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Ii. Das deutsche Reich unter den
sächsischen Königen.
Sis —1824.
Nach der kurzen, aber stürmisch - bewegten Regierung des
sonders von den Franken und Sachsen gewählten, von der Geist-
lichkeit gestützten Franken Konrad I. (911—918) beginnt die
eigentliche Neubildung eines deutschen Reiches durch das Sächsische
Haus, dein sich anfangs nur die Franken fügen.
1. Heinrich I. 919—936, ein geborner Staatsmann, dessen 7*ti,c,u-u
praktischer Blick auf das Nächste und Erreichbare gerichtet blieb,
im Innern auf die Einigung des Reichs bei Achtung der Eigen-
thümlichkeiten bedacht, der Kirche gegenüber selbständig, der Ein-
mischung in die westlichen und südlichen Nachbarreiche abhold,
dagegen die Mission der Deutschen gegen die halbbarbarischen
Länder des Ostens erkennend und übend; — nach dieser Seite der
Fortsetzer der Politik Karls des Gr. — a. Einigung des
Reichs durch die Unterwerfung Burchhards von Schwaben920,
Arnulfs des Bösen von Bayern 921 und Giselberts von Loth-
ringen 925, Anerkennung der Herzoge als Stammeshäupter, doch
mit Wahrung der königlichen Rechte. — b. Seine Siege über
Ungarn, Wenden und Dänen: Nach dem Verwüstungszug
der Ungarn im Jahr 924 ein neunjähriger^ Waffenstillstand (mit
Tributzahlung in Folge mangelhafter Rüstung), doch nur für
Sachsen gültig. — Zweifache Vorbereitung Heinrichs: Durch die
s. g. Städtegründungen und die Entwicklung des Rei-
terdienstes. Errichtung fester Burgen in den Marken; der
neunte Mann von den mit Lehen ausgestatteten Dienstleuten zieht
in die Stadt, ein Drittheil der Feldfrüchte ebendahin abgeliefert;
die acht übrigen säen und erndten. Rückwirkung dieser Maßregel
aus den Städtebau in dem bis dahin städtelosen Sachsen. ■—
Durch die Organisierung des Reiterdienstes tritt an die Stelle
des alten Volksheeres (Heerbannes) ein Reiterheer.
920
921
92i
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Extrahierte Personennamen: Konrad_I. Heinrich_I. Karls Burchhards_von_Schwaben920 Heinrichs Heinrichs
48
seinem Tod 965 in zwei Herzogtümer, Ober - und Niederloth-
ringen getheilt. Durch den deutschen Bürgerkrieg gelockt, fallen
die Ungarn — zum letztenmal — in das Reich ein. Ottos
Sieg auf d em Lechfeld mit der Macht des wieder geeinigten
Reiches 955. Eroberung der bayrischen Ostmark (Oesterreich).
Berengars Abfall und Angriffe gegen den Pabst bestimmten
961—965 Otto zum zweiten Römerzug 961—965. Völlige Beseitigung
Berengars. Ottos Kaiferkrönung („sanctus imperator“)
durch Pabst Johann Xii. Seitdem Grundsatz: nur der deutsche
König zum Kaiserthum fähig, die Verleihung aber nur in Rom
möglich. — Zerwürfnisse mit dem Pabst, dessen Absetzung und
Wahl Leos Viii, den Otto gegen alle Angriffe hält. Auf einem
dritten Römerzug 966—972 völlige Unterwerfung der auf-
ständischen Römer (der Präfect Peter); Befestigung der pübst-
lichen Macht in Rom (Johann Xiii) und Herstellung des Kirchen-
staates. — Vermahlung seines Sohnes und Thronerben Otto mit
Theophano, der Tochter des griechischen Kaisers Romanus, Ii,
zum Zweck der Erwerbungen der süditalischen Territorien. —
Ottos d. Gr. Tod zu Memleben, Beisetzung zu Magdeburg.
