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1. Alte Geschichte - S. 213

1869 - Mainz : Kunze
213 Unter den Trägern der unter den Kaisern verfallenden Ge- schichtschreibung ragt unübertroffen Cornelius Tacitus hervor geb. c. 53 n. Chr., heirathete die Tochter des I. Agricola, sein Todesjahr ist unbekannt, wahrscheinlich lebte er 117 noch. Seine Schriftstellerei fällt in die glückliche Regierungszeit Trajans; er schrieb in musterhafter Weise das Leben seines Schwiegervaters Agricola: de vita et moribus Julii Agricolae liber, ferner de origine situ moribus ac populis Germaniae liber für die Kennt- niß der germanischen Urzeit unschätzbar; darauf folgten die bistoriae, welche die Zeit vom Jahre 69 bis zum Tode Domitians umfassen, die vier ersten Bücher und der Anfang des fünften sind davon erhalten. Sein vollendetstes Werk sind aber die Annales (16 Bücher), die Kaisergeschichte von Tiberius bis zu Nero's Tod enthaltend (nur zum Theil erhalten). Von den Historikern der Kaiserzeit nennen wir noch den M. Vellejus Paterculus, der unter Tiberius lebte; erschrick bistoriae Romanae bis auf seine Zeit; Valerius Maximus, der ebenfalls unter Tiberius lebte und eine Samnllung von Anekdoten schrieb unter dem Titel laetorum et dictorum memorabilium libri Ix; C. Suetonius Tranquillus (unter Trajan), er schrieb die vitaexii Caesarum (der 12 ersten); L. Annäus Florus (unter Trajan oder Hadrian) schrieb eine kurze Uebersicht der römischen Geschichte: epitome de gestis Romanorum; Q. Curtius Rufus schrieb die Geschichte Alexanders des Großen; Flavius Eutropius schrieb ein breviarium bistoriae Romanae; Aurelius Vietor (unter Julian) schrieb: Gaesares, eine Geschichte der Kaiser von Augustus bis Julian re. Zu nennen ist noch besonders A m m i a n u s M a r e e l l i n u s, der ebenfalls zur Zeit Julians lebte und res gestae in 31 Büchern verfaßte, wovon 14 bis 31 er- halten sind; dann P a u l u s O r o f i u s (im Anfänge des 5. Jahr- hunderts) schrieb als Christ einen kurzen Abriß der Weltgeschichte: historiarum libri Vii. adversus paganos. Als geographische Schriftsteller nennen wir den Pomponius Mela (unter Claudius), welcher drei Bücher de situ orbis schrieb. Die Schriften des Naturforschers Plinius secundus major (der 79 beim Ausbruche des Vesuv verunglückte) liefern viel geo- graphisches Material. Philosophie. Auch in der Philosophie lehnen sich die Römer ganz an die Griechen an. Das Verdienst, die griechische Philosophie in die

2. Alte Geschichte - S. 206

1869 - Mainz : Kunze
206 « 4. Literatur. Wie die Kunst, so ist auch die Literatur der Römer nicht selbständig und originell, sie lehnt sich vielmehr an die der Griechen als ihr Vorbild an. Rom wurde eher durch Thaten als durch Schriften berühmt; oder wie Sallust sich ausdrückt, die besten Römer wollten lieber Thaten verrichten, als sie beschreiben*). Bis zu dem Ende des ersten punischen Krieges verlegten sich die Römer auf Krieg, Ackerbau und praktischen Staatsdienst und suchten und fanden darin die höchste Ehre. Ja noch lange nach- her galt die Ansicht, daß die Beschäftigung mit den Wissenschaften dem Staate keinen Nutzen bringe, und selbst noch Cicero glaubte sich wegen seines Studiums der griechischen Sprache rechtfertigen zu müssen. a. Poesie. Wenn in irgend einem Zweige der Literatur, so war in der Poesie der praktische Römer am allerwenigsten schöpferisch. In der Auffassung des Schöllen blieb überdies ein gewisses sinnliches Element vorherrschend; der Römer liebte besonders diejenige Poesie, welche Vergnügen und Unterhaltung gewährte. So war es das Schauspiel, welches zuerst Eiugang bei ihm fand. Das Drama. Die bucolische Poesie. Das erste Drama führte in Rom nach einem griechischen Muster ein Grieche auf, Namens Andrónikus. Er wurde nach der Einnahme seiner Vaterstadt Tarent (im Jahre 272) noch sehr jung als Sklave nach Rom gebracht, wo er von seinem Herrn Livius Salinator freigelassen wurde und den Namen Livius Andronikus annahm. Er schrieb Tragödien und Comödien und eröffnete damit die sich schnell entwickelnde römische dramatische Literatilr. Sein Nachfolger war Nävius (nimmt Theil am ersten punischen Krieg), aus Campanien gebürtig. Seine Hauptthätig- keit war dramatischen Gedichten zugewendet, die er nach griechi- schen Mustern schrieb; bemerkenswerth ist es, daß er schon römische Stoffe seinen Stücken zu Grunde legte**). Als Ple- *) Sallust. bell, catilin. Viii.: optumus quisque facere quam die ere, sua ab aliis benefacta laudari quam ipse aliorum narrare malebat. **) Stücke, deren Gegenstand dem römischen Nationalleben entnommen war, nannte man fabulae togatae oder praetextatae.

