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Friedfertig-
keit und Ta-
Pferkcik der
Slawen.
Ackerbau, Ge-
werbe und
Handel.
Die Slawen waren sanft und still, liebten Ackerbau, Handel
' und Gewerbe, zagen ein ungestörtes und friedfertiges Leben Erobe-
. rungszügen vor; darum werden sie bei den griechischen und römischen
Geschichtschreibern weit weniger genannt als ihre Nachbarn, die wil-
den, kriegerischen Skythen, Sarmaten u. s. w. Als die Slawen nach
und nach theils durch das Beispiel der Hunnen, Awaren und Bul-
garen, theils durch die von ihren Nachbarn erlittene Unbill aufge-
reizt in Kämpfe mit den byzantinischen Griechen an der Donau und
mit den Germanen an der Elbe geriethen, wissen die Geschichtschrei-
der mehr von ihnen zu erzählen. Trotz ihrer Neigung zu einem
stillen häuslichen Leben waren die Slawen nicht ohne Geschick für
die Kriegskunst; man darf auch nicht annehmen, daß sie in ihrer
Hcimath jegliche Unbill ihrer Unterdrücker friedlich hingenommen ha-
den. Die Slawen verstanden da, wo es nothwendig war, die Waf-
fen so tapfer zu führen als ihre geübteren Widersacher; sie trieben
aber den Krieg nicht als Handwerk, als Mittel zum Lebenserwerb
wie die Sarmaten, Gothen, Vandalen und andere, sondern lediglich
zur Vertheidigung. Wir finden allerdings einige Stämme der Sar-
maten, Kelten, Germanen und später auch der uralischcn Finnen
in dem slawischen Urlande, zum Theil sogar als Beherrscher einzel-
ner slawischer Stämme, indeß ihre Herrschaft hatte keinen Bestand.
Wer kann aber glauben, daß die Sarmaten, Kelten, Gothen und
Vandalen die herrlichen Ebenen an der Weichsel und am Dniepr
freiwillig verlassen haben, wo sie sich von fremder Arbeit hätten
bequem nähren können? Schon Taeitus deutet auf die Tapferkeit
und Streitbarkeit der Weneden hin; spätere Nachrichten bezeugen,
daß die Slawen Tapferkeit, Uebung und Ausdauer im Kriege
besaßen.
Die Slawen waren nicht Nomaden, sondern hatten feste Wohn-
sitze. Eine natürliche Folge ihrer langen Ansässigkeit in den in Eu-
ropa zum Ackerbau vorzüglich geeigneten Ländern, in den Dniepr-
und Weichselebenen, war ihre Neigung zum Ackerbau. In dem Ur-
lande der Slawen blühte der Ackerbau und der Getraibehandel be-
reits zu Herodots Zeiten. Im Lande der Budiner gab es eine große
hölzerne Stadt, die von griechischen Kaufleuten bewohnt war. Die
Neigung zum Ackerbau wurde dadurch unterstützt, daß sich die Sla-
wen in viele kleine von einander abhängige Gemeinden theilten, die
sich selbst regierten. Förderlich war auch dem Ackerbau die Gewohn-
heit, die Häuser in gewissen Entfernungen von einander zu bauen,
so daß jede Familie inmitten ihrer Ländereien wohnte. Das mit
Ackerbau beschäftigte Volk, welches sich gegen Ausländer freundlich
und verträglich zeigte, konnte nicht lange die Gewerbe und den Han-
del entbehren. Neben der Neigung für den Ackerbau, die Bienen-
zucht, die Jagd und die Viehzucht war besonders der Handel eine
Lieblingsbeschäftigung der Slawen. Nach der Lage ihres Landes
war ein großer Theil des Handels zwischen Asien und Westeuropa
in ihren Händen oder hatte wenigstens den Zug durch ihr Land.
Viele slawische Wörter deuten auf einen ehemaligen regen Verkehr
zwischen dem Oriente und den Slawen. Zu Herodots Zeit blühte
der Handel an dem Borysthenes (dem Dniepr und der Beresina),
an dem Slawen angesessen waren. Im ersten Jahrhundert v. Ehr.
