— 176 -
3. Tibet, das rauhe Hochland zwischen Himalaja und Kuenlün,
mit dem Hanptorte Lhassa (25 000 E.), der Residenz eines buddhi-
stischen Priesterkönigs, des Dalai-Lama.
4. Die Dsungarei und Ostturkestan, der westliche Teil des
hinterasiatischen Hochlandes. Kaschgar (80 000 E.) ist eine be-
deutende Handelsstadt.
Das Kaiserreich Korea
(218 000 qkm und 101/2 Millionen E.)
auf der Halbinsel gleichen Namens ist seit 1897 unabhängig. Erst
seit nenester Zeit sind einige Häfen den Ausländern geöffnet. Die
Hauptstadt Söul (Kiöng) hat 193 000 (?) Einwohner.
Das Kaiserreich Japan.
Es besteht aus den vier großen Inseln Jesso, Nippon
(Hondo), Schikoku und Kinfchiu, der Insel Formosa sowie aus
einer Menge — angeblich über 3000 — kleiner Inseln, darunter
die Kurilen und Liukiu, sämtlich gebirgig und vulkanreich (der Fudschi-
jama auf Nippou 3760 m). Das Klima ist milde, der Boden
sehr fruchtbar und durch deu Fleiß der Bewohner so ertrags-
fähig, daß Japan zu deu reichsten Ländern der Erde zählt.
Unter den Naturprodukten steht obenan der Reis, welcher
in uuübertrefflicher Güte erzeugt wird. Daneben werden noch alle
andern Getreidearten, sowie Thee und Banmwolle gebaut. Blühend
ist die Seidenraupenzucht. Die Wälder liefern den nützlichen
Kampferbaum. — Bedeutend sind auch die Mineralschätze
an Eisen, Kohlen, Schwefel, besonders aber an feinem Kupfer.
Die Industrie, schon seit alter Zeit in hoher Blüte, über-
trifft die der andern asiatischen Staaten und ist in manchen Artikeln
sogar der europäischen überlegen, so in der Porzellan-, Email- und
Lackwarenfabrikation. Berühmt ist auch japanisches Papier und die
kuustvolle Bearbeitung von Holz, Elfenbein u. f. w.
Der japanische Handel hat sich, seitdem das Land den
Fremden geöffnet ist (1854), schnell gehoben. Die wichtigsten Aus-
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Extrahierte Ortsnamen: Tibet Ostturkestan Korea Japan Japan
241 —
der wilden Indianer zur
katholischen Religion.
Bolivia ist durch seinen
M i n e r a l r e i ch t u m,
besonders an Silber,
Kupfer und Zinn, be-
kannt. Infolge eines
unverständigen Betrie-
des sowie fortwährender
Kriege und der Herr-
schenden Unsicherheit ist
aber der Bergbau stark
zurückgegangen. Auch
Industrie und H a n-
del sind gering.
Der größte Ort ist
La Paz (40000 E.),
____ unfern des Titicaca-
Bild 89. Indianer von Bolivia. 'ee*- ^ ° 10 f t mit
16 000 E. war einst-
>nals seiner reichen Silberminen wegen weltberühmt. Jetzt sind die
leisten derselben verlassen. — Cochabamba (25 000 E.) ist nun-
mehr die gewerbreichste Stadt.
Die Argentinische Nepublik
hat 2 790 000 qkm und 4 Millionen zumeist katholische Einwohner,
Unter denen fast 1 Million eingewanderte Europäer sind. Der größte
5eil des Gebietes ist eine ungeheure grasreiche Ebene (die
Pampas), auf welcher große Herden halbwilder Pferde (nach der
Zählung von 1895 fast 5 Mill.), Rinder (22 Mill.), Schafe
(75 Mill.) weiden. Die Viehzucht liefert auch für den Handel
b>e wichtigsten Ausfuhrartikel, vor allem Schafwolle, außerdem
fleisch und andere tierische Produkte.
Bumüller-Schuster, Erdkunde. Neue Ausg. 2. Aufl. 11
.