3. Ottcho Ii 973—983, ein begabter, kühnstrebender, aber
leidenschaftlicher Fürst, a. Sicherung des Friedens im
Innern und der R e i ch s g r e n z e n: Absetzung Heinrichs Ii,
des Zänkers, von Bayern (seit 955 Herzog), Abtrennung der
Mark Kärnthen von Bayern und Erhebung zum selbständigen
Herzogthnm. •— Ottos Einfall in Frankreich gegen König Lothar,
der ihn in Aachen bedroht hatte. Aussöhnung beider Könige 980;
Sicherstellung Lothringens. — 5. Sein Römerzug 980;
Kaiserkrönung 981. Griechen und Araber gegen Ottos Absichten
auf Süditalien; seine Niederlage und wunderbare Lebensrettnng
in Calabrien 982. —
4. Otto Iii 983—1002, bei feiner Thronbesteigung 4 Jahre
alt. Ein Fremdling unter den deutschen Königen; hochgebildet,
streng kirchlich, aber ohne kriegerische und politische Thalkraft.
Seine Abneigung gegen alles Deutsche, blinde Vorliebe für Rom
und den Süden; seine Kaiserkrönung, 996. Einflüsse seiner Mutter
und Großmutter Theophano und Adelheid, des Erzbischofs Wil-
ligis von Mainz und Gerberts von Rheims, des späteren Pabstes
Sylvester Ii. —
Aussöhnung mit Heinrich dem Zänker, der sein Herzogthnm
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Extrahierte Personennamen: Ottos Berengars Otto Berengars Ottos Pabst_Johann Johann Leos Leos Otto Peter) Johann_Xiii Johann Otto Kaisers_Romanus Ottos Ottcho Heinrichs Heinrichs Ottos Lothar Ottos Otto Großmutter_Theophano Adelheid Gerberts_von_Rheims Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Niederloth- Ungarn Ottos Oesterreich Ottos Rom Rom Ottos Memleben Magdeburg Bayern Ottos Frankreich Aachen Lothringens Ottos Calabrien Rom Mainz
aus suevischen Völkerresten (besonders Hermunduren s. ob. S. 9)
entstanden, bildeten später ein Königreich zwischen Donau und
Harz. Zwiespalt Königs Herwanfried (Hermenfred) mit seinen
Brüdern, nach deren Beseitigung mit fränkischer Hülfe dem Franken-
könig Theoderich der Lohn an Land vorenthalten wird. Daher
Krieg, in welchem Hermanfried gegen Franken und Sachsen Reich
und Leben verliert. Der Norden des Thüringerlandes wird säch-
sisch, der Süden fränkisch (dem Namen nach wohl erst später?),
nur in dem Mittellande zwischen Unstrut und Thüringer Wald,
später mit einem Herzog unter fränkischer Hoheit, erhält sich der
Namen des Landes.
So wurde nach dem Zuwachs an romanischen Gebietstheilen
im Westen durch Erweiterung der fränkischen Herrschaft über große
Strecken deutschen Landes das Gleichgewicht beider Nationalitäten
in etwa hergestellt.
Nach dem Sinken der ostgothischen Macht unterwerfen sich
dem Frankenreiche ferner: die Provence, die Herzogthümer
Alemannien und Bayern; letzteres doch wesentlich selbständig
unter Agilolsingischen Erbherzögen. —
Noch zweimal einigte sich das Frankenreich in einer Hand:
I. unter Chlotar I. Chlodwigs jüngstem Sohn 558'—561.
Ii. unter Chlotarii. des ersten Chlotar Enkel 613 — 628.
Grundzüge des Staatslebens unter den Merowin-
gern: Neben einzelnen römischen Einrichtungen, die der Sieger
herüber nahni, ist die Grundlage des Merowingifchen Staates in
der Königsgewalt, der Heerverfasfung, der Rechtspflege echt ger-
manisch. Die Verschmelzung der beiden Nationalitäten drang am
meisten im Norden Galliens (nördlich der Loire) durch, im Süden
standen sich Romanen und Franken noch lange schroff gegenüber.
Nach Chlotars I. Tod allmähliche Scheidung des Reichs in
Austrasien, Neustrien, Burgund. —
Einteilung des Reichs in Grafschaften, im germanischen
Theile den alten Gauen, in den romanischen den Stadtgebieten
entsprechend. Der Graf (oorn68, grafjo), an Stelle der alten
Gaufürsten (xi-ineixos) getreten, ist der vom Staatsoberhaupt er-
nannte Vertreter der königlichen Gewalt und Rechte. Seine Func-
tionen: die Erhebung der königlichen Einkünfte, Rechtspflege,
Leitung des an den Grundbesitz geknüpften Heerbanns in den
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34
Seine Persönlichkeit: sein Aeußeres im Alter beschreibt
Einhard V. Carol. M. c. 22, z. B. formae auctoritas ac dig-
nitas tarn stanti quam sedenti plurima; /dann: incessu firmo
totaque corporis habitudine yirili; Kleidung und Nahrung c.
