Die Schweizer Hochebene.
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Graubünden ein. — Das Seidengewerbe, das namentlich
im Bezirke der Städte Zürich und Basel seinen Sitz
hat, beschäftigt zwar nicht so viele Tausend Men-
schen áls das Baumwollengewerbe, verschaf ftaber
lohnendem Verdienst.
An mineralischen Schätzen, deren Ausnutzung beson-
dere Zweige der gewerblichen Thätigkeit ins Leben riefen, ist die
Schweizer Hochebene a r m. Wichtig ist für die Bewohner das Vor-
kommen des Steinsalzes in ziemlich mächtigen Lagern. Man
gewinnt dasselbe als Sole, die man in grossen Pfannen zum Ver-
sieden bringt. — Salinenbetrieb im Kanton Aar g au in
der Nordwestschweiz (Saline Schweizerhall) und im Kan-
ton Waadt. (In letztem Gebiet nur geringer Betrieb und zwar
Gewinnung des Salzes durch Auslaugen aus Thongestein).
Die Steinsalzlag er, die in verschiedenen Erdformationen, besonders
in der Dyas- und Triasformation (letzere wurde früher Salzgebirge
genannt) vorkommen, hat man bisher für die Salzablagerungen ausgetrockneter
Meere gehalten. In jüngster Zeit hat sich eine andere Ansicht Bahn gebrochen.
Da das Meerwasser durchschnittlich nur etwa 3'/¡¡ °/o Salz enthält, konnten durch
die Verdunstung der Wassermasse seichter Meere keine so mächtigen Lager ge-
bildet werden, wie sie auf Erden vorkommen. Auch weist die schichtenweise
Lagerung des Salzes auf eine andere Entstehungsart seiner Lager hin. Man
nimmt jetzt an, dass sich die Salzlager in solchen Meeresbuchten, die nur durch
eine scbmale Oeffnung mit einem grössern Meere in Verbindung standen, in sehr
langer Zeitdauer nach und nach abgesetzt haben. In der Bucht von Kara-
bugas am Kaspischen Meer ist noch in der Gegenwart eine solche Ent-
stehung eines Salzlagers im Gange. Die Bucht ist durch zwei Nehrungen abge-
trennt, die nur eine schmale Oeffnung lassen; in diese spült das salzhaltige
Meerwasser hinein. Da die Luft am Kaspischen Meere sehr trocken ist, ver-
dunstet jährlich soviel Wasser, als auch zufliesst. Das zurückbleibende Salz setzt
sich aber auf dem Meeresboden ab, und so bildet sich Schicht auf Schicht eines
neuen Salzlagers, dessen Mächtigkeit von der Zeitdauer dieses Vorganges ab-
hängen wird.
An mehreren Küsten (z. B. von Südfrankreich, von Spanien und Sicilien)
findet die Gewinnung des Salzes in grosser Masse in der Weise statt, wie es
durch natürliche Ereignisse in unermesslichen Vorräten für den menschlichen
Gebrauch bereit gelegt wurde. Die Hochflut füllt von Zeit zu Zeit die am Strande
angelegten und mit Schleussen versehenen Salzgärten, und die heiss brennende
Sonne übernimmt die Verdunstung des Meerwassers. Das Absetzen einer Salz-
kruste kann auch im Toten Meere, sowie in den Salzseen des südlichen Russ-
lands und von Nordamerika beobachtet werden.
Manche Salzlager können bergmännisch abgebaut werden. Meistens
aber wird das Salz, wie in den-Schweizer Salinen, als Salzwasser, Sole genannt, aus
der Erde gepumpt, falls dieses nicht von selbst als Quelle zu tage tritt, und dann das
Wasser zum Verdunsten gebracht. Für letztern Zweck giebt es verschiedene Einrich-
tungen. Das Salzwasser wird entweder sogleich in grossen Pfannen zum Ver-
sieden gebracht oder zuerst, wenn es nicht salzhaltig genug ist, mehrmals über
künstlich angelegte hohe Dornhecken, Gradierwerke genannt, geleitet, von
denen es langsam herabsickert.
Ausser der Gewinnung von Salz ist noch die von von wert-
vollen Steinen, besonders von Sand- und Kalksteinen zu nennen,
die vorzügliche Baustoffe liefern. — Betrieb von Steinbrüchen.
An Eisen ist die Landschaft arm. (Nur bei Delemont i. Jura
wird solches gewonnen, etwa 150 000 Ctr. jährl.) Die geringe Aus-
beute genügt nicht, um den Bedarf der Eisenindustrie zu decken ;
Das nordwestliche Küstengebiet.