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— 92 —
industrielle Leben während der Kreuzzüge nahm, mehrte den Reichthum der Bürger und erweckte in ihnen die Liebe zur Freiheit. Allmählich kauften die städtischen Gemeinden von ihren Stadtherren be-ftimmte Privilegien ab wie die selbständige Verwaltung und (Berichts-tun feit, die Besuguiß bei der Einsuhr von Waaren Zölle zu erheben und das Recht eigene Münze zu schlagen. Im 12. und 13. Jahrhundert gab es auch feine Unfreie in den Städten mehr, so daß der Grundsatz galt: Stadtluft macht frei. Nicht immer wurde jedoch die städtische Autonomie aus friedlichem Wege errungen, es kam, besonders in den bischöflichen Städten, nicht selten zu blutigen Kämpfen, wobei die Kaiser, am meisten Heinrich Iv. und Friedrich Ii., die Städter in ihrem freiheitlichen Streben unterstützten.
4. Handel. Aus dem gesteigerten Verkehr Europas mit dem Orient zogen die Seestädte Italiens beit größten Nutzen. Wurden im frühen Mittelalter die Waaren Indiens über das kaspifche Meer durch Rußland und über die Ostsee dem westlichen Europa zugeführt, so war mit den Kreuzzügen das Mittelmeer die Verkehrsstraße geworden, auf der veuetianifche, genuesische und pisanische Schiffe den Austausch der Produete vermittelten. Am geschicktesten wußten die Venetianer die veränderte Richtung des Handels für sich auszubeuten, indem sie an den Küsten Kleinasiens ein wohlgeordnetes Colonialsystem gründeten und während des Bestehens des lateinischen Kaiserthums sogar die Herrschaft auf dem schwarzen Meere erlangten. In Deutschland wurden Augsburg, Nürnberg und Erfurt die Stapelplätze des südlichen Handels für den Norden, während der Westen Europas vornehmlich von Cöln ans versorgt wurde, das in der Hohenstaufenzeit das glänzendste Bild deutschen Städtelebens bot. Zahllos sind die Erzeugnisse, mit denen das geöffnete Morgenland den Luxus und die Genußmittel der Abendländer bereicherte. Die Seidenstoffe verdrängten die Pelzwaaren, in Venedig ahmte man die Glaswaaren von Tyrns nach, die Goldschmiedekunst sand neue Muster. Die Abendländer erfreuten sich jetzt an bisher unbekannten edlen Gewürzen und an dem Geschmack des Zuckers. Das Zuckerrohr, welches die Kreuzfahrer in Tripolis kennen lernten, wurde noch vor der Mitte des 12. Jahrhunderts in Sicilien angebaut und später von den Spaniern über Madeira nach Westindien weiter verbreitet. — Da die geschätzten Waaren des Südens nur gegen Austausch gewon-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Europas Italiens Indiens Europa Kleinasiens Deutschland Nürnberg Erfurt Europas Venedig Tripolis Sicilien Westindien
1088 Süd amerik a — Paraguay.
doch auch einige Tausend Deutsche. Neuerdings starke Einwanderung, aber meist Roma-
nen. — Niedere Bergreihen von Brasilien her durchziehen den Osten; sonst ist das zum
Feldbau brauchbare und zugleich mit den fettesten Wiesen reich ausgestattete Land eine
einförmige Ebene, „not beautiful but usefulwie ein englischer Estanziero dem
deutschen Reisenden Burmeister bemerkte. Hiedurch und durch die Lage am Golf sind
Viehzucht und Handel die einträglichsten Gewerbe geworden. Millionen Rinder, Schafe,
Pferde. Ausfuhr wie drüben von Buenos Ayres. Hauptstadt Montevideo, beleb-
ter Hafen am Golf mit hochliegender Citadelle und 105000 E. Außer in Montevideo
treibt man noch in zwei Häfen Handelsgeschäfte, nämlich zu Maldonado unten am
Golf, und in Colouia del Sacramento gegenüber von Buenos Ayres. Ein vier-
ter Ort, Fray Bentos am Uruguay, vor wenigen Jahren noch eine kleine Anstedlung
von elenden Hütten, ist binnen kurzer Zeit durch den Genius deutscher Wissenschaft zu
einer blühenden Stadt mit 2500 herangewachsen; die „Liebig-Kompagnie" läßt hier-
nach den Vorschriften I. v. Liebigs unter Leitung eines deutschen Chemikers Fleisch-
extrakt bereiten, um die massenhaften Fleischvorräthe Südamerikas, die bisher verdarben,
indem mau von den Thieren bloß die Häute ic. benutzte, zu verwertheu. Die Fabrik be-
schäftigt 1500 Arbeiter, täglich werden 600 Thiere geschlachtet *). Die Stadt hat einen
gnten und sichern Hafen und es siedeln sich nun auch viele Engländer in derselben an.
