Italien — die Staaten. Das alte Rom.
499
Die Staaten. — a. Der Kirchenstaat mit 2900000 Bew.
Er ist 800 Qm. groß und erstreckt sich von der morastigen Mündung des
Po bis zum Südende der pontinischeu Sümpfe. Die größte Breite hat er zwi-
schen dem adriatischen Hafen Ancona und dem mittelländischen Civita vecchia,
und enthält fast den ganzen Lauf des Tiber, das Quellgebiet in Toskana ab-
gerechnet. Höchster Berg der Monte Sibylla. — Unumschränkter Regent ist der
Papst. Er wird vom Collegium der Cardiuäle oder Hauptpriester, meist
Italienern von Geburt, deren Zahl 70 fein kann, gewählt, und regiert mit Hülfe
des Consistorinms und der ersten Staatsbeamten; zu beiden wurden bisher
stets Cardinäle genommen. Die päpstliche Kanzlei heißt Dataria, das Finanz-
colleg Camera, die Polizei Bnon Governo , die Justiz Sagra Consul ta,
die geistlichen Behörden Congregatioueu, das höchste geistliche Gericht für
die ganze katholische Christenheit Sagra Rota Roma na. Die Provinzen
heißen Delegationen, und die untern Regierungsbezirke Gubernten. Der
Staat ist reich an Welt- und Klostergeistlichen; er zählt 30 religiöse Orden, 8
Erzbischöfe und 58 Bischöfe, 2436 Klöster, 40000 Mönche und Nonnen. Ge-
werbfleiß ist wenig zu finden, Armuth und Bettelei desto mehr. Adel und geistliche
Körperschaften sind im Besitz großer Güter, ohne darauf zu wohnen, und der
Volksunterricht soll auf sehr niedriger Stufe stehen — ein Zustand, der nur
durch Trennung der geistlichen und weltlichen Gewalt verbessert werden kann. —
Zwei Hauptstraßen führen von Norden her durch's Land. Die eine kommt
unweit Aqnapendente aus Toskana, geht am See Bolsena durch angenehme Land-
schaften nach Viterbo, und unweit Sntri am ciminischen Berg in diejenige Gegend,
die nach dem Tiber zu vom hohen Soracte (Oreste) begränzt wird und sich zur ödeu
Fläche ausdehnt, durch welche man Rom erreicht. Die andere (via Aemilia)
zieht von Modena her nach Bologna und über Jmola und Forli nach Rimini,
von wo am adriatischen Meer weiter bis Fano am Metaurus, dann (als via
Flaminia) diesen Fluß aufwärts zum niedern Apenninrücken, dann hinunter aus
die Südseite, wo man Foligno, Spoleto und in schöner Gegend am Nera Terni
berührt (in dessen Nähe der 200' hohe Wasserfall des Velino) und weiter südlich
im Angesicht des Soracte über den Tiber, um in trauriger Gegend die toskanische
Straße und mit ihr Rom zu erreichen.
Das alte Rom war bevölkert von Latinern, die südwärts des Anio,
von Sabinern, die nordwärts desselben, und von Etruskern, die westl. des
Tiber wohnten. Es begriff 7 unbedeutende Anhöhen am linken Ufer, mit den
Vertiefungen dazwischen; deshalb Sieben Hügel st ad t. Einer von den Hügeln
nahe dem Fluß ward zur Burg oder Capitolium, und trug, wie die Akropolis
Athens den Pallastempel, so den Tempel des Jupiter als römischen Hauptgottes.
Am capitolin. und benachbarten Palatin. Hügel streckte sich gegen die Mitte
der Stadt das große Forum aus, vor dessen Südende nachmals Vespasian das
Colosseum, 1616' im Umfang und groß genug für 80000 Menschen, erbaute.
Die Fläche südwärts des Palatinus ward zum Cirkus Maximus, groß genug
für mehr als 100000 Menschen, und eine Fläche nördlich des Capitols am
'L'trvm zum großen Marsselde benutzt. Dieses stieß an die Gegend der
32*
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
TM Hauptwörter (200): [T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]
Extrahierte Personennamen: Bnon_Governo
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Ancona Toskana Toskana Bolsena Viterbo Rom Modena Bologna Rimini Metaurus Spoleto Rom Athens Cirkus_Maximus
546
Deutscher Bund — Geschichte.
