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1. Stoffe und Probleme des Geschichtsunterrichts in höheren Schulen - S. 3

1915 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Lnzyklopädismus u. Patriotismus als Zwecke des Geschichtsunterrichts Z Volk zu Volk verschieden sind - im Verlauf der Gesamtgeschichte ist es aber nicht begründet. Diese ist übernational. Sie stellt das Stück als Ganzes vor, das auf der Bühne der Kulturmenschheit aufgeführt roirö; die einzelnen Nationen sind darin nur die in steter Wechselwirkung Mitspielenden. wie man nun ein Schauspiel nicht voll verstehen sann, wenn man immer nur oder doch hauptsächlich einen einzigen Schauspieler beobachtet, so ist es auch mit der Weltgeschichte, und doch ist solche Konzentrierung des Interesses auf das eigene Volk die unvermeidliche Wirkung eines Unterrichts, öeffen Hauptaufgabe in der Stärkung des Patriotismus besteht. Sie führt zu einer Verengung des Blickfelds, einer falschen Brechung der von Den geschichtlichen Objekten ausgehenden Lichtstrahlen, einer Verzerrung des in unserem Geiste entstehenden Bildes, d. H. zu einer Verfälschung der geschichtlichen Wahrheit: Gefahren, die in gewissem Grade, wie erwähnt, infolge des Zwanges praktischer Erfordernisse unausweichlich sind, die man aber nicht noch durch Aufstellung eines Lehrziels, das dem Wesen des Geschichtsunterrichts nicht entspricht, vergrößern soll, vielleicht noch bedenklicher ist die bei einem patriotischen Geschichtsunterricht — man gestatte diese kurze Ausdrucksweise — sich ergebende Versuchung, nicht nur durch die Auswahl, sondern namentlich durch die Bewertung der „Helden", Ereignisse, Leistungen das eigene Volk als das Mustervolk, die anöeren als minderwertig darzustellen. Historiker von großer Berühmtheit, antike und moderne öeutsche und andere, sind dieser Versuchung verfallen, und man liest sie vielleicht noch wegen des hinreißenden Schwungs ihrer Darstellung; aber wer nach Wahrheit sucht, greift nicht zu ihren Werken? wir lächeln gern über die Selbstverstänölichfeit, mit der sich Franzosen und Engländer für das erste Volk der Welt halten, über ihre Unwissenheit in bezug auf Kultur und Geschichte des Auslands, über die anmaßliche Einbildung von Slawen und Magyaren auf eine erborgte Halbbildung, die wie ein leichter Firnis über der inneren Unkultur liegt; aber daß wir von unserer eigenen Unübertrefflichfeit aufs innigste überzeugt sind und im Urteil über das Huslanö ein ganz erhebliches Ittaß hochmütigen Dünkels mitsprechen lassen, erscheint uns nicht belächelnswert. Der Geschichtsunterricht soll diese Neigungen nicht fördern, sondern daraus hin- 1 „No works are so quickly superseded as patriotic histories“, sagt h- P* ®ooch in feinem ausgezeichneten Werke „History and historians in the nineteenth Century“ (1913) S. 73, und er belegt feinen Latz durch zahlreiche Beispiele.

