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Bisthümer Halberstadt, Minden, Camin (in Pommern) als
Fürstenthümer, die Anwartschaft aus Magdeburg als Herzogthum
(erledigt 1680), — der Verlust Vorpommerns, der Keim zu dem
nun sich entwickelnden Gegensatz Brandenburgs gegen Schweden,
die durch ganz Deutschland zerstreute Lage der Brandenburgischen
Territorien — denn seit 1618 besaß er auch das Herzogthum
Preußen als polnisches Lehen •— ein Wegweiser seiner Politik! —
b. Kirchliche: Der 1. Januar 1624 als Norm für den
Besitzstand der beiden Confessionen im Reiche festgesetzt; dadurch
das ins reformandi gebunden, das reservatum ecclesiasticum
aufgehoben; der Augsburger Religionsfriede bestätigt und auf die
Reformierten ausgedehnt. Kirchliche Angelegenheiten sollen in den
Reichscollegien ferner nicht durch Stimmenmehrheit entschieden
werden.
B. 3tt Bezug auf das Ausland.
a. Schweden erhält Vorpommern mit Rügen, einen Theil
von Hinterpommern, die Stiftslande von Bremen und Verden
(auf der Ostseite der Weser) als Herzog- und Fürstenthümer, die
Stadt Wismar mit der Reichsstandschast. Es beherrschte die
Mündungen der Oder, Elbe, Weser, damit den ganzen Norden
Deutschlands.
b. Frankreich erhielt die österreichische Landgrafschaft Elsaß,
Breisach (auf der rechten Rheinseite, bei Freiburg), das Besatzungs-
recht von Philippsburg und behielt Metz, Toul, Verdun. Es
war bis zum Oberrhein vorgedrungen; Deutschland stand ihm
hier offen. Alle diese Gebiete besaß es nicht als Reichslehen;
doch fortwährend eine französische Gesandtschaft am deutschen
Reichstage.
Tiefer Fall des Vaterlandes in jeder Hinsicht; in seinem
äußeren und inneren Leben gebrochen, in politischer Macht und
materiellem Wohlstand, in Religion, Sitte, Sprache, Geistes-
bildung, Achtung nach Außen — ein Zustand der Erniedrigung,
der ein Jahrhundert lang, bis zu Friedrichs Ii Zeitalter andauert.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Metz Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Halberstadt Minden Pommern Magdeburg Brandenburgs Schweden Deutschland Hinterpommern Bremen Wismar Deutschlands Frankreich Breisach Freiburg Philippsburg Verdun Deutschland Friedrichs
48
seinem Tod 965 in zwei Herzogtümer, Ober - und Niederloth-
ringen getheilt. Durch den deutschen Bürgerkrieg gelockt, fallen
die Ungarn — zum letztenmal — in das Reich ein. Ottos
Sieg auf d em Lechfeld mit der Macht des wieder geeinigten
Reiches 955. Eroberung der bayrischen Ostmark (Oesterreich).
Berengars Abfall und Angriffe gegen den Pabst bestimmten
961—965 Otto zum zweiten Römerzug 961—965. Völlige Beseitigung
Berengars. Ottos Kaiferkrönung („sanctus imperator“)
durch Pabst Johann Xii. Seitdem Grundsatz: nur der deutsche
König zum Kaiserthum fähig, die Verleihung aber nur in Rom
möglich. — Zerwürfnisse mit dem Pabst, dessen Absetzung und
Wahl Leos Viii, den Otto gegen alle Angriffe hält. Auf einem
dritten Römerzug 966—972 völlige Unterwerfung der auf-
ständischen Römer (der Präfect Peter); Befestigung der pübst-
lichen Macht in Rom (Johann Xiii) und Herstellung des Kirchen-
staates. — Vermahlung seines Sohnes und Thronerben Otto mit
Theophano, der Tochter des griechischen Kaisers Romanus, Ii,
zum Zweck der Erwerbungen der süditalischen Territorien. —
Ottos d. Gr. Tod zu Memleben, Beisetzung zu Magdeburg.
