21. Die deutsche Industrie. 103
und eine Reihe bekannter Heilmittel wie Salicylsäure, Antipyrin
und Phenazetin sind Erzeugnisse aus Steinkohlenteer, die von
einer großen Industrie hergestellt werden. Für diese Erzeugnisse
kommen in der Hauptsache die Fabriken in Höchst, Ludwigs-
Hafen und Leverkusen bei Mühlheim a. Rh.^ in Betracht. In
ätherischen Ölen sind Leipzig und Verlin berühmt.
Industrien, die wiederum ganz auf heimatliche Roherzeug-
nisse angewiesen sind und dabei einen Weltruf erlangt haben,
sino die deutsche Zuckerfabrikation und die deutsche Vier-
brauerei. Uber 70 Mill. hl Vier werden das Jahr über
gebraut. Davon werden 110000 Tonnen für reichlich 20 Mill.
M. nach den Nachbarländern, den Vereinigten Staaten, Indien
und Afrika ausgeführt, dagegen etwa 60 000 Tonnen für 7 Mill.
M. in der Hauptsache aus Böhmen eingeführt. Deutschlands
Viere, besonders die aus Bayern, werden auf dem ganzen Erden-
rund gern getrunken. Deutschland ist das erste Zucker land
der Erde und übertrifft in der Erzeugung selbst die wichtigsten
tropischen Rohrzuckerländer; denn es liefert annähernd ein Drittel
(gegen 2 Mill. Tonnen) des gesamten Rübenzuckers der Erde
(6v2 Mill. Tonnen). Von den rund 400 deutschen Zuckerfabriken
entfallen über 100 allein auf die Provinz Sachsen. Der Zucker-
pol befindet sich in Magdeburg. Jährlich werden für reich-
lich 200 Mill. M. Zucker ausgeführt, besonders nach Großbritan-
nien, Norwegen, den Niederlanden, der Schweiz, Dänemark, Ar-
gentinien und Chile. Das mag die große Bedeutung unserer
Zuckerindustrie ermessen, deren Blüte auch für die Landwirtschaft
von hoher Wichtigkeit ist. Der Zuckerverbrauch ist über-
dies ein zuverlässiger Gradmesser für den Wohlstand des Volkes,
dessen Entwicklung in der Tatsache zum Ausdruck gelangt, daß
der Zuckerverbrauch auf den Kopf der Bevölkerung sich seit fünf-
zig Jahren annähernd verdreifacht hat. Selbst wenn man in
Erwägung zieht, daß dieses Ergebnis zum Teil auf die Ver-
billigung des Zuckers zurückzuführen ist, ist doch nicht zu bestreiten,
daß eine große Zunahme des Verbrauchs in den minderbemittel-
ten Klassen auf eine hocherfreuliche Zunahme des allgemeinen
Wohlstandes schließen läßt.
An dieser Erscheinung hat unsere Industrie einen nicht
zu unterschätzenden Anteil. Sie kann mit begründetem Stolze
auf ihre technischen Leistungen blicken, sie kann dies umsomehr,
als die fortgesetzte Verbesserung der Lage der deutschen Arbeiter-
schaft eine glänzende Widerlegung der Irrlehre bildet, daß bei
uns die Reichen immer reicher, die Armen immer ärmer würden,
und daß die Vlüte unserer Industrie der Ausbeutung der Arbeiter-
schaft beizumessen sei. Hohe Anerkennung verdient die Arbeit
unserer führenden industriellen Kreise, besonders auch aus dem
Grunde, weil sie die für jedermann sichtbaren Erfolge erzielt hat,
obwohl die deutsche Industrie neben der Last steigender Löhne Opfer
für die gesetzliche Sozialpolitik zu tragen hat, wie sie in keinem
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Ortsnamen: Ludwigs- Leverkusen Mühlheim Indien Afrika Deutschlands Bayern Deutschland Sachsen Magdeburg Norwegen Niederlanden Schweiz Dänemark Chile
90 Iii. Die materiellen Grundlagen der deutschen Kultur.
gefähr in südnördlicher Richtung verläuft. Neben der 480 m
langen und 20 m breiten Auktionshalle befinden sich Eisschuppen,
Marinierhäuser, Räuchereien, Klippfisch-, Fischmehl- und Leber-
tranfabriken, Unterkunftsräume für die Fischer und ein besonderer
Bahnhof. 1892 wurden in Geestemünde 16,4 Mill. Pfund Fische
für 1,8 Mill. M. verauktioniert, 1910 hingegen 68 Mill. Pfund
im Werte von 7,6 Mill. M.
