38 Europa.
Bevölkerung. Von den 106 Mill. Einw, Rußlands sind ungefähr 84 Mill.
Russen (und zwar 56 Mill. Großrussen um Moskau, die eigentlichen Moskowiter,
22 Mill. Kleinrussen um das ältere Kiew, und fast 6 Mill. Weißrusseu im
Westen, ehemals unter litauischer Oberhoheit), somit rund 80 °/0 der ganzen
Bevölkerung - nur 20% gehören anderen Nationen an. Das russische Reich ist
hiernach zwar kein national einheitlicher Staat, aber gegenüber der ungeheuren
Masse des russischen Volkes verschwinden die übrigen Bevölkerungselemente fast
gänzlich. Diese umfassen Poleu, Litauer, dann Deutsche (an 2 Mill.), Rumänen
und Griechen, ferner mongolische Stämme (Finnen im Norden), türkische Stämme
(Tataren, Kirgisen, Kalmücken, Baschkiren) im O. und So. — Zwischen den
oberen Klassen und der Masse des Volkes bestehen große Unterschiede in Bezug
auf Besitz und Bildung.
Nach ihrem Bekenntnis sind die Russen fast insgesamt Anhänger der griechi-
schen, nichtuuierten, orthodoxen Kirche.
Rußlands Hilfsquellen. Ihre Hauptstütze findet Rußlands Machtstellung
in dem Reichtum des Landes an natürlichen Hilfsquellen. Obenan steht in
dieser Beziehung der Ackerbau, der in günstigen Jahren 1/3 alles europäischen
Getreides liefert und im Gebiete der schwarzen Erde bei reichlichen Niederschlägen
trotz der schlechten Bewirtschaftung außerordentlich ergiebige Ernten abwirft.
Ein Hauptgetreidelaud sind auch die sechs Ostseeproviuzen. Rußland gilt daher
als der erste Ackerbaustaat Europas. In Westrußland ist auch die Flachs-,
Rüben- und Kartoffelerzeugung sehr bedeutend. Wein liefert Rußland
nur im Süden, besonders auf der Halbinsel Krim. Im Norden des Reiches
erstrecken sich ausgedehnte Wälder, wie denn Rußland neben Schweden das
waldreichste Land Europas ist. Die Bewirtschaftung der Forsten steht freilich
noch auf niederer Stufe. — Die Viehzucht hat ihren Hauptsitz in den
Steppen des Ostens und Südostens. Die Rinderzucht wird besonders in den
Ostseeprovinzen mit Sorgfalt betrieben. Große Erträge wirft auch die Geflügel-
zu cht ab. Die Ausfuhr von Eiern steht unter den Exportartikeln mit in
vorderster Reihe (1906: 120 Mill. Mark). Sehr ertragreich ist ferner die
Fischerei, besonders in der Wolga und im Kaspischen Meer. Endlich liefert
Nordrußland reichliches Pelzwerk.
Auch durch seine Mineralprodukte aus dem Uralgebirge nimmt
Rußland in Europa eine wichtige Stelle ein. Es produziert unter allen Staaten
Europas das meiste Gold und allein in unserem Erdteil Platin. Aber
auch die Haupthebel der modernen Industrie, Eisen und Kohle, fehlen dem
Reiche nicht.
Einzelne Zweige der Industrie, vor allem Baumwoll-, Wollen-, Leder- und
Hüttenindustrie, haben sich schon zu bedeutender Höhe entwickelt. Die Haupt-
industriezeutreu sind infolge der hier auftretenden Kohlenlager Lodz, das polnische
Manchester (350000 Einw., darunter viele Deutsche), der Don-Donezbezirk
(mit Hüttenindustrie), ferner Tula mit bedeutender Eisen- und Stahlindustrie und
Moskau, Hauptsitz der russischen Baumwollindustrie. Auch Warschau, die
alte Hauptstadt Polens und drittgrößte Stadt Rußlands (760000 Einw.), ist Sitz
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Extrahierte Personennamen: Rußlands
Extrahierte Ortsnamen: Europa Moskau Kiew Europas Westrußland Europas Kaspischen_Meer Europa Europas Lodz Don-Donezbezirk Moskau Warschau Polens
22 Die fremden Erdteile,
Romanisches Amerika.
