213
Unter den Trägern der unter den Kaisern verfallenden Ge-
schichtschreibung ragt unübertroffen Cornelius Tacitus hervor
geb. c. 53 n. Chr., heirathete die Tochter des I. Agricola, sein
Todesjahr ist unbekannt, wahrscheinlich lebte er 117 noch. Seine
Schriftstellerei fällt in die glückliche Regierungszeit Trajans; er
schrieb in musterhafter Weise das Leben seines Schwiegervaters
Agricola: de vita et moribus Julii Agricolae liber, ferner de
origine situ moribus ac populis Germaniae liber für die Kennt-
niß der germanischen Urzeit unschätzbar; darauf folgten die
bistoriae, welche die Zeit vom Jahre 69 bis zum Tode Domitians
umfassen, die vier ersten Bücher und der Anfang des fünften sind
davon erhalten. Sein vollendetstes Werk sind aber die Annales
(16 Bücher), die Kaisergeschichte von Tiberius bis zu Nero's Tod
enthaltend (nur zum Theil erhalten).
Von den Historikern der Kaiserzeit nennen wir noch den
M. Vellejus Paterculus, der unter Tiberius lebte; erschrick
bistoriae Romanae bis auf seine Zeit; Valerius Maximus, der
ebenfalls unter Tiberius lebte und eine Samnllung von Anekdoten
schrieb unter dem Titel laetorum et dictorum memorabilium
libri Ix; C. Suetonius Tranquillus (unter Trajan), er schrieb
die vitaexii Caesarum (der 12 ersten); L. Annäus Florus
(unter Trajan oder Hadrian) schrieb eine kurze Uebersicht der
römischen Geschichte: epitome de gestis Romanorum; Q. Curtius
Rufus schrieb die Geschichte Alexanders des Großen; Flavius
Eutropius schrieb ein breviarium bistoriae Romanae; Aurelius
Vietor (unter Julian) schrieb: Gaesares, eine Geschichte der
Kaiser von Augustus bis Julian re. Zu nennen ist noch besonders
A m m i a n u s M a r e e l l i n u s, der ebenfalls zur Zeit Julians lebte
und res gestae in 31 Büchern verfaßte, wovon 14 bis 31 er-
halten sind; dann P a u l u s O r o f i u s (im Anfänge des 5. Jahr-
hunderts) schrieb als Christ einen kurzen Abriß der Weltgeschichte:
historiarum libri Vii. adversus paganos.
Als geographische Schriftsteller nennen wir den Pomponius
Mela (unter Claudius), welcher drei Bücher de situ orbis schrieb.
Die Schriften des Naturforschers Plinius secundus major (der
79 beim Ausbruche des Vesuv verunglückte) liefern viel geo-
graphisches Material.
Philosophie.
Auch in der Philosophie lehnen sich die Römer ganz an die
Griechen an. Das Verdienst, die griechische Philosophie in die
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]
Extrahierte Personennamen: Cornelius_Tacitus Agricola Tiberius Tiberius Valerius_Maximus Tiberius C._Suetonius Curtius
Rufus Alexanders Flavius
Eutropius Julian) Augustus Julian Claudius)
206
«
4. Literatur.
Wie die Kunst, so ist auch die Literatur der Römer nicht
selbständig und originell, sie lehnt sich vielmehr an die der
Griechen als ihr Vorbild an. Rom wurde eher durch Thaten
als durch Schriften berühmt; oder wie Sallust sich ausdrückt, die
besten Römer wollten lieber Thaten verrichten, als sie beschreiben*).
Bis zu dem Ende des ersten punischen Krieges verlegten sich die
Römer auf Krieg, Ackerbau und praktischen Staatsdienst und
suchten und fanden darin die höchste Ehre. Ja noch lange nach-
her galt die Ansicht, daß die Beschäftigung mit den Wissenschaften
dem Staate keinen Nutzen bringe, und selbst noch Cicero glaubte
sich wegen seines Studiums der griechischen Sprache rechtfertigen
zu müssen.
a. Poesie.