2. Die Weltgeschichte - S. 28

1835 - Mainz : Kupferberg
» ' 28 Di e d e r. v.c.g. Nabonedos (^abynetos) weigert sich, den Bezwinger 536. Mediens, Kyros von Persien, anzucrkenncn, und wird von ihm bei der Eroberung Babylon's gefangen genommen,— Babylonien persische Provinz. Die Religion der Babylonier ist vorzüglich Verehrung der Himmelskörper: Bel (Sonne), Mylikta (Venns) rc.; vergötterte Heroen; Opfer mit Weihrauch, auch Menschenopfer (dem glühenden Moloch); Tempel. — Die chaldäischen Priester (Magier) allein im Besitze der Weisheit: Sternkunde, Traumdeutung, Mathematik rc. Von Künsten werden gerühmt ihre Gold - und Silber-Stickereien, Webereien (Gewänder) und Purpurfärbereien rc. Daher das V o l k in der letzteren Zeit unkriegerisch, verweichlicht, prachtliebend und üppig. Der Handel geht über Medien, Baktrien, Persien durch Karawanen bis Indien, zur See über den persischen Dnsen nach Arabien (von hier Räucherwerk, Gewürze rc.), Indien, Taprobane (Elfenbein, Zimmt, Perlen rc.); eben sö auf dem Euphrat westwärts nach Vorder - Asien. -1 - • ■ ^ §. 12. Meder. * Medien steht, gleichwie Babylonien, frühe unter assyrischen Satrapen, bis es sich unter Kyarares mit der Zerstörung Ninive'6 606 v. Ch. G. unabhängig macht, und 550 v. Ch. G. durch Kyros an Persien übergeht. 821. Arbakes unabhängig, König von Medien und Assyrien; aber seine Nachfolger schnell wieder Assyrien unterworfen, bis gegen 711 v. Ch. 700. Desokes vereint und beherrscht die sechs medischen Stamme, — seine Burg mit sieben Mauern in Ekbatana, Gerechtigkeitspflege rc. 647. Phraortes fällt in der Schlacht bei Ragau gegen den assyrischen Nabuchodonosor. 625. Kyarares erobert Vorder-Asien bis zum Halys, schlägt die Assyrier; muß aber vor den einbrechenden Scythen zurück- 606. weichen; darauf erobert und zerstört er, verbunden mit Nabo- polasar Ninive und unterwirft sich Assyrien; er vertreibt die Scythen aus Vorder-Asien, bezwingt die Pariher, kämpft

3. Römische Geschichte von 133 bis Augustus - S. 12

1913 - Leipzig [u.a.] : Teubner
12 H. Die Begründung der Monarchie zweiten Male bekleiden dürfen. Ebenso vernichtete er das volkstribunat, indem er ihm alle Macht nahm und durch ein Gesetz' bestimmte, daß jemand, der Volkstribun gewesen, kein anderes Amt weiter bekleiden dürfe. Infolgedessen nahmen alle, die darauf bedacht waren, das ansehen ihres Geschlechtes zu heben, in Zukunft dieses Amt nicht mehr an. Den Senat selbst, dessen Zahl durch die Unruhen und Kriege stark zusammengeschmolzen war, verstärkte Sulla durch die hinzuwahl von etwa 300 der angesehensten Ritter, wobei er die Tribus über jeden einzelnen abstimmen ließ. Unter das Volk nahm er die jüngsten und kräftigsten Sklaven der Getöteten, mehr als 10 000 an der Zahl, auf, denen er die Freiheit geschenkt und das römische Bürgerrecht verliehen hatte; sie nannte er nach sich selbst „Cornelier". (Er wollte damit erreichen, daß er im Volke 10 000 Leute hätte, die alle feine Befehle auszuführen bereit feien. Die gleiche Absicht leitete ihn bei feinen Maßnahmen in Italien: den Soldaten der 25 Legionen, die unter ihm gedient, teilte er, wie schon er-coähnt, ausgedehnte Ländereien in den einzelnen Stadtgebieten zu; es war z. T. Land, das bisher noch nicht aufgeteilt gewesen war, z. T. auch solches, das er Den Städten zur Strafe weggenommen hatte. Ii. Die Begründung -er Monarchie. Die Zeit des Pompejus. a) Der Seeräuberkrieg. a) Das Seeräuberuntvefen. Cicero, Hede über den],Oberbefehl des Pompejus 31—33. Gab es an dem ganzen Meere während dieser Jahre einen (Drt, der eine hinreichend starke Besatzung hatte, um sich vor den Seeräubern sicher fühlen zu dürfen, oder der entlegen genug war, um ihnen verborgen zu bleiben? Konnte jemand eine Seereife unternehmen, ohne sich damit der Gefahr auszusetzen, seinen Tod zu finden oder in die Sklaverei zu fallen ? Denn entweder mußte er ja im tdinter fahren oder zu einer Zeit, wo es auf dem Meere von Seeräubern wimmelte. Durfte angesichts der großen Ausdehnung, die der Krieg bereits genommen, der Schmach, die er Rom gebracht, feiner langen Dauer und des weiten Gebietes, über das er sich bereits verbreitet und verzettelt hatte, noch je* manö annehmen, daß er von allen Feldherrn in einem Jahre oder währenö aller seiner Lebensjahre von einem Felöherrn hätte zu (Enöe geführt rveröen können? vermochtet ihr im verlaufe der letzten Jahre eine Provinz von Den Seeräubern frei zu halten? waren irgenötvelche Zolleinnahmen euch sicher? tden unter Den Bunöesgenoffen konntet ihr nerteiöigen, wen mit euren Flotten schützen ? tüie viele Inseln mögen wohl verööet, wie viele Stäöte der Bunöesgenoffen von ihren Linwoh-

