68 Bevölkerung Vorderindiens. Das Britische Indien. § 22.
Bevölkerung. *)
Wie mannigfache Verschiedenheiten auch bei einer Bevölkerung
von 185 Mill. (im Mittlern Hindostan etwa 9000 auf 1 Ihm.)
Vorkommen mögen, so unterscheidet man doch heute noch, wie vor
dreitausend Jahren, neben den Resten der Urbevölkerung, vorzugs-
weise zwei große Völkerstämme in Indien, den arischen, welcher
das eigentliche Culturland Indiens, den Norden des ganzen Landes,
vom Himalaya bis zur Vindhjakette, nur mit Ausnahme des eigent-
lichen Bengalen, eingenommen hat, und den dekhanischen Stamm,
südlich von jenem.
Die arischen Inder sind das äußerste Glied des großen indo-ger-
manischen Völkerftammes gegen O. und gehören, wie dieser überhaupt,
zur caucasischen Rasse; ihre dunklere Hautfarbe läßt sich aus klimatischen
Einflüssen erklären; sie reden Sprachen, welche auf dem Sanskrit be-
ruhen oder doch mit diesem nahe verwandt sind. Auch die dekhanischen
Inder haben das caucasische Gepräge, ihre Hautfarbe ist noch dunkler,
als die der Arier, ihre Sprachen aber gehören alle einer, vom Sanskrit
wesentlich verschiedenen Familie an, deren ausgebildetster Zweig das
Tamil genannt wird.
Reste der Urbevölkerung finden sich noch zu beiden Seiten des Vin-
dhja-Gebirgcs, welcke als eine besondere Nasse erscheinen und, ohne Neger zu
sein, sich diesen nähern; sie stehen noch auf der tiefsten Stufe der Cultur. Zu
diesen drei verschiedenen Völkerstämmen kommen dann noch die Grenzvölker,
welche aus Hinterindien in das östliche Indien, vom nördlichen Hochlande in die
Himalayagebiete hineinragen und die, welche auf der Grenze zwischen der irani-
schen und indischen Welt wohnen.
Die vorherrschende Religion ist die buddhaistische (150 Mill.),
nur etwa 7is, höchstens Vio der Einwohner sind Mohamedaner, vor-
zugsweise im Pendjab; dazu kommen noch zahlreiche Stämme, namentlich
im Osten, welche ohne alle Cultur leben und Religionsgebräuche haben,
die von denen der Hindus wesentlich abweichen. Das Christenthum
hat in Indien, trotz zahlreicher Missions-Stationen, namentlich im süd-
lichen Dekhan und an der Ostküste dieser Halbinsel, noch wenig Verbrei-
tung gefunden, hauptsächlich weil die starren Religionssatzungen der
Hindus mit ihren Lebensverhältnissen aufs innigste verschmolzen sind.
I. Das Britische Indien.
Das britische Indien („die Perle in der Krone Großbritan-
niens") zerfällt in:
1. Unmittelbare Besitzungen unter den drei Präsidentschaften
von Bengalen, Madras und Bombay und den beiden Viceprä-
sidentschaften a. der nordwestlichen Provinzen und von Audh, und
b. des Pendjab; im Ganzen 40,000 Ihm. mit 135 Mill. E.