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Extrahierte Personennamen: Herodots Herodots
Extrahierte Ortsnamen: Donau Dniepr Asien Westeuropa
195
tendste Stadt. In derselben herrschte oft blutiger Bürgerzwist, und
deshalb ernannten 590 v. Chr. die Mytilenäer ihren weisen Mit-
bürger Pittakus zum Aesymileten, zum unumschränkten Herrscher
auf unbestimmte Zeit, damit er Ordnung und Ruhe wiederherstelle.
Es gelang dem Pittakus, welcher sich mit großer Uneigennützigkeit
benahm, durch Verbesserung der Gesetze einen geordneten Zustand
wieder herbeizuführen. Er regierte zehn Jahre und legte dann die
Herrschaft freiwillig nieder. Zur Zeit des Pittakus erreichte Myti-
lene und die ganze Insel die höchste Blüthe; der Weinbau und der
Handel verbreiteten einen großen Wohlstand und eine heitere Be-
haglichkeit, und damals lebte die berühmteste griechische Dichterin
Sappho und der durch seine Freihcitsliebe wie durch seine Dichtun-
gen berühmte Alkans. Ebenfalls aus Lesbos stammte der etwas äl-
tere Dichter Terpander, welcher die griechische Musik durch einige
Erfindungen verbesserte. Kurze Zeit nach Pittakus mußte sich My-
tilene den Persern unterwerfen.
Auch der ionischen Pstanzstädte waren zwölf und sie bildeten
einen Bund, welcher bei dem Panionium, einem Tempel des Po-
seidon auf dem Vorgebirge Mykale, Versammlungen aller Bürger
der Bundesstädte hielt, um über allgemeine Angelegenheiten Beschlüsse
zu fassen. Die wichtigsten ionischen Städte waren Milet, Kolophon,
Teos, Phokäa, Samos und Chios. Die reichste und mächtigste
ionische Stadt der älteren Zeit war Milet. Die Umgegend von
Milet trieb starke Schafzucht, und die milesische Wolle, sowie die
milesischen Teppiche und Kleidungsstücke waren im Alterthume sehr-
berühmt. Die Milesier trieben nicht nur Handel in das Innere von
Asien, sondern ihre Schiffe durchseegelten das ganze Mittelmeer bis
über die Säulen des Hercules hinaus, besonders nahmen sie ihre
Richtung nach dem schwarzen Meere. An den Küsten desselben grün-
deten sie gegen achtzig Kolonien und vertauschten an die halbwil-
den Bewohner Wein, Tuch und andere Produkte gegen Häute, Pelz-
werk, Wolle und Sklaven. Auch blühte in Milet schon früh die
höhere geistige Bildung und daselbst waren die Philosophen Thales,
Anaximander und Anaximenes und die Logographen Kadmus und
Hekatäus geboren. — Phokäa trieb einen bedeutenden Handel nach
den westlichen Theilen des Mittelmeeres und brachte zuerst griechische
Bildung und den Wein- und Oelbau nach Gallien und Spanien.
Unter den zahlreichen Kolonien dieser mächtigen See- und Handels-
stadt ist Massilia im südlichen Gallien die berühmteste. (Vergl.
S. 148). — Die Stadt Samos auf der gleichnamigen Insel wuchs,
schon durch ihre Lage auf Schifffahrt und Handel angewiesen, bald
zu einer bedeutenden Macht heran, so daß sie nicht nur verschiedene
Punkte des Festlandes gewann, sondern auch viele Kolonien grün-
dete. Die Samier verdankten ihren Wohlstand größtentheils ihrer
frühzeitig ausgebildeten Seemacht, welche sie, trotz ihrer Neigung
zum Wohlleben, ebensowohl zu kriegerischen als zu Handelsunter-
nehmungen befähigte. Ihr Handel scheint besonders mit der afri-
kanischen Küste lebhaft betrieben worden zu sein. Samos war, ehe
Athen sich erhob, eine der schönsten griechischen Städte und einer
der ältesten Sitze griechischer Kunst. Von dem dort gegrabenen Thon
wurden sehr beliebte Gefäße gefertiat. Zwei samische Künstler, Rhökus
13*
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261
und zwar tue achte Olympiade gefeiert habe. Aber eben diese An-
maßung war es, welche die Eleer und Spartaner gegen ihn ver-
einte und dadurch seinen Sturz herbeiführte. Nach vielfachen Käm-
pfen wurde von den Spartanern 550 vor Chr. den Argivcrn die
Landschaft Cynuria entrissen und 524 vor Chr. die Argiver bei
Tiryns entscheidend geschlagen und dadurch Sparta's politisches Ueber-
gewlcht für immer gesichert. Die Argiver vermochten weiter nichts
zu thun, als sich von allen Unternehmungen auszuschließen, bei
welchen Sparta den Oberbefehl führte.
