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1. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 68

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
68 Bevölkerung Vorderindiens. Das Britische Indien. § 22. Bevölkerung. *) Wie mannigfache Verschiedenheiten auch bei einer Bevölkerung von 185 Mill. (im Mittlern Hindostan etwa 9000 auf 1 Ihm.) Vorkommen mögen, so unterscheidet man doch heute noch, wie vor dreitausend Jahren, neben den Resten der Urbevölkerung, vorzugs- weise zwei große Völkerstämme in Indien, den arischen, welcher das eigentliche Culturland Indiens, den Norden des ganzen Landes, vom Himalaya bis zur Vindhjakette, nur mit Ausnahme des eigent- lichen Bengalen, eingenommen hat, und den dekhanischen Stamm, südlich von jenem. Die arischen Inder sind das äußerste Glied des großen indo-ger- manischen Völkerftammes gegen O. und gehören, wie dieser überhaupt, zur caucasischen Rasse; ihre dunklere Hautfarbe läßt sich aus klimatischen Einflüssen erklären; sie reden Sprachen, welche auf dem Sanskrit be- ruhen oder doch mit diesem nahe verwandt sind. Auch die dekhanischen Inder haben das caucasische Gepräge, ihre Hautfarbe ist noch dunkler, als die der Arier, ihre Sprachen aber gehören alle einer, vom Sanskrit wesentlich verschiedenen Familie an, deren ausgebildetster Zweig das Tamil genannt wird. Reste der Urbevölkerung finden sich noch zu beiden Seiten des Vin- dhja-Gebirgcs, welcke als eine besondere Nasse erscheinen und, ohne Neger zu sein, sich diesen nähern; sie stehen noch auf der tiefsten Stufe der Cultur. Zu diesen drei verschiedenen Völkerstämmen kommen dann noch die Grenzvölker, welche aus Hinterindien in das östliche Indien, vom nördlichen Hochlande in die Himalayagebiete hineinragen und die, welche auf der Grenze zwischen der irani- schen und indischen Welt wohnen. Die vorherrschende Religion ist die buddhaistische (150 Mill.), nur etwa 7is, höchstens Vio der Einwohner sind Mohamedaner, vor- zugsweise im Pendjab; dazu kommen noch zahlreiche Stämme, namentlich im Osten, welche ohne alle Cultur leben und Religionsgebräuche haben, die von denen der Hindus wesentlich abweichen. Das Christenthum hat in Indien, trotz zahlreicher Missions-Stationen, namentlich im süd- lichen Dekhan und an der Ostküste dieser Halbinsel, noch wenig Verbrei- tung gefunden, hauptsächlich weil die starren Religionssatzungen der Hindus mit ihren Lebensverhältnissen aufs innigste verschmolzen sind. I. Das Britische Indien. Das britische Indien („die Perle in der Krone Großbritan- niens") zerfällt in: 1. Unmittelbare Besitzungen unter den drei Präsidentschaften von Bengalen, Madras und Bombay und den beiden Viceprä- sidentschaften a. der nordwestlichen Provinzen und von Audh, und b. des Pendjab; im Ganzen 40,000 Ihm. mit 135 Mill. E. 9 S. Petermann's Mittheilungen, 1657, Tafel 15.

2. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. III

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Vorwort. Seitdem C. Ritter durch seine „vergleichende Erdkunde" zuerst gezeigt hat, wie die geographische Wissenschaft einer wahrhaft bildenden Behandlungsweise fähig sei, sind auch die Verfasser von geographischen Lehrbüchern vielfach bemüht gewesen, durch Anwendung jener Methode diesem Unterrichtszweige nicht „sowohl seine höhere als vielmehr seine wahre Bedeutung" zu geben. Diese Versuche bestanden zunächst in einer ausführlicheren Darstellung der topischen und physikalischen Verhältnisse, und in der Beschränkung der politi- schen Geographie auf eine skizzenartige Uebersicbt. Anderen schien jedoch bald diese streng wissenschaftliche Methode nicht die rechte An- ziehungskraft für den jugendlichen Geist zu haben, und sie glaubten der früher üblichen Beimischung von naturwissenschaftlichen und hi- storischen Notizen nicht entbehren zu können. So blieben die geo- graphischen Compendien, der Mehrzahl nach, ein nur das Gedächtniß in Anspruch nehmendes, encyclopädisches Aggregat von Angaben aus den verschiedensten Zweigen der Naturwissenschaft, der politischen, Cultur- und selbst der Literaturgeschichte, ohne inner» Zusammenhang, obgleich C. Ritter selbst schon im Jahre 1833 in einer vor der Aka- demie der Wissenschaften in Berlin gelesenen Abhandlung „von dem historischen Elemente der geographischen Wissenschaft" gegen solche Einmischung fremdartiger, wenn auch verwandter Elemente sich ent- schieden ausgesprochen hatte. „Diejenige Wissenschaft," sagt er, „welche erst des Reizes der Nebertragung oder der Nutzanwendung aus andern Wissenschaften bedarf und des eigenen Keimes der Ent- faltung ermangelt, wird auch andere Wissenschaften oder das Leben selbst nie befruchten oder berühren, und die todtgeborne wird auch leblos bleiben und durch keinen täuschenden Anstrich lebendig machen. Sie wird dann keineswegs als Disciplin zur humanen Ausbildung des menschlichen Geistes gehören und würde auch keine eigene

3. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 64

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
64 Die Staaten in Hinterindien. §. 21. Die Staaten in Hinterindien sind: 1. Annam oder Cochin-China, gebildet aus den früher ge- trennt gewesenen Königreichen Tonking und Cochin-China nebst einigen kleinern Gebirgsstaaten. Der Umfang des Ganzen wird un- gefähr dem Frankreichs entsprechen, die Angaben der Einwohnerzahl schwanken zwischen 10 und 30 Mill., wovon bei weitem der größte Theil auf Tonking kommt. Die Hauptstadt ist Hus. Die Könige erhalten vom Hofe zu Peking ihre Belehnung. 2. Das Königreich Siam (mit 6 Mill. Einw. auf 12,330 □90?.) ist einschließlich der tributären Malaienstaaten auf 9)?alaka etwas größer als der österreichische Kaiserstaat und wird von sehr ver- schiedenartigen, zum Theil noch unbekannten Völkerschaften bewohnt, unter welche sich viele Ansiedler aus fremden Nationen gemischt haben. Das südliche Ende von Malaka gehört theils einigen souverainen Malaienfürsten, theils den Briten. Die Hauptstadt von Siam ist Bangkok (mit 350,000 Einw.). 3. Das Reich der Birmanen umfaßt dem wesentlichen Theile nach das Stromgebiet des Jrawadi und wird auch zuweilen nach dem Namen der Hauptstadt das Reich Awa genannt. In Folge eines zweimaligen unglücklichen Krieges mit den Briten ist das Gestadeland Arakan (1826) und das Plateauland Pegu (1852) verloren gegangen und das Reich um ein Viertel feines ehemaligen Gebiets beschränkt worden, so daß der heutige Umfang (wie der Annam's) dem von Frankreich am nächsten kommt. Die Birmanen haben noch nicht lange den Zustand der Barbarei verlassen und stehen in Hinsicht der Civilisation (Religion, Sitten, Staatseinrichtungeu) weit hinter den Hindus und noch weit mehr hinter den Chinesen zurück, doch über den schon civilisirten Bewohnern des öst- lichen Archipels. Die geringe Volksdichtigkeit (etwa 400 auf eine □ M.) in einem so fruchtbaren, durch Klima, Flußschifffahrt, Häfen und Lage ungemein begünstigten Lande — ebenfalls ein Beweis für das junge Alter der Civilisation — erklärt sich durch die beständigen inneren und äußeren Kriege und die schlechte Verwaltung. 4. Die Briten beherrschen die nordwestlichen Gestadeland- schaften (Arakan, Pegu, Tenasserim) der durch Fruchtbarkeit des Bodens, schiffbare Flüsse und bequeme Lage für den Weltverkehr nach China, Australien, Amerika wichtigen Halbinsel; ferner auf der Halbinsel Malaka einen gleichnamigen kleinen Küstenstrich, dessen buntgemischte Bevölkerung (55,000 E., meist Malaien und Chi- nesen) größtentheils in der Stadt 9ralaka concentrirt ist; und die für den Handel wichtige Insel Singhapura (60,000 Einw.) an der Südspitze von Malaka mit der Stadt gl. N., dem großen Emporium des südöstlichen Asiens, dem „London des Orients."

4. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 72

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
72 Das Dekhan. §. 22. Gebirges, bildet in der Mitte ein von dem übrigen Hochlande Hinter- asiens vollständig isolirtes Tafelland (3000—5000' hoch), welches im O. und W. von den Ghatta-Gebirgen (noch 1000—2000' höher) be- grenzt und eingeschlossen wird. а. Die Westküste des Dekhan ist wegen ihrer günstigen Lage für den Seehandel von den ältesten Zeiten ein Hauptziel der Schifffahrt gewesen und in neueren Zeiten zunächst von den Portugiesen angesiedelt worden, von deren ehemals bedeutenden Besitzungen an der Küste das verfallene Goa der einzige Ueberrest ist. Die britische Hauptstadt des westlichen Dekhan ist Bomb ay (566,000 (§.?) mit trefflichem Kriegshafen. In der Nähe liegen die berühmten unterirdischen Felsentcmpel Indiens; namentlich ist zu Ellora der (1 M. lange) sagenannte Götterberg van oben bis unten in stackwerkartig übereinander befindlichen Grotten ausgehöhlt und in un- zählige Tempel (von denen allein 20 dem Gotte Siwa angchören) zu einem wahren Pantheon der Inder umgeschaffen. Das südwestliche Küstenland oder Malabar gleicht einem großen terrassenförmigen Garten, in welchem vorzüglich die Pfeffer- und Betel- Ranke, die Palme, Zucker u. s. w. gedeihen, höher folgen die Tekwälder mit ihrem fast unverweslichen Holze und, wo diese aufhören, beginnen die Waldungen des kostbaren Sandelholzes. Daher ward dieser Küsten- strich einer der frühesten Centralpunkte des Welthandels mit zahlreichen Emporien. б. Das Tafelland, welches sich in progressiver Steigung von N. gegen S. erhebt, nimmt den bei weitem größten Theil des Dekhan ein. Es wird nur von wenigen Hügelreihen durchzogen und senkt sich allmählich gegen O., weshalb die Flüsse einen trägen Lauf haben. Das Land hat einzelne sehr fruchtbare Theile, andere von mittlerer Frucht- barkeit, viele Striche liegen unangebaut da, namentlich seit der Herr- schaft der Mahratten. Die wichtigste Stadt im Innern ist ein zweites Haid arabad (200,000 E.). c. Die Ostküste oder die sandige Küste Koromandel, eine der gefährlichsten und hafenlosesten (vgl. §. 7, 3), konnte bei ihrem heißen, ungesunden Klima und wegen des Mangels an eigenthümlichen Erzeug- nissen nicht die Bedeutung gewinnen, welche der Küste Malabar durch ihre tropische Begetatiou zu Theil ward. Doch war sie durch ihre Lage und die Natur des bengalischen Meerbusens auf Handelsverkehr nllt Hinterindien, dem indischen Archipel, Ceylon und dem Gangeslande angewiesen. Daher entstanden die Handelsplätze Mansaltpatam, Madras (720,000 E. ?), der Hauptsitz des indischen Perlen- und Edelstein-Handels, und die französische Niederlassung P o n d i ch e rr y (25—30,000 E.). D. Die Insel Ceylon (1154 sz M.) wird vom Festlande ge- trennt durch eine gefährliche Meerenge, voll Felsenriffe und Sandbänke, an denen sich die von den Monsoous hergetriebeuen Meeresströmungen in heftigen Brandungen brechen und welche (namentlich die sogenannte Adamsbrücke) die Durchfahrt für größere Schiffe unmöglich machen.