ein eigner Staat zu sein. — 1073 Anfang des Kampfs zwischen deutschem Kai-
serthum und der Hierarchie (Heinrich Iv. und Gregor). — 1268 ungestrafte Hin-
richtung Konradins von Schwaben, als letzter Beweis, daß die deutsche Reichs-
kraft sich aufgelöst und die Hierarchie gesiegt. — 1414 Concil zu Costuitz,
Veranlassung des Hussitenkriegs. — 1519 Tod des Kaisers Max I. (zu dessen
Zeit das Reichskammergericht nebst Eintheilung in 10 Kreise) und Beginn der
Reforinatiou. — 1648 Ende des 30jährigen Kriegs. — 1740 Thronbesteigung
Friedrichs kl. von Preußen; zugleich Beginn der neueren Literatur Deutschlands. —
1792 Anfang der Revolutiouskriege. — 1815 Einsetzung des Bundestags. —
1848 Erstes deutsches Parlament. —
Der älteste Zustand unsrer Altvordern ist höchst beachtenswerth, vorzüglich
die Art ihrer Landsgemeindcn und Gaugerichte, die Bräuche der Wehrhaftmachung
und Edelgefolge, kurz Natur und Charakter des Volks, das dem großen
Römer Tacitus Achtung einflößte. Sodann treten die Kämpfe zur Vertheidi-
gung ihrer Selbständigkeit und zur Ueberwältiguug des stets gefährlichen römi-
schen Kaiserthums hervor; wodurch eine Reihe neuer Staaten in den Provinzen
desselben und zuletzt 887 auch ein völlig eignes deutsches Königreich ent-
stand , das zwischen Nordsee und Alpen, Maas und Böhmerwald lag und das
die ursprünglich deutschen Landstriche östlich der Saale den eingewanderten Wen-
den erst wieder abgewinnen mußte. Städte sah man noch wenige, fast nur als
Reste aus der Römerzeit an Rhein und Donau, und die Ackerkultnr war gering.
Eine große Zahl von Nachkommen alter freier Deutschen hatte sich in Hörige
verwandelt, und noch gab es keine Bürgerschaft als Mittelglied zwischen der
Masse Unfreier und den Vasallen mit ihren Dienstlenten. Sehr-
wichtig ist es, die Entwickelung des Lehn- oder Fendalsystems zu kennen,
aber auch den Beginn und Fortgang des neuen B ür g erth n ms, das mit und
in den Städten entstand. Herrliche Kaisergestalten ziehen dabei unsern Blick auf
sich, wie Heinrich der Finkler, Otto der Große, Kon r ad der Salier
und sein Sohn Heinrich Iii., unter denen die Macht des Reichs sowohl jenseit
der Ostgränze auf wendischem Boden, als über Italien und Burgund sich aus-
dehnte. Stillstand erblickt man in jenen Zeiten nirgend, weder iu den Waffen,
noch in den Einrichtungen des Staats, noch in der geistigen Welt. Fortdauernde
Veränderung und Entwickelung, fortdauerndes Streben nach Rechten. Das
Ritterthum gestaltet sich in der Klasse der Lehnträger, Zünfte und Bürger
recht hinter städtischen Mauern; und wie Grafen und Herzoge nach Erblich-
keit der Würden, so ringt der Klerus uach größerer Macht, und im Klerus
selbst hebt sich die monarchische Gewalt des Papstes empor, die zuletzt die weltliche
Hoheit zu übersteigen sucht.
Merkwürdiger noch und reichhaltiger, doch von schlimmen politischen Folgen,
sind die nächsten 2 Jahrhunderte von 1073, wo Kaiser Heinrich Iv. mit seinen
Fürsten in Streit geräth und zugleich Gregor Vii. den Stuhl Petri besteigt,
bis 1273, wo Rudolf von Habsburg erwählt wird. Man kaun sie das
Zeitalter der Hohenstaufen (Weiblinger) oder der Kreuzzüge, oder der
Vollendung des hierarchischen Systems, oder Blüthezeit des Rit-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
TM Hauptwörter (200): [T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Gregor) Gregor Konradins Max_I. Friedrichs Friedrichs Heinrich_der_Finkler Heinrich Otto Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Gregor Rudolf_von_Habsburg Rudolf
