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den Sinn dieser bildlichen Rede mag der junge Leser eine kleine Be-
trachtung anstellen.
Dritte Klaffe.
Brennbare Mineralien.
1. Die Steinkohle.
So lange die Wälder ihre Sendungen hinlänglich abliefern, ist
die reinliche Holzfeuerung in der Haushaltung vorzuziehen; aber nicht
überall erfreut man sich des Reichthums an Holz und bei zunehmender
Bevölkerung wird der Verbrauch desselben stärker und es entsteht in
manchen Gegenden Mangel. Wo aber ein dringendes Bedürfniß
herrscht, da sinnt der Mensch auf Mittel zur Beftiedigung, und es
wurde ihm in diesem Falle um so leichter, da die Natur den Finger-
zeig gab. An manchen Stellen der Erde reichen unterirdische Kohlen-
lager bis zur Oberfläche; man grub nach und fand überreichlich in
der Tiefe, was das Land von der Außenseite verweigerte. Bei so
glücklichem Erfolg suchte man weiter und entdeckte Fundgruben in den
verschiedenen Ländern Europa's, später auch in den übrigen Erdtheilen;
es zeigte der Boden einen Reichthum, den man früher nicht geahnt
hatte. Gegenden, die an Waldungen eben nicht reich sind, versorgen
gegenwärtig andere mit dem wirksamsten Brennstoffe.
Die unterirdischen Kohlen liegen in Schichten, deren Dicke oft
nur einige Zoll, in seltenen Fällen jedoch 40 Fuß beträgt. Da mit-
unter ganze Baumstämme in Kohlengruben gefunden werden, ist es
wahrscheinlich, daß in einer Zeit, von deren Begebenheiten kein
Mensch Zeuge war, große Wälder untersanken und in der Gluth der
Erde verkohlten. Der Schöpfer legte zur selben Zeit in den Erden-
schoß wichtige Güter zum Gebrauch der Menschen, noch ehe diese ihren
nunmehrigen Wohnplatz betraten. Friedlich pflügt und pflegt eben
der Landmann seinen Acker, der Bürger fördert seine Arbeit in der
Werkstätte und Kinder spielen auf derselben Stelle, welche einst die
schauerliche Stätte des Unterganges und der Zerstörung war.
Das deutsche Land ist der Steinkohlen in manchen Gegenden theil-
haft geworden, wie in den Rheingegenden, an der Ruhr; bei Aachen, am
Hundsrück; im Odergebiete in Schlesien; an der Elbe in Böhmen, Sach-
sen , am Harz und in Mähren. Am meisten kommen sie aber in
England und Belgien vor, und die großen Fabriken beider Länder ver-
danken ihr Bestehen hauptsächlich den Steinkohlen. Zn England hat man
Gruben, die von der Küste aus bis unter das Meer geführt worden sind,
so daß oben der Fischer, unter diesem der Bergmann seiner Beschäftigung
obliegt. Keiner sieht und hört dabei den Andern. Der unten merkt Nichts
davon, wenn sein Landsmann oben mit Sturm und Wellen kämpft oder
sich über einen glücklichen Fang freut; der oben spürt Nichts von dem
Einsturz der Grube, die vielleicht jenen begräbt. So Etwas kann dem
Bcrgmanne an seinem nächtlichen Aufenthaltsorte begegnen und noch mehr.
Zn den Gängen der Bergwerke entwickelt sich oft das Grubengas, eine
brennbare Luft, welche sich am Lampenlichte der Arbeiter schnell entzündet
und mit der Heftigkeit des brennenden Pulvers wüthet, ihnen zum Verder-
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Fischer
Extrahierte Ortsnamen: Rheingegenden Aachen Schlesien England Belgien England
149
Friedrich l, der Rothbart.
sein Sohn Heinrich war ihm zwei Jahre vorangegangen, der andere,
Friedrich, noch minderjährig.
Dreizehntes Kapitel.
Friedrich I-, der Rothbart (1152 — 1190).
Die Fürsten hatten nach Konrads Tode nur die Wahl zwischen
Heinrich dem Löwen und dem Hohenstaufen Friedrich; sie entschieden sich
für den letztern, weil von ihm eine Versöhnung mit dem Welfen zu
hoffen war, denn er war mütterlicherseits selbst Welfe und dazu Jugend-
freund Heinrichs des Löwen. Wirklich gab er auf einem Reichstage diesem
das Herzogthum Sachsen zurück und sprach ihm ebenso Bayern wieder zu.
