Concil zu Kostnitz. Hussiten.
127
reich gefangen gehalten, und durch die deutschen Fürsten».C.t-
wieder frei, die Beschwerden derselben nicht beachtend, abgesctzt.
8) Ruprecht von der Pfalz vermag weder in Italiener),
noch in Deutschland Ruhe und Ordnung wieder herzustellcn,
und nachdem durch das wegen der Kirchenspaltung gehaltene
Co n eil der Cardin die zu Pisa sogar drei Päbste entstan-^09.
den, stirbt er plötzlich.
9) S ieg m und von Ungarn, nach dem Tode seines 1410.
Mitbewerbers Jobst von Mahren 1411 allgemein anerkannt,
bewirkt durch seinen redlichen Eifer für die Kirche das große
allgemeine Concil zu Kostnitz: Flucht des Pabstes1414.
Johann's Xxiii. mit Hilfe des Herzogs Friedrichs von
Oesterreich; daher dieser in der Rcichsacht und im Banne;
Verlust seiner Lander — Eidgenossen. Johann vorgeladen,
gefangen, abgesetzt. Gregor Xii. legt freiwillig sein Pouti-
sicat nieder; aber Benedict Xiii. in Spanien weigert sich
hartnäckig, wird nicht beachtet.
Johann H u ß eifert zu Prag gleich dem Engländer
Wiclef, gegen die Mißbräuche der Kirche — Ablaß; im
Banne, nach Kostuitz geladen, soll er widerrufen, wird, des
Geleitsbriefs von Siegmnnd ungeachtet, gefangen verbrannt; 1415.
eben so im folgenden Jahre sein Schüler Hieronymus von
Prag. Die Kirchenreform unterbleibt; Martin V. Pabst.
Concordate der einzelnen Nationen; Siegmund getäuscht, ver-
kauft die Mark Brandenburg an Friedrich Vi. von 1417.
Hohenzollern, Burggraf von Nürnberg.
Erbitterung der Hussiten in Böhmen; ihr Prediger
Jakob von Mieß; Versammlungen auf dem Berge Tabor;
blutige Unruhen in Prag unter dem blinden Johann Ziska.1419.
Tod Wenzel's. Verwüstungen an Klöstern und Kirchen.
Siegmund nicht anerkannt. Reichszüge gegen die Hussiten;
Sieg derselben bei Teutschbrod. Verschiedene Parteien unter
ihnen (die beiden Prokope); ihre verwüstenden Züge nach
Schlesten, Mähren, Oesterreich, Baiern rc.
Allgemeines Concil zu Basel*); Vergleich mit den1431.
*) In demselben Jahre Hol wird Jeamie d’Arc, welche Orlean*
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Extrahierte Personennamen: Jobst_von_Mahren Johann's_Xxiii Friedrichs Johann Johann Gregor_Xii Gregor Benedict_Xiii Johann Johann Engländer
Wiclef Schüler_Hieronymus_von
Prag Martin_V._Pabst Siegmund Friedrich_Vi Friedrich Burggraf_von_Nürnberg Jakob_von_Mieß Johann Siegmund
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ungarn Friedrichs Oesterreich Spanien Prag Oesterreich Baiern
48
seinem Tod 965 in zwei Herzogtümer, Ober - und Niederloth-
ringen getheilt. Durch den deutschen Bürgerkrieg gelockt, fallen
die Ungarn — zum letztenmal — in das Reich ein. Ottos
Sieg auf d em Lechfeld mit der Macht des wieder geeinigten
Reiches 955. Eroberung der bayrischen Ostmark (Oesterreich).
Berengars Abfall und Angriffe gegen den Pabst bestimmten
961—965 Otto zum zweiten Römerzug 961—965. Völlige Beseitigung
Berengars. Ottos Kaiferkrönung („sanctus imperator“)
durch Pabst Johann Xii. Seitdem Grundsatz: nur der deutsche
König zum Kaiserthum fähig, die Verleihung aber nur in Rom
möglich. — Zerwürfnisse mit dem Pabst, dessen Absetzung und
Wahl Leos Viii, den Otto gegen alle Angriffe hält. Auf einem
dritten Römerzug 966—972 völlige Unterwerfung der auf-
ständischen Römer (der Präfect Peter); Befestigung der pübst-
lichen Macht in Rom (Johann Xiii) und Herstellung des Kirchen-
staates. — Vermahlung seines Sohnes und Thronerben Otto mit
Theophano, der Tochter des griechischen Kaisers Romanus, Ii,
zum Zweck der Erwerbungen der süditalischen Territorien. —
Ottos d. Gr. Tod zu Memleben, Beisetzung zu Magdeburg.