4. Die römische Kaiserzeit und die Germanen - S. 9

1915 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Claudius. Nero. Titus. Trajanus 9 liches jeder Art zusammen kommt und Anhänger findet. Zunächst wurden diejenigen ergriffen, die sich offen zu diesem Aberglauben bekannten, sodann auf ihre Anzeige hin eine große Menge anderer: sie wurden nicht sowohl des Verbrechens der Brandstiftung überführt als vielmehr nnter der Wucht des Hasses der ganzen Welt schuldig befunden. Ittit denen, die dem Tode geweiht waren, wurde noch allerhand Mutwille getrieben; so bedeckte man sie mit den Fellen wilder Tiere und ließ sie dann von Hunden zerreißen oder schlug sie ans Kreuz oder zündete sie auch, wenn der Tag zu Ende gegangen war, als nächtliche Fackeln an und ließ sie verbrennen. Seine eigenen Gärten hatte Nero für das Schauspiel hergegeben,- auch veranstaltete er ein wagenrennen und mischte sich in der Kleidung eines Wagenlenkers unter das Volk oder stand sogar selbst auf dem wagen. So kam es, daß sich gegenüber jenen Menschen, die doch gewiß schuldig waren und die äußersten Strafen verdient hatten, das Mitleid regte, denn es schien, als ob sie nicht zum wohle des Ganzen, sondern um der Mordlust eines einzigen willen ihren Tod fanden. 2. Die Zlavier und die Ädoptivlaiser (69—193). a) Titus. Eroberung Jerusalems. Corpus Inscriptionum Latinarum Vi 944. Senat und Volk von Rom dem Imperator Titus vespasianus flugustus, dem Sohne des göttlichen vespasianus, dem obersten Priester, im zehnten 1 Jahre seiner tribunizischen (Bemalt, zum siebzehnten Male Imperator, zum achten Male Konsul, dem Vater des Vaterlandes, ihrem Princeps, weil er nach den Vorschriften und Ratschlägen feines Vaters und unter dessen Oberleitung das Volk der Juden bezwang und die Stadt Jerusalem, die vor ihm von allen Heerführern, Königen und Stämmen entmeder vergeblich bestürmt oder überhaupt nicht angegriffen worden ist, zerstört hat. b) Trojan. Kriegstaten Trojans. (Eutrop 8 Viii 2. 3. Die Grenzen des römischen Reiches, die seit den Zeiten des Augustus mehr verteidigt als in bemerkenswerter weise erweitert worden waren, dehnte Trajan weit und breit aus. (Er brachte die Städte jenseits des Rheines in Germanien wieder zum Reiche. Daciert unterwarf er nach der Besiegung des Decebalus und schuf hier jenseits der Donau eine neue Provinz. Armenien, das die Parther in Händen hatten, gewann er zurück und tötete Parthamasiris, der es besetzt hielt. Den Albanern3 gab er einen König, von den Königen der 3berer4, Sauromaten, Bos-poraner, Araber, (Dsdroener5 und Kolchier ließ er sich huldigen. (Er be- 1 80—81. 2 verfaßte in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts einen ctbrtfj der römischen (Beschichte. 3 Hm Westufer des Kaspischen Meeres. 4 klm Südabhang des Kaukasus. 5 3m westlichen Mesopotamien. (Quellenfammlung 1,6: Nappaport, Die römische Uaiserzeit 2

