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Zahlungen an den Hof gekettet; fast alle Edelleute suchen Dienste
am Hof, im Heer, im Staate.
Verderbliches Vorbild des französischen Hofes und Adels
für die Fürstenhöfe und den Adel des übrigen Europa.
Ii. Franzöfische Kunst, Literatur, Wissenschaft unter
Ludwig Xiv.
Von dem König und seinem Hof gieng direct und indirect
eine Anregung für Kunst und Literatur aus: direct, indem durch
die Bedürfnisse des Hofes die Ban- und Gartenkunst, Malerei,
Senlptur, das Schauspiel, das schon Richelieu, die Oper, die
schon Mazarin begünstigt hatte, mächtig gefördert und durch
Jahrgehalte Künstler und Dichter unterstützt wurden: indireest
indem Macht und Nuhrn des Königs die Dichter und Künstler
weckte und begeisterte. Die Literatur trat während dieses ihres
s. g. goldenen Zeitalters in den Dienst der absoluten
Monarchie und beherrschte wie diese und die französische Sprache
den Geschmack des gebildeten Europa. Die Tragiker Corneille
(1606—1685, sein Cid 1635), schon Richelieu nahestehend, und
Racine (1639—1699); der Lustspieldichter Molière (1620—
1673), der Fabeldichter La Fontaine (1621—1694); der Satiriker
und Kritiker Boileau (1636—1711, seine art poétique) — alle
giengen auf die Muster und Stoffe der altclassischen Literatur
zurück und huldigten alle mehr oder weniger dem Ruhme des
Königs.
Der schon unter Ludwig Xiii (durch Richelieu 1635) ge-
stifteten académie française wurden noch andere Akademien für
Wissenschaft (namentlich die später des inscriptions et des belles
lettres genannte) und Kunst hinzugefügt.
In den Künsten hervorragend: der Historien- und Land-
schaftsmaler Nicolas Poussin, Le Brun, vor allen der Lothringer
Claude Gelee, genannt Claude Lorrain, der erste Landschaftsmaler
der Zeit. Im Allgemeinen bildete sich die damalige französische
Knifft, besonders durch die Architektur (Rococo), nach den.werken
der späteren italienischen. — Le Notre Hauptschöpfer des franzö-
sischen Gartenstils.
111. Staatsverwaltung unter Ludwig Xiv.
Hauptgrundsatz: der König die Quelle alles Rechts und
aller Macht, auch über die Gewissen und die Religion; — l'état
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Corneille Boileau Ludwig_Xiii Ludwig Le_Brun Claude_Gelee Claude_Lorrain Ludwig_Xiv Ludwig
11
fteuerung: Bundschuh im Elsaß schon 1493, entbetft 1502; 1514
der „arme Kunz" in Wurtemberg. —
13. Geistige und geistliche (kirchliche) Bewegungen:
1. Die Poesie und Volksliteratur der Zeit in ihrer
satirisch-kritischen Richtung, in Opposition gegen kirchliche, sociale,
staatliche Zustände: Fastnachtsspiele des Nürnbergers Hans Ro-
senblüt, des Straßburgers Sebastian Brant Narrenschiff
1494, der Eulenspiegel, der Reinecke Vos von 1498. —
Wiedererwachen der antiken Kunst, zunächst in Italien, das
damals seine höchste Kunstblnthe erlebt (Michel Angelo, Rafael,
Leonardo da Vinci, Correggio, Tizian), aber auch in der Neube-
lebung der klassischen Bildung die Schule für Deutschland wird.
Einfluß der Druckerkunst, die von ihrer deutschen Heimat aus bald
in Italien (Venedig, Florenz) ihre Hauptstätte fand. Der Humanis-
mus in Ober- dann in Niederdeutschland: Johann Wessel (lux
mundi) und Rudolf Huesmann von Groningen, gen. Agricola,
Hegius in Deventer u. a. Die fratres scliolares in Holland
und Friesland, Reformen des Schulwesens in Westfalen ( z. B.