3. Ottcho Ii 973—983, ein begabter, kühnstrebender, aber
leidenschaftlicher Fürst, a. Sicherung des Friedens im
Innern und der R e i ch s g r e n z e n: Absetzung Heinrichs Ii,
des Zänkers, von Bayern (seit 955 Herzog), Abtrennung der
Mark Kärnthen von Bayern und Erhebung zum selbständigen
Herzogthnm. •— Ottos Einfall in Frankreich gegen König Lothar,
der ihn in Aachen bedroht hatte. Aussöhnung beider Könige 980;
Sicherstellung Lothringens. — 5. Sein Römerzug 980;
Kaiserkrönung 981. Griechen und Araber gegen Ottos Absichten
auf Süditalien; seine Niederlage und wunderbare Lebensrettnng
in Calabrien 982. —
4. Otto Iii 983—1002, bei feiner Thronbesteigung 4 Jahre
alt. Ein Fremdling unter den deutschen Königen; hochgebildet,
streng kirchlich, aber ohne kriegerische und politische Thalkraft.
Seine Abneigung gegen alles Deutsche, blinde Vorliebe für Rom
und den Süden; seine Kaiserkrönung, 996. Einflüsse seiner Mutter
und Großmutter Theophano und Adelheid, des Erzbischofs Wil-
ligis von Mainz und Gerberts von Rheims, des späteren Pabstes
Sylvester Ii. —
Aussöhnung mit Heinrich dem Zänker, der sein Herzogthnm
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Extrahierte Personennamen: Ottos Berengars Otto Berengars Ottos Pabst_Johann Johann Leos Leos Otto Peter) Johann_Xiii Johann Otto Kaisers_Romanus Ottos Ottcho Heinrichs Heinrichs Ottos Lothar Ottos Otto Großmutter_Theophano Adelheid Gerberts_von_Rheims Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Niederloth- Ungarn Ottos Oesterreich Ottos Rom Rom Ottos Memleben Magdeburg Bayern Ottos Frankreich Aachen Lothringens Ottos Calabrien Rom Mainz
86
U
Vergebliche Versuche Ludwigs, mit den Päbsteu sich auszu-
söhnen, trotz aller Demütigungen. Der Kurverein von Rense
<338 1338 auf Anlaß des Erzbischofs von Mainz gegen die Eingriffe
Frankreichs und die Uebergriffe der Kirche gestiftet, zur Wahrung
der nationalen Selbständigkeit. — Einstimmiger Beschluß: ein
durch alle oder die Mehrheit der Wahlfürsten gewählter König
bedarf nicht der Bestätigung des römischen Stuhles. Ludwig er-
klärt in einem Manifest auch die Kaiserwürde für unabhängig
vom Pabst.
o. Ludwigs Hauspolitik: Erwerbung der Mark Bran-
denburg nach dem Aussterben der Askauier mit Waldemar dem
Großen (-f 1319); Belehnung des 8jährigen Ludwig 1323; —
Verschmelzung des erledigten Herzogthums Niederbayern mit Ober-
bayern, dem Stammland des Kaisers; Vermählung Ludwigs von
Brandenburg mit Margaretha Maultasch, der Erbin von Tyrol
1342 1342. Seiner Gemahlin Erbschaft von Holland, Seeland, Fries-
1345 land, Hennegau 1345; — die Wittelsbachische Hausmacht von
Nord- und Ostsee bis zur Adria.
Wahl des Gegenkönigs Karl Iv von Mähren, Sohn Jo-
hanns von Böhmen (ß in der Schlacht bei Crecy 1346) unter
Einfluß des Pabstes Clemens Vi. Ludwigs Tod 1347.