3. Alte Geschichte - S. 212

1869 - Mainz : Kunze
212 von Aeneas an bis auf seine Zeit. Besonders ist hier zu nennen M. Porcius Cato, der bekannte Censor, er verfolgte ebenfalls die römische Geschichte bis auf seine Zeit in einer gründlichen Schrift, die den Titel Origines führte. Die Schriften der beiden genannten Annalisten sind verloren gegangen. Auch wurde die Geschichte von Dichtern episch behandelt (s. epische Poesie). Die kunstgem.äße Darstellung der Geschichte beginnt erst zur Zeit Sullas. Wir nennen zuerst C. Sallustius Crispus, geb. 86 zu Amiternum im Sabiuerlande, gest. 34 v. Chr. Er schrieb eine Geschichte der catilinarischen Verschwörung (bellum catilinarium), die er selbst miterlebte. Ferner schrieb er den jugurthinischen Krieg, wobei ihm sein Aufenthalt in Afrika als Statthalter sehr förderlich war; diese beiden Schriften sind voll- ständig erhalten, während seine 5 Bücher historiarum bis aus Bruchstücke verloren gegangen sind. Sallust war Gegner der Optimatenpartei und deckte deren Fehler unerbittlich auf, er eiferte überhaupt mit Bitterkeit gegen die Schwächen seiner Zeit, wovon er jedoch selber nicht frei war. C. Iulius C äsa r schrieb mit spielender Leichtigkeit, Gewandt- heit und Eleganz die Geschichte seiner in Gallien geführten Kriege (58 bis 51): eommentarii de bello gallico libri Viii,, ferner 3 Bücher de bello civili. Das achte Buch de bello gallico, die Schrift de bello Alexandrino, de bello Africano und Hispaniensi rühren wahrscheinlich nicht von ihm her. Cornelius Nepos geb. 90 v. Chr. in Oberitalien, lebte später lange in Rom und stand zu Cicero, Atticus, Catull und andern in freundschaftlichen Beziehungen. Seine libri illustrium virorum sind Verloren gegangen; ihm werden ferner zugeschrieben die noch erhaltenen vitae excellentium imperatorum, die vielleicht ein Auszug aus einem größeren Werke sind. Der wichtigste römische Geschichtschreiber ist Titus Livius geb. 59 v. Chr. zu Padua (Patavium), lebte eine Zeit lang zu Rom als Lehrer des nachmaligen Kaisers Claudius, dann zu Neapel und starb 17 n. Chr. Er schrieb ein großartiges Werk historiae Romanae in 142 Büchern, wovon 1 bis 10 und 21 bis 45 erhalten sind. Er behandelt seinen Gegenstand mit Pietät und Treue, seine Darstellung ist frisch und lebendig, er ist be- strebt die Geschichte lehrreich zu machen, die Vergangenheit der Gegenwart als einen Spiegel vorzuhalten.

