— 199
stehen die Völker Afrikas noch ans niedriger Bildungsstufe.
Vielfach herrscht Sklavenhandel; einzelne Stämme sind noch Menschen-
fresser. Von einheimischer Gewerbthätigkeit kann kaum die Rede
sein (Bild 70). Der Handel beschränkt sich vornehmlich auf den
Austausch der heimatlichen Produkte gegen europäische Waren.
e) R e g i e r u n g s f o r m. Der größere Teil Afrikas ist im
Besitze wilder Völker, welche meist unter Stammeshäuptlingen leben.
Bild 71. Karawanenführer im ägyptischen Sudan.
Die europäischen Besitzungen dehnen sich immer mehr von den Küsten
in das Innere aus.
tlordafrika.
Ägypten.
Ägypten bildet dem Namen nach einen türkischen Vasallen-
staat, der unter einem Vicekönig steht, welcher den Titel „Khedive"
führt. In Wirklichkeit aber ist Ägypten unter englischer Herrschaft. ^
Das Reich besteht 1. aus dem eigentlichen Ägypten und
2. aus dem durch Besiegung des Mahdi wiedergewonnenen ägyp-
tischen Sudan (.Bild 71). Dessen wichtigster Ort ist das der
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
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380
gefangen und ermordet wurde, fand Alexander todt in seinem Blute.
Er ließ ihn feierlich begraben und strafte seinen Mörder. Auch
Indien betrat der große Eroberer, unterwarf einige Völker und
würde noch weiter vorgedrungen sein, wenn ihn-nicht das bedenkliche
Murren seiner Soldaten von weiteren Kriegszügen abgehalten hätte.
Zwölf Altäre wurden an der Gränze seines Siegeszuges errichtet.
Durch diese glänzenden Erfolge übermüthig geworden, überließ
sich Alexander in Babylon, seiner Residenz, asiatischer Schwelgerei
und oft grausamem Despotismus, wie er ihn an seinem Retter
Klitus verübte, den er bei einem öffentlichen Gastmahle ermordete.
Seine üppige Lebensart trug nicht wenig zu seinem frühen Tode
bei, der ihn im 32. Lebensjahre zu Babylon überraschte. — Sein
Tod war das Lärmzeichen eines langwierigen Krieges zwischen seinen
Feldherren, von welchen sich jeder für den würdigsten hielt, ihm
nachzufolgen. Keiner konnte sich aber zum alleinigen Herricher des
großen Reiches emporschwingen. So zerfiel Alexanders Reich in
mehrere Staaten, unter denen Aegypten, Syrien und Macedonien
die bedeutendsten wurden.
Die Römer.
Die Römer haben sich durch die allmälige Eroberung
der ganzen damals bekannten Welt einen unvergänglichen Namen
erworben. Ihre Sprache, die lateinische, ist die Sprache der Kirche
geworden und ihren Gesetzen gehorchen die Völker der späteren
Zeilen.
Nach Troja's Eroberung lande'en Trojaner in Mittelitalien
und stifteten das lateinische Reich oder Latium. Aus den Nachkom-
men der Herrscher von Latium stammten die Brüder Nomulus und
Rem u s, welche an den Ufern der Tiber eine kleine Stadt von Lehm
erbauten und dieselbe Nom nannten. Dieses geschah im Jahre 753
vor Christus. Nomulus war der erste Herricher oder König über
das kleine Gebiet. Bald mehrte sich die Zahl der Häuser und Ein-
wohner und glücklich geführte Kriege mit den benachbarten Volks-
stämmen vergrößerten das Gebiet des neuen Königreichs. Si den
Könige herrschten nach einander über Rom und legten den Grund
zu dem nachmaligen römischen Weltreiche.
Der siebente König wurde im Jahre 510 aus Rom ver-
trieben. An seine Stelle traten zwei Consuln, welche jährlich ge-
wählt wurden. Die Zeit des römischen Freistaats, nahe an
500 Jahre, war eine Reihe ruhmwürdiger Ereignisse und S ege
für die Römer. Diese glücklichen Erfolge verdankten sie ihren Tu
genden, ihrer edlen Einfachheit, ihrer Mäßigkeit, ihrem Gehorsain
gegen das Gesetz und ihrer Liebe zum Vaterlande. Im Frieden
bebauten die vornehmsten Männer ihre Felder, und es geschah nicht
selten, daß Staatsmänner und Feldherrn vom Pfluge zu ihren
hohen Würden gerufen wurden. Ihr Körper war abgehärtet und
ertrug mit Leichtigkeit alle Beschwerden des Krieges. Ihre Kleidung
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Extrahierte Personennamen: Alexander_todt Alexander Alexander Alexander Alexanders Alexanders Christus Nomulus
Extrahierte Ortsnamen: Indien Syrien Macedonien Mittelitalien Latium Latium Rom Rom
Indien.