6. Karl Iv (1347—1378), nach dem Tode des von der bay-
rischen Partei ausgestellten Gegenkönigs Günther von Schwarz-
burg (f 1349) einhellig anerkannt; — der gelehrteste unserer
Könige („quinque linguarum peritissimus“) und einer der staats-
klugsten, „Böhmens Vater, des h. römischen Reiches Erzstiefvater"
(Ausspruch Maximilians I); friedliebend und thätig.
a. Sein Wirken in Böhmen: Das slavisch-deutsche, mit
dem Reiche nur locker verbundene Böhmen sein Vaterland und
Lieblingsaufenthalt, der Schwerpunkt und die Grundlage seiner
Macht, das Böhmische seine Muttersprache. — Ausgezeichnete Ver-
waltung des Landes, das er für ein Erb reich seines Hauses er-
klärt ; Böhmens Glanzpunkt unter diesem seinem volksthümlichsten
Fürsten. Aufblühen seiner Residenz Prag; Gründung der dor-
1348 tigen Universität, der ersten Deutschlands 1348, nach dem Muster
der Hochschulen von Paris, wo Karl selbst studiert hatte, und
Bologna.
Vergrößerung seiner böhmischen Hausmacht, zu der auch
Mähren, Schlesien, die Oberpfalz und die Lausitz gehören, durch
die Mark Brandenburg, (der falsche Waldemar 1348—1350)
!
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwig_er- Ludwig Ludwigs_Hauspolitik Ludwigs Waldemar Ludwig Ludwig Ludwigs_von
Brandenburg Ludwigs Margaretha_Maultasch Karl_Iv_von_Mähren Karl hanns_von_Böhmen Clemens_Vi Ludwigs Karl_Iv Karl Günther Maximilians Karl Karl Waldemar
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Frankreichs Niederbayern Tyrol Holland Seeland Hennegau Ostsee Adria Crecy Maximilians Deutschlands Paris Bologna Schlesien Brandenburg
Iv. Außerdrnljche Länder.
A. Italien.
Initalien bildete sich seit dem Ende dermaufischen Periode ein
Anzahl selbständiger Staaten; — ein arges Mißverhältniß zwischen
der hochgestiegenen Geisteskultur und der politischen Haltlosigkeit der
Halbinsel. Zerrissenheit, Parteifehden, ein Durcheinander und Neben-
einander republikanischer und monarchischer Staatsformen, bei aller
Auflösung in den edleren Geistern des Volks eine lebendige Sehnsucht
nach Vereinigung und Einheit der Theile.
Sechs Hauptstaaten treten auf der Halbinsel hervor, l) Zer-
splitterung des Kirchenstaates während des Exils der Päbste in
Aviguon; Adelsparteiungen in Rom. Der Volkstribun Cola di Rienzi
1347 (s. S. 87). Nach der Rückkehr der Päbste Wiedervereinigung
des Gebietes, Centralisierung der Staatsgewalt unter Alexander Vi
(Borgia) am Ende des Mittelalters. — 2) Neapel zuerst in den
Händen des Hauses Anjou, dann nach dem Aussterben von dessen
Mannsstamm, seit der Regierung der viermal vermählten Johanna I
(1343—1332), ein Spielball innerer Fehden und der verschiedensten
Thronbewerber. Am Schluß der Periode fällt Neapel au das Ara-
gonesische Haus, mit dem schon seit 1409 Sicilien vereinigt war. —
3) Florenz (Firenze la bella), schon nach seiner geographischen
Lage dazu berufen das Gleichgewicht zwischen den nach der Hegemonie
strebenden Staaten des Nordens und Südens aufrecht zu erhaltene
bietet in seiner Geschichte ein buntes Bild aller möglichen Verfassungs-
formen. Im 12. Jahrhundert aristokratisches Stadtregiment, dann Be-
kämpfung und Sturz des ghibellinisch gesinnten Adels durch die Zünfte.
