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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 11

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Indien. 11 Indische Reiche gab es einige Jahrhunderte vor Christus mehrere; eines derselben soll noch nordöstlich von ihrem Stammlande, auf der großen mittelasiatischen Hochebene, unter dem Namen Kusthana bestanden haben. Andere Königreiche waren im Lande der Fünf Ströme: Indus, Hpdaspes, Acesines, Hparotis, Hpphasis (indisch Pantschanada, bei den Griechen Pentapotamia, heutzutage englisch als Pendschab), ohne braminische Einrichtungen und deßwegen als nicht ebenbürtig betrachtet. Auch im schönen Gebirgsthale von Kashmir (indisch Kasjapamura) war ein uraltes Fürftenthum und an dem untern Laufe des Indus das Reich der Aratta (Adraiftä). Das mächtigste von allen war das der Prasier (indisch Pratsja) mit der Hauptstadt Patalipatra, im eigentlichen Gangeslande. Am oberen und mittleren Laufe des Ganges ist der eigentliche Schauplatz des Braminenvolkes; dort lagen oder liegen noch in ihren Trümmern die uralten Königsstädte Hastinapura, Indroprastha, Mathura. Nach der Lehre der Braminen war ein Urwesen, das alle Keime der-Geister- und Körperwelt in sich enthielt und aus dem Alles hervor- ging; zuerst die Götter Brama, der schaffende Gott, dann Bishnu, der erhaltende, und Siwa oder Mahadewa, der zerstörende. An sie reihen sich unzählige Götter und Göttinen, welche alles Wesen durchdringen und bewegen; denn alles ist göttlicher Natur, weil hervorgegangen aus dem göttlichen Urwesen. Diese ganze Welt mit Himmel und Erde, mit Göttern, Menschen, Thieren, Pflanzen, den Elementen, Metallen und dem verschiedenen Gestein, wird einst, wenn das letzte (jetzige) Zeit- alter, Kalijuga, in dem alles mehr und mehr entartet, vollendet ist, zu Grunde gehen und nichts übrig bleiben als jenes Urwesen, das die Keime aller Dinge in sich bergen und Wieder zu einem neuen, anders gestalteten Dasein siervorgehen lassen wird. Nach dem Glauben der Indier sind sie das erlesene Volk, das sich von den andern streng abgeschlossen halten muß und sich mit denselben nicht vermischen darf, wenn es nicht seiner Vorzüge verlustig gehen will. Doch ist auch unter ihnen selbst eine große Abstufung, und diese Stufen sind von einander durch unübersteigliche Schranken getrennt; denn Brama hat die Menschen nicht zu gleicher Würde und zu gleicher Be- stimmung geschaffen, sondern schon in den Stammeltern einen Unter- schied für alle Zeiten angeordnet. Er schuf nämlich Braminen (Brah- manas), Kshatrijas oder Rajahs, Vaisas (Vaisjas) und Sudras. Die Nachkommen derselben folgen ihren Vätern in allen Verhältnissen des Lebens und dürfen diese in keiner Weise abändern; daher rührt die Eintheilung in erbliche Stände oder Kasten, wodurch das Volk mit Insekten Aehnlichkeit erhält, welche, wie die Bienen, in Königin, Drohnen und Arbeiter, oder, wie die Termiten, in König und Königin, Krieger und Arbeiter geschieden sind. Die vornehmste Kaste ist die der

2. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 323

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Erfüllung der Zeit. 323 es auch anders bei der republikanischen Verfassung und der öffentlichen Rechtspflege sein's Aber gerade von diesem durch und durch römischen Zweige besitzen wir verhältnißmäßig wenig. Die Geschichtschreiber geben uns allerdings die Reden berühmter Feldherren, der Volkstribunen und Staatsmänner, aber diese sind nur Proben der rednerischen Ausbildung des Geschichtsschreibers selbst. Nur von Cicero, allerdings dem größten Redner der Römer, der aber seine griechische Bildung nicht verleugnen kann, sind Originale auf uns gekommen, während doch von Hortensius, Antonius und namentlich von Cäsar, der auch als Redner glänzte, viele in den Händen ihrer Zeitgenossen und noch zu Quintilians Zeit allge- mein bekannt waren. Nicht besser ist es uns mit den Werken der rö- mischen Geschichtschreiber ergangen; Cäsars Kommentare sind uns er- halten, ebenso des Sallustius, seines Zeitgenossen, Geschichte der katili- narischen Verschwörung und des jugurthinischen Krieges, dagegen ist seine römische Geschichte verloren; erhalten sind uns ferner die Lebens- bilder berühmter Feldherren von Kornelius Nepos, der aber nur in dem Leben des Attikus auf römischem Schauplatze wandelt, das einzige Beispiel, daß sich ein Römer ausländischer Größen mit Vorliebe an- nahm. Am beklagenswerthesten ist der Verlust so vieler Dekaden des Geschichtswerkes von Tit. Livius aus Patavium, von welchem übrigens in unserer Zeit einzelne Bruchstücke wiederum aufgefunden wurden; zwar ist er ganz Römer und verhüllt und verschweigt manches, was den Ruhm seiner Nation schmälern könnte, auch beweist das, was der Grieche Polybius uns über die römische Geschichte mittheilt, daß Livius die Quellen nicht immer mit Sorgfalt aufsuchte — nichtsdestoweniger müssen wir seiner Gelehrsamkeit und seinem Fleiße alle Anerkennung zollen und seine meisterhaften Gemälde römischer Männer und Thaten bewundern; Augustus nannte ihn einen Pompejaner. Zweites Kapitel. Die Erfüllung der Zeit. Koma aeterna! Rom ist ewig! war zu Augustus Zeit ein römischer Glaubenssatz, und unter seinen nächsten Nachfolgern hätte ein lauter Zweifel den Tod gebracht. Zn der Thal, welches Volk war denn noch da, welches die römische Weltmonarchie mit Erfolg anzugreifen vermochte? Karthago war jetzt eine römische Stadt und wenigstens 400 andere umsäumten die Küste Nordafrikaö und den Rand des großen Sand- meeres; was wollten die Negerhorden gegen das römische Afrika unter- nehmen? Dem römischen Asien drohte früher die Macht der Parther; 21 *

3. Bd. 2 - S. 274

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
274 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand. Umgebungen des Indus ermunterte jezt die vervielfältigten Handels- reisen zu Wasser und zu Lande. Die Seteuciben (vordem Empor- kommen der part hi scheu Macht) und die Ptolemäer theilten sich in den indischen See-Handel; diese befuhren alle Küsten von Arabien bis Ceylon und Malabar. Hipp alns wagte zum erstenmale die Fahrt gerade über's Meer nach Indien. Er fuhr vorr Ocelis in Arabien aus. Die Selenciden belebten vorzüglich den Verkehr zu Lande. Seteu- kus Nikator war mit seinem Heere bis an den Ganges gedrungen. Bengalen, Agra und Delhi traten aus der Dunkelheit hervor, das große Patibothra (an der Vereinigung des Soane mit dem Ganges) wurde entdeckt, und blieb von da der wichtigste Stapelort. Vom Indus an durch Mittelasien zogen die Waaren theits ans den im vorigen Zeiträume (B. ?. S. 245) beschriebenen Wegen, theilö wurden sie stromaufwärts bis dahin gebracht, wo ein kurzer Landweg zu dem oberen O r u s führte, auf dessen Rücken sie hinab in das kaspische Meer, dann weiter in den Kur und nach einem abermaligen Land- transport in den Phasiö und das schwarze Meer gelangten. (In noch späteren Zeiten wurden anstatt der leztgenannten Flüsse die Wolga und der Tanais (Don) gebraucht.) Den karthagischen Handel haben wir im vorigen Zeiträume be- leuchtet. Auch einige spanische und gallische Städte, wie Nnmantia, Narbona, Bannes (in Bretagne) u. a. trieben ansehnlichen Han- del. Auf Britannien und einen Theil der Nordseeküsten, so auch auf die skandinavischen Länder, fällt allmälig durch einzelne Ent- deckungsreisen und durch Zinn- und Bernstein-Handel ein zweifelhaf- tes Licht. §. 29. Römischer Handel. Die Römer haben den Handel nicht werth geachtet und unmittel- bar wenig für den denselben gethan. Sie hielten für rühmlicher, die Nationen zu würgen und zu plündern, als gegen Zuführung friedlicher Jndnstrieprodukte einen freiwilligen Tribut von denselben zu erheben. Mehrere der blühendsten Handetstaaten sind unter den Streichen des rohen Römerarms gefallen. Zuerst die stillen Etrusker, hierauf Syra- kus und Karthago und Korinth. Auch die kleinasiatischen Städte und Rhodus und selbst Massitia wurden hart von ihnen bedrängt. Gleich- wohl war Rom nicht ohne Handel. Es hatte eine eigene Innung von Kaufleuten (*), prägte Silbermünzen noch vor den punischen Kriegen, und schuf während des ersten derselben sich eine Marine. Nur (*) Die k* Claudia verbot den Patriziern, persönlich Handel zu treiben. Aber Geld dazu durften sie geben.

4. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 257

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
England. 257 Zeit begannen die Eroberungen der Engländer in Ostindien im großen Maßftabe. Vorher besaß die englisch-ostindische Kompagnie einige Fakto- reien und Forts, spielte aber neben den Franzosen und Spaniern eine ziem- lich unbedeutende Rolle, und der englische Name stand bei den eingebor- nen Fürsten und Völkern in geringer Achtung. Dies änderte Robert Klive, der aus einem Schreiber Unteroffizier wurde und durch seine krie- gerische Tüchtigkeit von Stufe zu Stufe emporftieg. Unternehmend wie Kortez verstand er es dabei die Streitigkeiten der einheimischen Fürsten zu benutzen, einen durch den andern zu stürzen und der Kompagnie als Lohn für ihre Hilfeleistung große Landschaften zu erwerben. Der Na- bob von Bengalen, Surradscha Dowla, wurde auf die wachsende Macht der Engländer eifersüchtig und rückte mit einer Armee von 50,000 Mann gegen Kalkutta; diesen schlug Klive mit 1000 Engländern, 2000 Sipahis und 6 Kanonen vollständig den 26. Juni 1757 bei Plassep, eroberte Dowlas Hauptstadt und setzte dessen Verwandten Mir D sch affir als Nabob ein. Als dieser die ungeheuren Summen, welche er für seine Erhebung versprochen hatte, nicht bezahlen konnte, mußte er wohlgelegene Plätze als Pfand geben und einen Theil seiner Einkünfte in Beschlag nehmen lassen. Später besiegte Klive den Nabob von Audh und unter- stützte einen Prätendenten auf den Thron des großen Mogul; aus Dank- barkeit gab derselbe der Kompagnie die Oberherrschaft über die Pro- vinzen Bengalen, Behar und Orira zu Lehen, so daß diese Gesellschaft von Kaufleuten über ein Reich von 15 Millionen Einwohnern zu ge- bieten hatte (1767). Diese Eroberungen hatte Klive aber nicht ohne viele Handlungen der Treulosigkeit und Grausamkeit gemacht und wurde nach seiner Rückkunft nach England des Mißbrauches seiner Gewalt an- geklagt, weniger jedoch aus Liebe zur Gerechtigkeit als aus Parteifeind- schaft. Klive vertheidigte sich vor den Schranken des Oberhauses wie ein Mann, der sich in seinem Rechte glaubte, wenn er zu Gunsten der englischen Herrschaft keine Rücksichten auf Menschlichkeit und Verträge nahm, weil seine Gegner es auch nicht besser machten, sobald es ihnen die Umstände erlaubten; er wurde freigesprochcu, tödtete sich aber im folgenden Jahre (1774) durch einen Pistolenschuß. Zuvor hatte man ihm das Kommando gegen die aufgestandenen Kolonisten in Nordamerika angetragen, denn in Amerika waren die englischen Ansiedler zu einem Volke herangewachsen, das sich einen eigenen Haushalt gründen und dem Mutterlande nicht mehr gehorchen wollte. Mit diesem amerikanischen Unabhängigkeitskriege beginnt eine neue Epoche der Menschheit; die Oberherrschaft Europas über Amerika neigt sich zu Ende, ein anderer Erdtheil entfaltet sein selbstständiges Leben, ausgerüstet mit der ganzen Erbschaft der europäischen Civilisation. B um ül l e r, Ncuc Zeit. 17

5. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 443

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Rußland. 443 wuchern verhindern. Es war sogar auf die Ermordung des Kaisers abgesehen, der gleichzeitig durch russische Verschwörungen bedroht wurde; denn selbst in den höchsten russischen Ständen hatte der Gedanke einer gewaltsamen Veränderung der Verfassung Anhänger gefunden, obwohl diese nicht gewußt zu haben scheinen, welchen Verfassungsmantel sie Rußland Überwerfen sollten, einen konstitutionellen oder einen republi- kanischen. Alexander erlebte jedoch keinen offenen Ausbruch des revolu- tionären Feuers, indem er den 1. Dezember 1825 zu Taganrog starb. Da sein ältester Bruder Konstantin der Thronfolge schon früher entsagt hatte, so folgte ihm der jüngere, Nikolaus, geboren 1796. Die russischen Verschworenen, die besonders unter dem Offizierkorps zahlreich waren, benutzten die Gelegenheit zu einem verwegenen Handstreiche; mehrere Garderegimenter empörten sich, weil ihnen ihre Offiziere sagten, Konstantin werde mit Gewalt von dem Throne ausgeschlossen; sie ließen ihn als Kaiser hochleben und zugleich die Konstitution (sie meinten, so heiße die Gemahlin ihres rechtmäßigen Zaren). Der Stadtkommandant General Miloradowitsch, der die Meuterer beruhigen wollte, wurde erschossen, aber Nikolaus selbst entwaffnete sie, indem er nur von weni- gen Getreuen begleitet vor sie hintrat und durch Blick und Wort seine angeborene kaiserliche Majestät beurkundete. Ebenso dämpfte er allein durch die Hoheit seiner persönlichen Erscheinung ven Aufstand in einer Militärkolonie; in beiden Fällen wurde die Minderzahl der Schuldigen von dem Henker, die Mehrzahl von Sibirien in Empfang genommen. Das russische Militär bekam unter ihm jedoch bald andere Arbeit. Persien war wie die Türkei seit Peter I. durch die russischen Waffen erschüttert worden und wie diese zerfiel das schiitische Reich durch die trostlos schlechte Verwaltung täglich mehr. Zwar hatte England, das in Persien seine Vormauer Ostindiens erblickt, an ihm seine Heilkünste versucht, aber es nicht weiter gebracht, als daß die persische Armee um einige reguläre Bataillone und Schwadronen nebst einigen brauchbaren Batterieen stärker wurde. Der Haß gegen die Russen war bei den Per- sern so lebendig als bei den Türken und wie in Europa die Griechen, so waren in Asien die Armenier für Rußland thätig. Die fortdauernde Aus- wanderung der ackerbauenden armenischen Bevölkerung über die russische Gränze, die Nachricht von dem Tode des Kaisers Alexander und der Revolution in Petersburg spornte den kriegerischen Kronprinzen Abbas Mirza im Frühjahre 1826 zum Angriffe, so daß er den Krieg mit einem Einfall in die kaukasischen Provinzen Rußlands begann. Seine Fortschritte hatten jedoch bald ein Ende; General Jermoloff trieb ihn durch mehrere Gefechte über den Kur gegen den Arares zurück, sein Nachfolger im Kommando, General Paskewitsch, drang selbst in Persien vor, nahm den armenischen Patriarchensitz Etschmiadsin, am

6. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 449

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
England. 449 fanden es jedoch nicht nützlich einen vereinzelten militärisch und kommer- ciell unwichtigen Küstenpunkt zu behaupten und verkauften darum Parga in aller Stille an den albanesischen Pascha um gute spanische Piaster. Als die Einwohner es endlich erfuhren, zwangen sie die englischen Kom- missäre unter Todesdrohung, so lange in der Stadt zu verweilen und dem Pascha von Ianina den Einmarsch zu verbieten, bis sie sich zur Aus- wanderung fertig gemacht hätten. Sie gruben die Gebeine ihrer Väter heraus und verbrannten sie, packten ihre Habseligkeitcn zusammen und wanderten dann nach den jonischen Inseln oder zerstreuten sich in die weite Welt. Dies geschah 1816 gegen 3000 Christen; im gleichen Jahre wurde der Dey von Algier gezüchtigt, weil dieser Barbar es wagte die englische Flagge zu beleidigen. Lord Ermouth bombardierte den 26. und 27. August das Raubnest und zwang den Dey zu dem Versprechen, künftig die englischen Schiffe in keiner Weise zu belästigen; für die an- deren christlichen Flaggen sorgte die englische Politik, die sich damals schon der Negersklaven so eifrig annahm, auf eine höhnische Weise. Statt dem Dey das Seeräuberhandwerk ein für allemal niederzulegen, begnügte sich England mit der Zusage, er werde in Zukunft die Mann- schaft gekaperter christlicher Schiffe nicht mehr als Sklaven, sondern als Kriegsgefangene behandeln, eine Unterscheidung, die ungefähr das- selbe werth sein mochte, wie wenn jemand statt der Hiebe Prügel erhält. In Ostindien nahmen es die klugen Insulaner ernsthafter mit den Nepalesen, die sie 1817 zum Frieden, zur Abtretung aller Eroberungen außerhalb Nepal und zur Freundschaft zwangen, und noch schärfer ver- fuhren sie mit den Mahratten. Diese räuberischen Krieger wurden in blutigen Schlachten, in denen man nicht Pardon gab, aufgerieben und ihre Fürsten als Vasallen unter englische Oberhoheit gestellt, so daß in ganz Vorderindien mit Ausnahme des Reiches Lahore keine eigentliche Macht mehr neben der britischen bestand (1819). Es dauerte auch nur bis 1824 und es erhob sich ein Krieg mit dem Reiche Birma, dessen stolzer Beherrscher selbst Veranlassung gab. Am 11. Mai wurde Ran- gun mit Sturm genommen, die Birmanen trotz ihres hartnäckigen und gutgeleiteten Widerstandes überall geschlagen, und hätte das Klima des Jrawaddithales die englische Armee nicht gezehntet und die Unkenntniß des inneren Landes die Operationen des Generals Kampbell nicht ge- hemmt, so wäre der Krieg im ersten Sommer zu Ende gegangen. So dauerte er aber bis 1826, wo Birma im Friedensschlüsse vom 25. Fe- bruar Assam, Arrakan, Martaban, Tenasserim und Gentha abtrat. So- mit waren nicht nur die Gränzen Bengalens gesichert, sondern auch fester Fuß auf der Halbinsel jenseits des Ganges gefaßt, von der die Engländer auch die Niederländer zu entfernen wußten. Um sich gegen- Bumüller, Neue Zeit. qq

7. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 704

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
704 Die Zeit von 1815 bis 1857. wandten sich dann westlicher an die Mündung des vereinigten Euphrat und Tigris (Schat el Arab, Pasitigris bei den Alten), zersprengten bei Kuschab ein persisches Korps und nahmen das feste Mohammerah. Dem Laufe des Karun (bei den Alten Euläus) folgend und auf demselben von einigen leichten Dampfern begleitet, drangen sie bis auf wenige Tagmärsche von Schuster (ehemals Susa, die Winterrefidenz der Darms und Artarerres) vor und schickten sich an jene herrliche Ebene zu besetzen, als die aus Europa angelangte Friedensbotschaft ihnen Stillstand gebot. Der erschrockene Schah („die Zuflucht der Welt" lautet einer seiner vie- len Titel) hatte nämlich gleich nach dem Ausbruche des Kriegs seinen Vertrauten Feruk Chan (mit dem Beinamen Emin al Mulk, d. h. Ver- trauen des Reichs) nach Paris geschickt und die Vermittlung Napoleons Iii. angerufen. Schon am 4. März brachte dieser den Friedensschluß zu Stande, dem gemäß sich die Perser verpflichteten, Herat und dessen Gebiet schnell zu räumen, worauf auch die Engländer Mohammerah und Abuschir zu verlassen versprachen. Lritischindien. Es waren 1857 gerade 100 Zahre verflossen, seit Robert Klive durch die Schlacht bei Plassey (am 26. Juni 1757) das britische Reich in Ostindien gründete, das 1855 seinen letzten Zuwachs erhielt, indem der Generalgouverneur Lord Dalhousie das Königreich Audh (1400 Cd Meilen mit etwa 3 Millionen Einwohnern) annerierte und dessen Herrscher angeblich wegen Tyrannei und Unfähigkeit entsetzte. Gegenwärtig um- faßt das britisch-indische Reich an unmittelbarem Gebiete 38,000 □ Mei- len mit 127 Mill. Einwohnern; die mittelbaren Besitzungen sind theils Schutzstaaten, die mit der ostindischen Kompagnie in Subfidienallianz stehen, d. h. die Kompagnie unterhält in diesen Fürftenthümern ein re- guläres Korps unter britischen Offizieren und empfängt dafür jedes Jahr eine bestimmte Summe Geldes (solcher Staaten sind es sehr viele, aber meistens sehr kleine; sie werden auf 8700 Cd Meilen mit 19 Mill. Ein- wohnern geschätzt), theils tributpflichtige Schutzstaaten, ebenfalls zahl- reich und klein, 9000 Cd Meilen mit 12 Mill. Einwohnern, theils tri- butfreie Schutzstaaten mit 8 Mill. Einwohnern auf 5000 Cd Meilen. Außerdem besitzt England jenseits des Ganges die Provinzen Assam, Arakan, Pegu, Tenasserim und die Insel Pulo Pinang mit der gegen- überliegenden Küste, hat dagegen in Vorderindien Kaschmir, Nepal, Bhotan, Tipperah und das kleine Dholpur als unabhängige Staaten bestehen lassen. Die Hauptmasse der Bevölkerung des ungeheuren britisch- indischen Reichs besteht aus Hindu, den Nachkommen der in unbestimm- barer Zeit eingewanderten arischen Eroberer; von den Ureinwohnern, den Völkern der Drawidasprache, haben sich besonders in den Gebirgen

8. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 705

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Britischindien. 705 der südlichen Halbinsel und in den sumpfigen Wildnissen vielnamige Stämme erhalten (Bhils, Santals, Ghonds, Khonds, Khattis, Birdars, Pulindas re.), die zum Theil noch als Halbwilde leben; mit den mo- hammedanischen Eroberern sind Araber, Perser, Afghanen und Mongolen eingezogen, seit Vasko de Gama auch Europäer, deren Anzahl aber lange noch keine halbe Million erreicht. Die meisten Hindu, weit über 100 Millionen, gehören der braminischen Religion an, die Sikhs bekennen die Lehre Nanaks, die Urbewohner haben fast ohne Ausnahme ihre eigenen meistens blutigen Kulte; die Zahl der einheimischen und europäischen Christen beträgt keine Million, dagegen sind die Mohammedaner in Folge der gewaltsamen Bekehrungen, die sie zur Zeit ihrer Oberherrschaft un- ternahmen, wenigstens 15 Millionen stark. Britischindien ist ein erober- tes Reich, keine englische Kolonie und kann auch von den Engländern niemals kolonisiert werden, nicht allein weil das tropische Klima der Niederungen einen europäischen Arbeiter bald aufreibt, sondern auch sei- ner starken Bevölkerung wegen, welche es an Gewerbe- und Handels- thätigkeit den Europäern fast gleich thut; es bleibt also auch in Zukunft ein erobertes Land und muß deßwegen durch Militärmacht in Unterwür- figkeit erhalten werden. Diese betrug bisher 30,000 Mann europäischer königlicher Truppen und 20,000 Mann Europäer, die von der Kom- pagnie geworben und unterhalten wurden, im Ganzen also 50,000 Eu- ropäer; außerdem unterhielt die Kompagnie ein Heer von 240,000 Mann, die aus den Eingeborenen geworben, aber europäisch geschult und von europäischen Oberoffizieren befehligt wurden (Sipahis). Diese ganze Heeresmacht war in drei selbstständige Armeen getheilt: in die der Prä- sidentschaft Madras, die der Präsidentschaft Bombay und die der Präsidentschaft Bengalen, welch letztere allein 174,000 Mann stark war, denn diese Präsidentschaft umfaßt das ganze Gebiet des Ganges sowie des obern und Mittlern Indus; in ihr liegen deßwegen auch von den 188 Stationen, auf welche das ganze Militär verlegt ist, nicht weniger als 128, während auf Madras 33, auf Bombay nur 27 kom- men. Die einheimischen Truppen der bengalischen Armee stammen größ- tentheils aus den höhern Kasten der Hindu, besonders aus der Bra- mineukaste (denu diese Kaste ist nicht auf Priesterthum und Wissenschaft beschränkt, sondern vermeidet nur die Geschäfte der nieder« Kasten); in den Armeen der zwei andern Präsidentschaften dienen dagegen auch viele Leute aus den niederen Kasten und viele Urbewohner. Die Reiterei besteht fast ausschließlich aus Mohammedanern, weil der Hindu bramini- scher Religion ohne die größte Verunreinigung kein Lederzeug berühren kann, das von einem Thiere aus der Klasse des Rindviehs herrührt; doch dienen auch Sikhs in eigenen Reiterregimentern, die kleinen muthi- gen Gorkas aus Nepal dagegen nur als unregelmäßiges Fußvolk. Alle Bumüller , Neue Zeit. äk

9. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 706

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
706 Die Zeit von 1815 bis 1857. Oberofsiziere des einheimischen Heeres sind Engländer, indem die Ein- gebornen jeder Religion keinen höhern Rang als den eines Hauptmanns erreichen können. Ein eigentlicher Volksaufstand brach bis in die neueste Zeit gegen die englische Herrschaft niemals aus, was jedenfalls beweist, daß die- selbe nicht besonders drückend auf den Eingebornen lastete; auch sind die unmittelbaren englischen Gebiete dichter bevölkert und wohlhabender als die der einheimischen Fürsten (Radschas); die Steuern, welche die britisch-indische Regierung erhebt, sind allerdings keine geringen, und ohne Zweifel haben einzelne Engländer sich Handlungen zu Schulden kommen lassen, durch welche die Hindu erbittert werden mußten; wenn sich aber die Regierung eines Systems der Aussaugung und Bedrückung bewußt gewesen wäre, so hätte sie gewiß nicht 240,000 Mann aus der kräftigsten Bevölkerung in Sold genommen, sie bewaffnet, in der euro- päischen Kriegskunst geschult und ihnen die wichtigsten Stationen, z. B. Delhi, anvertrant. Auch wurde die Regierung von der 1857 ausge- brochenen Rebellion vollständig überrascht; selbst als einzelne einheimische Regimenter sich weigerten die Patronen anzunehmen, weil dieselben statt mit Pflanzenöl mit Thierschmalz (die mohammedanischen Sipahis be- haupteten mit Schweinschmalz, die braminischen mit Rindschmalz) gefettet seien, wodurch man sie absichtlich verunreinigen wolle, glaubten die Eng- länder noch an keine planmäßige Verschwörung, bis am 10. Mai 1857 die Meuterei auf der Station Mirut ihnen die Augen öffnete. Denn auf diese folgten Schlag auf Schlag Mai und Zuni blutige Meutereien auf den bengalischen Stationen von Barrakpur bei Kalkutta bis Pe- schawer auf der Gränze Afghanistans; einzelne wurden glücklich unter- drückt, meistentheils jedoch gelang es den Sipahis der einen Station, sich mit den meuterischen Kameraden auf der benachbarten in Verbindung zu setzen, so daß sie bald zu Heerhaufen anschwollen, welche ihre Rich- tung nach Delhi nahmen, wo die einheimischen Truppen am 11. Mai revoltiert und den Nachkommen des Großmoguls zum König von Indien ausgerufen hatten, wodurch die Rebellion einen Mittelpunkt bekam. Und dennoch wurde sie keine nationale, sondern blieb wesentlich eine militä- rische; es vereinigten sich wohl einzelne Nadschas mit ihr, theils frei- willig, theils von ihren Soldaten gezwungen (die vielen Radschas unter- halten Schwärme von irregulären Truppen; man schätzt die Gesammt- zahl derselben auf 400,000 Mann, die aber mehr zum Plündern als zum Fechten taugen), aber die Hauptmasse des Volkes nahm wenig- stens keinen Antheil an der Empörung; die Madras- und Bombay- truppen zeigten zwar keine ganz zuverlässige Stimmung, versuchten jedoch nur auf wenigen Stationen zu meutern, während die Sikhs und Gorkas sich gegen die Sipahis fast mit der Wuth der Engländer schlugen. Diese

10. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 707

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Britischindien. 707 war wirklich furchtbar, aber sehr natürlich, da die Meuterer nicht nur ihre Offiziere meuchlings erschoßen, sondern auch Gefangene kreuzigten oder lebendig verbrannten und gegen europäische Weiber und Kinder wie Kanibalen wütheten (so namentlich zu Delhi und am 26. Juni zu Kawnpur, dessen Besatzung sich auf die Bedingung freien Abzugs er- geben hatte). Diese Gräuel wurden vorzugsweise von den Mohamme- danern verübt, und diese waren auch die eigentlichen Urheber der Re- bellion; denn der Mohammedaner ist durch seine Religion zum Hasse und Kampfe gegen Ungläubige verpflichtet, zur Herrschaft über dieselben berufen, und der indische mußte seine Dienstbarkeit um so bitterer em- pfinden, als er vor der Ankunft der Engländer fast über ganz Hindostan herrschte. Aehnlich waren wohl die Gesinnungen der Braminenkaste; der fremde christliche Herrscher war ihr niemals lieb, und in neuester Zeit beeinträchtigte derselbe die Privilegien der Kaste, indem die Bra- minen durch die englische Gesetzgebung der Strafe, selbst der körperlichen, unterworfen wurden und die Verbrennung der Wittwen — eines der Mittel, den Fanatismus des Volkes und mit demselben die Kastenherr- schaft zu stützen — nur verstohlen geschehen konnte. Mohammedaner und Braminen waren gleichmäßig über die christliche Wissenschaft ergrimmt, die dem Europäer eine so augenscheinliche Ueberlegenheit über den Asiaten verleiht, und wenn durch die Hunderte von englischen Misfionsstationen jährlich auch nicht hundert Individuen der Braminenreligion und dem Islam entrissen werden, so reichte ihre Wirksamkeit doch hin, zumal auch einzelne Offiziere und Beamte dieselbe begünstigten, um Mohammedaner und Braminen zu erbittern. Die Unterwürfigkeit derselben beruhte da- her allein auf der Furcht vor der Unüberwindlichkeit der englischen Waffen; aber diese schwand, als unaufhörlich Berichte über englische Niederlagen in der Krim und vor Kars von einem Ende Asiens bis zum andern verbreitet wurden. Da wagte es der persische Schah, den Engländern zum Trotze, Herat wegzunehmen, der chinesische Statthalter Iih in Kanton, die Erfüllung einzelner Artikel des Friedens zu Nanking zu verweigern; den Sipahishauptleuten, den Braminen und Radschas aber schien die Gelegenheit gekommen, die fremden christlichen Herrscher zu vertreiben. Die englische Armee ist von den Russen vernichtet, sagte man ihnen, und England ist nicht mehr im Stande eine neue aufzu- bringen; in ganz Indien sind auf keinem Punkte 3000 englische Sol- daten vereinigt, also muß es ein Leichtes sein, die ganze englische Streit- macht vereinzelt zu überfallen und aufzureiben: dann mag es England versuchen, von Europa aus Indien zum zweitenmal zu erobern. Der Plan war gut angelegt, aber er gelang nur theilweise; der Ausbruch erfolgte nicht gleichzeitig, weil auf einzelnen Punkten voreilig; die Sikhs und Gorkas blieben England treu, die englischen Offiziere und Soldaten 45*
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