3. Ottcho Ii 973—983, ein begabter, kühnstrebender, aber
leidenschaftlicher Fürst, a. Sicherung des Friedens im
Innern und der R e i ch s g r e n z e n: Absetzung Heinrichs Ii,
des Zänkers, von Bayern (seit 955 Herzog), Abtrennung der
Mark Kärnthen von Bayern und Erhebung zum selbständigen
Herzogthnm. •— Ottos Einfall in Frankreich gegen König Lothar,
der ihn in Aachen bedroht hatte. Aussöhnung beider Könige 980;
Sicherstellung Lothringens. — 5. Sein Römerzug 980;
Kaiserkrönung 981. Griechen und Araber gegen Ottos Absichten
auf Süditalien; seine Niederlage und wunderbare Lebensrettnng
in Calabrien 982. —
4. Otto Iii 983—1002, bei feiner Thronbesteigung 4 Jahre
alt. Ein Fremdling unter den deutschen Königen; hochgebildet,
streng kirchlich, aber ohne kriegerische und politische Thalkraft.
Seine Abneigung gegen alles Deutsche, blinde Vorliebe für Rom
und den Süden; seine Kaiserkrönung, 996. Einflüsse seiner Mutter
und Großmutter Theophano und Adelheid, des Erzbischofs Wil-
ligis von Mainz und Gerberts von Rheims, des späteren Pabstes
Sylvester Ii. —
Aussöhnung mit Heinrich dem Zänker, der sein Herzogthnm
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Extrahierte Personennamen: Ottos Berengars Otto Berengars Ottos Pabst_Johann Johann Leos Leos Otto Peter) Johann_Xiii Johann Otto Kaisers_Romanus Ottos Ottcho Heinrichs Heinrichs Ottos Lothar Ottos Otto Großmutter_Theophano Adelheid Gerberts_von_Rheims Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Niederloth- Ungarn Ottos Oesterreich Ottos Rom Rom Ottos Memleben Magdeburg Bayern Ottos Frankreich Aachen Lothringens Ottos Calabrien Rom Mainz
86
U
Vergebliche Versuche Ludwigs, mit den Päbsteu sich auszu-
söhnen, trotz aller Demütigungen. Der Kurverein von Rense
<338 1338 auf Anlaß des Erzbischofs von Mainz gegen die Eingriffe
Frankreichs und die Uebergriffe der Kirche gestiftet, zur Wahrung
der nationalen Selbständigkeit. — Einstimmiger Beschluß: ein
durch alle oder die Mehrheit der Wahlfürsten gewählter König
bedarf nicht der Bestätigung des römischen Stuhles. Ludwig er-
klärt in einem Manifest auch die Kaiserwürde für unabhängig
vom Pabst.
o. Ludwigs Hauspolitik: Erwerbung der Mark Bran-
denburg nach dem Aussterben der Askauier mit Waldemar dem
Großen (-f 1319); Belehnung des 8jährigen Ludwig 1323; —
Verschmelzung des erledigten Herzogthums Niederbayern mit Ober-
bayern, dem Stammland des Kaisers; Vermählung Ludwigs von
Brandenburg mit Margaretha Maultasch, der Erbin von Tyrol
1342 1342. Seiner Gemahlin Erbschaft von Holland, Seeland, Fries-
1345 land, Hennegau 1345; — die Wittelsbachische Hausmacht von
Nord- und Ostsee bis zur Adria.
Wahl des Gegenkönigs Karl Iv von Mähren, Sohn Jo-
hanns von Böhmen (ß in der Schlacht bei Crecy 1346) unter
Einfluß des Pabstes Clemens Vi. Ludwigs Tod 1347.
6. Karl Iv (1347—1378), nach dem Tode des von der bay-
rischen Partei ausgestellten Gegenkönigs Günther von Schwarz-
burg (f 1349) einhellig anerkannt; — der gelehrteste unserer
Könige („quinque linguarum peritissimus“) und einer der staats-
klugsten, „Böhmens Vater, des h. römischen Reiches Erzstiefvater"
(Ausspruch Maximilians I); friedliebend und thätig.
a. Sein Wirken in Böhmen: Das slavisch-deutsche, mit
dem Reiche nur locker verbundene Böhmen sein Vaterland und
Lieblingsaufenthalt, der Schwerpunkt und die Grundlage seiner
Macht, das Böhmische seine Muttersprache. — Ausgezeichnete Ver-
waltung des Landes, das er für ein Erb reich seines Hauses er-
klärt ; Böhmens Glanzpunkt unter diesem seinem volksthümlichsten
Fürsten. Aufblühen seiner Residenz Prag; Gründung der dor-
1348 tigen Universität, der ersten Deutschlands 1348, nach dem Muster
der Hochschulen von Paris, wo Karl selbst studiert hatte, und
Bologna.