der Domschule in Münster)., am Nieder- und Oberrhein; Bedeu-
tung von Schlettstadt. Die Universitäten Erfurt und Wittenberg,
Friedrichs des Weisen Schöpfung (1502), die wissenschaftlichen
Vertreterinnen der neuen Richtung. — Drei Hauptrepräsentanten
des Humanismus:
Desiderius Er asmus von Rotterdam (1467 — 1536), von Hegius anf
der Schule zu Deventer und durch die Schriften des Laurentius Valla angeregt,
verläßt daö Klosterleben, erlernt zu Paris das Griechische und gicbt das Studium
der Scholastik auf. Nach wechselndem Aufenthalt in Frankreich, Holland, Eng-
land, Italien königlicher Rath des jungen Karl I (V) in Brüssel, seit 1521
in Basel und Frciburg. Feiner Formcnsinn und elegante lateinische Diction;
Herausgeber vieler alter Autoren; erste Ausgabe des griechischen Neuen Testa-
mentes 1516: pmçcaç tyxtàfiiov i. e. stultitiae laus 1508 (noch bei seinen
Lebzeiten in 27 Auflagen) voll Opposition gegen Klosterleben, kirchliche Zustände,
die geläufige theologische Methode. Kein großer kräftiger volksthümlichcr Cha-
rakter, aber der geistreichste und gefeiertste Gelehrte seiner Zeit.
Johann Reuchlin (Capnio, 1455 — 1522), wahrscheinlich Sohn eines
Boten, Dicnstmanncs der Dominikaner in Pforzheim, am badischen Hof und in
Frankreich, wiederholt in Italien, auch als Glied einer Gesandtschaft in Rom,
vertrauter Rath des ersten Herzogs von Wurtemberg Eberhard im Bart, dann
„gemeiner Richter" des Schwäbischen Bundes. Seine Sprachgclehrsamkcit ohne
die Eleganz des Erasmus; der Wiedererwecker hebräischer Studien und alttesta-
mentlicher Forschungen unter christlichen Gelehrten (de rudimentis hebr. 1506).
Seine literarische Fehde mit dem getauften Juden Pfefferkorn aus Köln 1510
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Bundschuh Hans_Ro- Sebastian_Brant_Narrenschiff Eulenspiegel Reinecke Michel_Angelo Rafael Leonardo_da_Vinci Correggio Tizian) Johann_Wessel Johann Rudolf_Huesmann Rudolf Agricola Hegius Friedrichs Hegius Karl_I Karl Johann_Reuchlin_(Capnio Johann
Extrahierte Ortsnamen: Wurtemberg Italien Deutschland Italien Venedig Florenz Niederdeutschland Groningen Deventer Holland Friesland Westfalen Wittenberg Rotterdam Deventer Frankreich Holland Italien Brüssel Basel Pforzheim badischen_Hof Frankreich Italien Rom Wurtemberg_Eberhard
206
«
4. Literatur.
Wie die Kunst, so ist auch die Literatur der Römer nicht
selbständig und originell, sie lehnt sich vielmehr an die der
Griechen als ihr Vorbild an. Rom wurde eher durch Thaten
als durch Schriften berühmt; oder wie Sallust sich ausdrückt, die
besten Römer wollten lieber Thaten verrichten, als sie beschreiben*).
Bis zu dem Ende des ersten punischen Krieges verlegten sich die
Römer auf Krieg, Ackerbau und praktischen Staatsdienst und
suchten und fanden darin die höchste Ehre. Ja noch lange nach-
her galt die Ansicht, daß die Beschäftigung mit den Wissenschaften
dem Staate keinen Nutzen bringe, und selbst noch Cicero glaubte
sich wegen seines Studiums der griechischen Sprache rechtfertigen
zu müssen.
a. Poesie.
Wenn in irgend einem Zweige der Literatur, so war in der
Poesie der praktische Römer am allerwenigsten schöpferisch. In
der Auffassung des Schöllen blieb überdies ein gewisses sinnliches
Element vorherrschend; der Römer liebte besonders diejenige
Poesie, welche Vergnügen und Unterhaltung gewährte. So war
es das Schauspiel, welches zuerst Eiugang bei ihm fand.
Das Drama. Die bucolische Poesie.
Das erste Drama führte in Rom nach einem griechischen
Muster ein Grieche auf, Namens Andrónikus. Er wurde nach
der Einnahme seiner Vaterstadt Tarent (im Jahre 272) noch
sehr jung als Sklave nach Rom gebracht, wo er von seinem
Herrn Livius Salinator freigelassen wurde und den Namen
Livius Andronikus annahm. Er schrieb Tragödien und Comödien
und eröffnete damit die sich schnell entwickelnde römische dramatische
Literatilr.
Sein Nachfolger war Nävius (nimmt Theil am ersten
punischen Krieg), aus Campanien gebürtig. Seine Hauptthätig-
keit war dramatischen Gedichten zugewendet, die er nach griechi-
schen Mustern schrieb; bemerkenswerth ist es, daß er schon
römische Stoffe seinen Stücken zu Grunde legte**). Als Ple-
*) Sallust. bell, catilin. Viii.: optumus quisque facere quam die ere,
sua ab aliis benefacta laudari quam ipse aliorum narrare malebat.