Die Hochseefischerei hat uns immer mehr zum Bewußtsein
geführt, daß die Ozeane mit ihren Nebenmeeren, die früher als
„Wüsten" verschrieen waren, durch ihre Erzeugnisse ausschlug-
gebende Faktoren der Weltwirtschaft sind. Nicht bloß darin, daß
sie direkt Nahrungsmittel liefern, besteht ihre wirtschaftliche Be-
deutung, sondern auch in der Schaffung von Grundlagen zu
großen Industrien. Auf deutschem Boden sind hauptsächlich in
Geestemünde, wie oben schon erwähnt, verschiedene Fischin-
dustrien emporgeblüht. Die Klippfischfabrik ist die neueste
dieser Unternehmungen; ihre Erzeugnisse sind weit gesucht, in-
sonderheit werden sie von dem lateinischen Amerika den nor-
we^ischen Klippfischen vorgezogen. In Geestemünde, auch an
einigen Ostseeplätzen, besonders aber in Kiel und in dessen Nähe
ieckernförde) befinden sich große Fischräuchereien und Marinier-
anstalten. Gegen 25 Mill. M. beträgt der Wert der jährlich in
Deutschland zu Räucherwaren und Marinaden verarbeiteten Fische.
K-"*- 20. Die natürlichen Schatzkammern und die Werkstätten
7 des deutschen Bergbaues.
Schätze des Bodens sind ein wichtiger Nationalreichtum.
Kein Land verfügt über alle mineralischen Schätze, die _ durch
die menschliche Wirtschaft ausgenutzt werden. Das Mineral-
reichste Land, das wir bis jetzt kennen, sind die Vereinigten
Staaten von Amerika. Doch ist zu bedenken, daß dieses Land
eine siebzehnmal größere Fläche als das Deutsche Reich einnimmt;
und im Hinblick auf seine Flächenausdehnung kann Deutschland
mit seinen Bodenschätzen sehr zufrieden sein und steht da-
mit unter den Staaten Europas an erster Stelle. Die Boden-
schätze haben großen Einfluß auf unsere geistige und sinnliche
^materielle) Kulturentwicklung ausgeübt, und unser^ Vormarsch in
der industriellen Leistung andern europäischen Ländern gegen-
über ist wesentlich ein Ergebnis dieses Einflusses. Viele geistige
Kräfte, die nach Betätigung drängen, werden durch den Bergbau
beschäftigt. Gewaltige Aufgaben sind dem modernen Bergbau erwach-
sen und zu ihrer Lösung bedarf es einer großen Summe geistiger
Arbeit. Die Kräfte, die den modernen Bergbau und das moderne
Hüttenwesen leiten, werden in den Hochschulen zu Clausthal,
Freiberg i. Sa., Berlin, Aachen und Breslau ausgebildet.
Die Erde läßt sich ihre Schätze nicht kampflos entringen, und
frischer Wagemut und Unternehmungsgeist, seltene Ausdauer und
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Geestemünde Kiel Deutschland Amerika Deutschland Europas Clausthal Freiberg Berlin Aachen Breslau
112 Iii. Die materiellen Grundlagen der deutschen Kultur.
Va Milliarde Tonnen Güter befördert (vgl. stat. Anh. Xxiii).
Der Überschuß der Betriebseinnahmen über die -ausgaben betrug
in den letzten Jahren stets über 800 Millionen M., d. h. 5%
und darüber vom verwendeten Anlagekapital. Dieser Prozent-
satz ist bis jetzt von keinem Staate der Erde erreicht worden.
Die zurückgelegten Personenkilometer betragen des Jahres
weit über 30 Milliarden und die Tonnenkilometer über
50 Milliarden.
Unter den beförderten Gütern nehmen die Steinkohlen
einschließlich des Steinkohlenkoks die größte Tonnenmenge ein,
des Jahres über 100 Millionen Tonnen; alsdann folgen die
Bruch- und Bausteine, die verschiedenen Erden und Sande, die
rohen Braunkohlen und die Braunkohlenbriketts (vgl. stat. Anh.