424
des Hussitenkriegs. — 1519 Tod des Kaisers Max 1. (zu dessen Zeit das
Reichskammergericht nebst Eintheilung in 10 Kveise) und Beginn der Refor-
mation. — 1648 Ende des 30jähr. Kriegs. — 1740 Thronbesteigung Frie-
drichs Ii v. Preußen. Zugleich Beginn der neueren Literatur Deutschlands. —
4792 Anfang der Revolutionskriege. — 1815 Einsetzung des Bundestags.
Der älteste Zustand unsrer Altvordern ist höchst beachtenswert, vorzüglich
die Art ihrer Landsgemeinden u. Gaugenchte, die Bräuche der Wehrhaftmachung
u. Edelgefolge, kurz Natur u. Eharacter des Volks, das dem großen
Römer Tacitas Achtung einflößte. Sodann treten die Kämpfe hervor, die sie
zur Vertheidigung ihrer Selbstständigkeit und zur Ueberwältigung des stets ge-
fährlichen römischen Kaiferthums glorreich führten; woraus neue Staaten in
den Provinzen desselben, und zuletzt 887 auch ein völlig eignes deutsches Kö-
nigreich entstand, das zw. Nordsee und Alpen, Maas und Böhmerwald lag,
und die ursprünglich deutschen Landstriche östl. der Saale den eingewanderten
Wenden erst wieder abgewinnen mußte. Städte sah man noch wenige, fast nur
als Neste aus der Römerzeit an Rhein u. Donau, und die Ackerkultur war
gering. Eine große Zahl von Nachkommen alter freier Deutschen hatte sich in
Hörige verwandelt, tint noch gab es keine Bürgerschaft als Mittelglied zwisch.
der Masse Unfreier und den Vasallen mit ihren Dienst leu ten.
Sehr wichtig ist es, die Entwickelung des Lehn- od. Feudalsystems zu
kennen, aber auch den Beginn u. Fortgang des ne ríen Bürgerthums,
das mit und tu den Städten entstand. Herrliche Kaisergestalten ziehen dabei
unsern Blick auf sich, wie Heinrich der Finkler, Otto der Große,
Konrad der Salier und fein Sohn Heinrich Hl, unter denen die Macht
des Reichs sowohl jenseit der Ostgrenze auf wendischem Boden, als über Italien
u. Burgund sich ausdehnte. Stillstand erblickt. man in jenen Zeiten nirgend ,
weder in den Waffen, noch in den Einrichtungen des Staats, noch tu der
geistigen Welt. Fortdauernde Veränderungen u. Entwickelungen, fortdauerndes
Streben nach Rechten. Das Ritterthum gestaltet sich in der Klasse der
Lehnträger, Zünfte u. Bürgerrecht hinter städtischen Mauern, und wie
Grafen u. Herzoge nach Erblichkeit der Würden, so ringt der Klerus
nach größerer Macht, und im Klerus selbst hebt sich die monarchische Gewalt
des Papites empor, die zulezt die weltliche Hoheit zu übersteigen sucht.
Merkwürdiger und reichhaltiger noch sind die nächsten 2 Jahrhunderte von
1073, wo Kaiser Heinrich Iv. mit seinen Fürsten in Streit geräth lind
zugleich Gregor Vil. ten Stuhl Petri besteigt, bis 1273, wo Rudolf v.
Habsburg erwählt wird. Man kann sie das Zeitalter der Hohenstau-
fen (Weiblinger) oder der Kreuzzüge, oder der Vollendung des
hierarchischen Systems, oder Blütezeit des Ritserthums, der
ritterlichen u. Minnepoesie u. der Kirchenbaukunst, oder auch des
Wachsthums städtischer Freiheit nennen. Leider verlor das Kaiserthum,
obwohl zwei ausgezeichnete Männer, Friedrich Rothbart u. der geistreiche
Friedrich Ii., das Scepter führten, zuletzt an Macht und Würde; denn
während seines zwiefachen Kampfs mit der Hierarchie und den freien Städten
Italiens machten sich die Großen des Reichs aus Vasallen und Oberbeamten zu
wirklich regierenden Fürsten, und mehre bischöfliche und königliche Städte er-
langten R e i ch s fr e i h e i t. 1232 mußte Friedrich Ii. jenen die schon faktische
Landeshoheit auch staatsgesetzlich zusichern, und 1226 war unter andern
schon Lübeck, 1229 auch Frankfurt völlig freie Reichsstadt.
Kleinlicher wird nunmehr mit dem Ende des 13. Jahrhunderts die Geschichte
Deutschlands. Keine Kaiser gleich den genannten stehen mehr an der Spitze.