11
Indische Reiche gab es einige Jahrhunderte vor Christus mehrere; eines
derselben soll noch nordöstlich von ihrem Stammlande, auf der großen
mittelasiatischen Hochebene, unter dem Namen Kusthana bestanden haben.
Andere Königreiche waren im Lande der Fünf Ströme: Indus, Hpdaspes,
Acesines, Hparotis, Hpphasis (indisch Pantschanada, bei den Griechen
Pentapotamia, heutzutage englisch als Pendschab), ohne braminische
Einrichtungen und deßwegen als nicht ebenbürtig betrachtet. Auch im
schönen Gebirgsthale von Kashmir (indisch Kasjapamura) war ein
uraltes Fürftenthum und an dem untern Laufe des Indus das Reich der
Aratta (Adraiftä). Das mächtigste von allen war das der Prasier (indisch
Pratsja) mit der Hauptstadt Patalipatra, im eigentlichen Gangeslande.
Am oberen und mittleren Laufe des Ganges ist der eigentliche Schauplatz
des Braminenvolkes; dort lagen oder liegen noch in ihren Trümmern
die uralten Königsstädte Hastinapura, Indroprastha, Mathura.
Nach der Lehre der Braminen war ein Urwesen, das alle Keime
der-Geister- und Körperwelt in sich enthielt und aus dem Alles hervor-
ging; zuerst die Götter Brama, der schaffende Gott, dann Bishnu, der
erhaltende, und Siwa oder Mahadewa, der zerstörende. An sie reihen
sich unzählige Götter und Göttinen, welche alles Wesen durchdringen
und bewegen; denn alles ist göttlicher Natur, weil hervorgegangen aus
dem göttlichen Urwesen. Diese ganze Welt mit Himmel und Erde, mit
Göttern, Menschen, Thieren, Pflanzen, den Elementen, Metallen
und dem verschiedenen Gestein, wird einst, wenn das letzte (jetzige) Zeit-
alter, Kalijuga, in dem alles mehr und mehr entartet, vollendet ist, zu
Grunde gehen und nichts übrig bleiben als jenes Urwesen, das die Keime
aller Dinge in sich bergen und Wieder zu einem neuen, anders gestalteten
Dasein siervorgehen lassen wird.
Nach dem Glauben der Indier sind sie das erlesene Volk, das sich
von den andern streng abgeschlossen halten muß und sich mit denselben nicht
vermischen darf, wenn es nicht seiner Vorzüge verlustig gehen will.
Doch ist auch unter ihnen selbst eine große Abstufung, und diese Stufen
sind von einander durch unübersteigliche Schranken getrennt; denn
Brama hat die Menschen nicht zu gleicher Würde und zu gleicher Be-
stimmung geschaffen, sondern schon in den Stammeltern einen Unter-
schied für alle Zeiten angeordnet. Er schuf nämlich Braminen (Brah-
manas), Kshatrijas oder Rajahs, Vaisas (Vaisjas) und Sudras. Die
Nachkommen derselben folgen ihren Vätern in allen Verhältnissen des
Lebens und dürfen diese in keiner Weise abändern; daher rührt die
Eintheilung in erbliche Stände oder Kasten, wodurch das Volk mit
Insekten Aehnlichkeit erhält, welche, wie die Bienen, in Königin,
Drohnen und Arbeiter, oder, wie die Termiten, in König und Königin,
Krieger und Arbeiter geschieden sind. Die vornehmste Kaste ist die der
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14 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
gion des Buddha, den Buddhaismus, stiftete. Nach ihm stnd alle Menschen
gleich, also kann es keine Kasten geben und ebenso wenig ein aus-
schließliches Priesterthum der Braminen. Durch blutige Verfolgungen
wurde der Buddhaismus in Vorderindien ausgerottet, wo er sich nur
auf der Insel Ceylon erhielt; dagegen verbreitete er sich in Hinterindien,
über Tibet, China, in die mongolischen Gebirge und Steppen und gehört
zu den Religionen, welche die zahlreichsten Anhänger haben. Der Budd-
haismus ist aber noch ausgearteter als die Religion der Braminen; er
vergöttert die Natur nicht minder, stempelt selbst Menschen zu Göttern,
indem solche in menschlichen Leibern ihre Wohnungen nehmen sotten und
erzeugt bei dem gemeinen Volke gränzenlose Abgötterei, die bis zum
gemeinsten Fetischdienst herabgesunken ist.