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kork. Dieser ist viel elastischer. Mit dem weitern Wachstum des Baumes
dehnt sich die Korkschicht gleichmässig aus. Die erste Korkbildung, die nach
der Ablösung des Jungfernkorkes entsteht, ist aber ebenfalls noch minderwertig.
Den besten Kork liefern die Bäume im Alter von 100—150 Jahren.
Die erste Abschälung des Korkes findet im Alter von etwa 15 Jahren
statt. Dann wartet man 8—12 oder noch mehr Jahre, je nach der Schnellig-
keit des Wachstums, ehe man eine neue Schälung vornimmt. Der beste Kork
wächst auf magerem und nicht zu feuchtem Boden, während der auf gutem
und sehr feuchtem wachsende zu porös wird.
Die Gewinnung des Korks geschieht durch Gürtelschnitte
und dann durch Querschnitte. Die Korkschicht lässt sich leicht ablösen.
Man beschwert die Korkplatten, damit sie sich gerade strecken. Dann kocht
man sie, um alle im Wasser löslichen Stoffe zu entfernen. Die durchschnitt-
liche Ernte eines Korkeichenbaumes beträgt etwa 100 kg Kork. Die beste Ware
■wird mit 80—100 M., die schlechteste mit 12—16 M. für 100 kg bezahlt. Im
J. 1896 führte Spanien für 25 Mill. M. Kork aus.
An der Meeresküste, günstig für Ein- unci Ausfuhr, liegt die
blühende und reiche Industriestadt ßarzelona (spr. bar-
sselöna), die fast 300000, mit den Vororten aber über 400000 E.
zählt. Sie ist ein Hauptsitz der Textilindustrie, der W o 11 -,
Seiden- und Leinenindustrie, sowie der Eisengiesserei und
des Maschinenbaues. In der Textilindustrie sind auch manche
kleinere Städte Kataloniens thätig. Desgleichen ist Zaragoza
(75 000 E.) am mittlem Ebro etwas gewerbthätig.
Barzelona ist zugleich ein Hauptstützpunkt der Fischerei.
Die Fischer wohnen in der Fischervorstadt Barceloneta.
2. Das nordwestliche Küstengebiet.
a. Das Landschaftsbild.
Das Baskenland, das wir schon S. 25 als das westliche
Glied der Pyrenäen betrachteten, setzt sich nach W noch weiter
fort, mit demselben Landschaftsgepräge, als ein freundliches
Bergland, prangend im üppigen Grün von Wäldern und Wiesen.
Mit dem Namen „Kantabrisches Gebirge" hat man diese west-
liche Fortsetzung der Pyrenäen bezeichnet. Dieses nimmt noch
weiter nach W wieder die Form einer mächtigen, geschlossenen
Gebirgskette an, in der kein Pass mehr tiefer als 1200 m ein-
gesenkt ist, und die in den Picos de Europa zu 2678 m ansteigt.
Asturisches Gebirge nennt man dieses Gebirgsland noch
insbesondere. Es besteht aus Kohlenkalk und ist von engen
und tiefen Thalschluchten durchzogen, in denen muntere Gewässer
rauschen.
An den westlich gerichteten Zug des Kantabrischen Gebirges
setzt sich das Bergland von Galizien und Nordportugal an,
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Barzelona
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Kataloniens Zaragoza Fischervorstadt_Barceloneta Europa Galizien Nordportugal
80
Das Karpatenland und die Ungarische Tiefebene.
Der östliche Abhang- der Karpaten birgt ferner einen
grossen Reichtum an Erdwachs und Erdöl, also Petroleum.
Die Erdölzone zieht sich vom Dunajec, einem rechten Neben-
fluss der Weichsel, durch das karpatische Sandsteingebirge nach
S bis nach Rumänien. Eingeschlossene tierische Reste sind
wohl der Ursprung des Erdölgehaltes einzelner Sandsteinschichten.
Die Erbohrung der Quellen muss sicli auf das Studium des Ver-
laufs dieser Gesteinsbänke stützen. Die Erfahrung hat gelehrt,
dass auf der Höhe der Schichtensättel ') mehr Aussicht ist, dieselben
zu fassen, als in der Tiefe der Schichtenmulden. Die Gründlich-
keit der Bohrungen lässt aber in dem Erdölgebiete der Karpaten
noch viel zu wünschen übrig. Eine höhere Bedeutung haben bis-
her nur die bei Berislaw in der Nähe von Drohobycz erbohrten
Quellen erlangt. Dort findet auch die gross te Ausbeute von
Erdwachs statt, worunter man das Umwandlungsprodukt des
Erdöls versteht. Obschon die Erdölgewinnung noch in der ersten
Entwicklung steht, stellte sie doch schon in den 80er Jahren
einen Wert von etwa 12 Millionen Mark dar. Hinter ihr und der
Salzgewinnung stellt die Ausbeute an anderen mineralischen Schätzen
weit zurück. Erze und Braunkohle werden in dein Hügel-
lande bei Krakau gewonnen.