Zur Entschädigung für den Babenberger Heinrich, der um Bayern mit
den Welfen lange Krieg geführt hatte, wurde die Markgrafschaft Oester-
reich zu einem auch in weiblicher Linie erblichen, den Kur- oder Erz-
fürstenthümern gleichgestellten Herzogthum erhoben (1156), dem fast
gänzliche Freiheit von allen Leistungen gegen König und Reich bewilligt
wurde, weil es als Vorwache Deutschlands und von nicht deutschen
Völkern fast ganz umgeben genug zu leisten hatte.
Friedrichs Streben war dahin gerichtet, dem Kaiserthume die Macht
wieder zu verjüngen, welche Karl der Große und Otto der Große geübt
hatten. Wie seine Vorbilder wollte er die kaiserliche Oberherrlichkeit
über die Kirche wieder Herstellen, obwohl er weder wie Karl eine be-
drängte Kirche zu retten, noch wie Otto ihre gestörte Ordnung wieder
herzustellen hatte; dieses Streben mußte ihn zum Bruche mit dem Papste
führen und dadurch wurden dem Kaiser die besten Kräfte entfremdet,
er selbst geradezu an die Gewalt verwiesen. Er wollte Italien erobern,
weil die Weltherrschaft mit dem Namen Rom verbunden schien und die
reichen italienischen Städte die ergibigsten Steuern der damaligen Zeit
abgeworfen hätten, darum sagte er klagenden Lombarden und Siciliern
Hilfe zu, den einen gegen Mailand, den andern gegen ihren König.
Wie schwer Italien zu behaupten sei, hatten alle Nachfolger Karls
des Großen und namentlich die deutschen Könige erfahren. Friedrich
wollte erobern, aber welche Macht stand ihm zu Gebote? Seine
schwäbisch-fränkische Hausmacht, die Lehensmannen, welche durch ihre
Lehen seinem Hause verpflichtet waren. Diese Macht-war eine starke,
konnte aber nicht anhaltend zu auswärtigen Kriegen gebraucht werden,
weil die Lehensleute durch mehrjährigen Kriegsdienst verarmen mußten,
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TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_l Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Friedrich_I- Friedrich Konrads Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Heinrichs Heinrich Heinrich Friedrichs Friedrichs Karl_der_Große Karl Otto Karl Karl Otto Karls Friedrich Friedrich
152 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden
das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, frei-
willig oder gezwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aem-
ter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche
ihnen strittige Bischofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen
von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften
ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Un-
ter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich
durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer
Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mai-
land die mächtigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bo-
logna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo,
Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streit-
baren Bürgerschaft bewohnt. Waren diese Städte einig gewesen, so
hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich mach-
ten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhör-
lich mit einander. Pavia, als die alte longobardischc Königsstadt, wett-
eiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailaud um den Vorrang, und
dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen woll-
ten, mit grausamem Uebermuthe. Die Bürger von Lodi baten den Kai-
ser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein
Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie
aber verspotteten das kaiserliche Siegel, beschimpften die Boten und zer-
störten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart
nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er ihr
Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und
strafte die Lombarden für die Tücke, mit der sie ihm überall Nachstel-
lungen bereiteten.
Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea-
trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte
dadurch seine Hausmacht beträchtlich (1156). 1157 zwang er den Her-
zog Boleslaw von Polen zur Huldigung und erhob darauf den böhmi-
schen Herzog Wladislaw Ii. für dessen treue Dienste zum König. Im
Jahre 1158 endlich zog er gegen Mailand mit einem gewaltigen Heere
und umlagerte die Stadt so lange, bis sie sich auf Gnade und Ungnade
ergab. Hierauf wurde auf den ronkalischen Feldern bei Piacenza im
November großer Reichstag gehalten, damit festgesetzt werde, was dem
Kaiser in Italien zustehe. Gelehrte Juristen beriethen nun das römische
Recht, und darin fanden sie begreiflich für den Kaiser als den Nach-
folger der Cäsaren sehr vieles: alle Belehnungen sotten dem Kaiser ge-
hören, die Städte sind ihm Heeresfolge schuldig und zu Naturallieferun-
gen an die kaiserlichen Heere verpflichtet; dem Kaiser gehören als Ne-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Bea- Friedrich Boleslaw_von_Polen Boleslaw
Das byzantinische Reich. Die bilderstürmenden Kaiser. 103
an den Thoren Europas und Asiens. Der griechische Kaiser gebot aber auch
über die ganze Kraft seines Reichs und war dabei nicht von dem guten
Willen der großen Lehenträger abhängig, wie die meisten abendländischen
Herrscher; das Reich besaß eine geregelte Finanzverwaltung, einen Staats-
schatz, daher verfügte der Kaiser über regelmäßige Reichseinkünfte und
konnte Heere und Flotten ausrüsten und unterhalten. Die Mannschaft
wurde zum größten Theil aus Barbaren geworben, -namentlich aus Sla-
ven, welche sich im Reiche niedergelassen hatten; die Befehlshaber wa-
ren dagegen meistens Griechen, welche oft genug bewiesen, daß die er-
erbte römische Kriegskunst noch von keinem andern Volke erreicht war.
Die Vertheidigung des Reiches und Konstantinopels wurde besonders
durch die Lage am Meere erleichtert, und tüchtige Kaiser richteten deß-
wegen auch ihr Hauptaugenmerk auf die Seemacht, indem sie mit Recht
glaubten, Konstantinopel könne nicht fallen, so lange es das Meer frei
habe. Diese Hauptfestung war damals zugleich der erste Handelsplatz der
Welt; sie vermittelte den Verkehr zwischen Europa und Asien, und stand
mit dem russischen Novgorod so gut in Verbindung als mit Italien,
Frankreich und Deutschland. Auch der alte Gewerbfleiß hatte sich in
den Städten erhalten und selbst die Barbaren fanden bald die griechi-
schen Fabrikate so unentbehrlich, als heut zu Tage die vielnamigen In-
dianer in Amerika und Neger in Afrika die englischen. Handel und
Industrie waren deßwegen die Quellen, welche dem Staatsschätze die
besten Zuflüsse gaben.
Dem Kaiser Heraklius folgten einige unbedeutende Kaiser, bis 717
Leo Iii. der Jsaurier, ein tüchtiger Feldherr, sich des Thrones be-
mächtigte. Dieser schlug die Araber zurück, die Konstantinopel ein
ganzes Jahr belagerten und dabei 100,000 Mann verloren haben sol-
len, stürzte aber das Reich durch sein Verbot der Bilderverehrung in
Verwirrung. Dazu sollen den Kaiser politische Rücksichten bewogen
haben; der Koran verbietet jede bildliche Darstellung nicht nur Gottes
und höherer Wesen, sondern überhaupt alles Lebendigen, daher die Mos-
lemin überall gegen die Bilder, namentlich religiöse, wütheten. Zu
Leo's Zeit ließ der Chalife Iezid (723) alle Bilder in den Kirchen der
eroberten Provinzen zerstören, was den griechischen Kaiser auf den Ge-
danken brachte, den mohammedanischen Fanatismus als den gefährlichsten
Feind dadurch zu entwaffnen, daß in dem griechischen Reiche selbst alle
heiligen Bilder weggeschafft würden. Dem ersten Befehle (726) folgte
bald (730) ein noch viel strengerer, der Todesstrafe auf die Beibehal-
tung von heiligen Bildern in Kirchen, auf öffentlichen Plätzen und selbst
in Privathäusern setzte. Dagegen erhob sich Widerstand von Seite des
Volks und der Geistlichen, die Päpste Gregor Ii. und Iii. verwiesen dem
Kaiser seine Gewaltthätigkeit sehr strenge, indem sie ihm die katholische
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Extrahierte Personennamen: Leo_Iii Leo Gregor_Ii Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Europas Asiens Konstantinopels Konstantinopel Europa Asien Italien Frankreich Deutschland Amerika Afrika Konstantinopel Gottes
664 Spanien, Deutschland und Italien zur Zeit des Königs Philipp Ii.
das einige Jahrzehnte später, im Jahre 1631, dem Herzogthume Urbino,
der letzten der großen Lehenherrschaften im Kirchenstaate, fiel. Unruhiger
schien für Italien die Zeit Pauls V. werden zu wollen, der mit Vene-
dig wegen mehrfacher Eingriffe des Staates in kirchliche Angelegenheiten
in heftigen Streit gerieth. Der Geist des Despotismus, welcher der
Republik eigen war, zeigte sich ganz vorzüglich auch in einem Bestreben,
die kirchliche Thätigkeit möglichst zu hemmen, damit nicht im Staate eine
Gewalt wirksam sei, welche nicht von dem Staate als solchem ausgehe.