9 S. Petermann's Mittheilungen, 1657, Tafel 15.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Vorwort.
Seitdem C. Ritter durch seine „vergleichende Erdkunde"
zuerst gezeigt hat, wie die geographische Wissenschaft einer wahrhaft
bildenden Behandlungsweise fähig sei, sind auch die Verfasser von
geographischen Lehrbüchern vielfach bemüht gewesen, durch Anwendung
jener Methode diesem Unterrichtszweige nicht „sowohl seine höhere
als vielmehr seine wahre Bedeutung" zu geben. Diese Versuche
bestanden zunächst in einer ausführlicheren Darstellung der topischen
und physikalischen Verhältnisse, und in der Beschränkung der politi-
schen Geographie auf eine skizzenartige Uebersicbt. Anderen schien
jedoch bald diese streng wissenschaftliche Methode nicht die rechte An-
ziehungskraft für den jugendlichen Geist zu haben, und sie glaubten
der früher üblichen Beimischung von naturwissenschaftlichen und hi-
storischen Notizen nicht entbehren zu können. So blieben die geo-
graphischen Compendien, der Mehrzahl nach, ein nur das Gedächtniß
in Anspruch nehmendes, encyclopädisches Aggregat von Angaben aus
den verschiedensten Zweigen der Naturwissenschaft, der politischen,
Cultur- und selbst der Literaturgeschichte, ohne inner» Zusammenhang,
obgleich C. Ritter selbst schon im Jahre 1833 in einer vor der Aka-
demie der Wissenschaften in Berlin gelesenen Abhandlung „von dem
historischen Elemente der geographischen Wissenschaft" gegen solche
Einmischung fremdartiger, wenn auch verwandter Elemente sich ent-
schieden ausgesprochen hatte. „Diejenige Wissenschaft," sagt er,
„welche erst des Reizes der Nebertragung oder der Nutzanwendung
aus andern Wissenschaften bedarf und des eigenen Keimes der Ent-
faltung ermangelt, wird auch andere Wissenschaften oder das Leben
selbst nie befruchten oder berühren, und die todtgeborne wird auch
leblos bleiben und durch keinen täuschenden Anstrich lebendig machen.
Sie wird dann keineswegs als Disciplin zur humanen Ausbildung
des menschlichen Geistes gehören und würde auch keine eigene
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch]]
64
Die Staaten in Hinterindien. §. 21.
Die Staaten in Hinterindien sind:
1. Annam oder Cochin-China, gebildet aus den früher ge-
trennt gewesenen Königreichen Tonking und Cochin-China nebst
einigen kleinern Gebirgsstaaten. Der Umfang des Ganzen wird un-
gefähr dem Frankreichs entsprechen, die Angaben der Einwohnerzahl
schwanken zwischen 10 und 30 Mill., wovon bei weitem der größte
Theil auf Tonking kommt. Die Hauptstadt ist Hus. Die Könige
erhalten vom Hofe zu Peking ihre Belehnung.
2. Das Königreich Siam (mit 6 Mill. Einw. auf 12,330 □90?.)
ist einschließlich der tributären Malaienstaaten auf 9)?alaka etwas
größer als der österreichische Kaiserstaat und wird von sehr ver-
schiedenartigen, zum Theil noch unbekannten Völkerschaften bewohnt,
unter welche sich viele Ansiedler aus fremden Nationen gemischt
haben. Das südliche Ende von Malaka gehört theils einigen
souverainen Malaienfürsten, theils den Briten. Die Hauptstadt
von Siam ist Bangkok (mit 350,000 Einw.).
3. Das Reich der Birmanen umfaßt dem wesentlichen
Theile nach das Stromgebiet des Jrawadi und wird auch zuweilen
nach dem Namen der Hauptstadt das Reich Awa genannt. In
Folge eines zweimaligen unglücklichen Krieges mit den Briten ist
das Gestadeland Arakan (1826) und das Plateauland Pegu (1852)
verloren gegangen und das Reich um ein Viertel feines ehemaligen
Gebiets beschränkt worden, so daß der heutige Umfang (wie der
Annam's) dem von Frankreich am nächsten kommt.
Die Birmanen haben noch nicht lange den Zustand der Barbarei
verlassen und stehen in Hinsicht der Civilisation (Religion, Sitten,
Staatseinrichtungeu) weit hinter den Hindus und noch weit mehr hinter
den Chinesen zurück, doch über den schon civilisirten Bewohnern des öst-
lichen Archipels. Die geringe Volksdichtigkeit (etwa 400 auf eine □ M.)
in einem so fruchtbaren, durch Klima, Flußschifffahrt, Häfen und Lage
ungemein begünstigten Lande — ebenfalls ein Beweis für das junge
Alter der Civilisation — erklärt sich durch die beständigen inneren und
äußeren Kriege und die schlechte Verwaltung.
4. Die Briten beherrschen die nordwestlichen Gestadeland-
schaften (Arakan, Pegu, Tenasserim) der durch Fruchtbarkeit des
Bodens, schiffbare Flüsse und bequeme Lage für den Weltverkehr
nach China, Australien, Amerika wichtigen Halbinsel; ferner auf der
Halbinsel Malaka einen gleichnamigen kleinen Küstenstrich, dessen
buntgemischte Bevölkerung (55,000 E., meist Malaien und Chi-
nesen) größtentheils in der Stadt 9ralaka concentrirt ist; und die
für den Handel wichtige Insel Singhapura (60,000 Einw.)
an der Südspitze von Malaka mit der Stadt gl. N., dem großen
Emporium des südöstlichen Asiens, dem „London des Orients."