5. Deutschland einschließlich seiner Kolonien - S. 1

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Erster Teil. Die natürlichen Voraussetzungen für die Wirtschafts- Verhältnisse Deutschlands im allgemeinen. 1. Die geographische Lage Deutschlands und ihre wirtschaftliche Bedeutung. A. Die Wirkungen von Deutschlands Lage auf dem Erdball überhaupt. Deutschland nimmt unter den Ländermassendererde eine fast zentrale Stellung ein. Liegt es doch nahe der von England gebildeten Mitte der Landhalbkugel auf unserem Planeten. Dadurch reiht es sich einerseits den wichtigsten Kultur- und Handels- staaten in der Alten Welt unmittelbar an: Frankreich, den Niederlanden und Belgien, England, Rußland, Österreich, der Schweiz und kann mit ihnen allen bequem und rasch in Verbindung treten. Anderseits werden aus diesem Grunde seine Verkehrsbeziehungen zu den übrigen Teilen der Erde etwas erleichtert. So erreicht man die wirtschaftlich mächtig aufstrebenden Vereinigten Staaten von Nordamerika schon nach etwa sechs- tägiger Seefahrt. Zahlreiche Schiffahrtslinien führen nach Südamerika, mehrere auch zu den wichtigsten afrikanischen Küstenländern. Indien kann man nicht nur zu Wasser, sondern auch zu Lande verhältnismäßig leicht erreichen; denn Deutschland liegt im Bereich jener mächtigen Dia- gonallinie von Schienensträngen, die nach Ausfüllung weniger Lücken von den Euphratländern aus über Kleinasien nach der Türkei und von da weiter zum Westen Europas führen. Auch in klimatischer Hinsicht kommt Deutschland eine Mittelstellung zu. Zwar liegt es mathematisch nicht so genau mitten zwischen dem Äquator und dem Nordpol wie Frankreich und Österreich, sondern etwas weiter gegen Norden gerückt. Aber es fand seinen Platz doch zwischen den heißen und kalten Erdstrichen mitten in der nördlich gemäßigten Zone: ein Umstand, der für die vaterländische Natur- produktion von folgenreicher Bedeutung ist. (Siehe S. 4 ff.) An den Ozean freilich, auf welchen Vig des gesamten Weltverkehrs treffen, ist Deutschland bei weitem nicht derart eng gekettet, wie etwa Gruber-Reinlein, Wirtschaftsgeographie. 3. Aufl. 1