Fremder Eroberer haben sich die Braminenstaaten nie erwehren
können; denn durch die Kasteneintheilung war es unmöglich gemacht,
daß sich die ganze Kraft der Nation entfaltete; war die Kriegerkaste
durch einige verlorene Schlachten verblutet, so war auch jeder bewaffnete
Widerstand gebrochen, weil die untergeordneten Kasten aus religiöser Ver-
pflichtung die Hand nicht an Schwert und Speer legen durften. Indem
die Halbinsel des Ganges durch die himmelhohen Berge des Himalaya
gegen die Einfälle der wilden Hirtenvölker des mittelasiatischen Hoch-
landes geschützt war, die vielgetheilten Stämme Hinterindiens aber keine
Macht vereinigten, welche zu einem erfolgreichen Angriffe stark genug
gewesen wäre; da ferner im Osten des alten Asiens keine seefahrende
Nation sich entwickelt hatte, welche die Küsten angriff und von da aus
in das Innere drang, wie dies in den späteren Jahrhunderten geschah:
.so kamen alle Stürme gegen das Braminenland vom Westen her über das
Gebirge des Hindukusch. Dort im Lande der Fünf Ströme saßen aber
als Vorwache kriegerische Stämme indischer Abkunft, ohne braminische
Verfassung, welche lange Zeit den ersten Stoß fremder Eroberer brachen.
Die Perserherrschast drang unter Darius Hystaspis nicht über die Schwelle
des Landes und erst der große Makedonier trug seine Waffen bis an
den letzten der fünf Ströme und gründete dort eine Statthalterschaft,
aus welcher später ein indisch-griechisches Fürstenthum erwuchs, das
durch religiöse und politische Einrichtungen an seinen griechischen Ur-
sprung erinnerte und der fortdauernden Einwirkung griechischen Elementes
durch die Nachbarschaft des Seleukidenreiches genoß.
Wären die Griechen Alexanders aber selbst in das Braminenland
eingedrungen, so hätten sie in Brama ihren Zeus, in dem Indra ihren
Apollo gefunden, — sie hätten in den Pagoden der Braminen gebetet
und geopfert, gerade wie sie es in den Tempeln am Nil thaten; hier
sahen sie gleich Wunderbares in Tempelbau, Priesterschaft, Götterdienst
und Kasteneinrichtung, wie sie es dort am Ganges gefunden hätten, wenn
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Extrahierte Personennamen: Darius_Hystaspis Darius Alexanders
Extrahierte Ortsnamen: Ceylon Hinterindien Tibet China Indra
428
Die Zeit von 1815 bis 1857.
in protestantischer Propaganda arbeitete, und Pacifico, ursprünglich ein
portugiesischer Jude, hatten durch Volkstumulte einigen Schaden erlitten
und ihre unverschämten Entschädigungsforderungen wurden von der grie-
chischen Regierung unbeachtet gelassen. Sie klagten bei Lord Palmerston,
dem Minister des Auswärtigen in London, der nun sogleich gegen die
griechische Regierung eine solche Sprache anstimmte, wie es nur der zer-
tretende Uebermuth thun kann, eine Sprache, welche der Minister eines
Monarchen gegen eine Monarchie nie führen sollte, weil sie dieselbe herab-
würdigt. Die griechische Regierung verweigerte den englischen Fuß zu
küssen, der ihr eben einen Tritt gegeben hatte, aber nun nahm die eng-
lische Flotte die griechischen Schiffe weg, blockierte alle Häfen und zu
allem verlangte Palmerston noch einige kleine Inseln an der Küste des
Peloponneses, die angeblich vor Zeiten zu Cerigo gehört hatten (Jan.