Nach mancherlei Wechsel Sieg der vollendeten Demokratie 1378. Er-
hebung des Hauses Medici (Johann, Cosmo, Lorenzo ,,il magnificou),
unter dessen Primat Florenz im 15. Jahrhundert als Handelsplatz
und Geldmarkt, als Fabrikort und Kunststätte, als Hauptsitz der Literatur
und Wissenschaft der Zeit die erste Stelle unter den Städten Italiens
einnimmt. Einigung der tuscischen Landschaft schon im 13. Jahr-
hundert. — 4) Mailand (Milano) einst die Führerin der lombar-
dischen Städtefreiheit (s. ob. S. 65 und 72), nach kurzer Herrschaft
der welfisch gesinnten della Torre's seit 1277 unter dem ghibellinischen
Hause Visconti, das, von König Wenzel 1395 mit der Herzogs-
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Vi
(Borgia Alexander Johanna_I Johann Lorenzo
— 64 -
noch deutsch-fränkische Ortsnamen erkennbar. Die großen Heer-
straßen von Paris durch die Champagne: 1) über Verdun nach
Metz und Mainz, 2) über Toul, Nancy (die alte herzogliche
Hauptstadt), Lüneville nach Straßbnrg werden durch die wie-
der vorgerückte deutsche Grenze Verbindungsstraßen für fried-
lichen Verkehr werden.
Durch die Maas und die im N. sich ausbreitenden Ar den-
nen Verbindung mit den (altlothringischen) früher niederländi-
schen Theilen, die in den Abhängen der Ardennen (Hennegau)
wie im Flachlande der Schelde und Lys (Flandern) ganz
den Charakter Belgiens zeigen: dort reich an mineralischen Schätzen,
hier an Acker- und Wiesenland, in beiden Strichen mit bedeuten-
der Industrie, daher dichteste Bevölkerung. Nicht minder reich
an historischen Erinnerungen; sie gruppieren sich theils um die
Städte Cambray (Kambrik) und Lille, theils erstrecken sie
sich um das kleine flandrische Plateau (Artois) und die Küste
entlang über Calais*) und Boulogne zur Svmme (Picar-
die, Mittelpunkt Slmkns)**).
c) Das Seinegebiet (Jsle de France, Champagne, Nor-
mandie) Frankreichs Kernland. Durch seine die Ausgänge nicht
hemmende, aber schützende Umgrenzung, durch die Lage an dem
von der englischen Küste zurückweichenden Kanal, durch die in
weiten Bogen gegen Paris, den Mittelpunkt des Seimbeckens,
hinströmenden Nebenflüsse der Seine, durch die Annäherung der
Loire, durch den Reichthum des Alluviums in dem untern, des
Wald- und Weinbodens im obern Flußlaufe, durch die Eisen-
und Kohlenlager in den anstoßenden Ardennen ist das von einem
kräftigen, kriegerischen Volksstamm bewohnte Land wohl geeignet
zur dominierenden Selbständigkeit. Im Quellbezirke der Seine
Verbindung mit dem reichen Burgund. Sämmtliche rechte Zu-
flüsse durchschneiden, wie der Hauptstrom selbst, die breiten Flä-
chen und Terrassen der Champagne (campi Catalaun.), in
deren W. zwischen Troyes (Seine) und Chalons (Marne)
über Reims (alte Krönungsstadt), bis zur Aisne und Oise
*) le pays reconquis 1559.
**) Wenn gleich nicht mehr in der Sprache ist doch der Zusammenhang
mit den Vlämingen auch hier noch erkennbar in dem derben Körperbau und
in dem den lebendigen: und feurigern Seinebewohnern gegenüber ernstern
und schwerfälligem Wesen. Die vielen an der Küste wohnenden Engländer
tragen zur Bewahrung dieses Charakters nicht wenig bei.
