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1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 344

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
344 Die mittlere Zeit. Fleisches, sondern auch der Genuß von Butter, Öl und Fett das ganze Jahr untersagt war und deren gottesdienstliche Übungen nie ganz unterbrochen wurden. Andere Orden machten es sich zur Pflicht, die christliche Charitas an ihren Nebenmenschen zu üben und sich der Armen, Kranken und Gefangenen anzunehmen. Dahin gehören insbesondere die Trinitarier, die sich die Ausgabe setzten, die Christensklaven aus der Gefaugenschaft zu befreien. Kein Orden aber hat neben den Benediktinern eine größere Verbreitung und eine segensreichere Wirksamkeit gefunden, als die sogenannten Bettelorden des Hl. Franziskus und des Hl. Dominikus. In ihnen erhielt das Volk uicht nur ausgezeichnete Prediger und Beichtväter, sowie die Kranken und Sterbenden treue Beistände und Tröster, sondern aus ihrer Mitle ging mich eine große Anzahl namhafter Gottesgelehrter hervor. Anmerkungen. 1. Vor Benedikt von Nursia waren die Mönche sich selbst überlassen, und es gab viel herumschweifende Mönche, die nach einer willkür-lich angenommenen Regel lebten. Benedikt sammelte seine Genossen um sich herum in einzelne Niederlassungen und verpflichtete sie zu einem feste» Aufenthalte, sowie zum Gehorsam. Dadurch konnte erst die Frömmigkeit sowohl als die Thätigkeit überwacht und geleitet werdeu, und konnten die Mönche eine reichhaltigere Wirksamkeit entfalten. Von Monte Cassino gingen allein während 1300 Jahren dreißig Päpste und unzählige Kardinäle, Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte hervor. Allein obwohl Monte Cassino von allen Benediktinerklöstern als das gemeinsame Mutterhaus betrachtet und verehrt wurde, so waren doch die einzelnen Häuser unabhängig, und es hing mehr von dem guten Willen der Abte und der Mönche ab, wie es im Kloster zuging. Deshalb stellte sich die Notwendigkeit heraus, die einzelnen Klöster in eine bestimmte Verbindung und Unterordnung unter ein Stammkloster zu bringen, um die Regel des heiligen Benedikt besser festhalten und sich von der Beobachtung derselben überzeugen zu können. Petrus der Ehrwürdige, Abt vou Clugny in Bnrgund, gilt als der Stifter der Kongregation der Clnnia-censer, während der heilige Bernhard von Clairvaux selbst die Kongregation der Cistercienser zu stände brachte, so genannt von einem Kloster, das wegen seiner alten Cisternen den Namen Citeaux trug. Fünfzig Jahre nach Stiftung der Cistercienser sollen schon 500 Abteien vorhanden gewesen und das Gesetz erlassen worden sein, daß innerhalb zehn Meilen von einer Abtei keine neue errichtet und zu jeder neuen wenigstens 60 Mönche vorhanden sein sollten. 2. Die Kartäuser verdanken ihre Entstehung einem Deutschen, dem hl. Bruno, Chorherrn von Reims, der in der Nähe von Grenoble, in der schauerlichen Einsamkeit voit ßchartreuse (Carthusium), seinen Aufenthalt nahm (1086) und alle früheren Orden in der Strenge der Lebensart überbot. Die Trini tarier haben zu ihren Stiftern den Johannes von Mat ha, einen französischen Priester und Gelehrten, und den Felix von Valois, einen heiligen Einsiedler. Sie trugen ein weißes Kleid und ein blaues und rotes Kreuz auf der Brust und

2. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 403

1855 - Mainz : Kirchheim
403 Wenzels Bruder, zum Throne, und es war nun seine erste Sorge dahin gerichtet, auch die Unordnung in der Kirche zu entfernen. Es wurde daher eine allgemeine Kirchenversammln n g nach Konstanz ausgeschrieben und am 16. November 1414 dieselbe er- öffnet. Hier wurden die drei Päpste abgesetzt, und Martin V., ein hochgebildeter, kluger, fester Mann, ward als Oberhaupt der Kirche ausgerufen. Auch wurde vor die Kirchenversammlung Jo- hann Huß, ein Prager Professor, der verderbliche, unchristliche Lehren verbreitete, geladen. Kaiser Sigismund versprach ihm siche- res Geleit, jedoch mit Vorbehalt der Rechtsübung. Huß wollte aber seine Lehren nicht widerrufen, wurde nun als Irrlehren seiner priesterlichen Würde verlustig erklärt und der weltlichen Obrigkeit zur Bestrafung übergeben. So wurde Huß nach den damaligen strengen Gesetzen lebendig verbrannt. Dasselbe Loos traf seinen Schüler Hieronymus von Prag. Hussens Anhänger, Hus- siten genannt, suchten in Böhmen die Lehren ihres Meisters mit Feuer und Schwert zu verbreiten. Die wilden Ziska, P r o k o p i u s der Große und P r o k o p i u 6 der Kleine führten sie in ihrem gräßlichen Vertilgungskriege gegen die Katholiken an. Bald aber zerfielen sie unter sich in Parteien, die Gemäßigten ver- einigten sich mit den Katholiken, die Strengen wurden besiegt und zum Frieden gezwungen. — Die große Unordnung und Schwäche des deutsäen Reiches endete mit Sigismunds Tod. Eine neue, bessere Zeit bricht nun für unser Vaterland an. Das Faustrecht hört auf, Gesetze und Ordnung beginnen, Deutschland wird mäch- tig und vom Auslande geachtet. Diese glückliche Umänderung haben wir den Kaisern aus dem Hause Oesterrich zu verdanken. In diesen Zeitraum gehören noch zwei derselben, Albrecht Ii. und Friedrich Ul., deren Regierung eine bessere Zeit anbahnte. Zur Zeit Friedrichs eroberten die Türken Konstan- tinopel am 29. Mai 1453. Umsonst waren seine Bemühungen, einen Kreuzzug gegen die Türken zu Stande zu bringen, denn überall herrschte Uneinigkeit im Reiche. Friedrich hatte noch die Freude erlebt, daß die deutschen Kurfürsten seinen Sohn Maxi- milian zum König wählten. Das Mittelalter. Im M i t t e l a l t e r oder in der Zeit von Karl dem Großen bis auf die Entdeckung Amerika's (800 - 1500) fanden Künste und Wissenschaften bei den Päpsten und Kaisern vor- züglichen Schutz. Gern hörte man Dichter zur Harfe singen. Man nannte sie Minnesänger und später, da sie handwerksmäßig die Dichtkunst betrieben, M e i st e r s ä n g e r. In den Klosterschulen wurden die Wissenschaften fleißig betrieben, welche dilrch Stiftung der Universitäten zu Prag, Wien, Heidelberg, Köln, Erfurt, Leipzig, Freiburg, Basel, Mainz u. s. w. und durch Wieder- 26 *