Paraguay.
2670 Q.-M- mit ca. 1 Mill. Einw.
Begrenzt wird diese einzige Binnen-Republik Südamerikas von den Strömen
Paranü, (im O. und S.), Paraguay und Pilcomaya (im W.); die Nordgrenze gegen
Brasilien zieht nun nach Beendigung des 6jährigen Krieges mit diesem und mit Ar-
gentinien von dem Salto Grande des Paranü. längs des Jgatimflusses nordwest-
lich bis zur Quelle des Apä-Flusses, dem sie bis zur Münduug in den Paraguay
folgt. Der östliche Theil des Landes wird von bewaldeten Niedern Sierren durchrankt,
das übrige Land liegt eben und tief, ähnlich der Lombardei, nur viel ausgedehnter und
nuter noch milderem Himmel, der keinen Frost zuläßt. Hinreichend getränkt von Regen
und Flüffeu, ist das Land immer grün, fruchtbar und wiesenreich, im Norden und
Osten voll ungeheurer Wälder. Reis und Mais, Weizen und Gerste, Bohnen und
Manioc geben reichlich aus, und während nördlich des Wendekreises Palmen, Pisang
und Vanille wachsen, gedeihen südlicher Trauben und Pfirsiche; Zuckerrohr, Judigo und
Baumwolle sind leicht zu knltiviren Die Wälder liefern Bau- und Nutzhölzer manch-
facher und selbst der kostbarsten Art, auch Arznei-, Farbe- und Gerbestoffe, Balsame,
Kautschuk u. s. w. Der Mattee ersetzt den chinesischen Theestrauch. Das Mineralreich
kann in dem meist flachen Lande nicht bedeutend seiu, und doch hat man ergibige Erz-
lager, selbst Quecksilber, gesunden. Salz zur Genüge, Salpeter, Porcellanerde n. s. w. —
Von besonderem Werthe ist die Schiffbarkeit der Ströme. Der Parauä. hat nur noch
im Norden, wo er aus brasilischen Bergen kommt, einen Fall, der Paraguay hat gar
keine Stürze; die Dampfer fahren von Montevideo bis in die brasilische Provinz Matto
*) In Argentinien und in Süd-Brasilien sind nun ähnliche Fabriken angelegt
worden.
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1078
Süd amerika
— Peru und Bolivia.
Die Roa Maynas (am Amazonas) graben die Leichen, wenn sie verwest sind, wie-
der aus, wickeln sie gereinigt in eine Hülle von Thon, bezeichnet mit Hieroglyphen,
und stellen sie zur Verehrung aus, indem ein zweites Leichenbegängnis gehalten wird.
Die civilisirten Abkömmlinge der alten Peruaner, in den Andes der Haupt-
stock der Bevölkerung, sind sehr unterwürfig und eben deshalb trag, unreinlich, heim-
tückisch, doch den Kirchenceremonien sehr zugethan. Sie treiben Ackerbau und Hand-
werke, aber gleich den Spaniern mit geringem Fleiß. Ihre Sprache (Quichua) ist sehr
beliebt, sie wird sogar von den Creolen in Lima und Quito gern gesprochen und soll
wegen ihrer Lieblichkeit in Idyllen und Elegien gar reizend klingen. Die Weißen bil-
den nur ungefähr 1/i der Bevölkerung. Wenig Neger; neuerdings auch Chinesen und
eingeführte Südsee-Jnsulaner. Es fehlt dem Laude noch an Handelsstraßen. Der
>große festgebaute Bergweg der Jnkas, der 250 Meilen weit bis Quito führte und alle
Provinzen ihres Reiches auf dem Gebirge in Verbindung brachte, ist sehr verfallen.
Wahrscheinlich wenn erst der Ackerban sich an den Strömen ausbreitet und die Schiffahrt
auf dem Amazonas, der bereits mit Dampfschiffen bis Tabatinca (an der Grenze
Brasiliens) befahren wird, auch in Peru bis an den Fuß der Anden sich ausdehnt *),
wird dieser die große Verbindnngsstraße mit der Ostseite Amerikas werden, sowie man
bereits durch den Pilcomayo mit dem Paraguay und La Plata in Verbindung steht.