Man wollte, damit nicht eine geistige Macht der Herrschaft staatlicher
Willkühr Schranken zu ziehen vermöge, die Geistlichkeit lieber in knech-
tischer Unterwürfigkeit der Fähigkeit zu Ausübung ihres Berufes ent-
kleidet sehen, als sie in- einem Leben für ihren Beruf zum Gegenstände
der Achtung werden lassen. Eine Kränkung kirchlicher Gerechtsame
führte den Papst, da jede Beschwerde fruchtlos geblieben war, zu An-
wendung kirchlicher Strafen, deren Verkündigung jedoch in Venedig ver-
hindert wurde. Es fehlte nicht an einer schriftstellerischen Vertheidigung
für Venedigs Verfahren, da Sarpi, der Theologe der Republik genannt,
mit eben so viel Trotz gegen die Kirchengewalt als Unterwürfigkeit
gegen die Staatsgewalt, der Vertheidigung der zur Rechtfertigung jenes
Verfahrens erdachten Grundsätze seine Feder lieh. Der Papst war nahe
daran, die Wahrung seines geistlichen Rechtes durch das nicht ent-
sprechende Mittel eines Krieges zu versuchen, als Heinrich Iv. durch
seine Vermittlung eine Aussöhnung zu Stande brachte. Der Staat
nahm die gegen den Papst oder vielmehr gegen die Kirche ergriffenen
Maßregeln zurück, hob auch die im Laufe des Streites verfügte Aus-
weisung der Ordensgeistlichen auf und ließ nur gegen die Jesuiten, die
immer einer über die Grenzen ihres Berufes hinausgehenden Staats-
gewalt vorzüglicher Gegenstand der Besorgniß und des Zornes sein
mußten, das Verbot des Aufenthaltes im Staate noch Jahrzehnte be-
stehen. Der Streit hatte dadurch, daß er auf beiden Seiten zu lebhafter
Erörterung über die Grenzen der geistlichen und weltlichen Gewalt An-
laß gegeben, eine über den Bereich der Republik hinausgreifende Be-
deutung gewonnen, wie er denn der Vorläufer einer Menge anderer
Streitigkeiten geworden ist, denen eine Uebertragung unkirchlicher An-
schauungen auf die Verhältnisse der Kirche als letzte Ursache zu
Grunde liegt.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Philipp Heinrich_Iv Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Deutschland Italien Urbino Italien Venedig Venedigs
828 Die Zeit der falschen Aufklärung und der gewaltthätlgen Staatskunst.
Staatsgebietes gleichmäßig verwirklichte. Wohl wurde manche auf
altem Herkommen beruhende Einrichtung, die der Einheit des Staates
im Wege stand, zum Nutzen des Ganzen beseitigt, aber noch öfter die
freie Regung des in kleinen Kreisen waltenden Lebens erstickt. Auch
die Einförmigkeit wurde nicht bloß, wo sie ein erforderliches Mittel war,
sie wurde, als ob sie selbst ein Ziel der Staatsweisheit sei, allenthalben
gesucht. Dadurch wurde der Staat mehr und mehr einer kunstreichen
Maschine ähnlich, und die Thätigkeit des Verwaltens vervielfältigte sich
immer mehr, weil man möglichst Vieles unter Regeln zu bringen suchte.
Man glaubte Vieles, was, ohne mit dem Willen der Staatslenker in
Widerspruch zu stehen, doch Selbstständigkeit verrietst, schon darum in
Schranken weisen, in Formen zwängen zu müssen, weil man von jeder
Uebung der Selbstständigkeit eine Schmälerung der Gefügigkeit besorgte.
