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,Tyrannen, Verräther, Mörder und Feind des Gemeinwesens';
seine Hinrichtung am 30. Januar 1649.
3. Die Republik.
a. unter dem Parlament 1649—1653.
Bald nach des Königs Tod Abschaffung des Königthums
und des Oberhauses; — das Unterhaus und ein Staatsrath an
der Spitze der Republik. Den Widerstand gegen die neue Ord-
nung der Dinge in Irland und Schottland schlägt Cromwell
nieder. Furchtbare Kriegführung gegen Irland, wo Stammes-
haß, religiöse Feindschaft und der politische Gegensatz zusammen-
wirkten, durch Cromwell als Generalgouverneur 1649—1650,
die Unterwerfung vollendet durch Jreton bis 1652.
Karl Ii, gleich nach seines Vaters Untergang in Schott-
land zum König ausgerufen, geht von Holland dahin, wird ge-
krönt Neujahr 1651, aber von Cromwell bei Dunbar 1650,
und Worcester 1651 geschlagen und flüchtig. Georg Monk
bleibt mit englischen Truppen in Schottland zurück. — Festere
Einigung der drei Reiche; Amnestie 1652.
Stellung der jungen Republik zum Ausland:
Nach Ueberwindung ihrer Feinde im Innern wird die Republik
bald auch nach Außen mächtig, namentlich durch die Entwickelung
ihrer Seemacht, die Robert Blake zunächst gegen die Piraten
der Stuart'schen Partei siegreich wendet. In Folge der Navi-
gationsacte 1651 geräth der Staat in einen mehrjährigen1651
(1651—1654) Krieg mit Holland, dessen Uebergewicht zur See
mit Erfolg bekämpft wird. Sieg Blakes über Tromp und
de Ruhter bei Newport 1653. Im Frieden müssen bie1g53
Niederlande die Stuarts des Landes verweisen und die Staaten
von Holland und Westfriesland das Haus Oranien öou der
Statthalterschaft ausschließen.
Das kleine oder Barebone-Parlament: Von der
Armee, die den König und das Haus der Lords gestürzt hatte,
gieng nun auch die Sprengung der Reste des langen Parlaments
aus. An seiner Stelle das sogenannte Barebone-Parlament
(nach einem der Hauptmitglieder benannt) aus sogenannteil
Heiligen, das aber auch, da seine Beschlüsse die Grundlagen des
Staats bedrohten, halb freiwillig, halb von Cromwell gezwungen
sich auflöst.
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Extrahierte Personennamen: Cromwell Karl_Ii Karl Cromwell Georg_Monk Robert_Blake Cromwell
Extrahierte Ortsnamen: Irland Schottland Irland Schott- Holland Schottland Holland Newport Niederlande Holland Westfriesland Haus_Oranien
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seinem Tod 965 in zwei Herzogtümer, Ober - und Niederloth-
ringen getheilt. Durch den deutschen Bürgerkrieg gelockt, fallen
die Ungarn — zum letztenmal — in das Reich ein. Ottos
Sieg auf d em Lechfeld mit der Macht des wieder geeinigten
Reiches 955. Eroberung der bayrischen Ostmark (Oesterreich).
Berengars Abfall und Angriffe gegen den Pabst bestimmten
961—965 Otto zum zweiten Römerzug 961—965. Völlige Beseitigung
Berengars. Ottos Kaiferkrönung („sanctus imperator“)
durch Pabst Johann Xii. Seitdem Grundsatz: nur der deutsche
König zum Kaiserthum fähig, die Verleihung aber nur in Rom
möglich. — Zerwürfnisse mit dem Pabst, dessen Absetzung und
Wahl Leos Viii, den Otto gegen alle Angriffe hält. Auf einem
dritten Römerzug 966—972 völlige Unterwerfung der auf-
ständischen Römer (der Präfect Peter); Befestigung der pübst-
lichen Macht in Rom (Johann Xiii) und Herstellung des Kirchen-
staates. — Vermahlung seines Sohnes und Thronerben Otto mit
Theophano, der Tochter des griechischen Kaisers Romanus, Ii,
zum Zweck der Erwerbungen der süditalischen Territorien. —
Ottos d. Gr. Tod zu Memleben, Beisetzung zu Magdeburg.
