563
fanden, als die Holländer erwarten konnten. Der Grund lag darin,
daß man in Frankreich auf die Kriegsflotte Mühe und Kosten verwen-
det, die Handelsmarine dagegen vernachlässigt hatte. Die Holländer
blieben noch längere Zeit im Besitz der nordischen Einfuhren; erst in
der Mitte des 18. Jahrhunderts nahmen die directen Verbindungen zu
zwischen französischen und baltischen Häfen. Gegen Ende des Zeitraums
neigte sich die Handelsbilanz ansehnlich gegen Holland.
In Spanien wurden nach dem westphälischen Frieden die hollän-
dischen Schiffe auf gleichem Fuß wie die der übrigen Staaten zuge-
laffen. Der ganze äußere Handel von Spanien, soweit er nicht Kolo-
nialhandel war, kam in die Hände der Holländer. In Spanien war
die Landwirthschaft verwahrlost und die einst blühende Industrie zerstört.
Holland führte der Halbinsel das Getraide zu und die Stoffe zur Be-
kleidung. Spanien dagegen lieferte den Holländern besonders Wolle
und erhielt als Fabrikat seinen Rohstoff zurück. Die großen Summen
der holländischen Einfuhren in spanische Häfen waren theils für den
Verbrauch des Binnenlandes bestimmt, theils gingen sie als Kommis-
sionsartikel spanischer Kaufleute in die Kolonien. Mit den spanischen
Kolonien führten die Holländer auch einen sehr einträglichen Schmug-
gelhandel. Als ein bourbonischer Prinz den spanischen Thron bestieg,
verloren die Holländer alle zeither genossenen Vortheile, und die Fran-
zosen wurden nun die in Spanien am meisten begünstigte Nation. Gegen
das Ende unseres Zeitraums erhielt Spanien eine Regierung, welche
die lange vernachlässigten materiellen Interessen des Landes beachtete
und nicht ohne Erfolg förderte. Unter solchen Umständen sank der hol-
ländisch-spanische Handel tief herab von seiner Höhe; den meisten Vor-
theil brachte noch die Kontrebande nach Westindien. Auch der Zwischen-
Handel nahm ab, je mehr die nordischen Staaten, besonders Dänemark
und Schweden, Aus- und Einfuhr auf ihren eignen Schiffen besorgten.
Mit Portugal schlossen die Holländer 1661 einen Allianz- und
Handelsvertrag, welcher den freien Verkehr zwischen beiden Reichen mit
vollständiger Gegenseitigkeit herstellen sollte. Die Holländer führten in
Portugal ein: Manufakturen, Getraide, Holz und Fische, dagegen führ-
ten sie aus: Südfrüchte, Weine und von den brasilischen Produkten
Zucker und Farbholz. Die holländischen Schiffe in Portugal nahmen
ab, als die nordischen Völker ihre Produkte selbst nach Portugal brach-
ten. Die Engländer schlossen 1703 einen vortheilhaften Handelsvertrag
mit Portugal, durch welchen sie das herrschende Handelsvolk in Por-
tugal wurden. Der Handel der Holländer mit Italien, den Län-
dern am Mittelmeer und der Levante wurde durch Frankreich
beschränkt, als dieses (1669) Marseille mit dem Monopol oder Stapel-
recht desselben ausstattete.
Wie herabgekommen auch der holländische Handel am Ende der
Periode erscheint, auf dem deutschen Markte hatten die Holländer
nichts verloren. Die Bilanz des Rh ein Handels mochte zur Zeit von
Hollands Blüthe gleichstehen, allein als diese zu welken begann, neigte
sie sich zum Nachtheil der Deutschen. Denn so lange auf den hollän-
dischen Werften der Schiffsbau für die halbe Welt betrieben wurde, so
lange der Zwischenhandel nach dem Norden im Zuge war, da waren
Holz und Wein der Deutschen ein Tauschmittel für die Kolonialwaren
36*
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Holland Spanien Spanien Spanien Holland Spanien Spanien Westindien Schweden Portugal Portugal Portugal Portugal Italien Frankreich Marseille Hollands
564
der Holländer. Als aber die holländischen Werften verödeten und der
deutsche Wein nicht mehr nach dem Norden ausgeführt wurde, da blie-
den wohl die holländischen Einfuhren von Kolonialwaren, aber von
deutschem Holz und Wein war keine Rede mehr.