Xxiv). Andere wichtige Güter, die verfrachtet werden, sind
Eisen und Eisenerz, Nutz- und Brennholz, Düngemittel, Kartoffeln,
Getreide, Kalk, Eisen- und Stahlwaren, Zement, Mehl und
Mühlenfabrikate. Auch Pferde, Rinder, Schafe, Schweine, Geflügel
und sonstiges Vieh werden jährlich in einem Gesamtgewicht von
5 Millionen Tonnen durch die Eisenbahn befördert.
Neben den Eisenbahnen spielen im Verkehr von Ort zu
Ort die L a n d st r a ß e n noch eine große Rolle. Gewiß hat die
Entwicklung der Eisenbahnen die großen Kunststraßenzüge in den
Hintergrund gedrängt, aber als Saugadern des Eisenbahn-
Verkehrs behaupten sie immer noch eine hervorragende Stelle;
ja in neuerer Zeit ist ihre Bedeutung durch den Automobil-
verkehr beträchtlich wieder in die Höhe gerückt worden. Im
Deutschen Reiche dienen gegen 55000 Kraftfahrzeuge vorzugsweise
der Personenbeförderung und 5000 Kraftfahrzeuge finden Haupt-
sächlich zur Lastbeförderung Verwendung.
Die Anfänge eines geregelten Straßenbaues gehen in Deutsch-
land bis auf das 13. Jahrhundert zurück. Die großartigen
Brückenbauten aus jener Zeit sind Zeuge von der Kunst des
damaligen Straßenbaues. Die Hauptstraßen, die Deutschland
durchzogen, hatten ihre wichtigsten Knotenpunkte in Nürnberg,
Frankfurt a. M. und Leipzig. Frühzeitig wurden auch die
deutschen Mittelgebirge mit Wegen durchbahnt. Der Thüringer
Wald ist das wegsamste unserer Mittelgebirge geworden. _ Die
erste kunstgemäße Straße wurde 1753 in Schwaben, zwischen
Nördlingen und Öttingen, erbaut. Viel Einfluß gewann der
französische Kunststraßenbau (deshalb auch die Bezeichnung
„Chaussee") und späterhin der englische. Mit der Entwicklung
des Jngenieurwesens hat sich der Straßenbau zu immer größerer
Vollkommenheit ausgebildet. Die deutschen Landstraßen sind
wegen ihrer guten Bauart und wegen ihrer ausgezeichneten
Pflege berühmt und geschätzt. Immer wird für einen Staat
der gute Zustand und die Dichte des Wegenetzes ein
Kulturmaß st ab erstenranges sein. Nicht ohne Grund ist
das Wegenetz auf den staatlichen Kartenwerken, also auf den
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Nürnberg Frankfurt Leipzig Schwaben
21. Die deutsche Industrie. 99
Nur das leise Zittern der Drahtseile, an denen die Motore der
Kräne die Gießpfannen hochwinden, läßt die Schwere der Lasten
erkennen, die, scheinbar leicht schwebend, nun zu der Gußform ge-
tragen werden. Ein Ruck an einem seitlichen Hebel der Pfanne
lüpft den Stopfen, der die Ausflußöffnung an ihrem Boden schließt,
und nun ergießt sich der Stahlstrom aus jeder Pfanne unter weit
sprühendem Funkenregen in die Formen. Dreißig Tonnen Stahl
in jeder Gießpfanne, das macht einen Block von sechzig Tonnen.
Einen gleich schweren Block sehen wir eben in dem Schiff nebenan
aus dem Ofen hervorholen. Während die Tür vorne sich hebt,
fährt eine Lokomotive die bewegliche Ofensohle heraus. Der
oarauf liegende Stahlblock, eine Bramme von etwa 1 m Dicke,
3 m Breite und 5 w Länge, strahlt uns mit seiner blendenden
Weißglut so heftig an, daß wir schleunigst in respektvolle Ent-
fernung zurückweichen. Ein vierschenkliger Haken hat unterdes
den Block von zwei Seiten gefaßt und auf die Walzenstraße
gelegt, deren weitgeöffnete Walzen ihn t nun in ihren eisernen
Griff nehmen. Zwischen den Walzen, die sich bei jedem Gange
enger stellen, hin und hergehend, streckt sich das Ungetüm mehr
und mehr. Bei der Berührung mit der Luft hat sich die Ober-
fläche mit einer Schicht Hammerschlag bedeckt. Es treten jetzt
Leute vor und werfen Reisig auf die Platte; unter Entwicklung
einer hochaufschlagenden Lohe und mit einem Geknatter wie von
einem Gewehrfeuer geht es mit der Platte unter der Walze durch,
weithin einen Regen von sprühenden Funken und glühenden
Holzstückchen entsendend. Doch bald sehen wir, daß diese knallenden
Laute den Hammerschlag mit fortreißen und die blanke hellrote
Oberfläche des Stahles wieder erscheint. Unterdes ist der ungefüge
Block schon erheblich schlanker geworden. Aber noch oft muß er
zwischen den Walzen hin und hergehen, ehe er auf das Maß von
etwa 30 em Dicke gebracht ist. Zur Platte ist der mächtige Block
nun schon geworden, aber damit er ein echter Panzer wird, d. h.