Vergrößerung seiner böhmischen Hausmacht, zu der auch
Mähren, Schlesien, die Oberpfalz und die Lausitz gehören, durch
die Mark Brandenburg, (der falsche Waldemar 1348—1350)
!
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwig_er- Ludwig Ludwigs_Hauspolitik Ludwigs Waldemar Ludwig Ludwig Ludwigs_von
Brandenburg Ludwigs Margaretha_Maultasch Karl_Iv_von_Mähren Karl hanns_von_Böhmen Clemens_Vi Ludwigs Karl_Iv Karl Günther Maximilians Karl Karl Waldemar
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Frankreichs Niederbayern Tyrol Holland Seeland Hennegau Ostsee Adria Crecy Maximilians Deutschlands Paris Bologna Schlesien Brandenburg
Iv. Außerdrnljche Länder.
A. Italien.
Initalien bildete sich seit dem Ende dermaufischen Periode ein
Anzahl selbständiger Staaten; — ein arges Mißverhältniß zwischen
der hochgestiegenen Geisteskultur und der politischen Haltlosigkeit der
Halbinsel. Zerrissenheit, Parteifehden, ein Durcheinander und Neben-
einander republikanischer und monarchischer Staatsformen, bei aller
Auflösung in den edleren Geistern des Volks eine lebendige Sehnsucht
nach Vereinigung und Einheit der Theile.
Sechs Hauptstaaten treten auf der Halbinsel hervor, l) Zer-
splitterung des Kirchenstaates während des Exils der Päbste in
Aviguon; Adelsparteiungen in Rom. Der Volkstribun Cola di Rienzi
1347 (s. S. 87). Nach der Rückkehr der Päbste Wiedervereinigung
des Gebietes, Centralisierung der Staatsgewalt unter Alexander Vi
(Borgia) am Ende des Mittelalters. — 2) Neapel zuerst in den
Händen des Hauses Anjou, dann nach dem Aussterben von dessen
Mannsstamm, seit der Regierung der viermal vermählten Johanna I
(1343—1332), ein Spielball innerer Fehden und der verschiedensten
Thronbewerber. Am Schluß der Periode fällt Neapel au das Ara-
gonesische Haus, mit dem schon seit 1409 Sicilien vereinigt war. —
3) Florenz (Firenze la bella), schon nach seiner geographischen
Lage dazu berufen das Gleichgewicht zwischen den nach der Hegemonie
strebenden Staaten des Nordens und Südens aufrecht zu erhaltene
bietet in seiner Geschichte ein buntes Bild aller möglichen Verfassungs-
formen. Im 12. Jahrhundert aristokratisches Stadtregiment, dann Be-
kämpfung und Sturz des ghibellinisch gesinnten Adels durch die Zünfte.
Nach mancherlei Wechsel Sieg der vollendeten Demokratie 1378. Er-
hebung des Hauses Medici (Johann, Cosmo, Lorenzo ,,il magnificou),
unter dessen Primat Florenz im 15. Jahrhundert als Handelsplatz
und Geldmarkt, als Fabrikort und Kunststätte, als Hauptsitz der Literatur
und Wissenschaft der Zeit die erste Stelle unter den Städten Italiens
einnimmt. Einigung der tuscischen Landschaft schon im 13. Jahr-
hundert. — 4) Mailand (Milano) einst die Führerin der lombar-
dischen Städtefreiheit (s. ob. S. 65 und 72), nach kurzer Herrschaft
der welfisch gesinnten della Torre's seit 1277 unter dem ghibellinischen
Hause Visconti, das, von König Wenzel 1395 mit der Herzogs-
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Vi
(Borgia Alexander Johanna_I Johann Lorenzo
Von der Begründung des päpstlichen Uebergewichtes rc.