Die südlichen Provinzen der Niederlande blieben unter spani-
scher Herrschaft. Ihr alter Weltmarkt ging verloren. Der westphälische
Friede entzog den spanischen Niederlanden die natürlichste Bedingung
für den Wiederaufbau der gesunkenen Größe, unterband durch die
Sperrung der Sckelde die Ader ihres Verkehrs mit dem Ausland und
verbot ihnen jeden Handel mit den spanischen Kolonien. Eine bessere
Zeit kam für die südlichen Niederlande, als sie durch den rastadter Frie-
den (1714) von Spanien an Oestreich übergingen. Es hob sich
der Wohlstand durch Industrie und Ackerbau. Getraide fand in Eng-
land stets einen Markt, und die ausgezeichnete Kultur des Flachses be-
förderte die Linnenfabrikation, besonders in den feinen Geweben und
Spitzen. Die Tuchmanufakturen hoben sich wieder, die Verarbeitung
der Baumwolle nahm zu; es entstanden Papier- und Lederfabriken,
Bierbrauereien und Zuckerraffinerien. Dagegen glückten nicht die Ver-
suche Handel und Schifffahrt emporzubringen. Um sich einen Antheil
an dem ostindischen Handel zu verschaffen, gründete Kaiser Karl Vi.
(1722) die Kompagnie von Ostende, aber diese wurde von der engli-
schen und holländischen Eifersucht im Entstehen erdrückt. Vorüberge-
hende Vortheile brachte den östreichischen Niederlanden der nordameri-
kanische Freiheitskrieg. Holland wurde zu seinein Schaden in denselben
verwickelt, während die östreichischen Niederlande neutral blieben. Es
fiel diesen die Frachtschifffahrt zu und sie machten Unternehmungen nach
Westindien. Flandern und Brabant waren auf dem besten Weg zur
Wiedererlangung der alten Größe, da störte der Ausbruch der Empö-
rung gegeri die östreichische Herrschaft den Entwickelungsgang.
Die holländische Frachtschifffahrt hatte einen außerordentlichen Um-
fang erreicht, als ihr durch die englische Navigationßakte ein empfind-
licher Schaden zugefügt wurde. Das Beispiel Englands ahmten andere
Staaten nach. Dazu kam die Konkurrenz der nordischen Staaten und
der Hansestädte, welche gleich billige Frachten stellten. Auch der hol-
ländische Heringsfang, diese Goldgrube Hollands, verminderte sich da-
durch, daß seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts Deutsche, Franzosen
und Engländer denselben mit Eifer betrieben.
Noch früher, als der Verfall des holländischen Handels erfolgte
der Verfall der holländischen Industrie. Colberts Merkantilsystem traf
Holland empfindlich. Der neue Tarif belegte die Einfuhren holländischer
Fabrikate mit unmäßigen Zöllen, verbot einige geradezu. Ueberall zeig-
ten die Regierungen das Streben eine nationale Staats > und Volks-
wirlhschaft zu führen, die einheimische Industrie durch Schutzmaßregeln
zu heben und die fremde von dem innern Markt auszuschließen. Der
innere Markt war ein zu kleines Feld für die holländische Gewerbsthä-
tigkeit. Die große Schuldenlast des Landes, die Folge langwieriger
Kriege, machte hohe Abgaben nöthig. Die Konsumtionssteueru ver-
theuerten die nöthigsten Nahrungsmittel und erhöhtem die Arbeitslöhne.
Die meisten Rohstoffe mußten vom Ausland bezogen werden, welches,
als es selbst sie zu verarbeiten anfing, deren Ausfuhr erschwerte, oft
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Personennamen: Oestreich Karl_Vi Karl Colberts_Merkantilsystem
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Eng- Holland Westindien Brabant Englands Hollands Holland
635
Vieh, Holz, Wachs, Blei und Salz, welche nach Deutschland gingen,
und eben so für die deutschen und levantiner Produkte, welche in Polen
eingeführt wurden. Schlesische Leinwand, Tuche und Eisenwaren hatten
in Polen eine ansehnliche Kundschaft und gingen über Krakau in die
südöstlichen Länder an der Donau. Für Polen konzentrirte sich der Handel
in Krakau, der bevölkertsten und reichsten Stadt des Landes, welcher die
Lage auf der Grenzscheide zwischen Norden und Süden förderlich war.
Den bedeutendsten Verkehr hatte Polen schon in früher Zeit mit Un.
