregor Vii. Papst. 1076 Die Seldschuckeu erobern Palästina. Dritte Periode 1096—1273. Vom Beginn der Kreuzzüge bis zu Rudolf von Habsburg. 1077 Demütigung Heinrichs Iv. durch Gregor Vii. zu Canossa. 1080 Rudolf von Schwaben fällt durch Gottfried von Bouillon bei Grona. 1085 Gregor Vh. stirbt in Salerno. 1096 Gottfried von Bouillon leitet den ersten Kreuzzug. Peter von Amiens. 1099 Eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer. 1106 Kaiser Heinrich Iv. stirbt in Lüttich. 1125 Das fränkische Kaiserhaus erlischt mit Heinrich V., welchem der Sachsenherzog Lothar folgt. 1138 Mit Konrad Iii. beginnt das hohenstaufifche oder schwäbische Kaiserhaus. 1144 Arnold von Brescia predigt wider das Papsttum und wird 1155 verbrannt. 1147 Konrad Iii. und Ludwig Vii. von Frankreich unternehmen den zweiten Kreuzzug. Bernhard von Clairvaux. 1152 Friedrich I. Barbarossa folgt seinem Oheim in der Regierung. 1162 Mailand wird von Friedrich Barbarossa zerstört. 1170 Petrus Waldus stiftet die Sekte der Waldenser. 1176 Niederlage Barbarossas bei Legnano. Heinrich der Löwe. 1183 Friede zu Konstanz. 1189 Der dritte Kreuzzug. Friedrich Barbarossa, Philipp August von Frankreich, Richard Löwenherz von England. Wilhelm von Tyrus. Der.deutsche Orden. 1197 Heinrich Vi. stirbt zu Messina. Philipp von Schwaben und Otto Iv. 1198 Innocenz Iii. wird Papst. 1202 Der vierte Kreuzzug. 1204 Gründung des lateinischen Kaisertums. 1208 Kreuzzug wider die Albigenser. Ermordung Philipps von Schwaben durch Otto von Wittelsbach. 1212 Der unglückliche Kinderkreuzzug. 1215 Friedrich Ii. wird Kaiser. Johann ohne Land giebt den großen Freiheitsbrief.

7. Geschichte des Mittelalters - S. 126

1888 - Wiesbaden : Kunze
126 Zweite Periode des Mittelalters. Bischof ließ ihn auch dort wieder entfernen und in eine ungeweihte Kapelle bringen, wohin die Bürger und Lanbleute nun wallfahrteten, ba der Kaiser ihnen viel Gutes erwiesen hatte. Erst 1111 würde der Bann gelöst und die Leiche des Kaisers feierlich in die Erb-gruft gesenkt. Heinrich Y. 1106 — 1125 war ein herzloser, leibenschastlicher Fürst, aber mit scharfem Verstanb und großer Willenskraft ausgerüstet. Bis zu feinem Regierungsantritt hatte er feine Hauptstütze in der päpstlichen Partei gesunben, boch nach seiner Thronbesteigung trat er gegen diese, wie gegen die Fürsten mit rücksichtsloser Gewalt für die Wahrung der kaiserlichen Rechte auf. Er fetzte wie feine Vorfahren die Bischöfe ein und weigerte dem Papste das beanspruchte Recht der Investitur. Nachbem ihm die Herstellung der Ruhe und die Sicherung der Grenzen in Deutschland gelungen war, begab er sich 1110 in glänzenbem Zuge nach Italien und ließ sich auf den ron-kalifchen Felbern in der Sombarbei hulbigen, wo selbst die Markgräfin Mathilbe seine Oberhoheit anerkannte. Von bort zog er nach Rom, um sich von dem Papste Paschalis Ii. krönen zu lassen. Der Papst aber wollte, bevor er zur Krönung schritt, den Jnvestiturstreit beigelegt wissen und schlug nach langen Verhanblungen einen Vergleich vor, nach welchem Heinrich aus die Investitur verzichten, bafür aber die feit Karl dem Großen der Kirche übergebenen geistlichen Güter zurückempfangen sollte. Als der Papst an dem zur Krönung festgesetzten Tage (12. Febr.) 1111 den Verzicht in der Peterskirche verlas, protestierten die Bischöfe, und es erhob sich ein heftiger Streit. Plötzlich rief eine Stimme aus der Umgebung Heinrichs: „Wozu die vielen Worte, mein- Herr, der König, will gekrönt fein wie weilanb Karl der Große!" Heinrich versagte die Verzicht-leistung aus die Investitur, und der Papst tvurbe mit den Karbinälen gefangen genommen. Die Römer empörten sich zwar, als die Kunbe bavon in die Stadt brang; aber der Aufstanb würde unterbrückt. Der Papst blieb gefangen, bis er, mit der Wahl eines Gegenpapstes bebroht, gebrochnen Herzens nachgab, auf die Investitur verzichtete und die Kaiserkrönung vornahm. Jetzt kehrte Heinrich nach Deutschland zurück, wo er Empörungen in Sachsen und Thüringen zu bekämpfen hatte, die währenb feiner Abwesenheit bafelbft entstanben waren. Kaum war die Freilassung des Papstes erfolgt, so erklärte eine in Rom zusammenberufene Synobe den Jnvestiturverzicht des Papstes für erzwungen und nichtig; die päpstliche Partei verbanb sich mit Heinrichs Gegnern, und nun