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Extrahierte Personennamen: Nancy
Extrahierte Ortsnamen: Paris Mainz Hennegau Flandern Belgiens Lille Boulogne Champagne Frankreichs Paris Burgund Troyes Reims
- 40 —
dischen Düne parallel ziehenden Kanal mit dem Außenhafen
Helder verbunden; in Südholland an der Maas: Rott er-
dam, und zwischen Oster- und Westerfelde das Valkyrenland,
die Insel Walchern.
Die Dichtigkeit der Bevölkerung, die relativ bedeutendste Euro-
Pas, in den zahlreichen großen Städten concentriert, nimmt nörd-
lich vom Rhein mit den Städten ab: in den friesischen Marschen
der Nordküste reicher Bauernstand, in Flandern großes Prole-
tariat. — Hand in Hand mit dem Glanz und Reichthum der
Städte in Folge ihrer Verbindung mit Italien und dem übrigen
Rheinlande gegen Ende des Mittelalters Entwickelung der Künste
(Baukunst, Malerei) und Wissenschaften. Ihr Einfluß auf das
übrige Deutschland; früher fchon Einfluß der Agrikultur auf
Brandenburg, wozu später unter dem großen Kurfürsten der
der Merkantilpolitik und der Kriegskunst kam. Dem großen
geistigen Aufschwung ist Erschlaffung gefolgt.
Wegen der langen Kämpfe mit den Naturgewalten späteres
Hervortreten des Nordens als des Südens, der sich jenem noch
weiter durch die von dem wallonischen Theil der Bevölke-
rung abhängige politische und religiöse Entwicklung entfremdete.
Daher nach vergeblichen Versuchen, die Einheit herzustellen, jetzt
zwei Königreiche, die (zu s/3) resormierten Niederlande,
das Land des Seehandels, bis zu den Scheldemündungen (596
Qm. mit 3,673,000 Ew.), und das katholische Belgien,
das Land der Gewerbe, bis zu seinen an Ludwig Xiv. verlöre-
nen Provinzen (535 Qm. mit fast 5,000,000 Ew.). Jenes mit
holländischer Landessprache (Neederduitsch)*); dieses mit vlämi-
scher Volkssprache bis zur Sprachgrenze Dünkirchen, Brüssel,
Mastricht, unter dem Druck des Französischen, der Sprache der
Regierung und der südlich von jener Grenze wohnenden Wal-
lonen. Zwischen diesen und Trier der 46 Qm. große deutsche
Theil des Herzogthums Luxemburg, das durch Personalunion
mit dem Königreiche der Niederlande verbunden, durch Handels-
interessen (Zollverein) vom deutschen Hinterlande abhängig ist.
Das Kolonialgebiet des Königreichs der Niederlande.
Von den zur Blütezeit der Republik der General-Staaten den
*) Der einzigen niederdeutschen Schriftsprache mit selbständiger Litera-
tur. Der friesische Dialect ist durch sie verdrängt. — Das Vlämische ein
dem Holländischen zunächst verwandtes Niederdeutsch. Die Wallonen im
Hügel- und Berglande Reste der belgischen mit Romanen gemischten Bevöl-
kernng, 3/8 gegeh 5/8 Vlamländer.
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— 4 —
und Lothringens zu den Ardennen und dem vlämischen Tieflande>
und die politische Grenze ein farbenreiches Geschichtsbild umrah-
men. „Derrhein, Deutschlands Strom, nicht Deutsch-
lauds Grenze."^) Folgen undeutscher Politik: das Quell-
und Mündungsland des Rheins, lange Zeit auch Elsaß nebst
dem Plateau von Lothringen, außerhalb deutscher Machtsphäre.