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 1

1868 - Mainz : Kunze
Die neuere Geschichte. lion der Reformation durch Dr. Martin Luther öts zur Hegenmarl 1517 —1867. Erste Periode. Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden 1517— 1648. §. 1. Einleitung. ^ie neuere Geschichte, welche durch die wichtigsten Ersindungen und die Entdeckung neuer Welttheile und Handelswege eingeleitet wor- den war, beginnt man gewöhnlich mit der Reformation durch Luther. Sie ist ein Werk, dessen Nothwendigkeit schon früher empfunden, dessen Ausführung aber 'öfter mißlungen war (Band Ii. S. 149). Seitdem aber die Wissenschaft und Sprache der alten Griechen von Constanti- nopel nach dem Abendlande zurückgekehrt war (1453) und die Erfin- dung der Buchdruckerkunst das Studium der klassischen Werke begün- stigte, ward es lichter in den Köpfen. Das Wissen sing an sich allge- meiner zu verbreiten, und dadurch ward es möglich, daß der Geist der Wahrheit rasch Wurzeln fassen und Schößlinge treiben konnte. Unter den Männern, welche vor Luthers Auftreten mit unermüd- licher Kraft dahin wirkten, Licht und Wahrheit zu verbreiten, verdienen vor allen Erasmus von Rotterdam, Ulrich von Hutten und Johannes Reuchlin genannt zu werden. Erasmus, welcher wider seinen Willen in ein Kloster aufgenommen worden war, lebte in Frankreich, in den Niederlanden, England und Italien und beschäftigte sich vorzugsweise mit dem Studium der alten Sprachen und der Theologie. Das End- ziel seines ganzen Strebens war die Verbreitung einer reineren Er- Cassian's Geschichte. Iii. 2. Nusl. v. Stacke. 1 Vorboten der neuen Zeit u. der Refor- mation. Erasmus v. Rotterdam.

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 275

1868 - Mainz : Kunze
Von der ersten französischen Resolution bis zur Gegenwart. neue Verfassung von 1833, weil er dieselbe nicht anerkannt hatte, und berief die Stände nach einem alten Wahlgesetze von 1819. Viele Städte und insbesondere sieben Professoren der Universität Göttingen protestirten gegen das Verfahren der Negierung; die Stände traten nicht vollständig zusammen. Endlich nach langen Kämpfen kam 1840 eine neue Verfassung zu Stande, welche von wenigen Deputirten des Landes angenommen wurde. 1840 folgte der König Friedrich Wilhelm Iv. seinem Vater in K°n-g der Regierung. Mit Jubel begrüßte man den Regierungsantritt des ^h-?m iv. eben so wohlwollenden als geistreichen und gebildeten Kronprinzen, von Preußen. Er bildete aus den sämmtlichen Mitgliedern der 8 Provinziallandtage einen vereinigten Landtag, räumte ihm das Recht der Bewilligung neuer Steuern und Anleihen ein und gab dem Lande auch die von seinem Vater verheißene Verfassung. Unter seiner Regierung erweiterte sich der schon 1834 gegründete Zollverein bedeutend und umfaßte bis zur Auflösung des deutschen Bundes (1866) die meisten Staaten desselben. Die lästigen Zollschranken im Innern Deutschlands sind gefallen, und gegen Außen bildet der Zollverein ein Ganzes. Die Einheit, welche er erzielt, ward durch die verschiedenen Münzconventionen von 1833 und 1857 noch mehr gefördert. Auch in Spanien waren nach der französischen Iulirevolution Die Chrisu- blutige Kämpfe entstanden. Nach dem Tode Ferdinands hatte 1833 ndoti^fnslr‘ seine dreijährige Tochter Jsabella unter der Vormundschaft ihrer Mutter Spanien. Christine den spanischen Thron bestiegen, während ihr Oheim Don Karlos den Titel König Karl V. annahm und in den baskischen Pro- vinzen anerkannt wurde. Ein gräuelvoller Bürgerkrieg zerfleischte sieben Jahre Spanien, bis die Karlisten 1840 sich auf französisches Gebiet zurückziehen mußten und Don Karlos 1845 auf die Krone Spaniens verzichtete. Aber noch immer kehrte die Ruhe nicht zurück, und die Königin-Mutter sah sich endlich genöthigt, um die Liberalen zu ver- söhnen, die Verfassung von 1812 anzunehmen (1835). Allein schon nach einigen Jahren erfolgten neue Zwistigkeiten, welche die Regentin zur Abdankung nöthigten (1840). Nach einer kurzen Regentschaft des Ministers Espartero erklärten die Cortes die 13jährige Königin Jsabella für majorenn (1843) und räumten ihr durch eine neue Verfassung (1845) größere Macht ein. Im folgenden Jahre vermählte sich Isa« bella mit ihrem Vetter, dem Infanten Franz von Assisi, dem ältesten Sohne Franzisco's de Paula, während ihre jüngere Schwester Louise ihre Hand dem Herzog von Montpensier, dem jüngsten Sohne des französischen Königs Louis Philipp, reichte. In Folge einer 1854 18*

6. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 72

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
72 Das Dekhan. §. 22. Gebirges, bildet in der Mitte ein von dem übrigen Hochlande Hinter- asiens vollständig isolirtes Tafelland (3000—5000' hoch), welches im O. und W. von den Ghatta-Gebirgen (noch 1000—2000' höher) be- grenzt und eingeschlossen wird. а. Die Westküste des Dekhan ist wegen ihrer günstigen Lage für den Seehandel von den ältesten Zeiten ein Hauptziel der Schifffahrt gewesen und in neueren Zeiten zunächst von den Portugiesen angesiedelt worden, von deren ehemals bedeutenden Besitzungen an der Küste das verfallene Goa der einzige Ueberrest ist. Die britische Hauptstadt des westlichen Dekhan ist Bomb ay (566,000 (§.?) mit trefflichem Kriegshafen. In der Nähe liegen die berühmten unterirdischen Felsentcmpel Indiens; namentlich ist zu Ellora der (1 M. lange) sagenannte Götterberg van oben bis unten in stackwerkartig übereinander befindlichen Grotten ausgehöhlt und in un- zählige Tempel (von denen allein 20 dem Gotte Siwa angchören) zu einem wahren Pantheon der Inder umgeschaffen. Das südwestliche Küstenland oder Malabar gleicht einem großen terrassenförmigen Garten, in welchem vorzüglich die Pfeffer- und Betel- Ranke, die Palme, Zucker u. s. w. gedeihen, höher folgen die Tekwälder mit ihrem fast unverweslichen Holze und, wo diese aufhören, beginnen die Waldungen des kostbaren Sandelholzes. Daher ward dieser Küsten- strich einer der frühesten Centralpunkte des Welthandels mit zahlreichen Emporien. б. Das Tafelland, welches sich in progressiver Steigung von N. gegen S. erhebt, nimmt den bei weitem größten Theil des Dekhan ein. Es wird nur von wenigen Hügelreihen durchzogen und senkt sich allmählich gegen O., weshalb die Flüsse einen trägen Lauf haben. Das Land hat einzelne sehr fruchtbare Theile, andere von mittlerer Frucht- barkeit, viele Striche liegen unangebaut da, namentlich seit der Herr- schaft der Mahratten. Die wichtigste Stadt im Innern ist ein zweites Haid arabad (200,000 E.). c. Die Ostküste oder die sandige Küste Koromandel, eine der gefährlichsten und hafenlosesten (vgl. §. 7, 3), konnte bei ihrem heißen, ungesunden Klima und wegen des Mangels an eigenthümlichen Erzeug- nissen nicht die Bedeutung gewinnen, welche der Küste Malabar durch ihre tropische Begetatiou zu Theil ward. Doch war sie durch ihre Lage und die Natur des bengalischen Meerbusens auf Handelsverkehr nllt Hinterindien, dem indischen Archipel, Ceylon und dem Gangeslande angewiesen. Daher entstanden die Handelsplätze Mansaltpatam, Madras (720,000 E. ?), der Hauptsitz des indischen Perlen- und Edelstein-Handels, und die französische Niederlassung P o n d i ch e rr y (25—30,000 E.). D. Die Insel Ceylon (1154 sz M.) wird vom Festlande ge- trennt durch eine gefährliche Meerenge, voll Felsenriffe und Sandbänke, an denen sich die von den Monsoous hergetriebeuen Meeresströmungen in heftigen Brandungen brechen und welche (namentlich die sogenannte Adamsbrücke) die Durchfahrt für größere Schiffe unmöglich machen.