Das Romanische Amerika umfaßt Mexiko, Mittelamerika und ganz Südamerika.
Trotz seiner natürlichen Reichtümer ist Südamerika in seiner Wirt-
schaftlichen Entwicklung bis in die jüngste Zeit zurückgeblieben.
Der Gründe hierfür sind es verschiedene. Die Einwanderung der Romanen
war von vornherein nicht auf dauernde Niederlassung, sondern nur auf Aus-
beutung der Metallreichtümer des Landes gerichtet. Die europäische Bevölkerung
befindet sich der farbigen gegenüber noch heute stark in der Minderheit, und von
dieser sind wieder die Kreolen wenig energisch und tatkräftig, und das Mischvolk
der Mestizen bildet ein oft recht unzuverlässiges Element der Bevölkerung. Dazu
zerklüftet alle der Gegensatz der Rassen, so daß Aufstände und Revolutionen lange
Zeit recht häufig waren. Ganz besonders leiden noch heute unter diesen Zu-
ständen die kleineren tropischen Staaten. Die großen südamerikanischen Staaten
dagegen, vor allen Brasilien und Argentinien haben in den letzten Jahrzehnten
bedeutende Fortschritte gemacht. Sobald die Bevölkerung sich vervielfacht und
reichlichere Kapitalien zur Erschließung der Bodenschätze zur Verfügung stehen,
werden sie zu den reichsten Ländern der Erde sich erheben.
Die Tropenrepubliken Columbien, Ecuador, Peru, Bolivien und Venezuela.
Die Metallschätze der südamerikanischen Andenländer lockten einst die Konquista-
doren am mächtigsten an; heute tritt die wirtschaftliche Bedeutung dieser Gebiete
gegenüber den gewaltigen Leistungen der Union weit zurück, wenn auch ihre Er-
zeugnisse nicht zu unterschätzen sind. Kolumbien bringt auf den Weltmarkt
Kaffee, Tabak und Chinarinde, Ecuador Kaffee und Kakao, Peru und'bolivia
Silber, Peru Zucker, Lama- und Alpakawolle und Guano, Venezuela, das sich
unter all diesen Staaten wirtschaftlich am meisten gehoben hat und das als eines
der schönsten Länder der Erde gilt, liefert große Mengen von Kaffee und Kakao.
Die außertropischen Republiken Chile und Argentinien, Uruguay und
Paraguay. Besser und günstiger stehen die Verhältnisse in Chile und Argen-
tinien. Beide erfreuen sich eines Klimas, das der europäischen Natur zusagt,
weshalb sich der Zug der europäischen Auswanderung lebhaft hierher richtet,
besonders nach dem La Plata. Sehr stark vertreten ist in Argentinien der
Italiener; aber auch Deutsche finden sich hier in stattlicher Zahl (60000),
desgleichen in Chile (20000), dessen Unterrichtswesen zumeist in dent-
schen Händen liegt. Dank diesem Zufluß europäischer Bevölkerung entwickeln
sich in beiden Ländern Ackerbau, Viehzucht und Bergbau in erfreulicher
Weise; auch Eisenbahnen durchziehen beide Staaten — besonders wichtig ist die
Linie Bnenos Aires—valparaiso — und leisten dadurch der Ausfuhr der Landes-
Produkte wesentlichen Vorschub. Chile erscheint auf dem Weltmarkte hauptsächlich
mit seinem großen Reichtum an Salpeter und Kupfer, und neuerdings
liefert es auch eine ansehnliche Menge Weizen in den Handel. Argentinien
führt, weil größtenteils Pampasland, Produkte der Viehzucht aus: Wolle,
Häute, Talg und Fleisch; desgleichen nimmt es in der Getreideausfuhr bereits
eine sehr bedeutende Stelle ein. (Ausfuhr 1909 21j2 Millionen Tonnen Weizen,
21j4 Millionen Mais.) Von dem benachbarten Uruguay kommt insbesondere
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Extrahierte Ortsnamen: Amerika Mexiko Mittelamerika Südamerika Argentinien Ecuador Peru Bolivien Venezuela Kolumbien Ecuador Peru Peru Venezuela Chile Argentinien Uruguay Paraguay Chile La_Plata Argentinien Chile Chile Argentinien Uruguay
— 159 —
gewonnen: Gold, Platina, Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Zink und
Salz. Auch hat Rußland mächtige Steinkohlenlager und ergiebige
Petroleumquellen (am Kaspischen Meere).