3. Ottcho Ii 973—983, ein begabter, kühnstrebender, aber
leidenschaftlicher Fürst, a. Sicherung des Friedens im
Innern und der R e i ch s g r e n z e n: Absetzung Heinrichs Ii,
des Zänkers, von Bayern (seit 955 Herzog), Abtrennung der
Mark Kärnthen von Bayern und Erhebung zum selbständigen
Herzogthnm. •— Ottos Einfall in Frankreich gegen König Lothar,
der ihn in Aachen bedroht hatte. Aussöhnung beider Könige 980;
Sicherstellung Lothringens. — 5. Sein Römerzug 980;
Kaiserkrönung 981. Griechen und Araber gegen Ottos Absichten
auf Süditalien; seine Niederlage und wunderbare Lebensrettnng
in Calabrien 982. —
4. Otto Iii 983—1002, bei feiner Thronbesteigung 4 Jahre
alt. Ein Fremdling unter den deutschen Königen; hochgebildet,
streng kirchlich, aber ohne kriegerische und politische Thalkraft.
Seine Abneigung gegen alles Deutsche, blinde Vorliebe für Rom
und den Süden; seine Kaiserkrönung, 996. Einflüsse seiner Mutter
und Großmutter Theophano und Adelheid, des Erzbischofs Wil-
ligis von Mainz und Gerberts von Rheims, des späteren Pabstes
Sylvester Ii. —
Aussöhnung mit Heinrich dem Zänker, der sein Herzogthnm
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Extrahierte Personennamen: Ottos Berengars Otto Berengars Ottos Pabst_Johann Johann Leos Leos Otto Peter) Johann_Xiii Johann Otto Kaisers_Romanus Ottos Ottcho Heinrichs Heinrichs Ottos Lothar Ottos Otto Großmutter_Theophano Adelheid Gerberts_von_Rheims Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Niederloth- Ungarn Ottos Oesterreich Ottos Rom Rom Ottos Memleben Magdeburg Bayern Ottos Frankreich Aachen Lothringens Ottos Calabrien Rom Mainz
86
U
Vergebliche Versuche Ludwigs, mit den Päbsteu sich auszu-
söhnen, trotz aller Demütigungen. Der Kurverein von Rense
<338 1338 auf Anlaß des Erzbischofs von Mainz gegen die Eingriffe
Frankreichs und die Uebergriffe der Kirche gestiftet, zur Wahrung
der nationalen Selbständigkeit. — Einstimmiger Beschluß: ein
durch alle oder die Mehrheit der Wahlfürsten gewählter König
bedarf nicht der Bestätigung des römischen Stuhles. Ludwig er-
klärt in einem Manifest auch die Kaiserwürde für unabhängig
vom Pabst.
o. Ludwigs Hauspolitik: Erwerbung der Mark Bran-
denburg nach dem Aussterben der Askauier mit Waldemar dem
Großen (-f 1319); Belehnung des 8jährigen Ludwig 1323; —
Verschmelzung des erledigten Herzogthums Niederbayern mit Ober-
bayern, dem Stammland des Kaisers; Vermählung Ludwigs von
Brandenburg mit Margaretha Maultasch, der Erbin von Tyrol
1342 1342. Seiner Gemahlin Erbschaft von Holland, Seeland, Fries-
1345 land, Hennegau 1345; — die Wittelsbachische Hausmacht von
Nord- und Ostsee bis zur Adria.