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Hinterindien Hinterindien Frankreichs Peking Bangkok Frankreich China Australien Amerika Singhapura_( Asiens
72
Das Dekhan. §. 22.
Gebirges, bildet in der Mitte ein von dem übrigen Hochlande Hinter-
asiens vollständig isolirtes Tafelland (3000—5000' hoch), welches im
O. und W. von den Ghatta-Gebirgen (noch 1000—2000' höher) be-
grenzt und eingeschlossen wird.
а. Die Westküste des Dekhan ist wegen ihrer günstigen Lage für
den Seehandel von den ältesten Zeiten ein Hauptziel der Schifffahrt
gewesen und in neueren Zeiten zunächst von den Portugiesen angesiedelt
worden, von deren ehemals bedeutenden Besitzungen an der Küste das
verfallene Goa der einzige Ueberrest ist. Die britische Hauptstadt des
westlichen Dekhan ist Bomb ay (566,000 (§.?) mit trefflichem Kriegshafen.
In der Nähe liegen die berühmten unterirdischen Felsentcmpel Indiens;
namentlich ist zu Ellora der (1 M. lange) sagenannte Götterberg van oben bis
unten in stackwerkartig übereinander befindlichen Grotten ausgehöhlt und in un-
zählige Tempel (von denen allein 20 dem Gotte Siwa angchören) zu einem
wahren Pantheon der Inder umgeschaffen.
Das südwestliche Küstenland oder Malabar gleicht einem großen
terrassenförmigen Garten, in welchem vorzüglich die Pfeffer- und Betel-
Ranke, die Palme, Zucker u. s. w. gedeihen, höher folgen die Tekwälder
mit ihrem fast unverweslichen Holze und, wo diese aufhören, beginnen
die Waldungen des kostbaren Sandelholzes. Daher ward dieser Küsten-
strich einer der frühesten Centralpunkte des Welthandels mit zahlreichen
Emporien.
б. Das Tafelland, welches sich in progressiver Steigung von
N. gegen S. erhebt, nimmt den bei weitem größten Theil des Dekhan
ein. Es wird nur von wenigen Hügelreihen durchzogen und senkt sich
allmählich gegen O., weshalb die Flüsse einen trägen Lauf haben. Das
Land hat einzelne sehr fruchtbare Theile, andere von mittlerer Frucht-
barkeit, viele Striche liegen unangebaut da, namentlich seit der Herr-
schaft der Mahratten. Die wichtigste Stadt im Innern ist ein zweites
Haid arabad (200,000 E.).
c. Die Ostküste oder die sandige Küste Koromandel, eine der
gefährlichsten und hafenlosesten (vgl. §. 7, 3), konnte bei ihrem heißen,
ungesunden Klima und wegen des Mangels an eigenthümlichen Erzeug-
nissen nicht die Bedeutung gewinnen, welche der Küste Malabar durch
ihre tropische Begetatiou zu Theil ward. Doch war sie durch ihre Lage
und die Natur des bengalischen Meerbusens auf Handelsverkehr nllt
Hinterindien, dem indischen Archipel, Ceylon und dem Gangeslande
angewiesen. Daher entstanden die Handelsplätze Mansaltpatam,
Madras (720,000 E. ?), der Hauptsitz des indischen Perlen- und
Edelstein-Handels, und die französische Niederlassung P o n d i ch e rr y
(25—30,000 E.).