23 und 24; geistige Interessen c. 25 flg. — Geburtsjahr (742
oder 747?) und Geburtsort ungewiß. Mangelhafte Jugendbil-
dung. Etwa 26jährig folgte er seinem Vater in Gemeinschaft mit
seinem Bruder Karlmann. Theilung des Reiches, nicht nach
Nationen des Ostens und Westens, sondern in eine nördliche und
südliche Hälfte, doch mit Festhaltung des Begriffes der Einheit.
Nach Karlmanns Tod 771 Alleinregiernng Karls mit Ausschluß
der unmündigen Söhne seines Bruders.
A. Seine Kriege.
I. Langobardenkriege 773 — 74: Karl, des Lango-
bardenkönigs Desiderius Schwiegersohn, verstieß seine Gemahlin.
Die Folge war der vergebliche Versuch des letzteren, den Pabst
zur Salbung der Söhne Karlmanns zu bestimmen. Bedrängung
Roms; Karls Hülfezng und Besuch in Rom zum Osterfest 774;
Erweiterung des patrimonium Petri. Fall der langobaroischen
Hauptstadt Pavia; Desiderius wird Mönch; Karl König der
Langobarden; — doch mit großer Selbständigkeit der langvbar-
dischen Einrichtungen und Gesetze. — Beseitigung der fast sou-
veränen Herzogsgewalt in Frianl, Benevent und Spoleto in den
nächsten Jahren; 780 Karls Sohn Pippin Unterkönig von
Italien. —
Ii. Sachsenkriege: Die Wohnsitze der Sachsen damals
von dex Eider bis zum Zusanunenfluß von Werra und Fulda,
von Elbe und Saale bis zum Rhein. Haupttheile des Stamms:
Wesffalen, Engern, Ostfalen (auch Osterleute); dazu die Nord-
albinger oder Nordleute. Die politische Form noch die alte Volks-
verfassung: die Gaugemeinden unter Fürsten, im Kriege ein
gemeinsamer Heerführer innerhalb jener 4 Theile des Volks.
Zweifelhaft, ob ein allgemeiner Landtag aller Sachsen (zu Marklo
an der Weser?) stattfand. Drei Stände: Edlinge, Frilinge,
Lassen (Liten).
Alter Gegensatz der christlichen Franken und heidnischen
Sachsen; langjährige Grenzstreitigkeiten; Karls Ziel die Unter-
werfung und Bekehrung des Volkes, das zugleich für beu alten
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Extrahierte Personennamen: Einhard_V._Carol Karlmann Karlmann Karlmanns Karls Karl Karl Desiderius_Schwiegersohn Karlmanns Karls Karl_König Karl Karls_Sohn_Pippin Karls Pippin Sachsenkriege Karls
Extrahierte Ortsnamen: Karlmanns Karls Söhne_Karlmanns Roms Karls_Hülfezng Rom Petri Pavia Spoleto Italien Sachsen Fulda Rhein Sachsen Sachsen Karls
44
fahren von außen (vor allem jetzt durch die Ungarn) entwickeln
sich die Keime zu ganz neuen politischen Zuständen.