Ehe Athen sich zur ersten Stadt von Griechenland erhob, blühte
Korinth durch eifrige Betreibung der Gewerbe, durch Handel und
Schifffahrt; es erlangte einen äußeren Glanz wie keine andere Stadt
des eigentlichen Griechenlands. Die Lage Korinths zwischen zwei
Meeren, die bei der Küstenschifffahrt der Alten gefährliche Umschif-
fung des Peloponnes und dagegen die Leichtigkeit, Waaren über
den schmalen Isthmus zu schaffen, hatten diese Stadt schon in sehr
frühen Zeiten zu einem sehr bedeutenden Handelsplatz gemacht.
Hierher wurden die Ncktur- und Kunsterzeugnisse aller Länder ge-
bracht, und die trefflichen Häfen von Cenchreä und Lechäum boten
zu jeder Zeit Schiffsgelcgenheit nach allen Richtungen. Korintb
war die älteste Zollstätte in Griechenland, und die Gefälle von den
Häfen und dem Markt waren höchst bedeutend. Die Bevölkerung
war sehr zahlreich und ihr Wohlstand entsprach den glücklichen Ver-
hältnissen. Schon in alten Zeiten wurden in Korinth mannigfache
Künste geübt, und die Korinthier gingen mit Erfindungsgeist, Schön-
heitssinn, Kunstfertigkeit und großartigem Aufwande zum Schmucke
ihrer Stadt und ihrer Tempel dem übrigen Griechenland voran.
Keine Stadt besaß eine größere Menge von Kunstwerken. Den
Korinthiern verdankt die Baukunst ihre reichsten und geschmücktesteu
Formen, und wenn auch Korinth im Gebiete der schönen Kunst von
Athen, Aegina und Sicyon durch geistvollere Schöpfungen über-
troffen wurde, so wurde doch in Korinth besonders die Technik der
Kunst und die der Verschönerung des Lebens dienenden Gewerbe
ausgebildet. Man verfertigte allerhand Geräthe aus Thon -und
Metall, aus korinthischem Erz und aus Gold. Berühmt waren
die kostbaren gewirkten Decken. Die Anfänge und die erste Aus-
bildung der Malerei wurden Korinthiern zugeschrieben. Auch die
musischen Künste waren in Korinth nicht fremd; hier dichtete und
sang Ariou. In der weiteren Entwickelung blieb jedoch die geistige
Kultur hinter der Ausbildung des materiellen Lebens zurück. Der
Reichthum der zahlreichen Bevölkerung und der große Zusammen-
fluß von Fremden erzeugten eine große Verdorbenheit der Sitten;
neben Zügen echt hellenischer Humanität, wie der Gastlichkeit, ge-
reichen den Korinthiern die Schlemmerei und vielen Buhldirnen
nicht zur Ehre.
Von der frühen Blüthe der Stadt zeugen die zahlreichen Ko-
lonien, welche im achten und siebenten Jahrhundert vor Chr. fast
alle an der Küste des ionischen Meeres angelegt wurden.
Die eingewanderten Dorier bildeten den Adel des Staates,
welchen Könige regierten. Nach Vertreibung der Könige führten
Korinth
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232
Die Kolonien
und der
Handel der
Spanier.