Indem so die Negierenden und die Negierten in das mechanische Ver-
stältniß zweier gegen einander wirkenden Kräfte oder Gewichte kamen,
bereitete sich eine große Gefastr vor für eine Zeit, wo die Regierten,
die doch die Quelle der Stärke für den Staat und für die Negierenden
ausmachten, sich den Einwirkungen mechanischer Gewalt gegenüber zu Aus-
übung mechanischer Gewalt aufgefordert füstlten. Auch stier war es zu-
meist die Kirche, deren Thätigkeit der gebührenden Freiheit beraubt wurde.
Die Unabänderlichkeit ihrer Gesetze, die Ausdehnung des Kreises, für
welchen dieselben Geltung in Anspruch zu nehmen staben, machte sie zu
einer gefürchteten Macht, weil sie sich ein Gebiet, in welches keine Ne-
gierungskunst sich hineinerstrecken solle, vorzubestalten schien. Zudem man
aber durch sie die erstrebte Einförmigkeit gefährdet glaubte, von ihr auch
eine Durchbrechung des über den Staat gezogenen Netzwerkes der Vor-
schriften und Regeln besorgte, gab man sich Mühe, sie nicht bloß an
Uebergriffen auf staatliches Gebiet zu hindern, sondern auch innerhalb
ihres Bereiches die Negierungskunst zu versuchen und dadurch ihr die
Kraft zu benehmen, durch welche sie im Namen ewiger Gesetze sich gegen
willkührliche Regeln hätte sträuben können. Auch hier war Frankreich
den Staaten vorangegangen, da es in langer Reihe von Versuchen die
Kirche seines Landes unter dem Vorgeben, sie frei zu machen, mit
Fesseln belastet hatte.
3. War die Richtung, welche die Staatskunst in inneren und äuße-
ren Angelegenheiten genommen, eine der Kirche ungünstige, zum Theile
sogar feindliche, so entsprach ihr eine im Laufe der Zeit entwickelte
Denkweise, die mit ihr in Wechselwirkung stand. Der Fortschritt der
Wissenschaften, vorzugsweise der rechnenden und messenden, sowie die
Herrschaft, welche vermittelst derselben der Mensch über die Natur ge-
wonnen hatte, steigerte die Meinung von der dem einzelnen Menschen
Persönlich eigenen Fähigkeit der Erkenntniß so sehr, daß von Vielen die
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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882 Die Zeit der falschen Aufklärung und der gewaltthätigen Staatskunst.
der Selbstständigkeit der Kirche innerhalb der Grenzen des Gebietes
konnte es nur auf Beseitigung einer als Hinderniß neuer Pläne oder
als Beeinträchtigung fürstlichen Ansehens gefürchteten Einwirkung des
römischen Stuhles abgesehen sein. Daß eine solche Selbstständigkeit nur
Unterwerfung der Kirche unter die weltliche Gewalt bedeutet, war kein
Geheimniß, aber eben eine solche Unterwerfung war für die damalige
Regierungskunst ein Hauptziel und fand oft Empfehlung von Seiten
solcher Mitglieder des Klerus, die unter so veränderten Verhältnissen
eine Befriedigung weltlicher Wünsche oder Schutz gegen Ahndung un-
kirchlichen Verhaltens zu erwarten hatten. Daß alle Theile der Kirche
nur in Verbindung mit ihrem Mittelpunkte ihre Lebenskraft zu bewahren
vermögen, war in den Augen der absichtlich ans Zerstörung der Kirche
ausgehenden Staatsmänner ein Beweggrund mehr für das Bemühen,
die Kirche des Landes zu vereinzeln. Diejenigen aber, welche auf die
Bahn der neuen Staatsweisheit ohne eine der Kirche feindliche Absicht
geleitet wurden, befanden sich wenigstens in dem Irrthum, daß man die
Verfassung der Kirche antasten könne, ohne ihre Lehre zu gefährden. Sie
wurden unversehens in dem Eifer, die ausschließliche und unbedingte
Regierungsgewalt durch Zerstörung der kirchlichen Verfassung zu sichern,
auch Feinde der kirchlichen Lehre. Denn sie erstreckten ihre Angriffe
bis zu den Theilen der Lehre, um derentwillen die Verfassung auf den
angegriffenen Punkten vertheidigt wurde, zogen, um den Widerstand der
Geistlichen und der Laien zu vermindern, die Besetzung der geistlichen
Stetten an sich, um sie den Fügsamern, die auch in der Lehre die minder
Strengen waren, zu verleihen, und bemächtigten sich, damit für kom-
mende Geschlechter der Widerstand ganz verschwinde, der Beaufsichti-
gung und Leitung der zur Erziehung des Klerus bestimmten Anstalten.