Wahl des Gegenkönigs Karl Iv von Mähren, Sohn Jo-
hanns von Böhmen (ß in der Schlacht bei Crecy 1346) unter
Einfluß des Pabstes Clemens Vi. Ludwigs Tod 1347.
6. Karl Iv (1347—1378), nach dem Tode des von der bay-
rischen Partei ausgestellten Gegenkönigs Günther von Schwarz-
burg (f 1349) einhellig anerkannt; — der gelehrteste unserer
Könige („quinque linguarum peritissimus“) und einer der staats-
klugsten, „Böhmens Vater, des h. römischen Reiches Erzstiefvater"
(Ausspruch Maximilians I); friedliebend und thätig.
a. Sein Wirken in Böhmen: Das slavisch-deutsche, mit
dem Reiche nur locker verbundene Böhmen sein Vaterland und
Lieblingsaufenthalt, der Schwerpunkt und die Grundlage seiner
Macht, das Böhmische seine Muttersprache. — Ausgezeichnete Ver-
waltung des Landes, das er für ein Erb reich seines Hauses er-
klärt ; Böhmens Glanzpunkt unter diesem seinem volksthümlichsten
Fürsten. Aufblühen seiner Residenz Prag; Gründung der dor-
1348 tigen Universität, der ersten Deutschlands 1348, nach dem Muster
der Hochschulen von Paris, wo Karl selbst studiert hatte, und
Bologna.
Vergrößerung seiner böhmischen Hausmacht, zu der auch
Mähren, Schlesien, die Oberpfalz und die Lausitz gehören, durch
die Mark Brandenburg, (der falsche Waldemar 1348—1350)
!
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwig_er- Ludwig Ludwigs_Hauspolitik Ludwigs Waldemar Ludwig Ludwig Ludwigs_von
Brandenburg Ludwigs Margaretha_Maultasch Karl_Iv_von_Mähren Karl hanns_von_Böhmen Clemens_Vi Ludwigs Karl_Iv Karl Günther Maximilians Karl Karl Waldemar
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Frankreichs Niederbayern Tyrol Holland Seeland Hennegau Ostsee Adria Crecy Maximilians Deutschlands Paris Bologna Schlesien Brandenburg
Iv. Außerdrnljche Länder.
A. Italien.
Initalien bildete sich seit dem Ende dermaufischen Periode ein
Anzahl selbständiger Staaten; — ein arges Mißverhältniß zwischen
der hochgestiegenen Geisteskultur und der politischen Haltlosigkeit der
Halbinsel. Zerrissenheit, Parteifehden, ein Durcheinander und Neben-
einander republikanischer und monarchischer Staatsformen, bei aller
Auflösung in den edleren Geistern des Volks eine lebendige Sehnsucht
nach Vereinigung und Einheit der Theile.
Sechs Hauptstaaten treten auf der Halbinsel hervor, l) Zer-
splitterung des Kirchenstaates während des Exils der Päbste in
Aviguon; Adelsparteiungen in Rom. Der Volkstribun Cola di Rienzi
1347 (s. S. 87). Nach der Rückkehr der Päbste Wiedervereinigung
des Gebietes, Centralisierung der Staatsgewalt unter Alexander Vi
(Borgia) am Ende des Mittelalters. — 2) Neapel zuerst in den
Händen des Hauses Anjou, dann nach dem Aussterben von dessen
Mannsstamm, seit der Regierung der viermal vermählten Johanna I
(1343—1332), ein Spielball innerer Fehden und der verschiedensten
Thronbewerber. Am Schluß der Periode fällt Neapel au das Ara-
gonesische Haus, mit dem schon seit 1409 Sicilien vereinigt war. —
3) Florenz (Firenze la bella), schon nach seiner geographischen
Lage dazu berufen das Gleichgewicht zwischen den nach der Hegemonie
strebenden Staaten des Nordens und Südens aufrecht zu erhaltene
bietet in seiner Geschichte ein buntes Bild aller möglichen Verfassungs-
formen. Im 12. Jahrhundert aristokratisches Stadtregiment, dann Be-
kämpfung und Sturz des ghibellinisch gesinnten Adels durch die Zünfte.