8. Geschichte des Mittelalters - S. 133

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 21, 4. Die Normannen in Unterhalten. 133 Wilhelm von Hauteville zum Oberhaupt, welcher sich Graf v o n A p u l i e n nannte. Nachdem er durch Meuchelmord gefallen war, trat sein Bruder Drogo an seine Stelle und empfing von Kaiser Heinrich Iii., dessen Oberhoheit er anerkannte, 1047 die Herzogswürde. Bei Fortsetzung der Eroberungen gerieten die Normannen mit Papst Leo Ix. in Streit, der von ihnen (1052) besiegt und gefangen genommen, dann aber großmütig wieder freigelassen wurde. Robert Guiscard (Schlaukopf) (1059 —1085), der sechste von Tankreds Söhnen, wurde Drogos Nachfolger und zeichnete sich durch Klugheit und Kühnheit aus. Er eroberte ganz Kalabrien, löste dann das Verhältnis des Landes zu dem deutschen Kaiser und trat zur päpstlichen Partei über. Papst Nikolaus Ii., welcher ihn wegen seiner Gewaltthätigkeit kurz vorher noch mit dem Banne belegt hatte, bestätigte jetzt den Besitz der neuen Eroberung und ernannte ihn zum Herzog von Apulien und Kalabrien (§. 20, 4), wofür sich Robert dadurch dankbar erzeigte, daß er sich dem römischen Stuhle zu einem jährlichen Tribute verpflichtete. Diese freundschaftlichen Beziehungen wurden für den Papst um 'so wichtiger, weil er zur Sicherstellung des neu gegründeten Kardinalkollegiums (1059) und zum Schutze gegen die Übermacht des deutschen Kaisers eines tüchtigen Vasallen bedurfte. Robert dehnte feine Herrschaft allmählich über ganz Unteritalien aus. Er entriß in Gemeinschaft mit seinem jüngsten Bruder Roger den Sarazenen die Insel Sizilien und legte dadurch den Grund zu der königlichen Würde, zu der ein Nachkomme der Familie Hauteville 1130 aufstieg. Roberts Ansehen wuchs von Tag zu Tag. Selbst der griechische Kaiser bemühte sich um seine Freundschaft; er erbat sich Roberts Tochter für feinen Sohn zur Gemahlin, und die Ehe wurde geschlossen. Als nun Roberts Schwiegersohn von Alexius Comnenus (1081) des oströmischen Thrones beraubt wurde, schickterobert seinen natürlichen Sohn 33 oemund zur Eroberung nach Korfu und besiegte selbst ein sechsmal stärkeres Heer der Griechen bei Dur azzo. Schon drang der gewaltige Mann nach Saloniki vor, um Konstantinopel zu belagern, da erreichte ihn die Kunde von dem Aufruhr in Rom, der Not des Papstes und den Siegen Heinrichs Iv. 1083. Nachdem er den Befehl an Botzmund abgetreten hatte, eilte er nach Italien, nötigte den Kaiser zum Rückzug und befreite den Papst. Rom aber wurde von den Normannen hart gezüchtigt. Von hier kehrte Robert nach Griechenland zurück, um nach Konstantinopel vorzudringen, als ihn der Tod auf der Insel Kephalonia 1085 plötzlich abrief. Roberts Sohn Roger erhielt die väterliche Krone; Boemund erhielt Tarent und einige andere Orte.