Trotz so reicher natürlicher Hilfsquellen steht die russische In-
dustrie noch hinter der westeuropäischen zurück, hat aber in den
letzten Jahrzehnten einen großen Aufschwuug genommen. Von Be-
deutung ist die Eisenindustrie, die Baumwoll-, Woll- und Leinen-
Weberei, die Lederfabrikation (Juchten) und Rübenzuckerbereituug.
Der Haudel Rußlands ist jetzt schon von großer Wichtigkeit
und dabei noch in steter Ausdehnung begriffen. Zur Ausfuhr ge-
langen vornehmlich: Getreide, Flachs, Hanf, Holz, Petroleum, Zucker,
Wolle, Tiere, Talg, Pelzwerk und Leder. Dagegen müssen fast samt-
liche Luxus- und ein großer Teil der Industrie-Artikel noch ein-
geführt werden.
V. a) Obwohl das europäische Rußland 106 Millionen Ein-
wohn er zählt, so ist es doch unter allen europäischen Ländern
nach Skandinavien am schwächsten bevölkert; denn aus 1 qkm
treffen nur 20 Menschen. Wäre Rußland so dicht wie z. B.
Deutschland bewohnt, so müßte es auf seinem Flächenraum von
5 390 000 qkm ungefähr 500 Millionen Einwohner haben; aber große
Bodenstrecken Rußlands sind des kalten Klimas wegen sehr schwach
bevölkert. So hat der Bezirk Archangelsk, der Deutschland an Größe
weit übertrifft, nur 350 000 Bewohner. — Die dichteste Bevölkerung
findet sich in der Mitte Rußlands. — Nur 16 Städte des un-
geheuren Reiches haben mehr als 100 000 Einwohner.
d) Bezüglich der Abstammung herrscht in der Bevölkerung
Rußlands eine sehr große Mannigfaltigkeit. Doch ist der slavische
Stamm so stark vorherrschend, daß ihm mehr als 4/5 der Gesamt-
bevölkerung angehören. Unter den verschiedenen Völkern des slavischen
Stammes bilden die Russen (80 Millionen) weitaus die Mehrzahl
gegenüber den Polen (71/2 Millionen). Außerdem leben in Rußland:
1. über 11/2 Mill. Deutsche'(besonders in den Ostseeprovinzen
und den südrussischen Kolonien);
2. 4 Mill. Letten (in Litauen und Kurland);
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Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Deutschland Archangelsk Deutschland Polen Rußland Kurland
— 173 —
Wässerung machen das eigentliche China zu einein der gesegnetsten
Länder der Erde. Hauptbefchäftiguug der Bewohner ist die
Landwirtschaft, welche mit größter Sorgfalt und Umsicht be-
trieben wird. In den nördlichen Provinzen wird vorzugsweise
Getreide gebaut, in den Mittlern und südlichen dagegen Reis,
Baumwolle, Seide (Maulbeerbaum), Ölgewüchse (Sesam) und
Znckerrohr, vor allem aber Thee. In den Gebirgsgegenden ge-
deiht der für die Arzneikunde sehr wichtige Rhabarber. Nach
träge die Eröffnung von 25 Häfen für die Ausländer erzwungen
wnrde. Zur Ausfuhr gelangen außer den genannten gewerblichen
Erzeugnissen hauptsächlich Thee, Rohseide und Rhabarber.