Nach mancherlei Wechsel Sieg der vollendeten Demokratie 1378. Er-
hebung des Hauses Medici (Johann, Cosmo, Lorenzo ,,il magnificou),
unter dessen Primat Florenz im 15. Jahrhundert als Handelsplatz
und Geldmarkt, als Fabrikort und Kunststätte, als Hauptsitz der Literatur
und Wissenschaft der Zeit die erste Stelle unter den Städten Italiens
einnimmt. Einigung der tuscischen Landschaft schon im 13. Jahr-
hundert. — 4) Mailand (Milano) einst die Führerin der lombar-
dischen Städtefreiheit (s. ob. S. 65 und 72), nach kurzer Herrschaft
der welfisch gesinnten della Torre's seit 1277 unter dem ghibellinischen
Hause Visconti, das, von König Wenzel 1395 mit der Herzogs-
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Vi
(Borgia Alexander Johanna_I Johann Lorenzo
- 82 —
verlor. Von ihm berufen wurde das Concil zu Nicäa abgehalten (325), auf welchem die Zeit des Osterfestes bestimmt und die Wesenseinheit Christi mit Gott zum Glaubenssatz erhoben ward. Daß derselbe Kaiser die Herrschaft über Rom dem dortigen Bischof geschenkt habe, ist eine mittelalterliche Erfindung, welche insofern verhängnisvoll ward, weil auf sie gestützt die Päpste den Anspruch auf die Weltherrschaft erhoben haben.
Unter Constantins Söhnen erwarb Constantins, dessen Namen die Stadt Constanz trägt, durch Mord und Krieg die Alleinherrschaft; im Besitze derselben widmete er seine Aufmerksamkeit mehr den Streitigkeiten der Theologen, welche trotz der Entscheidung des nicanischen Concils zwischen Arins und Athanasius schwankten, als der Regierung des Reichs. Unterdessen gieng es am Oberrhein scharf her, da die Alamannen, ein deutscher Völkerbund, das Elsaß zum Eigentum begehrten. Des Kaisers einzig übrig gebliebener Vetter Julian, der aus klösterlicher Stille zum Schirmvogt des Westens berufen von dem glänzenden Trier aus mit Eifer und Geschick seine Aufgabe erfüllte, schlug ihren Anführer Knotomar bei Straßburg (357) und zeigte zum letzten Male die Ueberlegeuheit der römischen Waffen und List. Bald darauf bestieg er selbst den Thron, versuchte, jedoch erfolglos, das Heidentum in seiner edleren Gestalt wieder aufzurichten und wurde nicht durch angriffsweises Vorgehen, sondern durch Auffrischung der klassischen Bildnng und durch Zurücksetzung der christlichen Beamten ein Verfolger der Kirche. Die erbitterten Bischöfe und das fanatisierte Volk haben ihm daher den Namen Apostata, d. i. Abtrünniger, gegeben. Er starb aus einem Zuge gegen die Perser schon nach 20monatlicher Regierung (363). Nach ihm gab es nur noch christliche Kaiser.
§ 52. Literatur und Limit. Rückblick.
Nur sehr spärliche Reste altitalischen und altrömischen Schrifttums sind auf uns gekommen und berechtigen uns zu dem Schluffe, daß es mit den Römern vor den punischen Kriegen, sowohl was die Form als den Inhalt der literarischen Denkmäler betrifft, recht ärmlich bestellt war. Auch von da an entwickelte sich die Dichtkunst fast nur nach dem Vorbilde der Griechen, wurde auch, wenigstens in der ersten Zeit, mehr von Nichtrömern gepflegt. Bemerkenswerth sind die der attischen neueren Komödie nachgebildeten Lustspiele des Plautus und des afrikanischen Terenz. Lukrez schloß sich an ein epikureisches
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Herrschaft stellt sich die Nationalidee, der „Gedanke Italien“
gegenüber.