die Glashärte der Oberfläche erhält, die die Kruppschen Panzer-
platten so berühmt gemacht haben, muß die Platte noch manche
Ofenerhitzung, manche Abschreckung in kalten Bädern erleiden.
Gewaltige Biegepressen müssen ihr die nötige Rundung geben,
damit sie sich an den Schiffskörper anschmiegt. Fräs- und Hobel-
Maschinen müssen die Kanten bearbeiten, damit sich Platte fest an
Platte fügt. In keiner Werkstattanlage kann uns eindringlicher
zu Gemüt geführt werden, welche Wärme- und Kraftenergien der
Mensch in der modernen Eisenindustrie meistern gelernt hat.
Wenngleich die industrielle Stellung Deutschlands auf dem
Weltmarkte ihren festesten Grund- und Eckstein an den Leiswngen
des „Ruhrreviers" hat, so haben doch auch andere deutsche Gebiete
ähnlich hohe industrielle Bedeutung, z. B. das sächsische, dessen
Mittelpunkt für die Eisenindustrie schon seit Jahrzehnten Ehem-
nttz_ ist. Der Hüttenbetrieb Oberschlesiens eifert dem der
Rheinlande und Westfalens mit Erfolg nach. Die allgemeine Ver-
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
39. Die deutschen Kolonien als Rohstofflieferer. 231
hervor, so z. B. die Herstellung von Maschinen und Transport-
Mitteln für die tropische Landwirtschaft. Durch den Uberseever-
kehr nach eigenen Kolonien und der daselbst betriebenen Kultivation
geben wir der deutschen Arbeitskraft neue Impulse, lohnendere Be-
schäftigung. Wir zählen jetzt 65 Millionen Seelen im Mutterland,
mit jedem Jahre vermehrt sich unsere Bevölkerung fastum eine weitere
Million. Wir wollen keinen Überschuß an fremde Staaten abgeben,
denn die Menge schaffender Hände macht den Reichtum eines Volkes
aus. Daher galt es für unsere bestehende Bevölkerung den Lebens-
unterhalt, d. h. Arbeit zu schaffen und für das kommende Geschlecht die
gleiche Möglichkeit zu sichern in einem Umfang, der dem Stande
europäischer Zivilisation und der Kulturaufgabe des Deutschtums
entspricht.
Die deutschen Kolonien haben sich während der kurzen Zeit
ihres Bestehens zu bedeutenden Rohproduzenten wichtiger
tropischer Erzeugnisse, die zum größten Teil nur der deutschen
Industrie zugute kommen, entwickelt. Tierische, pflanzliche
und mineralische Erzeugnisse bringen uns die Kolonien.
(Über den Ausfuhrwert verschiedener Erzeugnisse vgl. stat. Anh.
Xxxix a-f.) *)
Die Pflanzenwelt liefert bis jetzt die wichtigsten Erzeug-
nisse. Unter ihnen steht der Kautschuk obenan. Kamerun
bringt den meisten Kautschuk. Er hatte im Jahre 1910 einen
Ausfuhrwert von 11 Millionen M, wovon für 10 Millionen
allein nach Deutschland ging. Vis jetzt hat noch kein Jahr eine
ähnlich hohe Ernte ergeben. Als Kautschuklieferanten kommen
noch Togo und seit 1906 Neuguinea in Betracht. Der Wert und
der Weltverbrauch des Kautschuks und der ihm verwandten
Guttapercha sind seit einigen Jahrzehnten außerordentlich gestiegen,
und zwar im engen Zusammenhang mit der Entwicklung der elek-
trischen Industrie und dem Aufblühen der Fahrrad- und Automobil-
Industrie. Die deutsche Industrie bedarf jetzt (1910) für etwa
250 Mill. M. Kautschuk, wovon unsere Kolonien x/io liefern, 1901 war
es nur V26 bei einem Gesamtbedarf von kaum 50 Mill. M.