1850). Da schritt Frankreich vermittelnd ein, setzte die Entschädigung
des Pacifico auf ihr Maß herunter, strich Palmerstons Jnselforderungen
und dieser ließ es sich gefallen, weil er Frankreich nicht vor den Kopf
stoßen durfte. Er hatte doch hinlänglich gewonnen, indem er dem grie-
chischen Handel einen auf Jahre fühlbaren Schlag gegeben hatte; warum
zählte aber auch die griechische Handelsmarine trotz aller Wirren 3800
Schiffe mit mehr als 15,000 Seeleuten? warum wollte Griechenland
kein Krüppel bleiben, wie es doch das englische Interesse fordert? 1822
hatte Griechenland 675,000 Einwohner, 1856 über 1 Million; davon
kamen auf den Peloponnes über % Mill., auf Hellas 287,000, auf
die Inseln 249,000.
Äie Türkei (1812-1848).
Den Frieden von Bukarest (28. Mai 1812) erkaufte Sultan
Mahmud Ii. mit der Abtretung des Landstriches vom Dniefter bis zum
Pruth deßwegen so wohlfeil, weil Napoleon damals seine furchtbaren
Waffen gegen Rußland trug, aber in den folgenden Friedensjahren be-
festigte sich das erschütterte türkische Reich nicht, sondern die Auflösung
machte immer weitere Fortschritte. Die Türkei zeigt hierin die gleichen
Erscheinungen, wie die verschiedenen großen asiatischen Monarchien,
welche vor Jahrhunderten und Jahrtausenden von glücklichen Eroberern
gegründet wurden. So lange das erobernde Volk (Assprer, Meder, Per-
ser, Parther, Neuperser, Araber, Türken) die rohe Kraft bewahrt, welche
ihm den Sieg über ein verweichlichtes Volk nach dem andern verschaffte,
so lange dauert seine Herrschaft unbestritten fort; hat es aber durch den
Genuß einer despotischen Herrschaft seine ursprüngliche Energie verküm-
mert (das geschieht immer zuerst bei der Dynastie und den Großen),
so beginnt die Empörung der Theile des Reichs und bereitet dasselbe
für die Eroberung durch eine fremde Macht vor. Daß das türkische
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Extrahierte Personennamen: Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: London Cerigo Frankreich Frankreich Griechenland Griechenland Bukarest
Entwaffnung der Mahratten rc.
523
eroberte diese Felsenfestung und nahm den Mahratten ihr sämmtliches
schönes Geschütz weg. Das Direktorium der ostindischen Kompagnie
war jedoch, wie es scheint, mit den Unternehmungen des Gencralgou-
verneurs, der einen Anlaß zum Kriege suchte und überdies die Hindu
den Mohammedanern gegenüber systematisch begünstigte, nicht zufrieden
und rief ihn zurück; die Mahrattenfürsten behielten ihre Besitzungen
unter britischer Schutzherrlichkeit, der sie bereits seit 1817 unterwor-
fen waren.
Dagegen versäumte es die britische Politik nicht, ihre Hand über
das herrliche P end schab auszustrecken und dem Reiche der Sikhs ein
Ende zu machen. Die Sikhs (d. h. Schüler) sind ein Mischvolk, dem
Hauptbestandtheile nach jedoch Hindu, und eine eigene Religionspartei.