Preußens Wacht am Rhein. Im O. ist der südliche Theil ein
gegen Ungarn mit seinen Nebenländern und gegen Galizien ge-
öffnetes Gebirgslcmd, der nördliche unbegrenztes Tiefland gegen
Polen und Rußland. Die seit der Karolinger Zeit gegründeten
Marken von Schleswig bis Friaul: Zeugnisse vom siegreichen
Vorschreiten der deutschen Macht im Tieflande und von seiner
Erhaltung im Gebirgslande. Im W. ist die Sprachgrenze nicht
soweit zurückgedrängt, als sie im O. vorgerückt ist. Daher große
Menge flavischer**) Ortsnamen vom Elbgebiete an; deutsche
Ortsnamen in Hochburgund und Lothringen, keltische und römische
im W. und S.
Von der Stellung dieses „Landes der Mitte" zeugen ferner
die mit dem Blute fast aller europäischer und vieler asiatischer
Völker getränkten und befruchteten Felder, zeugt das Zu- und
Ausströmen der Kultur, der universelle Zug iu Charakter und
Denkuugsart seiner Vewohner***), zeugen die Wanderungen sei-
ner Stämme und die Wanderlust der Einzelnen. Kein bekanntes
Land der Welt ohne deutsche Niederlassungen; hervorragend an
Zahl iu den slavischen und Donauländern, in Paris (?), Lon*
don und Nordamerika. Gegen die Schweiz und die Nieder-
lande „grenzt Deutschland an sich selbst." Preußens deutsche Auf-
gäbe im Eonfliet mit seiner schwierigen geographischen Stellung;
diese Schwierigkeiten gehoben seit 1866. Das neue deutsche
Reich enthält 9318 Q.m. mit 41000000 Ew. (davon Preu-
ßen 6326 Q.m. mit 24700000 Ew.), Deutsch-Lützelburg 46
Q.m. mit 200000 Ew., Deutsch - Oestreich nebst Liechtenstein
3607 Qm. mit 14000000 Ew.
*) Flüsse sind keine natürlichen Grenzen. Die fixe Idee der Franzosen
beruhte zum Theil auf der Verwechselung von Gallien mit Frankreich, zum
Theil auf der Zersplitterung Deutschlands.
**) Doch läßt nicht immer der flavische Namen auf slavischen Ursprung
schließen.
***) Der Trieb nach Absonderung und Vereinzelung entspricht der Glie-
dernng des Landes. Die geschlossenen Gaue; die abgeschlossenen Alpenthäler.
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Extrahierte Ortsnamen: Lothringens Deutschlands Rheins Lothringen Rhein Galizien Hochburgund Lothringen Donauländern Paris Nordamerika Deutschland Deutsch-Lützelburg Liechtenstein Gallien Frankreich Deutschlands
— 14 —
das der Stammesunterschiede verwischt worden Ware:*) Poli-
tische Zersplitterung als Abbild der Bodenverhält-
nisse. Nur östlich vom Böhmer Walde von Alters her ein
großes geschlossenes Territorium. Die Gebirge selten ein Hin-
derniß zahlreicher Bevölkerung; der Boden reich an minera-
tischen Schätzen (Erze, Kohlen, Mineralquellen, besonders in
nördlichen Theilen), an Wein und Obst an den Abhängen und
in den Thälern (die Weingrenze die nördlichste der Erde), an
Buchen-, Eichen- und Tannenwäldern auf den Höhen. Wenige
Plateaux so unfruchtbar wie das der westlichen Eifel.
Das wichtigste Glied das durch Natur, Kunst und Geschichte
bevorzugte Uferland des Rheins.
