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C. Muster aufsätze für Schüler.
thätig, Kolonien anzulegen, welche von Massilia in Gallien, einer Pflanz-
stadt der Phocäer, im äußersten Westen bis zum fernen Osten nach Nicäa
am Hydaspes sich erstreckten.
Die Ursachen dieser ausgebreiteten Kolonisation waren teils politische,
teils kommerzielle. Die von den eingewanderten Doriern bedrängten Völker
des Peloponnes unterwarfen sich zum Teil, zum Teil aber zogen sie in
Liebe zur Freiheit die Auswanderung der Knechtschaft vor. So gründeten
Achäer, vermischt mit äolischen Scharen aus Thessalien und Böotien, die
äolischen Kolonien auf den Inseln Lesbos und Tenedos und in Mysien;
so Ionier, vertrieben von der Nordküste des Peloponnes und aus Attika,
wohin sie sich zunächst gewandt hatten, wegen Übervölkerung wieder
auswandernd, die jonischen Kolonien auf den Inseln Chios und Samos
und in Lydien, namentlich Ephesus, Milet und Phocäa; so Dorier, wegen
Überfüllung einzelne Städte verlassend, die dorischen Kolonien auf der
Insel Rhodus und in Karien, namentlich Halikarnaß und Knidus. Des-
gleichen waren die Gründe der zweiten großen Kolonisation vorwiegend
politische: einerseits suchte eine stark bevölkerte Stadt durch dieselbe einer
Übervölkerung vorzubeugen, anderseits wollten manche Städter durch
Gründung von Kolonien eine Stellung in der bürgerlichen Gesellschaft
gewinnen, die die Heimat bei dem Vorherrschen aristokratischer Verfassung
ihnen versagte. Zu diesen politischen Gründen kamen bald kommerzielle.
Je mehr nach und nach der Gewerbfleiß der Städte sich hob, je mehr
der Handel auflebte, namentlich seit der Einrichtung der Trieren, desto
mehr suchten die Kaufherren Absatzgebiete für die Waren ihres Vater-
landes und neue Einfuhrartikel für die Heimat. Daher wurden überall
dort Kolonien gegründet, wo die Lage an vielbesuchten Meeren eine gün-
stige war, und wo ein bedeutendes Hinterland Aussicht auf vielseitigen
Austausch von Waren bot.
Je nach der Ursache der Kolonisation gestaltete sich auch das Ver-
hältnis der Kolonie zur Mutterstadt. War die Ursache eine rein poli-
tische, so pflegte die Tochterstadt den religiösen Kultus, die Verfassung,
Sitten und Einrichtungen der Heimat festzuhalten, stellte sich aber politisch
unabhängig von derselben, wenn sie auch bei festlichen Gelegenheiten ein-
zelne Auszeichnungen und Vorzüge den Bewohnern der Mutterstadt zu
erzeigen pflegte. War die Ursache dagegen eine kommerzielle, so stand
die Tochterstadt mit ihrer Metropole anfangs in einem engern Verhält-
nisse, indem man das heimische heilige Feuer mit hinübernahm in die
neue Ansiedelung und bei bürgerlichen Unruhen sich an die Mutterstadt
als Schiedsrichterin wandte; im Laufe der Zeit jedoch entfremdete sich die
Pflanzstadt, besonders bei der Mischung verschiedener Volkselemente, bei
dem raschern Gange der politischen Entwicklung und bei der freiern Ge-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T108: [Stadt Korinth Griechenland Peloponnes Insel Landschaft Name Athen Sparta Argos], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
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I. Beschreibende Prosa: Kulturgeschichte.
militärischen oder merkantilischen, häuslichen oder städtischen, gelehrten oder
aristokratischen Macht oder Übermacht, ist übrigens der bekannte Despo-
tismus der Freiheit gewiß eine der verwerflichsten im innern Charakter
und die zerstörendste in den Wirkungen gewesen.
Mit den Gebräuchen und Einrichtungen der germanischen Völker
stimmte das Christentum in dieser seiner eigentümlichen Grundbeschaffenheit
überaus gut zusammen, ungleich mehr, als mit der absolut gewordenen
Republik in dem römischen Weltstaate, der in seinem wesentlichen Grund-
charakter auch nach Konstantin immer heidnisch geblieben ist. Die monar-
chische Erbverfassung war hier in den altdeutschen Einrichtungen über-
wiegend vorherrschend, aber fern von allem Absolutismus und mit manchem
republikanischen Herkommen, Gesetz oder Recht im einzelnen verwebt, über-
haupt alles ans der historischen Grundlage, der alten Sitte, der freien,
adligen Gesinnung der reinen Ehre, ans der Person und dem persönlichen
Ruhme, dem großen Geiste und Charakter beruhend. Sobald zu dieser
sittlichen Naturkraft der germanischen Völker nun die religiöse Weihe
hinzu kam, und der Grundsatz der christlichen Liebe in frommer Einfalt
des lebendigen Glaubens in diese starken Heldenseelen aufgenommen und
eingeschlossen ward, so waren auch schon alle Elemente des wahren Staates
und öffentlichen Lebens in der christlichen Gerechtigkeit damit gegeben.