Nächst wichtige tropische Rohprodukte liefert die Ölpalme in
Kamerun und Togo. Die Ausfuhr von Palmkernen ist fast
ganz nach Deutschland gerichtet und die von Palmöl etwa zur
Hälfte. Die Nachfrage nach kolonialen Olstoffen suchen auch
Kopra, Sesam, Erdnüsse u. a. zu befriedigen. Als Lieferant für
Sesam und Erdnüsse kommt Ostafrika in Frage. Kopra, die
zerstückelte und getrocknete Kokosnuß, wird uns von Ostafrika,
Togo, vor allem jedoch von Neuguinea mit dem Jnselgebiet und
*) Hierbei sei nochmals auf die ausführlichen kartographischen und
figürlichen Darstellungen in meinem„Wirtschastsatlas der deutschen Kolonien"
(Verlag von Dietrich Reimer in Berlin) hingewiesen, desgleichen auf die
Wirtschaftskarten der deutsch en Kolonien in dem hier mehrfach
zitierten „Kleinen Atlas der Wirtschafts- und Verkehrsgeographie" (Verlag
von Hermann Schroedel in Halle a. S.).
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
232 Vi. Deutschland als Kolonialmacht.
von Samoa gesandt. Auf den Marianen. Karolinen und Palau
sind die Kokospalmen die ausschließliche Grundlage des Wirtschaft-
lichen Lebens. Ein- und Ausfuhr der Südseegebiete hängt, wenn
von den neuern Phosphatfunden abgesehen wird, ganz von dem
Gedeihen der Kokospalme ab. Sie bedarf hier wie überall einer
gewissen Pflege, auch von feiten der Eingeborenen, wenn sie gute
Früchte zeitigen soll.
Von den Faserpflanzen hat die Sisalagave schnellen Ein-
gang in Ostafrika gefunden. Auch in den andern Kolonien be-
ginnt man langsam mit deren Kultur. Während 1899 Ostafrika
für 15000 M. Sisalfasern ausführte, so 1910 bereits für reichlich
3 Mill. M., die fast ganz für die deutsche Industrie bestimmt sind.
Ostafrika besitzt zudem selbst eine einheimische vortreffliche Faser-
pflanze, die Sanseviera, die auf den Hochsteppen des Landes
gedeiht. War die Gewinnung der Sansevierenfaser früher sehr
schwierig und besonders bei den Eingeborenen sehr verhaßt, so
ist jetzt das Problem der maschinellen Aufbereitung der Faser
gelöst und die Sansevieren kommen bereits unserer Nachfrage
nach Hanffasern entgegen. Bei den Sisal- und andern Hanffasern
kann leicht Überproduktion eintreten, weniger indes bei einer andern
der meist gebrauchten Faser, der Baumwolle. Baumwollbau
wird wohl von den Eingeborenen in Togo, in Kamerun und
Ostafrika schon seit altersher betrieben, aber mehr für den eigenen
Gebrauch als für die Ausfuhr. Regierung, Reichstag, Presse,
Handel und Industrie in Deutschland sind nie einiger gewesen
als in der Frage, wie nötig es sei, das wichtigste Rohprodukt
unserer Textilindustrie, die Baumwolle, in eigenen Kolonien zu
pflanzen. Deutschlands Verbrauch an Baumwolle hat sich während
eines Menschenalters (zu dreißig Jahren gerechnet) dem Wert nach ver-
dreifacht. Im Jahre 1882 hatte die Einfuhr einen Wert von nicht ganz
180 Mill. M., 1910 hingegen von 561 Mill. M. Und dieser
riesige Verbrauch muß bisher fast ausschließlich aus fremden
Wirtschaftsgebieten befriedigt werden, in erster Linie aus den
Vereinigten Staaten, sodann aus Ägypten, Indien und andern
Kolonialländern. Die wirtschaftliche Notwendigkeit, eine so un-
geheure Summe von über 1j2 Milliarde M., die doch in der
Hauptsache von deutschen Verbrauchern aufgebracht werden muß,
mindestens zu einem erheblichen Teil im Lande zu lassen, _ tritt
in ihrer Bedeutung fast hinter der politischen Notwendigkeit
zurück, die deutsche Textilindustrie, einer der Haupteinnahmequellen
der steuerzahlenden Bevölkerung, vor der Gefahr zeitweisen Ver-
lustes ihres Rohstoffes infolge politischer Verwicklungen zu schützen.
Es ist klar, was es für ein Volk von 65 Millionen Menschen
bedeutet, wenn eine Einnahmequelle wie die Textilindustrie,
über Nacht versiegt, weil die Arbeit aus Mangel an Rohstoff
aufhört.