121
hob sich namentlich in Frankreich das Ansehen und die Macht der
Könige. Viele Ritter verkauften, ehe sie abzogen, ihre Güter, andere
kehrten nicht wieder, und ihre Lehnsbesitzungen sielen an den König
zurück. Die Leibeigenschaft verminderte sich nach den Kreuzzügen, und
es entwickelte sich allmählich der sogenannte dritte Stand der Bürger
und Bauern, auf welchem das Wohl der Staaten ruht. Die Ritter
mußten, um die zu einem Kriegszuge erforderlichen Gelder aufzubringen,
Güter, Rechte und Freiheit ihren Unterthanen verkaufen. Viele Bürger
und Leibeigene ertrotzten sich seitdem von dem schwächer gewordenen
Herrenstand, was ihnen das Recht versagte. Besonders waren es die
aufblühenden Städte, welche dem Adel Gewalt entgegen zu setzen wagten
und ihn an Macht und Ansehen bald überflügelten.
§. 26. Die deutschen Kaiser aus dem Hause der Hohen-
staufen (1137-1254).
I. Konrad Ils. (1137—1152).
Nach dem Tode Heinrichs V. hatten sich die deutschen Fürsten
am Rheine wieder zusammengefunden, um einen König zu wählen. Die
Sachsen, Frauken, Schwaben und Baiern mit ihren Herzögen, Grasen
und Rittern an 60000 Manu lasen ans jedem Volke zehn Wahlfürsten
aus, welche den König küren (wählen) sollten. Als die würdigsten
Herrn nannte man die Herzöge Friedrich von Schwaben, Lothar von
Sachsen und den Markgrafen Leopold von Oestreich. Der Papst und
die Geistlichkeit suchten aber die Wahl des Herzogs von Schwaben und
seines Bruders Konrad, welche Heinrich V. zu den mächtigsten Fürsten
erhoben hatte, dadurch, daß ihnen die Erbgüter des fränkischen Kaiser-
hauses übergeben worden waren, zu hintertreiben. Sie setzten es wirk-
lich durch, daß Lothar Ii. von Sachsen gewählt wurde.
Lothar ließ sich in Roni krönen und war schwach genug, die
kaiserliche» Vorrechte gegenüber dem Papste und der Stadt Rom auf-
zugeben. Dies benutzte man in Rom, um die kaiserliche Würde in
den Augen des Volkes herabzusetzen, und ließ im päpstlichen Palaste
ein Gemälde anfertigen und aufhängen, welches den Kaiser knieend vor
dem Papste darstellte, wie er ihn um die Krone bittet. Darunter stand
eine lateinische Inschrift folgenden Inhalts:
Der König harrte vor dem Thor,
Bis er das Recht der Stadt beschwor;
Des Papstes Lehnsmann ward er drauf,
Wofür ihm der die Krön' fetzt' auf.
Die hohenstausischen Brüder, Friedrich von Schwaben und Konrad
von Franken, begannen gegen Lothar einen hartnäckigen Kampf, als sie
Aus
Heinrich V.
folgt
Lothar Ii.
von Sachsen
1125-1137.
Er wird in
Rom gekrönt.
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Extrahierte Personennamen: Konrad_Ils Konrad Heinrichs_V. Heinrichs_V. Friedrich_von_Schwaben Friedrich Lothar_von
Sachsen Leopold_von_Oestreich Leopold Konrad Konrad Heinrich_V. Heinrich_V. Lothar_Ii Friedrich_von_Schwaben Friedrich Konrad
von_Franken Konrad Lothar Heinrich_V. Heinrich_V. Lothar_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Hohen- Rheine Sachsen Schwaben Baiern Schwaben Sachsen Rom Rom Sachsen Rom
Von der Begründung des päpstlichen Uebergewichtes rc 129
Die Lombarden hatten beschlossen, den Kaiser in der Nacht zu ermor-Den ^Mord-
den; der Wirth verrieth den Mordanschlag. Während Barbarossa mit Friedrich ver-
5 Begleitern entfloh, fanden die Berschwornen den Ritter im Bett,
ehrten aber die Treue und Hochherzigkeit des deutschen Mannes und Ztebeneichen
entließen ihn ungekränkt (1168). Nach Friedrichs Abreise verjagten die
Lombarden alle deutschen Beamten und Besatzungen, und fast ganz Italien
trat dem großen Städtebnnd bei. Zu Ehren des Papstes wurde die
Festung Alessandria als ein Bollwerk gegen die Deutschen gegründet.