1. Der Rhein, die große Pulsader des mitteleuropäischen
Völkerlebens, durchschneidet nach dem Durchbruche zwischen Jura
und Schwarzwald das Land von Basel an in nördlicher, von
Bingen an in der der normalen (Elbe) folgenden Richtung;
regelmäßig schiffbar von Mannheim**) an. Bis zum Tau-
nns, dem „Hüter der Traube" am Rheingau hin zwischen para^
lelen Wänden die 2—6 Meilen breite und gegen 40 Meilen
lange oberrheinische Tiefebene, an welche sich die Wetterau
und das untere Maingebiet anschließt, ein altes, durch Ausschü'-
tungeu des Stroms und seiner Zuflüsse erhöhtes, zwischen Elsaß
und Breisgau der Schifffahrt noch nicht günstiges Seebecken,
ausgezeichnet durch die buchtenreichen Bergränder des Wasgen-
und Schwarzwaldes (nebst ihren nördlichen Fortsetzungen), durch
mildes Klima, fruchtbaren Sandboden, südlichere Vegetation. Das
Weinland. Von Bingen bis Bonn ein 16 Meilen langer,
die Schifffahrt jetzt nicht mehr hindernder, mit alten Burgen auf
den Höhen und noch älteren Städten am Ufer geschmückter Spalt***)
im niederrheinischen Schiefergebirge, zwischen Coblenz und An-
dernach zu einer kleinen Ebene erweitert. Bei Bonn unterhalb
der vulkanischen bewaldeten Kegelgruppe des Siebengebirges f)
*) Das fränkische Coburg von dem durch den Rennsteig (Rain) getrenn-
ten thüringischen Gotha noch heute innerlich getrennt.
. **) Dem Badenschen Mannheim gegenüber der Bairische Ludwigshafen
^oeide in der zerstückelten Kurpfalz), wie das Hannöversche Geestemünde
gegenüber dem Bremerhafen, Erinnerungen an das vielgefpallene Deutschland.
***) In ihm Caub. Neujahrsgruß von 1814.
t) Noch weiz ich an im mere, daz mir ist bekant (Nibel. Not. 10'.
Lachm.)
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— 17 —
Hofen ist Lützelburgs Bedeutung geschwunden. — b) Das nie-
derrheinische Bergland, der westliche Theil des jenseits seines
großen Querspalts bis zum Wefergeblet reichenden niederrheini-
schen Schiefergebirgs*) erhebt sich aus dem südlichen Plateau
und senkt sich nach N. u. W. allmählich zur Tiefebene. Bedeu-
tendere Bergrücken und Kegel im O. Das Plateau durch viele
tiefe Flnßthäler gespalten; der größte Querspalt der der Maas
(von Sedan her bis Lütt ich) in dem außerhalb Deutschlands
liegenden Theile; der größte und tiefste Längenspalt das hier
auffallend gewundene und darum nicht als große Straße nutz-
bare weinreiche Moselthal von Trier bis Coblenz; zwi-
schen diesem und dem der Nahe der H uns rück, ein an das
Saarbrücker Plaleau anschließendes durch den Rhein vom Tau-
nus getrenntes Plateau mit parallelen waldigen Bergzügen.
Nördlich zwischen Mosel und Rhein die früher theilweis kahle,
jetzt der Waldkultur zurückgegebene vulkanische Eisel (Brand-
feld), mit Basaltkegeln, Kraterseen (Maare). Ihr nordwestlicher
Theil zwischen Roer und Maas: die hohe Veen (Fenn-Sumpf),
auf der Höhe große Torfmoore, an den Abhängen reiche Kohlen-
und Eisenlager für die Industrie von Lütt ich und Aachen.
Zwischen diesen Städten und Mastricht in der vorliegenden
Maasniederung ein Dreieck auf der Basis der Maas: Wiege der
Karolinger Macht. — Westliche Fortsetzung der Eifel: die Ar-
dennen, mit welliger Oberfläche, theils Laubwald, theils magere
Weide oder Moor; an den Rändern und in den Flußthälern
reich belebt (s. die Niederlande S. 38).**)
Die nordöstliche Fortsetzung:
3. Das ostniederrheinische und westfälische Berg-
land; von den rechtsrheinischen Nebenflüssen durchschnitten. Aus
dem Rhein- und Mainthale steil aufsteigend als Fortsetzung des
Hnnsrück: das waldige durch die Bäder belebte Plateau des
Taunus (Feldberg 2600') mit Spuren des bis Regensburg
sich erstreckenden limes Romanus; der Ostrand fällt sanft zur
Wetterau und dem hessischen Berglande ab. Das tiefe, reich
*) Beiden Theilen gemeinsam auch der Reichthum an Eisen und Kohlen
sowie die Reize der belebten Flußthäler neben der Oew auf den Hoch-
flächen.