gärn. Aus Ungarn kamen Weine, gedörrtes Obst, Wolle, Hanf, Sal-
peter, Potasche, Häute, Kupfer, Bauholz, Zwetschgenbranntwein und
anderes nach Polen, und Polen gab dagegen besonders Salz aus den
Werken von Wilicka. Mit Rußland trieb Polen schon Handel, als
die Großfürsten noch in Kiew residirten. Der Einbruch der Mongolen
und die Zerstörung Kiews unterbrachen diesen Handel; doch nach der
Abschüttelung deß mongolischen Joches brachten die polnischen Juden
den Handel mit Rußland wieder in Aufnahme,; und Moskau war der
Markt deffelben. Zum Einkauf von Manufakturwaren besuchten die pol-
nischen Juden die leipziger Messen, Die polnischen Erzeugnisse,
namentlich das wichtigste Erzeugniß, Getraide, holten sich die Ausländer, die
Engländer und Holländer, in Polen selbst. Eine regelmäßige und großartige
Ausfuhr von Getraide fand über Danzig und theilweise auch über Riga
statt. Danzig war auch die Hauptniederlage für die nach Polen einge-
führten englischen Waren. Je mehr sich die westlichen Länder bevölker-
ten und durch Industrie bereicherten, desto mehr bedurften sie fremdes
Getraide. Die baltischen Zufuhren waren fast die einzigen, die in den
großen Seehandel kamen, und polnischer Waizen wurde in Spanien wie
in Schweden verbraucht. Erst gegen das Ende dieses Zeitraums, nach-
dem Rußland die Kcimm erobert hatte, erhielten die Länder am schwar-
zen Meer wieder ihre frühere Bedeutung, eine Kornkammer Europas zu
sein. Außer dem Getraide wurde besonders Holz über Danzig aus Po-
len ausgeführt. Zur Einfuhr kamen Kolonialwaren, Weine, Südfrüchte,
Fabrikate und Seesalz. Von dem allerwärts üblichen Merkantilsystem
war in Polen keine Rede; aber die polnische Handelsfreiheit beschränkte
sich nur auf den Adel, der für seine Getraideausfuhr nach Danzig so-
wie für die dagegen empfangenen Retouren keine Zölle zahlte. Der
Kaufmann dagegen war Zöllen unterworfen. Unter diesen Umständen
waren Handel und Industrie unmöglich, da der Edelmann alles billiger
bekam als der Kaufmann, und der Adel es unter seiner Würde hielt,
Handel zu treiben.
Der Verfall des osmanischen Reiches, die Verweichlichung Dievsmancn.
der Sultane, die Entartung der Janitscharen und die allgemeine Er-
schlaffung der vormaligen Spannkraft traten immer mehr hervor. Außer
den Kriegen mit den christlichen Völkern Europas kämpften die Türken
wiederholt auch gegen Persien, wo Ismael Sofi, ein Abkömmling
Ali's, des gepriesenen Vetters und Schwiegersohnes des Propheten,
1500 ein neues persisches Reich gegründet hatte. Der Sultan
Osman Ii. wurde 1621 von den Janitscharen entthront, in die sieben
Thürme geführt und von dem Großvezier erwürgt. Seitdem gewöhnten
sich die Janitscharen, die Schneide ihres Schwertes, wie einst die Prä-
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr]]
Extrahierte Personennamen: Wilicka
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Polen Polen Donau Krakau Polen Polen Kiew Kiews Moskau Polen Danzig Riga Danzig Polen Spanien Schweden Europas Danzig Danzig Europas Persien
371
zenden Abhänge des Dattellandes spendeten dem geringen Fleiß der
Menschen die ganze Fülle ihres Segens. Aus den Gebirgen kam
Holz und Wolle, und in ihrem Inneren offenbarten sich reiche Erz-
lager von Silber, Eisen und Kupfer. In der prächtigen Hauptstadt
Kairowan trafen die Straßen zusammen; hier harten die Fürsten
des Landes ihre Hofhaltung, hier war die erste Moschee des Lan-
des, nach der Beschreibung ein zauberhafter Bau, und an sie schloß
sich ein Bazar, wo Kaufleute aus den entferntesten Grenzmarken
ihre Waaren auslegten. In der Nähe der Hauptstadt entstanden
bald neue Orte, die meisten an der Meeresküste. Bedeutend war
der innere Verkehr und der überseeische Handel nach der gegenüber-
liegenden Küste Europa's, besonders mit den Glaubensgenossen in
Spanien und Sicilien.
Mauretanien hatte fruchtbare Küsten und fruchtbare Thäler
zwischen den emporsteigenden Gipfeln des Atlas. Drei vortreffliche
Häfen, Oran, Ceuta, Tanger, versahen den Seehandel und
dienten als Waffenplätze. In der Hauptstadt Fez fanden politische
Flüchtlinge eine Freistätte und brachten aus Spanien neue Kennt-
nisse und Gewerbszweige und mildere Sitten in das halbwilde Land,
und bald blühte ein reges Leben auf. Für den Landhandel wurde
Fez ein Stapelplatz; dessen Färbereien, Seifen und Essenzen waren
berühmt; auch in Metallwaaren zeichnete es sich aus. Von Sus,
der äußersten Stadt Mauretaniens am atlantischen Ocean bis zum
Nil ging eine gut unterhaltene, alle Hauptstädte des Binnenlandes
berührende Straße, von welcher Seitenwege nach den nahgelegenen
Seehäfen führten. Der wißbegierige Eifer und der energische Thä-
tigkeitstrieb des Arabers begnügten sich aber nicht mit der bekann-
ten Straße. Es trieb ihn, selbst zu sehen was jenseits der Schnee-
gipfel des Atlas und der Schrecknisse der Sahara an dem großen
fabelhaften Strome lag, von dessen Schätzen er in den Denkmälern
des Alterthums Beweise fand. Die Religion und der Handel der
Araber sind bis tief in das Innere Afrika's gedrungen. Karawa-
nen durchzogen von allen Seiten die Wüste, die alten Wege wur-
den aufgefunden, neue hinzugefügt, unter den schwarzen Völkern
Moscheen gebaut und um die Moscheen Bazare eingerichtet.