Mit Leidenschaft hatten sich die Portugiesen in den auswärtigen
Handel geworfen, aber darüber den innern vernachlässigt. Dazu kam
die Abneigung der Portugiesen gegen Ackerbau und Gewerbe. Große
Güter waren im Besitz der Kirche und des zahlreichen Adels, der sie
für geringen Zins verpachtete, nie an eine Verbesserung dachte und seine
kleine Rente im Dienste des Hofes verzehrte. Im Bauer herrschte eine
unüberwindliche Arbeitsscheu und Trägheit. Dann denke man an den
Druck der Geistlichkeit, an die 139 Fest -- und Heiligentage des portugie-
sischen Kalenders, an die vielen Prozessionen und Wallfahrten. Das
Cölibat beförderte die Abnahme der Bevölkerung. Auf dem Lande lebte
die Mehrzahl von den Almosen der Klöster und Kirchen. Nirgends
wurde von den Besitzern der Reichthum unnützer auf eitles Gepränge
und auf Befriedigung der Eitelkeit verwendet. Noch heutzutage sind
Fahrstraßen in Portugal eine ziemlich unbekannte Sache, die herrlichen
Flüsse sind versandet und kaum in der Mündung zu befahren, der
Binnenverkehr oft in nächster Umgebung der Städte durch unübersteig
liche Schranken gehindert. Noch heutzutage befinden sich die landwirth-
schaftlichen Geräthe in demselben rohen Zustand wie vor vierhundert
Jahren, der schönste Boden ist Schafweide und weite Strecken liegen
entvölkert und unbenutzt da.
Von den Portugiesen wenden wir uns zu den Spaniern. Wie sehr
auch dieses Volk durch seine Entdeckungen und Kolonien in den Gang
des Welthandels eingreift, so hat es doch für sich selbst dabei das We-
nigste gewonnen. Der Spanier gleicht dem alten Römer in der Ge-
ringschätzung aller mit Handel und Industrie verwandten Beschäftigungs-
weisen und Erwerbsarten. Kriegerischer Ruhm, Eroberung durch das
Schwert, stolze Unabhängigkeit und Dienstbarkeit der Besiegten sind das
Ziel des Spaniers. In dem langwierigen Kampf mit den Mauren ge-
wann der spanische Charakter jenen ritterlichen Schwung, jenen aben-
teuerlichen Unternehmungsgeist, der eine neue Welt eroberte, aber er
verlor auch den ruhig schaffenden Thätigkeitstrieb, die Freude an der
Arbeit, den Sinn für die Erfüllung friedlicher Berufspflichten und die
Erkenntniß von der unversiegbaren reinen Quelle nationaler Wohlfahrt.
Mit dem excentrischen Geiste des spanischen Ritterthums verband sich die
Orthodoxie und der Fanatismus des katholischen Glaubens. Diese Or-
thodoxie wurde die Staatsmaxime der spanischen Weltherrschaft und trägt,
verbunden mit einem schrankenlosen Absolutismus, gewiß nicht zum klein-
sten Theile die Schuld an den Widerwärtigkeiten, Verlusten und Zerstö-
rungen, welche die Geschichte des spanischen Handels wie die Geschichre
der spanischen Staatspolitik aufzuzählen hat.
Zwar waren nicht alle Länder Spaniens gleichen Sinnes; Kata-
lonien hatte frühzeitig in Handel und Schifffahrt Bedeutung erlangt,
und mehrere der südlichen Provinzen zeichneten sich durch Gewerbfleiß
und Ackerbau aus: allein sie waren nicht stark genug gegen die bestim-
mende Uebermacht des kastilischen Charakters. Die Wiedereroberung der
Halbinsel war vorzugsweise dem Heldenmuthe der kastilischen Ritterschaft
gelungen, und als die Königin Jsabella von Kastilien (1479) sich mit
dem König Ferdinand von Aragonien vermählte, wurde Kastiliens Gesetz
und Brauch die Norm für daß vereinigte spanische Königreich. Wenige
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Portugal Spaniens Kastilien Aragonien
187
strirung des Edicts und machte nachdrückliche Vorstellungen dagegen, aber
Heinrich brachte es endlich dahin, daß es sich fügte.