Wenn in irgend einem Zweige der Literatur, so war in der
Poesie der praktische Römer am allerwenigsten schöpferisch. In
der Auffassung des Schöllen blieb überdies ein gewisses sinnliches
Element vorherrschend; der Römer liebte besonders diejenige
Poesie, welche Vergnügen und Unterhaltung gewährte. So war
es das Schauspiel, welches zuerst Eiugang bei ihm fand.
Das Drama. Die bucolische Poesie.
Das erste Drama führte in Rom nach einem griechischen
Muster ein Grieche auf, Namens Andrónikus. Er wurde nach
der Einnahme seiner Vaterstadt Tarent (im Jahre 272) noch
sehr jung als Sklave nach Rom gebracht, wo er von seinem
Herrn Livius Salinator freigelassen wurde und den Namen
Livius Andronikus annahm. Er schrieb Tragödien und Comödien
und eröffnete damit die sich schnell entwickelnde römische dramatische
Literatilr.
Sein Nachfolger war Nävius (nimmt Theil am ersten
punischen Krieg), aus Campanien gebürtig. Seine Hauptthätig-
keit war dramatischen Gedichten zugewendet, die er nach griechi-
schen Mustern schrieb; bemerkenswerth ist es, daß er schon
römische Stoffe seinen Stücken zu Grunde legte**). Als Ple-
*) Sallust. bell, catilin. Viii.: optumus quisque facere quam die ere,
sua ab aliis benefacta laudari quam ipse aliorum narrare malebat.
**) Stücke, deren Gegenstand dem römischen Nationalleben entnommen
war, nannte man fabulae togatae oder praetextatae.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht]]
212
von Aeneas an bis auf seine Zeit. Besonders ist hier zu nennen
M. Porcius Cato, der bekannte Censor, er verfolgte ebenfalls
die römische Geschichte bis auf seine Zeit in einer gründlichen
Schrift, die den Titel Origines führte. Die Schriften der beiden
genannten Annalisten sind verloren gegangen. Auch wurde die
Geschichte von Dichtern episch behandelt (s. epische Poesie).
Die kunstgem.äße Darstellung der Geschichte beginnt erst
zur Zeit Sullas. Wir nennen zuerst C. Sallustius Crispus,
geb. 86 zu Amiternum im Sabiuerlande, gest. 34 v. Chr. Er
schrieb eine Geschichte der catilinarischen Verschwörung (bellum
catilinarium), die er selbst miterlebte. Ferner schrieb er den
jugurthinischen Krieg, wobei ihm sein Aufenthalt in Afrika als
Statthalter sehr förderlich war; diese beiden Schriften sind voll-
ständig erhalten, während seine 5 Bücher historiarum bis aus
Bruchstücke verloren gegangen sind. Sallust war Gegner der
Optimatenpartei und deckte deren Fehler unerbittlich auf, er
eiferte überhaupt mit Bitterkeit gegen die Schwächen seiner Zeit,
wovon er jedoch selber nicht frei war.
C. Iulius C äsa r schrieb mit spielender Leichtigkeit, Gewandt-
heit und Eleganz die Geschichte seiner in Gallien geführten Kriege
(58 bis 51): eommentarii de bello gallico libri Viii,, ferner
3 Bücher de bello civili. Das achte Buch de bello gallico,
die Schrift de bello Alexandrino, de bello Africano und
Hispaniensi rühren wahrscheinlich nicht von ihm her.
Cornelius Nepos geb. 90 v. Chr. in Oberitalien, lebte
später lange in Rom und stand zu Cicero, Atticus, Catull und
andern in freundschaftlichen Beziehungen. Seine libri illustrium
virorum sind Verloren gegangen; ihm werden ferner zugeschrieben
die noch erhaltenen vitae excellentium imperatorum, die vielleicht
ein Auszug aus einem größeren Werke sind.