6. Deutschland einschließlich seiner Kolonien - S. 80

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
80 Zweiter Teil. Die natürlichen Wirtschaftsgebiete Deutschlands. Hamburg, gleich dem benachbarten Altona (173) und Bremen, durch Schiffsbau, Baumwollspinnerei, Konserven-, Lederwaren- und Drogenfabrikation aus. Als wichtige Förderungsmittel des Hamburger Verkehrs müssen außer der Schiffahrt noch die Börse, die täglich von 3000 bis 4000 Kaufleuten besucht wird, ferner die großartigen Banken, Seeversicherungs-Gesellschaften und endlich die be- deutenden Export-, Kommissions- und Speditionsgeschäfte namhaft gemacht werden. In Hamburgs Seehafen, Cuxhaven, verkehren jährlich weit über 3000 See- schiffe. Er ist besonders während des Winters von Wichtigkeit, wo die Schiffe infolge der Eisbedeckung zeitweise den Elbetrichter nicht hinaufkommen können. Gleich Hamburg steht auch B r e m e n in reger Verkehrsverbindung mit Ame- rika und ferner mit Ostasien und Australien. Es spielt also im Welthandel und vor allem bei der Auswanderung gleichfalls eine hervortretende Rolle. Dazu trägt vieles der Umstand bei, daß Bremen der Sitz 'des „Norddeutschen Lloyds" ist, dessen Schiffe alljährlich nahe an % Million Leute hauptsächlich nach Nordamerika befördern und der den Reichspostdampferverkehr nach dem Indischen und Stillen Ozean ver- mittelt. Die Gesamtzahl der Bremen berührenden Seeschiffe beträgt jährlich über 5700. — Die Zahl der in Bremerhaven verkehrenden Ozeanschiffe ist fast ebenso groß wie jene für C u x h a v e n. An Gütern bemißt sich die Einfuhr nach Bremerhaven allerdings wiederum nur rund auf ein Siebentel derjenigen von Hamburg (500 bis 600 Millionen Mark). Baumwolle, Tabak, Fette und Ole, Reis, Wolle, Kaffee, Zucker, Tee und Getreide sind die Haupthandelswaren. Neuerdings nimmt auch der Seehandel in Leer und Emden beträchtlich zu, zum Teil mit durch den starken Verkehr, der sich auf dem Dortmund-Ems-Kanal entwickelt und welcher verhindert, daß die rheinländischen Produkte insgesamt ihren Weg zum Meere durch die Niederlande nehmen. (Vgl. S. 32.) Vor allem Leer treibt viel Reederei nach den nordeuropäischen Handelsplätzen. Von Emden aber geht auch das Kabel nach der Insel Valentia im Südwesten Irlands und weiterhin nach Vigo und nach Neuyork. K r i e g s h a f e n für die Nordsee ist Wilhelmshaven mit einer kaiserlichen Werft, die an 6000 Arbeiter beschäftigt. 12. Das Ostjeehiuterland. Die Oberfläche des Ostseehinterlandes ist reicher bewegt und land- schaftlich wechselvoller als jene des Nordseehinterlandes. Hier kommen die geographischen Einflüsse der die germanische Tiefebene durchstreichen- den Höhenrücken und der eiszeitlichen Vergletscherung ungleich deutlicher zur Geltung als in Westelbien. In der Hauptsache ist dem Ostseehinterlande eine große Dreiteilung eigen. Im Norden zieht der baltische Landrücken hin; Am Süden lagern die Ausläufer des ural-karpathischen Landrückens; zwischen beiden aber erscheint eine große Furche eingesenkt, welche den Flüssen einen ostwest- lichen Lauf anweist und die an der Netze, Warthe, Oder und Havel vielfach von Seen, Mooren und Sümpfen überdeckt ist. Der nördliche oder baltische Landrücken erzeugt durch sein leicht aufgewölbtes, im Turmberg südwestlich von Danzig bis 330 m empor- ragendes Hügelgelände, seine Unmasse von glitzernden Seeaugen und ruhigen Wasserläufen sowie durch prächtige Buchenbestände am West- gestade der deutschen Ostsee so hübsche Naturbilder, so reizvolle Land-