Der Status quo der wiener Verträge war hergestellt-, —in
Rom unter französischem, sonst unter österreichischem Schutze;
die Reaction hier mehr, dort weniger grausam, aber nirgends
ihrer Herrschaft sicher, überall misstrauisch; in einzelnen Symp-
tomen, wie März 1854 der Ermordung des Herzogs Karl von
Parma — der Mörder blieb unentdeckt — zeigt sich der un-
versöhnte Hass. In den österreichischen Provinzen wurde all-
raälig ein milderes System eingeführt und auf einer Reise nach
Venedig und Mailand 1857 Kaiser Franz Joseph gut empfan-
gen; aber unter der höheren Gesellschaft in ganz Italien war
der Hass gegen die Fremdherrschaft allgemein und unaus-
löschlich; als ihr wahres Vaterland betrachtete sie Piemont,
dessen König Victor Emanuel, und leitender Staatsmann, Graf
Camillo Cavour (geb. 1810) unverholen sich als Träger und
Vorfechter des italienischen Einheitsgedankens bekannten.
Hier in Turin hielt man in diesen Jahren allgemeiner Reac-
tion mit voller Consequenz an einem freisinnigen constitutioneilen
System fest, und bereitete sich, unterstützt durch den italieni-
schen Patriotismus aller Parteien und die Opferwilligkeit und
den tüchtigen Geist der piemontesischen Bevölkerung auf einen
Kampf vor.
Graf Cavour, der hervorragendste unter den patriotischen
Staatsmännern, an welchen Italien in dieser Zeit reich war,
Minister 1850 neben Massimo d’Azeglio, wiederum seit Nov.
1852, tritt entschlossen der kirchlichen Reaction des wieder-
hergestellten Papstes und seines Staatssecretärs Cardinal Jacob
Antonelli entgegen, verbindet als echter Staatsmann mit hohen
nationalen Gesichtspunkten klare Einsicht in praktischen Din-
gen, hebt den Wohlstand des Landes durch verständige, frei-
sinnige Handelspolitik, Beschränkung der geistlichen Faulenzerei,,
und religiöse Toleranz, verpflichtet sich die Westmächte durch
den klugen Schritt des Bündnissvertrags vom 26. Jan. 1855
(s. oben p. 59), bringt auf dem pariser Friedenscongress die italieni-
sche Frage zur Sprache und zeigt sich hier offen als Vertreter
Italiens; Todfeindschaft zwischen Oesterreich und Sardinien.
Napoleon durch Orsinis Attentat auf die Gefahr aufmerksam
gemacht, welche ihm von den Fanatikern der italienischen
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Extrahierte Personennamen: Karl_von
Parma Karl Franz_Joseph Franz Victor_Emanuel Camillo_Cavour Massimo_d’Azeglio Jacob
Antonelli Napoleon
65
an dessen Stelle trat, durch Erzwingung oder Erschleichung
des Beitritts zum deutschen Zollverein diese wirtschaftliche
Grundlage der künftigen politischen Einheit zu zerstören, miss-
lang. Vielmehr errang Preussen, dem hier österreichischer
Uebermuth und mittelstaatliche Eifersucht (Bamberger Con-
ferenzen) ein zweites Olmütz bereiten wollte, auf diesem Ge-
biet einen ersten Erfolg, indem 1853 der Zollverein in seiner
bisherigen Gestalt auf 12 Jahr erneuert wurde.
2. Bundestag und einzelne Staaten ausser Preussen■ Un-
fruchtbare Zeit; überall Herstellung der vormärzlichen Ver-
fassungs- und Verwaltungszustände und mehr oder weniger
grausame Verfolgung der Ideen und Personen, die sich 1848
unbequem gemacht haben; Wiederherstellung des mittelalter-
lichen Junker- und Ständeregiments in Mecklenburg; Aufhebung
der neuen Verfassung in Hannover; offener Rechtsbruch in
Kurhessen durch Aufhebung der Verfassung von 1831: überall
mit Zustimmung und Hülfe des Bundestags, d. h. Oesterreichs.