Der wichtigste römische Geschichtschreiber ist Titus Livius
geb. 59 v. Chr. zu Padua (Patavium), lebte eine Zeit lang zu
Rom als Lehrer des nachmaligen Kaisers Claudius, dann zu
Neapel und starb 17 n. Chr. Er schrieb ein großartiges Werk
historiae Romanae in 142 Büchern, wovon 1 bis 10 und 21
bis 45 erhalten sind. Er behandelt seinen Gegenstand mit Pietät
und Treue, seine Darstellung ist frisch und lebendig, er ist be-
strebt die Geschichte lehrreich zu machen, die Vergangenheit der
Gegenwart als einen Spiegel vorzuhalten.
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T162: [Jahr Rom Senat Plebejer Volk Gracchus Cicero Gesetz Konsul Marius], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Porcius_Cato Sullas C._Sallustius_Crispus C._Iulius Cornelius_Nepos Titus_Livius Claudius
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Gallien Oberitalien Rom Padua Neapel
Die neuere Geschichte.
lion der Reformation durch Dr. Martin Luther öts zur
Hegenmarl 1517 —1867.
Erste Periode.
Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden
1517— 1648.
§. 1. Einleitung.
^ie neuere Geschichte, welche durch die wichtigsten Ersindungen
und die Entdeckung neuer Welttheile und Handelswege eingeleitet wor-
den war, beginnt man gewöhnlich mit der Reformation durch Luther.
Sie ist ein Werk, dessen Nothwendigkeit schon früher empfunden, dessen
Ausführung aber 'öfter mißlungen war (Band Ii. S. 149). Seitdem
aber die Wissenschaft und Sprache der alten Griechen von Constanti-
nopel nach dem Abendlande zurückgekehrt war (1453) und die Erfin-
dung der Buchdruckerkunst das Studium der klassischen Werke begün-
stigte, ward es lichter in den Köpfen. Das Wissen sing an sich allge-
meiner zu verbreiten, und dadurch ward es möglich, daß der Geist der
Wahrheit rasch Wurzeln fassen und Schößlinge treiben konnte.
Unter den Männern, welche vor Luthers Auftreten mit unermüd-
licher Kraft dahin wirkten, Licht und Wahrheit zu verbreiten, verdienen
vor allen Erasmus von Rotterdam, Ulrich von Hutten und Johannes
Reuchlin genannt zu werden. Erasmus, welcher wider seinen Willen
in ein Kloster aufgenommen worden war, lebte in Frankreich, in den
Niederlanden, England und Italien und beschäftigte sich vorzugsweise
mit dem Studium der alten Sprachen und der Theologie. Das End-
ziel seines ganzen Strebens war die Verbreitung einer reineren Er-
Cassian's Geschichte. Iii. 2. Nusl. v. Stacke. 1
Vorboten der
neuen Zeit u.
der Refor-
mation.
Erasmus v.
Rotterdam.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert]]
Extrahierte Personennamen: Martin_Luther Ulrich_von_Hutten Johannes
Reuchlin Nusl
Extrahierte Ortsnamen: Rotterdam Frankreich Niederlanden England Italien Rotterdam
Von der ersten französischen Resolution bis zur Gegenwart.
neue Verfassung von 1833, weil er dieselbe nicht anerkannt hatte, und
berief die Stände nach einem alten Wahlgesetze von 1819. Viele
Städte und insbesondere sieben Professoren der Universität Göttingen
protestirten gegen das Verfahren der Negierung; die Stände traten nicht
vollständig zusammen. Endlich nach langen Kämpfen kam 1840 eine
neue Verfassung zu Stande, welche von wenigen Deputirten des Landes
angenommen wurde.
1840 folgte der König Friedrich Wilhelm Iv. seinem Vater in K°n-g
der Regierung. Mit Jubel begrüßte man den Regierungsantritt des ^h-?m iv.
eben so wohlwollenden als geistreichen und gebildeten Kronprinzen, von Preußen.
Er bildete aus den sämmtlichen Mitgliedern der 8 Provinziallandtage
einen vereinigten Landtag, räumte ihm das Recht der Bewilligung neuer
Steuern und Anleihen ein und gab dem Lande auch die von seinem
Vater verheißene Verfassung. Unter seiner Regierung erweiterte sich
der schon 1834 gegründete Zollverein bedeutend und umfaßte bis zur
Auflösung des deutschen Bundes (1866) die meisten Staaten desselben.