Erst jetzt konnte Heinrich Iv. an die innere Verwaltung seines
Reiches denken. Hierbeistand ihm der später zum Herzog von Sulli
erhobene Marquis von Roßni zur Seite. Seit seinem zwölften
Lebensjahre war Rosni in Heinrichs Diensten und hatte sich fast in allen
Schlachten ausgezeichnet. Jetzt wurde aus dem tüchtigen Krieger ein
großer Staatsmann. Es ist schwer zu sagen, ob Sulli's Rechtschaffen-
heit oder dessen Klugheit größer gewesen ist. Die Kriege hatten aus den
Bürgern Soldaten gebildet; jetzt mußten die Soldaten in Bürger um-
gewandelt, das wilde Leben im Felde mit dem Landbau und dem Ge-
werbe der Städte vertauscht werden. Eine ungeheure Schuldenmasse
lastete auf Frankreich. Von den Einkünften des Staates kam kaum ein
Drittheil in den Schatz, weil Mitglieder des Staatsraths die Erhebung
der Steuern in den einzelnen Landschaften gegen eine möglichst geringe
Summe ihren Unterbedienten verpachteten und mit diesen den Gewinn
theilten. Rosni wurde zum Oberaufseher der Finanzen ernannt und
stellte den Betrug ab, ohne sich durch den Unwillen der Großen irren
zu lassen. Er bewirkte eine strenge Aufsicht und gute Ordnung bei der
Erhebung der Auflagen und unnachsichtige Sparsamkeit bei ihrer Ver-
wendung. Eine Umgestaltung des tief zerrütteten Steuerwesens vermochte
er nicht durchzusetzen. Nicht zu loben ist, daß er den Inhabern gericht-
licher Stellen für die jährliche Zahlung des sechzigsten Theils ihrer Be-
soldung das Recht gab, ihre Stellen unter gewissen Bedingungen zu
vererben.
Die Sorgfalt des Königs war auf die materielle Wohlfahrt des
Landes gerichtet. Er hat die Brücken wieder aufgebaut, welche durch
die Wuth des Krieges zerstört worden waren, die Landstraßen hergestellt
und andere angelegt; er hat einen großen Kanal, der Seine und Loire
verbinden sollte, beinahe vollendet; mehr als 8 Millionen Livres auf
Bauten gewandt und dadurch den armen Menschen, die ohne dies Va-
gabunden und Diebe geworden wären, zu verdienen gegeben. Mit Sulli,
der ihm zu allem, was er unternahm, die Mittel herbeischaffte, war er
über die Art und Weise der allgemeinen Verbesserung, nicht ganz ein-
verstanden. Der solide strenge Minister war fast ausschließend für die
Interessen des Ackerbaues; denn auf diesem beruhe die Wohlfahrt des
Reiches, durch die Pflege desselben könne man Frankreich zu dem wohl-
habendsten und glücklichsten Lande der Welt machen; der Landbau nähre
zugleich Sittenstrenge und Streitbarkeit; der König, ohne hierin zu wi-
derstreben, wandte sich doch zugleich den Interessen des Gewerbfleißes
zu. Er pflegte die Seidenzucht und brachte die Seidenmanufaktur in
Paris in Gang. Für den allgemeinen Handel dachte Heinrich Iv.
ernstlich an eine Verbindung der beiden Meere. Er vernachlässigte auch
die Kriegsmarine nicht ganz; er ließ einige Galeeren bauen, an denen
die Italiener eine und die andere Vorrichtung Nachahmungswerth fanden.
Von den Häfen der Normandie und Bretagne aus hoffte Heinrich mit
den Spaniern in Concurrenz um den Welthandel treten zu können, wenn
nicht wie England, doch eben so gut wie Holland. Den Plan, eine
nordöstliche Durchfahrt zu unmittelbarem Verkehr mit China und Ost-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Sulli
erhobene_Marquis_von_Roßni Rosni Heinrichs Heinrichs Rosni Heinrich_Iv Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Paris Concurrenz England Holland China
— 304
Mit Bethanien übersieht das Auge den Ölberg, die Stätte der
heiligen Erinnerungen. Nahe am Ölberge liegt Gethsemane, unten
an seinem Fuße der Olivengarten und oben auf dem Gipfel die
Himmelfahrtskirche. Ich konnte mein Auge fast nicht wenden von
den heiligen Hügeln. Noch einmal trank ich in vollstem Zuge das
heilige Schauspiel und wandte mich dann mit dem Wunsche des
heimatlichen Dichters ab:
„Bleibt mir nah mit eurem heil'gen Walten,
Hohe Bilder, himmlische Gestalten!"