Wer linter den Fürsten das königl. Scepter erhält, sorgt fortan niehr für sein
Haus, als für das Reich. Selbst ein Rudolf v. Habsburg, ein Ludwig
o. B a i e r n, ein Max I. v. Oestreich sind zu schwach, um wirklich Könige
eines Reichs zu sein, worin die bunt verschlungene Menge von geistlichen u.
weltlichen Reichsständen zu keiner Einigkeit, zu keiner großen Unternehmung zu
bringen war. Wenn man von dieser Seite nichts Erfreuliches sieht, so gewährt
doch der Blick auf die innern Bewegungen der kleinen deutschen Staatenwelt
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
TM Hauptwörter (200): [T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Max_1. Max Heinrich_der_Finkler Heinrich Otto Konrad Heinrich_Hl Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Gregor_Vil Gregor Rudolf_v Rudolf Friedrich_Rothbart Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Rudolf Rudolf Ludwig
o Ludwig Max_I.
592
D i e jetzigen Staaten.
a. Der Kirchenstaat (814 Qm., 2300000 Bew.)
streckt sich quer durch Mittelitalien von der morastigen Mündung des Po bis
zum Südende der pontinischen Sümpfe. Die größte Breite hat er zwischen dem
adriatischen Hafen Ancona und dem mittländ. Civita vecchia, und enthält fast
den ganzen Lauf des Tiber, das Quellgebiet in Toskana abgerechnet. Höchster
Werg der Monte Sibylla. — Unumschränkter Regent ist der Papst, gegenwärt.
X^A Gregor X^V/ Er wird vom Collegium der Cardinäle oder Hauptpriester,
^/^l^^eren Zahl 70 sein kann, gewählt, und regiert mit Hülfe des Consistoriums
und der ersten Staatsbeamten; zu beiden werden Cardinäle genommen. Die
päpstl. Kanzlei heißt Dataria, das Finanzcolleg Camera, die Polizei Buon
Governo, die Justiz Sagra Consulta, die geistlichen Behörden Congre-
gationen, das höchste geistl. Gericht für die ganze kathol. Christenheit Sagra
Rota Romana. Die Provinzen heißen Delegationen, und die untern
Regierungsbezirke Gubernien. — Einkünfte des Schatzes, die aus fremden
Ländern mitgerechnet, belaufen sich auf etwa 8 Mill. Fl.; doch beträgt die
Schuldenlast 180 Mill. — Zwei Hauptstraßen führen von Norden her
Lurchs Land. Die eine kommt unweit Aquapendente aus Toskana, geht am
See Bolsena in angenehmer Gegend durch nach Viterbo und unweit Sntri am
ciminischen Berg, wo die Gegend, die nach dem Tiber zu vom hohen So-
racte (Oreste) begränzt wird, sich zur öden Fläche ausdehnt, durch welche
man Rom erreicht. Die andere zieht (vor Alters via Aemilia) von Mo-
dena her nach Bologna und über Jmola und Forli nach Rimini, von wo
«m adriat. M. weiter bis Fano am Metaurus, dann (als via Flaminia)
diesen Fluß aufwärts zum niedern Apenninrücken, dann hinunter auf die Süd-
seite, wo man Foligno, Spoleto und in schöner Gegend am Nar od. Nera
Terni berührt (in dessen Nähe der 200' hohe Wasserfall des Velino) und wei-
ter südlich im Angesicht des Soracte über den Tiber, um in trauriger Gegend
die toskanische Straße und mit ihr Rom zu erreichen.
Das alte Rom ward bevölkert von Latinern, die südwärts des Anio»
ron Sabinern, die nordwärts desselben, und von Etruskern, die westlich
des Tiber wohnten. Es begriff 7 unbedeutende Anhöhen am linken Ufer, mit
den Vertiefungen dazwischen; deshalb Sieben Hügelstadt. Einer von den
Hügeln nahe dem Fluß ward zur Burg oder Capitolium, und trug, wie die
Akropolis Athens den Pallastempel, so den Tempel des Jupiter als römischen
Hauptgottes. Am capitolin. und benachbarten palatin. Hügel streckte sich gegen
die Mitte der Stadt das große Forum aus, vor dessen Südende nachmals
Vespasian das Colosseum, 1616' im Umfang und groß genug für 80000 M>,
erbaute. Die Fläche südwärts des Palatinus ward zum Cirkus Marimus,
groß genug für mehr als 100000 Menschen, und eine Fläche nördl. des Capitols am
Strom zum gr. Marsfelde benutzt. Dieses stieß an die Gegend der Gar-
ten Hügel (jezt Monte Pincio), die unter Kaiser Marc Aurel eben sowohl mit
Mauern umfaßt wurden als auch die Vorstädte an der linken Seite des Flusses,
welche die transtiberinischen Anhöhen Janiculus und Vaticanus bedeckten
und durch 6 Brücken (die vaticanische hieß die des Triumfs) mit der Haupt-
(ladt zusammenhingen. Der Umfang Roms, das nun Zehnhügelstadt heißen
konnte, war dadurch außerordentlich, und die Bevölkerung mochte weit über eure
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat]]
Extrahierte Personennamen: Civita Gregor_X^V/ Gregor ron_Sabinern Marc_Aurel
Extrahierte Ortsnamen: Ancona Toskana Gubernien Toskana See_Bolsena Viterbo ciminischen_Berg Rom Bologna Rimini Metaurus Spoleto Rom Athens Cirkus_Marimus Roms