3. Freiburger Lesebuch - S. 37

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
aus altadeligem Geschlecht und ist 1113 zu Lauingen an der Donau geboren. Der rege Verkehr, der in jener Zeit Deutschland mit Italien verband, führte den jungen Ritter an die Universität in Padua, wo er eifrig dem Studium oblag. Im Jahre 1223 trat er in den Dominikanerorden ein und wurde bald einer der berühmtesten Lehrer der Theologie. Als solcher wirkte er zuerst in Köln, das damals der geistige Mittelpunkt Deutschlands war. Später wurde er sogar an die berühmte Universität in Paris berufen. In Freiburg war im Jahre 1238 eine Niederlassung seines Ordens gegründet worden; ein Rest desselben ist das heutige Vinzentiushaus. Hier verweilte er jedenfalls nicht nur von 1240 bis 1242, sondern auch früher und später. Daß er am hiesigen Münsterbau und besonders am Turmbau tätig war, ist insofern nicht ausgeschlossen, als er der Baukunst nicht unkundig war. Auch die Erfindung des Schießpulvers und der Feuerwaffen wird ihm zugeschrieben, doch liegt hier wohl eine Verwechslung mit dem Freiburger Franziskanermönch Bertholdus vor, die um so leichter verständlich ist, als sich Albertus Magnus viel mit physikalischen und chemischen Versuchen beschäftigte. Er überragte alle seine Zeitgenossen bei weitem in der Kenntnis der Naturwissenschaften. Von tiefer Einsicht zeugt es, daß er schon damals die Forderung aufstellte, der naturwissenschaftliche Unterricht müsse auf Beobachtung und Versuch gegründet werden. Daher hat man ihn auch den Humboldt des Mittelalters genannt. Der Künstler, der das Denkmal im Sommer 1898 aus graugelbem Heilbronner Sandstein geschaffen hat, der hiesige Bildhauer Julius Seitz, deutet dies alles dadurch an, daß er zu Füßen des Standbildes Bücher Schmelzofen und Retorte, sowie den Grundriß des Freiburger Münsters zur Darstellung bringt. Von 1254 bis 1259 war Albertus Vorsteher (Provinzial) seines Ordens für ganz Deutschland. In der Tracht dieses Ordens steht er vor uns, die Brust geschmückt mit dem Bischofskreuz. Denn er war eine Zeitlang Bischof von Regensburg, legte jedoch diese Würde nieder und zog sich in sein Kloster in Köln zurück, wo er sich bis zu seinem Tod im Jahr. 1280 dem Lehrberuf und der Schriftstellerei widmete. Nur wenige größere Reisen vollführte er von hier aus noch. Eine derselben führte ihn 1274 zum Konzil nach Lyon, um hier die feierliche Anerkennung Rudolfs von Habsburg zu empfehlen, den die in Frankfurt versammelten Kurfürsten Michaeli 1273 zum deutschen Kaiser gewählt hatten. Das Denkmal am andern Ende der Schwabentorbrücke, die sogenannte Malterergruppe, stellt eine Begebenheit aus der Schlacht bei Sempach (9. Juli 1386) dar. Damals gehörte Freiburg und der ganze Breisgau zu Österreich. Als nun Herzog Leopold von Österreich, den man als die Krone der Ritterschaft pries, im Jahre 1386 auszog, um die Schweizer Eidgenossen zu unterwerfen und damit den alten Streit des Hauses Habsburg gegen letztere womöglich mit einem Hauptschlag zu beenden, war in seinem glänzenden Heere auch die Blüte des Breisgauer Adels, darunter Ritter

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 10

1868 - Mainz : Kunze
Ulrich von Hutten bc- kämpft die Geistlichkeit und eifert gegen das Papstthum in zahlreichen Schriften. w Erste Periode der neueren Geschichte. Ulrich von Hutten war I486 zu Steckelberg, dem Stammschlosse seiner Ahnen, sechs Stunden von Fulda geboren. Sein Vater hatte ihn sür den geistlichen Stand bestimmt und dem Kloster Fulda zur Ausbildung übergeben; allein das Klosterleben widerte den Jüngling so an, daß er heimlich nach Erfurt entwich, wo er seine Studien fort- setzte. Einer Seuche wegen verließ er Erfurt (1505) und begab sich nach Köln, von wo er einem vertriebenen Lehrer an die neu errichtete Universität Frankfurt an der Oder folgte. Später studirte er in Pavia die Rechtswissenschaft und wanderte, als er durch Maximi- lians Krieger bei Erstürmung der Stadt aller seiner Habe be- raubt worden war, nach Bologna. Nach mancherlei Kreuz- und Quer- zügen, auf denen er oft am Nothwendigsten Mangel litt, kehrte er 1517 nach Deutschland zurück, wo ihn Kaiser Maximilian zum Ritter schlug und Constantia Pentinger in Augsburg mit dem Dichterlorbeer bekränzte. Schon vor seiner Abreise nach Italien war sein Vetter Hans von Hutten von dem gewaltthätigen Herzog Ulrich von Würtem- berg ermordet worden. In Gedichten, Reden und Briefen brandmarkte er diese schändliche That. Auch gegen das Mönchthum eiferte seine Feder. In den Briefen der Dunkelmänner (epístolae obscurormn viroruin) schwang er die Geißel der Satire schonungslos gegen die Un- wissenheit der römischen Geistlichkeit und der Mönche. Er wollte deutsche Bischöfe, aber keinen Papst. „Den alten Römern habt ihr männlich widerstanden," rief er den Deutschen zu, „aber den neuen Römlingen beugt ihr schimpflich euer Haupt!" „Ich hab's gewagt!" war sein Wahlspruch. 1517 gab er die Schrift des 1465 gestorbene» gelehrten Römers Laurentius Valla „über die erdichtete Schenkung Constantins des Großen" heraus; er hatte sie in einem Kloster entdeckt und darin den Beweis gefunden, daß die Schenkung Constantins des Großen an den Papst Sylvester, auf welcher die ganze weltliche Macht des Papstthums beruhte, rein erlogen sei. Er hatte den Muth, diese Schrift dem Papste selbst zu widmen. Nichts desto weniger berief ihn der fein gebildete Erzbischof Albrecht von Mainz an seinen Hof und nahm ihn auch mit auf den Reichstag nach Augsburg (1518), wo Hutten zum Kampfe gegen die Türken aufforderte. Nachdem er seine Entlassung von Albrecht erbeten und erhalten hatte, betheiligte er sich an dem Zuge des schwäbischen Bundes gegen seinen persönlichen Feind, Ulrich von Würtemberg, welcher wegen seiner Gewaltthätigkeiten 1519 von Land und Hof vertrieben ward. In diesem Kriege lernte er Franz von Sickingen kennen, mit dem er einen trauten Freundschafts- bund schloß.