(Nach F. W. Hackländer u. a.)
Die Überschwemmungen des Wits.
Schon im Altertum wurde Ägypten ein „Geschenk des Nils"
genannt, und das mit Recht; denn der Nil ist es, der das Land
bewässert und fetten Schlamm auf demselben ablagert, dadurch unter
einem fast regenlosen Himmel üppige Fruchtbarkeit erzeugeud. Zwar
haben auch andere Ströme jährliche Überschwemmungen; aber bei
keinem derselben treten diese mit solcher Regelmäßigkeit auf und lassen
sich so genan und so weit zurück verfolgen. Wir wissen, daß der
Nil von den mächtigen Wassermassen angeschwellt wird, welche zur
Zeit der tropischen Regen in seinem Quellgebiet, besonders in Abessinien,
herabstürzen. Gegen Schluß des Juni verrät der steigende Strom
den gewaltigen Zuwachs des Wassers. Diese Schwellung nimmt
nun in gleichmäßiger Folge so zu, daß um die Mitte des Augusts
der Fluß iu Ägypten seine Ufer überschreitet und allmählich das
ganze Thal bis zum Fuße der Berge überflutet, um während des
Oktobers in seine Grenzen zurückzukehren und ebenso gleichmäßig, wie
er gewachsen, auf den niedrigsten Wasserstand herabzusinken. Das
höchste, aber gewöhnliche Maß der Steigung beträgt für das Delta
heute noch wie schon im Altertum 5 m, und die Wassermenge, welche
der Strom in dieser Zeit dem Meere zuwälzt, ist zwanzigmal größer
als zuvor. Zuweilen bleibt er auch uuter dem angegebenen Maße
zurück. Dann aber trifft Hungersnot oder doch Mangel die Be-
völkeruug, welche eben den Überschwemmungen allein ihre reichen
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Extrahierte Personennamen: F._W._Hackländer Augusts
246
den Sinn dieser bildlichen Rede mag der junge Leser eine kleine Be-
trachtung anstellen.
Dritte Klaffe.
Brennbare Mineralien.
1. Die Steinkohle.
So lange die Wälder ihre Sendungen hinlänglich abliefern, ist
die reinliche Holzfeuerung in der Haushaltung vorzuziehen; aber nicht
überall erfreut man sich des Reichthums an Holz und bei zunehmender
Bevölkerung wird der Verbrauch desselben stärker und es entsteht in
manchen Gegenden Mangel. Wo aber ein dringendes Bedürfniß
herrscht, da sinnt der Mensch auf Mittel zur Beftiedigung, und es
wurde ihm in diesem Falle um so leichter, da die Natur den Finger-
zeig gab. An manchen Stellen der Erde reichen unterirdische Kohlen-
lager bis zur Oberfläche; man grub nach und fand überreichlich in
der Tiefe, was das Land von der Außenseite verweigerte. Bei so
glücklichem Erfolg suchte man weiter und entdeckte Fundgruben in den
verschiedenen Ländern Europa's, später auch in den übrigen Erdtheilen;
es zeigte der Boden einen Reichthum, den man früher nicht geahnt
hatte. Gegenden, die an Waldungen eben nicht reich sind, versorgen
gegenwärtig andere mit dem wirksamsten Brennstoffe.
Die unterirdischen Kohlen liegen in Schichten, deren Dicke oft
nur einige Zoll, in seltenen Fällen jedoch 40 Fuß beträgt. Da mit-
unter ganze Baumstämme in Kohlengruben gefunden werden, ist es
wahrscheinlich, daß in einer Zeit, von deren Begebenheiten kein
Mensch Zeuge war, große Wälder untersanken und in der Gluth der
Erde verkohlten. Der Schöpfer legte zur selben Zeit in den Erden-
schoß wichtige Güter zum Gebrauch der Menschen, noch ehe diese ihren
nunmehrigen Wohnplatz betraten. Friedlich pflügt und pflegt eben
der Landmann seinen Acker, der Bürger fördert seine Arbeit in der
Werkstätte und Kinder spielen auf derselben Stelle, welche einst die
schauerliche Stätte des Unterganges und der Zerstörung war.