Die lästigen Zollschranken im Innern Deutschlands sind gefallen, und
gegen Außen bildet der Zollverein ein Ganzes. Die Einheit, welche
er erzielt, ward durch die verschiedenen Münzconventionen von 1833
und 1857 noch mehr gefördert.
Auch in Spanien waren nach der französischen Iulirevolution Die Chrisu-
blutige Kämpfe entstanden. Nach dem Tode Ferdinands hatte 1833 ndoti^fnslr‘
seine dreijährige Tochter Jsabella unter der Vormundschaft ihrer Mutter Spanien.
Christine den spanischen Thron bestiegen, während ihr Oheim Don
Karlos den Titel König Karl V. annahm und in den baskischen Pro-
vinzen anerkannt wurde. Ein gräuelvoller Bürgerkrieg zerfleischte sieben
Jahre Spanien, bis die Karlisten 1840 sich auf französisches Gebiet
zurückziehen mußten und Don Karlos 1845 auf die Krone Spaniens
verzichtete. Aber noch immer kehrte die Ruhe nicht zurück, und die
Königin-Mutter sah sich endlich genöthigt, um die Liberalen zu ver-
söhnen, die Verfassung von 1812 anzunehmen (1835). Allein schon
nach einigen Jahren erfolgten neue Zwistigkeiten, welche die Regentin
zur Abdankung nöthigten (1840). Nach einer kurzen Regentschaft des
Ministers Espartero erklärten die Cortes die 13jährige Königin Jsabella
für majorenn (1843) und räumten ihr durch eine neue Verfassung
(1845) größere Macht ein. Im folgenden Jahre vermählte sich Isa«
bella mit ihrem Vetter, dem Infanten Franz von Assisi, dem ältesten
Sohne Franzisco's de Paula, während ihre jüngere Schwester Louise
ihre Hand dem Herzog von Montpensier, dem jüngsten Sohne des
französischen Königs Louis Philipp, reichte. In Folge einer 1854
18*
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ferdinands Jsabella Christine Karl_V. Karl_V. Königin_Jsabella Franz_von_Assisi Franz Franzisco's_de_Paula Louise Louis_Philipp Philipp
72
Das Dekhan. §. 22.
Gebirges, bildet in der Mitte ein von dem übrigen Hochlande Hinter-
asiens vollständig isolirtes Tafelland (3000—5000' hoch), welches im
O. und W. von den Ghatta-Gebirgen (noch 1000—2000' höher) be-
grenzt und eingeschlossen wird.
а. Die Westküste des Dekhan ist wegen ihrer günstigen Lage für
den Seehandel von den ältesten Zeiten ein Hauptziel der Schifffahrt
gewesen und in neueren Zeiten zunächst von den Portugiesen angesiedelt
worden, von deren ehemals bedeutenden Besitzungen an der Küste das
verfallene Goa der einzige Ueberrest ist. Die britische Hauptstadt des
westlichen Dekhan ist Bomb ay (566,000 (§.?) mit trefflichem Kriegshafen.
In der Nähe liegen die berühmten unterirdischen Felsentcmpel Indiens;
namentlich ist zu Ellora der (1 M. lange) sagenannte Götterberg van oben bis
unten in stackwerkartig übereinander befindlichen Grotten ausgehöhlt und in un-
zählige Tempel (von denen allein 20 dem Gotte Siwa angchören) zu einem
wahren Pantheon der Inder umgeschaffen.
Das südwestliche Küstenland oder Malabar gleicht einem großen
terrassenförmigen Garten, in welchem vorzüglich die Pfeffer- und Betel-
Ranke, die Palme, Zucker u. s. w. gedeihen, höher folgen die Tekwälder
mit ihrem fast unverweslichen Holze und, wo diese aufhören, beginnen
die Waldungen des kostbaren Sandelholzes. Daher ward dieser Küsten-
strich einer der frühesten Centralpunkte des Welthandels mit zahlreichen
Emporien.