Friedrich zerstörte während seines Aufenthaltes in Deutschland wieder
viele Raubburgen. Herzog Heinrich der Löwe hatte damals jenseits der Elbe Fri-dnch »er-
große Eroberungen gemacht und sich im Norden ein fast unabhängiges ^neiwge
Reich gegründet. Seine Residenz war Braunschweig, wo ein großer Fürst--.
eherner Löwe den Eingang der Burg zierte. Gegen ihn erhoben sich
eifersüchtige Fürsten, namentlich Albrecht der Bär und Ludwig der
Eiserne von Thüringen *). Allein Friedrich vermittelte die Fehden und
kehrte, nachdem Ruhe und Ordnung in Deutschland hergestellt waren,
im Herbste 1174 nach Italien zurück.
Susa büßte zuerst für den Biordanschlag und ging in Flammen
auf, aber Alessandria widerstand. Man unterhandelte, konnte sich
nicht einigen. Jetzt versagte Heinrich der Löwe, welcher schon einmal dem Kaiser
nach Jerusalem gepilgert war, um dem Römerzuge sich zu entziehen, 'ei"t^®e,‘
seinen Beistand, schützte sein Alter vor (er war 46 Jahre alt) und
den sichern Bannfluch **). Endlich siel der Kaiser dem stolzen Löwen
zu Füßen und bat um seine Hülfe. Das Welfenherz blieb ungeriihrt.
Da nahte sich Beatrix dem Kaiser und sprach: „Lieber Herr, stehe auf!
Gott wird Dir helfen, daß Du dieses Tages und dieses Hochmuthes
gedenkest!" So waren Welf und Hohenstaufe wieder Feinde.
*) Ludwig verirrte sich einst aus der Jagd und fand unerkannt bei einem
Schmiede in Apolda Nachtlager. Früh am Morgen ward der Landgraf
geweckt; der Schmied arbeitete am Amboße und rief bei jedem Schlage:
„Landgraf, werde hart!" Er meinte damit, der Landgraf solle gegen den
Adel hart werden wie das Eisen. Ludwig verstand den Wink, schirmte
das Landvolk gegen die ungerechten Bedrückungen des Adels und besiegte
die aufrührerischen Edelleute, welche er an einen Pflug spannen und den
„Adelsacker" pflügen ließ.
**) Der alte Herzog Welf hatte sich durch sein prunkendes Ritterleben in
große Schulden gestürzt und seine Besitzungen in Italien (Herzogthum
Spoleto und Markgrafschaft Tuscien) und seine Ansprüche auf Sardinien
Heinrich dem Löwen zum Verkaufe angeboten. Da Heinrich dachte,
tvas er einst erbe, brauche er nicht zu kaufen, so lehnte er das Anerbieten
ab. Nun kaufte sie Friedrich und erzürnte den Löwen.
Gassian'ö Geschichte. Ii 2. Aust
9
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Extrahierte Personennamen: Barbarossa Barbarossa Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich Heinrich_der_Löwe Heinrich Albrecht Ludwig_der
Eiserne_von_Thüringen Ludwig Friedrich Friedrich Heinrich_der_Löwe Heinrich Beatrix Welf Ludwig Ludwig Ludwig Welf Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Aust
Extrahierte Ortsnamen: Italien Deutschland Burg Deutschland Italien Alessandria Jerusalem Apolda Italien Spoleto
134
Dritte Periode des Mittelalters.
Schlacht bei gewesen. Eine Schaar drang über die Oder, verbrannte Breslau und
d^gmtz. wandte sich nach Liegnitz (1241). Hier stellte sich Herzog Heinrich
der Fromme von Niederschlesien den Barbaren muthig entgegen. Zn
der Ebene, da wo später das Kloster Wahlstatt erbaut wurde, focht
das kleine Christenheer, mit dem Zeichen des Kreuzes geschmückt, aufs
heldenmüthigste, mußte aber der Uebermacht erliegen. Herzog Heinrich
blieb. Die Mongolen steckten sein Haupt auf eine Lanze und forderten
die Burg von Liegnitz zur Uebergabe auf; aber Heinrichs Gemahlin
schlug das Begehren ab und rettete dadurch sich nebst ihren 4 Kindern
das Leben. Als die Feinde Schlesien räumten und in Ungarn ein-
brachen, um die Donau aufwärts ins Herz von Deutschland vorzu-
dringen, traten ihnen Friedrichs Söhne, Konrad und Enzio, mit ihren
Schaaren entgegen und erfochten einen glänzenden Sieg. Im folgenden
Jahre gab ihnen Friedrich der Streitbare den Rest, und seitdem hatte
Deutschland vor ihren Einfällen Ruhe.