F. v. Schlegels
5. Monte Cassino.
Wandert man von Gaeta in gerader Linie durch die Halbinsel zum
Adriatischen Meere, so stößt man schon nach einigen Stunden auf den
altehrwürdigen Festungsberg der W i s s e n s ch a f t, auf M o n t e C a s s i n o.
Wer hat nicht schon öfter, wenn er den Bildungsgang der europäischen
Völker überschaute, den Benediktinern gedankt, diesen großen Kolo-
nisten in rohen Ländern, den Waldsiedlern, Städtegründern, Völkerlehrern!
St. Gallen, Reichenau, Weißenburg, Fulda, Hersfeld, Corvey und wie
viele andere Benediktiner-Hochschulen bloß in Deutschland, — eine lange
strahlende Kette im langen Dunkel vom siebenten bis zwölften Jahr-
hundert. Hier aber, auf Monte Cassino, wurde der erste Baum gepflanzt,
dessen Samen und Ableger sich durch alle europäischen Länder verbreiteten,
überall Wurzel schlugen, überall reiche Früchte brachten.
Auf der weitschauenden Berghöhe stand vor 1300 Jahren ein Apollo-
tempel, umrauscht vom ehrwürdigen Haine. Dort hielt sich noch ein letztes
Häuflein römischen oder griechischen Volkes, das sich vor dem ringsum
aufblühenden Christentum geflüchtet hatte, um auf dieser einsamen Höhe 1
1 Siehe Teil Ii, S. 331.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche]]
Extrahierte Personennamen: Monte_Cassino
Extrahierte Ortsnamen: Gaeta Adriatischen_Meere Reichenau Weißenburg Fulda Corvey Deutschland
40 Dritte Periode, von 1100 bis 1300, oder erste Blüteperiode.
herben und wilden Charakters der Sage, in der Schilderung des kirchlichen
Kultus (Messe, Taufe, Kaplan, Münster usw.), der jedoch, rein äußerlich,
auf das Gemüt der ihn Übenden ohne Einfluß bleibt, und namentlich in
der Darstellung des ritterlichen Lehensstaates mit seinem auf der Treue
beruhenden Dienstmanns-Verhältnis, welches an die Stelle des blinden
Verhängnisses der nordischen Sage eine Reihe von sittlichen Verhältnissen
setzt. Am meisten eingewirkt hat das christliche Rittertum auf die Ge-
staltung der Persönlichkeit Rüdigers von Bechlaren, den die ältere Sage
der Edda nicht kennt.
I. Äyentiure.
1. Uns ist in alten mgeren wünders vil geseit
von heleden löbebeeren, von grözer ärebeit,
von fröuden, höchgeziten, von weinen und von klagen,
von küener recken striten muget ir nu wunder hoeren sägen
2. Ez wuohs in Bürgönden ein vil edel magedin,
daz in allen landen niht schoeners mohte sin,
Kriemhilt geheizen: si wart ein schoene wip.
dar umbe muosen degene vil Verliesen den lip.
3. Der minneclichen meide triuten wol gezam.
ir muotten küene recken: niemen was ir gram.
ane mäzen schcene so was ir edel lip:
der juncvrouwen tugende zierten änderiu wip.
4. Ir pflügen drie künege edel unde rieh,
Günther unde Gernöt, die recken lobelich,
und Giselher der junge, ein üz erwelter (legen.
diu frouwe was ir swester, die fürsten beten s’ in ir pflegen. 1 2 3 4
1, 1 wunders gen., abhängig vom Neutrum vil. — geseit, kontrahiert aus ge-
saget. — 2 von gehört zu geseit (V. 1) und sagen (V. 4). — heleden von
betet, der älteren Form für das spätere bett.
2, 1 Bürgenden — Volk und Land. — 2 schoeners gen., abhängig von niht,
nichts. — 4 dar umbe — um derentwillen. — muosen praet. zu rnüezen. —
degene gen., abhängig von vil.
3, 1 meide dat. von meit — maget. — triuten in passivischem Sinne: sie ver-
diente wohl geliebt zu werden. — 3 ir edel lip — sie, die Edle; oft dient
lip zur Umschreibung der Person. — 4 zierten conj. praet. im Sinne von:
ihre Tugenden waren so zahlreich, daß sie auch andere damit hätte schmücken
können.
4, 4 in ir pflegen (dat. plur.) = in ihrer Hut.
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]