Genauere Untersuchungen haben erwiesen, daß wir ausge-
zeichnete Baumwolländereien in Togo, Kamerun und Ostafrika
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: M. Milliarde_M.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Samoa Ostafrika Ostafrika Ostafrika Togo Kamerun Ostafrika Deutschland Deutschlands Indien Togo Kamerun
39. Die deutschen Kolonien als Rohstofflieferer. 235
Letztere Fragen sind allerdings bis jetzt nicht so brennend geworden,
weil die einheimische Viehzucht der Ernährung unsers Volkes im
großen und ganzen noch genügen kann. Für die koloniale Tier-
zucht ist es notwendig, solche Stoffe zu erzeugen, für die in der
Heimat ein Bedarf vorliegt. Die Gesamtausfuhr an tierischen
Erzeugnissen der Kolonien beträgt erst wenige Millionen, und
die Einfuhr nach Deutschland an tierischen Erzeugnissen beläuft
sich abzüglich der Wiederausfuhr im rohen Zustand auf weit
über 1 Milliarde M. Bei der kolonialen Tierzucht kann es sich
vorderhand nur um Rohstoffe handeln, namentlich Wolle, _ Felle,
Häute, Leder, Knochen, Haare, Därme, Federn, wofür wir des
Jahres allein über 1/2 Milliarde M. dem Auslande zahlen.
Die Wolle ist neben der Baumwolle der weitaus wichtigste
Rohstoff für unsere Textilindustrie. Von den rund 400 Mill. M.,
die wir an außerdeutsche Länder für rohe Schafwolle zu entrichten
haben, wird hoffentlich bald ein gut Teil nach Deutsch-Südwest-
afrika, was unser Schafzuchtgebiet der Zukunft ist, abfließen. Im
Jahre 1910 sandte Südwest dem Mutterlande für 30000 M.
Wolle. Bedeutender ist hier die Ausfuhr von Hörnern, nach
Deutschland etwa für 100000 M. Die ähnlich hohe Ausfuhr
an Hörnern von Deutschostafrika kommt dem einheimischen Markt
nur zu einem Viertel zugute. Die deutschen Kolonien liefern ferner
in kleinen Mengen Häute von Ochsen, Ziegen und Schafen, auch
Wildhäute und Südwestafrika besonders noch Robbenfelle. Die
Straußenzucht steht erst in den Anfängen. Kostbare Federn
liefert Neuguinea: von hier werden jährlich gegen 6000 Stück
Paradiesvögel, davon 5000 für Deutschland ausgeführt, im
Werte von nicht ganz 200000 M. Gesetzliche Maßnahmen
müssen der Ausfuhr dieses prächtigen Vogels, wenn er nicht in
einigen Jahren als ausgestorben, zum mindesten als ganz selten
gelten soll, Einhalt tun.
Von tierischen Erzeugnissen seien noch genannt der
Guano aus Südwestafrika, das Jnsektenwachs und die
Kauri aus Ostafrika, Schildpatt und Perlmutterschalen,
Trepang und Haifischflossen von der Südsee. Fernerhin
werden lebende Tiere (Haustiere und Wildtiere) exportiert,
am meisten aus Ostafrika, sodann aus Südwest, Togo und
Kamerun. Von den tierischen Erzeugnissen steht dem Wert nach
das Elfenbein immer noch obenan. Unsere vier afrikanischen
Schutzgebiete liefern Elfenbein, zusammen für etwa Iv2 Mill. M.
Kamerun und Ostafrika bringen jährlich je für V2 bis 3/4 Mill.
und mehr Mark Elfenbein auf den Markt, von dem der ansehn-
lichste Teil für unsere heimische Industrie bestimmt ist.
Während es in unserm Willen und in unserer Kraft liegt,
die pflanzlichen und tierischen Erzeugnisse von Jahr zu Jahr zu
steigern, ist dies für mineralische Erzeugnisse nur bis zu
einem gewissen Grade der Fall. Sobald ein Minerallager aus-
gebeutet ist, ist sein Produktionswert dahin. Diese Befürchtung
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Deutschostafrika Neuguinea Deutschland Südwestafrika Ostafrika Ostafrika Togo Kamerun Kamerun Ostafrika
238 Vi. Deutschland als Kolonialmacht.
verhütten und zu bearbeiten. Fundstätten finden sich hier bei
Santrok in Buem und bei Glei und Atakpame. Bei dem „Eisen-
Hunger", an dem fast alle Industriestaaten allmählich zu leiden
beginnen, dürften Kamerun und Ostafrika als Erzlieferer für
Deutschland künftighin noch große Bedeutung erlangen.