Die Chinesen (Bild 56), neben den Japanern das vornehmste
Volk der mongolischen Rasse, sind begabt, arbeitsam, höflich und sehr
genügsam, dabei aber auch betrügerisch und voll hochmütiger Ver-
achtung gegen alles Fremde. Unter den noch bestehenden Knltur-
Völkern sind die Chinesen das älteste. Viele der wichtigsten Er-
findungen kannten sie schon lange vor den Europäern. Aber auf
der einmal erreichten Stufe sind die Chinesen seit Jahrhuuderten
zuverlässigen Meldungen hat China
auch unermeßliche, bisher noch wenig
ausgebeutete Eifeu-, Kupfer- und
Steinkohlenlager, letztere vielleicht
die größten der Erde. — Die chinesische
Industrie steht in mancher Hinsicht
ans sehr hoher Stufe. Berühmt sind
chinesische Porzellanwaren, Färbereien,
Baumwoll- und Seidenwebereien, Pa-
Piere, Schnitzereien, Lackwaren ic.
(China ist die Heimat der Seidenraupe.)
Bild 56. Chinesischer Depeschenträger.
Der Handel Chinas ist bc-
deutend. Besonders lebhaft ist er mit
Rußland und Indien. Auch der See-
Handel hat einen großen Aufschwung
genommen, seit durch mannigfache Ver-
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Extrahierte Ortsnamen: China China China Chinas Indien
— 177 —
fuhrartikel sind: Seide und Seidenwaren, Thee, Reis, Kampfer,
Kupfer, Porzellan, Lack- und Papierware!?.
Japan zählt auf einem Flächenraum von 417 000 qkm 45 Mil
lionen E., ist also dichter bevölkert als das Deutsche Reich. — Die
Japaner (Bild 58) sind -— im Gegensatze zu den stammverwandten
Chinesen — dem europäischen Einflüsse leicht zugänglich, sehr gut
begabt und ungemein strebsam, die Errungenschaften der christlichen
Bild 58. Heiden in Japan bei einer religiösen Feier.
Civilisation sich anzueignen. Darum haben sich in Japan so schnell
wie in keinem andern asiatischen Staate europäische Sitten und Ein-
richtungen eingebürgert. Eisenbahnen und Telegraphen durchziehen
das Land; überall erstehen Fabriken; die Staatsverfassung und
Verwaltung, das Heer- und Unterrichtswesen sind nach europäischem
Muster eingerichtet. In ihrem Wesen freundlich und zuvorkommend,
doch mit Würde und Selbstbewußtsein, können die Japaner durch ein
ausgesprochenes Gefühl für Anstand und Schicklichkeit manchem
Europäer zuin Vorbild dienen.
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241 —
der wilden Indianer zur
katholischen Religion.
Bolivia ist durch seinen
M i n e r a l r e i ch t u m,
besonders an Silber,
Kupfer und Zinn, be-
kannt. Infolge eines
unverständigen Betrie-
des sowie fortwährender
Kriege und der Herr-
schenden Unsicherheit ist
aber der Bergbau stark
zurückgegangen. Auch
Industrie und H a n-
del sind gering.
Der größte Ort ist
La Paz (40000 E.),
____ unfern des Titicaca-
Bild 89. Indianer von Bolivia. 'ee*- ^ ° 10 f t mit
16 000 E. war einst-
>nals seiner reichen Silberminen wegen weltberühmt. Jetzt sind die
leisten derselben verlassen. — Cochabamba (25 000 E.) ist nun-
mehr die gewerbreichste Stadt.