б. Das Tafelland, welches sich in progressiver Steigung von
N. gegen S. erhebt, nimmt den bei weitem größten Theil des Dekhan
ein. Es wird nur von wenigen Hügelreihen durchzogen und senkt sich
allmählich gegen O., weshalb die Flüsse einen trägen Lauf haben. Das
Land hat einzelne sehr fruchtbare Theile, andere von mittlerer Frucht-
barkeit, viele Striche liegen unangebaut da, namentlich seit der Herr-
schaft der Mahratten. Die wichtigste Stadt im Innern ist ein zweites
Haid arabad (200,000 E.).
c. Die Ostküste oder die sandige Küste Koromandel, eine der
gefährlichsten und hafenlosesten (vgl. §. 7, 3), konnte bei ihrem heißen,
ungesunden Klima und wegen des Mangels an eigenthümlichen Erzeug-
nissen nicht die Bedeutung gewinnen, welche der Küste Malabar durch
ihre tropische Begetatiou zu Theil ward. Doch war sie durch ihre Lage
und die Natur des bengalischen Meerbusens auf Handelsverkehr nllt
Hinterindien, dem indischen Archipel, Ceylon und dem Gangeslande
angewiesen. Daher entstanden die Handelsplätze Mansaltpatam,
Madras (720,000 E. ?), der Hauptsitz des indischen Perlen- und
Edelstein-Handels, und die französische Niederlassung P o n d i ch e rr y
(25—30,000 E.).
D. Die Insel Ceylon (1154 sz M.) wird vom Festlande ge-
trennt durch eine gefährliche Meerenge, voll Felsenriffe und Sandbänke,
an denen sich die von den Monsoous hergetriebeuen Meeresströmungen
in heftigen Brandungen brechen und welche (namentlich die sogenannte
Adamsbrücke) die Durchfahrt für größere Schiffe unmöglich machen.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
Extrahierte Ortsnamen: Indiens Götterberg Hinterindien Ceylon Madras Ceylon
Das klassische Alterthum.
363
Das Klassische Älterthum.
Um diese Zeit wurden auch die Schriften der alten Griechen gleich-
sam wieder aufgefunden, insofern sie nämlich wieder der Gegenstand
allgemeinen Studiums wurden. Vasko de Gama und Kolon entdeckten
eine neue Welt und öffneten der Thätigkeit der christlichen Europäer
einen neuen weiten Schauplatz; durch die Klassiker wurde der Zugang
zu der alten vorchristlichen Welt wieder eröffnet. Den ersten Anstoß
gaben ausgewanderte Griechen, z. B. Chrysoloras, der zur Zeit des
Koncils in Konstanz starb, Laskaris, Argyropulos u. a., welche die
Sprache ihrer Väter in Italien lehrten und Homer und Platon wieder
bekannt machten. Die Werke der Alten wurden mit wahrer Begeisterung
ausgenommen; man las und studierte eifrig, was diese Männer gedacht,
gehofft und gethan hatten und erfrischte den Sinn an der großartigen
Thätigkeit der Alten und ihrer herrlichen Sprache. So lebte das
Sprachstudium von neuem auf, und damit die Wissenschaften, welche
sich mit dem edelsten Erzeugnisse des menschlichen Geistes, der Sprache,
beschäftigen, wodurch sie allein schon Bürgschaft für ihren Werth geben.
Als Schwester gesellte sich die Alterthumskunde bei; Künstler, Hand-
werker und Kriegsleute nutzten die neue Fundgrube, die der Fleiß der
Philologen öffnete und baute; Redner, Dichter und Geschichtschreiber
bildeten sich nach den Mustern, welche jene Völker hinterlassen haben;
es begann gleichsam eine Wanderschaft in die alte Welt, die reiche Aus-
beute in die Heimath mitbrachte. Hauptsitz dieser Studien war Italien,
besonders Florenz und Rom; doch folgten Engländer und Franzosen
eifrig nach, und vor allen andern Nationen die Deutschen.