5. Theil 2 - S. 275

1864 - Mainz : Kirchheim
275 dem Neu-Seeländischen Flachse (aus dem treffliches Tauwerk und Netze verfertigt werden, und von dem die Briten namentlich 1835 für 14,000 Pfd. Stelling ausführten) die Bergsichte oder Neu-Seelän- difche Eiche, die eine Höhe von mehr als 100 Fuss erreicht. Vonvier- füfsigenthieren haben manche der kleineren infein gar keine eigen- thümlichen Arten, andere nur Hunde, welche hier gegessen werden, Schweine von besonderer Art u. f. f. Das australische Festland besitzt von den grossem Thieren der alten und neuen Welt nicht ein ein- ziges, hat dagegen Thierarten, die man sonst nirgends findet, und wohin insbesondere das Känguruh und das Schnabelthier gehören. Ueberhaupt zeichnet sich Neuholland durch manche Seltsamkeit im Thier- und Pflanzenreiche aus. So gibt es hier z. B. auch weifse Adler und Papageien, die, wie die hühnerartigen Vögel, ihr Futter auf der Erde suchen, und was das Pflanzenreich betrifft, so finden sich hier mannshohe Grasarien, baumhohe Schilfärten, Birnen, deren Stengel am breiteren Ende befindlich find, Kirschen, deren Stein an der Aufsenfeite wächst, Bäume, deren lederartige Blätter senkrecht auf den Stengeln fitzen, die nicht ihr Laub, sondern ihre Rinde mit den Jahreszeiten wechseln und dergleichen mehr. Was nun endlich die Bevölkerung betrifft, die mit Ausnahme von Vandiemensland, wo jetzt nur Europäer wohnen, Neuholland und einem Theile der Südfee-Infeln, wo ebenfalls die europäische Bevölkerung überwiegend ist, nur aus Eingeborenen besteht, so ge- hören die von Neu-Guinea, Neu-Caledonien und Neu-Britannien ausschliesslich zu den Auftrainegern, dagegen die aller übrigen In- seln Australiens mehr oder minder den Malayen an. Alle Australier waren bei Ankunft der Europäer völlig wild; einige, namentlich die Neuholländer, in thierischer Rohheit; andere nicht ohne Spuren einer Kultur, sanften Gemüths und wenigstens für Bildung sehr em- pfänglich. Ihre Religion war und ist (wo das Christenthum noch nicht Eingang gefunden hat) noch der Fetischismus und zwar meist in den abenteuerlichsten und schrecklichsten Gestalten, mit — Men- schenopfern und Menschenfresserei verbunden. Es gibt Menschen- fresser noch auf einigen Inseln des indischen Archipels (Infelmeeres); es gibt Menschenfresser unter den Negerftämmen in Afrika ; es gibt deren sogar noch unter den einzelnen Indianerstämmen in Südame- rika: aber nirgends ist oder war diese teuflische Sitte so weit ver- breitet, wie auf den Südfee-Infeln. Auf den Fidschi-Inseln wurde 1813 ein grosser Theil der Mannschaft des englischen Schilfes „Hur- ter“ von den Eingeborenen erschlagen, sofort gebraten und verzehrt. Auf diesen nämlichen Inseln herrschte auch der entsetzliche Gebrauch, Kriegsgefangene in zusammengebundener kauernder Stellung leben- dig in den Bratofen zu stellen, um durch dieses langsame Braten das 18*

