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1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 638

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
638 Unsre Zeit. tievten wurden in den Städten von den Stadträten, in den Grafschaften von den Oberrichtern gewählt, und das Volk hatte gar nichts zu sagen. 1831 verloren nun 60 Burgflecken, in denen einzelne Personen das Recht hatten, einen Abgeordneten zu wählen, dieses Wahlrecht. Ortschaften, die nicht über 2000 Einwohner hatten, durften nicht mehr als einen Deputierten wählen, die Ortschaften dagegen, deren Einwohnerzahl sich gehoben hatte, erhielten eine größere Anzahl Vertreter. Das war nun freilich etwas, aber nicht viel. 5. Fenier soll soviel sein als Phönizier, da die Irländer phö-nizischer Abkunft sich rühmen. Die irländischen Fenier setzten sich mit den nach Amerika ausgewanderten Landsleuteu in Verbindung. Diese sollten Kanada angreifen, um England zu beschäftigen, während man in Jrlaud losschlagen wollte. Allein die Nordamerikaner erklärten sich selbst gegen die Fenier, und die englische Regierung suspendierte nach einem mißglückten Aiisstandsversnche (1866) die Habeaskorpusakte für Irland, so daß sie ermächtigt war, jeden Irländer ohne Untersuchung ein Jahr lang gefangenzuhalten. 6. Der Kaiser von China, Toa-Kuang, hatte bemerkt, wie der Gebrauch des Opiums sein Volk entnervte; fein eigener Sohn war daran gestorben. Er verbot also den Handel mit Opium den Engländern , die dasselbe aus dem Morgenlande und aus Ostindien einführten, und ließ 20 283 Opiumkisten, die auf englischen Schissen angelangt waren und vom Kapitän Elliot eingeschmuggelt werden sollten, wegnehmen. Als aber die Engländer Kanton erobert hatten und bis nach Nanking vorgedrungen waren, mußten die Chinesen Frieden schließen. Sie zahlten einundzwanzig Millionen Dollars Kriegskostenentschädigung. 7. Die Hindus hatten sich schon längst verbunden, das Joch der Engländer abzuschütteln. Die äußere Veranlassung gaben mit Fett geschmierte Patronen, welche den ostindischen Soldaten abgegeben wurden. Das Schweinefett ist aber den Mohammedanern ein Greuel und das Rinderfett ist dem Hindu heilig. Eine Anzahl Soldaten in Bengalen verweigerten die Annahme der geschmierten Patronen, und als sie verhaftet werden sollten, geriet die Bevölkerung in Ausstand. Es empörten sich 40 Regimenter. In ganz Bengalen wurden die englischen Familien ermordet. Am meisten wütete man gegen die englischen Frauen, denen man vorwarf, daß sie die (Singebornen am ärgsten mißhandelt hätten. Dagegen benahmen sich die Engländer, welche in Europa die Revolution überall in Schutz nahmen, ebenfalls so, daß die Hindus lieber ihre Frauen und Mädchen ermordeten, damit sie nicht lebendig in die Hände der Engländer fielen. Der englische Befehlshaber Campbell (Kämm'l) ließ an einem Tage 24 Prinzen aus der apanagierten königlichen Familie von Andh, Sir Hngh Rose (Ser Jü Rös), ebenfalls 147 Aufständische auf einmal henken. Man band auch die Gefangenen an die Öffnungen der Kanonen und ließ sie „wegblasen". Nachdem dieser unsinnige Krieg beendigt war, wurde Ostindien der Ostindischen Kompanie abgenommen und zur englischen Provinz gemacht; eine Proklamation der Königin Victoria versprach „Achtung der indischen Religion und Gebräuche, sowie Heilighaltung der Verträge" (1. Sept. 1858). In ähnlicher Weise, wie es in Indien geschah, wütete der Gouverneur Ey re (Ähr) auf Jamaika. 8. Unter ungeheuren Mühsalen drang Lord Napier (Neplr) bis nach Magdala, der Hauptstadt Abessiniens, vor, die er eroberte.