Friedrich n. Friedrichs Ii. Regierung ist ein ununterbrochener Kampf Nlit den
mtt fentom- Lombarden und dem Papste. Je mehr Vortheile Friedrich gegen die
barden und Lombarden errang, desto feindseliger und unversöhnlicher ward der
beir^pite Papst, welchem die Macht der Hohenstaufen in Ober- und Unteritalien
lästig und störend erschien. Als Friedrich seinen Sohn Enzio mit
Adelasia, der reichen Erbin von Sardinien, vermählte, drohte der Papst,
welcher nicht ganz nngegründete Ansprüche aus diese Insel hatte, er
werde die härtesten Maßregeln ergreifen, wenn Friedrich die Entscheidung
der lombardischen Angelegenheiten nicht dem römischen Stuhle zur
Entscheidung überlasse. Kaum hatte Friedrich dies verweigert, so regte
der Papst die Lombarden aufs neue zum Widerstande an und bannte
1239 zum den Kaiser zum zweiten Male (1239). Zn öffentlichen Schriften
^"ebann/^ schmähten und verfolgten sich seitdem die Häupter der weltlichen und
geistlichen Macht mit den härtesten Beschuldigungen. Gregor warf
dem Kaiser Unglauben, Gotteslästerung und Ketzerei vor und verglich
ihn (Offenbarung Zoh. 13) dem Thiere mit Bärenfüßen und Löwen-
rachen, wogegen der Kaiser den Papst den großen Drachen und Anti-
christen nannte. Um vor dem kaiserlichen Arme sicher zu sein, berief
Innocenz Iv. eine Kirchenversammlung nach Lyon, wo er vor. einer
und seiner zahlreichen Zuhörerschaft den Kaiser verfluchte und seiner Würde ent-
eütfttzt Sobald Friedrich dies vernahm, rief er ini höchsten Zorne aus:
„Mich hat der Papst und seine Versammlung abgesetzt? Bringt mir
her meine 7 Kronen, damit ich sehe, ob ich sie wirklich verlor!" Man
brachte sie herbei, die deutsche Königskrone, die römische Kaiserkrone,
die eiserne von Lombardien, die Kronen von Sicilien, Burgund, Sar-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Friedrichs_Söhne Friedrichs Konrad Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Gregor Innocenz_Iv Innocenz Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Breslau Liegnitz Niederschlesien Liegnitz Ungarn Donau Deutschland Deutschland Friedrichs Unteritalien Sardinien Lyon Sicilien Burgund
150
®ntte Periode des Mittelalters.
Gegner der Albi gewöhnlich unter denl Namen Albigenser zusammengefaßt werden.
Hierarchie ®‘e Meisten scheinen der Sekte der Katharer angehört zu haben,
(1206.) welche Gegner der herrschenden Kirche waren und dem Papstthum ge-
fährlich zu werden drohten. Die Bischöfe vermochten der gewaltig
wachsenden Sektirerei nicht mehr Einhalt zu thun. Da entbot Inno-
cenz lü., welcher die Albigenser für ärger als Saracenen erklärte, den
Mönchsorden der Cistercienser*) zu ihrer Bekehrung. Diese Maßregel
erwies sich erfolglos. Ebenso wenig vermochte der päpstliche Legat
Peter von Castelnan Etwas gegen die Feinde der römischen Kirche
auszurichten. Als derselbe nun 1208 von einem Unbekannten ermordet
wurde, schoben die Mönche den Verdacht des Mordes aus den Grasen
Raimund von Toulouse, welcher die Albigenser auf seinem Gebiete
schützte und duldete. Da nahm Innocenz zu einer unerhörten Gewalt-
maßregel seine Zuflucht und ließ durch den Abt Arnold von Citeaux
das Kreuz predigen, daß die Ketzer ausgerottet wurden. Durch die
Versprechungen der Kirche fanden sich Tausende veranlaßt, gegen diese
Der Kreuz- Ungläubigen, wie der Papst sie bezeichnete, zu ziehen. An der Spitze
^Mbl>user° dieses neuen Kreuzheeres stand der Gras Simon von Montfort, welcher
1206. pj>n Krieg mit entsetzlicher Grausamkeit führte. Bei der Erstürmung
von Beziers wurden 7000 Menschen in einer Kirche verbrannt und
20,000 erschlagen. Als man den Abt Arnold fragte, wie mau unter
den Einwohnern die Rechtgläubigen unterscheiden könne, entgegnete er:
„Schlagt nur todt, der Herr kennt die Seinen." Graf Raimund,
welcher sich seiner Unterthanen annahm, wurde für einen Ketzer erklärt
und sein Land dem Grafen Simon von Montsort ertheilt. Allein
dieser wurde bei der Belagerung von Toulouse durch einen Steinwurs
getödtet. So kamen nach Raimunds und seiner Tochter Johanna Tod
diese gräulich verwüsteten Gegenden an den König von Frankreich.