Der Stifter derselben war Nanak, gestorben 1559, der Erneuerer
Guru Gowind, gestorben 1670; ihr Religionssystem ist ursprünglich
ein Deismus, der zwischen der altindischen, nach Nanaks Behauptung
nicht polytheistischen Religion, und dem Islam vermitteln sollte, hat
sich aber allmahlig der braminischen Abgötterei sehr genähert. Die
Sikhs wurden von ihren muselmännischen Beherrschern (Großmogul,
Persern, Afghanen) hart verfolgt, erhielten sich aber dennoch, setzten dem
muselmännischen Fanatismus einen eigenen entgegen und errangen bei dem
Zerfalle des persischen und afghanischen Reichs unter ihren Häuptlingen
(Radschas) eine gewisse Unabhängigkeit, konnten jedoch nur einen unruhigen
militärischen Föderativstaat zu Stande bringen. Ueber die Häuptlinge er-
hob sich seit 1798 Rundschid Singh von Lahore; 1811 hatte er
bereits seine Anerkennung als Maharadscha, d. h. Oberhaupt der ganzen
Konföderation, erkämpft, eroberte 1818 Multan, später Kaschmir und
Peschawer, schulte einen Theil seines Heeres durch napoleonische Offiziere
(Allard, Ventura, Avitabile rc.) nach europäischer Weise ein und be-
hauptete die Herrschaft über das Pendschab gegen die Angriffe der Af-
ghanen, sowie gegen einheimische Aufstände. Als Dost Mohammed im
Bunde mit Persien (und Rußland) Ostindien bedrohte, ging er ein
Bündniß mit den Engländern ein, starb jedoch schon den 27. Juni 1839,
worauf die in den asiatischen Staaten nach einem Thronwechsel gewöhn-
liche Anarchie folgte, indem sich Söhne und Neffen um den Thron und
einzelne Provinzen stritten. Die Engländer machten zuletzt ein schieds-
richterliches Recht geltend, worauf die Sikhs, ohnehin wegen der Durch-
märsche englischer Truppen und der Besetzung von Peschawer erbittert,
insgejammt zu den Waffen griffen. Am 4. Dezember 1845 überschritt
ein zahlreiches Heer den Setletsch (den Hauptstamm des Hyphasis oder
Beiah, des östlichsten Flusses im Pendschab) und lieferte der englischen
Armee am 18. Dezember bei Mudki ein mörderisches aber unentschie-
denes Treffen, ein zweites mit dem gleichen Erfolge bei Ferosschah
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Guru_Gowind Rundschid_Singh_von_Lahore Ventura Mohammed
Asia.
51
Von den Schicksalen des byzantinischen Reichs wurden die Be-
wohner Ostasias u. der indischen Halbinsel kaum berührt. Aus den
verschiedenen Völkern am Mn Lin hatte sich früh die große chine-
sische Nation gestaltet, die theils den Lehren des Konfutse (500 vor
Chr. Geb.) folgte, theils den Budda oder Fo nebst andern Götzen
verehrte, während die Hindus den Schöpfer Brama, den Erhalter
Wischnu, den Zerstörer Schiwa u. a. anbeteten. Die Priester des
Budda heißen Bonzen oder Lamas, die Priester Bramas aber
Braminen.
Die göttliche Lehre Jesu hätte den Asiaten zu großem Heil ge-
reichen können, allein zu den östl. Völkern kam sie nicht, und die
westl. oder Vorderasiaten, obwohl Christen, waren zu erschlafft und
zu sittenlos geworden. Sie unterlagen bald, als die Araber die
Lehre ihres angeblichen Proseten Muhamed (er trat auf 622 nach
Chr. Geb.) mit Feuer u. Schwert ausbreiteten. Erstaunlich waren
die Fortschritte der Chalifen. Noch im Verlauf des 7. Zahrh. hat-
ten sie Südafien bis an den Indus, Nordafrika bis ans atlantische
Meer erobert; im 8. Zahrh. ward Bagdad am Tigris die Residenz
des großen, u. Cordova in Spanien die Residenz eines kleinen Cha-
lifats. Vergebens suchte die abendländ. Christenheit Europas durch
große Heerfahrten (Kreuzzüge von 1096 bis ins 13. Zahrh.) die
Religion Zesu wieder in Vorderasien herrschend zu machen. Nur
auf kurze Zeit gelang es, Jerusalem und die syrische Küste zu be-
haupten. Dagegen wurden später im 14. Jahrh, die Osmanen
(muselmännische Türken) mächtig, nicht blos über Vorderasien, auch
im europäischen Theile des alten byzantinischen Reichs; 1453 er-
oberten sie Konstantinopel.
Unterdeß hatte sich im Innern Asias viel Merkwürdiges ereig-
net. Der Mogole Dschingis Chan (1206) gründete durch Er-
oberungen ein weites Reich. Seine Nachfolger unterwarfen China
und Rußland. Im 14. Zahrh. ahmte ein andrer Mogol od. Tatar
Timur (Tamerlan) dem Dschingis nach, unterwarf alles zwischen
Kleinasien u. China, und plünderte selbst indische Länder; Samar-
kand im Stromgebiete des Gihon war die Hauptstadt seines Reichs,
das indeß schnell zerfiel. Unter den Nachkommen Timurs zeichnete
sich Baber aus; er machte Eroberungen in der Halbinsel diesseit
des Ganges und gründete 1525 dasneich des Großmoguls, in
dessen Hauptstadt Delhi am Dschumna sich bald solche Schätze an-
häuften, daß der Reichthum des Großmoguls sprüchwörtlich wurde.