Wir lernten in dem Lande, das den Ostsaum der Karpaten
bildet, mancherlei Naturschätze kennen, die als Grundlage
des wirtschaftlichen Lebens der Bewohner dienen können.
Die Besiedelungsfähigkeit desselben war auch gesichert durch
einen fruchtbaren Boden. An den unteren Abhang des Kar-
patenzuges schliesst sich zunächst ein etwa 15 km breiter Löss-
gürtel an. Dann folgen die Alluvialthäler der parallel nach
N und S fliessenden Gewässer, und an sie setzten sich die Flächen
niedriger Landrücken an. Die Erträge des Bodens werden
aber nicht wenig geschmälert sowohl durch die Schärfen
eines rauhen und kalten Klimas als auch durch die schlechte
Bewirtschaftung der Felder. Immerhin dürften aber die in
Erörterung gezogenen Eigenschaften des Landes schon zur Erklä-
rung der Thatsache hinreichen, dass der Ostrand des Karpaten-
zuges eine grössere Zahl bedeutender Ansiedelungen be-
sitzt, als wir selbst in der Ungarischen Tiefebene in der nämlichen
Nähe des Westrandes finden. Die wichtigsten Städte, deren
starkes Anwachsen ausserdem noch auf die Einführung einiger
Industrien, besonders der Leinen-, Leder- und Maschinenin-
dustrie zurückgeführt werden muss, sind: Lemberg (130000 E.),
Krakau (75 000 E.) und Czernowitz (spr. tschérnowitz)
(52 000 E.)
1) Unter Sattel versteht man den gehobenen Rücken einer Gebirgsfalte.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Die nördlichen Kalkalpen östlich vom Rhein.
23
Jahre reichen. Die Ausbeute findet schon seit 3000 Jahren statt. Am Sockel
der Dietrichsteinschen Säule, die auf dem Erzberge in der Nähe des
alten Berghauses steht, lesen wir die Inschrift: „Als Man Zählte Nach
Christi Geburth 712 hat man diessen Edlen Erzberg zu bauen An-
gefangen". Jedoch bedeutet dieses „Angefangen" nur eine Wiederaufnahme
des alten Bergbaues. Meistens wurde und wird auch heute noch Tag bau be-
trieben, und nur im Winter findet auch Grubenbau statt. Auf den ungefähr
28 Etagen von 12—13 m Höhe laufen überall Schienenwege, und zahlreiche
Knappenhütten, Werksgebäude u. s. w. liegen zerstreut auf dem Abhänge
des Berges. Im Sommer sind 2000—3000 Bergleute beschäftigt, im Winter
halb so viel.
Der ungeheure Wert des Erzberges liegt aber nicht bloss in seinem
Reichtum an Erzen und in den bequemen Abbauverhältnissen begründet, sondern
auch in der vorzüglichen Beschaffenheit der Erze. Diese sind Spat-
eisensteine, deren Eisengehalt 35 — 45 % beträgt. Hieraus erklärt sich der
Weltruf des steirischen Eisens. Die Verhüttung desselben fand früher
hauptsächlich in dem in der Nähe gelegenen Orte Vordernberg statt, wo schon
vor 400—500 Jahren viele Hochöfen im Betrieb standen, im 16. Jahrhundert
z. B. 14. In neuerer Zeit gingen die meisten Gewerkschaften und Anlagen in
den Besitz der Österr. Alpinen Montangesellschaft über, die mehrere
der Hochöfen ausblies und bei der Stadt Leoben, in deren Nähe sowohl
Stein- als auch Braukohlenlager zur Verfügung stehen, neue Anlagen schuf, die
grossartigsten in ganz Österreich.
Im Mittelalter hatte der alpine Erzbergbau einen grösseren
Umfang als heute. Besonders wurde die Gold- und Silbergewinnung an
zahlreichen Orten betrieben. Bis in die Schneezone drang der Mensch vor, und
manche Stellen, die er durchwühlte, liegen jetzt unter Schnee und Eis begraben.