Es ist aber auch nicht zu leugnen, daß durch die Bekanntschaft mit
den Klassikern die Gährung jener Zeit noch vermehrt wurde. Die po-
litischen Kämpfe, in welche Päpste, Bischöfe, Aebte und Priester ver-
wickelt wurden, die Gebrechen eines unruhigen und verdorbenen Zeit-
alters hatten den Klerus uicht unberührt gelassen und vielfache Feind-
seligkeit gegen denselben war bereits an der Tagesordnung; nun wurde
durch die Klassiker ein neues Studium hervorgerufen, das der christlichen
Schule bisher nicht angehörte, in vieler Beziehung mit derselben im
Gegensätze war, und es darf uns daher nicht wundern, wenn die An-
griffe gegen das scholastische Studium und gegen die Kirche selbst auf
dem klassischen Boden ihr Hauptquartier aufschlugen. Man benutzte
bald die Klassiker zum Angriffe auf die Kleriker, und was man selber
gegen kirchliche Lehren und Institutionen nicht zu sagen sich getraut
hätte, ließ man nun die alten Griechen und Römer sagen. Zudem wur-
den dieselben mit einseitiger Bewunderung ausgenommen; man betrachtete
sie als das Herrlichste, was je des Menschen Geist hervorgebracht hätte,
und vergaß, daß sie einer Welt angehörten, die zuletzt an sich selbst ver-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: B._Chrysoloras
Extrahierte Ortsnamen: Konstanz Laskaris Italien Italien Rom
164 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
rad nicht länger mehr, sondern erhob sich mit Thränen und sprach laut:
„ich anerkenne vollkommen die Geschenke der göttlichen Gnade und will
unter Christi Beistand nicht undankbar erfunden werden; ich bin bereit
ihm zu dienen, da ich von seiner Seite selbst aufgefordert werde." Er
nahm das Kreuz, seinem Beispiele folgten die edelsten Herren, unter
ihnen auch sein Neffe Friedrich; der alte Welf mußte mitziehen. Vor-
her ließ Konrad seinen zehnjährigen Sohn Heinrich zum König ernennen
und gab demselben als Rath den Abt Wibald von Stablo und Korvey
zur Seite, der sich ebenso sehr durch Frömmigkeit als Gelehrsamkeit aus-
zeichnete und jedenfalls der erste deutsche Staatsmann seiner Zeit war.
Ein Heer von 70,000 Geharnischten, meistens Schwaben und Fran-
ken, zog die Donauufer entlang; aber unglücklicher sollte kein Kreuzzug
werden. Schon in Griechenland begann das Unheil; das deutsche La-
ger wurde durch Wolkenbrüche unter Waffer gesetzt, so daß viele Men-
schen und Pferde ertranken, außerdem viel Heergeräth verloren ging.
Die Griechen machten sich die Noth des Heeres zu Nutzen, verschloßen
die Thore der Städte und verkauften die Lebensmittel nur zu ungeheuren
Preisen. In Asien wurde das Heer durch griechische Verrätherei in die
Wüste geführt und dort von den Türken größtentheils aufgerieben.
Nicht besser ging es den Franzosen, die 50,000 Mann stark nach-
rückten; auch sie unterlagen der griechischen Verrätherei und dem Schwerte
der Türken. Kaum 7000 Mann brachten die beiden Könige nach Pa-
lästina, unternahmen einen Zug nach Damaskus, welcher ebenfalls durch
Verrätherei mißglückte. Traurig kehrten die Reste der Heere heim, und
Konrad fand in Deutschland wieder vollauf zu thun.
Die deutschen Großen während des zweiten Kreuzzuges.