Das Jnqui- Auf der Kirchenversammlung zu Toulouse (1229) stellte die päpst-
zu"°Toulo^! liche Partei neue Maßregeln in Aussicht, welche das Wiederanf-
1229 konimen der Ketzerei verhüten sollten. Die Bischöfe wurden nämlich
angewiesen, Geschworene zur Aufspürung und gerichtlichen Verfolgung
der Ketzer anzustellen; jeder Bischof, Fürst, Baron oder Richter, welcher
einen Ketzer verschon/, sollte sein Land, Gut oder Amt einbüßen; jedes
Haus, das einen Ketzer beherberge, dem Boden gleichgemacht werden;
alle Einwohner, welche nicht zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten
beichteten und communicirten und alle 2 Jahre ihre Uebereinstimmung
mit der römischen Kirche eidlich bekräftigten, sollten der Ketzerei ver-
°) Der Name rührt vom Kloster Citeaux bei Dijon her.
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Extrahierte Personennamen: Peter_von_Castelnan Raimund_von_Toulouse Innocenz Innocenz Arnold_von_Citeaux Simon_von_Montfort Arnold Raimund Simon_von_Montsort Raimunds Johanna
Extrahierte Ortsnamen: Toulouse Frankreich Toulouse Dijon
118
Dritte Periode des Mittelalters.
glücklich vorgedrungen war, den Rückzug hatte antreten müssen und die
Nachricht von dem Verluste in der Stadt Damiette eingetroffen war.
Auf diese neue Botschaft forderte der Papst Honorius den Kaiser Fried-
rich Ii. auf, fein gegebenes Wort zu lösen und das heilige Land zu
Friedrich n. befreien. Verschiedene Ereignisse hatten den Kaiser genöthigt, die Er-
den^fünften Füllung seines Versprechens zu verschieben. Er mußte zuletzt dem Papste
Kreuzzug zugestehen, daß er, wenn der Kreuzzug nicht nach 2 Jahren zur Aus-
,22' führung komme, dem Banne verfallen wolle. Friedrich setzte die Abfahrt
auf den Tag der Himmelfahrt Marias 1227 fest. Die Streiter sam-
melten sich in Apulien, und obwohl das ungewohnte Klima viele Krank-
heiten unter ihnen verursachte, Friedrich selbst mit leichtem Unwohlsein das
Schiss bestieg, so fand die Abfahrt doch statt. Als sich aber auf dem
Meere der Zustand des Kaisers verschlimmerte, kehrte derselbe um, in
der Absicht, in den Bädern von Pozzuoli erst zu gesunden. Doch der
wird krank, Papst erklärte Friedrichs Krankheit für Verstellung und sprach den
kehrt um und Vann über ihn aus. Vergeblich suchte sich der Kaiser zu rechtfertigen.
^Cyf’cislt dem t ,
Bann. Er schiffte sich bald darnach wieder ein, ohne des Bannes ledig zu
sein, und landete in Akre. Hier ward er mit großem Jubel aufge-
nommen. Als aber der Papst den Bann erneuerte und dem Patriarchen
sowie allen Rittern untersagte, dem Kaiser zu gehorchen, entstanden
Spaltungen und Zwistigkeiten im Lager der Kreuzfahrer. Da wußte
Friedrich der Hochmeister des deutschen Ordens^), Hermann von Salza, Rath.
ungeachte/die ®r Wu9 tem Kaiser vor, fortan alle Befehle im Auftrag Gottes und
Verhältnisse der Christenheit zu erlassen. Alle folgten dem Kaiser nach Joppe, wo
111 5cruialem ohne Blutvergießen mit dem Sultan von Aegypten ein Vertrag zu
Stande kam, laut dessen Jerusalem und Nazareth mit ihrem Gebiete,
ferner alle Landschaften und Orte zwischen der Küste und Jerusalem
abgetreten werden, die Moscheen unverletzt, die seßhaften Moslemin
aller Orten ungefährdet bleiben sollten.