5. Geschichte des Mittelalters - S. 108

1867 - Mainz : Kunze
108 Dritte Periode des Mittelalters. Dritte Periode des Mittelalters. Von der Begründung des päpstlichen Übergewichtes durch Gregör Vii. bis zu Rudolph von Habsburg 1073 — 1273. < §. 24. Uebersicht der Ereignisse. Die Haupt- 1) Das Uebergewicht des Papstes in Rom über die gesammre ^dieftszcm" abendländische Christenheit zeigt sich namentlich in der Abhängigkeit ver raumes sind Fürsten und Völker von Rom und in den Kreuzzügen nach dem Orient di-Kreuzzüqe, ^ Befreiung des heiligen Grabes aus den Händen der Ungläubigen; von 1096 bis 1270 ziehen von Zeit zu Zeit bewaffnete Heeresmassen aus, den Ausfordernngen des Papstes und der Geistlichkeit und eignem inneren Drange zu genügen. die Bcwe- 2) Gegen die beginnende Verweltlichung der römischen Kirche wer- ^di'/rbnusche" ^ bereits Bestrebungen laut, welche die Kirche als ketzerische bezeichnete Hierarchie; und grausam verfolgte. Es sind die Bewegungen in Italien, welche die Predigten des Arnold von Brescia (1139) hervorriefen, und die Be- strebungen ver Waldenser und Albigenser im südlichen Frankreich (1206). die Slusbil- 3) Durch die Kreuzzüge wird der Geist des Rltterthnms ausge- Rutcrchums; bildet und veredelt; die Bildung des Morgenlandes wirkt Vortheilhast aus das Abendland ein. Künste und Wissenschaften heben sich wieder. Der dritte Stand kommt auf. die Blüthe 4) Der Ritterdienst und die Sucht auf Abenteuer auszuziehen ^Mumeg?-^ist der Entwicklung der Dichtkunst günstig. Der Minuegesang des san>rs; 12. und 13. Jahrhunderts trägt herrliche Früchte und schafft großartige Epen und süße Minnelieder. der Unter- 5) Der Kampf der hohenstaufischen Kaiser mit den lombardischen Hohenstaufen Städten unv dem Papste endete mit dem Untergänge des erlauchten tn Italien. Kaiserhauses, da Konradin auf dem Blutgerüste zll Neapel sein junges Leben aushauchen mußte.