7. Deutschland einschließlich seiner Kolonien - S. 42

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
42 Zweiter Teil. Die natürlichen Wirtschaftsgebiete Deutschlands. einer weichen Erde, die die Felsen verhüllt und den Bergen sanft gerundete Formen gibt. Wie Mäntelchen schmiegen sie sich an die stolzen, blanken Gipfelgestalten aus sprödem Dolomit (Mädelegabel und Hochvogel recken sich bis an 2700 m hoch empor), die schroffen Wände und steilen Grate („Ecken") des Unterjuras. Überall, wo sie sich finden, grünen die herrlichsten Matten, blühen die köstlichsten Alpenkräuter. Sie sind mit die Ursache, daß fast die Hälfte der Algäuer Alpen Wies- und Weideland ist. Und weil die Bodenausnutzung in Südbayern nirgends eindringlicher betrieben wird als durch den erwerbs- und handelsfrohen, zugleich aber auch äußerst reinlichen Algäuer, so herrscht hier die Milchproduktion weit über die Forst- und Feldwirtschaft vor. Man zählt im Algäu fast 1500 teilweise mit Dampf betriebene Molkereien. An keinem anderen Orte in den südbayerischen Landen erfolgt ein so stattlicher Umsatz von Alpenpro- dukten (Holz, Butter und Käse) wie in Kempten, dem Hauptorte der Landschaft. Das gesamte gebirgige und flachländische Algäu erzeugt trotz seiner geringen Ausdehnung im Jahre etwa 3 Millionen Hektoliter Milch und gewinnt daraus über 160 000 Zentner Schweizer und Emmentaler Käse, 280 000 Zentner Limburger und Romandurkäse, sowie 10 500 Zentner Butter im Totalwerte von 30 Millionen Mark. Wie der Rhein- länder auf seine Wein-, kann der Algäuer auf seine Käsekeller stolz sein. Im Herbste, wenn die Herden von den Almen wieder ins Tal zurück- gekehrt sind, finden die großen Viehmärkte statt. In Sonthofen stehen dann oft an einem Tage bis zu 4000 Stück Rinder zum Verkaufe. — Der Gewerbefleiß des Schwaben betätigt sich auch innerhalb des Algäuer Berglandes, und zwar vornehmlich auf dem Felde der Spinnerei und Weberei. Man findet dort eine großartige Bindfaden- und eine Seilerwarenfabrik (jene in Immen st adt, diese mit etwa 1000 Ar- beitern in F ü s s e n), 8 mechanische Baumwollspinnereien und 4 mecha- nische Webereien (besonders auch in Kempten). Dazu kommen Holzwoll- spinnereien, Holzstoff-, Möbel- und Düngemittelfabriken sowie die Her- stellung von Strohhüten in Lindenberg und Umgebung (30 Fabriken mit 800 Hutmaschinen). — Neben Kempten kommt als Hauptverkehrsplatz in diesem Gebiete noch Lindau in Betracht, welches regen Handel zwischen dem Reich, der Schweiz, Vorarlberg und Tirol vor allem in Getreide, Obst und Wein, Käse, Schmalz und Bauholz vermittelt. Die Mitte des deutschen Anteils an den Alpen bezeichnet man von jeher und mit Recht als Bayerische Alpen. Diese sind durch das Lechtal im Westen vom Hochland des Algäus geschieden, zu dem von ihnen aus die waldreichen und seengeschmückten Schwangauer Berge hinüberführen. Die Ostgrenze bilden die jenseits des Inn gelegenen Chiemgauer Höhen. — Die tiefeingerissene Talung der Isar, des Hauptflusses Altbayerns sowohl in geschichtlichem wie in geographischem

8. Das 19. Jahrhundert - S. 16

1918 - Leipzig [u.a.] : Teubner
16 Das 19. Jahrhundert. Die liberale Sicatsauffaffimg abwehren und worin wir ein auf ihm selber ruhendes und aller Abhängigkeit durchaus unfähiges Selbst wiederum gewinnen können. Mit einem Worte, eine gänzliche Veränderung des bisherigen Lrziehungs-wesens ist es, was ich als das einzige Mittel, die deutsche Nation im Dasein zu erhalten, in Vorschlag bringe. Bisher wurde diese Bildung nur an die sehr geringe Minderzahl der ebendaher gebildet genannten Stände gebracht, die große Mehrzahl aber, auf welcher das gemeine Wesen recht eigentlich ruht, das Volk, wurde von der (Erziehungstunst fast ganz vernachlässigt und dem blinden Ghngefähr übergeben, wir wollen durch die neue (Erziehung die Deutschen zu einer Gesamtheit bilden, die in allen ihren einzelnen Gliedern getrieben und belebt sei durch dieselbe eine Angelegenheit. Es bleibt sonach uns nichts übrig, als schlechthin an alles ohne Ausnahme, was deutsch ist, die neue Bildung zu bringen, so daß dieselbe nicht Bildung eines besonderen Standes, sondern daß sie Bildung der Hation schlechthin als solcher und ohne alle Ausnahme einzelner Glieder derselben werde, in welcher, in der Bildung zum innigen Wohlgefallen am Hechten nämlich, aller Unterschied der Stände, der in anderen Zweigen der (Entwickelung auch fernerhin stattfinden mag, völlig aufgehoben sei und verschwinde, und daß auf diese weise unter uns keineswegs Volkserziehung, sondern eigentümliche deutsche Hationalerziehung entstehe. [Avs dem „nationnlpojhisrhm Fragment“ vom Frühjahr 1813. Werke Vti. 563 ff.] Völker sind Individualitäten mit eigentümlicher Begabung und Holle dafür. . .. ... Gemeinschaftliche Geschichte oder trennende entscheidet für die B i l-dung zum Volke... gemeinschaftliche Geschichte besteht in gemeinschaftlichen Taten oder Leiden. . . auch im gemeinsamen Regenten-hause, welches sinnlich die (Einheit repräsentiert: Vaterlandsliebe und Liebe des Regenten vereinigen sich sehr oft. . . . (Eine reichere und glänzendere Geschichte gibt einen Haltfamen Hationalcharafter (dies erhebt den Preußen über den Sachsen): ebenso, wenn man dem Volke mehr Anteil an der Reqierung gibt, es zum freien Miturteilen läßt, es nicht als stumme Maschine, sondern als bewußten und gerühmten Mitwirker gebraucht (es hebt Preußen über Österreich). Hationalstolz, (Ehre. Eitelkeit haften sich daber, wie bei den Individuen, an alles und dienen, das Land zu befestigen. (von den Deutschen) wird erst dargestellt werden ein wahrhaftes Reicf) des Rechts, wie es noch nie in der Welt erschienen, in aller der Begeisterung für Freiheit des Bürgers, die wir in der alten Welt erblicken, ohne Aufopferung der Mehrzahl der Menschen als Sklaven, ohne welche die alten Staaten nicht bestehen konnten: für Freiheit, gegründet auf Gleichheit alles dessen, was Menfchengesikt fragt.