Den blühenden Zustand der Provinzen Afrika und Mauretanien
übertraf noch der von Aegypten. Bei seiner Lage und natürlichen
Beschaffenheit mußte dieses Land bis zur Entdeckung Amerika's der
Durchgangspunkt des Welthandels sein und bleiben und eine Reihe
von Kulturepochen erleben, die es inmitten allgemeiner Zerstörung
aufrecht erhielten. Die arabische Herrschaft überschritt nur wenig
die Grenzen des alten Aegyptens; Assuan in der Nähe der In-
seln Elephantine und Philä war die letzte Besitzung; allein der Is-
lam war viel weiter nach Süden verbreitet, und die arabischen Han-
delszüge lassen sich bis tief nach Abyssinien, bis zur Meeresküste ver-
folgen, wo sie mit den Seefahrern zusammentrafen. Elfenbein, Gold,
Sklaven, Leopardenfelle, Ambra, Schildpatt, Honig, Wachs und
andere Erzeugnisse des Landes wurden gegen Spezereien, Gewürze
und Fabrikate umgesetzt. Die Verbindung der Seeplätze mit dem
Binnenland war schon durch die Nothwendigkeit geboten, ihre ge-
wöhnlichsten Lebensbedürfnisse von daher zu beziehen. Denn so san-
(24 *
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Sicilien Mauretanien Oran Ceuta Tanger Spanien Mauretaniens Afrika Mauretanien Assuan
372
big und unfruchtbar das Ufer war, so fruchtbar und gesegnet das
Innere. Die Karawanen fanden daher außer den erwähnten Lan-
desprodukten auch in Getraide und Früchten eine ergiebige Ladung,
um sie den Bewohnern der Küste zu verkaufen. Auch die herrlichen
Pferde Abyssiniens scheinen ein Gegenstand des Handels gewesen
zu sein. Es scheint jetzt kein Zweifel mehr obzuwalten, daß die
Araber das alte Meroe unter dem Namen Alluah an der Grenze
des heutigen Sennaar gekannt und des Handels wegen besucht
haben. Stand auch die Stadt Meroe nicht mehr, so war es ein
andrer Platz nicht weit davon, mit Namen Suba, welcher die Re-
sidenz mächtiger Fürsten und zugleich der Stapelplatz für den Nil-
handel und für den arabisch-abyssinisch-indischen Verkehr war.
Der arabische Handel so wenig, als der der Ptolemäer würde
den Umfang und Einfluß gehabt haben, wäre nicht das eigentliche
Aegypten zugleich ein so hervorragender Sitz allgemeiner Kultur
und ein Mittelpunkt des Weltverkehrs gewesen. In Aegypten zeig-
ten die Araber ihre Meisterschaft im Feldbau, indem sie durch
sinnreiche Wasserwerke und Kanäle einen bedeutenden Umfang
zeither unfruchtbaren Landes für den Anbau gewannen und Aegyp-
ten zur Kornkammer Arabiens machten. Behufs leichterer Zufuhr
wurde der alte Kanal der Ptolemäer zwischen Suez und dem Nil
wieder aufgegraben. In Oberägypten gab der Bergbau reiche
Ausbeute an Edelsteinen, Eisen, Kupfer und Asbest. Die In-
dustrie blühte vorzüglich in Unterägypten; man verfertigte die feinsten
Gewebe in Seide, Baumwolle und Linnen, kunstvoll mit Gold durch-
wirkt, Teppiche, Zelte, Pferdedecken, Mäntel aus Ziegenhaaren,
Reitzeug und andere Gegenstände des Luxus.
In Spanien haben die Araber einen höchst wohlthätigen Ein-
fluß auf Handel, Gewerbe und Ackerbau, auf geistige und
materielle Kultur ausgeübt. Spanien hat später die Welt beherrscht,
aber größeren Wohlstand, mehr politische und religiöse Toleranz,
reicheren Anbau seines herrlichen Bodens, als unter den Arabern,
hat man nicht wieder gesehen. Spanien lag zerstört und entvölkert
als die Araber Besitz ergriffen; aber nach hundert Jahren bot das
Land ein anziehendes Bild des Gedeihens und des Ueberflusses dar.