9. Geschichte des Mittelalters - S. 194

1888 - Wiesbaden : Kunze
194 Dritte Periode des Mittelalters. der Dominikaner, reisender Prediger, welche ein ebenso strenges Leben wie die Franziskaner führen sollten. Um 1272 hatten die Dominikaner schon 400, die Franziskaner über 1000 Klöster. Verwandte Orden waren die Karmeliter und Augustiner, welche wie die Franziskaner ihren Unterhalt durch Einsammeln milder Gaben suchten und ihre Entbehrung, Armut und Demut durch kein irdisches Gut gestört wissen wollten. In den beiden Bettelorden hatte das Papsttum seine mächtigste Stütze, die Franziskaner oder Minoriten blieben in der innigsten Verbindung mit dem Volk und wirkten als Seelsorger in demselben, der Orden der Dominikaner befaßte sich mit der Pflege der Wissenschaften, übernahm die Lehrstühle an den Universitäten, brachte die größten Kirchenlehrer hervor, und bekämpfte die Irrlehren, verbreitete aber auch die Schrecken der Ketzergerichte unter den Völkern des Abendlandes. So hohe Achtung auch manche Orden und Klöster dadurch verdienen, daß sie die Kultur des Landes, den Unterricht, die Religion und die Wissenschaft zu Zeiten ernstlich pflegten, so sind doch in späteren Zeiten die Klagen über Laster und Ausschweifungen der Nonnen und Mönche nicht unbegründet. Sekten. Im Laufe des 12. Jahrhunderts bildeten sich in Oberitalien und im südlichen Frankreich einige Sekten, welche der katholischen Lehre entsagten und sich die Reinen (Cathari, Cazzari, woraus der Spottname Ketzer entstanden ist) nannten. Ein Beispiel der Auflehnung gegen das Papsttum gab schon Arnold von Brescia in Rom (§.27, 2), der sein kühnes Unternehmen mit dem Leben büßen mußte; andere folgten. Die Waldenser. Petrus Waldus, Kaufmann zu Lyon, stiftete die Gemeinde der Waldenser. Im Sommer 1170 befand sich Waldus in einer Versammlung angesehener Bürger zu Lyon, als plötzlich einer der Anwesenden tot zur Erde fiel. Dieser unvorhergesehene Todesfall erschütterte ihn so sehr, daß er ernstlich für sein Seelenheil zu sorgen sich vornahm. Vor allem suchte er die Lehren der heiligen Schrift sich zugänglich zu machen; er ließ sich mehrere Bücher derselben in seine Muttersprache übersetzen und las fleißig darin. Die Worte Matth. 19, 21: „Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe, was du hast, und gieb es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komme und folge mir nach" — ergriffen ihn so sehr, daß er seine Habe verkaufte und das Geld an die Armen verschenkte. Außerdem stiftete er einen apostolischen Verein zur Predigt des reinen Evangeliums unter dem Landvolke, welcher sich den Namen der „Armen von Lyon" beilegte. Anfangs glaubte man, diese Waldenser wollten nur einen

10. Geschichte des Mittelalters - S. 162

1888 - Wiesbaden : Kunze
162 Dritte Periode des Mittelalters. seine Tapferkeit bereits auf dem zweiten Kreuzzug bewiesen. Er wurde darum 1152 in Frankfurt einstimmig gewählt und in Aachen gekrönt. Er war ein schöner, kräftiger Mann von mittlerer Größe. Das blonde Haar trug er kurz abgeschnitten und aus der Stirne gekräuselt. Sein Bart war rot, weshalb er in Italien den Namen Barbarossa (Rotbart) erhielt, das Auge war blau, der Blick scharf, der Gang würdevoll, seine ganze Erscheinung majestätisch. Gelehrte Kenntnisse besaß er nicht, aber Verstand, einen unbeugsamen Willen, wahre Frömmigkeit und Sinn für Kunst und Wissenschaft. Sein Urteil betrog ihn selten, sein Gedächtnis nie. Gegen die Kirche und ihre Diener war er ehrerbietig, gegen die Übergriffe der . Geistlichkeit streng. Von sich selbst dachte er bescheiden, und seine Leistungen dünkten ihm im Vergleich zu dem, was Karl und Otto der Große gethan, gering. Und doch ist er von allen deutschen Kaisern seinem erhabenen Vorbilde, Karl dem Großen, am nächsten gekommen. Gleich diesem führte er ein sehr bewegtes Leben; er mußte in Italien mit den lombardischen Städten und Papst Alexander Iii., in Deutschland besonders mit Heinrich dem Löwen kämpfen und beschloß endlich seine thatenreiche Laufbahn aus dem dritten Kreuzzuge. Kaum hatte Friedrich feine Regierung angetreten, fo war er bemüht, das kaiferliche Ansehen in Deutschland und Italien in seinem ganzen Umfang wieder herzustellen. Zunächst schlichtete er die Streitigkeiten in Deutschland. Er versöhnte die Welsen- und Hohenstaufenpartei, indem er dem Herzog Jasomirgott, den er wegen Ungehorsams achten mußte, das Herzogtum Bayern nahm und Heinrich dem Löwen noch zu Sachsen verlieh, sodaß er an diesem fürs erste einen mächtigen Bundesgenossen gewann. Darnach wandte er sich den Angelegenheiten in Italien zu. In Italien war die Wiederaufrichtung der Kaisermacht am schwersten durchzuführen, und Friedrich war genötigt, sechs Züge dahin zu unternehmen. In Oberitalien hatten sich nämlich die großen Städte zu Beherrschern des Landes erhoben und die kaiserlichen Rechte, wie Gerichtsbarkeit, Zölle, Münzrecht rc. sich angeeignet. Am meisten Klagen wurden gegen das stolze Mailand geführt, das die kleineren Städte hart bedrückte, die Bewohner von Lodi mit Weib und Kind von Haus und Hof verjagt und die Stadt verbrannt hatte. In Rom bestanden bedenkliche Zwistigkeiten zwischen dem Volke und dem Papste, während in Unterhalten die Normannen mit dem griechischen Kaiser in beständiger Fehde lebten. Erster Zug nach Italien (1154—1155). Friedrich hatte an
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