**) Stücke, deren Gegenstand dem römischen Nationalleben entnommen
war, nannte man fabulae togatae oder praetextatae.
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212
von Aeneas an bis auf seine Zeit. Besonders ist hier zu nennen
M. Porcius Cato, der bekannte Censor, er verfolgte ebenfalls
die römische Geschichte bis auf seine Zeit in einer gründlichen
Schrift, die den Titel Origines führte. Die Schriften der beiden
genannten Annalisten sind verloren gegangen. Auch wurde die
Geschichte von Dichtern episch behandelt (s. epische Poesie).
Die kunstgem.äße Darstellung der Geschichte beginnt erst
zur Zeit Sullas. Wir nennen zuerst C. Sallustius Crispus,
geb. 86 zu Amiternum im Sabiuerlande, gest. 34 v. Chr. Er
schrieb eine Geschichte der catilinarischen Verschwörung (bellum
catilinarium), die er selbst miterlebte. Ferner schrieb er den
jugurthinischen Krieg, wobei ihm sein Aufenthalt in Afrika als
Statthalter sehr förderlich war; diese beiden Schriften sind voll-
ständig erhalten, während seine 5 Bücher historiarum bis aus
Bruchstücke verloren gegangen sind. Sallust war Gegner der
Optimatenpartei und deckte deren Fehler unerbittlich auf, er
eiferte überhaupt mit Bitterkeit gegen die Schwächen seiner Zeit,
wovon er jedoch selber nicht frei war.
C. Iulius C äsa r schrieb mit spielender Leichtigkeit, Gewandt-
heit und Eleganz die Geschichte seiner in Gallien geführten Kriege
(58 bis 51): eommentarii de bello gallico libri Viii,, ferner
3 Bücher de bello civili. Das achte Buch de bello gallico,
die Schrift de bello Alexandrino, de bello Africano und
Hispaniensi rühren wahrscheinlich nicht von ihm her.
Cornelius Nepos geb. 90 v. Chr. in Oberitalien, lebte
später lange in Rom und stand zu Cicero, Atticus, Catull und
andern in freundschaftlichen Beziehungen. Seine libri illustrium
virorum sind Verloren gegangen; ihm werden ferner zugeschrieben
die noch erhaltenen vitae excellentium imperatorum, die vielleicht
ein Auszug aus einem größeren Werke sind.
Der wichtigste römische Geschichtschreiber ist Titus Livius
geb. 59 v. Chr. zu Padua (Patavium), lebte eine Zeit lang zu
Rom als Lehrer des nachmaligen Kaisers Claudius, dann zu
Neapel und starb 17 n. Chr. Er schrieb ein großartiges Werk
historiae Romanae in 142 Büchern, wovon 1 bis 10 und 21
bis 45 erhalten sind. Er behandelt seinen Gegenstand mit Pietät
und Treue, seine Darstellung ist frisch und lebendig, er ist be-
strebt die Geschichte lehrreich zu machen, die Vergangenheit der
Gegenwart als einen Spiegel vorzuhalten.
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T162: [Jahr Rom Senat Plebejer Volk Gracchus Cicero Gesetz Konsul Marius], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Porcius_Cato Sullas C._Sallustius_Crispus C._Iulius Cornelius_Nepos Titus_Livius Claudius
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Gallien Oberitalien Rom Padua Neapel
— 179 —
das Königreich Siam (630 000 qkm, 5 Millionen E.). Die
Hauptstadt Bangkok am Menam (200 000 E.) ist zum Teil auf
Pfählen im Flusse erbaut. Großartige Buddhatempel. Lebhafter Handel.
Europäische Besitzungen.
1. Britische: a) Birma (Barma), der westliche Teil Hinter-
iudiens, ein überaus fruchtbares Reislaud (415 000 qkm und
8 Millionen E.) — Rangun (180 000 E.) an der Jrawadi-
münduug ist der Haupthandelsplatz.
b) Niederlassungen an den Meerengen (Malakka und Singa-
pur). Von besonderer Bedeutung ist der Freihafen Singapur
(184 000 E.) auf einer kleinen Küsteninsel, infolge der glücklichen Lage
Mittelpunkt des Handels zwischen Indien, Ostasien und Australien.
2. Französische: Jndochina (705 000 qkm, 25 Millionen E.),
Gesamtname für die im Osten und Südosten der Halbinsel liegenden
Gebiete: a) Schutzstaat Kambodscha, b) Cochinchina mit der Haupt-
stadt Saigon (65000 E.), e) Schutzstaat Anuam mit Hnü
(30 000 E.) und d) Tongking, eine sehr fruchtbare Landschaft, auch
als Durchgaugslaud nach Südchina wichtig. Hauptort Hanoi
(Kescho) 150 000 E.