D. Die Insel Ceylon (1154 sz M.) wird vom Festlande ge-
trennt durch eine gefährliche Meerenge, voll Felsenriffe und Sandbänke,
an denen sich die von den Monsoous hergetriebeuen Meeresströmungen
in heftigen Brandungen brechen und welche (namentlich die sogenannte
Adamsbrücke) die Durchfahrt für größere Schiffe unmöglich machen.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
Extrahierte Ortsnamen: Indiens Götterberg Hinterindien Ceylon Madras Ceylon
275
dem Neu-Seeländischen Flachse (aus dem treffliches Tauwerk und
Netze verfertigt werden, und von dem die Briten namentlich 1835
für 14,000 Pfd. Stelling ausführten) die Bergsichte oder Neu-Seelän-
difche Eiche, die eine Höhe von mehr als 100 Fuss erreicht. Vonvier-
füfsigenthieren haben manche der kleineren infein gar keine eigen-
thümlichen Arten, andere nur Hunde, welche hier gegessen werden,
Schweine von besonderer Art u. f. f. Das australische Festland besitzt
von den grossem Thieren der alten und neuen Welt nicht ein ein-
ziges, hat dagegen Thierarten, die man sonst nirgends findet, und
wohin insbesondere das Känguruh und das Schnabelthier gehören.
Ueberhaupt zeichnet sich Neuholland durch manche Seltsamkeit im
Thier- und Pflanzenreiche aus. So gibt es hier z. B. auch weifse
Adler und Papageien, die, wie die hühnerartigen Vögel, ihr Futter
auf der Erde suchen, und was das Pflanzenreich betrifft, so finden
sich hier mannshohe Grasarien, baumhohe Schilfärten, Birnen, deren
Stengel am breiteren Ende befindlich find, Kirschen, deren Stein an
der Aufsenfeite wächst, Bäume, deren lederartige Blätter senkrecht
auf den Stengeln fitzen, die nicht ihr Laub, sondern ihre Rinde mit
den Jahreszeiten wechseln und dergleichen mehr.
Was nun endlich die Bevölkerung betrifft, die mit Ausnahme
von Vandiemensland, wo jetzt nur Europäer wohnen, Neuholland
und einem Theile der Südfee-Infeln, wo ebenfalls die europäische
Bevölkerung überwiegend ist, nur aus Eingeborenen besteht, so ge-
hören die von Neu-Guinea, Neu-Caledonien und Neu-Britannien
ausschliesslich zu den Auftrainegern, dagegen die aller übrigen In-
seln Australiens mehr oder minder den Malayen an. Alle Australier
waren bei Ankunft der Europäer völlig wild; einige, namentlich die
Neuholländer, in thierischer Rohheit; andere nicht ohne Spuren
einer Kultur, sanften Gemüths und wenigstens für Bildung sehr em-
pfänglich. Ihre Religion war und ist (wo das Christenthum noch
nicht Eingang gefunden hat) noch der Fetischismus und zwar meist
in den abenteuerlichsten und schrecklichsten Gestalten, mit — Men-
schenopfern und Menschenfresserei verbunden. Es gibt Menschen-
fresser noch auf einigen Inseln des indischen Archipels (Infelmeeres);
es gibt Menschenfresser unter den Negerftämmen in Afrika ; es gibt
deren sogar noch unter den einzelnen Indianerstämmen in Südame-
rika: aber nirgends ist oder war diese teuflische Sitte so weit ver-
breitet, wie auf den Südfee-Infeln. Auf den Fidschi-Inseln wurde
1813 ein grosser Theil der Mannschaft des englischen Schilfes „Hur-
ter“ von den Eingeborenen erschlagen, sofort gebraten und verzehrt.
Auf diesen nämlichen Inseln herrschte auch der entsetzliche Gebrauch,
Kriegsgefangene in zusammengebundener kauernder Stellung leben-
dig in den Bratofen zu stellen, um durch dieses langsame Braten das
18*
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch]]
104
Wird aber im Allgemeinen dem Ausspruche: Jeder ist seines Glückes
Schmied, seine Wahrheit und Gültigkeit genommen?
Schüler: Nein, in den meisten Fällen trifft es ein.
Lehrer: Das heißt also mit andern Worten: Jeder Mensch ist seines Glückes
oder Unglückes eigener Urheber, gilt als Regel; die wenigen Fälle,
wo es anders ist, gehören zu den Ausnahmen. Ueberdies hat das wahre
Glück, das in der Ruhe der Seele und in einem guten Gewissen besteht,
- jeder Mensch in seiner Gewalt.
58. Die deutschen Sprüchwörter.
Mein junger Freund!