Deshalb kam auch Schah Nadir, der vom Kameeltreiber bis
zum König von Persien emporstieg (1740) auf den Gedanken, In-
dien zu plündern. Er setzte über den Zndus, und erreichte seinen
Zweck. Delhi zyard erobert u. ungeheure Reichthümer wurden seine
4 *
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Personennamen: Schiwa Muhamed Cordova Timur_(Tamerlan
Extrahierte Ortsnamen: Nordafrika Bagdad Spanien Europas Vorderasien Jerusalem Vorderasien Konstantinopel China Kleinasien China Dschumna Persien
390
Asien — Vorder-Jndien.
mit 60000 E., war einmal eine glänzende Residenz Aurengzebs; nordwestlich
davon die Felsentempel Ellore's.
f. Der Staat Travancore ganz im Süden auf der Küste Malabar,
mit 1 Mill. Bew., worunter 90000 Christen. Der braminische Rajah wohnt
zur Sommerzeit in Trivanderam und Winters in Travancore.
g. Das Land Sinde am untern Indus, 2vz tausend Q. M., mit einer
aus allerlei Stämmen gemischten Bevölkerung von V/2 Mill. Menschen, von
Emiru der Beludschen schlecht regiert. Es soll die ursprüngliche Heimath der
Zigeuner sein. Orte: Haide rabad, Tatta, Sewun und der gute Hafen
Koradschi, lauter Städte, deren Bewohnerzahl nicht 20000 übersteigt. Die
Britten haben unlängst (1843) in Sinde durch ihren General Rapier die Ober-
hand gewonnen. Es mußte ihnen sehr daran liegen, das Indusdelta zu be-
herrschen; ihre Dampfschiffe fahren den Strom hinauf bis in den Sutledsch.
h. Königreich Lahore oder der Staat der Sihks — in Pendschab
gelegen, also westl. des Sutleosch, mit 5 bis 7 Million Bewohnern. Ueber das
Pendschab siehe oben S. 337. Das Wort Sihk heißt Schüler und bezeichnet
die Bekenner der Lehre Raueks. Ihre Religion, weit geläuterter als die der
Bramaverehrer und der Moslems, vereinte sie zu einem kräftigen Volke, das
sich trotz der grausamen Verfolgung durch Großmogule und persische Despoten
zu erhalten wußte. Ohne die Vertheidigung dagegen würden sie friedliebende
Verehrer des einzigen Gottes und Vaters der Menschheit sein, nach dem Vor-
bilde ihres frommen Religionsstifters Ranek, der 1540 gestorben ist. Im
Kampfe aber mit den Moslems wurden sie kriegliebeud und verwilderten. So
trefflich die Reform Raneks war — denn er entsagte der Kastentheilung wie dem
Götzendienste, und der unterste Sudra, der zu seiner Lehre übertrat, galt ihm
nicht weniger als der Bramin — so sehr artete sie aus. Um ihre Häuptlinge
(Sirdars) sich schaarend, wurden sie ans Vertheidigern, Angreifer und Räuber,
und zuletzt unter einander uneins. Einer von den verbündeten Häuptlingen
machte sich im Beginn dieses Jahrhunderts zum Maha Radscha (Großfürsten)
aller Sirdars, vergrößerte seinen Staat durch Eroberungen z. B. Kaschmirs und
eines Theils von Kabul mit der Stadt Pischaur, und schlug seine Residenz in
Lahors auf. Er hieß Rundfchit-Singh. Seine Kriegsmacht betrug oft,
wenn alle Sirdars gehorchten, an 60000 Mann. Rach seinem Tode (1839)
traten starke Zerwürfnisse ein, die von den Engländern benutzt wurden; 1846
gerieth ein Landstrich westlich des Sutledsch, und 1849 alles übrige unter brit-
tische Botmäßigkeit, nur Kaschmir, einen Theil Lahore's, ließ man dem Ghnlab
Singh als abhängigem Radscha.