Den Arabern verdankt Spanien das Zuckerrohr, die Baumwollen-
staude und die Seide. Die Bergwerke lieferten wieder, wie zur
Zeit der Phönicier, reichen Ertrag an Silber, Quecksilber und
Edelsteinen. In hohem Grade entwickelte sich die Industrie, Tücher
von Murcia, Seidenzeuge von Granada und Muieria, Waffen aus
Toledo, Baumwollenpapier von Laliba hatten Absatz durch die ganze
Welt. Von der Pracht und Herrlichkeit der Hauptstädte erzählen
noch jetzt die Bauw erke.
Auch Sicilien hob sich unter der Herrschaft der Araber (826
— 1072) rasch zu der alten Blüthe und Wohlhabenheit empor. Die
einheimischen Produkte wurden durch Zucker, Baumwolle, Manna
vermehrt. Syrakus und Marsala wurden die Hauptplätze ei-
nes lebhaften Handels.
Wir wollen zuletzt auch von der Schifffahrt und dem See-
handel der Araber berichten. Schon die Lage Arabiens zwischen
zwei großen Meerbusen mußte den Sinn des Volkes früh der See
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
336
wohner sich leichter zusammenhielten, um ihre gemeinschaftlichen
Zwecke und Rechte gegen die Eingriffe der Machthaber zu ver-
theidigen.
Während die Befestigung der Städte eine äußerliche Trennung
von Stadt und Land bewirkte und die Ausbildung des städti-
schen Lebens beförderte, fand durch die Theilung der Graf-
schaft in verschiedene, selbständige Herrschaften auch eine
politischetrennung statt. Dazu kam es durch die Erblichkeit der Reichs-
ämter und Lehen und durch die Erweiterung der Jmmunirätsrechte
während der fortdauernden Thronstreitigkeiten und Parteikämpfe der
Großen. Die politischen Zustände gestalteten sich in den verschiede-
nen Theilen Italiens verschieden. Theils brachten mächtige Mark-
grafen, wie die von Tuscien, Spoleto und Camerino, ausgedehnte
Herrschaften zusammen, theils kam, wie in der Lombardei, die
Ohnmacht der Könige vorzugsweise den Bischöfen zu Statten.
Die Bischöfe gaben bei der Königswahl in der Regel den Ausschlag
und hatten einen großen Einfluß auf alle Staatssachen. Daher
suchten die Thronbewerber sie vor allem zu gewinnen, indem sie theils
ihre Anhänger und Verwandten auf die wichtigsten Bischofsstühle
beförderten, theils die Hoheitsrechte von den ordentlichen Beamten
auf die Bischöfe übertrugen. So gelang es den Bischöfen, die
Reichsbeamten nach und nach zu verdrängen und ihre eigene Im-
munität sowohl räumlich, als auch in Beziehung auf ihre Rechte
immer mehr zu erweitern. Von der gewöhnlichen Immunität der
Kirchen stiegen einzelne Bischöfe bis zu den eigentlichen Hoheitsrech-
ten empor. Manche dieser geistlichen Herrn gelangten zum Besitze
der ganzen ehemaligen Grafschaft, so daß ihre geistliche und welt-
liche Herrschaft die gleiche Ausdehnung erhielt und die Diöcese und
die Grafschaft in sich begriff.
Wir haben nun die Bildung der städtischen Gemeinde der Bür-
ger und den Uebergang von der Schöffenverfassung der Gemeinde
und von der Gerichtsbarkeit der Bischöfe, Grafen und Markgrafen
zu der späteren freien Städteverfassung zu betrachten. — Die Ge-
meinde der Freien in der Civitas wurde, wie diese selbst, unter
verschiedene Herrschaften zersplittert. Die öffentlichen Abgaben, Lei-
stungen und Dienste, zu welchen die Arimannen ehemals den Gra-
fen für das Gemeinwesen verpflichtet waren, wurden, gleichwie al-
les öffentliche Recht, ein Gegenstand besonderer Verleihung, also
des Privatbesitzes. Das hatte auch eine gewisse Abhängigkeit der
Personen, deren Dienste verliehen wurden, zur Folge. So werden
in manchen Schenkungen die Arimannen selbst, Männer und Frauen,
als Gegenstand der Verleihung aufgeführt, obgleich eigentlich nur
deren öffentliche Leistungen gemeint find.