Es war wohl auffallend, daß die Fürsten des Reiches zu dem hei-
ligen Kriege sich durch Bernhard nicht bewegen ließen, sondern eigene
Wege gingen. Der Zähringer, den Konrads Neffe Friedrich in diesem
Jahre hart gedemüthigt hatte, und Heinrich der Löwe zogen gegen die
heidnischen Slaven, was gewissermaßen auch ein Kreuzzug war, aber
kein so gefahrvoller wie der nach Palästina, und gewinnreicher, wenig-
stens für Heinrich den Löwen, der auf keine bessere Weise sein Gebiet
vergrößern konnte als durch slavische Eroberungen. Doch wurde auch
auf diesem Zuge nicht viel ausgerichtet, weil es den meisten Herren
nicht Ernst war. Es bereitete sich nämlich gegen Konrad eine Verbin-
dung der Feinde seines Hauses; der alte Welf kehrte vor ihm von dem
Kreuzzuge heim, schloß unterwegs mit König Roger ein Dündniß gegen
Konrad, ebenso mit König Geisa Ii. von Ungarn, suchte des Königs
Sohn, Heinrich, und dessen Neffen Friedrich zu verführen, stachelte den
Zähringer und begann bereits im Februar den Krieg. Er wurde aber
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Christi Friedrich Friedrich Welf Konrad Konrad Heinrich Heinrich Stablo Konrad Konrad Bernhard Konrads Friedrich Friedrich Heinrich_der_Löwe Heinrich Heinrich Heinrich Ernst Konrad Konrad Welf Konrad Konrad Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Schwaben Griechenland Asien Damaskus Deutschland Palästina Ungarn
260 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs Xiv. re.
Man hat die neue deutsche Poesie eine protestantische genannt; sie ist
aber so wenig eine orthodor-protestantische, als sie eine katholische ge-
nannt werden könnte, sondern sie ist eine klassische, d. h. sie bewegt sich
in der Regel nicht auf dem christlichen Boden, sondern zieht alles in
ihren Bereich, was ihr als „schön" erscheint.
Mathematik und Naturwissenschaft.
Auch diese Richtungen des menschlichen Geistes wurden durch die
Ausbreitung der Europäer über den ganzen Erdball mächtig angeregt;
die Seefahrten nöthigten zur Beobachtung der Gestirne und lehrten rech-
nen und messen, die wunderbare Entdeckung neuer Thier- und Pflanzen-
gattungen forderte zu Beschreibungen auf, die Presse verbreitete solche
überall hin, die Vergleichung der fremden Pflanzen und Thiere mit den
einheimischen leitete zu genauer Beobachtung an und der aufgeregte Geist
der Forschung, der auch als Folge der Reformation die wissenschaftliche
Welt durchdrang, bemächtigte sich bald und mit Vorliebe dieser Gebiete,
und hier wurden riesenhafte Fortschritte gemacht, die Wissenschaft der
Griechen und des Mittelalters weit übertroffen. Wie dürftig es ehemals
um das Studium der Mathematik auf den deutschen Universitäten aus-
sah, kann man daraus abnehmen, daß der Lehrer der Mathematik an
der Universität Wittenberg zu Melanchthons Zeit die Studierenden zu
den vier Species einladet, „von denen Multiplicieren und Dividieren
etwas mehr Fleiß verlangen; es gibt freilich schwierigere Theile der
Arithmetik, ich spreche aber nur von diesen Anfängen, die euch gelehrt
werden und nützlich sind". Besonders verdient machten sich um die
mathematischen Wissenschaften Kepler, Leibniz, Newton und Euler,
wahre Herrscher in diesem Reiche. Durch diese mathematischen Leistungen,
die Ausbildung des Kalküls, der Geometrie und Trigonometrie, durch
die Erfindung des Fernrohrs (sie soll zufällig im holländischen Middel-
burg gemacht worden sein) wurde eine ganz neue Wissenschaft gegründet,
nämlich die Astronomie, Sternkunde, welche bisher Astrologie, Sterndeu-
terei, gewesen war. Denn auch im christlichen Europa herrschte der alt-
heidnische Glaube, daß der Stand der Gestirne (die Konstellation) die
Welt beherrsche, daß von ihnen die Ereignisse in der Natur, Witterung,
Wachsthum, Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit, Gesundheit und Krankheit
herrühren, selbst die Anlagen und Schicksale der Menschen. Die alten
Könige, z. B. der Hohenstaufe Friedrich Ii., König Ludwig Xi. von
Frankreich u. s. w. hielten Sterndeuter, welche sie vor allen Unterneh-
mungen zu Rathe zogen; Kepler selbst glaubte noch an den Einfluß der
Gestirne auf menschliches Schicksal, eben so Melanchthon und Gustav
Adolf; Wallenstein war selbst Astrologe. Der Domherr N. Koperni-
kus aus Thorn (1473 — 1548) wagte es zuerst ein neues Weltsystem
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Leibniz Newton Friedrich_Ii Friedrich Ludwig_Xi Ludwig Melanchthon Gustav
Adolf Gustav Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Wittenberg Melanchthons Europa Frankreich Thorn
262 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs Xiv. rc.