In den letzten Jahren sind indes große Eisenbahnlinien, welche, die Andcs übersteigend,
bis tief in das Innere des Landes eindringen und dessen Schätze den Häfen der peru-
anischen Küste zuführen, erbaut worden. Auch in Bolivia hat man mit der Verwirk-
lichnng des Projektes, mittels einer Eisenbahn die Stromschnellen des Madeira und
Mamoi'^ zu nmgehen und so ungehinderten Verkehr zwischen Bolivia und dem atlan«
tischen Ocean herzustellen, begonnen. Die Ausführung dieser Bahn würde bald Han-
delsstationen an den Strömen entstehen lasseu, von denen aus man leichter in die ge-
waltigen Urwälder eindringen könnte, deren viele noch kein Fuß eines Europäers be-
treten hat. Was der Marannon hinunterführen .könnte, wären: Zeuge von Quito,
China von Loxa, Zucker von Cuzco, Leinwand von Moxo, Oele von Lima, Baumwolle
und feine lange Seide von Moyobamba, Kakao und andre Früchte aus den Ebenen.
Natürlich würde dann beim Steigen aller Gewerbe das Silber von Pasco und Potosi,
das Gold von Cataguayta und anderes Metall, woran kein Mangel, auf bergmän-
nischere Weise gefördert werden und größere Wirkung auf den Nationalwohlstand äußern.
Anch die seine Wolle der Vicunnas wäre besser zu benutzen; man macht aber zu viel
Jagd auf diese Thiere, die schon genug von ihrem natürlichen Feinde, dem hoch über
den Paramos, felbft über den Schneegipfeln fliegenden Condor zu leiden haben, und
rottet sie beinahe aus.
Die beiden Freistaaten Peru und Bolivia begrenzen einander am Hochlandssee
Titicaca und durch Linien, welche von dort fast in gerader Richtung nach Nord und
nach Süd gezogen werden, doch so, daß Bolivia mit derjatacamawüste (an beiden Sei«
ten der Steinbockswende) ans Meer reicht.
a) Peru (23700 Q.-M.. 3,2000000 E. **), den nördlichen Theil und fast die
ganze Küste begreifend, nur durch die Alacama von Chile getrennt. Der wilden Indianer
*) Bis wohin die Schiffbarkeit bereits erwiesen,
**) Nach andern Angaben und Berechnungen bloß 2^/z Mill.
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Extrahierte Ortsnamen: amerika Peru Bolivia Lima Quito Quito Brasiliens Peru Amerikas Paraguay La_Plata Bolivia Bolivia Quito Cuzco Lima Peru Hochlandssee
Titicaca Nord Peru Chile
1094 Süd amerik a — Brasilien.
das Hauptgeschäft, so daß aus der Provinz Rio Graude do Sul jährlich ungeheuere
Massen Dörrfleisch und zwischen 3 und 400000 Rindshäute verkauft werden. Die
Deutschen sind über diese ganze Provinz verbreitet, namentlich in den Städten, wenn
auch nicht überall in so geschlossenen Massen, wie in dem Landstrich, der im Süden
von der lagoa dos patos, im Norden und Westen vom Zug der Serra Geral be-
grenzt wird. Entschiedenen Widerwillen scheinen die Deutschen gegen den Camp, das
offene freie Feld, zu haben; sie sitzen fast alle auf Waldboden und in den Thälern.