Das deutsche Land ist der Steinkohlen in manchen Gegenden theil-
haft geworden, wie in den Rheingegenden, an der Ruhr; bei Aachen, am
Hundsrück; im Odergebiete in Schlesien; an der Elbe in Böhmen, Sach-
sen , am Harz und in Mähren. Am meisten kommen sie aber in
England und Belgien vor, und die großen Fabriken beider Länder ver-
danken ihr Bestehen hauptsächlich den Steinkohlen. Zn England hat man
Gruben, die von der Küste aus bis unter das Meer geführt worden sind,
so daß oben der Fischer, unter diesem der Bergmann seiner Beschäftigung
obliegt. Keiner sieht und hört dabei den Andern. Der unten merkt Nichts
davon, wenn sein Landsmann oben mit Sturm und Wellen kämpft oder
sich über einen glücklichen Fang freut; der oben spürt Nichts von dem
Einsturz der Grube, die vielleicht jenen begräbt. So Etwas kann dem
Bcrgmanne an seinem nächtlichen Aufenthaltsorte begegnen und noch mehr.
Zn den Gängen der Bergwerke entwickelt sich oft das Grubengas, eine
brennbare Luft, welche sich am Lampenlichte der Arbeiter schnell entzündet
und mit der Heftigkeit des brennenden Pulvers wüthet, ihnen zum Verder-
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Fischer
Extrahierte Ortsnamen: Rheingegenden Aachen Schlesien England Belgien England
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Freiburg
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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kann. Wenn er dann weiterfrägt, erfährt er, daß das Wasser der Dreisam an vielen Stellen oberhalb Freiburgs abgeleitet und dem Gewerbe und der Landwirtschaft nutzbar gemacht wird.
Schon weit oben an den Quelläufen beginnt die Ausnutzung des Wassers. Die Wiesen an den Berghängen werden damit gewässert und nur ein Bruchteil kehrt oberirdisch wieder in den Flußlauf zurück.
An der Gemarkungsgrenze von Freiburg gegen Ebnet wird durch ein Wehr in der Dreisam ein Teil des Wassers links auf die anstoßenden Wiesen geleitet, rechts wird der Kartausbach gespeist.
Dieser führt seinen Namen von dem früheren Kartäuserkloster, zu dem eine Säge und eine Mahlmühle gehörten, die durch den Bach getrieben wurden. Dicht oberhalb der Kartäuserbrücke fließt der Kartausbach in den Gewerbebach, dem außerdem durch eine Stauschwelle weiteres Wasser aus der Dreisam zugeführt wird.
Nach kurzem Lauf durch einen Tunnel fließt der Gewerbebach offen neben der Kartäuserstraße, kreuzt oberhalb der Fabrik von Mez Vater & Söhne die Straße und nimmt seinen Lauf dann am Fuße des Schloßberges bis zum Schwabentorplatz, nachdem er unterwegs bei der Fabrik von Carl Mez & Söhne Wasser für die Stadtbächlein abgegeben hat. Am Schwabentor-platz durch ein Gewölbe verdeckt, tritt er an der Gerberau wieder zu Tage und fließt zwischen dieser Straße einerseits, der Insel und der Fischerau andererseits bis zur Kaiserstraße. Hier teilt er sich in zwei Arme. Der nördliche Arm folgt der Nordseite der Metzgerau, kreuzt die Belfortstraße, fließt am Universitätsgebäude entlang zur Löwenstraße, kreuzt diese und wird nun von einem Gewölbe verdeckt, das ihn parallel zur Werderund Rotteckstraße unter dem Rottecksplatz hindurchführt. Dann nimmt er seinen Lauf, teils offen, teils gedeckt, durch die Baublöcke zwiscken Rosa-und Friedrichstraße bis zur Bismarckstraße, wo er überwölbt im Gehweg liegt, und fließt dann offen, die Baublöcke durchschneidend, bis an die Südostecke des Landesgefängnisses, Ecke der Johanniter- und Sautierstraße, von wo ab er die Grundstücke der Zähringerstraße an ihrer Rückseite begrenzt. An der Kreuzung der Zähringerstraße mit der Eisenbahn verläßt er das Weichbild der Stadt und dient nun Wässerungszwecken. Beim Zähringer Durchgang wird ihm Wasser abgezweigt, um die Schmuckanlage mit Bassin zu speisen. Dieses Wasser fließt wieder in den Gewerbebach zurück, der sich mit einem Wasserfall in den Graben an der Roßkopfstraße ergießt, hier den großen Regenauslaß der Kanalisation verdeckend. Er fließt dann an der Roßkopfstraße und am Mooswald entlang weiter gegen Vörstetten.