9. Der große Kurfürst - S. 20

1918 - Leipzig [u.a.] : Teubner
20 Die brandenburgischen Stände 5. Die Deputierten des märkischen Adels an benknrfsrften. Berlin, 24. März 166t. [U.a. X. 522 ] .. . Und werden te.ch.d. allergnäd. geruhen und nach Dero rühm-lichen Llemenz in allen Gnaden aufnehmen, daß die Ritterschaft ihr Gewissen und die Pflicht, damit sie ihrem vaterlande so hoch verwandt ist, nach ihrer Schuldigkeit billig beobachte und dannenhero frei bekenne, daß sie weder gegen sich selbst, noch auch allermeist gegen ihre Posterität es zu verantworten haben würde, wann sie einen solchen Modum Contribuendi1 sollte billigen, der den wenigsten dieses (Drts bekannt, auch im heil. Hörn. Reich niemals anständig befunden worden ist, welcher gewisse eversionem Statuum2 nach sich zieht und allermeist den Ritter- und 6del-5tand also drücken und unter sich halten würde, daß sie sich ihrer bishero so theuer erworbenen Libertät begeben, sich und ihre Nachkommen in einer stetigen Dienstbarkeit setzen, zur bittern Armuth bringen und ad tales incitos re-öigiren3 lassen müssen, daß ihnen hinfüro ein mehres nicht, als der bloße Namen des Ritterstandes und adelichen Privilegien übrig bliebe. .. . wollen demnach nicht hoffen, daß durch dies auch ohne das wenig einbringende Mittel der Hccife sothane stets gehorf. Ritterschaft und aus derselben entsprossene vielhohe Ministri und tapfre Generals sollten denen Bauern und Bürgern gänzlich gleich gemacht und sie aller ihrer Immunität, welche ihnen ratione des Roßdienstes und in remunerationem servitiorum*, mit welchem sie dem Domino feudi5 obftringirt feind, verlustig gemacht werden. . .. 6. Die märkischen Ztädte an Den Kurffirfte«. Berlin, 28. März 1667. [U.a. X. 528.] (Sie bitten, die Akzise durchs ganze Land ohne Ausnahme einzuführen,, und erinnern an folgendes:) 1. Daß (E. dh. D. aus selbst eigener Bewegung und, wie wir sicherlich davor halten, aus sonderbarer Schickung und (Eingebung des höchsten Gottes die General-Mittel ^ in Vorschlag und Dortrag bringen lassen; ... 14. Datz keine (Ejecution oder Freiheit in casibus extraordinariis das Gesetz der gemeinen lvolfahrt eines ganzen Landes überwiegen sönne; ... 20. 3m Fall denen von flbel und auf dem Lande ohne einige Steife zu brauen, Bier zu schenken, Wolle und Getreidich zu erkaufen und auszuführen und damit zu commerciren frei stehen sollte, solches alles zu Verderb der Städte zu gereichen und also alle wider die General-Mittel hervorgesuchte Einwürfe erst hierdurch ihren rechten Nachdruck bekommen möchten.. .. 1 Steueroerfahren. 2 Vernichtung der Staaten. 3 in solche Not bringen. 4 in Vergelt der Dienste. 4 dem Lehnsherrn. * die Akzise.