Auf solchen Wegen bewirkte der Großherzog Leopold eine für die Kirche
in seinem Staate verderbliche Neuerung, wobei er von dem jansenistisch
gesinnten Bischof Ricci von Pistoja theils getrieben, theils unterstützt
wurde. Nicht allein, daß die gallikanischen Sätze im Jahre 1786 ein
sogenanntes Concil zu Pistoja förmlich annahm, es ging noch weit über
das Maß gallikanischer Freiheiten hinaus, und da seine Ansichten die
Richtschnur der Regierung wurden, kam es zu völligem Bruche mit
Clemens' Xiv. Nachfolger Pius Vi.
31. Als Joseph nach dem Tode seiner Mutter zu der Krone des
Kaiserthums die Kronen des habsburgischen Hauses erhielt, war auch
in Deutschland Vieles für eine Thätigkeit, durch welche er sich seinem
jüngeren Bruder als Vertreter der Aufklärung gleichstellte, vorbereitet.
Nicht allein, daß die geistige Strömung, die aus Frankreich nach Deutsch-
land mächtig ging, die dortigen Anschauungen über das Verhältniß von
Kirche und Staat, ja die aus der Schule der Aufklärung stammende
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Ricci_von_Pistoja Joseph
570 Die Kriege in Italien und das deutsche Reich
Kirche, der er ebenfalls trotzte. Bei einem Wechsel der höchsten Be-
amten, der Signorie, entging ihm die Stütze, die er bisher gehabt. Auf
Grund einer gegen ihn geführten Untersuchung wurde er in Rom für
einen Häretiker und Volksaufwiegler erklärt. Der Irrthum seines Lebens
war, daß er durch den Staat auf dem Wege der Gewalt die Kirche
reformiren wollte, und wenn er auch nicht von der kirchlichen Lehre
abgewichen ist, war er häretisch in dem weiteren Sinne, der auch den
Versuch, die Einheit der kirchlichen Regierung zu zerreißen, umfaßt.
4. An den beendeten Krieg schloß sich eine Reihe von Kriegen um
Italien mit einer Menge von Bündnissen, die nach augenblicklichem Vor-
theil die Parteistellung änderten, und einer Reihe von Friedensschlüssen,
die für kurze Zeit dem Versuche Raum machten, wie weit man die ein-
getretene Lage der Dinge ertragen oder wie bald man für ein Miß-
lingen sich entschädigen könne. Es war die in Italien längst ausgebil-
dete Staatskunst, welche jetzt nach großem Maßstabe geübt wurde, eine
Staatskunst, welcher der Betrug als hauptsächliches Mittel des Gewinnes
diente. Sie hat von der Nachwelt den Namen des damaligen floren-
tinischen Staatsschreibers Machiavelli erhalten, weil in dessen Buche vom
Fürsten ohne Rücksicht aus Recht und Sitte Regeln für Befestigung einer
neu gegründeten Macht zusammengestellt sind. Den nächsten Anlaß zur Fort-
setzung jener Händel gab Karls Nachfolger Ludwig Xu. (1498—1515),
der bisherige Herzog von Orleans, durch die Eroberung Mailands.
Im Jahre 1499 ward Ludwig Moro vertrieben, und im Jahre 1500
kam er bei dem Versuche der Wiedereroberung, da die Schweizer in
seinem Heere gegen die Schweizer im feindlichen nicht kämpfen wollten
und ihn nicht einmal schützten, in französische Gefangenschaft, in der er
auch sein Leben beschloß. Diese Eroberung war im Einverständnisse mit
Venedig und dem Papste gemacht. Die Venetianer bekamen einen An-
theil an derselben. Der Papst aber verfolgte jetzt einen Zweck, den er
mit französischer Hülfe zu erreichen hoffte. Er hatte schon in Ludwigs
ungerechtes Verlangen nach einer Ehescheidung gewilligt, daß derselbe
das von seinem Vorgänger gewonnene Herzogthum Bretagne durch
Verheirathung mit dessen Wittwe der Krone erhalten konnte. Seine
Absicht war, seinem Sohne Cäsar, der, eben so ungeistlich als er, die
Würde eines Cardinals bekleidete, ein Fürstenthum aus den nördlichen
Gebieten des Kirchenstaates zu bilden, wo einzelne Herren fast unab-
hängig regierten. Die Sache hatte auch Fortgang, indem hier von Kühn-
heit und List das Aeußerste, was man sich unter machiavellistischem Ver-
fahren denken kann, zur Anwendung gebracht wurde. Da der Papst
an Ludwig gebunden war, Florenz noch durch den Krieg mit Pisa be-
schäftigt wurde und Venedig sich in einem von Ludwig Moro gegen
dasselbe erregten Kriege mit dem osmanischen Sultan Bajazet U.