7. Geschichte des Mittelalters - S. 363

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das klassische Alterthum. 363 Das Klassische Älterthum. Um diese Zeit wurden auch die Schriften der alten Griechen gleich- sam wieder aufgefunden, insofern sie nämlich wieder der Gegenstand allgemeinen Studiums wurden. Vasko de Gama und Kolon entdeckten eine neue Welt und öffneten der Thätigkeit der christlichen Europäer einen neuen weiten Schauplatz; durch die Klassiker wurde der Zugang zu der alten vorchristlichen Welt wieder eröffnet. Den ersten Anstoß gaben ausgewanderte Griechen, z. B. Chrysoloras, der zur Zeit des Koncils in Konstanz starb, Laskaris, Argyropulos u. a., welche die Sprache ihrer Väter in Italien lehrten und Homer und Platon wieder bekannt machten. Die Werke der Alten wurden mit wahrer Begeisterung ausgenommen; man las und studierte eifrig, was diese Männer gedacht, gehofft und gethan hatten und erfrischte den Sinn an der großartigen Thätigkeit der Alten und ihrer herrlichen Sprache. So lebte das Sprachstudium von neuem auf, und damit die Wissenschaften, welche sich mit dem edelsten Erzeugnisse des menschlichen Geistes, der Sprache, beschäftigen, wodurch sie allein schon Bürgschaft für ihren Werth geben. Als Schwester gesellte sich die Alterthumskunde bei; Künstler, Hand- werker und Kriegsleute nutzten die neue Fundgrube, die der Fleiß der Philologen öffnete und baute; Redner, Dichter und Geschichtschreiber bildeten sich nach den Mustern, welche jene Völker hinterlassen haben; es begann gleichsam eine Wanderschaft in die alte Welt, die reiche Aus- beute in die Heimath mitbrachte. Hauptsitz dieser Studien war Italien, besonders Florenz und Rom; doch folgten Engländer und Franzosen eifrig nach, und vor allen andern Nationen die Deutschen. Es ist aber auch nicht zu leugnen, daß durch die Bekanntschaft mit den Klassikern die Gährung jener Zeit noch vermehrt wurde. Die po- litischen Kämpfe, in welche Päpste, Bischöfe, Aebte und Priester ver- wickelt wurden, die Gebrechen eines unruhigen und verdorbenen Zeit- alters hatten den Klerus uicht unberührt gelassen und vielfache Feind- seligkeit gegen denselben war bereits an der Tagesordnung; nun wurde durch die Klassiker ein neues Studium hervorgerufen, das der christlichen Schule bisher nicht angehörte, in vieler Beziehung mit derselben im Gegensätze war, und es darf uns daher nicht wundern, wenn die An- griffe gegen das scholastische Studium und gegen die Kirche selbst auf dem klassischen Boden ihr Hauptquartier aufschlugen. Man benutzte bald die Klassiker zum Angriffe auf die Kleriker, und was man selber gegen kirchliche Lehren und Institutionen nicht zu sagen sich getraut hätte, ließ man nun die alten Griechen und Römer sagen. Zudem wur- den dieselben mit einseitiger Bewunderung ausgenommen; man betrachtete sie als das Herrlichste, was je des Menschen Geist hervorgebracht hätte, und vergaß, daß sie einer Welt angehörten, die zuletzt an sich selbst ver-