2. Abriss der neuesten Geschichte - S. 62

1875 - Mainz : Kunze
62 spielt. Gewaltige Rüstungen für ein drittes Kriegsjahr durch den Friedensschluss überflüssig gemacht. Im Jahr 1857 wird das britiscli-ostindische Reich, die Herr- scherstellung Grossbritanniens in Asien, durch einen furcht- baren Aufstand der einheimischen, europäisch organisirten und discipliniren Truppen, der Seapoys, in der nordöstlichsten der 3 Präsidentschaften, Bengalen, gefährdet. Furchtbare Gräuel der Aufständischen und heroische Haltung der wenigen inmitten der ungeheuren eingeborenen Bevölkerung vereinzelten Engländer. Der Aufstand, aus zufälligen Ursachen — Gründen religiösen Aberglaubens — entsprungen, ohne Plan und verständiges Ziel, theilt sich der Masse der Bevölkerung nicht mit. Er- stürmung von Delhi, der Hauptstadt der „Grossmoguls“, deren letzter, Bahadur, ein stumpfsinniger Greis, in britischer Gefan- genschaft stirbt (Sept. 1857). Belagerung von Lucknov durch die aufständischen Seapoys; Hülfe, neue Ein Schliessung: end- licher Entsatz und Besiegung der Rebellen Nov. 1858. Die beiden anderen Präsidentschaften, Madras und Bombay, bleiben ruhig; unter Abschaffung der ostindischen Compagnie wird das ungeheure Ländergebiet (204 Millionen auf 74,000 Qm. im Ganzen) mit seiner passiven, an Fremdherrschaft gewöhnten imd derselben bedürftigen Bevölkerung unter unmittelbare Ver- waltung der britischen Krone gestellt (1858). Lord Palmerston wurde, weil er sich bei den Drohungen Frankreichs aus Ge- legenheit der auf englischem Boden ausgeheckten Verschwö- rung Orsinis nicht energisch genug gezeigt, durch ein Votum des Unterhauses gestürzt, und ein schwaches conservatives Ministerium Derby-Disraeli kommt ans Ruder. Entwicklung im Innern ruhig, ohne grössere Reformen; gemeinschaftlicher Kampf Englands und Frankreichs gegen China, welcher nach Erstürmung von Canton mit dem Frieden von Tientsin endigt, der einige Häfen des chinesischen Reichs dem europäischen Handel zugänglich macht. 3. Italien. Infolge der Ereignisse von 1848—52 gestaltete sich der Gegensatz zwischen den Staaten des restaurirten österreichischen Systems und dem constitutioneilen Königreich Sardinien immer schroffer und ward zu einem unversöhnlichen. Der Fremd-

3. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 706

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
706 Die Zeit von 1815 bis 1857. Oberofsiziere des einheimischen Heeres sind Engländer, indem die Ein- gebornen jeder Religion keinen höhern Rang als den eines Hauptmanns erreichen können. Ein eigentlicher Volksaufstand brach bis in die neueste Zeit gegen die englische Herrschaft niemals aus, was jedenfalls beweist, daß die- selbe nicht besonders drückend auf den Eingebornen lastete; auch sind die unmittelbaren englischen Gebiete dichter bevölkert und wohlhabender als die der einheimischen Fürsten (Radschas); die Steuern, welche die britisch-indische Regierung erhebt, sind allerdings keine geringen, und ohne Zweifel haben einzelne Engländer sich Handlungen zu Schulden kommen lassen, durch welche die Hindu erbittert werden mußten; wenn sich aber die Regierung eines Systems der Aussaugung und Bedrückung bewußt gewesen wäre, so hätte sie gewiß nicht 240,000 Mann aus der kräftigsten Bevölkerung in Sold genommen, sie bewaffnet, in der euro- päischen Kriegskunst geschult und ihnen die wichtigsten Stationen, z. B. Delhi, anvertrant. Auch wurde die Regierung von der 1857 ausge- brochenen Rebellion vollständig überrascht; selbst als einzelne einheimische Regimenter sich weigerten die Patronen anzunehmen, weil dieselben statt mit Pflanzenöl mit Thierschmalz (die mohammedanischen Sipahis be- haupteten mit Schweinschmalz, die braminischen mit Rindschmalz) gefettet seien, wodurch man sie absichtlich verunreinigen wolle, glaubten die Eng- länder noch an keine planmäßige Verschwörung, bis am 10. Mai 1857 die Meuterei auf der Station Mirut ihnen die Augen öffnete. Denn auf diese folgten Schlag auf Schlag Mai und Zuni blutige Meutereien auf den bengalischen Stationen von Barrakpur bei Kalkutta bis Pe- schawer auf der Gränze Afghanistans; einzelne wurden glücklich unter- drückt, meistentheils jedoch gelang es den Sipahis der einen Station, sich mit den meuterischen Kameraden auf der benachbarten in Verbindung zu setzen, so daß sie bald zu Heerhaufen anschwollen, welche ihre Rich- tung nach Delhi nahmen, wo die einheimischen Truppen am 11. Mai revoltiert und den Nachkommen des Großmoguls zum König von Indien ausgerufen hatten, wodurch die Rebellion einen Mittelpunkt bekam. Und dennoch wurde sie keine nationale, sondern blieb wesentlich eine militä- rische; es vereinigten sich wohl einzelne Nadschas mit ihr, theils frei- willig, theils von ihren Soldaten gezwungen (die vielen Radschas unter- halten Schwärme von irregulären Truppen; man schätzt die Gesammt- zahl derselben auf 400,000 Mann, die aber mehr zum Plündern als zum Fechten taugen), aber die Hauptmasse des Volkes nahm wenig- stens keinen Antheil an der Empörung; die Madras- und Bombay- truppen zeigten zwar keine ganz zuverlässige Stimmung, versuchten jedoch nur auf wenigen Stationen zu meutern, während die Sikhs und Gorkas sich gegen die Sipahis fast mit der Wuth der Engländer schlugen. Diese

4. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 522

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
522 Die Zeit von 1815 bis 1857. Generale Afghanistan und überließen es sich selbst. Dost Mohammed, der in Kalkutta eine ehrenvolle Behandlung erfahren hatte, durfte heim- kehren, wie andererseits Akbar Khan die gefangenen englischen Frauen ehrenhaft behandelt und in Freiheit gesetzt hatte. So endete der Afghanenkrieg für die Engländer; das russische Kabinet hatte seinen Gesandten Simonitsch in Teheran, dem das eng- lische den Zug gegen Herat zur Schuld legte, alsbald desavouiert und ihn zurückgerufen, verlangte dagegen von den Engländern die Räumung der Insel Karak im persischen Meerbusen, welche diese besetzt hatten. Dies geschah jedoch nicht, die Engländer nahmen im Gegentheil die größtentheils von Arabern bewohnte Handelsstadt Bender Abas an der Straße von Ormus in Schutz, desgleichen die Insel Ormus und die Bahareininseln, so daß sie den persischen Golf fortwährend beherrschen. Sind erobert (1843). Nach der Räumung von Afghanistan forderten die Engländer die Amirs von Sind, die verbündeten Fürsten, welche den untern Lauf des Indus und das große Delta dieses Stroms beherrschten, diktatorisch auf, sich in die Reihe der britischen Schutzstaaten zu stellen. Gleichzeitig rückte General Charles Na Pier (nicht mit dem gleichnamigen Ad- miral zu verwechseln) an der Spitze von 10,000 Mann in Sind ein, sprengte ein Fort in die Luft und bewog dadurch die Amirs mit der ostindischeu Kompagnie einen Vertrag zu Hyderabad am 13. Fe- bruar abzuschließen. Die im Dienste der Amirs stehenden kriegerischen Bcludschen jedoch erneuerten die Feindseligkeiten; es wurde aber Napier nicht schwer, die mit Lanzen und Bogen, im besten Falle mit Lunten- flinten bewaffneten Haufen am 17. Februar zu schlagen, am 20. die Hauptstadt Hyderabad einzunehmen und am 24. März bei Mirpur die Aufständischen zu vernichten. In Hyderabad erbeutete Napier den Schatz der Amirs, der nach indobritischem Kriegsgebrauche unter das Heer vertheilt wurde, das eine Aernte hielt, wie dieselbe seit der Schlacht von Granson (3. März 1470) europäischen Soldaten nicht mehr zu Theil wurde, denn der Antheil des gemeinen Soldaten betrug einige hundert Thaler, der des Obergenerals einige hunderttausend. Die Amirs wurden gefangen nach Bombay geschickt, Sind den englischen Besitzungen einverleibt, Napier dessen Generalgouverneur. Entwaffnung der Mahratten (1843). Krieg gegen die Sikhs (1845— 1846); Eroberung des pcndschab. Im Herbste 1843 unternahm Lord Ellenborough, der General- siatthalter von Britischindien, in Person einen Feldzug gegen die Mah- ratten, schlug sie am 28. und 29. Dezember bei Puniah und Gwalior,

5. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 523

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Entwaffnung der Mahratten rc. 523 eroberte diese Felsenfestung und nahm den Mahratten ihr sämmtliches schönes Geschütz weg. Das Direktorium der ostindischen Kompagnie war jedoch, wie es scheint, mit den Unternehmungen des Gencralgou- verneurs, der einen Anlaß zum Kriege suchte und überdies die Hindu den Mohammedanern gegenüber systematisch begünstigte, nicht zufrieden und rief ihn zurück; die Mahrattenfürsten behielten ihre Besitzungen unter britischer Schutzherrlichkeit, der sie bereits seit 1817 unterwor- fen waren. Dagegen versäumte es die britische Politik nicht, ihre Hand über das herrliche P end schab auszustrecken und dem Reiche der Sikhs ein Ende zu machen. Die Sikhs (d. h. Schüler) sind ein Mischvolk, dem Hauptbestandtheile nach jedoch Hindu, und eine eigene Religionspartei. Der Stifter derselben war Nanak, gestorben 1559, der Erneuerer Guru Gowind, gestorben 1670; ihr Religionssystem ist ursprünglich ein Deismus, der zwischen der altindischen, nach Nanaks Behauptung nicht polytheistischen Religion, und dem Islam vermitteln sollte, hat sich aber allmahlig der braminischen Abgötterei sehr genähert. Die Sikhs wurden von ihren muselmännischen Beherrschern (Großmogul, Persern, Afghanen) hart verfolgt, erhielten sich aber dennoch, setzten dem muselmännischen Fanatismus einen eigenen entgegen und errangen bei dem Zerfalle des persischen und afghanischen Reichs unter ihren Häuptlingen (Radschas) eine gewisse Unabhängigkeit, konnten jedoch nur einen unruhigen militärischen Föderativstaat zu Stande bringen. Ueber die Häuptlinge er- hob sich seit 1798 Rundschid Singh von Lahore; 1811 hatte er bereits seine Anerkennung als Maharadscha, d. h. Oberhaupt der ganzen Konföderation, erkämpft, eroberte 1818 Multan, später Kaschmir und Peschawer, schulte einen Theil seines Heeres durch napoleonische Offiziere (Allard, Ventura, Avitabile rc.) nach europäischer Weise ein und be- hauptete die Herrschaft über das Pendschab gegen die Angriffe der Af- ghanen, sowie gegen einheimische Aufstände. Als Dost Mohammed im Bunde mit Persien (und Rußland) Ostindien bedrohte, ging er ein Bündniß mit den Engländern ein, starb jedoch schon den 27. Juni 1839, worauf die in den asiatischen Staaten nach einem Thronwechsel gewöhn- liche Anarchie folgte, indem sich Söhne und Neffen um den Thron und einzelne Provinzen stritten. Die Engländer machten zuletzt ein schieds- richterliches Recht geltend, worauf die Sikhs, ohnehin wegen der Durch- märsche englischer Truppen und der Besetzung von Peschawer erbittert, insgejammt zu den Waffen griffen. Am 4. Dezember 1845 überschritt ein zahlreiches Heer den Setletsch (den Hauptstamm des Hyphasis oder Beiah, des östlichsten Flusses im Pendschab) und lieferte der englischen Armee am 18. Dezember bei Mudki ein mörderisches aber unentschie- denes Treffen, ein zweites mit dem gleichen Erfolge bei Ferosschah

6. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 524

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
524 Die Zeit von 1815 bis 1857. den 21. Dezember, in welchem der tapfere General Sale blieb. Die Sikhs gingen zwar über den Setletsch zurück, erschienen jedoch schon im Januar wieder ans dem andern Ufer und warfen am 21. ein englisches Korps unter General Smith; ihre Reiterei zeigte sich der englischen über- legen, besonders im Einzelgefechte, indem die gewandten Sikhs gewöhn- lich den Zaum ihres Gegners durchhieben und ihn dadurch fast wehrlos machten. Der furchtbaren Uebermacht des englischen Geschützes allein verdankte der englische Oberfeldherr Gough und der Generalgouverneur Lord Harbin ge, ein Veteran aus Wellingtons Schule, den Sieg in den Vernichtungsschlachten bei Alliwal (28. Januar) und Sobraon (10. Februar), worauf den 18. Februar zu Lahore ein Friede ge- schlossen wurde, der jedoch von keiner langen Dauer war. Schon im Jahre 1848 erhob sich im April das ganze Pendschab, die Engländer hatten abermals blutige Kämpfe zu bestehen und konnten sich Multans erst im folgenden Jahre durch eine sehr anstrengende Belagerung be- mächtigen; schließlich aber vereinigten sie das ganze Pendschab mit ihrem Gebiete und ließen nur Kaschmir und andere Gebirgsprovinzen einst- weilen unter der Herrschaft von Vasallenfürsten aus der Familie Rund- schid Singhs. Die Einverleibung des Mahrattenstaates Satarah (1848), dessen Radscha schon längst Vasall gewesen, wurde in Europa kaum bespro- chen, obwohl sie ein Beweis mehr war, daß England ganz Vorderindien seiner unmittelbaren Herrschaft zu unterwerfen eilte, nachdem es dieselbe nach jeder Richtung an die natürlichen Gränzen der großen Halbinsel ausgedehnt hatte. Siebenzehntes Kapitel. Die selbstmörderischen Kämpfe auf der pyrenäischen Halbinsel. Nach solchen Erfolgen durften die Engländer wohl fragen, ob die ganze Weltgeschichte ein Volk aufzuweisen habe, das den Vergleich mit ihnen aushalte, ob je ein Volk von der Stärke des englischen ein solches Reich gestiftet und die europäische Kultur in solche Fernen und in solchem Umfange verbreitet habe? Das gelesenste deutsche Blatt gab damals gleichsam eine Antwort darauf, indem es sagte, die Engländer thun große Dinge, die Deutschen aber machen große Worte; England dürfe man eigentlich nicht mehr als eine europäische Macht betrachten, son- dern als eine eigene Welt. Dies mag richtig sein, aber daraus geht zugleich hervor, daß England (mit Schottland und Irland) eine schmale Grundlage für ein Weltreich ist, insofern das eigentliche Großbritannien

7. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 708

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
708 Die Zeit von 1815 bis 1857. wehrten sich wie verwundete Löwen, die Hauptleute der Sipahis aber waren nicht im Stande, ihre Truppen wie englische Obersten und Ge- nerale zu befehligen und zu leiten. Schon im Juni stand ein kleines englisches Korps vor Delhi und behauptete seine Stellung trotz der verzweifelten Angriffe der wenigstens fünfmal stärkeren Sipahis; aus dem Pendschab führte General Nicholson Verstärkungen herbei, vom mittleren Ganges, wo der alte Held H avelo ck Kawnpur wieder erobert hatte, General Neil, und vom 16.—20. September nahmen 7000 Eng- länder, Sikhs und Gorkas unter General Wilson Delhi mit Sturm. Seitdem koncentrierten sich die Streitkräfte der Insurgenten in Audh und in dessen Hauptstadt Lakhno (Lucknow), das der englische Ober- befehlshaber Kolin Kamp bell am 17. November nach ötägigen wüthen- den Kämpfen erstürmte. Obwohl sich die Mehrzahl der Sipahis aus der Stadt rettete, und in einer andern sich festsetzte, obwohl nach dem letzten Schlage, der den rebellischen Heerhaufen traf, ein Bandenkrieg entstand, so war doch die englische Herrschaft in Indien bereits wieder hergestellt. Die Hauptsache war eigentlich schon entschieden, als es den Insurgenten nicht gelang, die englischen Truppen vor dem Eintreffen der Verstär- kungen vom Kap, von St. Mauritius und von England selbst in die Küstenplätze zu vertreiben und Havelock statt des Forts William in Kal- kutta die Citadelle von Lakhno vertheidigte. Was wäre aber aus der englischen Herrschaft in Indien geworden, wenn der Timuride in Delhi auch nur 5000 Franzosen oder Russen ge- gen die Engländer hätte führen können? Doch die Franzosen müßten den langen Seeweg nach Indien einschlagen und dieser ist verlegt, so lange die englischen Schiffe das Meer beherrschen; die Russen aber haben keinen andern Zugang als durch Afghanistan, und vorerst ist noch nicht einmal Persien russisch, vielweniger Afghanistan, der Vorhof zu den Thoren, die durch den Hindukusch an den Indus führen. Als 1820 die spani- schen Kolonieen in Amerika in vollem Aufstande gegen das Mutterland begriffen waren und die königliche Regierung zu Kadiz eine beträchtliche Streitmacht versammelte, welche Spaniens Stellung auf der andern He- misphäre, seinen Platz unter den Großmächten, zu retten bestimmt war, so wußten die Häupter der spanischen Liberalen nichts Besseres zu thun, als die Truppen gegen die Ueberfahrt nach Amerika aufzuwiegeln, durch sic die Konstitution und damit den Bürgerkrieg ausrufen zu lassen; in England aber verstummte bei der Gefahr Britischindiens alles Partei- geschrei, selbst der darbende arbeitslose Fabrikproletarier hielt an sich, die Regimenter drängten sich zur Einschiffung, obwohl sie wußten, daß kaum der fünfte Mann aus Indien zurückkommt; die Nation wie die Regie- rung beharrte in ruhigem, unerschütterlichem, würdigem Selbstvertrauen. Welch ein Volk, das im Zeitalter der Revolutionen nicht revolutioniert

8. Die neueste Zeit - S. 187

1886 - Mainz : Kirchheim
Aufstände in Mirut, Delhi und anderen Orten. 187 magertet glauben, in der Verachtung ihrer christlichen Gebieter übereinstimmten. Dnrch einen Umstand eigener Art ging die vorhandene Feindschaft p offenem Aufruhr über. Seit einiger Zeit hatte man neue Patronen eingeführt, in welchen Kngeln mit Rinder- oder Schweinefett eingerieben waren. Dies verletzte sowohl das religiöse Gefühl der Muhamedaner, denen das Schwein ein Greuel ist, als das der Hindu's, denen Kühe und Rinder als heilig gelten. Die Unruhen Begannen am 9. Mai 1857 in Mirut, einer Stadt westlich vom oberen Ganges, wo eine Anzahl Sipahis, welche die neuen Patronen zurückwiesen, verhaftet, aber sofort von ihren Kameraden befreit wurden. Schon zwei Tage nachher tobte der wildeste Aufruhr in der großen Stadt Delhi. Alle Engländer, die sich nicht durch die Flucht retteten , wurden mit Frauen und Kindern auf die martervollste Weise getötet. Große Kriegsvorräte und ein Schatz von vielen Millionen Pfund Sterling kamen in die Hände der Rebellen^ wodurch diese in den Stand gesetzt wurden, dem Kampse Nachdruck zu geben und die feste Herrscherstadt zum Mittelpunkte der Empörung zu machen. — Gleichzeitig brach der Aufstand, von ähnlichen Greueln begleitet, in allen bengalischen Garnisonsstädten aus. Die Herrschaft Englands in Indien war aufs heftigste bedroht und würde damals ihr Ende gefunden haben, wenn die Rebellion nicht auf die Sipahis beschränkt geblieben wäre. So aber fanden die Europäer, die bei der wachsenden Gefahr sich zur größten Tapferkeit ermannten und die Überlegenheit der weißen Raffe glänzend bewährten, Zeit und Gelegenheit, die noch nicht von der Empörung Fortgerissenen bei dem alten Gehorsam zu erhalten. Auf diese Weise tobte der Ausstand hauptsächlich nur im nördlichen Indien, und da die englische Regierung alle Kräfte anstrengte, so konnten bald Heeresmaffen gegen den Herd des Aufstandes vorrücken. Schon im Juni 1857 marschierte eine Armee gegen Delhi, aber erst eine dreimonatliche Belagerung und zuletzt eine mehrtägige Bestürmung brachte die Stadt wieder in die Hände der Engländer (September). Nur wenige der aufständischen Sipahis entkamen nach Aubh, einer Landschaft östlich vom Mittellauf des Ganges, wo aber auch der Aufstand in feinen letzten Zuckungen lag. — In dieser Landschaft hatte sich eine Schar Engländer während des ganzen Sommers in der Citadelle von Lucknow, der Hauptstadt von Aubh, mit wunderbarer Tapser-feit und Geistesgegenwart verteidigt. Die Eingeschlossenen, darunter 400 „Frauen und Kinder, lebten in steter Angst , daß sie von der Übermacht überwunden und dann qualvoll hinge-

