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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 481

1874 - Mainz : Kunze
Asien — Vorder-Jndien. 481 Zugleich mit dem Kastenwesen hatten sich in gleichem Sinne ihre andern Staats-Einrichtungen entwickelt. Sie waren feudaler Natur, indem die Ab- theiluugen und die Ortschaften eines Staats nicht unter wählbaren oder vom Ober- Haupte des Staats erkoruen Beamten, sondern unter erblichen Verwaltern standen und unter diesen eine Abstufung, wie unter Lehensherrn, Vasallen und Aftervasallen statt fand. Aber die Einrichtungen waren der Art, daß selten oder nie ein In- tereffe des einzelnen Menschen am Staate erwartet werden konnte; wie jeder in seine Kaste gebannt war, so kümmerten sich die Ortschaften nur um sich; und in den Ortschaften gehörte die gemeinschaftliche Ernte erst dann den einzelnen Ackerern, wenn die Steuer für deu Erbbeamten und für die Braminen des Ortes entrichtet und in solcher Quantität entrichtet war, daß wiederum der Erbbeamte seine Steuer zur Erhaltung des höhern Herrn und der obern Priester entrichten konnte. Erst nachher theilten die Ackerer den Rest unter sich nach gewissem Verhältnis. Rechnet man noch hinzu, daß die Herrscher unter stetem Einfluß der Braminen standen, daß die Erziehung der Thronerben nur Brammen anvertraut und den Prinzen genauestes Halten an den Religionsvorschriften und Folgsamkeit gegen die Braminen eingeprägt wurde, so begreift man wie das priesterliche Element alle Verhältnisse durchdringen, wie diese Verhältnisse durchaus stabil werdeu, und die Kultur des Volkes nur höchst einseitig und nur bis zu einem gewissem Grade, wo sie dann still und auf lange Zeiten fest stand, sich entwickeln konnte. Noch heutzu- tage siudeu sich die alten Verwaltungsformen, noch heutzutage steht das Gerichts- weseu unter dem Gesetzbuche Menüs, und selbst die Industrie der Hindus erhält sich in alter Weise ohne Erfindungen und Entdeckungen. Die zartknochige Hand des Hindu verfertigt die feinen Musseline, die schönen Teppiche, die zierlichen Gold-, Silber- und Perlmutterwaaren, die köstlichen Shawls aus tibetanischer Schaf- und Ziegenwolle noch in gleicher Weise und mit denselben nie verbesserten Instrumenten wie ehedem. Aber ein Nationalgefühl kann in ihm nicht aufkommen, dem hohen Begriffe Vaterland steht er zu fern; er gehorcht dem Herrn, der ihn in seinem Glauben und bei seiner Arbeit gewähren läßt. So kam es, daß das Volk wieder und wieder die Beute fremder Eroberer wurde, auf die es zwar, an seinen Einrichtungen mit zäher Hartnäckigkeit festhaltend, mit stolzer Verachtung herab- sieht, deren zu erwehren ihm aber bisher Kraft und Muth fehlten. Nachdem die von den (um 1000 u. Chr. von Iran aus eingedrungenen) Muhammedanern gegründeten Staaten zerfallen waren, bemächtigte sich (im 16. Jahrh.) der Tatar Baber des Thrones von Delhi und gründete das Großmogulreich, dem, mit Aus- nähme der Mahratten (südl. der Nerbndda), fast ganz Vorderindien zinspflichtig ward. Zur selben Zeit waren auch die Portugiesen erschienen und hatten sich an der Westküste (Goa) festgesetzt. Sie wurden vou den Niederländern ver- drängt, die indes ihre Herrschaft hauptsächlich über die indische Inselwelt ausdehn- ten. Am meisten Glück hatten die Engländer: anfänglich nur als Kaufleute auftretend, machten sie später (seit 1765) auch Eroberungen und gründeten hier ein Reich, das an Bevölkerungszahl das Mutterland um mehr als das Sechsfache übertrifft.

2. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 487

1874 - Mainz : Kunze
Asien — Vorder-Indien. 487 Erlaubnis sie kein Bündnis schließen und keinen Krieg erklären dürfen, zur Verfügung, und die Truppen einiger werden sogar stäudig voll brittischen Oberosfizieren besehligt; alle werden von englischen Aussichtsbeamten über- wacht. Die innere Verwaltung hat man ihren Fürsten noch gelassen; sie ist jedoch meist herzlich schlecht, nur auf Bereicheruug der Fürsten oder ihrer höchsten Beamten gerichtet, und namentlich ist die Justiz schlimm bestellt. Es sind 153 Vasallen*) (28 Mnhammedaner, die übrigen Hindus), denen das Patent oder die Sanad vom 11. März 1862 ihren Besitz so lange garantirt, als die Fürsten oder ihr Haus „anhänglich an die Krone und treu innerhalb der Verträge, Zusagen und Bewilligungen sich halten, welche die Verpsllchtuugeu gegeu die englische Staatsregierung regeln." Das System der Ueberwachnng hat sich bisher als genügend bewährt, überhaupt hat die ganze Einrichtung viel zur Beruhigung des Landes nach dem Auf- stände von 1857/58 beigetragen. Die wichtigsten dieser Vasallenstaaten sind: 1. Mahrattische Staaten am Vindhya-Gebirge und auf dem Plateau von Malwa; früher reichten ihre weiten Gebiete neben den Ghats bis an den Fluß Kistna und östlich über Nagpur hinaus. Ihre verbündeten Radschas, einen Peischwah an der Spitze, hatten sich int vorigen Jahrhundert, besonders nach dem Sturze des Großmogulreiches, mächtig und berühmt gemacht, bis sie endlich 1818 erlagen. Am längsten unabhängig blieb der Staat des Maharadscha Scindhia; er gerieth erst 1843, als die starke Bergveste Gwalior von deu Britten genommen wurde, in größere Abhängigkeit. — Orte: Baroda mit 140,000 Einw. nahe der Bai Cambay, nördl. des untern Nerbudda, Residenz des Radscha Guikowar, der auch bedeutende Land- striche auf der Halbinsel Gudscherat besitzt. Jndore mit 80,000 E., Hauptstadt dis Radscha Holkar, auf dem Plateau vou Malwa. Udschein ebenfalls in Malwa mit 100,000 E. (?), pagodenreich mit Braminenschuleu, gewesene Residenz Scindhias. Gwalior, nördl. Malwas und nahe dem Tschumbul, Nebenflusse der Dschnmna; die steile Höhe der jetzt brittischen Festung hat liur einen einzigen Zugang, die Volk- reiche Stadt liegt zur Seite abwärts. 2. Die 1d Staaten der Radschpnten südlich vom Pendschäb bis zum Tschumbulfluß. Ihr 4000 Q.-M. großes Land, zur Hälfte von der indischen Wüste ausgefüllt, heißt der vielen Radschas wegen Ra d schp ntana oder Land der Könige. — Orte: Dschaipur (Dschepur) mit 60,000 E. im Nordosten und das schön ge- legene Udayapore (Odeypur) im Süden sind Residenzen, desgleichen die Oasen- städte Dschesselmör und Bit an er. Dschaipur ist der verhältnismäßig best- *) Mysore, feit 1830 als englische Provinz behandelt, steht zur Zeit noch unter englischer Verwaltung, wird aber demnächst dem Maharadscha zurückgegeben werden, wodurch die Zahl der Vasallenstaaten auf 154 steigt; 3 867 erkannte nämlich die eng- tische Regierung die 1865 vollzogene Adoptirung eines Knaben an, der 1868 nach dem Tode seines Adoptivvaters feierlich als Maharadscha ausgerufen wurde und bis zur Vollendung seiner Erziehung nuter der Leitung eines engl. Offiziers steht. Mehr als Ys der Oberfläche und fast y* der Bevölkerung ganz Indiens ist sohin noch von ein- geboruen Fürsten beherrscht; aber die Fürstenthümer liegen über die ganze Halb- insel zerstreut.

3. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 491

1874 - Mainz : Kunze
Asien — Vorder-Jndien. 491 schule auf, gestiftet von der anglo-amerikanischen Missionsanstalt. Desgleichen hat die Londoner Missionsgesellschaft zur Unterweisung junger Inder und Chinesen und zur Förderung sowohl chinesischer als englischer Literaturkenntnis ein an glo - chi nesisch es Colleg zu Malakka angelegt, das schon eine ziemliche Anzahl des Englischen und des Christenthums kundiger Lehrer geliefert hat, womit malaiische, chinesische und tamnlische Schulen auf der Halbinsel Malakka, in Rangnn und anderwärts versorgt werden. Schließlich uoch ein Wort über die vorige Regierung. Es war ursprünglich die einer privilegirten Handelsgesellschaft aus der Zeit der großen Elisabeth. Die Hauptactieninhaber wählten ein Directorium, von dem die Ernennung der Ver- Walter der Faktoreien iu Ostindien abhing. Die Faktoreien wuchsen über Erwarten zu größeren Besitzungen heran, und als Robert Clive sie zu einer politischen Macht gehoben, nahm die Krone Englands Theil an der Oberleitung, indem sie im Einver^ nehmen mit der Kompagnie eine Aufsichtsbehörde (board of coutrol) schuf, be- stehend aus einem königlichen M in ist er und drei Mitgliedern des Direk- toriums. Zugleich wurde der Krone das Recht eingeräumt, auf Vorschlag der Direktoren deu Präsidenten Bengalens mit dem Titel Ge ne ralg onverne nr zu er- nennen, der über Krieg und Frieden entschied, Verträge schloß, Verordnungen erließ, sogar das Begnadigungsrecht übte. Der Gouverneur vereinte somit in seiner Person fast die Rechte einer königlichen Gewalt; jedoch standen ihm 4 hohe Beamte der Kom- pagnie und der Obergeneral als Rath zur Seite, nebst 2 Staatssekretären, sämmtlich geborne Britten; und beliebte es dem Direktorium ihn abzurufen, so hatte er sofort zu gehorchen. Durch diese Einrichtung wurde größere Ordnung im Verwalten so weitläufiger Provinzen ermöglicht, es konute der Willkür und Habsucht der Beamten ein Damm gesetzt und neben dem Handelsinteresse das Staatsinteresse höher gehoben, das Wohl der Inder selbst bedacht werden. Man sorgte auch von da an, nnr sprachlich und poli- tisch für die Verhältnisse Ostindiens gebildete Männer als Beamte und Offiziere hinüber zu senden, wozu iu England dnrch eine eigne Militärschule und durch eine besonders für Civilbeamte Indiens eingerichtete Lehranstalt Gelegenheit gegeben wurde. 3) Theile Vorderindiens, die nicht brittisch find. Dem Namen nach selbständig sind noch: a. Kaschmir, wozn neben Tschamba (am obern Rawy), Dschamn (am obern Tschinab), Gi^git u. a. die (weiter oben bei China schon erwähnten) Landschaften Westtibets Ladak und Balti gehören, zus. etwa 2809 Q. M. mit 3 Mill. E. Es wurde 1846 unter die Herrschaft des Radscha Ghulab Siugh gestellt, der es, um mehrere Nachbarlandschaften vergrößert, 1359 auf seinen Sohn vererbte. Faktisch ist es auch nnr ein Vasallenstaat Englands. Die eigentliche Landschaft Kaschmir ist ein auf allen Seiten von ungeheuren Schneegipfeln umstelltes, fast eirundes Hochthal von 27 Mlu. Länge und 15 Mlu. Breite, dessen mittlerer Theil eine kleine Ebene bildet mit den S. 417 genannten n. a. Seen; das Thal, vom Dschilum durchflössen und mit einem reichen Kanalnetz versehen, ist gut bewässert und mit dem üppigsten Pflanzenwnchse bedeckt. 3<2*

4. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 453

1874 - Mainz : Kunze
Asien — Ch in a. 453 Pisang, Orangen, Granaten, Jasmin und Mirten eingefaßt sind. Schon etwas südlich vom Wendekreis gelegen, genießt die Gegend von Kanton einer gemäßigten Temperatur, etwa wie Kairo in Ägypten, weshalb auch Reden, Kastanien und Pfirsiche gedeihen. Bei trockner Kälte sinkt sogar das Quecksilber auf Null. Den Portugiesen gehört hier schon seit langer Zeit die verfallende Stadt Macao mit 30000 Einw., gegen jährlichen Zins und unter chinesischer Hoheit; sie liegt auf einer durch starke Mauern abgetrennten Halbinsel an der großen mit Inseln besäeten Bai, und ist anßer der Handelswelt auch in der Lebensgeschichte des portugiesischen Dichters Camoens berühmt, der hier an seiner Lusiade schuf. Ans mehreren jener Inseln ragen Porphyrberge von 400—900 m. em- por; die gegenwärtig wichtigste Insel ist Hongkong mit 115000 Bew. (darunter 8800 Fremde, namentlich Europäer und Amerikaner, auch 170 Deutsche) und der Hafenstadt Victoria. Seit dem Krieg von 1842, der zum erstenmale den Stolz der Mandschndynastie demüthigte und die Majestät des himmlischen Reiches gewaltig er- schntterte, an England abgetreten, hat sich seither die jnnge Besitzung aus einem Fischerdorfe zu einem der ersten Emporien Ostasiens aufgeschwungen und einen Verkehr entfaltet, der an die wilde Rührigkeit der wie durch einen Zanberfchlag entstehenden Jaukeestädte des Westens mahnt. Aenßerst günstig gelegen, hat es den besten Hasen des chinesischen Reiches, ist es Knotenpunkt aller von und nach Europa dirigirteu Dampfer, Haltpunkt aller im O. frachtsuchenden Segelschiffe und zngleich Stapelplatz für die produktenmächtigen südl. Provinzen. Deshalb hier ein bnntes, reges Verkehrs- leben mit nicht mehr ansgesprochen chinesischem Charakter. — Der südlichste Theil Chinas ist die im Innern von einem wildfreien Bergvolke und nur an der Küste von Chinesen bewohnte große Insel Ha:nan, die zur Statthaltern Kantons gehört; an der Nord- Küste der Hafen K inn g tsch en. — Unter den volkreichen Städten im Innern Chinas merken wir noch die reichen Handelsorte Wntschang, Hanjang und Hanken, dicht beisammen inmittendes „Reis- und Fischlandes" an beiden Seiten des dort 3900 rn. breiten Jantse unweit großer Theepflanznngenund zusammen mit lx/i Miß. Einw.;*) in den Häseu dieser 3 Städte sollen stets 8—10000 Flußbarken vor Anker liegen. Die Staats- und bürgerlichen Einrichtungen Chinas sind sehr und weit über Gebühr geregelt, die Regierung ist „Vater und Mutter des Volkes", selbst die geistige Kultur, die Wege des Lernens haben ihre unabänderlichen Formen. Gelehrsamkeit steht in hoher Achtung. Ein gewisser Grad von Bildung ist überall vorhanden, jedes Dorf besitzt seine Schule und fast jedermann kann lesen. Es gibt Elementar- und Kreisschnlen, und in den Provinzial-Hanptstädten höhere Lehran- stalten, wo unterm Vorsitz kaiserlicher Commissäre eine Art Baccalaureat ertheilt wirb. Die bei den Prüfungen durchfallen, und deren sind im ganzen Reiche jährlich wohl Hunderttausend, können Abschreiber, Notare. Schulmeister :c. werden. — Obenan steht das kaiserliche Seminar zu Peking, von wo Professoren und höhere Staatsbeamte ausgehen. Hat einer hier das Staatsexamen, dem der Kaiser selbst vorsitzt, und wozu sich oft 5000 junge Männer melden, glücklich bestanden, so kann er dnrch höchstes Diplom zum Gelehrten zweiten Grades, nämlich znm Tsintse, d. h. zur Staatsperson werden *) Nach den Angaben der franz. Missionäre Huc und Gäbet (1846, also vor den Bürgerkriegen) sogar 8 Müll.

5. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 490

1874 - Mainz : Kunze
490 Asien — Vorder-Jndien. aufgenommene Anleihe von 100 Mill. Pf. wurde hauptsächlich ans solche produktive Anlagen verwendet. So sncht England durch Entwicklung der natürlichen Hilfs- quellen, milde Verwaltung und Schutz des Eigenthnms die Bevölkerung an sich zu fesseln, durch Hebung der Produktion die Steuern der Eingebornen zu mindern und endlich auch ein Gleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben des Landes her- zustellen. Die brittische Kriegsmacht in Indien ist, obgleich man vieler vou einander ent- fernter Garnisonen bedarf, verhältnismäßig gering, nämlich (i. I. 1865) 190000 Mann, und zwar 72000 Europäer und 118000 Eingeborne, einerlei, zu welcher Kaste sie ge- hören (man nimmt auch Parias dazu) und ob sie den Schiwa oder den Allah an- rufen; nnr die hohen Offiziergrade haben sich die Britten vorbehalten; Subaltern- offiziere und Aerzte werden meistens ans den Indern genommen. Dazn kommt die eingeborne Polizei von 154000 M. und sonstige organisirte Maunschaftcn 5400 M. Unbedeutend sind die Kontigente der verbündeten Fürsten, nämlich an 15000 Die gefammte bewaffnete Macht besteht mithin aus 365000 Manu. Auch für die Civil- Verwaltung braucht man im ganzen nur wenige Britten; die Mehrheit der Be- amten sind Inländer und müssen es sein, als durch das Kastenwesen dazn berechtigt. So hilft das indische Volk selbst den Ausländern sein Land regieren und ihre Siege erfechten. *) Stets steigende Summen verwendet die Regierung für Unterricht, vorgefundene Schulen schützend, nene anlegend, sowohl braminische als muselmännische. In denjenigen, die sich über die Sphäre des Elemmtarnnterrichls erheben, wird neben dem Sanskrit anch per- sisch und, wo es nöthig, anch arabisch gelehrt, und allmählich das Englische eingeführt. Höhere Lehranstalten gibt es nicht wenige. Zu Kalkutta: eine angloindische, eine eigentlich englische, eine bischöflich geistliche, eine sanskritische und eine für Muhammedaner. Zn Bombay ist eine Central- und Banschnle; andre Orte haben medicinische und juri- stische, wie denn überhaupt für Verbesserung der Rechtspflege gesorgt wird. Wie zu Benares, so bestehen in Agra, Delhi, Pnnah *c. große Lehrinstitnte für Pundits. Die Universitäten zu Kalkutta, Madras und Bombay, die hauptsächlich die europäischen Studien ins Auge fassen, gedeihen; die orientalische Universität zu Lahore, welche ohne Znthnn der Engländer von Juderu und zwar auf Anregung eines Deutschen (Dr. Leitner) gegründet worden ist und von ihnen erhalten wird, ist be- stimmt, für gauz Indien neuen Anfschwnng in das Studium der asiatischen Sprachen und Wissenschaften zu bringen. Die Agitation, welche ins Leben trat, um das weib- liche Geschlecht in Indien einer höhern Bildung und damit einer würdigeren häus- lichen und gesellschaftlichen Stellung theilhaftig zu machen, hat den besten Fortgang. Die Muhammedaner haben in Bengalen eine ausschließlich muselmännische Akademie, welche allmonatlich eine Sitzung in Kalkutta oder Alignr hält und bereits über 400 Mitglieder zählt. Anderseits blüht zu Battikaloa in Ceylon eine christliche Hoch- *) Die neulich?, durch England allerdings theilweise mitverschnldete Rebellion der indischen einheimischen Regimenter oder Sipahis, zu deren Überwältigung man eben so sehr die Inder als die Engländer beglückwünschen kann, hat nnr zu Beseitigung einiger Uebel stände wie zu stärkerer Befestigung der brittischeu Herrschaft geführt.

6. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 367

1855 - Mainz : Kunze
365 Asien — China. Pfirsiche gedeihen. Bei trockner Kälte finkt sogar das Quecksilber auf Null. Die große Bai ist mit Inseln besäet. Auf einer derselben liegt die Stadt Macao, die gegen jährlichen Zins und unter chinesischer Hoheit den Portugiesen gehört, außer der Haudelswelt auch iu der Lebensgeschichte des portugiesischen Dichters Camoens berühmt, der hier an seiner Lusiade schuf. Aus mehreren In- seln ragen Porphyrberge von 1200 bis 3000' empor. Die gegenwärtig wichtigste ist Hongkong mit der Hafenstadt Victoria. Der Theestrauch (oder Tscha), von dessen Blättern jährlich 106 Will. Pfd. (blos durch die Engländer 65, durch die Nordamerikaner 34, und auf dem Landwege zu Kiachta durch die Russen 7 Mill. Pfd.) abgeholt werden, wächst nicht in der Umgegend Kantongs, sondern weiter- nördlich , wie auch im Innern Chinas, besonders zwischen 27 und 31° der Breite und auf einem Boden, dessen Unterlage entweder aus verwittertem Granit oder aus Schiefer besteht. — Der südlichste Theil Chinas ist die im Innern von einem wildfreien Bergvolke und nur an der Küste von Chinesen bewohnte große Insel Hainau. — Unter den volkreichen Städten im Innern Chinas merken wir noch den reichen Handelsort Wutschangfu mit Mill. Einw. am Jantse unweit großer Theepflanzungen. Die Staats- und bürgerlichen Einrichtungen Chinas sind sehr und über Gebühr geregelt, selbst die geistige Kultur hat ihre unabänderlichen Formen. Die Bevölkerung ist theils „hochehrenwerth", nämlich der Adel, so- wohl der erbliche ehmaliger Fürsten als auch der, welcher persönlich den Staats- beamten und Gelehrten zukommt — theils „ehrenwerth", nämlich Landwirthe, Kaufleute und Handwerker. — Hierauf folgt das gemeine Volk, wozu Schau- spieler, Dienstboten, Taglöhner k. und als unterste Stufe Heimatlose und Land- streicher gerechnet werden. Gelehrsamkeit steht in hoher Achtung. Es gibt Elementar - und Kreis- schulen, und in den Provinzial-Hauptstädten höhere Lehranstalten, wo unterm Vorsitz kaiserlicher Commissäre eine Art Baccalaureat ertheilt wird. Oben steht das kaiserliche Seminar zu Peking, von wo Professoren und höhere Staatsbeamte ausgehen. Hat einer hier das Staatsexamen, dem der Kaiser selbst vorsitzt, und wozu sich oft 5000 junge Männer melden, glücklich bestanden, so kann er durch höchstes Diplom zum Zinze d. h. zur Staatsperson werden und ist zu den besten Stellen fähig. Alle 3 Jahre beglückt dies 270 Personen. Die 3 vorzüg- lichsten Zinze erhalten den Titel Schüler des himmlischen Sohns. Wer vom Examen als Zinze in seine Heimat zurückkehrt, wird festlich von Verwandten und Freunden empfangen und beschenkt. Au der Spitze aller Gelehrsamkeit glänzt in der Residenz eine Akademie der Wissenschaften, Garten der Gelehrsamkeit genannt, in verschiedenen Abtheilungen, die sich mit der Reichsgeschichte, mit Redaction der Staatszeitung, mit der Reichsstatistik, mit Abfassung des privilegirten millionenfach abzudruckenden Kalenders, mit der Wetterprophezeihung rc. beschäftigen. Uebrigens kann sich ihr Wissenschaft- liches Leben trotz aller Schulen nicht mit dem unsrigen vergleichen, es ist so engherzig auf das Herkömmliche und Vorgeschriebene beschränkt, daß von freiem

7. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 374

1855 - Mainz : Kunze
372 Asien — Tibet, Butan. Merkwürdig ist es, daß sich die Tibetaner, ehmals nur dem Dalai Unter- than, in neuerer Zeit die chinesische Oberhoheit gefallen ließen. Wahrscheinlich steht sich das Volk nicht übel dabei, da die Chineser, ohnedem von gleicher Re- ligion . größere Ordnung in die Verwaltung, besonders in die Rechtspflege ge- bracht, und nur eine sehr mäßige Steuer erheben. Auch ehrt der Kaiser den Dalai, dem er bedeutende Einkünfte gelassen, durch jährliche Gesandte, und läßt stets mit Zuziehung des Dalai die Beamten auswählen. Daß chinesische Trust- pen hiebei dem Willen des Kaisers gehörigen Nachdruck geben, versteht sich von selbst; so liegt z. B. eine Stunde nordwärts von Hlassa ein Reiterhaufe von 3000 Mann in eignen Kasernen, die man im I. 1733 errichtete. Uebrigens gehen auch jährlich Geschenke von Putala an den Pekinger Hof, und von allerlei Art, silberne Obelisken, Heiligenbilder, wohlriechende Stäbchen, Rosen- kränze, gedruckte Andachtsbücher mit Goldschrift, Glücksprophezeiungen, und der- gleichen mehr. 5. Butan — ein Gebrrgsland im Himalaya, dünn bewohnt, mit etwa 1 Million Menschen, und zinsstflichtig dem Kaiser. Von gleicher Herkunft und Religion wie die Tibetaner, stehen sie auch unter einem Hohenpriester, dem Dharma Lama im Klosterorte Tassisudon; indeß haben sie noch einen halb weltlichen Herrn, den Daeb Rajah. In Tassisnoon wohnen 1000 Ghilongs. Das Hauptgebäude daselbst hat 7 Stockwerke, worin zu oberst das Buddha-Idol unter einem Baldachine thront; im 6. und 5. Stockwerke befindet sich die Be- hausung des Dharma, und unter ihm im 4. der Daeb, der aber noch 5 Meilen davon zu Panukka eine Winterresidenz, ebenfalls mit Tempeleinrichtung besitzt. — Die Butaner sind meistens arm. Nur die zahlreichen Mönche, die Beamten und Kriegsleute sind im Besitze des Bodens und der Gewerbe; das Volk hat kein Eigenthum. 6. Klein Tibet. So heißt der westlichste Winkel Tibets zwischen dem Dsung Lin, Belur, Hindukuh und Himalaya. Es ist theils furchtbarwildes Ouellenland des Indus, theils arme Hochebene, wo jedoch feinwollige Schafe gedeihen, deren Haar dem der tibetanischen Ziege beinahe gleich kommt und herrlichen Stofi zu Shawls ins benachbarte Kaschmir liefert. Klein Tibet umfaßt: 1) den buddhistischen Staat Ladak, der sowohl nach China als nach Lahore zinspflichtig ist. Den vorzüglichsten Wollmarkl hat der Hauptort L e h, wohin Handelsleute aus Hlassa, Jarkend und Kaschmir kom- men. — 2) Kleine unabhängige Landschaften mit gemischter meist dem Islam ergebener Bevölkerung. Sie stehen unter Häuptlingen, deren einer als Schah von Baltistan in Skardo am Indus wohnt. 7. Sulu und Borneo — 2 lehnpflichtige Staaten mit etwa 1100000 Bew. im südöstlichen Archipele. Der von Sulu besteht aus Iuseln und einem gegenüber gelegenen Stücke Borneos; schon seit Jahrhunderten entrichtet der König einen Tribut nach Peking. Der von Borneo liegt auf der Nordseite der gleichnamigen großen Insel und hat eine Bevölkerung die aus buddhistischen Malaien und Chinesen gemischt ist. Der König leistet Lehnshuldigung und Tribut.
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