I. Die deutschen Herzogthümer: Mit dem Zerfall des
Frankenreichs und der karolingischen Reichsverfassung tauchen wie-
der die alten deutschen Landestheile auf; — je schwächer das
Haupt, desto selbständiger die Glieder. — Allmählich treten an
die Spitze dieser Theile — Sachsen mit Thüringen, Bayern,
Schwaben, Franken und das zwischen Ost- und Westfranken
schwankende Lothringen — fast unabhängige Herzöge, deren
Gewalt sich auf verschiedenen Wegen bildet. In Franken die
Konradiner, in Sachsen die Liudolfinger, in Schwaben
Erchanger, in Bayern Arnulf, in Lothringen Reginar,
der das Land dem westfränkischen König überliefert.^
Ii. Ursprung des Lehnswesens: In diese stürmische
Zeit fällt die Auflösung der karolingischen Gauverfassung: Unter-
gang des^ fränkischen Heerbanns und der altgermanischen Gemein-
freiheit. Aus der vormaligen Gemeinde der' Freien entstehen
durch Uebertragung der kleineren Grundstücke auf mächtige Grund-
herren neue persönliche Verhältnisse des Schutzes, der Abhängigkeit,
des Dienstes; gegen Zins, Schutz und Sicherheit. Allmähliches
Herabfinken der kleinen Leute von Zinspstichtigkeit (Hintersassen
oder Vogteileute) zur Hörigkeit. Nur in den Alpen, in den frie-
sischen Marschen, hier und da in Niedersachsen erhielt sich ein
Stamm kleinerer Grundbesitzer. — Außerdem dauerte hinter den
Mauern mancher Städte ein Kern von Altfreien (Patriciat) fort;
der Anfang eines freien Bürgerstandes und der Blüthe deutschen
Städtelebens. Die hohe Bedeutung des Waffendienstes ent-
wickelt das fcf;ou in der fränkischen Zeit entstandene Vasallen-
thum (vasalli 8. vassi). Der Vasall wird durch den Lehnseid
ein Mann seines Dienstherrn. Verwandlung des freien Besitzes
in Lehen (llenelloinra). — Daneben die ministeriales, un-
freie Dienstleute des Adels und der Geistlichkeit, mit Hof- und
Hausämtern betraut, aus denen ein neuer Adel erwächst. —
Königthum, Lehnsverfassung und Städtewesen die
großen politischen Formen des Mittelalters.
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86
U
Vergebliche Versuche Ludwigs, mit den Päbsteu sich auszu-
söhnen, trotz aller Demütigungen. Der Kurverein von Rense
<338 1338 auf Anlaß des Erzbischofs von Mainz gegen die Eingriffe
Frankreichs und die Uebergriffe der Kirche gestiftet, zur Wahrung
der nationalen Selbständigkeit. — Einstimmiger Beschluß: ein
durch alle oder die Mehrheit der Wahlfürsten gewählter König
bedarf nicht der Bestätigung des römischen Stuhles. Ludwig er-
klärt in einem Manifest auch die Kaiserwürde für unabhängig
vom Pabst.
o. Ludwigs Hauspolitik: Erwerbung der Mark Bran-
denburg nach dem Aussterben der Askauier mit Waldemar dem
Großen (-f 1319); Belehnung des 8jährigen Ludwig 1323; —
Verschmelzung des erledigten Herzogthums Niederbayern mit Ober-
bayern, dem Stammland des Kaisers; Vermählung Ludwigs von
Brandenburg mit Margaretha Maultasch, der Erbin von Tyrol
1342 1342. Seiner Gemahlin Erbschaft von Holland, Seeland, Fries-
1345 land, Hennegau 1345; — die Wittelsbachische Hausmacht von
Nord- und Ostsee bis zur Adria.
Wahl des Gegenkönigs Karl Iv von Mähren, Sohn Jo-
hanns von Böhmen (ß in der Schlacht bei Crecy 1346) unter
Einfluß des Pabstes Clemens Vi. Ludwigs Tod 1347.
6. Karl Iv (1347—1378), nach dem Tode des von der bay-
rischen Partei ausgestellten Gegenkönigs Günther von Schwarz-
burg (f 1349) einhellig anerkannt; — der gelehrteste unserer
Könige („quinque linguarum peritissimus“) und einer der staats-
klugsten, „Böhmens Vater, des h. römischen Reiches Erzstiefvater"
(Ausspruch Maximilians I); friedliebend und thätig.
a. Sein Wirken in Böhmen: Das slavisch-deutsche, mit
dem Reiche nur locker verbundene Böhmen sein Vaterland und
Lieblingsaufenthalt, der Schwerpunkt und die Grundlage seiner
Macht, das Böhmische seine Muttersprache. — Ausgezeichnete Ver-
waltung des Landes, das er für ein Erb reich seines Hauses er-
klärt ; Böhmens Glanzpunkt unter diesem seinem volksthümlichsten
Fürsten. Aufblühen seiner Residenz Prag; Gründung der dor-
1348 tigen Universität, der ersten Deutschlands 1348, nach dem Muster
der Hochschulen von Paris, wo Karl selbst studiert hatte, und
Bologna.
Vergrößerung seiner böhmischen Hausmacht, zu der auch
Mähren, Schlesien, die Oberpfalz und die Lausitz gehören, durch
die Mark Brandenburg, (der falsche Waldemar 1348—1350)
!