Trotz dem Widerspruche der Geistlichen und Tempelherrn zog
Friedrich in Jerusalem ein, bestrafte die schmähsüchtigsten Priester und
verordnete, daß kein Ritterorden ein vom Könige unabhängiges Heer
und kehrt haben und kein Templer ohne Erlaubniß Jerusalem betreken solle,
zurück. Hiernach kehrte Friedrich wieder heim. *)
*) Wir werden später ausführlicher erzählen, daß sich im heiligen Lande
drei Ritterorden zum Schutze des heiligen Grabes und christlicher Pilger
gebildet hatten, nämlich der Orden der Hospitaliter oder Johanniter, der
Tempelherrn und der deutschen Ritter.
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Extrahierte Personennamen: Honorius Honorius Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Marias Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich Hermann_von_Salza Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
188
Vierte Periode des Mittelalters.
der Papst, noch Leopold waren zum Frieden zu bewegen. Jetzt gab
Friedrich ein denkwürdiges Beispiel deutscher Treue und kehrte freiwillig
in die Gefangenschaft nach München zurück, so daß Ludwig, gerührt
über solchen Edelmuth, den Vetter in seine Arme schloß und fortan
in inniger Freundschaft mit ihm lebte. Er war sogar bereit die
Regierung mit ihm zu theilen; dem widersetzten sich jedoch die Reichs-
fürsten. Zunl Glücke für Deutschland starb 1826 Herzog Leopold,
welcher als der leidenschaftlichste Gegner Ludwigs den Krieg allein fort-
gesetzt hatte. Friedrich starb 4 Jahre später auf dem Schlosse Guten-
stein am Wiener Walde.
Ludwig wird Schon kurz nach der Schlacht bei Mühldorf war Ludwig vom
Bannebel"qt. Papste mit dem Banne belegt worden. Allein er kehrte sich nicht daran,
eilte nach Rom und empfing aus den Händen des Stadthauptmanns
Colonna die Krone, welcher 2 Cardinäle die Salbung beifügten. Den
Papst Johann Xx !f. in Avignon ließ er in Acht und Bann thun und
einen Franziskanermönch zum Gegenpapst ernennen. Darnach kehrte
er nach Deutschland zurück und versuchte vom Banne gelöst zu werden.
Da dies nicht geschah, so berief Ludwig die Reichsfürsten nach Deutsch-
land. Diese erklärten, es habe der Kaiser gethan, was er vermocht,
und lösten ihn eigenmächtig voni Banne. Jeder Geistliche, welcher sich
der Aufhebung des Bannes widersetzte, wurde als Ruhestörer angesehen.
Der Im nämlichen Jahre (1338) traten die Kurfürsten in Rense zusammen
»urens"triltlini? faßten daselbst einmüthig den Beschluß, welcher nachher zunl Reichs-
tagen das gesetz erhoben wurde, daß Derjenige, welcher aus rechtmäßige Weise
von der Mehrheit der Kurfürsten auf den deutschen Thron erhoben sei,
für einen wahren und rechtmäßigen Kaiser und König zu halten sei
und der Bestätigung des Papstes nicht bedürfe, da die kaiserliche Macht
nur von Gott sei.
Durch diese den päpstlichen Anmaßungen feindlichen Schritte hob
sich die kaiserliche Macht für einige Zeit wieder. Allein Ludwig
verwischte durch seine große Ländergier diese günstige Stimmung.
Schon 1332 hatte er nach dem Aussterben des askanischen Fürsten-
hauses die Mark Brandenburg seinem ältesten Sohne zugetheilt und
zum Nachtheil seiner Verwandten die Erbschaft von Niederbaiern an-
getreten. Jetzt schied er aus eigner Machtvollkommenheit die Ehe der
Gräfin Margaretha Maultasche, welche mit Heinrich von Böhmen ver-
mählt war, um durch ihre Verheirathung mit seinem Sohne Ludwig
macht ihm von Brandenburg ihr Erbland Tyrol an sein Haus zu bringen. Darum
sprach der Papst einen neuen Bannfluch über Ludwig aus, und die
deutschen Fürsten machten dem Kaiser die heftigsten Vorwürfe, seine
Papstthum
auf.
Ludwigs
Ländergier
Feinde.
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Leopold Leopold Ludwigs Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Ludwig Johann_Xx_!f Johann Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Heinrich_von_Böhmen Heinrich Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwigs
Ländergier Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Wiener_Walde Rom Stadthauptmanns
Colonna Avignon Deutschland Deutsch- Brandenburg Tyrol