Scharfsinn als Ausdauer untersuchten, z. B. Scheuch;er, Werner,
Havy, Saussure u. a. Die Scheidekunst (Chemie) war früher Al-
chemie; die Scheidekünstler suchten aus unedlen Metallen Gold zu ma-
chen, oder mühten sich ab, ein Lebenselirir, einen Trank der Unsterblich-
keit zu bereiten. Mit Stahl, Priestley u. a. begann das bisherige
Treiben sich zur Wissenschaft umzugestalten; besonders förderte sie der
Franzose Lavoisier am Ende dieses Zeitraumes, indem er Luft und
Wasser, die man sonst für einfache Körper oder Elemente gehalten hatte,
in ihre Bestandtheile zerlegte. Benjamin Franklin, der Nordameri-
kaner, beobachtete zuerst die Erscheinungen der Elektricität mit vieljähri-
ger Aufmerksamkeit und erfand 1747 den Blitzableiter. Durch die Na-
turforscher gewann auch die Medizin eine andere Gestalt; sie warf vielen
Wust bei Seite und strebte nach wissenschaftlicher Begründung (Kuh-
pockenimpfung durch den englischen Arzt Ed. Jenner; Fieberrinde aus
Peru). Die Ergebnisse der Naturkunde und Medizin bewirkten zur
Sicherung des menschlichen Lebens mehr, als man in der Regel auch
nur ahnt; Wohnung, Nahrung und Lebensweise verspürten ihren Ein-
fluß, und es ist nachgewiesen, daß die Mehrzahl der Menschen angeneh-
mer und länger lebt als vor alter Zeit, ungeachtet neue Genüsse, z. B.
Tabak, Branntwein, Kaffee, chinesischer Thee, aufkamen und auch neue
Krankheiten das Heer der alten vermehrten.
Die neue Philosophir.
Durch die Reformation entzog sich die Philosophie der kirchlichen
Obhut; zwar wollten die reformierten Geistlichen der freien Forschung
durch ihre Bekenntnißschriften bestimmte Schranken anweisen, aber sie
konnten es nicht mit Erfolg thun; denn wie sollten sie Gehorsam gegen
ihr Glaubenssystem finden, da doch die Reformatoren selbst der allge-
meinen Kirche den Gehorsam gekündigt und für sich freie Forschung er-
obert hatten? Die nothwendigen Folgen dieser Freiheit offenbarten sich
zuerst in den verschiedenen Sekten, so lange sich die freie Forschung auf
die Bibel bezog und aus ihr die Normen des Glaubens zu finden ver-
suchte; aber bald traten Männer auf, welche sich noch freier hinstellten
und unabhängig von Bibel, Konfession und Sekte über die höchsten An-
gelegenheiten und Fragen des menschlichen Geistes: Gott, Unsterblichkeit,
menschliche Bestimmung, Materie und Geist u. s. w. einzig und allein
ihre Vernunft beriethen, und durch Schlußfolgerungen sich Einsicht in
das Wesen, die Bestimmung und den Grund alles Daseins zu er-
ringen strebten. Damit kehrte man eigentlich zum klassischen Heidenthum
zurück, denn auf demselben Standpunkte hatten ja auch die Eleaten,
Akademiker, Peripatetiker u. s. w. die Wahrheit gesucht. Die Kirche
hat die freie Forschung, die Philosophie, nie gehindert, wir haben ja
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Ludwigs Werner Havy Priestley Benjamin_Franklin Jenner