Die Argentinische Nepublik
hat 2 790 000 qkm und 4 Millionen zumeist katholische Einwohner,
Unter denen fast 1 Million eingewanderte Europäer sind. Der größte
5eil des Gebietes ist eine ungeheure grasreiche Ebene (die
Pampas), auf welcher große Herden halbwilder Pferde (nach der
Zählung von 1895 fast 5 Mill.), Rinder (22 Mill.), Schafe
(75 Mill.) weiden. Die Viehzucht liefert auch für den Handel
b>e wichtigsten Ausfuhrartikel, vor allem Schafwolle, außerdem
fleisch und andere tierische Produkte.
Bumüller-Schuster, Erdkunde. Neue Ausg. 2. Aufl. 11
.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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32 Das Altertum.
Auch in der Mathematik, der Astronomie und Zeitrechnung hatten die Chinesen Kenntnisse, ohne aber weitere Fortschritte zu machen.
2. Sehr ausgebildet ist bei den Chinesen die Sch reib eknnst, ja sie ist so verwickelt, daß die geistige Bildung dadurch nicht gefördert, sondern vielmehr gehindert wird. Die Sprache der Chinesen besteht namlrch aus 450 unveränderlichen Wurzelsilben, aus denen durch Zusammensetzung etwa 1200 Worte gebildet sind, die wieder beim Ans-sprecheu verschieden betont werden, so daß ein Wort oft 30—40 verschiedene Bedeutungen hat, je nachdem es ausgesprochen wird. Der Schriftzeichen sind es aber mehr denn 80 000. Es lernt nun jeder so viel er braucht, und nur wenige sind der Schrift vollständig kundig. Die geistige Bildung ist überhaupt nur eine sehr beschränkte, denn der Staat bestimmt die Art und deu Inhalt des Unterrichts, läßt die nötigen Bücher machen, unterwirft die Gelehrten einer Reihe von Prüfungen, von denen keine überschritten werden darf, und regelt so die Wißbegierde nach einer Menge unwandelbar bestehender Vorschriften.
3. Der Handel im Innern von China war immer beträchtlich und wird hauptsächlich durch die zahlreichen Flüsse, durch künstliche Kanäle und gnt gepflasterte Straßen vermittelt. Auch die Lastwagen zum Transport der Waaren sind eine Erstndnng der Chinesen, die nicht lange nach Christi Geburt fällt. Die hauptsächlichsten Handelsartikel sind Thee, Salz, Reis, Baumwolle, Seide, Leinwand, Wollegewebe, Zucker, Getreide, Bauholz, Rindvieh, Pferde, Tierfelle und Pelzwerk. Ganz besonders schwunghaft wird der Seidenhandel betrieben. Die chinesischen Bauern kleideten sich schon in Seide und schliefen in seidenen Betten, als die ersten Europäer ihr Land betraten. Da es in einem so großen Reiche Länder des heißen wie des kalten und des gemäßigten Klimas gibt, von denen jedes seine eigentümlichen Produkte (Erzeugnisse) hat, welche die Provinzen untereinander austauschen können, so ist der Binnenhandel sehr großartig. Dagegen war der Handel nach außen begreiflich unnötig, da alle Bedürfnisse aus dem eigenen Lande bezogen werden konnten, und deshalb auch verboten.
4. Die chinesische Mauer sollte dazu dienen, das Reich gegen die Bewohner des Hochlandes im Norden zu schützen. Sie ist über 1300 km lang, zieht über Gebirge, vou denen eines 1500 m hoch ist, und auf Stützmauern über Flüsse. An vielen Orten zwei- und dreifach, besteht sie aus einem durchschnittlich 11 m hohen Erdwall, der auf einem über 1 m hohen Unterbaue von Granit ruht und an den Seiten mit einer 1 m starken Mauer von Backsteinen bekleidet ist. Von 2 zu 2 m sind Schießscharten angebracht, und alle 200—300 Schritte ragen 13 m hohe Türme hervor. An einzelnen Punkten erreicht die Mauer eine Höhe von 26 m, an einem sogar von 38 m. Im Jahre 214 v. Chr. wurde sie begonnen , bis zum 5. Jahrhundert n. Chr. daran gearbeitet, erhielt aber erst im 7. Jahrhundert ihre jetzige Ausdehnung. Gegen Korea hin hängt sie mit einem 800 km langen Pfahlwerk zusammen.