Anfänglich war dieser Zustand derselbe in den Städten wie
auf dem Lande; er gestaltete sich aber verschieden bei der Auflösung
des Grafensprengels. Während die zerstreuten kleinen Freisassen
sich von der Willkür der Großen nur durch Schutzergebung retten
konnten, fanden die Arimannen der Städte Schutz in eben densel-
den Verhältnissen, durch welche die Stadt ein selbständiges Beste-
hen erhielt. Aus den Freien der Städte ging der Bürgerstand
hervor, welcher durch den Betrieb von Handel und Gewerbe Reich-
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
durch Entwickelung der Standesverhältnisse die Einrichtung einer
republikanischen Verfassung veranlaßt.
Die ritterlichen Lehnsleute wurde» im 10. Jahrhundert ins-
gesammt als Milites bezeichnet, die nicht lehntragenden Freien
als Arimannen, Cives, Populus. Doch bedeuteten Cives im
weiteren Sinne auch die freien Bewohner einer Civitas überhaupt.
Und in diesem Sinne gehörten zu den Civcs auch die Milites und
bildeten den ersten Stand derselben. Man unterschied ferner zwei
Klassen der Milites als Valvassores majores oder Capitanei und
Valvassores minores, die auch schlechtweg Valvassores hießen.
Beide Klassen des Ritterstandes werden im 11. Jahrhundert als
Adel bezeichnet, welchem das Volk gegenüber gestellt wird. Im
Volke entwickelte sich dann noch ein Unterschied, indem die Kauf-
leute als angesehenere Bürger unterschieden wurden.
Durch die beständigen Parteikampfe und die kirchlichen Strei-
tigkeiten traten die Standesunterschiede zurück, indem Leute der ver-
schiedenen Stände auf beiden Parteien und gegen einander standen.
Die verschiedenen Stände erkannten ihre Rechte gegenseitig an, die
Stände näherten sich einander und die Parteistellung der Stände
hörte auf. Die Parteikämpfe hatten aber auch weiter den Erfolg,
daß die Regierung von den Bischöfen und deren Capitanen an die
mächtigen Parteiführer überging. So war z. B. in Mailand die
Regierung von den Grafen an den Erzbischof und dessen Capitane
übergegangen und von diesen gelangte sie nach langen Parteikämpfen
an die Consuln. Die Cvnsuln sind eine neue Würde, deren Ur-
sprung und Bedeutung mit dem Entstehen der Stadtgemeinde aus der
Vereinigung der Stände zusammenhängt. Die Schöffen waren
Vertreter der Gemeinde der Freien gewesen und hatten für die
Freien im Gericht des Grafen das Recht gefunden. Der Unterschied
der Freiheit und Unfreiheit war immer mehr zurückgetreten, Be-
rufsstände hatten sich gebildet, in welchen sich freie und minderfreie
Standesgenossen aneinander schlossen. Die Consuln vertraten die
besonderen Stände, während die Schöffen die Freien vertreten hat-
ten. Das Schöffenthum wurde ebenso durch die Vorsteher der be-
sonderen Stände bei Seite geschoben wie das Amt der Grafen durch
die Obrigkeit, welche die Consuln in ihrer Vereinigung ausmach-
ten. Häupter und Anführer hatten die Stände schon lange; doch
kam gegen das Ende des Ii. Jahrhunderts die Neuerung hinzu
(und das bezeichnete eben der Name der Consuln), daß jene nun
auch zu einer gemeinschaftlichen Regierung zusammentraten. Und
hiermit entstand zugleich die Gesammtgemeinde der Stadt, das so-
genannte Commune Civitatis, welches zuerst nur wie eine äußer-
liche, vertragsmäßige Verbindung der Stände erscheint, dann aber
ein lebendiges Gemeinwesen aus sich herausbildete.
Bei der Ungleichheit des Ansehens und der Macht unter den
Ständen, bei dem Uebergewicht, welches der kriegerische Adel, be-
sonders die mächtigen Capitane noch lange Zeit behaupteten, ist
wohl eine ganz gleiche Theilnahme der Stände an der städtischen
Regierung von vornherein nicht anzunehmen. Aber allmälig ge-
wöhnte man sich daran, in dem Streben für die allgemeine Wohl-
fahrt der Stadt, sich gegenseitig als Mitbürger zu betrachten und
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
368
Die Seestädte des südlichen Arabiens waren die Zwi-
schenplätze für den Verkehr Indiens, Aegyptens und Abyssiniens.