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwig_er- Ludwig Ludwigs_Hauspolitik Ludwigs Waldemar Ludwig Ludwig Ludwigs_von
Brandenburg Ludwigs Margaretha_Maultasch Karl_Iv_von_Mähren Karl hanns_von_Böhmen Clemens_Vi Ludwigs Karl_Iv Karl Günther Maximilians Karl Karl Waldemar
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Frankreichs Niederbayern Tyrol Holland Seeland Hennegau Ostsee Adria Crecy Maximilians Deutschlands Paris Bologna Schlesien Brandenburg
Iv. Außerdrnljche Länder.
A. Italien.
Initalien bildete sich seit dem Ende dermaufischen Periode ein
Anzahl selbständiger Staaten; — ein arges Mißverhältniß zwischen
der hochgestiegenen Geisteskultur und der politischen Haltlosigkeit der
Halbinsel. Zerrissenheit, Parteifehden, ein Durcheinander und Neben-
einander republikanischer und monarchischer Staatsformen, bei aller
Auflösung in den edleren Geistern des Volks eine lebendige Sehnsucht
nach Vereinigung und Einheit der Theile.
Sechs Hauptstaaten treten auf der Halbinsel hervor, l) Zer-
splitterung des Kirchenstaates während des Exils der Päbste in
Aviguon; Adelsparteiungen in Rom. Der Volkstribun Cola di Rienzi
1347 (s. S. 87). Nach der Rückkehr der Päbste Wiedervereinigung
des Gebietes, Centralisierung der Staatsgewalt unter Alexander Vi
(Borgia) am Ende des Mittelalters. — 2) Neapel zuerst in den
Händen des Hauses Anjou, dann nach dem Aussterben von dessen
Mannsstamm, seit der Regierung der viermal vermählten Johanna I
(1343—1332), ein Spielball innerer Fehden und der verschiedensten
Thronbewerber. Am Schluß der Periode fällt Neapel au das Ara-
gonesische Haus, mit dem schon seit 1409 Sicilien vereinigt war. —
3) Florenz (Firenze la bella), schon nach seiner geographischen
Lage dazu berufen das Gleichgewicht zwischen den nach der Hegemonie
strebenden Staaten des Nordens und Südens aufrecht zu erhaltene
bietet in seiner Geschichte ein buntes Bild aller möglichen Verfassungs-
formen. Im 12. Jahrhundert aristokratisches Stadtregiment, dann Be-
kämpfung und Sturz des ghibellinisch gesinnten Adels durch die Zünfte.
Nach mancherlei Wechsel Sieg der vollendeten Demokratie 1378. Er-
hebung des Hauses Medici (Johann, Cosmo, Lorenzo ,,il magnificou),
unter dessen Primat Florenz im 15. Jahrhundert als Handelsplatz
und Geldmarkt, als Fabrikort und Kunststätte, als Hauptsitz der Literatur
und Wissenschaft der Zeit die erste Stelle unter den Städten Italiens
einnimmt. Einigung der tuscischen Landschaft schon im 13. Jahr-
hundert. — 4) Mailand (Milano) einst die Führerin der lombar-
dischen Städtefreiheit (s. ob. S. 65 und 72), nach kurzer Herrschaft
der welfisch gesinnten della Torre's seit 1277 unter dem ghibellinischen
Hause Visconti, das, von König Wenzel 1395 mit der Herzogs-
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Vi
(Borgia Alexander Johanna_I Johann Lorenzo
- 82 —
verlor. Von ihm berufen wurde das Concil zu Nicäa abgehalten (325), auf welchem die Zeit des Osterfestes bestimmt und die Wesenseinheit Christi mit Gott zum Glaubenssatz erhoben ward. Daß derselbe Kaiser die Herrschaft über Rom dem dortigen Bischof geschenkt habe, ist eine mittelalterliche Erfindung, welche insofern verhängnisvoll ward, weil auf sie gestützt die Päpste den Anspruch auf die Weltherrschaft erhoben haben.