Der Versuch der Mittelstaaten, des baierischen Ministers
v. d. Pfordten und des sächsischen v. Beust, während des orien-
talischen Kriegs selbstständige (russenfreundliche) auswärtige
Politik zu treiben, misslang.
3. Preussen. Die Bedeutung Preussens als des zum Guten
oder Schlimmen in Deutschland den Ausschlag gebenden
Staates war in der Krisis der Jahre 1848—52 seinen wenigen
Freunden und vielen Feinden klar geworden; dies war eine
der wichtigsten Folgen jener Jahre (die erbkaiserliche Partei
des ehemaligen Parlaments setzt sich als „gothaische Partei“
fort). Auch hatte Preussen trotz seiner Niederlagen gegen
Oesterreich einen wirklichen und wesentlichen Fortschritt ge-
macht durch den Uebergang aus dem absoluten in den Verfas-
sungsstaat; Verfassung vom 6. Febr. 1850, vom König be-
schworen. 2 Kammern üben mit dem König die gesetzgebende
Gewalt, das Herrenhaus, und das Haus der Abgeordneten;
letzteres 352 Mitglieder, Wähler jeder unbescholtene Preusse
über 24, wählbar jeder über 30 Jahre; in 3 Classen nach
dem Census wählen die Urwähler die Wahlmänner, diese die
Abgeordneten.
Allein diese Verfassung kann sich zunächst durch das Miss-
trauen des Königs gegen Alles, was mit der Revolution zusammen-
J äger, Abriss der neuesten Geschichte. 5
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75
3. Russland. Nach dem Krimkrieg tritt die russische Politik
nach aussen wenig hervor. Der Entwickelung der Dinge in
Italien sieht man russischer Seits aus Groll gegen Oesterreich
ruhig zu, wahrt das antirevolutionäre Prinzip durch Abberufung
des Gesandten von Turin, der aber gleich den übrigen nach
kurzer Zeit wiederkommt. An Einer Stelle des Reichs aber,,
in Polen, wirken die neu in Schwung gesetzten nationalen
Ideen verhängnissvoll. Unruhen in Warschau (Febr. 1861);
der menschlichfühlende Kaiser erwidert sie mit Zugeständ-
nissen im liberalen Sinn nach dem Rath eines liberalen pol-
nischen Magnaten Marquis Wielopolsky. Aber diese Gewäh-
rungen rufen nur neue Unruhen hervor, hinter denen die
römisch-katholische Geistlichkeit steht: Attentate auf den Gross-
fürsten-Statthalter, Bruder des Kaisers, Constantin und auf
Wielopolsky; Adelsversammlungen verlangen Herstellung des
-Königreichs Polen in seinem alten Umfang. Eine Rekruten-
aushebung (Jan. 1863) in brutaler Weise vorgenommen, bringt
in Warschau den Aufstand zum Ausbruch, der wohlvorberei-
tet sich rasch verbreitet, von einer geheimen Nationalregierung
geleitet wird; „das Schwert allein wird unsern Streit mit
Moskau entscheiden“. Die drei Mächte England, Frankreich,
Oesterreich dringen in wiederholten unwirksamen Noten auf
Zugeständnisse im Sinn nationaler Selbstständigkeit für Polen,
während Preussen (Bismarck) verständiger Weise Bedenken
trägt, sich um der aussichtslosen polnischen Sache willen mit
Russland zu Überwerfen. Der blutig-grausame Kampf des
revolutionären mit dem militärischen Terrorismus endigt in
Litthauen (General Murawiew) wie im Königreich (General
Berg) mit dem Siege der Militärgewalt; energische Russificirung
des abermals besiegten Polens. -— Erfreulicher als dieser letzte
Akt einer 100jährigen Tragödie ,ist die gleichzeitig durchge-
führte Emancipation der Bauern (Ende 1863 vollendet) und
die sonstige Reformthätigkeit Alexanders Ii.