Mekka war der Wallfahrtsort für alle Anhänger des Propheten,
der Markt für die Produkte dreier Welttheile und der Stapelplatz
für die arabischen Erzeugnisse. Jemen hatte ansehnliche Manufak-
turen in Wolle, auch beschäftigten sich die Bewohner mit dem Ger-
den von Fellen, mit dem Trocknen von Weintrauben und dem Han-
del mit Räucherwerk. Das Innere Arabiens wurde von Kara-
wanen durchzogen, welche auf gewissen Marktplätzen zusammentra-
fen. — Aus der glühenden Wüste, welche Arabien im Norden be-
grenzt, gelangt man in die fruchtbaren Gefilde Syriens. Damas-
kus, unter den Ommaijaden (661 — 750) die Residenz, hat sich bis
auf unsre Tage als eine der Hauptstädte Asiens erhalten. Die Er-
zeugnisse ihres Kunst- und Gewerbfleißes, ihre Metallarbeiten und
Waffen, Sättel und Pferdegeschirre, Sammet und Seidenzeuge gin-
gen nach allen Weltgegenden. Günstig auf die Belebung des Bin-
nenverkehrs wirkte der Umstand, daß die meisten wandernden Pil-
gerschaaren ihren Weg über Syrien nahmen. Noch andere Städte
Syriens erstanden unter den Arabern zu alter Macht und Herrlich-
keit: Tarsus, Emesa, Jerusalem und die phönicischen Häfen
Tyrus (Thur), Sidon (Saida), Berytus (Beirut). Sie wur-
den die Stützpunkte der arabischen Seemacht im Mittelmeer. —
Nördlich von Mesopotamien bis zum Kaukasus bildete die Statt-
halterei Armenien die Grenze gegen das griechische Kaiserlhum.
Die Thäler dieses Gebirgslandes lieferten Getraide, Obst, Wein,
Bauholz und Metalle. Die armenische Wolle war ein gesuchter
Handelsartikel und wurde zu Teppichen verarbeitet. Trapezunt
am schwarzen Meere wurde der Stapelplatz der nördlichen und west-
lichen Völker. — Oestlich von Armenien bis zum kaspischen Meer
lag die Provinz Ran (Schirwan), das heutige Georgien mit der
Hauptstadt Tiflis; hier wurde Reis und Baumwolle gebaut und
Seidenzucht betrieben. — In dem alten Medien und Persien,
Irak Adschemi nannten die Araber diese Länder, brachten die
fruchtbareren Ebenen Oliven, Zucker und Safran hervor; der Ge-
werbfleiß der Bewohner lieferte die feinste Leinwand, kostbare Shawls,
Pferdedecken, Sättel, wohlriechende Essenzen und geschmackvolle Ge-
fäße von Thon. — In dem zwischen dem kaspischen Meere und
dem Aralsee gelegenen Chowaresmien, wo jetzt nur Nomaden
die Steppen durchstreifen, haben einst ansehnliche Städte gestanden,
welche durch die Einfuhr der nordischen Waaren das öde Land be-
lebten. — In Ehorasan, welches die Länder von der östlichen
Grenze Persiens bis zu den Pässen des Belur und Himalaja um-
faßte, gab der Bergbau eine ergiebige Ausbeute an Edelsteinen, Sil-
der, Gold und anderen Erzen und mineralischen Produkten. In
den Städten, welche an belebten Handelsstraßen lagen, wurden Ge-
webe in Linnen, Seide und Baumwolle verfertigt. Auch fehlten
Wissenschaften und Künste nicht. Merv war ein vorzüglicher Sitz
derselben und seine Akademie gehörte zu den ersten des Reiches.
Andere berühmte Städte waren Herat, Kabul, Ghasna und
Balk; die letztere Stadt, im alten Baktrien, gelangte durch die
Fruchtbarkeit des Bodens und als Stapelplatz des nordindischen Han-
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
475
In Frankreich gelingt es in dieser Zeit dem König sich von
den Banden eines übermächtigen Feudaladels einigermaßen zu be-
freien und in den Städten einen dritten Stand, den Bürgerstand,
als Gegengewicht gegen die Aristokratie, hervorzurufen. Aus der Be-
kanntschaft mit dem Morgenlande und dessen Produkten entstehen
neue Bedürfnisse, durch deren Befriedigung der Handel emporkömmt
und die Städte sich mehr und mehr bereichern. Unmittelbare Ver-
bindungen mit dem Morgenlande unterhielt wohl nur Marseille. Ein
großer Theil der Kreuzfahrer nahm aus seinem Hafen den Weg
nach Palästina; in dem christlichen Königreich Jerusalem erhielt
Marseille gleiche Vorrechte mit den italienischen Staaten und grün-
dete in den syrischen Küstenplätzen blühende Niederlassungen. Von
dort machte es direkte Einfuhren der levantiner Produkte. Dag
Geschäft war in gedeihlicher Entwickelung, als die Stadt gegen das
Ende der Kreuzzüge von dem Grafen der Provence, Karl von An-
jou (S. 421), in Besttz genommen und ihrer zeitherigen politischen
Selbständigkeit beraubt wurde. Marseille verlor die Herrschaft
über die westlichen Theile des Mittelmeers an Genua, und wäh-
rend zwei Jahrhunderten standen ihm Montpellier, Aigues Mor-
tes und Avignon an Umfang der Geschäfte wie an Reichthum und
Macht weit voraus. Auf das nördliche Frankreich wirkte die Nähe
Flanderns Vortheilhaft ein. Die Wollenmanufakturen des nördlichen
Frankreichs stammen aus dieser Zeit. Die westlichen Seestädte führ-
ten Weine aus.