Den Höhepunkt der bergbaulichen Entwicklung, die schon mit den Tauri s kern
und Römern begann, bildeten das 15. und 16. Jahrhundert. Die Entdeckung
des ffoldreichen Amerika und die beginnenden Religionsstreitigkeiten lenkten
den Strom der Bergknappen ab. Heute könnte der Bergbau auf Edelmetalle
nur mehr mit grossen Geldopfern wieder eröffnet werden. Es liegt der Metall-
reichtum der Alpen im allgemeinen in den grossartigen Schichtenstörungen der
Alpen begründet, indem dadurch Spalten und Adern, die sich mit Erz füllen konnten,
zahlreich entstanden ; er hängt also enge mit dem Aufbau des Alpengebäudes
selbst zusammen.
Im Anschluss an den Erzreichtum müssen wir das Kohlen-
vorkommen betrachten. Es handelt sich meist um jungter-
tiäre Kohle, also um Braunkohle. In geringeren Mengen
kommt auch eine mesozoische Steinkohle aus der Trias-
und Kreidezeit vor, die von guter Beschaffenheit ist. Fast überall
sind aber infolge der gestörten Lagerungsverhältnisse
die Kohlenflöze von geringerer Ausdehnung. Für die Eisenindustrie
ist schon das häufige Vorkommen von Kohle wichtig.
Die Hauptstätte der Salzgewinnung ist das Salzkam-
mergut, das im Flussgebiete der Traun einen Ungeheuern
Salzreichtum besitzt. F erner wird Salz im Gebiete der S a 1 z -
burgischen Alpen und in Tirol bei Hall gewonnen. Überall
findet die Salzgewinnung durch Salinenbetrieb aus Salz-
sohle statt.
Die alpinen Salzlager liegen in der unteren Abteilung der
obern 1 rias. Die tiefen, reinem Schichten des Salzes hat man noch nirgendwo
erreicht; aus diesem Grunde ist überall der Salinenbetrieb nötig. Die drei
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Personennamen: Christi_Geburth
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Dietrichsteinschen_Säule Werksgebäude Vordernberg Stadt_Leoben Amerika
Das Gebirgsland des nordwestlichen England.
219
Kaolin, wurde auf der Halbinsel Cornwall gefunden. Sie ent-
steht dort noch fortwährend durch Verwitterung' des Feld-
spats im Granit. Da sie noch am Orte ihrer Entstehung- lagert,
ist sie von völliger Reinheit, nicht im geringsten durch andere
Beimischungen verunreinigt, sowie ungefärbt, also weiss.
Die Gewinnung des Kaolins findet in der Weise satt, dass man das
Granitgestein dort, wo es genügend verwittert erscheint, aufreisst und zertrüm-
mert und das feine pulverartige Kaolin durch einen starken Wasserstrahl fort-
schlemmt. Das milchig gefärbte Wasser fliesst in mehrere Behälter ab, in
denen sich weisser Schlamm absetzt. Das feinste Kaolin wird vom Wasser am
weitesten mitgetragen und also im letzten Behälter abgesetzt.
Die englische Thon war en indus trie oder Keramik
ist nicht dort, wo sich die besten Thone und die feine Por-
zellanerde vorfinden, sondern in Gegenden, die nur über ziemlich
geringwertige Rohstoffe verfügen, wo aber das gleichzeitige Vor-
kommen von Steinkohle ihren Betrieb zu fördern versprach,
aufgeblüht. Besonders entwickelte sie sich im Becken des
mittlem Severn, in dem Pottery-Bezirk (Potteries = Töpfe-
reien). Den Mittelpunkt desselben bildet die Stadt Stoke-on-
Trent (sstök ön trënt). Weniger bedeutend hat sich die Thon-
warenindustrie am untern Severn entwickelt, wo Worcester
(spr. wüsst01') ein Hauptsitz derselben ist.
Zu dem Pottery-Bezirk gehören noch 5 andere Städte. Auf einer
Strecke von etwa 12 km Länge und 3 — 4 km Breite wohnen gegen 200000
Menschen, die fast sämtlich in der Thonwarenindustrie beschäftigt sind. Über
230 grössere Werke werden gezählt. Es findet sich kein zweiter Bezirk auf
Erden, wo jene Industrie so viele Hände beschäftigt und so viele und verschie-
denartige Erzeugnisse auf den Markt bringt. Das Hauptgewicht wird auf die
Herstellung von Porzellan und Steingut gelegt. Doch auch fast alle anderen
Zweige der Keramik werden gepflegt. Diese grossartige Entwickelung
einer menschlichen Kunstfertigkeit lässt sich aus der Naturbeschaffenheit des
Pottery-Bezirks, aus dem Zusammenvorkommen von Thon und Kohle, allein nicht
erklären. Sie knüpft sich vielmehr an den Namen eines Mannes, der zu
den grössten Männern Englands gezählt zu werden verdient, zu Josiah Wedg-
word (spr. wédschwud). Er wurde der Böttgerenglands, ja sein Wirken
war viel verdienstvoller und erfolgreicher als das des Meissener
Meisters. Sehr richtig sagt eine Inschrift, die sich auf seinem Gr ab d e n k m al
in einer Kirche in Stoke befindet: Er, der „die keramische Industrie
nur als rohes Handwerk vorfand, verwandelte sie in eine g e -
fällige Kunst und einen wichtigen Teil des nationalen Handels."