Sie äußern sich in Ihrem letzten Briefe ziemlich geringschätzig über die
Bildungsstufe der Gegend, worin Sie leben, insbesondere will Ihnen die derbe
Sprechweise des Volkes nicht gefallen. Ich weiß gerade nicht, ob das Landvolk
der dortigen Gegend schlechter spricht, als das hiesige; ich weiß auch nicht, ob
nicht durch Vernachlässigung der Schulen die Leute bei Ihnen roher sind, als
anderswo: aber im Allgemeinen glaube ich, daß die Mundarten des deutschen
Volkes recht viel Schönes enthalten und oft kräftigere und bezeichnendere Aus-
drücke darbieten, als die Schriftsprache. Und daß das Volk trotz seiner Derbs-
heit und anscheinenden Rohheit eine große Menge weiser Gedanken in sich au -
genommen hat und glücklich anzuwenden versteht, das beweisen die deutschen
Sprüchwörter. Wenn Sie Hebels allemannische Gedichte lesen wollten, würden
Sie sich überzeugen, wie herrlich die Volksmundart einiger Gegenden zu Ge-
dichten geeignet ist, und wer in Norddeutschland gelebt hat, wird sich mit Ver-
gnügen an die gemüthliche Weise der plattdeutschen Sprache erinnern. Ich
will mich aber jetzt darauf beschränken, Ihnen einige Sprüchwörter mitzutheilen,
welche mehr im Volke, als in Büchern, einheimisch sind, und welche gleichwohl
treffliche Gedanken enthalten.
Lassen Sie uns bei dem nächsten anfangen: „Allzu spitz sticht nicht."
Wird das nicht einen Ueberklugen besser belehren, als die längste Predigt, zu-
mal wenn ihm Einer noch dazu sagt: Gib Acht, „die gescheidten Hühner legen
auch manchmal neben das Nest." Denn er denkt: „Das gescheidte Huhn sollst
du sein, du mußt doch erst untersuchen, ob du nicht neben das Nest gelegt
hast." Jedenfalls wird der Mann nun so klug werden, daß er nicht Alles
auskramt, was er vorhat; denn er denkt: „Wer am Wege baut, hat viele
Meister!" »
Einem Hochmüthigen sagt das Volk: „Hochmuth kommt vor dem Falle,"
und Mancher denkt, wenn er einen solchen Thoren daher stolziren sieht: Lauf'
du nur hin! „es ist noch nicht aller Tage Abend." Was mich betrifft, so meine
ich: „Ein Stück Brod in der Tasche ist besser, als eine Feder auf dem Hute."
Hat der Hochmüthige vielleicht große Pläne im Werke, will er sein Häuschen
verkaufen, um einen Palast zu bauen, so ruft man ihm zu: „Ein Sperling im
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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152
Blechnäpfen oder irdenen Töpfen in einen heißen Ofen stellt. Auch dadurch
tödtet man sie, daß man ihnen die Luft entzieht. Die getödteten Thiere wer-
den dann auf Matten ausgebreitet und so lang der Sonne ausgesetzt, bis sie
völlig trocken sind. Nachdem sie dann noch gesiebt worden sind, um sie von
Unreinigkeiten zu befreien und um das Weibchen von den kleineren Larven
zu sondern, verpackt man sie in Schachteln. In diesem Zustande sind sie nun
eben der unter dem Namen Cochenille bekannte Farbestoff. Man sieht, daß die
Cochenillezucht zwar ein einträgliches, aber auch ein sehr mühevolles Ge-
schäft ist.
32. Der Seidenspinner
Ihr habt doch gewiß schon von dem Seidenwurme gehört, von dem un-
sere Seide kommt. Nun, das ist eben die Raupe, aus welcher der Seidenspin-
ner, eines der nützlichsten Insekten, entsteht. — Glaubt ja nicht, daß der Sei-
denspinner schön aussieht. Er ist ein Nachtvogel, ungefähr einen Zoll lang
und mit ausgespannten Flügeln zwei Zoll breit. Er hat gelblich-weiße Flügel
mit drei blaßbraunen Streifen und kammartige Fühlhörner. Das Weibchen
legt in einigen Tagen 300—500 Eier, die so groß sind, wie Hirsekörner.