Für die Ausfuhr nach dem Weltmarkte haben in unsern
Schutzgebieten, mit Ausnahme der Diamantenvorkommnisse in
Südwestafrika und der Phosphatfunde in der Südsee, zurzeit
die größte Bedeutung die Eingeborenenkultur und die
im Wesentlichen auf Raubbau beruhende Gewinnung
(Sammelwirtschaft) von Naturprodukten, wie Kautschuk,
Palmkernen, Elfenbein, Kopal usw. durch die Eingeborenen.
Dazu gesellt sich die europäische Plantagenwirtschaft,
namentlich in Ostafrika, in Kamerun und in der Südsee. In
Ostafrika hat im Jahre 1910 die Menge des in den Plantagen
erzeugten Kautschuks die des durch Sammelwirtschaft gewonnenen
übertroffen, indem er innerhalb von drei Jahren von l/2 Mill. M.
auf 31/4 Mill. M. stieg (vgl. stat. Anh. Xxxixa). An der
Eesamtausfuhrmenge des Kautschuks in Kamerun sind die
Europäerplantagen mit nur knapp l°/0 beteiligt (1910). Kakao
ist die wichtigste Plantagenkultur, mit der sich auch die Ein-
geborenen in Kamerun und Togo zu beschäftigen beginnen.
In Deutsch-Neuguinea haben die Eingeborenen unter Anleitung
der Verwaltung ihre Kokosbestände an vielen Stellen beträchtlich
vermehrt. In Samoa betrug der Ernteertrag des Hauptausfuhr-
Produktes, Kopra. 8800 Tonnen (1910). Hiervon brachten die
Eingeborenen 6200 auf und der Betrieb der Weißen 2600 Tonnen.
In Togo ist die Vaumwollkultur vorzugsweise Volkskultur, in
Ostafrika hauptsächlich europäische Plantagenkultur.
Im Handel der Kolonien hat Deutschland bei weitem
das Übergewicht (vgl. stat. Anh. Xxxviii a). Bei dem Handel
sind auch Großbritannien und die britischen Kolonien
stark beteiligt, erst im weiten Abstand Frankreich, amerikanische
und andere Länder. England herrscht nicht mehr wie ehedem
in Deutschostafrika vor. Hier beherrscht jetzt (1910) im Küsten-
grenzhandel Deutschland den Gesamthandel mit 62 °/0, dann folgen
England, Zanzibar und Indien. Mehr noch hat Deutschland
das Übergewicht in Kamerun (82°/») und Südwestafrika (80°/0).
Der Handelsverkehr Togos ist zu 60 °/0 von Deutschland ab-
hängig. Von den Südseegebieten wird der Gesamthandel _ des
Bismarckarchipels mit Kaiser-Wilhelmsland und den Ostkarolinen
von Deutschland beherrscht, neuerdings ebenso der der West-
karolinen mit Palau und Marianen; von dem Umsatzwert der
letztern Inselgruppe beanspruchen die Japaner mehr als ein
Viertel. Infolge der Phosphatfunde in der Südsee ist der Handel
mit Australien und Neuseeland sehr lebhaft geworden. _ Darum
beherrscht Australien den Handel der Marshallinseln mit einem
Drittel des Gesamtwertes und Deutschland nur mit einem Fünftel.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Kamerun Ostafrika Deutschland Südwestafrika Ostafrika Kamerun Ostafrika Kamerun Kamerun Togo Deutsch-Neuguinea Samoa Kopra Togo Ostafrika Deutschland Frankreich Deutschostafrika Deutschland England Indien Deutschland Kamerun Deutschland Deutschland Neuseeland Deutschland
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Dieselben sind aber trotz ihres Wasserreichtums wegen der vielen
Wasserfälle — wenn diese nicht durch Kanüle umgangen sind —
nur teilweise schiffbar. Die bedeutendsten Flüsse sind : Tornea-Els,
Dal-Elf, Klar-Els (Göta-Els) und Glommen. — Unter den zahl-
reichen Seen sind die größten der Wen er-, Wetter- und Mälar-
see. Mit Benutzung der beiden ersteren Seen führt eine Kanal-
Verbindung aus dem Skager Rak in die Ostsee.