8. Geschichte des Mittelalters - S. 164

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
164 Das heilige römische Reich deutscher Nation. rad nicht länger mehr, sondern erhob sich mit Thränen und sprach laut: „ich anerkenne vollkommen die Geschenke der göttlichen Gnade und will unter Christi Beistand nicht undankbar erfunden werden; ich bin bereit ihm zu dienen, da ich von seiner Seite selbst aufgefordert werde." Er nahm das Kreuz, seinem Beispiele folgten die edelsten Herren, unter ihnen auch sein Neffe Friedrich; der alte Welf mußte mitziehen. Vor- her ließ Konrad seinen zehnjährigen Sohn Heinrich zum König ernennen und gab demselben als Rath den Abt Wibald von Stablo und Korvey zur Seite, der sich ebenso sehr durch Frömmigkeit als Gelehrsamkeit aus- zeichnete und jedenfalls der erste deutsche Staatsmann seiner Zeit war. Ein Heer von 70,000 Geharnischten, meistens Schwaben und Fran- ken, zog die Donauufer entlang; aber unglücklicher sollte kein Kreuzzug werden. Schon in Griechenland begann das Unheil; das deutsche La- ger wurde durch Wolkenbrüche unter Waffer gesetzt, so daß viele Men- schen und Pferde ertranken, außerdem viel Heergeräth verloren ging. Die Griechen machten sich die Noth des Heeres zu Nutzen, verschloßen die Thore der Städte und verkauften die Lebensmittel nur zu ungeheuren Preisen. In Asien wurde das Heer durch griechische Verrätherei in die Wüste geführt und dort von den Türken größtentheils aufgerieben. Nicht besser ging es den Franzosen, die 50,000 Mann stark nach- rückten; auch sie unterlagen der griechischen Verrätherei und dem Schwerte der Türken. Kaum 7000 Mann brachten die beiden Könige nach Pa- lästina, unternahmen einen Zug nach Damaskus, welcher ebenfalls durch Verrätherei mißglückte. Traurig kehrten die Reste der Heere heim, und Konrad fand in Deutschland wieder vollauf zu thun. Die deutschen Großen während des zweiten Kreuzzuges. Es war wohl auffallend, daß die Fürsten des Reiches zu dem hei- ligen Kriege sich durch Bernhard nicht bewegen ließen, sondern eigene Wege gingen. Der Zähringer, den Konrads Neffe Friedrich in diesem Jahre hart gedemüthigt hatte, und Heinrich der Löwe zogen gegen die heidnischen Slaven, was gewissermaßen auch ein Kreuzzug war, aber kein so gefahrvoller wie der nach Palästina, und gewinnreicher, wenig- stens für Heinrich den Löwen, der auf keine bessere Weise sein Gebiet vergrößern konnte als durch slavische Eroberungen. Doch wurde auch auf diesem Zuge nicht viel ausgerichtet, weil es den meisten Herren nicht Ernst war. Es bereitete sich nämlich gegen Konrad eine Verbin- dung der Feinde seines Hauses; der alte Welf kehrte vor ihm von dem Kreuzzuge heim, schloß unterwegs mit König Roger ein Dündniß gegen Konrad, ebenso mit König Geisa Ii. von Ungarn, suchte des Königs Sohn, Heinrich, und dessen Neffen Friedrich zu verführen, stachelte den Zähringer und begann bereits im Februar den Krieg. Er wurde aber

9. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 260

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
260 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs Xiv. re. Man hat die neue deutsche Poesie eine protestantische genannt; sie ist aber so wenig eine orthodor-protestantische, als sie eine katholische ge- nannt werden könnte, sondern sie ist eine klassische, d. h. sie bewegt sich in der Regel nicht auf dem christlichen Boden, sondern zieht alles in ihren Bereich, was ihr als „schön" erscheint. Mathematik und Naturwissenschaft. Auch diese Richtungen des menschlichen Geistes wurden durch die Ausbreitung der Europäer über den ganzen Erdball mächtig angeregt; die Seefahrten nöthigten zur Beobachtung der Gestirne und lehrten rech- nen und messen, die wunderbare Entdeckung neuer Thier- und Pflanzen- gattungen forderte zu Beschreibungen auf, die Presse verbreitete solche überall hin, die Vergleichung der fremden Pflanzen und Thiere mit den einheimischen leitete zu genauer Beobachtung an und der aufgeregte Geist der Forschung, der auch als Folge der Reformation die wissenschaftliche Welt durchdrang, bemächtigte sich bald und mit Vorliebe dieser Gebiete, und hier wurden riesenhafte Fortschritte gemacht, die Wissenschaft der Griechen und des Mittelalters weit übertroffen. Wie dürftig es ehemals um das Studium der Mathematik auf den deutschen Universitäten aus- sah, kann man daraus abnehmen, daß der Lehrer der Mathematik an der Universität Wittenberg zu Melanchthons Zeit die Studierenden zu den vier Species einladet, „von denen Multiplicieren und Dividieren etwas mehr Fleiß verlangen; es gibt freilich schwierigere Theile der Arithmetik, ich spreche aber nur von diesen Anfängen, die euch gelehrt werden und nützlich sind". Besonders verdient machten sich um die mathematischen Wissenschaften Kepler, Leibniz, Newton und Euler, wahre Herrscher in diesem Reiche. Durch diese mathematischen Leistungen, die Ausbildung des Kalküls, der Geometrie und Trigonometrie, durch die Erfindung des Fernrohrs (sie soll zufällig im holländischen Middel- burg gemacht worden sein) wurde eine ganz neue Wissenschaft gegründet, nämlich die Astronomie, Sternkunde, welche bisher Astrologie, Sterndeu- terei, gewesen war. Denn auch im christlichen Europa herrschte der alt- heidnische Glaube, daß der Stand der Gestirne (die Konstellation) die Welt beherrsche, daß von ihnen die Ereignisse in der Natur, Witterung, Wachsthum, Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit, Gesundheit und Krankheit herrühren, selbst die Anlagen und Schicksale der Menschen. Die alten Könige, z. B. der Hohenstaufe Friedrich Ii., König Ludwig Xi. von Frankreich u. s. w. hielten Sterndeuter, welche sie vor allen Unterneh- mungen zu Rathe zogen; Kepler selbst glaubte noch an den Einfluß der Gestirne auf menschliches Schicksal, eben so Melanchthon und Gustav Adolf; Wallenstein war selbst Astrologe. Der Domherr N. Koperni- kus aus Thorn (1473 — 1548) wagte es zuerst ein neues Weltsystem

10. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 262

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
262 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs Xiv. rc. Scharfsinn als Ausdauer untersuchten, z. B. Scheuch;er, Werner, Havy, Saussure u. a. Die Scheidekunst (Chemie) war früher Al- chemie; die Scheidekünstler suchten aus unedlen Metallen Gold zu ma- chen, oder mühten sich ab, ein Lebenselirir, einen Trank der Unsterblich- keit zu bereiten. Mit Stahl, Priestley u. a. begann das bisherige Treiben sich zur Wissenschaft umzugestalten; besonders förderte sie der Franzose Lavoisier am Ende dieses Zeitraumes, indem er Luft und Wasser, die man sonst für einfache Körper oder Elemente gehalten hatte, in ihre Bestandtheile zerlegte. Benjamin Franklin, der Nordameri- kaner, beobachtete zuerst die Erscheinungen der Elektricität mit vieljähri- ger Aufmerksamkeit und erfand 1747 den Blitzableiter. Durch die Na- turforscher gewann auch die Medizin eine andere Gestalt; sie warf vielen Wust bei Seite und strebte nach wissenschaftlicher Begründung (Kuh- pockenimpfung durch den englischen Arzt Ed. Jenner; Fieberrinde aus Peru). Die Ergebnisse der Naturkunde und Medizin bewirkten zur Sicherung des menschlichen Lebens mehr, als man in der Regel auch nur ahnt; Wohnung, Nahrung und Lebensweise verspürten ihren Ein- fluß, und es ist nachgewiesen, daß die Mehrzahl der Menschen angeneh- mer und länger lebt als vor alter Zeit, ungeachtet neue Genüsse, z. B. Tabak, Branntwein, Kaffee, chinesischer Thee, aufkamen und auch neue Krankheiten das Heer der alten vermehrten. Die neue Philosophir. Durch die Reformation entzog sich die Philosophie der kirchlichen Obhut; zwar wollten die reformierten Geistlichen der freien Forschung durch ihre Bekenntnißschriften bestimmte Schranken anweisen, aber sie konnten es nicht mit Erfolg thun; denn wie sollten sie Gehorsam gegen ihr Glaubenssystem finden, da doch die Reformatoren selbst der allge- meinen Kirche den Gehorsam gekündigt und für sich freie Forschung er- obert hatten? Die nothwendigen Folgen dieser Freiheit offenbarten sich zuerst in den verschiedenen Sekten, so lange sich die freie Forschung auf die Bibel bezog und aus ihr die Normen des Glaubens zu finden ver- suchte; aber bald traten Männer auf, welche sich noch freier hinstellten und unabhängig von Bibel, Konfession und Sekte über die höchsten An- gelegenheiten und Fragen des menschlichen Geistes: Gott, Unsterblichkeit, menschliche Bestimmung, Materie und Geist u. s. w. einzig und allein ihre Vernunft beriethen, und durch Schlußfolgerungen sich Einsicht in das Wesen, die Bestimmung und den Grund alles Daseins zu er- ringen strebten. Damit kehrte man eigentlich zum klassischen Heidenthum zurück, denn auf demselben Standpunkte hatten ja auch die Eleaten, Akademiker, Peripatetiker u. s. w. die Wahrheit gesucht. Die Kirche hat die freie Forschung, die Philosophie, nie gehindert, wir haben ja
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