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Karls Ludwig_Xu Ludwig Ludwig_Moro Ludwig Ludwigs Cäsar Ludwig Ludwig Ludwig_Moro Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Italien Italien Staatsschreibers_Machiavelli Karls Mailands Venedig Ludwigs Florenz Venedig
Die Kirchentrennung in England, im Norden und in Polen. 619
solchen Neigung hervortraten, gegen dieselben sofort jene Wachsamkeit,
welche gegen Inden und Mauren geübt worden war. Italien konnte
sich bei dem vielfacheren Verkehr mit Deutschland nicht gegen die neue
Lehre verschließen, und die Schaaren deutscher Kriegsleute höheren und
niederen Standes mußten das Land mit Kunde von den neuen Bestre-
bungen erfüllen. Doch ein Zerwürfniß mit den Ordnungen der Kirche
führte hier nicht zu Ausbildung neuer Lehre und neuen Kirchenthums,
sondern riß diejenigen, bei denen es eintrat, auf die Bahn des Unglau-
bens und des unkirchlichen Lebens, auf welcher sich ein Bedürfniß nach
verändertem Glauben und verändertem Kirchenthum ebensowenig ent-
wickelte, als es einst in den Kreisen der gibellinischen oder der antiken
Bildung geschehen war. Im Osten Europas blieb Rußland, wie es
von der abendländischen Kirche getrennt war, auch der in ihr ausge-
brochenen Bewegung fremd. In Polen drang dieselbe, wie in Ungarn,
vermöge der Nachbarschaft und des von der deutschen Bildung auf jene
Länder ausgeübten Einflusses frühzeitig ein, brachte es aber in Polen
noch weniger als in Ungarn zu einer Umgestaltung des Staatswesens.
Dagegen fand der Protestantismus in England, sowie in den Staaten des
Nordens, in Schottland, Dänemark, Norwegen, Schweden und Lifland
vermöge der dort obwaltenden staatlichen Verhältnisse einen Boden, wo
er nicht bloß Wurzel faßte, sondern durch Verdrängung der katholischen
Religion schon zur Herrschaft gelangt war, als er in Deutschland noch
um sein Bestehen kämpfte«
2. In England ging die kirchliche Umwälzung von König Hein-
rich Viii. aus, und sein Beginnen wurzelte in der Leidenschaft. Eine
Hinneigung zu Luthers Lehre hatte er nicht, da er gegen denselben nicht
lange nach dem Anfänge des Streites die kirchliche Lehre vertheidigte,
wofür ihm Papst Leo den Titel eines Vertheidigers des Glaubens bei-
legte. Das Verlangen nach Trennung einer eingegangenen Ehe, das schon
früher oft dem päpstlichen Stuhle Veranlassung zum Widerstande gegen
fürstliche Willkühr gegeben, versetzte den König von England bei dem
Schutze, den gegen ihn das Recht zu Rom fand, in eine Verlegenheit,
in welcher der schon geläuflg gewordene Gedanke einer Lossagung von
der kirchlichen Hoheit des Papstes einen Ausweg zeigte. Der Wunsch
nach einer neuen Verbindung bewog ihn, Zweifel gegen die Rechtmäßig-
keit seiner Ehe mit Katharina zu äußern, die er als die Wittwe eines
älteren Bruders nur mit besonderer Erlaubniß des Papstes Julius Ii.
hatte heirathen können. Seine diesfälligen Vorstellungen langten in
Rom zu der Zeit an, als Clemens Vii. nach der Eroberung Roms an
seiner Versöhnung mit dem Kaiser arbeitete und, da er diesen durch
einen seine Tante kränkenden Ausspruch zu verletzen ganz besonders
scheuen mußte, sich um so mehr zur Vorsicht aufgefordert sah. Da es auf
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Extrahierte Personennamen: Leo Leo Katharina Julius_Ii Clemens_Vii
Extrahierte Ortsnamen: England Polen Italien Deutschland Europas Polen Ungarn Polen Ungarn England Schottland Dänemark Norwegen Schweden Deutschland England England Rom Rom
Die Zeit des noch lebenden Geschlechtes.