Wedgword war ein Genie in der Kunsttöpferei, wie in der Geschichte
kein zweites genannt wird. In seinem arbeitsreichen Leben schuf er zusammen
mit seinem Freund und Mitarbeiter, dem Künstler F lax m an (spr. fläkssmän)
Formen und V er z i e run g e n von unübertroffener Schönheit. Auch
für die Behandlung des Materials zeigte er neue Bahnen. Er begründete die
Herstellung des harten Steinzeugs, das jetzt auch in deutschen Fa-
briken (z. B. in Mettlach, Saarlouis und Bonn) nachgeahmt wird. Etruskische
Top fer fun de dienten ihm vorzugsweise als Vorbilder. Berühmt sind die
schwarze Basaltware, die blaue und grünliche Jaspis- und die
marmorierte Achatware und vor allem die „Queen's Ware" (spr. kwln's
wär) Wedgwords, welch letztere ihm den Ehrentitel „Queen's Pott er"
(Töpfer der Königin) eintrug.
Neben der Eisen- und Thonwarenindustrie entwickelten sich
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Thon Josiah_Wedg- Pott
Extrahierte Ortsnamen: England Cornwall Englands Mettlach Bonn
Die leitenden Gedanken.
3-5
Für das Verhältnis des Menschengeschlechtes zur Natur ist
der einzelne Mensch fast völlig bedeutungslos. Sowohl
für ein erfolgreiches tätiges Eingreifen in das Naturleben
als auch für eine wirksame Abwehr der durch die Naturgewalten
drohenden Gefahren ist ein gemeinsames Vorgehen der Menschen
erforderlich. Die staatliche Vereinigung der Völker ist deshalb
eine wirtschaftliche Notwendigkeit und soll zur Förderung
der menschlichen Wohlfahrt dienen.
I. Züge aus dem Naturbilde der Erde.
(Physische Erdkunde.)
a) Von der Erdrinde.
aa) Vom Bau der Erdrinde und allgemeinen Gepräge ihrer Oberfläche. § 7.
Man nimmt an*), dass die Erde gleich den übrigen Welt-
körpern einst einen ungeheuren, stark überhitzten Ball feuriger
Gase bildete, dessen Nebelmasse sich durch die Schnelligkeit der
Drehung um sich selbst stark verdichtet hatte. Die grosse Erd-
hitze strahlte allmählich in den Weltenraum aus, und dadurch ver-
dichtete und verkleinerte sich der Erdkörper noch mehr. Der
gasförmige Zustand seiner Stoffe ging dabei zuerst in einen flüs-
sigen und dieser später bei den meisten Stoffen in einen festen
über. Es bildete sich eine kalte, feste Schale um den feurigen
und, wie man annimmt, noch heute feurigen Erdkern, die Erd-
rinde, die anfangs sehr dünn war und allmählich an Dicke zu-
nahm. Um den Erdkörper, der nun seine feste Gestalt erhalten
hatte, schwebte ein ungeheurer Dunstkreis, in welchen die jetzige
Wasserhülle der Erde aufgelöst war. Mit der weitern Er-
kaltung des Erdkörpers ging auch ein immer grösserer Teil des
Wassers aus dem gasförmigen in den flüssigen Zustand über. Es
bildete sich der zunächst noch heisse Urozean, der die Erd-
rinde wahrscheinlich ziemlich gleichmässig umgab. Die Gebirgs-
bildung, die Herausbildung von Höhen und Tiefen, war ein spä-
teres Ergebnis einer schon starken Abkühlung der Erde.
Nach dem Naturgesetze, dass kalte Körper einen kleineren Raum
als warme einnehmen, schrumpfte der Erdkörper immer mehr
zusammen. Da dieses Zusammenschrumpfen sich im Innern der
Erde, wo noch hohe Hitzegrade vorhanden waren, in stärkerem
Masse vollzog als auf der Oberfläche, wo die Abkühlung schon
fast zum Abschluss gelangt war, musste sich die Erdrinde, weil
sie zu gross für den Erdkern wurde, in Falten legen**). Diese
*) Nach der Kant-Laplaceschen Theorie.