Vorderindien.
Es umfaßt das Hochland Dekhan sowie die vorgelagerte hindo-
stanische Tiefebene, welche sich nordwärts bis zum Himalaja erstreckt
und aus zwei sehr verschiedenen Teilen besteht: a) der vorwiegend
dürren Ebene des Indus, b) dem reich bewässerten und außerordent-
lich fruchtbaren Tieflande des Ganges, welcher in seinem Unterlaufe
sich mit dem Brahmaputra vereinigt.
Vorderindien bringt fast alle Produkte der heißen Zone
in größter Fülle hervor, besonders Reis, Weizen, Baumwolle, Ba-
nanen (Banianen, eine Feigenart), Thee, Kaffee, Zuckerrohr, Gewürze,
feine Farbstoffe, Tabak, Mohn (zur Opiumbereitung), Jute (zu Ge-
weben), Seide, viele Arten von Palmen. — Die Tierwelt zeigt die
größten und kräftigsten Formen im Elefanten, Nashorn, Tiger u. f. w.—>
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
— 181 —
dunkelfarbige Urbewohner. Verhältnismäßig sehr gering ist die Zahl
der Europäer (etwa 200 000).
Ungefähr 3/4 aller Bewohner Indiens sind noch Heiden (An-
Hänger des Brahmaismus, Buddhismus u. a.), 57 Millionen bekennen
sich zum Islam, 21/2 Millionen zum Christentum.
Die ehemalige Einteilung der Hindu in vier Gesellschaftsklassen
oder Kasten (Priester, Krieger, Ackerbauer und Gewerbetreibende,
Dienende) ist in Anpassung an die modernen Erwerbszweige um-
gestaltet, indem sich die beiden unteren in mehrere neue Kasten auf-
gelöst haben. Die außerhalb der Kasten stehenden P a r i a s werden
als rechtlos mit Verachtung behandelt.
A. Die Kimataja-Länder.
Am obern Indus liegt der britische Schutzstaat Kaschmir,
eine herrliche Alpenlandschaft, mit der Hauptstadt Srinagar
(120 000 E.), wo die feinen Kaschmir-Shawls gefertigt werden.
B. Das Tiefland des Indus.
La höre (177 000 E.) im obern Jndusgebiet, dem fruchtbaren
Pandschab, ist ein wichtiger Handelsplatz. — Peschawer (Peschauer,
84 000 E.) ist als „Thor Indiens" eine wichtige Grenzfestung gegen
Afghanistan.
C. Das Tieftand des Ganges.
Es ist außerordentlich dicht bevölkert und hat viele große Städte.
— Delhi (193 000 E.) an der Dschamna, dem großen rechten
Nebenfluß des Ganges, soll früher als Residenz des Großmoguls
2 Millionen Einwohner gehabt haben. Aus der Glanzzeit sind noch
viele herrliche Tempel und Paläste erhalten. — Allahabad am
Zusammenflusse des Ganges und der Dschamna hat 175 000 E.
Benares (220 000 E.) ist eine den Indern heilige Stadt mit vielen
Badeplätzen in dem göttlich verehrten Ganges. - Patna (165000 E.)
ist der Hauptmarkt für Opium, welches besonders nach China ge-
liefert wird. — Kalkutta an dem auch Seeschiffen zugänglichen
westlichen Mündungsarme des Ganges (862 000 E.) ist der Sitz
der indischen Regierung und der zweite Seehandelsplatz.
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TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt]]
— 172
Nr. Name Flächeninhalt in qkm Einwohnerzahl Auf
5. 6. 7. 8. Französische (Jndochina [d. i. Kambodscha, Cochinchina, An- nam, Tongking^, Pondichery) Portugiesische (Goa, Diu, Macao, Osttimor).... Deutsche (Kiautschou) . . . Vereinigten Staaten von Amerika gehörige (Philip- pinen und Suluiuseln) . . 706 000 20 000 500 296 000 25 Mill. 1 80 000 7 „ 35 48 160 24
Ostasien.
Das Kaiserreich China.
Es umfaßt auf einem Flächenraume von 11 Millionen
den größten Teil des hinterasiatischen Hochlandes, ferner die dem-
selben im Osten vorgelagerte Tiefebene. An Größe wird China von
Rußland und Großbritannien (mit den Kolonien) übertroffen, aber
der Bevölkerungszahl nach nur von letzterem Reich. Nach neuerer
Annahme hat China 357 Millionen Einwohner, das ist fast der
gesamten Menschheit. Auf das eigentliche China treffen hiervon
345 Millionen, während die Nebenlander, obwohl sie 2/3 der Ge-
samtfläche einnehmen, nur etwa 12 Millionen Bewohner zählen.