6. Theil 2 - S. 104

1864 - Mainz : Kirchheim
104 Wird aber im Allgemeinen dem Ausspruche: Jeder ist seines Glückes Schmied, seine Wahrheit und Gültigkeit genommen? Schüler: Nein, in den meisten Fällen trifft es ein. Lehrer: Das heißt also mit andern Worten: Jeder Mensch ist seines Glückes oder Unglückes eigener Urheber, gilt als Regel; die wenigen Fälle, wo es anders ist, gehören zu den Ausnahmen. Ueberdies hat das wahre Glück, das in der Ruhe der Seele und in einem guten Gewissen besteht, - jeder Mensch in seiner Gewalt. 58. Die deutschen Sprüchwörter. Mein junger Freund! Sie äußern sich in Ihrem letzten Briefe ziemlich geringschätzig über die Bildungsstufe der Gegend, worin Sie leben, insbesondere will Ihnen die derbe Sprechweise des Volkes nicht gefallen. Ich weiß gerade nicht, ob das Landvolk der dortigen Gegend schlechter spricht, als das hiesige; ich weiß auch nicht, ob nicht durch Vernachlässigung der Schulen die Leute bei Ihnen roher sind, als anderswo: aber im Allgemeinen glaube ich, daß die Mundarten des deutschen Volkes recht viel Schönes enthalten und oft kräftigere und bezeichnendere Aus- drücke darbieten, als die Schriftsprache. Und daß das Volk trotz seiner Derbs- heit und anscheinenden Rohheit eine große Menge weiser Gedanken in sich au - genommen hat und glücklich anzuwenden versteht, das beweisen die deutschen Sprüchwörter. Wenn Sie Hebels allemannische Gedichte lesen wollten, würden Sie sich überzeugen, wie herrlich die Volksmundart einiger Gegenden zu Ge- dichten geeignet ist, und wer in Norddeutschland gelebt hat, wird sich mit Ver- gnügen an die gemüthliche Weise der plattdeutschen Sprache erinnern. Ich will mich aber jetzt darauf beschränken, Ihnen einige Sprüchwörter mitzutheilen, welche mehr im Volke, als in Büchern, einheimisch sind, und welche gleichwohl treffliche Gedanken enthalten. Lassen Sie uns bei dem nächsten anfangen: „Allzu spitz sticht nicht." Wird das nicht einen Ueberklugen besser belehren, als die längste Predigt, zu- mal wenn ihm Einer noch dazu sagt: Gib Acht, „die gescheidten Hühner legen auch manchmal neben das Nest." Denn er denkt: „Das gescheidte Huhn sollst du sein, du mußt doch erst untersuchen, ob du nicht neben das Nest gelegt hast." Jedenfalls wird der Mann nun so klug werden, daß er nicht Alles auskramt, was er vorhat; denn er denkt: „Wer am Wege baut, hat viele Meister!" » Einem Hochmüthigen sagt das Volk: „Hochmuth kommt vor dem Falle," und Mancher denkt, wenn er einen solchen Thoren daher stolziren sieht: Lauf' du nur hin! „es ist noch nicht aller Tage Abend." Was mich betrifft, so meine ich: „Ein Stück Brod in der Tasche ist besser, als eine Feder auf dem Hute." Hat der Hochmüthige vielleicht große Pläne im Werke, will er sein Häuschen verkaufen, um einen Palast zu bauen, so ruft man ihm zu: „Ein Sperling im