Unter Constantins Söhnen erwarb Constantins, dessen Namen die Stadt Constanz trägt, durch Mord und Krieg die Alleinherrschaft; im Besitze derselben widmete er seine Aufmerksamkeit mehr den Streitigkeiten der Theologen, welche trotz der Entscheidung des nicanischen Concils zwischen Arins und Athanasius schwankten, als der Regierung des Reichs. Unterdessen gieng es am Oberrhein scharf her, da die Alamannen, ein deutscher Völkerbund, das Elsaß zum Eigentum begehrten. Des Kaisers einzig übrig gebliebener Vetter Julian, der aus klösterlicher Stille zum Schirmvogt des Westens berufen von dem glänzenden Trier aus mit Eifer und Geschick seine Aufgabe erfüllte, schlug ihren Anführer Knotomar bei Straßburg (357) und zeigte zum letzten Male die Ueberlegeuheit der römischen Waffen und List. Bald darauf bestieg er selbst den Thron, versuchte, jedoch erfolglos, das Heidentum in seiner edleren Gestalt wieder aufzurichten und wurde nicht durch angriffsweises Vorgehen, sondern durch Auffrischung der klassischen Bildnng und durch Zurücksetzung der christlichen Beamten ein Verfolger der Kirche. Die erbitterten Bischöfe und das fanatisierte Volk haben ihm daher den Namen Apostata, d. i. Abtrünniger, gegeben. Er starb aus einem Zuge gegen die Perser schon nach 20monatlicher Regierung (363). Nach ihm gab es nur noch christliche Kaiser.
§ 52. Literatur und Limit. Rückblick.
Nur sehr spärliche Reste altitalischen und altrömischen Schrifttums sind auf uns gekommen und berechtigen uns zu dem Schluffe, daß es mit den Römern vor den punischen Kriegen, sowohl was die Form als den Inhalt der literarischen Denkmäler betrifft, recht ärmlich bestellt war. Auch von da an entwickelte sich die Dichtkunst fast nur nach dem Vorbilde der Griechen, wurde auch, wenigstens in der ersten Zeit, mehr von Nichtrömern gepflegt. Bemerkenswerth sind die der attischen neueren Komödie nachgebildeten Lustspiele des Plautus und des afrikanischen Terenz. Lukrez schloß sich an ein epikureisches
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20
bildeten, hatten keinen Bestand; der Sturm der Zeiten zerstrte sie wieder. Nur das Frankenreich erhielt sich. Die tapferen Franken waren dazu befhigt und berufen, eine groe Rolle in der Geschichte der Völker zu spielen: von dem Niederrhein aus, wo wir sie zuerst finden, sollte ein Weltreich erobert werden.
Die Franken waren, wie wir bereits wissen (S. 12), ein Vlkerbund. Es waren darin Sigambrer, Brukterer, Chamaver, Katten, Amsivarier enthalten. Die Franken saen ursprnglich auf der rechten Rheinseite und machten viele Einflle in das linksrheinische Gebiet der Rmer. Zu Anfange des 5. Jahrhunderts finden wir einen Theil derselben, die ripuarischen d. H.ufer-franken, auf rmischem Gebiete, zu beiden Seiden des Rheines um Kln, welches ihre Hauptstadt war. Die salischen Franken finden wir zwischen Issel, Maas und Schelde; die von Au-gustus auf die linke Rheinseite verpflanzten Sigambrer*) bildeten den Kern dieses Vlkerbundes. Die salischen Franken verbreiteten sich 406 während einer groen Vlkerwanderung (S. 15) durch Belgien.
Die Könige der salischen Franken hatten den Namen Me-rovinger, indem sie ihr Geschlecht auf Merovech, dessen Ur-sprung fabelhaft ist und der 458 gestorben sein soll, zurck-fhrten. Nach einer andern Annahme haben die Merovinger ihren Namen von der Meruwe Meerau, (Meergau). Mero-vechs Sohn war Childerich, der Vater des groen Chlodwig.
Chlodwig(481511) grndete, nachdem ebendas westrmische Reich untergegangen, die frnkische Monarchie. Chlodwig war ein Mann von scharfem Blick, khnem Unternehmungsgeist; kein Mittel war ihm zu schlecht, wenn es galt, seine Zwecke zu erreichen. Sein nchstes Ziel war die Eroberung Galliens. Im mittleren Gallien bestand noch ein Rest rmischer Herrschaft unter Syagrius; diesen besiegte er im Jahre 486 bei Soissons. Syagrius floh
*) Chlodwig war ein Sigambrer, wie wir aus der Anrede wissen, die der Bischof Remigius bei der Taufe an ihn richtete: Neige dein Haupt, Sigambrer!*
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