Das eigentliche Khina,
von den Chinesen mit Stolz „das Reich der Mitte" genannt,
breitet sich über den östlichen Abhang des hinterasiatischen Hochlandes
und über die chinesische Tiefebene aus. Das Land wird vom Hoangho
und Jangtsekjang durchflösse:?. Ein weit ausgedehntes Kanalnetz
verbindet dieses wasserreichste Strompaar Asiens (der berühmte Kaiser-
kanal hat eine Länge von 1300 km — der Lange des Rheins).
Das milde Klima, die Fruchtbarkeit des Bodeus und die starke Be-
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Extrahierte Ortsnamen: Kambodscha Cochinchina Macao Osttimor Amerika Ostasien China China China China Asiens Rheins
— 174 —
stehen geblieben, weil sie in blinder Verehrung zur Vergangenheit
aufschauten und in dünkelhafter Selbstüberschätzung sich bis in die
neueste Zeit von allen andern Völkern abschlössen. Seit 1842 ist
das Land allmählich den Fremden zugänglich geworden. Unaus-
haltsam dringen europäische Einrichtungen vor, besonders seit das
Deutsche Reich, Großbritannien und Rußland an der Küste Be-
sitzungen erworben haben (S. 175).
Infolge rastloser Thätigkeit der (besonders katholischen) Missionäre
zählt China jetzt schon über 1 Million Katholiken und etwa 100 000
Protestanten. Staatsreligion ist die Lehre des Konfutfe, die Niedern
Volksklassen bekennen sich meist zum Buddhismus.
China ist ein unumschränktes Kaiserreich. Der Herr-
scher, „der Sohn des Himmels", vereinigt in sich die höchste Welt-
liche mit der höchsten geistlichen Gewalt. — Das Land wird in
18 Provinzen eingeteilt, welche unter nahezu selbständigen Statt-
Haltern stehen.
China soll angeblich über 50 Städte mit mehr als 7a Million
Einwohner zählen; doch ist die Bevölkeruugsangabe sehr schwankend.
Gewiß ist, daß das Mündungsgebiet der beiden Hauptströme so dicht
bevölkert ist wie kein anderes Land der Erde. Ein Teil der Be-
wohner lebt hier ständig auf Flößen im Wasser. Bei solcher Über-
völkerung treten trotz der Fruchtbarkeit des Bodens oft Hungersnot
und Seuchen auf. Viele Chinesen wandern deshalb nach Indien,
Amerika und Australien aus.
Die wichtigsten Städte Chinas sind:
Peking (mit 1600 000 E.), die Hauptstadt und Residenz
des Kaisers. — Tientsin (fast 1 Million E.) ist die Hafen-
stadt für Peking, mit diesem jetzt dnrch eine Eisenbahn ver-
bunden.
Nanking (72 Million E.), am Jangtsekjang gelegen, ist
eine blühende Handels- und Fabrikstadt, sowie Hauptsitz der chine-
sischen Gelehrsamkeit. — Schanghai (mit 450000 E>) und
Kanton (mit 2v2 Millionen E.) sind die wichtigsten See-
Handelsplätze.
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Extrahierte Ortsnamen: China China China Indien Amerika Chinas Peking Tientsin Peking Nanking Schanghai
— 199
stehen die Völker Afrikas noch ans niedriger Bildungsstufe.
Vielfach herrscht Sklavenhandel; einzelne Stämme sind noch Menschen-
fresser. Von einheimischer Gewerbthätigkeit kann kaum die Rede
sein (Bild 70). Der Handel beschränkt sich vornehmlich auf den
Austausch der heimatlichen Produkte gegen europäische Waren.
e) R e g i e r u n g s f o r m. Der größere Teil Afrikas ist im
Besitze wilder Völker, welche meist unter Stammeshäuptlingen leben.
Bild 71. Karawanenführer im ägyptischen Sudan.
Die europäischen Besitzungen dehnen sich immer mehr von den Küsten
in das Innere aus.
tlordafrika.
Ägypten.
Ägypten bildet dem Namen nach einen türkischen Vasallen-
staat, der unter einem Vicekönig steht, welcher den Titel „Khedive"
führt. In Wirklichkeit aber ist Ägypten unter englischer Herrschaft. ^
Das Reich besteht 1. aus dem eigentlichen Ägypten und
2. aus dem durch Besiegung des Mahdi wiedergewonnenen ägyp-
tischen Sudan (.Bild 71). Dessen wichtigster Ort ist das der
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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