**) An einem gebratenen Apfel lässt sich der Vorgang anschaulich vor-
führen; solange derselbe warm ist, erscheint seine Schale glatt; je mehr er aber
erkaltet, wirft sie sich in Falten.
3*
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
246
den Sinn dieser bildlichen Rede mag der junge Leser eine kleine Be-
trachtung anstellen.
Dritte Klaffe.
Brennbare Mineralien.
1. Die Steinkohle.
So lange die Wälder ihre Sendungen hinlänglich abliefern, ist
die reinliche Holzfeuerung in der Haushaltung vorzuziehen; aber nicht
überall erfreut man sich des Reichthums an Holz und bei zunehmender
Bevölkerung wird der Verbrauch desselben stärker und es entsteht in
manchen Gegenden Mangel. Wo aber ein dringendes Bedürfniß
herrscht, da sinnt der Mensch auf Mittel zur Beftiedigung, und es
wurde ihm in diesem Falle um so leichter, da die Natur den Finger-
zeig gab. An manchen Stellen der Erde reichen unterirdische Kohlen-
lager bis zur Oberfläche; man grub nach und fand überreichlich in
der Tiefe, was das Land von der Außenseite verweigerte. Bei so
glücklichem Erfolg suchte man weiter und entdeckte Fundgruben in den
verschiedenen Ländern Europa's, später auch in den übrigen Erdtheilen;
es zeigte der Boden einen Reichthum, den man früher nicht geahnt
hatte. Gegenden, die an Waldungen eben nicht reich sind, versorgen
gegenwärtig andere mit dem wirksamsten Brennstoffe.
Die unterirdischen Kohlen liegen in Schichten, deren Dicke oft
nur einige Zoll, in seltenen Fällen jedoch 40 Fuß beträgt. Da mit-
unter ganze Baumstämme in Kohlengruben gefunden werden, ist es
wahrscheinlich, daß in einer Zeit, von deren Begebenheiten kein
Mensch Zeuge war, große Wälder untersanken und in der Gluth der
Erde verkohlten. Der Schöpfer legte zur selben Zeit in den Erden-
schoß wichtige Güter zum Gebrauch der Menschen, noch ehe diese ihren
nunmehrigen Wohnplatz betraten. Friedlich pflügt und pflegt eben
der Landmann seinen Acker, der Bürger fördert seine Arbeit in der
Werkstätte und Kinder spielen auf derselben Stelle, welche einst die
schauerliche Stätte des Unterganges und der Zerstörung war.
Das deutsche Land ist der Steinkohlen in manchen Gegenden theil-
haft geworden, wie in den Rheingegenden, an der Ruhr; bei Aachen, am
Hundsrück; im Odergebiete in Schlesien; an der Elbe in Böhmen, Sach-
sen , am Harz und in Mähren. Am meisten kommen sie aber in
England und Belgien vor, und die großen Fabriken beider Länder ver-
danken ihr Bestehen hauptsächlich den Steinkohlen. Zn England hat man
Gruben, die von der Küste aus bis unter das Meer geführt worden sind,
so daß oben der Fischer, unter diesem der Bergmann seiner Beschäftigung
obliegt. Keiner sieht und hört dabei den Andern. Der unten merkt Nichts
davon, wenn sein Landsmann oben mit Sturm und Wellen kämpft oder
sich über einen glücklichen Fang freut; der oben spürt Nichts von dem
Einsturz der Grube, die vielleicht jenen begräbt. So Etwas kann dem
Bcrgmanne an seinem nächtlichen Aufenthaltsorte begegnen und noch mehr.
Zn den Gängen der Bergwerke entwickelt sich oft das Grubengas, eine
brennbare Luft, welche sich am Lampenlichte der Arbeiter schnell entzündet
und mit der Heftigkeit des brennenden Pulvers wüthet, ihnen zum Verder-
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Personennamen: Fischer
Extrahierte Ortsnamen: Rheingegenden Aachen Schlesien England Belgien England
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Freiburg
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
— 98 —
anlagen von der Stadtgemeinde angekauft; sie werden nicht gedüngt, und es wird dadurch der Verunreinigung des Wassers vorgebeugt. Da das Wasser durch ganz kalkarmen Boden fließt, so ist es auch ein sehr weiches Wasser, das außerordentlich wenig Kalk enthält. Da Kalk jedoch für die Entwicklung des Körpers, seines Knochengerüstes und der Zähne in gewissem Maße ein Bedürfnis ist, wurde gelegentlich schon angeregt, man solle dem hiesigen Wasser künstlich Kalk zuführen.