Porto Alegre (20000 E.) ist Hafen und Hauptort für die deutschen Kolonisten,
wozn Rio Pardo und S. Leopolds (mit Umgegend 20000 E.) gewissermaßen
Vorstädte sind; einige andere Orte versprechen Ausgangspunkte für neue Stadtanlagen
zu werden, wie z. B. Santa Cruz, ferner S. Maria und der sogen. Hamburger
Berg nördlich von S. Leopoldo. Die Deutschen der Provinz beschäftigen sich indes
vorzugsweise mit Ackerbau, weniger mit Viehzucht; aber auch in ihren gewerblichen
Leistungen lassen sie die Brasilianer bereits weit hinter sich. Die Nachkommenschaft
dieser (von 1824 an) hier angesiedelten Deutschen (ursprünglich an 8000, meist aus
Rhein- und Moselgegenden) ist ein schöner, kräftiger Menschenschlag. — Nordwärts
von Janeiro: Am Cap Frio eine vom Lübecker Lindenberg angelegte großartige
Saline und Fischerei, durch welche das Land weit und breit bis tief ins Innere hinein
mit gesalzenen Fischen versorgt wird. Bahia (d. h. Bai), mit außergewöhnlich
großem und sicherem Hafen, an Umfang und Handelstätigkeit die zweite Stadt des
Reiches, hat 152000 E. Nur 12° vom Aequator entfernt, wäre die Sommerwärme
oft erdrückend, wenn nicht der Seewind Erfrischung brächte. Von den Plantagen der
umliegenden sehr fruchtbaren Provinz werden Massen von Kaffee, Zucker, Reis, Tabak
und Baumwolle versandt, ebenso von Farbhölzern, deren es in den Wäldern Brasiliens
von allen Arten gibt. Im Eingange der Bai liegt die große und stark bevölkerte
Insel Jtaparika. 20 M. nördl. von Bahia liegt die kleine Hafenstadt Maceiü,
deren Umgebung als eine der anmnthigsten geschildert wird. Die Festung Natal
nicht weit vom Cap Roque, und Porto Calvo sind belebte Hafenstädte, letztere mit
Werften auch zum Bau von Kriegsschiffen. Wichtiger ist Pernambnco, die dritte
Handelsstadt des Reiches, deren Hafen als vornehmster Markt für Baumwolle gilt; die
Stadt hat, den Nachbarort Olinda mitgerechnet, 118000 E.
An der Nordküste: Unter mehreren Häfen sind Maranhao auf der gleich-
namigen Plantagen-Insel vor der Mündung des Miraimfluffes und P a r ä oder S.
Maria de Belem hervorzuheben; Para liegt an der Golfmündung des mit dem
rechten Arme des Amassonas vereinigten Tocantines und ist Hauptort der 20000 Q.-M.
großen Provinz Para oder Unter-Amassonieu. Bewohnt ist die Stadt größtentheils
von Indianern, die als Verfertiger flacher Flußboote und Gummischuhe, als Händler
und Schiffer :c. vielfach beschäftigt sind. Unter den wenigen Orten aufwärts am
Amassonas ist Obidos, 120 M von der Mündung, wegen seines Kakaobaues
bedeutend.
Im Hochlande: Villa Rica (Onro Preto) nicht weit vom Jtacolumi,
Hauptort in Miuas Geraes, dem an Diamanten und Gold, aber nicht an kultnr-
fähigem Boden reichen Oberlande des Francisco. Tejuco, auch in der Provinz Minas
Geraes, ist Mittelpunkt des lange Zeit berühmten Diamanten-Bezirks, der aber nicht
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Extrahierte Personennamen: Leopolds Maria Leopoldo Janeiro Porto_Calvo Maria Onro_Preto Miuas_Geraes
214
gegen die Christen berüchtigt sind. Das Land ist mit Ausnahme
des südlichsten Teiles sehr fruchtbar, wird aber schlecht verwaltet.
— Hauptort ist das gewerbereiche Fes, zugleich wichtigster Handels-
platz des Innern, mit 100—150 000 Einwohnern. Von dieser Stadt
haben die roten türkischen Mützen ihren Namen. — Die alte Haupt-
stadt Marokko mit 50 000 Einwohnern liegt prächtig am Fuße
des schneebedeckten Atlas. — Tanger (20000 Einwohner), unfern
der Straße von Gibraltar, ist der bedeutendste See-Handelsplatz
Marokkos.
West- und Südafrika.
Größere Staaten fehlen an der westafrikanischen Küste durch-
weg; doch finden sich an ihr zahlreiche europäische Besitzungen, in
denen mit den Eingeborenen ein ziemlich lebhafter Tauschhandel
getrieben wird (Palmöl und Elfenbein gegen Baumwollenwaren,
Pulver, Branntwein rc.). — Das Klima ist fast ausnahmslos
sehr ungesund.
Von der Mündung des Senegal an ist die Küste südwärts
unter dem Namen S e n e g a m b i e n größtenteils in französischem
Besitze. Die nun folgende Küste von Oberguinea ist in den
wichtigsten Punkten von den Engländern besetzt. Hier liegen
auch die deutschen Kolonieen Togoland und Kamerun. Die Küste
von Niederguinea ist bis zur Mündung des Kongo franzö-
sisch, von hier ab portugiesisch. Nun folgt vom 18. 0 südl.