Durch eine Wärme von 18—20 Grad werden diese Eier in 6—8 Tagen
ausgebrütet. Die kleinen Räupchen, die erst weiß sind, dann braun werden
und zuletzt einen schwarzen Kopf bekommen, wachsen schnell. Sie sind sehr
gefräßig, wie alle anderen Ihresgleichen, rühren aber Nichts an, als die Blät-
ter des weißen Maulbeerbaums, wenigstens will ihnen nichts Anderes recht
schmecken und zusagen. Sie häuten sich vier- bis fünfmal, und zwar beinahe
jede Woche einmal. So lebt und frißt nun diese Raupe 6—7 Wochen lang.
5—7 Tage nach der letzten Häutung fängt sie endlich an, sich einzuspinnen,
was sie vorher dadurch zu erkennen gibt, daß sie nicht mehr frißt, sondern mit
Fäden im Maule und mit aufgerichtetem Halse unruhig umherläuft, um einen
Ort zu suchen, an den sie die Fäden befestigen kann. Hat die Raupe endlich
diesen Ort, nämlich dürre Ruthen von Birken- oder andern Reisern, gefun-
den, so klebt sie zwei sehr feine Tröpfchen eines klebrigen Saftes an die Ru-
then an, bewegt den Kopf hin und her und bringt so zwei sehr dünne Fäden
aus den Oesfnungen heraus, die sie geschickt mit den beiden Vorderfüßen zu
einem Faden zu verbinden weiß. Zuerst spinnt sie ein weitläufiges, verwor-
renes und durchsichtiges Gewebe, aus welchem die Floretseide kardätscht wird.
Den zweiten Tag zieht sie die Fäden um sich herum und bildet den eigentlichen
Kokon (Seidenhäuschen), in dessen Mitte sie sich befindet. Ein solcher Kokon,
der ziemlich die Größe und Gestalt eines kleinen Taubeneies hat, besteht aus
einem einzigen Doppelfaden, der 900 —1200 Fuß lang ist. Dies ist nun
unsere Seide, die man nicht erst zu spinnen braucht, wie den Flachs oder die
Baumwolle; denn das hat ja die Raupe schon gethan. Man darf nur 10—12
Kokons mit einander abhaspeln und sie zwirnen. Läßt man aber der Puppe,
263
engere Heimath Nordamerika ist — die Wand ertaube, die in unüberseh-
baren Scharen umherzieht und durch ihr Fleisch Len Ansiedlern in der neuen
Welt einen großen Theil ihres Wintervorrathes liefert — der Condor, der
Riese unter den Geiern, der sich in majestätischem Fluge über den Eisgipfeln
wiegt — die Colibri's, diese Vogelmücken mit Rubin-, Topasen- und Sma-
ragdenleibern, die ihre Nahrung im Fluge aus den Kelchen der Blumen sau-
gen.— Von Amphibien kommen in Amerrka als unterscheidende Arten
vor: viele Schildkröten — die Klapperschlange, deren Biß stets ge-
fährlich, im Juli und August schnell tödtlich r. die aber ohne Anreizung kei-
neii Menschen angreift, ja, durch Musik von ihm gezähmt werden soll — die
Schlang e.n -Schildkröte, die jungen Enten und großen Fischen nachstellt
und sehr bissig ist — die großen, gefräßigen und häßlichen Kaimans oder
Alligatoren, die Krokodille der neuen Welt, an Größe und Zahnbau von
denen der alten Welt verschieden — die tizerfleckigen Riesenschlangen,
deren Haut sehr bunt ist, und die eine Länge von fünf und vierzig Fuß errei-
chen.— Unter den Insekten, deren unterscheidende Arten besonders in
Südamerika vorkommen, sind nennenswerth der Laterne nträger, sowohl
wegen der Bildung seines Kopfes so genannt, als auch weil er eine leuchtende
Kraft hat — der Hirschhornkäfer, der mit seinen sägeartigen Freßwerk-
zeugen starke Zweige vom Baume abtrennt, indem er sie packt und dann mit
der Schnelligkeit einer Windmühle im Kreise herumfliegt, bis sie durchschnitten
sind — endlich jene prächtigen Schmetterlinge, die in zahlreichen Haufen
um die Ufer der stehenden Gewässer gaukeln oder, wie der stahlgraue Atlas,
in den dichten Wäldern umherschwebcn und durch ihre Mannigfaltigkeit und
Größe die Bewunderung der Naturfreunde erregen.