7. Theil 2 - S. 152

1864 - Mainz : Kirchheim
152 Blechnäpfen oder irdenen Töpfen in einen heißen Ofen stellt. Auch dadurch tödtet man sie, daß man ihnen die Luft entzieht. Die getödteten Thiere wer- den dann auf Matten ausgebreitet und so lang der Sonne ausgesetzt, bis sie völlig trocken sind. Nachdem sie dann noch gesiebt worden sind, um sie von Unreinigkeiten zu befreien und um das Weibchen von den kleineren Larven zu sondern, verpackt man sie in Schachteln. In diesem Zustande sind sie nun eben der unter dem Namen Cochenille bekannte Farbestoff. Man sieht, daß die Cochenillezucht zwar ein einträgliches, aber auch ein sehr mühevolles Ge- schäft ist. 32. Der Seidenspinner Ihr habt doch gewiß schon von dem Seidenwurme gehört, von dem un- sere Seide kommt. Nun, das ist eben die Raupe, aus welcher der Seidenspin- ner, eines der nützlichsten Insekten, entsteht. — Glaubt ja nicht, daß der Sei- denspinner schön aussieht. Er ist ein Nachtvogel, ungefähr einen Zoll lang und mit ausgespannten Flügeln zwei Zoll breit. Er hat gelblich-weiße Flügel mit drei blaßbraunen Streifen und kammartige Fühlhörner. Das Weibchen legt in einigen Tagen 300—500 Eier, die so groß sind, wie Hirsekörner. Durch eine Wärme von 18—20 Grad werden diese Eier in 6—8 Tagen ausgebrütet. Die kleinen Räupchen, die erst weiß sind, dann braun werden und zuletzt einen schwarzen Kopf bekommen, wachsen schnell. Sie sind sehr gefräßig, wie alle anderen Ihresgleichen, rühren aber Nichts an, als die Blät- ter des weißen Maulbeerbaums, wenigstens will ihnen nichts Anderes recht schmecken und zusagen. Sie häuten sich vier- bis fünfmal, und zwar beinahe jede Woche einmal. So lebt und frißt nun diese Raupe 6—7 Wochen lang. 5—7 Tage nach der letzten Häutung fängt sie endlich an, sich einzuspinnen, was sie vorher dadurch zu erkennen gibt, daß sie nicht mehr frißt, sondern mit Fäden im Maule und mit aufgerichtetem Halse unruhig umherläuft, um einen Ort zu suchen, an den sie die Fäden befestigen kann. Hat die Raupe endlich diesen Ort, nämlich dürre Ruthen von Birken- oder andern Reisern, gefun- den, so klebt sie zwei sehr feine Tröpfchen eines klebrigen Saftes an die Ru- then an, bewegt den Kopf hin und her und bringt so zwei sehr dünne Fäden aus den Oesfnungen heraus, die sie geschickt mit den beiden Vorderfüßen zu einem Faden zu verbinden weiß. Zuerst spinnt sie ein weitläufiges, verwor- renes und durchsichtiges Gewebe, aus welchem die Floretseide kardätscht wird. Den zweiten Tag zieht sie die Fäden um sich herum und bildet den eigentlichen Kokon (Seidenhäuschen), in dessen Mitte sie sich befindet. Ein solcher Kokon, der ziemlich die Größe und Gestalt eines kleinen Taubeneies hat, besteht aus einem einzigen Doppelfaden, der 900 —1200 Fuß lang ist. Dies ist nun unsere Seide, die man nicht erst zu spinnen braucht, wie den Flachs oder die Baumwolle; denn das hat ja die Raupe schon gethan. Man darf nur 10—12 Kokons mit einander abhaspeln und sie zwirnen. Läßt man aber der Puppe,

8. Theil 2 - S. 263

1864 - Mainz : Kirchheim
263 engere Heimath Nordamerika ist — die Wand ertaube, die in unüberseh- baren Scharen umherzieht und durch ihr Fleisch Len Ansiedlern in der neuen Welt einen großen Theil ihres Wintervorrathes liefert — der Condor, der Riese unter den Geiern, der sich in majestätischem Fluge über den Eisgipfeln wiegt — die Colibri's, diese Vogelmücken mit Rubin-, Topasen- und Sma- ragdenleibern, die ihre Nahrung im Fluge aus den Kelchen der Blumen sau- gen.— Von Amphibien kommen in Amerrka als unterscheidende Arten vor: viele Schildkröten — die Klapperschlange, deren Biß stets ge- fährlich, im Juli und August schnell tödtlich r. die aber ohne Anreizung kei- neii Menschen angreift, ja, durch Musik von ihm gezähmt werden soll — die Schlang e.n -Schildkröte, die jungen Enten und großen Fischen nachstellt und sehr bissig ist — die großen, gefräßigen und häßlichen Kaimans oder Alligatoren, die Krokodille der neuen Welt, an Größe und Zahnbau von denen der alten Welt verschieden — die tizerfleckigen Riesenschlangen, deren Haut sehr bunt ist, und die eine Länge von fünf und vierzig Fuß errei- chen.— Unter den Insekten, deren unterscheidende Arten besonders in Südamerika vorkommen, sind nennenswerth der Laterne nträger, sowohl wegen der Bildung seines Kopfes so genannt, als auch weil er eine leuchtende Kraft hat — der Hirschhornkäfer, der mit seinen sägeartigen Freßwerk- zeugen starke Zweige vom Baume abtrennt, indem er sie packt und dann mit der Schnelligkeit einer Windmühle im Kreise herumfliegt, bis sie durchschnitten sind — endlich jene prächtigen Schmetterlinge, die in zahlreichen Haufen um die Ufer der stehenden Gewässer gaukeln oder, wie der stahlgraue Atlas, in den dichten Wäldern umherschwebcn und durch ihre Mannigfaltigkeit und Größe die Bewunderung der Naturfreunde erregen. Was soll ich euch nun von den Bewohnern Amerikas erzählen? — Als die Europäer diesen Erdtheil entdeckten, wurde derselbe von Menschen bewohnt, die alle dieselbe Körperbildung hatten und im Allgemeinen von rother Kupfersarbe waren. Ein großer Theil dieser Ureinwohner (In- dianer genannt), bestand aus wilden Völkerschaften, während ein anderer einen gewissen Culturzustand besaß und in Staaten lebte, von denen Mexiko und Peru die bedeutendsten waren. Von den Nachkommen dieser Mexikaner und Peruaner sind wenige mehr vorhanden. Denn die Spanier eigneten sich bei der Entdeckung des Landes nicht bloß das Gold und Silber der Ureinwoh- ner an, sondern verfuhren auch gegen diese so gewaltsam und grausam, daß sie jetzt meistens ausgerottet oder in entferntere Gegenden zurückgedrängt wor- den sind. Zu den ersten spanischen Niederlassungen kamen im Laufe der Zeit aus den westlichen Küstenländern Europa's noch viele andere Colonien. In diesen Colonien haben zwar die Europäer ordentlichen Feldbau, Planta- gen, angelegt, in welchen sie vorzüglich Baumwolle, Zucker, Kaffee, Indigo, Cacao und Ta bak ziehen, wovon die wilden Jndianerstämme wenig oder gar nichts verstanden. Aber eben diese Europäer sind es auch, welche seitdem 16. Jahrhundert den schändlichen Menschenhandel auf

9. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 428

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
428 Die Zeit von 1815 bis 1857. in protestantischer Propaganda arbeitete, und Pacifico, ursprünglich ein portugiesischer Jude, hatten durch Volkstumulte einigen Schaden erlitten und ihre unverschämten Entschädigungsforderungen wurden von der grie- chischen Regierung unbeachtet gelassen. Sie klagten bei Lord Palmerston, dem Minister des Auswärtigen in London, der nun sogleich gegen die griechische Regierung eine solche Sprache anstimmte, wie es nur der zer- tretende Uebermuth thun kann, eine Sprache, welche der Minister eines Monarchen gegen eine Monarchie nie führen sollte, weil sie dieselbe herab- würdigt. Die griechische Regierung verweigerte den englischen Fuß zu küssen, der ihr eben einen Tritt gegeben hatte, aber nun nahm die eng- lische Flotte die griechischen Schiffe weg, blockierte alle Häfen und zu allem verlangte Palmerston noch einige kleine Inseln an der Küste des Peloponneses, die angeblich vor Zeiten zu Cerigo gehört hatten (Jan. 1850). Da schritt Frankreich vermittelnd ein, setzte die Entschädigung des Pacifico auf ihr Maß herunter, strich Palmerstons Jnselforderungen und dieser ließ es sich gefallen, weil er Frankreich nicht vor den Kopf stoßen durfte. Er hatte doch hinlänglich gewonnen, indem er dem grie- chischen Handel einen auf Jahre fühlbaren Schlag gegeben hatte; warum zählte aber auch die griechische Handelsmarine trotz aller Wirren 3800 Schiffe mit mehr als 15,000 Seeleuten? warum wollte Griechenland kein Krüppel bleiben, wie es doch das englische Interesse fordert? 1822 hatte Griechenland 675,000 Einwohner, 1856 über 1 Million; davon kamen auf den Peloponnes über % Mill., auf Hellas 287,000, auf die Inseln 249,000. Äie Türkei (1812-1848). Den Frieden von Bukarest (28. Mai 1812) erkaufte Sultan Mahmud Ii. mit der Abtretung des Landstriches vom Dniefter bis zum Pruth deßwegen so wohlfeil, weil Napoleon damals seine furchtbaren Waffen gegen Rußland trug, aber in den folgenden Friedensjahren be- festigte sich das erschütterte türkische Reich nicht, sondern die Auflösung machte immer weitere Fortschritte. Die Türkei zeigt hierin die gleichen Erscheinungen, wie die verschiedenen großen asiatischen Monarchien, welche vor Jahrhunderten und Jahrtausenden von glücklichen Eroberern gegründet wurden. So lange das erobernde Volk (Assprer, Meder, Per- ser, Parther, Neuperser, Araber, Türken) die rohe Kraft bewahrt, welche ihm den Sieg über ein verweichlichtes Volk nach dem andern verschaffte, so lange dauert seine Herrschaft unbestritten fort; hat es aber durch den Genuß einer despotischen Herrschaft seine ursprüngliche Energie verküm- mert (das geschieht immer zuerst bei der Dynastie und den Großen), so beginnt die Empörung der Theile des Reichs und bereitet dasselbe für die Eroberung durch eine fremde Macht vor. Daß das türkische

10. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 449

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
England. 449 fanden es jedoch nicht nützlich einen vereinzelten militärisch und kommer- ciell unwichtigen Küstenpunkt zu behaupten und verkauften darum Parga in aller Stille an den albanesischen Pascha um gute spanische Piaster. Als die Einwohner es endlich erfuhren, zwangen sie die englischen Kom- missäre unter Todesdrohung, so lange in der Stadt zu verweilen und dem Pascha von Ianina den Einmarsch zu verbieten, bis sie sich zur Aus- wanderung fertig gemacht hätten. Sie gruben die Gebeine ihrer Väter heraus und verbrannten sie, packten ihre Habseligkeitcn zusammen und wanderten dann nach den jonischen Inseln oder zerstreuten sich in die weite Welt. Dies geschah 1816 gegen 3000 Christen; im gleichen Jahre wurde der Dey von Algier gezüchtigt, weil dieser Barbar es wagte die englische Flagge zu beleidigen. Lord Ermouth bombardierte den 26. und 27. August das Raubnest und zwang den Dey zu dem Versprechen, künftig die englischen Schiffe in keiner Weise zu belästigen; für die an- deren christlichen Flaggen sorgte die englische Politik, die sich damals schon der Negersklaven so eifrig annahm, auf eine höhnische Weise. Statt dem Dey das Seeräuberhandwerk ein für allemal niederzulegen, begnügte sich England mit der Zusage, er werde in Zukunft die Mann- schaft gekaperter christlicher Schiffe nicht mehr als Sklaven, sondern als Kriegsgefangene behandeln, eine Unterscheidung, die ungefähr das- selbe werth sein mochte, wie wenn jemand statt der Hiebe Prügel erhält. In Ostindien nahmen es die klugen Insulaner ernsthafter mit den Nepalesen, die sie 1817 zum Frieden, zur Abtretung aller Eroberungen außerhalb Nepal und zur Freundschaft zwangen, und noch schärfer ver- fuhren sie mit den Mahratten. Diese räuberischen Krieger wurden in blutigen Schlachten, in denen man nicht Pardon gab, aufgerieben und ihre Fürsten als Vasallen unter englische Oberhoheit gestellt, so daß in ganz Vorderindien mit Ausnahme des Reiches Lahore keine eigentliche Macht mehr neben der britischen bestand (1819). Es dauerte auch nur bis 1824 und es erhob sich ein Krieg mit dem Reiche Birma, dessen stolzer Beherrscher selbst Veranlassung gab. Am 11. Mai wurde Ran- gun mit Sturm genommen, die Birmanen trotz ihres hartnäckigen und gutgeleiteten Widerstandes überall geschlagen, und hätte das Klima des Jrawaddithales die englische Armee nicht gezehntet und die Unkenntniß des inneren Landes die Operationen des Generals Kampbell nicht ge- hemmt, so wäre der Krieg im ersten Sommer zu Ende gegangen. So dauerte er aber bis 1826, wo Birma im Friedensschlüsse vom 25. Fe- bruar Assam, Arrakan, Martaban, Tenasserim und Gentha abtrat. So- mit waren nicht nur die Gränzen Bengalens gesichert, sondern auch fester Fuß auf der Halbinsel jenseits des Ganges gefaßt, von der die Engländer auch die Niederländer zu entfernen wußten. Um sich gegen- Bumüller, Neue Zeit. qq
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