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 10

1876 - Mainz : Kunze
10 Erste Periode der neueren Geschichte. und eifert gegen das Papstthum in zahlreichen Schriften. Franz von Sickingen wird Huttens Freund Ausbildung übergeben: allein das Klosterleben widerte den Jüngling so an, daß er heimlich nach Erfurt entwich, wo er seine Studien fortsetzte. Einer Seuche wegen verließ er Erfurt (1505) und begab sich nach Köln, von wo er einem vertriebenen Lehrer an die neu errichtete Universität Frankfurt an der Oder folgte. Später studirte er in Pavia die Rechtswissenschaft und wanderte, als er durch Maximilians Krieger bei Erstürmung der Stadt aller seiner Habe beraubt worden war, nach Bologna. Nach mancherlei Kreuz- und Querfugen, auf denen er oft am Nothwendigsten Mangel litt, kehrte er 1517 nach Deutschland zurück, wo ihn Kaiser Maximilian zum Ritter schlug und Constantia Peutinger in Augsburg mit dem Dichterlorber bekränzte. Schon vor seiner Abreise nach Italien war sein Vetter Hans von Hutten von dem gewaltthätigen Herzog Ulrich von Württemberg ermordet worden. In Gedichten, Reden und Briesen brandmarkte er diese schändliche That. Auch gegen das Mönchthum eiferte seine Feder. In den Briefen der Dunkelmänner (epistolae obscurorum virorum) schwang er die Geißel der Satire schonungslos gegen die Unwissenheit der römischen Geistlichkeit und der Mönche. Er wollte deutsche Bischöfe, aber keinen Papst. „Den alten Römern habt ihr männlich widerstanden," rief er den Deutschen zu, „aber den neuen Römlingen beugt ihr schimpflich euer Haupt!" „Ich hab's gewagt!" war sein Wahlspruch. 1517 gab er die Schrift des 1465 gestorbenen gelehrten Römers Laurentius Valla „über die erdichtete Schenkung Konstantins des Großen" heraus; er hatte sie in einem Kloster entdeckt und darin den Beweis gefunden, daß jene Schenkung Konstantins an den Papst Sylvester, auf welcher die ganze weltliche Macht des Papstthums beruhte, rein erlogen sei. Er hatte den Muth, diese Schrift dem Papste selbst zu widmen. Nichts desto weniger berief ihn der fein gebildete Erzbischos Albrecht von Mainz an seinen Hos und nahm ihn auch mit auf den Reichstag nach Augsburg (1518), wo Hutten zum Kampfe gegen die Türken aufforderte. Nachdem er feine Entlassung von Albrecht erbeten und erhalten hatte, betheiligte er sich an dem Zuge des schwäbischen Bundes gegen seinen persönlichen Feind, Ulrich von Württemberg, welcher wegen seiner Gewaltthätigkeiten 1519 von Land und Hof vertrieben ward. In diesem Kriege lernte er Franz von Sickingen kennen, mit dem er einen trauten Freundschasts-bund schloß. Franz von Sickingen war 1481 aus seiner Stammburg Sickingen unweit Bretten geboren. Seinen ersten Unterricht leiteten Geiler von Kaisersberg und Reuchlin; aber auch in den ritterlichen Uebungen ward

7. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 102

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
102 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc. Tages religiösen Hebungen obliegen. Von diesen jungen protestantischen Mönchen mußte das humanistische Studium mit Vehemenz betrieben wer- den, denn „die Sprachen" galten auch den Reformatoren über alles. Luther selbst preist den Rathen und Bürgermeistern allerlei deutscher Städte die Sprachstudien besonders an und schließt: „in Summa, der heilige Geist ist kein Narr, geht auch nicht mit leichtfertigen, unnöthigen Sachen um; der hat die Sprachen so nutze und nothwendig geachtet, daß er sie oftmals vom Himmel mit sich gebracht hat, welches uns allein genugsam sollte bewegen, dieselben mit Fleiß und Ehren zu suchen und nicht zu verachten, weil er sie selbst wieder auf Erden erwecket." Das Ziel dieser klassischen Studien bestand aber nicht darin, daß der Schüler der Sprache insoweit mächtig werden sollte um die Klassiker zu lesen und zu verstehen, sondern in der Nachahmung der Klassiker; der Schüler zog die Phrases aus denselben, lernte sie auswendig und wandte sie wieder in gegebenen Thematen an. Dieses pedantische Studium brachte der deutschen Sprache kein Heil, und die wirtenbergische Schulordnung selbst ist weder deutsch noch lateinisch geschrieben, so daß Luthers Anklage gegen die Mönchsschulen die protestantischen nicht weniger trifft. Die wirten- bergische Schulordnung galt lange Zeit als Muster und wurde 1580 in Sachsen fast unverändert eingeführt, was wieder andere protestantische Länder und Städte zur Nachahmung bewog. Da zugleich die deutschen Schulen allgemein wurden und die Regierungen den Schulzwang ein- führten, d. h. die Eltern nöthigten ihre Kinder schulen zu lassen, so wurde Deutschland das Land der Schulen und Schulmeister aller Gat- tung und das deutsche Volk das bestgeschulte und bestdressierte, aber darum weder das klügste noch das glücklichste. Dir Jesuiten. Im Jahre 1491, acht Jahre nach Luther und sechs vor Melanch- thon, wurde Ignaz von Lopola geboren, der Sohn eines spanischen Edelmannes. Ignaz that zuerst mit Auszeichnung Kriegsdienste, wurde aber 1521 bei der Vertheidigung von Pampeluna an beiden Beinen schwer verwundet. Während ihn sein Leiden an das Krankenbett fesselte, las er viel in dem Leben Jesu und der Heiligen und wurde dadurch so begeistert, daß er Panzer und Degen wcglegte und sein Leben aus- schließlich dem Dienste Christi zu widmen beschloß. In einer Höhle bei Manresa überwand er vollends die Macht, die ihn noch an dem welt- lichen Leben festhalten wollte; auch unternahm er eine Wallfahrt nach Jerusalem und betete 1523 an dem Grabe des Erlösers. Schon um diese Zeit war der Plan in ihm gereift, eine Schaar zu gründen, welche für Christus streiten sollte, aber der ehemalige ritterliche Kriegsmann erkannte auch bald genug, daß zu einem solchen Kampfe die Rüstung

8. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 463

1874 - Mainz : Kunze
Asien — Tibet. 463 derts die Chinesen sich zu Gebietern des Landes machten, jedoch als Oberhaupt im hierarchischen Sinne den Dalai Lama in seiner hohen Stellung unbeschränkt ließen. An wunderlicher Entwicfelnng und an Ausartungen eines Glaubens und einer Priesterschaft fehlt es uie. Die Aus- oder Abartungen des Buddhakultus, z. B. die häufig mit Jutriguen und Giftmorden begleitete Wahl eines Dalai, ferner die Verviel- fältigung der ganzen und halben Buddhas (Bnddhisatvas, d. h. die im Besitz der Er- kenntnis sind) und das Aufstellen ihrer Idole, womit zu Hunderten außer der riesigen prachtvollen Statue des Hauptbuddha ihre Tempel augefüllt sind, würde schwerlich der Stifter des Glaubens gebilligt haben; aber sie sind weit natürlicher daraus hervorge- gangen, als z. B. Mönchwesen und die Heiligenanrufung aus den Worten Jesu. In der Mongolei ward der Bnddhaismus versetzt mit den Zaubereien der Schamanen; die Theologen Ceylons behaupten ihn am reinsten erhalten zu haben. Gegenwärtig ist die Religionsübung eine rein äußerliche; man denke an das Ableiern des Rosenkranzes, das Drehen der mit Gebeten beklebten Radmaschine (Gebetmühle), das Aufschreiben von Gebeten auf Windsahnen :c. Dem Christentum setzen die Lamaiten einen ener- gischen, oft grausamen Widerstand entgegen. Der Dalai Lama, zu heilig, als daß man ihn mit irdischen Sorgen belasten dürfte, ist übrigens wohl jetzt nicht viel mehr als eine Pnppe sürs Volk, regiert von der Priesterschaft und den chinesischen Regierungsmännern. Doch herrscht iu Tibet gegenwärtig keine geringere Verwirrung als in China selbst; die chinesische Regierung, obgleich gestützt auf eine bedeutende Truppenmacht und unterstützt durch eine zahlreiche Polizei, befindet sich außer Stande, mit Nachdruck ein. zuschreiten. Eingetheilt ist Bodyül in 4 Provinzen: 1) Kham, zunächst China; Hauptort Tscha-mdo, mit einer Feste, vielen buddhistischen Tempeln und Klöstern, eines mit 1300 Mönchen. Südsüdwest!, davon Bonga, wo die erste christliche Ge- meiude in Tibet sich bildete. Diese Provinz ist größtentheils von nomadisirenden Stämmen bewohnt, die unter ganz oder beinahe unabhängigen Häuptlingen stehen; fast jedes Dorf hat feinen Chef, der sich rühmt, ein selbständiger Herrscher zu sein. 2) Sb ei oder Ü, die mittlere und kleinste, aber wichtigste Provinz; hier die Hauptstadt Osttibets: Hlassa (s. o>). 3) Tsang mit der Mönchsstadt Taschilhünpo, Sch eines gleichfalls als Buddha-Inkarnation gefeierten Oberpriesters, und Dig arischi, Sitz des weltlichen Oberhauptes der Provinz, des Gyälpo. 4) Dügthol, mit dem Hauptorte Ts,dum, erstreckt sich bis an die östl. Grenze von Gnari Khörsnm. 4) Gnär-i Khörsum, zw. 30° und 33° N, Br. und 73° bis 84° O. L. v. Gr., umfaßt den obersten Lauf des Jndns und Sutledsch, das centrale Gebiet des allge- meinen tibetischen Längenthales, westl. der Erhebnngslinie zwischen Dihüng- und In- dusgebiet. Es steht auch dem Namen.nach nicht mehr unter dem Dalai Lama, indem die Chinesen die Verwaltung hier noch mehr in die Hand genommen haben als in Bodyül. Doch bildeu zwei geborne Tibeter, die beiden Garphans, von den Chi- nesen auf je 3 Jahre ernannt, die oberste snnktionirende Behörde; in bedrängten Zeiten können sie jedoch durch geborne Chinesen ersetzt werden. Ihr Sitz ist im Sommer in dem hochgelegenen Gü-rtok im Thale des Gä-rtuug (Nebenfluß des Indus), einem der bedeutendsten Handelsplätze Hochasiens; im Winter residiren sie weiter thalabwärts zu Gargünsa. Die nördlichsten Theile von Giräri Khörfum, an der Südseite des Karakorüm, bilden die äußerst hochgelegenen und spärlichst bevölkerten Flächen der Provinzen Rüdok und Sarthol — jene, an Ladäk grenzend, in ihrem tiefstge-

9. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 311

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
und die Bildung des Abendlandes in der Zeit der Kreuzzüge. 311 winden trachteten. Die Franciskaner und die Dominikaner, die einen durch den heiligen Franciscus von Assisi, die andern durch den heiligen Domi- nicus aus Calaroga in Altkastilien, beide unter Papst Innocenz Hi. gestiftet, hatten gänzliche Armuth zum unverbrüchlichen Grundsatz und erweiterten die klösterliche Wirksamkeit durch Theilnahme an der Seel- sorge und durch fortwährende Predigt des göttlichen Wortes. Neben diesen Orden bestanden, ohne gleich mächtig in das öffentliche Leben einzugreifen, noch eine Anzahl anderer, und mehrere von verwandter Art wurden im Jahre 1256 durch Papst Alerander Iv. unter dem Namen der Augustiner-Eremiten durch eine gemeinsame Regel vereinigt, so daß auch in ihre Beaufsichtigung und Leitung Einheit kam. 15. Wie die Geschichte der Orden einen sehr wesentlichen Theil in der Geschichte der auf Entfaltung christlicher Gesinnung und That gerichteten Bestrebungen bildet, gehört sie auch der Geschichte der Wissenschaft an. Ueberhaupt ist der Zeitraum der Kreuzzüge eine Zeit regen wissenschaftlichen Strebens. Die Erweiterung des Wissensgebietes fügte zu den der allgemeinen Bildung dienenden Schulen kirchlichen Ursprunges neue, sogenannte Universitäten, hinzu, die an einzelnen Orten, wo Schulen der ersteren Art schon waren, dadurch entstanden, daß sich um hervorragende Männer einer Wissenschaft Lernende aus Nähe und Ferne sammelten, und die Gesammtheit der Lehrenden und Lernenden durch besondere Gesetze zu einer eigenen Körperschaft verbunden wurde. So war Salerno eine hohe Schule für Arzneikunde, Bologna eine hohe Schule für Rechtswissenschaft. Am wichtigsten für die Bildung der Zeit wurden wegen ihres Einflusses auf religiöse Erkenntniß und reli- giöses Leben die Wissenschaften der Philosophie und der Theologie, für welche Paris die bedeutendste Schule hatte. Die Philosophie war mit der Theologie enge verbunden, weil sie entweder die Verdeutlichung und wissenschaftliche Aneignung und Verarbeitung der kirchlichen Lehre zur Aufgabe hatte oder doch ihre eigenen Ergebnisse mit der kirchlichen Lehre in Einklang zu setzen bemüht war. Die zu Universitäten erweiterten kirchlichen Schulen wurden durch eine immer mehr sich verbreitende philosophische Thätigkeit Uebungsplätze, wo sich in rastloser Uebung und vielfachster Anwendung ein hoher Scharfsinn ausbildete. Dieser Thätig- keit, die den Glauben zum Wissen zu erheben und Glauben und Wissen zu versöhnen suchte, und mit dem Namen der Scholastik bezeichnet wurde, ging zur Seite eine andere, gleichfalls der Religion dienende, die Mystik, welche die Vereinigung und Verähnlichung mit Gott auf dem Wege des christlichen Lebens zu erreichen und für diesen Zweck die Kräfte des Ge- müthes zu einer tiefen und möglichst unmittelbaren Erfassung der Wahrheit, zu einer Erfassung durch Anschauung und Betrachtung zu stärken suchte. Die beiden Bestrebungen, die scholastische und die mystische, geriethen nicht

10. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 312

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
312 Das römisch-deutsche Reich im Zeitalter der Kreuzzüge. selten in einen Gegensatz, da das Hauptziel des christlichen Lebens durch ein- seitige Uebung des Scharfsinnes und eine daran sich schließende Kunst kecken Streitens auch wohl gefährdet zu werden und derjenigen Thätigkeit, auf welche die Mystik hinarbeitete, als eines Schutzmittels zu bedürfen schien. Naturgemäß lieferten die dem thätigen Christenthum gewidmeten Mönchs- orden die Streiter gegen eine zu üppig wuchernde Scholastik. So war der heilige Bernhard der Gegner der in Paris durch Abälard vertre- tenen Scholastik, während Abälards Lehrer Wilhelm von Champeaur zu St. Victor in der Nähe von Paris eine gottseliger Beschaulichkeit und praktischer Frömmigkeit gewidmete Schule stiftete, und sein Nachfolger Richard den Versuch machte, Scholastik und Mystik zu vereinigen und einen Weg zu finden, auf welchem die Kraft des Denkens und die fromme Betrachtung sich zu Erreichung des Hauptzieles gegenseitig unter- stützten. Nichtsdestoweniger haben die Bettelorden, die Schulen der gottgeweihten Armuth, den ganzen Zeitraum hindurch in Deutschland, Italien, Frankreich und England auch die ersten Größen der Scholastik geliefert, die am Schluffe des Zeitraumes durch zwei Franciskaner, die Engländer Alexander von Hales, gestorben 1245, und seinen Schüler Johannes Duns Scotus, gestorben 1308, und zwei Dominikaner, den Deutschen Albertus Magnus, gestorben 1280, und seinen Schüler Tho- mas von Aquino aus Calabrien, gestorben 1274, ihren Gipfel erreichte. Innerhalb der Scholastik entwickelte sich wieder der Gegensatz des Rea- lismus und des Nominalismus, indem man den die Einzeldinge zusam- menfassenden Gattungsbegriffen ein wirkliches Dasein theils zuschrieb, theils absprach. Die Realisten aber, die unter sich die größten Scho- lastiker zählten und den die treue Auffaffung der Kirchenlehre gefähr- denden Nominalisten gegenüber zugleich die Billigung der Kirche für sich hatten, schieden sich seit den beiden großen Realisten Scotus und Thomas wieder in Scotisten und Thomisten, indem in den beiden Orden, welchen sie angehört hatten, nach Maßgabe der bei den beiden Meistern vorherr- schenden Ansichten, platonische oder aristotelische Anschauung und Be- handlung zu Grunde gelegt wurde. Xi». Das römisch-deutsche Reich im Zeitalter der Kreuzzüge. 1. Im römisch-deutschen Reiche dauerte im Zeitalter der Kreuzzüge der Kampf der Kaiser gegen die Kirche mit Unterbrechungen und unter mehrfachem Wechsel der Gegenstände des Streites fort, und nicht minder erneuerten sich die schon früher begonnenen Kämpfe über das Verhältniß
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