5. Die eingebornen Chinesen bekennen sich der großen Mehrzahl nach zur Religion des Fohi, der sich später mit dem Buddhaismus vermischte, wie er in Indien einheimisch ist. Dieses seinem Wesen nach der Urreligion nahestehende Bekenntnis kennt Einen Gott, hat einen eigenen Gottesdienst, Tempel, Opfer und Priester (Bonzen, d. i. Fromme). Es ist aber durch menschlichen Aberwitz und Eigennutz greulich entstellt. Deshalb standen zwei Männer auf, welche reinere Religionsbegriffe verbreiten wollten. Das waren La-o-tse und 50 Jahre nach ihm Kong-
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Afrika.
125
der Sahara finden sich ausgedehnte Salzlager. Stark begehrte Erzeugnisse des
Pflanzenreiches sind Korkrinde, Halfa, Palmöl und Kautschuk. Auch die Anpflanzung
von Nutzgewächsen nimmt von Jahr zu Jahr zu. Ferner spielen tierische Erzeug-
nisse bereits eine ansehnliche Rolle im Handel, namentlich Elfenbein, Wolle und
Straußenfedern. Afrika ist in unseren Tagen ein wertvolles Kolonialgebiet für
europäische Völker geworden.
3. Bevölkerung, a) Ihre Zahl schätzt man aus 140 Mill. Auf 1 qkm kommen
hiernach 5 Menschen (in Asien 20). Gib die Gründe der schwachen Besiedelung an!
Regenkarte.
$Zztop(X£r
Bölkerkarte.
Kaukasier
Neger
Hottentoten u.
Buschmänner
Malaien
Vergleiche Sahara und Nildelta (400 auf 1 qkm) in bezug auf ihre Bevölkerungs-
dichte! Afrika steht in der Befiedelungsdichte weit hinter Asien zurück.
b) Ihrer Abstammung nach verteilen sich die Bewohner Afrikas aus
4 Rassen. 1. Die mittelländische Rasse umfaßt die Völker im Norden
des Erdteils, die Semiten und Hamiten, ferner die Abessinier. Juden wohnen be-
sonders zahlreich in Marokko, Tunis und Tripolis. Europäer finden sich namentlich
am Nord- und Südrande. 2. Der Negerrasse gehören an die Sudan- und
Bantuneger; erstere wohnen nördlich, letztere südlich des Äquators. 3. Die süd-
afrikanische Rasse wird gebildet von Hottentotten und Buschmännern.
4. Die malaiische Rasse ist vertreten auf Madagaskar in den Hovas.
e) Der Religion nach sind die Neger überwiegend Heiden, und zwar huldigen
sie vielfach noch dem Fetischdienst. Über den ganzen Norden des Erdteils hat sich
der Islam ausgebreitet. Nur vereinzelt tritt das Christentum auf.
d) In Afrika finden sich alle Kulturstufen. Jagdvölker sind die Hottentotten
und Buschmänner, nomadische Hirtenvölker die Kaffern, Tuarik u. a., die Neger
treiben vielfach Hackbau. Wenig entwickelt ist die Industrie. Auch der Verkehr steht
noch auf ziemlich niedriger Stufe. Kamel-, Esel-, Maultier-, Ochsen- und Träger-
karawanen bewegen sich schwerfällig auf ungebahnten Pfaden.
e) Seit neuester Zeit sind die Verkehrsmittel in rascher Ausbreitung
begriffen. 1. Die telegraphische Verbindung Südafrikas mit Europa besorgen
bereits zwei Kabelleitungen. Auch der Überlandtelegraph
Kairo — Kap st adt geht seiner Vollendung entgegen. Deutsche Kabel
F i s ch e r. G e i st b e ck - M ü l l e r, Erdkunde für Mittelschulen. Ii. Teil. 9
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrika Asien Nildelta Afrika Asien Afrikas Marokko Tunis Tripolis Madagaskar Hovas Afrika Esel- Europa Kairo
94 Die außereuropäischen Erdteile.
Amerika.