**) Der größte südwestliche Theil dieses Ardeunenlandes wie das nörd-
lich daranstoßende Tiefland, altes austrasisches Land, von Deutschland los-
getrennt, nur der Luxemburgische Winkel zwischen Sauer und Mosel außer
der Sprache noch durch materielle Interessen des Zollvereins mit Deutsch--
land verbunden.
Götze, geographische Repetitionen. 2
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Ortsnamen: Hofen Sedan Deutschlands Coblenz Rhein Rhein Maas Aachen Niederlande_S. Rhein- Mainthale Taunus_(Feldberg Regensburg Wetterau Deutschland Luxemburgische
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verlor. Von ihm berufen wurde das Concil zu Nicäa abgehalten (325), auf welchem die Zeit des Osterfestes bestimmt und die Wesenseinheit Christi mit Gott zum Glaubenssatz erhoben ward. Daß derselbe Kaiser die Herrschaft über Rom dem dortigen Bischof geschenkt habe, ist eine mittelalterliche Erfindung, welche insofern verhängnisvoll ward, weil auf sie gestützt die Päpste den Anspruch auf die Weltherrschaft erhoben haben.
Unter Constantins Söhnen erwarb Constantins, dessen Namen die Stadt Constanz trägt, durch Mord und Krieg die Alleinherrschaft; im Besitze derselben widmete er seine Aufmerksamkeit mehr den Streitigkeiten der Theologen, welche trotz der Entscheidung des nicanischen Concils zwischen Arins und Athanasius schwankten, als der Regierung des Reichs. Unterdessen gieng es am Oberrhein scharf her, da die Alamannen, ein deutscher Völkerbund, das Elsaß zum Eigentum begehrten. Des Kaisers einzig übrig gebliebener Vetter Julian, der aus klösterlicher Stille zum Schirmvogt des Westens berufen von dem glänzenden Trier aus mit Eifer und Geschick seine Aufgabe erfüllte, schlug ihren Anführer Knotomar bei Straßburg (357) und zeigte zum letzten Male die Ueberlegeuheit der römischen Waffen und List. Bald darauf bestieg er selbst den Thron, versuchte, jedoch erfolglos, das Heidentum in seiner edleren Gestalt wieder aufzurichten und wurde nicht durch angriffsweises Vorgehen, sondern durch Auffrischung der klassischen Bildnng und durch Zurücksetzung der christlichen Beamten ein Verfolger der Kirche. Die erbitterten Bischöfe und das fanatisierte Volk haben ihm daher den Namen Apostata, d. i. Abtrünniger, gegeben. Er starb aus einem Zuge gegen die Perser schon nach 20monatlicher Regierung (363). Nach ihm gab es nur noch christliche Kaiser.
§ 52. Literatur und Limit. Rückblick.
Nur sehr spärliche Reste altitalischen und altrömischen Schrifttums sind auf uns gekommen und berechtigen uns zu dem Schluffe, daß es mit den Römern vor den punischen Kriegen, sowohl was die Form als den Inhalt der literarischen Denkmäler betrifft, recht ärmlich bestellt war. Auch von da an entwickelte sich die Dichtkunst fast nur nach dem Vorbilde der Griechen, wurde auch, wenigstens in der ersten Zeit, mehr von Nichtrömern gepflegt. Bemerkenswerth sind die der attischen neueren Komödie nachgebildeten Lustspiele des Plautus und des afrikanischen Terenz. Lukrez schloß sich an ein epikureisches
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
TM Hauptwörter (200): [T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]