Außer den Sihks, die nur mit Pflug, Hirtenstab und Schwert verkehren,
gibt es viele braminische Hindus und Moslemen, und grade diesen verdankt das
Land, daß seine sonst blühenden Gewerbe, z. B. die Schahlwebereien Kaschmirs
und Amretsirs, die Seidengeschäfte Multans rc. nicht völlig zu Grund gegangen sind.
Städte: Lahore am Rawy mir 80000 Einw. Sitz des Maha Radscha,
berühmt durch die prächtige Moschee Aurengzebs und durch das unweit der
Stadt liegende Mausoleum seines Großvaters Schah Jehangirs. Amretsir
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Personennamen: Singh Schah_Jehangirs
Extrahierte Ortsnamen: Asien Tatta Lahore Kaschmirs Kabul Lahors Kaschmir Kaschmirs Lahore
Asien — Vorder-Jndien.
391
mit 100000 E. Wohnort des Oberpriesters der Sihks, und vor der Despotie
Rnndschid Singhs ihre Bundesstadt. Attok, alte Gränzfestung an der Mündung
des Kabul in den Indus. Multan, unweit des Dschenab im Süden mit
60000e. — Kaschmir oder Sirinagur am Behüt, Hauptort der vielgenannten
Landschaft, hatte noch im vorigen Jahrh. 150000 Bew. jetzt kaum 00000; sonst
waren 16000 Webstühle im Gang, jetzt nur noch 6000. So drückend und aus-
saugend war die Afganenherrschaft für die Stadt und für die ganze Landschaft,
deren blühender Zustand verschwunden ist. Von allen früheren Reisenden ward
Kaschmirs Wohlstanv gepriesen. Die Landschaft, von der Natur reich ausge-
stattet, ist ungemein schön. Die Berge steigen nicht eben fern von der Haupt-
stadt prachtvoll chis zu ewigen Eisgipfeln empor. In einer Seehöhe von 4 biö
5000' hat die Landschaft ein mildes Klima. Vom Behüt, der hier schon die
Breite unsers Main hat und — eine Seltenheit in Alpenthälern — beschifft
wird, sowie von mehreren Flüssen und Kanälen bewässert, ist sie überaus frucht-
bar. und prangte sonst vor allen mit reichen Sasranfeldern. Das Volk, ein
schöner Menschenschlag, ward wegen seines Fleißes gepriesen, man sah keine
Bettler. So war es noch unter den Großmoguln. Die schöne Nurmahal (d. h.
Licht des Harems) pflegte mit ihrem Gemahl Iehangir sich zur Sommerzeit hier
am liebsten aufzuhalten und der herrlich angelegten Gärten sich zu erfreuen, und
mit Recht hieß die Hauptstadt: Sirinagore, d. h. Stadt der Siri oder
Lakschemi, der Spenderin des Segens. Heutzutag sieht man eine Menge Tem-
pel- und Schloßruinen umher; das Volk, meist dem Islam zugethan und nur
600000 Köpfe stark, während Kaschmir sonst weit über eine Million zählte, ist in
Lug und Trug und große Armuth versunken.
i. Die Lakediven, 50 Inselchen von Korallenriffs umgeben, im indo-
persischen Meere. Kokospalmen. Kauris oder Muschelchen, die man in Indien
als kleinste Münze gebraucht. Die Bewohner sind muselmännisch und arabischen
Ursprungs, ihre Häuptlinge gehorchen den Britten.
Südlich davon liegen die Malediven, d. h. zahllose Inseln. Ihre 200000
Bew. bauen Reis und Kokos, treiben Fischerei und Schiffahrt, führen jährlich
mehrere Schiffe voll Kauris aus, bekennen sich zum Islam und stehen unter
einem Sultan.
Bemerkungen. — Ueberblicken wir somit die Besitzungen der Engländer
in Asien, so müssen wir erstaunen, welches Reich sie dort, nicht unter Wilden
wie die Spanier in Amerika, sondern in kultivirten stark bevölkerten Ländern,
und so weit von Europa entfernt, sich gegründet haben. Natürlich fragt man,
wie das gelingen konnte.