4. Oesterreich.
Die Niederlage im Kriege von 1859 war zugleich ein
vollständiger Bankerott des Regierungssystems, welches seit
1849 über das Land verhängt worden war. Der moralische
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Marquis_Wielopolsky Constantin Wielopolsky Bismarck Alexanders
Extrahierte Ortsnamen: Russland Italien Oesterreich Polen Warschau Polen Warschau Moskau England Frankreich Oesterreich Polen Preussen Russland Polens Alexanders Oesterreich
33
leidenschaftliche Opposition, eingeleitet durch den offenen Brief
des schlesischen Priesters Johannes Ronge hervor (1844). Diese
„deutsch-katholische" Bewegung, von Vielen mit grossen Hoff-
nungen begrüsst, zeigt jedoch keine nachhaltige Kraft.
2. Oesterreich wird von allen diesen Regungen wenig be-
rührt, das geistlose ideen- und thatenarme Regiment Metter-
nichs fortgesetzt. Wachsende Stärke der nationalen Bewegung
in Ungarn: Ersetzung des barbarischen amtlichen Lateins
durch die magyarische Sprache. 1846 polnischer Aufstand in
Krakau : durch gemeinsames Einschreiten der Theilungsmächte,
im österreichischen Polen (Galizien) durch wilde Gewaltthat
der ruthenischen Bauern gegen die polnischen Edelleute unter-
drückt: der Freistaat Krakau aufgehoben und Oesterreich
einverleibt.
3. Während der Bundestag, mit vollständiger Unfrucht-
barkeit geschlagen, weiter vegetirt, macht das wirthschaftliclie
und das geistige Leben in den einzelnen deutschen Staaten
rasche, das politische wenigstens langsame Fortschritte; das
nationale Gesammtgefühl wird 1840 lebhafter aufgeregt durch
die Gefahr kriegerischer Verwicklungen mit Frankreich im
Verfolg der orientalischen Frage („Sie sollen ihn nicht haben
den freien deutschen Rhein"). Wie für alles Uebrige, so hatte
Friedrich Wilhelm Iv. auch für die Zukunft Deutschlands leb-
hafte Empfindungen und eigene Ideen, denen er b«im kölner
Dombaufest 1842 beredte Worte leiht. Stillwirkender aber
mächtiger Einfluss der Auswanderung nach den Vereinigten
Staaten; die Entwicklung des Zollvereins, der wachsende
Wohlstand, die Steigerung und Umgestaltung des Verkehrs
durch die Eisenbahnen heben das Gemeingefühl und führen die
leitenden Klassen des deutschen Volks zu freieren Anschauungen
und energischerer Thätigkeit, mit welcher der kümmerliche Poli-
zeidruck und die sonstigen Armseligkeiten des kleinstaatlichen
Lebens in Gegensatz treten. Eine gereizte Stimmung wird
unter den Bevölkerungen bemerkbar; 1845 Aufstand in Leip-
zig bei Gelegenheit der Anwesenheit des Prinzen Johann;
Theuerung im Winter 1846—47 und „Brodkrawalle" in
verschiedenen Städten; schwere Schädigung des monarchi-
schen Prinzips durch die Vorgänge in München, wo König
Ludwig unter dem Einfluss der spanischen Tänzerin Lola
Jäger, Abriss der neuesten Geschichte. 3
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Johannes_Ronge Friedrich_Wilhelm_Iv Friedrich Wilhelm Johann Ludwig Ludwig Lola
Jäger
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Ungarn Krakau Polen Galizien Oesterreich Frankreich Rhein" Deutschlands München