Breite bis zum Oranje-Fluß das deutsche südwestafrikauische
Küstengebiet mit dem Hinterlande Damara und Namaqna.
Die Südspitze Afrikas wird von der englischen Kafikolonic
eingenommen. Hanptort derselben ist die Kapstadt (Fig. 36)
mit 45 000 Einwohnern, wichtig als Ausfuhrplatz für die Pro-
dukte des Landes: Kapwein, Wolle, Weizen, Straußenfedern,
Diamanten u. s. w.
Nördlich von der Kapkolonie liegen die zwei von ausgewan-
derten niederländischen Bauern (Boeren) gegründeten Freistaaten:
die Oranje - und die Transvaal-Republik, welche ausgedehnte
Nindviehzucht betreiben.
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251
Argentinien ist gegenwärtig das Ziel vieler europäischer Answan-
derer (im Jahre 1885 looooo).
Die Hauptstadt Bnenos Ayres (d. i. gute Lüfte) am La
Plata hat 400 000 Einwohner und ist die erste Handelsstadt der
Republik. Stromabwärts liegt La Plata (26000 Einwohner),
ein nen angelegter, besserer Hafenplatz. — Wichtige Handelsstädte
im Innern sind: Rosario (42 000 Einwohner), Cordoba
(50 000 Einwohner), Mendoza (18 000 Einwohner) und das
lebhafte Corrientes (16 000 Einwohner).
Die Republik Paraguay
(238000 qkm und hz Million durchweg katholische Einwohner, vor-
wiegend Mischlinge und Indianer) breitet sich vom Parana westwärts
bis über den Paraguay-Strom aus und ist neben Bolivia der einzige
Binnenstaat Südamerikas. Der Boden ist sehr fruchtbar, das
Land aber durch blutige Kriege tief herabgekommen und stark ent-
völkert. Den wichtigsten Ausfuhrartikel des geringen Handels
bildet der Paraguay-Thee (getrocknete Blätter einer Stechpalmenart),
der in einem großen Teile Südamerikas statt des chinesischen Thees
gebraucht wird. — Hauptort ist Asuncion am Paraguay (22000
Einwohner), der Stapelplatz für den auswärtigen Handel.
Die Republik Uruguay
(170 000 qkm, über (/2 Million katholische Einwohner, durchweg Weiße
und Mischlinge) umfaßt das Gebiet östlich vom Uruguay-Strom bis
zum Atlantischen Ocean, größtenteils eine baumlose Steppe, auf wel-
cher — wie in Argentina — ausgedehnteste Viehzucht betrieben wird.
Die Produkte der Rindviehzucht bilden auch fast ausschließlich
deuausfuhrhandel, so: Häute, Felle, Wolle, Roßhaar, Talg,
lebendes Vieh, vor allem aber Fleisch, sowohl in frischem als
getrocknetem Zustande. Besonders bekannt ist der hauptsächlich hier
erzeugte Lieb i gsche Fleischextr akt, d. i. verdichteter Rindfleisch-
saft. — Die Einwanderung hat in neuerer Zeit stark zugenommen.
Die Hauptstadt Montevideo an der La-Plata-Mündung
(105 000 Einwohner) ist der wichtigste Handelsplatz.
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Extrahierte Personennamen: Südamerikas
Extrahierte Ortsnamen: Argentinien La
Plata Rosario_( Cordoba Mendoza Paraguay Asuncion Paraguay Uruguay Atlantischen_Ocean Argentina Montevideo
244
Die Industrie beschränkt sich auf das Flechten von Matten
und Hüten (Panamahüte). Der Handel ist zur Zeit noch un-
bedeutend.
Hauptstadt der vereinigten Republiken ist Santa Fe de
Bogota (mit 84000 Einwohnern). — Kolon (Aspinwall) am
Atlantischen Ocean, zur Zeit noch ein schmutziges Negerdorf, und
Panama, eine alte Stadt mit 18 000 Einwohnern, sind die
Endpunkte der Eisenbahn über die Landenge und daher Knoten-
punkte für den Dampfschiffahrtsverkehr auf dem Atlantischen und
Großen Ocean.