Im Vergleich zu anderen Städten ist die Versorgung Freiburgs mit Wasser sehr reichlich. Es gibt viele und große Städte, bei denen der Wasserverbrauch im Durchschnitt etwa 100 Liter täglich auf den Kopf der Bevölkerung ausmacht, während in Freiburg die Tagesabgabe zwischen 200 und 300 Litern zu liegen pflegt. Auch im Jahre 1911, dem ganz außerordentlich trockenen Jahr, in welchem die Ergiebigkeit der Wasserleitungen erheblich zurückging, betrug die Mindestabgabe noch 186 Liter-täglich auf den Kopf der Bevölkerung. M. Buhle.
4$. Die Entwässerung.
Ebenso wichtig wie die Wasserversorgung ist oitch die Abwasser-beseitiguug.
Das dem Hause rein zngesührte Wasser wird verunreinigt und muß entfernt werden.
In ländlichen Gegenden kann man es, ebenso wie die in Gruben gesammelten menschlichen und tierischen Abgänge ans Aborten^ und Stallungen, zur Bewässerung und Düngung landwirtschaftlich bestellten Geländes verwenden. In Städten wird das unmöglich, weil die meisten Einwohner keine Landwirtschaft betreiben.
In den Untergrund darf man die Stosse nicht versickern lassen, weil der Grundwasserstrom, der anderen zur Versorgung mit reinem Wasser dient, verunreinigt und vergiftet werden könnte.
In kleineren Städten findet man immerhin noch das Grubensystem. Gewöhnlich besorgt daun die Gemeinde die Absuhr und sucht bei den Landwirten der Umgebung Abnehmer. Je größer aber die Stadt, desto schwieriger ist das durchführbar, weil die großen Mengen ein ausgedehntes Absatzgebiet fordern. Dadurch aber werden die Fuhrkosten zu hoch. In größeren Städten pflegt man deshalb sowohl die Abwasser, als auch die Abgänge der Aborte mit einem Rohrnetz zur Stadt hinauszuleiten, So ist es auch in Freiburg. Das Straßennetz enthält ein Netz von Kanälen. Stammkanäle, welche große Gebiete zu entwässern haben, nehmen die Hauptkanäle kleinerer Gebiete ans, die sich dann wieder in kleinste, nur einzelnen Straßen dienende Kanäle verzweigen.
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
229
Maschinenraspeln zerkleinert, mit Wasser gemischt und nun zum Gären
gebracht, wodurch erst der Farbstoff gewonnen wird.
Von den blaue Farbe liefernden Pflanzen war früher der
Waid, auch deutscher Indigo genannt, die am meisten kultivierte.
Namentlich wurde sehr viel Waid in Deutschland gezogen. Überall
bei den Dörfern in Thüringen, Sachsen, Franken, Schlesien re. sah
man die mächtigen, von Pferden in Bewegung zu setzenden, in auf-
rechter Stellung sich herumwälzenden Mahlsteine, mit denen der
Waid, eine in niedrigen Büscheln wachsende Pflanze, zu Brei zer-
quetscht wurde, um aus diesem, nachdem er in Haufen gesetzt, eine
faulige Gärung durchgemacht, kleine Ballen zu formen und sie in
offenen Schuppen auf Hürden zu trocknen. Es wurde daraus eine
schöne blaue Farbe gewonnen, die dann freilich von dem noch
schöneren Blau des Indigo fast ganz verdrängt worden ist, so daß
Waid nur noch wenig angebaut wird.
Der wichtigste aller Farbstoffe aus dem Pflanzenreich ist der
Indigo, der aus in Ostindien kultivierten Gewächsen, den der Familie
der Schmetterlingsblütler angehörenden Jndigoferen gewonnen wird.
Auch der Indigo war bereits in uralten Zeiten als Farbepflanze
bekannt. Gegenwärtig verbraucht Europa für über 200 Millionen
Mark Indigo für die Färberei in Tuch, Wolle, Baumwolle, Leinen
und Seide. Der Farbstoff, das Jndigoblau, wird durch Auspressen
und Gärenlassen des Saftes der Pflanzen gewonnen. Der Verbrauch
des natürlichen Indigo geht heute jedoch immer mehr zurück, um
dem künstlichen Farbstoff Platz zu machen.