Der südliche Arm des Gewerbebachs folgt von der Kaiserstraße der Nordseite der Blumenstraße, tritt an der Universitätsbibliothek zu Tage, nimmt seinen Lauf unter dem Alleegarten hindurch bis zur Fabrik von Philipp Anton Fauler und kommt an der Faulerstraße wieder zum Vorschein. Er durchquert dann den Bahnhof und ergießt sich jenseits desselben neben der Gasfabrik in die Dreisam, wenn das Wasser nicht in den Wiesen unter-
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Extrahierte Personennamen: Carl_Mez Philipp_Anton_Fauler Philipp
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Freiburg
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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anlagen von der Stadtgemeinde angekauft; sie werden nicht gedüngt, und es wird dadurch der Verunreinigung des Wassers vorgebeugt. Da das Wasser durch ganz kalkarmen Boden fließt, so ist es auch ein sehr weiches Wasser, das außerordentlich wenig Kalk enthält. Da Kalk jedoch für die Entwicklung des Körpers, seines Knochengerüstes und der Zähne in gewissem Maße ein Bedürfnis ist, wurde gelegentlich schon angeregt, man solle dem hiesigen Wasser künstlich Kalk zuführen.
Im Vergleich zu anderen Städten ist die Versorgung Freiburgs mit Wasser sehr reichlich. Es gibt viele und große Städte, bei denen der Wasserverbrauch im Durchschnitt etwa 100 Liter täglich auf den Kopf der Bevölkerung ausmacht, während in Freiburg die Tagesabgabe zwischen 200 und 300 Litern zu liegen pflegt. Auch im Jahre 1911, dem ganz außerordentlich trockenen Jahr, in welchem die Ergiebigkeit der Wasserleitungen erheblich zurückging, betrug die Mindestabgabe noch 186 Liter-täglich auf den Kopf der Bevölkerung. M. Buhle.
4$. Die Entwässerung.
Ebenso wichtig wie die Wasserversorgung ist oitch die Abwasser-beseitiguug.
Das dem Hause rein zngesührte Wasser wird verunreinigt und muß entfernt werden.
In ländlichen Gegenden kann man es, ebenso wie die in Gruben gesammelten menschlichen und tierischen Abgänge ans Aborten^ und Stallungen, zur Bewässerung und Düngung landwirtschaftlich bestellten Geländes verwenden. In Städten wird das unmöglich, weil die meisten Einwohner keine Landwirtschaft betreiben.
In den Untergrund darf man die Stosse nicht versickern lassen, weil der Grundwasserstrom, der anderen zur Versorgung mit reinem Wasser dient, verunreinigt und vergiftet werden könnte.
In kleineren Städten findet man immerhin noch das Grubensystem. Gewöhnlich besorgt daun die Gemeinde die Absuhr und sucht bei den Landwirten der Umgebung Abnehmer. Je größer aber die Stadt, desto schwieriger ist das durchführbar, weil die großen Mengen ein ausgedehntes Absatzgebiet fordern. Dadurch aber werden die Fuhrkosten zu hoch. In größeren Städten pflegt man deshalb sowohl die Abwasser, als auch die Abgänge der Aborte mit einem Rohrnetz zur Stadt hinauszuleiten, So ist es auch in Freiburg. Das Straßennetz enthält ein Netz von Kanälen. Stammkanäle, welche große Gebiete zu entwässern haben, nehmen die Hauptkanäle kleinerer Gebiete ans, die sich dann wieder in kleinste, nur einzelnen Straßen dienende Kanäle verzweigen.
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