234 Frankreich bis zum Ende des elften Jahrhunderts.
bildung kam. Damit hing zusammen, daß die rechtlichen Bestimmungen
im Süden allgemeinere Geltung erhielten und dem Lande eine größere
Einheit gaben. Denn indem schon im neunten Jahrhundert in Frank-
reich das persönliche Recht, wonach Jeder durch seine Abstammung an
die Gesetze eines besondern Volksstammes gewiesen war, verschwand,
und für Jeden das in dem betreffenden Gebiete heimische Recht zur
Geltung kam, wurde im Süden, wo die verhältnißmäßig sehr wenig
zahlreichen deutschen Ansiedler sich leicht in die romanische Masse ver-
loren, das römische Recht allgemeine Richtschnur, während im Norden,
wo dem Inhalte nach deutsches Recht überwog, das aus der altdeut-
schen Zeit Ueberlieferte sich in den einzelnen Kreisen des Lehenswesens
nach Maßgabe örtlicher Einflüsse verschieden gestaltete. Aus ähnlichen
Gründen erhielten sich im Süden in den größeren Städten die Ge-
meindeverfassungen in einer Weise, daß hier der Stand der Freien
geschützter war und willkührlichen Eingriffen mit mehr Erfolg begegnen
konnte. Wurden alle diese Keime einer neuen Ordnung aber durch die
äußeren Verhältnisse noch vielfach in ihrer Entwicklung gehemmt, so
war auch die Thätigkeit der Kirche, obgleich sie naturgemäß der äußeren
Ordnung, ohne welche sie ihren Beruf nicht zu erfüllen vermag, die
mächtigste Bnndesgenossin war, vielfach gelähmt, weil rohe Gewalt oft
ihrem Worte die Macht raubte, und weil ihre Diener zum Theil dem ihnen
obliegenden Amte durch Verwicklung in die Wirren des Lehenswesens ent-
fremdet wurden. Vermöge des Berufes, die Völker zu erziehen, mußte
die Kirche für die Erhebung der königlichen Macht, die sie als eine
heilige erkennen lehrte, aus allen Kräften wirken. Auch konnten die
Bischöfe nur von einer Stärkung der königlichen Macht die Erhaltung
ihrer Selbstständigkeit hoffen. Wie das Lehenswesen in Frankreich die
Königsgewalt ganz verschlungen hatte, waren auch die Bischöfe hinsicht-
lich der kirchlichen Güter die Lehensträger der Lehensträger geworden,
und wenn sie auch auf den von den Königen berufenen Versammlungen
ebenso gut, wie auf denen ihrer unmittelbaren Lehensherren erschienen,
gingen diese in ihren Bemühungen, die Bischöfe von sich abhängig zu
machen, so weit, daß sie sich oft die Investitur derselben aneigneten,
wozu ihnen Seitens der Kirche nie das Recht zugestanden wurde. In
solcher Stellung mußten sich die Bischöfe in endlosen Kampf mit dem
gewaltthätigen Lehensadel verwickeln, und dessen Auflehnung gegen Recht
und Sitte häufte und schärfte die kirchlichen Strafen. Eine Erweiterung
der Strafe des Bannes, die sich an dem rohen Sinne der Zeit oft
unwirksam zeigte, oft aber auch den Uebelthäter vor den Richterstuhl
des Bischofs führte, war dessen Ausdehnung auf ein ganzes Gebiet, das
Jnterdict genannt, worin das Verbot Gottesdienst zu halten und die
Sakramente öffentlich auszuspenden enthalten war. Unter solchen
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
TM Hauptwörter (200): [T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frank- Frankreich