In England kam in dieser Periode der Handel nicht über
die ersten Anfänge hinaus. England, dessen Fabrikate jetzt alle
Weltmärkte ausbeuten, war damals der flandrischen Industrie tri-
butpflichtig, indem es dieser die Rohprodukte, vornehmlich Wolle,
lieferte und dagegen die aus derselben verfertigten Stoffe zurück-
empfing. Der englische Seehandel war zum Theil in fremden Hän-
den; nur der Verkehr mit Frankreich wurde von Engländern be-
trieben; von dort holten sie hauptsächlich Wein und führten Wolle
dahin aus. Die Magna Charta war auch wichtig für den Handel,
indem sie Gleichheit des Maßes und Gewichtes vorschrieb, gewis-
sen Städten ihre Privilegien bestätigte und dem Handel Erleichte-
rung gewährte.
i ñ >?? 'Wi- r: U
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
Extrahierte Personennamen: Karl_von_An- Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Marseille Palästina Jerusalem Marseille Marseille Genua Montpellier Avignon Frankreich Flanderns Frankreichs England England Frankreich
«»
Einrichtungen des Staates gehemmt. Das Haupterzeugniß der in-
dischen Industrie waren gewebte Stoffe von bewundernswürdiger
Feinheit, besonders feine Baumwollengewebe. Auch der kunstreichen
Metallarbeiten, namentlich ihrer Kunst in Erz zu gießen, geschieht
Erwähnung. Mit diesen Erzeugnissen der Industrie, weit mehr
aber noch mit den Naturprodukten ihres so reich gesegneten Landes
trieben die Inder schon seit den ältesten Zeiten einen lebhaften Han-
del. Die früher ausgedehnte Schifffahrt der Inder scheint nach und
nach sich bedeutend vermindert zu haben, als sich erst die Phönicier,
dann die Araber zu Vermittlern des indischen Handels aufgeworfen
hatten. Zu dem Seehandcl gesellte sich später, als Perser und
Syrer nähere Verbindungen mit Indien angeknüpft hatten, auch
ein blühender Landhandel von den nördlichen Gegenden des Landes
aus. Die Ausfuhrartikel waren Edelsteine, Perlen, Elfenbein,
Schildpat, rohe Seide, seidene und baumwollene Stoffe, Pfeffer,
Narben, Sesamöl, Zucker, Indigo u. s. w. Dagegen wurden
Silberwaaren, ungefärbte Wollenzeuge, Kupfer, Zinn, Blei, Ko-
rallen, griechische und italiänische Weine, Schmucksachen, Salben
und Essenzen eingeführt.
Die Jranier.
Das Land. Das Hochland, welches sich westlich von Indien ausbreitet, er-
hielt von dem Namen des bewohnenden Volkes (Airja in derzend-
sprache) den Namen Airjana, und wurde von den mittleren Per-
sern Airan, von den neueren Iran genannt. Dieser Name wurde
in der ältesten Zeit auf die Länder im Osten der großen Wüste be-
schränkt, aber schon seit den Zeiten des altpersischen Reiches auf die
nächstverwandten westlichen Stämme der Meder, Perser u. s. w.
ausgedehnt. Im Gegensatze zu Iran wird schon in ältester Zeit
das nördlich gelegene Land, sowohl die weiten caspischen und Orus-
Ebenen, als die östlichen Bergländer, die Heimath nomadischer Hir-
ten- und Kriegerstämme, von den Ariern Turan genannt. Iran,
viel kleiner als Indien, ist von Randgebirgen umgeben, durch welche
nur wenige Engpässe und schmale Schluchten einen Zugang gestat-
ten. Die Randgebirge bilden Stufenländer, deren mehrere durch
eine üppige Vegetation und ein heißes Klima ausgezeichnet sind,
während das Innere größtentheils die Natur der Wüste und ein
kühles und trockenes Klima hat, arm an Bäumen und Flüssen ist,
und nur durch künstliche Bewässerung zu ergiebiger Fruchtbarkeit
gebracht werden kann.
Adstnmmung Das Volk, welches dieses Land bewohnte, gehörte zu^ dem
indogermanischen Stamme und ist von allen Völkern dieses Stam-
mes den arischen Indern am nächsten verwandt. Es nannte sich
selbst Arier; dieser Name, sowie ein anderer alle Jranier umfassen-
der, kömmt aber in dem späteren Alterthume nickt mehr vor. Die
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]