1019
mit den Waffen äußerlich begonnen worden war, innerlich fortzusetzen.
Es zeigte sich jetzt der große Verlust, den die Kirche in Deutschland
durch die Auflösung des Reiches erlitten hatte. Hinsichtlich der neu
zu gründenden Ordnung war sie jetzt von dem Willen der Fürsten ab-
hängig. Da die Mehrzahl derselben dem protestantischen Bekenntnisse an-
gehörte, waren es meist auch protestantische Diener, denen die Arbeiten
für Feststellung der kirchlichen Verhältnisse übergeben wurden, und auf
dem eigenen religiösen Standpunkte konnten diese nur einer den Lebens-
bedingungen der Kirche höchst ungünstigen Ansicht von dem Verhältnisse
der landesherrlichen Gewalt zu der Kirche folgen. Am fühlbarsten
wurden die hieraus sich ergebenden Uebelstände bei den Verhandlungen,
welche die Kirchenordnung für den katholischen Theil des südwestlichen
Deutschlands feststellen sollten, und bei den Bestimmungen, welche nach der
im Jahre 1827 erfolgten Einrichtung der oberrheinischen Kirchenprovinz
mit dem Erzbisthum Freiburg und den Bisthümern Rottenburg, Mainz,
Fulda und Limburg im Jahre 1830 von den betheiligten Negierungen
Badens, Würtembergs, Hessen-Darmstadts, Hessen-Cassels und Nafsau's
hinsichtlich ihres oberhoheitlichen Schutz- und Aufsichtsrechtes beliebt
wurden. Hatten schon die Päpste Pius Vh. und Leo Xu. (1823—1829)
die Hindernisse, auf welche die vorgängigen Verhandlungen stießen, zu
beklagen gehabt, so machte jetzt Leo's Nachfolger Pius Vih. den Bi-
schöfen , die schon vor Erlaß jener staatlichen Anordnungen eingesetzt
waren, den Vorwurf, daß sie sich nicht gegen dieselben, äußersten Falles
selbst mit der Erklärung, man müsse Gott mehr als den Menschen ge-
horchen, erhoben hätten.
7. Zur Zeit, als in den romanischen Ländern Empörung gegen die
rechtmäßigen Herrscher die Aufmerksamkeit des heiligen Bundes auf
sich zog, wurde die Erwartung von ganz Europa durch die Erhebung
gespannt, mittelst deren die Griechen das schwer auf ihnen lastende Joch
der Türken, ihrer barbarischen Beherrscher, abzuwerfen suchten. Der
Eifer, mit welchem das westliche Europa die Ketten Napoleons gebro-
chen, hatte auch unter den Griechen das Verlangen nach Freiheit geweckt,
und die Stiftung der ihnen benachbarten jonischen Republik hatte das Bild
des von ihnen ersehnten Zustandes bestimmter ausmalen helfen. Noch
hatten die Griechen unter der türkischen Herrschaft ihre nationale Eigen-
thümlichkeit nicht eingebüßt, und eine große Handelsthätigkeit nährte bei
ihnen einen gewissen Wohlstand. Wenn daher gesellschaftliche Verbin-
dungen, Hetärieen genannt, Gedanken an gewaltsame Befreiung nährten,
so fand sich dafür auch in weiteren Kreisen Empfänglichkeit. Der große
Einfluß, den Kaiser Alexander an der Spitze des heiligen Bundes be-
thätigte, schien eine Bürgschaft russischer Hülfe, da man erwarten mußte,
Rußland, der seit lange im Vordringen begriffene Feind der Türken,
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Extrahierte Personennamen: Leo_Xu Leo Napoleons Alexander Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Freiburg Mainz Fulda Limburg Badens Würtembergs Hessen-Darmstadts Hessen-Cassels Europa Europa Napoleons Rußland