Eine sehr wichtige Nolle spielen in der Gegenwart die chemi-
schen Farbstoffe. Die meisten derselben werden aus einer ganz
geringwertigen Materie, nämlich aus Holz- und Steinkohlenteer,
hergestellt. Viele davon führen den Namen Anilinfarben. In dem
Teer sind mannigfache Stoffe enthalten, die als Grundlage zur
Verarbeitung dienen. Sie werden durch Destillation aus dem Teer
gewonnen; mit Zugrundelegung des einen oder des andern jener
Stoffe lassen sich die verschiedensten Farben: Not, Blau, Grün,
Braun, Schwarz und viele andere herstellen. — So viel Können
und Wissen dazu gehört, soweit es die Vorbereitung zum Färben,
die Farbenbereitung und manches andere anlangt, ein guter und
tüchtiger Färber zu sein, so einfach ist die Färberei, d. h. das Färben
an und für sich. In Kufen aus Holz, Kupfer, Messing oder Gußeisen
wird der Farbstoff, der den Namen Flotte oder auch Färberflotte
führt, gebracht. Diese kann durch ein Dampfrohr beliebig erwärmt,
durch ein Kaltwasserrohr nach Erfordernis abgekühlt werden.
Die Herstellung der Flotte zum Färben dieser oder jener Stoffe
ist ganz außerordentlich mannigfaltig. Die Natur der zu färbenden
Stoffe ist sehr verschieden; die von tierischen Fasern stammenden
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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287
in konzentrierter Schwefelsäure. Wollte man den Indigo des
Handels in einem der angeführten Lösungsmittel zum Färben von
Holz benutzen, so würde man recht ungenügende Resultate damit
erzielen, weil nach Verdunsten der Lösungsmittel der Indigo auf
der Holzfaser nur aufgelagert, aber nicht chemisch mit der Faser
verbunden ist. Aus demselben Grunde kann z. B. der Zeugfärber
den Indigo in dieser Weise nicht benutzen. Die Lösung des Indigo
in konzentrierter Schwefelsäure ist in der Holzbeizerei deshalb nicht
anwendbar, weil durch die stark zersetzbaren Eigenschaften der Schwefel-
säure das Holz leiden würde.
Durch die heutige künstliche Herstellung des Indigo ist in
Indien eine blühende Industrie vernichtet worden. Der Rückgang
der Jndigokultur in Ostindien machr sich von Tag zu Tag mehr-
bemerkbar. Erst kürzlich ist nachgewiesen morden, daß die ostindische
Indigo-Ausfuhr in der Zeit von 1895—1904 um 75 Prozent
zurückgegangen ist. 1895 betrug der Wert des aus Indien aus-
geführten Indigos noch 3,6 Millionen Sterling, 1904 dagegen nur
eine halbe Million. In dem Verlauf der ermähnten zehn Jahre
ist die Vebauungssiache der Indigopflanzen um die Hälfte zurück-
gegangen. Andererseits steigert sich die deutsche Ausfuhr für künst-
lichen Indigo in ganz erstaunlicher Weise. Der Wert betrug im
Jahre 1896 bereits 6,4 Millionen, steigerte sich aber bis auf 25
Millionen Mark im Jahre 1904. Es ist anzunehmen und mit
Gewißheit zu erwarten, daß der künstliche Indigo den natürlichen
ganz aus dem Felde schlagen wird. Ist es doch dem Krapprot
ebenso ergangen, seit man gefunden, daß jener rote Farbstoff sich
auf chemischem Wege besser und billiger darstellen läßt.
Auch in unseren heimischen.gefilden wächst eine Pflanze, welche
Jndikan enthält und deshalb zur Jndigoherstellung — allerdings
in geringer Menge -— benutzt wird, der Waid. Im 13. Jahrhundert
gab es fünf Waidstädte, Erfurt, Gotha, Arnstadt, Langensalza und
Tennstädt, deren angesehenste Bürger auf den Titel eines „Waid-
junkers" sehr stolz waren. Im Lause der nächsten Jahrhunderte
dehnte sich der Waidbau über ganz Thüringen aus, wurde aber im
17. Jahrhundert wieder eingeschränkt, als durch das Anwachsen der
englischen Seemacht ostindischer Indigo billiger geliefert wurde als
die einheimische Ware. Fast schien es damals, als sollten die deutschen
Waidbauern dem englischen Kaufmann erliegen, aber noch einmal
kam dieser Zweig der deutschen Landwirtschaft zur Blüte, als
Napoleon durch die Kontinentalsperre versuchte, Europa zu isolieren.
Heute hat sich das Blatt gewendet. Der Einfluß des Engländers
auf dem Jndigomarkt muß immer mehr dem deutschen künstlichen
Indigo weichen.
Nach Di'. H. Braun.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon H._Braun
Extrahierte Ortsnamen: Indien Ostindien Indien Erfurt Gotha Arnstadt Langensalza Europa