10. Das Zeitalter der Aufklärung - S. 8

1917 - Leipzig [u.a.] : Teubner
3 Skeptizismus und Materialismus blutig ißt, eine größere Wildheit zeigt, die zum Teil durch jene Nahrungsmittel hervorgebracht wird, zum Teil freilich auch durch andere Ursachen, welche nur die (Erziehung unterdrücken kann. Diese wild-heit bringt in der Seele Hochmut, haß, Verachtung anderer Nationen, 1nlenk>arnkeit und andere (Befühle hervor, die den Tharakter verderben, wie die groben Nahrungsmittel einen schwerfälligen und plumpen Geist erzeugen, dessen Haupteigenschaften Faulheit und Inöolenz sinö. Die Seele folgt den Fortschritten des Körpers, wie denen der Erziehung. Beim schönen Geschlecht wird die Seele noch von der zarten Empfindlichkeit des Temperaments beeinflußt - daher kommen die Zärtlichkeit und Zuneigung und die lebhaften Gefühle dieses Geschlechts welche viel mehr auf Leidenschaft als auf Vernunft gegründet sind, seine Vorurteile und sein Aberglauben, öeren starkes Gepräge sich kaum verwischen läßt, und anöeres mehr. Dagegen hat der Mann, öessen Gehirn und Nerven fester und soliöer gebaut sinö, einen kräftigeren Geist und energischere Gesichtszüge. Die Erziehung, welche die Frauen nicht haben, verstärkt immer von neuem die Anlagen seines Geistes. ($.17.) Die verschieöenen Zustänöe der Seele stehen also immer in Wechselbeziehung mit denen des Körpers. (S. 19.) Wie eine violinsaite ober eine Klaviertaste erbebt und einen Ton gibt, so sinö die Saiten des Gehirns, durch tönende Strahlen getroffen, angeregt worden, die Worte, die sie berührten, wiederzugeben oöer zu wieöerholen. weil aber der Bau öiefes Gehirns ein solcher ist, daß es, sobald die flu gen einmal der Gptik gemäß geformt sinö und das flbbtlö der Gegenstänöe erhalten haben, öiese Bilöer und ihre Der-fchieöenheiten notwenöig sehen muß, so hat auch die Seele, fobalö die reichen dieser Unterschiede im Gehirn festgelegt und ihm eingeprägt worben sinö, die Beziehungen öerselben notcoenöigermeife geprüft. (S. 26.) Die^ Seele ist also nur ein uichtsfagenber flusöruck, von dem man gat feine Vorstellung hat, und Den ein scharfer Kopf nur gebrauchen öarf, um damit den Teil, der in uns denkt, zu benennen. Nimmt man auch nur das einfachste Prinzip der Bewegung in ihnen an, so haben die beseelten Körper alles, was sie brauchen, um sich zu bewegen, zu empfinöen, zu öenfen, zu bereuen, kurz um im physischen und im Moralischen, welches öavon abhängt, ihren weg zu finden.... Der Körper ist nur eine Uhr, der neue Kräftesaft der Uhrmacher.... (S.54.) Die mechanischen ©runölagen dieser Entwicklung auffinöen zu wollen, wäre eine törichte Zeitverschwedung. Die Natur der Bewegung ist uns ebenso unbekannt wie die der Materie________ 3ch bin öarüber, öaß ich nicht weiß, wie die träge und einfache Materie zur tätigen und zusammengesetzten der Organe wird, ebenso leicht getröstet, wie darüber, öaß ich ohne rotes Glas nicht in die Sonne sehen kann.
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TM Hauptwörter (200)200

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