Iv. Das Klima ist im Westen infolge der oceanischen Lage
und der erwärmenden Nähe des Golfstromes viel milder als in
allen andern Ländern mit gleicher geographischer Breite. Das
Meer gefriert hier fast nie, und in den geschützten Fjorden gedeiht
selbst noch Obst. Weniger begünstigt ist die
Ostseite der Halbinsel. Südschweden ist fin-
den Getreidebau sehr geeignet. Im Hoch-
lande aber sind weite Flächen mit Gletschern
und ewigem Schnee bedeckt.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist in
Schweden Ackerbau und Viehzucht, in
Norwegen (Bild 51) hingegen Fischerei
51. (Heringe, Dorsch oder Kabeljau, wenn ge-
Norwegische Frauentracht. . ' ' ' N ' ?
trocknet, Stockfisch genannt). Von großer
Bedeutung ist der Bergbau auf Eisen, Kupfer und Silber. Einen
besondern Reichtum bilden die unermeßlichen Wälder, welche
den größten Teil des bebaubaren Bodens bedecken. — Die In-
dustrie ist in der Entwicklung gehemmt durch den Mangel an
Steinkohlen, der nur zum Teil durch den Reichtum an Wasserkräften
ersetzt wird. Sie beschäftigt sich vornehmlich mit Verarbeitung des
Holzes (Bautischlerei, Zündholzfabrikation) und des Eisens. — Leb-
haft ist der Seehandel (Norwegen allein hatte 1897 über 7000
Seeschiffe, darunter 960 Dampfer).
V. a) Skandinavien ist unter allen europäischen Ländern am
schwächsten bevölkert. Auf der großen Fläche von 776000 qkm
leben nur 7 Millionen Menschen, also wenig mehr als in dem
kleinen Belgien. Auf 1 qkm treffen 9 Bewohner.
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gewonnen: Gold, Platina, Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Zink und
Salz. Auch hat Rußland mächtige Steinkohlenlager und ergiebige
Petroleumquellen (am Kaspischen Meere).
Trotz so reicher natürlicher Hilfsquellen steht die russische In-
dustrie noch hinter der westeuropäischen zurück, hat aber in den
letzten Jahrzehnten einen großen Aufschwuug genommen. Von Be-
deutung ist die Eisenindustrie, die Baumwoll-, Woll- und Leinen-
Weberei, die Lederfabrikation (Juchten) und Rübenzuckerbereituug.
Der Haudel Rußlands ist jetzt schon von großer Wichtigkeit
und dabei noch in steter Ausdehnung begriffen. Zur Ausfuhr ge-
langen vornehmlich: Getreide, Flachs, Hanf, Holz, Petroleum, Zucker,
Wolle, Tiere, Talg, Pelzwerk und Leder. Dagegen müssen fast samt-
liche Luxus- und ein großer Teil der Industrie-Artikel noch ein-
geführt werden.
V. a) Obwohl das europäische Rußland 106 Millionen Ein-
wohn er zählt, so ist es doch unter allen europäischen Ländern
nach Skandinavien am schwächsten bevölkert; denn aus 1 qkm
treffen nur 20 Menschen. Wäre Rußland so dicht wie z. B.
Deutschland bewohnt, so müßte es auf seinem Flächenraum von
5 390 000 qkm ungefähr 500 Millionen Einwohner haben; aber große
Bodenstrecken Rußlands sind des kalten Klimas wegen sehr schwach
bevölkert. So hat der Bezirk Archangelsk, der Deutschland an Größe
weit übertrifft, nur 350 000 Bewohner. — Die dichteste Bevölkerung
findet sich in der Mitte Rußlands. — Nur 16 Städte des un-
geheuren Reiches haben mehr als 100 000 Einwohner.
d) Bezüglich der Abstammung herrscht in der Bevölkerung
Rußlands eine sehr große Mannigfaltigkeit. Doch ist der slavische
Stamm so stark vorherrschend, daß ihm mehr als 4/5 der Gesamt-
bevölkerung angehören. Unter den verschiedenen Völkern des slavischen
Stammes bilden die Russen (80 Millionen) weitaus die Mehrzahl
gegenüber den Polen (71/2 Millionen). Außerdem leben in Rußland:
1. über 11/2 Mill. Deutsche'(besonders in den Ostseeprovinzen
und den südrussischen Kolonien);
2. 4 Mill. Letten (in Litauen und Kurland);
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Deutschland Archangelsk Deutschland Polen Rußland Kurland