Der Zerfall des großmogolischen Reichs, der Gegensatz hinduischer Völker
und moslemischer Herrscher, die feindlichen Verhältnisse der vielerlei Fürsten unter
einander, der den Hindus vorzuwerfende Mangel an allgemeinem Vaterlands-
gefühl: dies alles, so leicht es von fremden Eroberern benutzt werden konnte,
reicht allein zur Beantwortung jener Frage nicht aus. Denn immer noch gab
es in manchen!^ indischen Staate — namentlich in Mysore und bei den Mah-
ratten — genug Kraft und Lust zum Widerstände, und was die Engländer an
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Extrahierte Personennamen: Kaschmirs_Wohlstanv
Extrahierte Ortsnamen: Asien Kabul Kaschmir Main Kaschmir Indien Asien Amerika Europa Mah-
Geschichte der Chinesen.
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Die Song (420479) machten sich durch Anlage von Wegen und Brcken, die Tschin (556619) durch Kanalbauten einen Namen. Jangti (605 bis 619) legte den Kaiserkanal an. Unter derselben Dynastie wurden auch Korea und die Lieu-Kieu-Jnseln unterworfen. Lnger regierten die Tang (619 bis 907), nach denen lange das Land hie. Unter Taitsong (626648) kamen zum erstenmal Christen nach China. Dann folgten wieder Dynastien von krzerem Bestnde. Nach dem Tode des berhmten Mongolenfhrers Te-mudschin Dschingiskhan (1227) eroberte Kubilai, genannt Schitse, das Land, nahm aber mit seinem Volke Sinas Sitten an. Schon 1370 endete die Herrschaft der Mongolen; Hongwu grndete die letzte einheimische Dynastie der Ming (bis 1649) und stellte das Alte wieder her. Aber während in Deutschland der Dreiigjhrige Krieg wtete, unterlag China (1644) den unausgesetzten Angriffen des tungusischen Stammes der Mandschu. Bis jetzt regiert die ihnen angehrige Dynastie der Tsching. Auch diese Er-oberer nahmen allmhlich die ihnen weit berlegene Kultur an und gingen in den Chinesen auf. Ein Heer von etwa 800 000 Mann, welches die wichtigsten Pltze besetzt hlt, besteht aus Tataren und Mandschus. Der Mandschu auf dem Throne in Peking nennt sich Himmelssohn wie seine Vorgnger aus den chinesischen Dynastien, hat die gelbe Kaiserfarbe, den Drachen als Wappen beibehalten, fhrt dieselbe vterliche Sprache und bt denselben unbeschrnkten Despotismus. Ein zahlreicher Beamtenstand, die Koang oder nach einem portugiesischen Wort Mandarinen genannt, in neun Rangstufen geordnet, durch farbige Knpfe an den Mtzen und Federn unter-schieden, wacht der den Vollzug der unzhligen Gesetze und Verordnungen, die alle vom Kaiser ausgehen. Durch jahrelanges Studium und die schwersten Prfungen mssen sie sich die Fhigkeit zum Staatsdienst erwerben. Ihre Regierungsweise hlt das Volk in knechtischer Unterwrfigkeit. Und doch konnten sie nicht verhindern, da 1851 durch einen Schwrmer Hung-siu-tseuen, der sich Taiping = der Friedensreiche nannte, in der Provinz Kuangsi eine religis-politische Bewegung gegen die Mandschuherrschaft ihren Ausgang nahm und das Reich schwer erschtterte.
In den letzten Jahrzehnten machte auch das christliche Missionswesen wieder Fortschritte, zumal seit die deutsche Regierung die katholischen Missionen unter ihren Schutz nahm. Im 16. und 17. Jahrhundert hatte das Christen-tum schon groen Anhang gefunden. Nachdem 1583 unter dem Kaiser Schintsong der erste Jesuit Matthus Ricci an den Hof zu Peking gekommen war, gewannen bald die Angehrigen seines Ordens durch ihre Gelehrsamkeit. Geschicklichkeit und ihr sittenreines Leben die Zuneigung der Herrscher. Allent-halben erhoben sich christliche Kirchen, und Hunderttausende bekannten sich zur Lehre Christi. Als die Mandschu zur Herrschaft kamen, standen die Jesuiten,
i
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Extrahierte Personennamen: Jangti Matthus_Ricci
Extrahierte Ortsnamen: Korea China Deutschland China Peking Peking Christi