Was soll ich euch nun von den Bewohnern Amerikas erzählen? —
Als die Europäer diesen Erdtheil entdeckten, wurde derselbe von Menschen
bewohnt, die alle dieselbe Körperbildung hatten und im Allgemeinen von
rother Kupfersarbe waren. Ein großer Theil dieser Ureinwohner (In-
dianer genannt), bestand aus wilden Völkerschaften, während ein anderer
einen gewissen Culturzustand besaß und in Staaten lebte, von denen Mexiko
und Peru die bedeutendsten waren. Von den Nachkommen dieser Mexikaner
und Peruaner sind wenige mehr vorhanden. Denn die Spanier eigneten sich
bei der Entdeckung des Landes nicht bloß das Gold und Silber der Ureinwoh-
ner an, sondern verfuhren auch gegen diese so gewaltsam und grausam, daß
sie jetzt meistens ausgerottet oder in entferntere Gegenden zurückgedrängt wor-
den sind. Zu den ersten spanischen Niederlassungen kamen im Laufe der Zeit
aus den westlichen Küstenländern Europa's noch viele andere Colonien. In
diesen Colonien haben zwar die Europäer ordentlichen Feldbau, Planta-
gen, angelegt, in welchen sie vorzüglich Baumwolle, Zucker, Kaffee,
Indigo, Cacao und Ta bak ziehen, wovon die wilden Jndianerstämme
wenig oder gar nichts verstanden. Aber eben diese Europäer sind es auch,
welche seitdem 16. Jahrhundert den schändlichen Menschenhandel auf
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika Amerrka Amerikas Mexiko Peru
428
Die Zeit von 1815 bis 1857.
in protestantischer Propaganda arbeitete, und Pacifico, ursprünglich ein
portugiesischer Jude, hatten durch Volkstumulte einigen Schaden erlitten
und ihre unverschämten Entschädigungsforderungen wurden von der grie-
chischen Regierung unbeachtet gelassen. Sie klagten bei Lord Palmerston,
dem Minister des Auswärtigen in London, der nun sogleich gegen die
griechische Regierung eine solche Sprache anstimmte, wie es nur der zer-
tretende Uebermuth thun kann, eine Sprache, welche der Minister eines
Monarchen gegen eine Monarchie nie führen sollte, weil sie dieselbe herab-
würdigt. Die griechische Regierung verweigerte den englischen Fuß zu
küssen, der ihr eben einen Tritt gegeben hatte, aber nun nahm die eng-
lische Flotte die griechischen Schiffe weg, blockierte alle Häfen und zu
allem verlangte Palmerston noch einige kleine Inseln an der Küste des
Peloponneses, die angeblich vor Zeiten zu Cerigo gehört hatten (Jan.
1850). Da schritt Frankreich vermittelnd ein, setzte die Entschädigung
des Pacifico auf ihr Maß herunter, strich Palmerstons Jnselforderungen
und dieser ließ es sich gefallen, weil er Frankreich nicht vor den Kopf
stoßen durfte. Er hatte doch hinlänglich gewonnen, indem er dem grie-
chischen Handel einen auf Jahre fühlbaren Schlag gegeben hatte; warum
zählte aber auch die griechische Handelsmarine trotz aller Wirren 3800
Schiffe mit mehr als 15,000 Seeleuten? warum wollte Griechenland
kein Krüppel bleiben, wie es doch das englische Interesse fordert? 1822
hatte Griechenland 675,000 Einwohner, 1856 über 1 Million; davon
kamen auf den Peloponnes über % Mill., auf Hellas 287,000, auf
die Inseln 249,000.
Äie Türkei (1812-1848).
Den Frieden von Bukarest (28. Mai 1812) erkaufte Sultan
Mahmud Ii. mit der Abtretung des Landstriches vom Dniefter bis zum
Pruth deßwegen so wohlfeil, weil Napoleon damals seine furchtbaren
Waffen gegen Rußland trug, aber in den folgenden Friedensjahren be-
festigte sich das erschütterte türkische Reich nicht, sondern die Auflösung
machte immer weitere Fortschritte. Die Türkei zeigt hierin die gleichen
Erscheinungen, wie die verschiedenen großen asiatischen Monarchien,
welche vor Jahrhunderten und Jahrtausenden von glücklichen Eroberern
gegründet wurden. So lange das erobernde Volk (Assprer, Meder, Per-
ser, Parther, Neuperser, Araber, Türken) die rohe Kraft bewahrt, welche
ihm den Sieg über ein verweichlichtes Volk nach dem andern verschaffte,
so lange dauert seine Herrschaft unbestritten fort; hat es aber durch den
Genuß einer despotischen Herrschaft seine ursprüngliche Energie verküm-
mert (das geschieht immer zuerst bei der Dynastie und den Großen),
so beginnt die Empörung der Theile des Reichs und bereitet dasselbe
für die Eroberung durch eine fremde Macht vor. Daß das türkische
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Extrahierte Personennamen: Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: London Cerigo Frankreich Frankreich Griechenland Griechenland Bukarest
England.