42 Mill. qkm., 150 Mill. Einw.
Romanisches Kmerika.
Das Romanische Amerika umfaßt Mexiko, Mittelamerika und ganz Süd-
amerika.
Trotz seiner natürlichen Reichtümer ist das Romanische
Amerika in seiner wirtschaftlichen Entwicklung weit zurück-
geblieben.
Die Einwanderung der Romanen war von vornherein nicht auf dauernde
Niederlassung, sondern nur auf Ausbeutung der Metallreichtümer des Landes
gerichtet. Die europäische Bevölkerung ist nicht sehr zahlreich, und von der
farbigen sind die Kreolen wenig energisch und tatkräftig und das Mischvolk
der Mestizen bildet ein sehr unzuverlässiges Element der Bevölkerung. Dazu
zerklüfret alle glühender Rassenhaß, so daß Aufstände und Revolutionen fast an
der Tagesordnung sind. Ganz besonders leiden uuter diesen Zuständen die
tropischen Staaten.
Die Tropenrepnbliken Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien und Venezuela.
Die Metallschätze der südamerikanischen Andenländer lockten einst die Konquista-
doren ani mächtigsten an; heute tritt die wirtschaftliche Bedeutung dieser Gebiete
gegenüber den gewaltigen Leistungen der Union weit zurück, weun auch ihre Er-
Zeugnisse nicht zu unterschätzen sind. Kolumbien bringt auf den Weltmarkt
Kaffee, Tabak und Chinarinde, Ecuador Kaffee und Kakao, Peru und Bo-
livia Silber, Peru noch Lama- und Alpakawolle und Guano: Venezuela,
das als eines der schönsten Länder der Erde gilt, liefert große Mengen von
Kaffee und Kakao.
Die anßertropischen Republiken Chile und Argentinien, Uruguay und
Paraguay. Besser und günstiger stehen die Verhältnisse in Chile und Argen-
tinien. Beide erfreuen sich eines Klimas, das der europäischen Natur zusagt,
weshalb sich der Zug der europäischen Auswanderung lebhaft hierher richtet,
besonders nach dem La Plata. Sehr stark vertreten ist in Argentinien der
Italiener, aber auch Deutsche finden sich hier in stattlicher Zahl (60000),
desgleichen in Chile (20000). Dank diesem Zufluß europäischer Bevölkerung
entwickeln sich in beiden Ländern Ackerbau, Viehzucht und Bergbau in erfreu-
licher Weise; auch Eisenbahnen durchziehen beide Staaten und leisten dadurch der
Ausfuhr der Landeserzeugnisse wesentlichen Vorschub; besonders wichtig ist die
fast fertige Linie Bueuos-Aires — Valparaiso. Chile erscheint auf dem
Weltmarkte hauptsächlich mit seinem großen Reichtum au Salpeter und
Kupfer, und neuerdings liefert es auch eine ansehnliche Menge Weizen in den
Handel. Argentinien führt, weil größtenteils Pampasland, zumeist Produkte
der Viehzucht aus: Wolle, Häute, Talg und Fleisch; desgleichen nimmt es in
der Weizenausfuhr bereits eine sehr bedeutende Stelle ein. Es wird wohl
überhaupt die Korn- und Fleischkammer Europas werden. Von dem benach-
barten Uruguay kommt insbesondere Fleischextrakt, während der Binnen-
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Ortsnamen: Amerika Mexiko Mittelamerika amerika Romanische
Amerika Kolumbien Ecuador Peru Bolivien Venezuela Kolumbien Ecuador Peru Peru Venezuela Chile Argentinien Uruguay Paraguay Chile La_Plata Argentinien Chile Valparaiso Chile Argentinien Europas Uruguay
22 Die fremden Erdteile,
errangen, hatte Nordamerika aufgehört französisch zu sein. Mit den Eng-
läuderu, denen sich später auch viele Deutsche zugesellten (5 Mill. Einwanderer),
verbreitete sich über Nordamerika germanisches Wesen und größtenteils auch
die protestantische Religion. Es ist somit in Amerika eine romanische und
eine germanische Kolonisation zu unterscheiden.