Die acht vereinigten Republiken von Venezuela
(1 640000 qkm und über 2 Millionen ausschließlich katholische Ein-
wohner, der Abstammung nach fast durchweg Mischlinge) umfassen
nahezu das ganze Orinokogebiet und find durch ungemein reiche
Vegetation ausgezeichnet; aber nur ein kleiner Teil des Bodens ist
bebaut; der größte Teil ist Steppenland (Llanos des Orinoko).
Unter den Produkten sind besonders wichtig: Kaffee, Zucker,
Kakao, Baumwolle, Chinarinde, endlich Tabak. Berühmt ist der
Varinastabak. Das Mineralreich liefert Gold und Kupfer.
Die Industrie beschäftigt sich vorzugsweise mit Baumwollen-
weberei und Strohhutstechterei. Der ziemlich lebhafte Handel liegt
zum größten Teile in den Händen deutscher Kaufleute.
Die schön gebaute Hauptstadt Caracas (mit Umgebung
74 000 Einwohner) wurde 1812 durch ein entsetzliches Erdbeben
fast ganz zerstört. — La Guapra (14 000 Einwohner) ist die
Hafenstadt für Caracas. — Andere Hafenplätze sind: Puerto
Cabello, Cumana und Ciudad Bolivar am Orinoko.
Guyana fg u a y a u a)
(460 000 qkm, l/3 Million Einwohner), ein Küstenland zwischen
der Mündung des Orinoko und des Amazonenstromes, ist das
einzige südamerikanische Gebiet, das im Besitze europäischer Mächte
ist. Die feuchtheiße Küstenebene ist zwar fruchtbar, aber höchst
ungesund. Das Klima ist für Europäer bei längerem Aufenthalte
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250
Alegre (40 000 Einwohner) ist der Hafen für die deutschen Kolo-
nieen in Südbrasilien.
Die Republik Bolivia.
Diese nach Bolivar, dem Befreier Südamerikas, benannte Re-
publik ist durchweg Binnenland, das gebirgsreichste und höchst-
gelegene Amerikas. — Die Bewohner (2y3 Millionen auf
1 139 000 qkm) sind größtenteils Indianer und Mischlinge. Sie
bekennen sich ausschließlich zur katholischen Religion. Bolivia ist
durch seinen Mineralreichtum, besonders an Silber, Kupfer und
Zinn, bekannt. Infolge eines unverständigen Betriebes, sowie fort-
währender Kriege und der herrschenden Unsicherheit ist aber der Bergbau
stark zurückgegangen. Auch Industrie und Handel sind gering.
Hauptstadt ist Sucre mit 12000 Einwohnern. — Der
größte Ort ist La Paz (26 000 Einwohner), unfern des Titicaca-
sees. — Potosi mit 11 000 Einwohnern war einstmals seiner
reichen Silberminen wegen weltberühmt. Jetzt sind die meisten
derselben verlassen. — Cochabamba ist nunmehr die gewerb-
reichste Stadt.
Die Republik Argentina
hat 2 836 000 qkrn und 3 Millionen zumeist katholische Einwohner,
unter denen 3/4 Millionen eingewanderte Europäer sind. Der größte
Teil des Gebietes ist eine ungeheure, grasreiche Ebene (die
Pampas), auf der das ganze Jahr über große Herden von den in
früheren Jahrhunderten aus Europa eingeführten Haustieren weiden.
Man schätzt die Zahl der Pferde und Esel auf 5 Millionen,
die der Rinder auf 18 Millionen, der Schafe auf 75 Millionen.
Die Viehzucht bildet denn auch die Hauptbeschäftigung der Be-
wohner und liefert für den Handel die wichtigsten Ausfuhrartikel.
Obenan steht hierin seit neuerer Zeit die Schafwolle (jährlich
durchschnittlich um 140 Millionen Mark), außerdem das Fleisch
der geschlachteten Rinder, das frisch, trocken, eingesalzen, konser-
viert, als Extrakt u. s. w. versandt wird, ferner Häute (80 Mil-
lionen Mark), Knochen, Talg und andere tierische Produkte. —
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Extrahierte Personennamen: Südamerikas Potosi
Extrahierte Ortsnamen: Südbrasilien Bolivia Bolivar Amerikas La_Paz_( Cochabamba Europa