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fanden es jedoch nicht nützlich einen vereinzelten militärisch und kommer-
ciell unwichtigen Küstenpunkt zu behaupten und verkauften darum Parga
in aller Stille an den albanesischen Pascha um gute spanische Piaster.
Als die Einwohner es endlich erfuhren, zwangen sie die englischen Kom-
missäre unter Todesdrohung, so lange in der Stadt zu verweilen und dem
Pascha von Ianina den Einmarsch zu verbieten, bis sie sich zur Aus-
wanderung fertig gemacht hätten. Sie gruben die Gebeine ihrer Väter
heraus und verbrannten sie, packten ihre Habseligkeitcn zusammen und
wanderten dann nach den jonischen Inseln oder zerstreuten sich in die
weite Welt. Dies geschah 1816 gegen 3000 Christen; im gleichen Jahre
wurde der Dey von Algier gezüchtigt, weil dieser Barbar es wagte die
englische Flagge zu beleidigen. Lord Ermouth bombardierte den 26. und
27. August das Raubnest und zwang den Dey zu dem Versprechen,
künftig die englischen Schiffe in keiner Weise zu belästigen; für die an-
deren christlichen Flaggen sorgte die englische Politik, die sich damals
schon der Negersklaven so eifrig annahm, auf eine höhnische Weise.
Statt dem Dey das Seeräuberhandwerk ein für allemal niederzulegen,
begnügte sich England mit der Zusage, er werde in Zukunft die Mann-
schaft gekaperter christlicher Schiffe nicht mehr als Sklaven, sondern
als Kriegsgefangene behandeln, eine Unterscheidung, die ungefähr das-
selbe werth sein mochte, wie wenn jemand statt der Hiebe Prügel
erhält.
In Ostindien nahmen es die klugen Insulaner ernsthafter mit den
Nepalesen, die sie 1817 zum Frieden, zur Abtretung aller Eroberungen
außerhalb Nepal und zur Freundschaft zwangen, und noch schärfer ver-
fuhren sie mit den Mahratten. Diese räuberischen Krieger wurden in
blutigen Schlachten, in denen man nicht Pardon gab, aufgerieben und
ihre Fürsten als Vasallen unter englische Oberhoheit gestellt, so daß in
ganz Vorderindien mit Ausnahme des Reiches Lahore keine eigentliche
Macht mehr neben der britischen bestand (1819). Es dauerte auch nur
bis 1824 und es erhob sich ein Krieg mit dem Reiche Birma, dessen
stolzer Beherrscher selbst Veranlassung gab. Am 11. Mai wurde Ran-
gun mit Sturm genommen, die Birmanen trotz ihres hartnäckigen und
gutgeleiteten Widerstandes überall geschlagen, und hätte das Klima des
Jrawaddithales die englische Armee nicht gezehntet und die Unkenntniß
des inneren Landes die Operationen des Generals Kampbell nicht ge-
hemmt, so wäre der Krieg im ersten Sommer zu Ende gegangen. So
dauerte er aber bis 1826, wo Birma im Friedensschlüsse vom 25. Fe-
bruar Assam, Arrakan, Martaban, Tenasserim und Gentha abtrat. So-
mit waren nicht nur die Gränzen Bengalens gesichert, sondern auch
fester Fuß auf der Halbinsel jenseits des Ganges gefaßt, von der die
Engländer auch die Niederländer zu entfernen wußten. Um sich gegen-
Bumüller, Neue Zeit. qq
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Extrahierte Personennamen: Ianina Ermouth August
Extrahierte Ortsnamen: England Algier England Ostindien Nepal Birma Birma Assam Arrakan Martaban