Romanisches Amerika.
Das Romanische Amerika umfaßt Mexiko, Mittelamerika und ganz Süd-
amerika.
Trotz seiner natürlichen Reichtümer ist es in seiner wirt-
schaftlichen Entwicklung weit zurückgeblieben.
Der Gründe hierfür siud es verschiedene. Die Einwanderung der Romanen
war von vornherein nicht auf dauernde Niederlassung, sondern nur auf Aus-
beutnng der Metallreichtümer des Landes gerichtet. Die europäische Bevölkerung
befindet sich der farbigen gegenüber noch hente stark in der Minderheit, und von
dieser siud wieder die Kreolen wenig energisch und tatkräftig, und das Mischvolk
der Mestizen bildet ein sehr unzuverlässiges Element der Bevölkerung. Dazn
zerklüftet alle der Gegensatz der Rasseu, so daß Ausstände und Revolntionen fast
an der Tagesordnung sind. Ganz besonders leiden unter diesen Zuständen die
tropischen Staaten.
Die Tropenrepnbliken Columbien, Ecuador, Peru, Bolivien und Venezuela.
Die Metallschätze der südamerikanischen Andenländer lockten einst die Konqnista-
doren am mächtigsten an; heute tritt die wirtschaftliche Bedeutung dieser Gebiete
gegenüber den gewaltigen Leistungen der Union weit zurück, wenn auch ihre Er-
Zeugnisse nicht zu unterschätzen sind. Kolumbien bringt auf den Weltmarkt
Kaffee, Tabak und Chinarinde, Ecuador Kaffee und Kakao, Peru und Bolivia
Silber, Peru noch Lama- und Alpakawolle und Guano, Venezuela, das sich
unter all diesen Staaten wirtschaftlich am meisten gehoben hat und das als eines
der schönsten Länder der Erde gilt, liefert große Mengen von Kaffee und Kakao.
Die außertropischen Republiken Chile und Argentinien, Uruguay und
Paraguay. Besser und günstiger stehen die Verhältnisse in Chile und Argen-
tinien. Beide erfreuen sich eines Klimas, das der europäischen Natur zusagt,
weshalb sich der Zug der europäischen Auswanderung lebhaft hierher richtet,
besonders nach dem La Plata. Sehr stark vertreten ist in Argentinien der
Italiener; aber auch Deutsche finden sich hier in stattlicher Zahl (60000),
desgleichen in Chile (20000). Dank diesem Znfluß europäischer Bevölkerung
entwickeln sich in beiden Ländern Ackerbau, Viehzucht und Bergbau in erfreulicher
Weise; auch Eisenbahnen durchziehen beide Staaten — besonders wichtig ist die
Linie Buenos-Aires—valparaiso — und leisten dadurch der Ausfuhr der Landes-
Produkte wesentlichen Vorschub. Chile erscheint auf dem Weltmarkte hauptsächlich
mit seinem großen Reichtum an Salpeter und Kupfer, und neuerdings
liefert es auch eine ansehnliche Menge Weizen in den Handel. Argentinien
führt, weil größtenteils Pampasland, zumeist Produkte der Viehzucht aus:
Wolle, Häute, Talg und Fleisch; desgleichen nimmt es in der Weizenausfuhr
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika Nordamerika Amerika Amerika Mexiko Mittelamerika amerika Ecuador Peru Bolivien Venezuela Kolumbien Ecuador Peru Peru Venezuela Chile Argentinien Uruguay Paraguay Chile La_Plata Argentinien Chile Chile Argentinien