9. Die neueste Zeit - S. 188

1886 - Mainz : Kirchheim
188 Die Jndiabill. — Die Nordamerikanische Union. mordet werden würden. In dieser entsetzlichen Lage hörte zuerst eine Frau, die vor Ermattung auf die Erde gesunken war, den Kriegsmarsch der schottischen Hochländer. Die Andern glaubten , es fei eiu Fieberwahn; aber sie hatte sich nicht getäuscht. General Havelock erschien mit einem Entsatzheer vor der Festung ; es gelang ihm, die fünffach stärkere Belagerungsarmee Zu durchbrechen und nach schweren Verlusten in die Citadelle einzuziehen. Die Stadt Luckuow selbst, wo 50,000 Sipahi's lagen, konnte Havelock nicht einnehmen. Am 16. November wnrden die Eingeschlossenen durch ein neues, herbeigekommenes Hilfsheer befreit: die Stadt selber kam am 13. März 1858 nach einem dreitägigen Sturm wieder in englische Hände. Die Streitmacht der Rebellen schmolz nach dem Fall von Delhi und Lucknow rasch zusammen, aber erst im Herbst von 1858 war der Sieg gesichert. Über die Aufständischen erging — wie schon während des Krieges — ein strenges Gericht; unzählige wurden gehenkt oder erschossen, besonders indem man sie an die Mündung der Kanonen band und „wegblasen" ließ. Die wichtigste Folge aber war, daß durch die vom Parlamente genehmigte Jndiabill (vom 8. August 1858) das Privilegium der ostindifchen Kompagnie aufgehoben und ganz Hin dost an als englische Prov inz unter die Krone gestellt wurde. Im Jahre 1876 hat daher die englische Königin auch den Titel „Kaiserin von Indien" angenommen. b) Nordamerika. Während Napoleon so fast wider seinen Willen statt eines abhängigen Vasallenstaates ein lebenskräftiges Königreich im Süden der Alpen entstehen sah, führte fein Ehrgeiz eine Frankreichs Ehre berührende Verwickelung jenseits des Oceans herbei. Es war nämlich die Zeit, wo die große nordamerikanifche Republik durch einen Bürgerkrieg gespalten war, wie ihn gewaltiger selbst das alte Rom nicht gesehen hat. Immer schärfer hatten sich die Gegensätze zwischen dem Norden und Süden der Vereinigten Staaten zugespitzt; jener germanisch , demokratisch, dem Handel und der Gewerbthätigkeit zugewandt, dieser mit vie- : lern romanischen Blute gemischt, die Macht des Landes in den Händen der Großgrundbesitzer, die auf ihren weiten Gebieten Zuckerrohr, Baumwolle, Tabak, Kaffee, Rete- und Mais bauten und wie die alten Römer auf ihren großen Plantagen sich der Sklavenarbeit bedienten. Auf ihren vier bis fünf Millionen
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