64 Griechenland. Alexander der Gr. Gramkos.
v.c.t. Die Philosophie erhalt ihre wissenschaftliche Begründung durch
Platon, und die Beredtsamkeit erreicht ihre höchste Blüthe durch
Ae sch in es, vorzüglich aber durch Demosthenes.
Vi. Don Alexander dem Großen bis zum Unter gange
Korinth's durch die Römer, von 336 bis 146 v. Ch. G.
von Ol. 111,1 bis Ol. 158,3.
* Griechenland hat seine Selbstständigkeit verloren.
Macedonisches Zeitalter. Tyrannen erheben sich allmä-
lig. Erst mit dem späteren Sinken der macedonischen
Macht ringen sich einzelne griechische Staaten auf kurze
Zeit zur Freiheit wieder e m p o r; sie finden aber k e inen
Anklang im Gesammtvolke, und müssen dem mächtigen
Einflüsse der Römer für immer unterliegen.
'1. Feldzüge und Eroberungen Alexanders des
Gr. bis zu seinem Tode, — 323 v. Ch. G.
* Die edlen Absichten, welche Alexander im Anfänge
seiner Eroberungen gehabt haben mag, nämlich griechische
Cu ltur zu verbreiten, und Asien enger mi t E ur opa zu
verbinden, bleiben größtentheils unerfüllt; das unge-
wöhnliche Glück, welches ihn überall hin begleitete, gab
seinem Charakter eine verderbliche Richtung, nni> ließ
seinen besseren Willen in eitler Selbstsucht und Ueppig-
keit untergehen. Mit seinem Tode stürzt das lockere Ge-
bände seines ungeheueren Reiches zusammen.
Alexander der Gr., durch Aristoteles gebildet, sichert
seinen Thron, und laßt sich zu Korinth von den schnell gede-
müthigten Griechen zum Feldherrn gegen die Perser erklären
(Diogenes); er bezwingt die empörten Völker bis zur Donau
335. hin, eilt zurück, zerstört das abtrünnige Theben und zeigt
sich huldvoll gegen die erschreckten Athenaer (Demosthenes).
Nachdem er in Aega seine Anordnungen getroffen (Antipatros
bleibt zurück), setzt er über den Hellespont, schlägt die per-
334. sischen Feldherrn am Granikos (seine Rettung durch Klei-
tos), erobert Sardes in Lydien, Ephesos, Miletos, Hali-
karnassos, zieht, während Parmenion von Sardes in das
Innere dringt, durch Lykien, Pamphylien und Peisidien nach
Phrygien (Gordion); von hier, mit Parmenion vereint, eilt
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexander Alexanders Alexander Alexander Alexander Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Griechenland Asien Donau Theben Aega Sardes Lydien Ephesos Sardes Lykien Pamphylien
Macédonien.
35
Griechen ziehen sich unter Tenophon siegreich zurück. Innerev.c.g.
Zwietracht der Griechen rettet das persische Reich vor dem
weiteren Vordringen des spartanischen Agesilaos. Arta-
rerres in. (Ochos) zeigt sich als blutgieriger Tyrann gegen
seine Verwandten, unterdrückt durch Verrath eine Empörung
Phöniciens, Cypcrns und Aegyptens und stirbt vergiftet durch
Bagoas. Zerrüttung im Innern des Reiches immer größer,
bis es unter Dareios Iii. (Kodomannvs) durch
Alerander von Macédonien mit den drei Hauptschlachten,
am Granitos, beijssos und bei Arb ela seine gänzliche 330.
Auflösung erhält.
Die Religion der Perser war von den Medern entlehnt und
durch Zoroaster gegen 620 v. Ch. G. in dem Zend-Avesta zu
einem Systeme ausgebildet worden: Das Urprinzip aller Wesen erzeugte
den Ormuzd, die Quelle alles Guten, und den Ahriman, die
Quelle alles Bösen; beide beherrschen, sich einander bekämpfend, die auf
12000 Jahre begränzte Zeit rc. Die Sonne, der Mond, die Erde,
das Feuer, Wasser und die Winde sind die reinen Sinnbilder des
Ormuzd.
Der despotische König hatte eine Leibwache von 10000 Mann (die
Unsterblichen); sein Hoflager wanderte nach dem Wechsel der Jahres-
zeiten von einer Residenz zur andern, seit Dareios gewöhnlich zu Susa,
seltener zu Babylon oder Agbatana; die tägliche Unterhaltung desselben
war den Satrapien angewiesen. Zu Perse polis waren die Gräber
der Könige, und zu Pasargadä die königlichen Schätze mit dem Grabe
des Kyros.
In den Wissenschaften machten die Perser kaum einige Fort-
schritte in Astronomie, Mathematik, Baukunde und Philosophie. Reichs-
annalen durch die königlichen Schreiber.
§. 16.
Macédonien.
Das macedonische Reich hat nach seiner eigentlichen Grün-
dung durch Perdikkas I. 729 v. Ch. G. eine Reihe von
Königen, welche mit ihren benachbarten Völkern, vorzüglich
den Thrakern und Illyriern, sowie mit den immer weiter um
sich greifenden Athenäern und verschiedenen Usurpatoren in
3*
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Philopö m e n. K o v t n t h zerstört. 6 9
v.ñ.n,
ihn Quincdus Flamininus t>ci Kyuoskephalä schlägt (.Frieden), 15)8.
und darauf die Griechen bei den isthmischen Spielen für frei
erklärt; auch Rabis, Tyrann von Sparta, wird bezwungen,
und die Aetolier, die sich an Antiochos von Syrien anschließen,
u'.üssen, nach harter Behandlung (ihre Vornehmsten nach Rom)
und wiederholten Verlusten, die Römer um Frieden bitten,-— 189.
Ende des ätolischen Bundes.
Philopömen sucht den achäischen Bund wieder zu heben,
züchtigt das in sich selbst zerrüttete Sparta, und fällt, während 168.
die Römer absichtlich zögern, gegen den messenischcn Tyrannen
Deinokrates, als der letzte der Griechen. Lykortas rächt ihn
(Polybws). 3nncrcr Zwiespalt im Bunde. Erneuter Streit
mit Sparta. Die Römer, welche indessen Maccdonien tribut-
bar gemacht ( Perseus bei P y d n a geschlagen ), erregen i«. 3.
durch ihre Tyranneien gegen Achäer und Aetolier von neuem
Empörungen. Die Achäer bedrängen die Spartaner, beachten
nicht die römischen Vermittlungen, und so werden sie von
Metellus unter ihrem Strategos Kritolaos in Phokis ge-
schlagen, und unter Dia ob auf dem korinthischen Isthwos
von Mummius zerstreut, — Korinth erobert, zerstört. 146
Griechenland als Achara römische Provinz, — Oligar-
chien.
In der Philosophie bilden sich, von Aristoteles angeregt,
verschiedene Schulen: die periparctische, die epikurische, stoische :c. Die
Mathematik ivird durch Enkleides, und die Geographie durch Er«:
r o st h e n e s, später durch Klandios P r o l e in a o s zum Systeme einer
Wissenschaft erhoben. Die Geschichte gewinnt durch Alexander'-
Feldzüge an Umfang, und erhält an Polybios einen kritischen Bear-
beiter; sowie in den bildenden Künsten Lysippos als Erzgießer und
Apelles als Maler sich auszeichnen--').
*) Die Fortsetzung der griechischen Geschichte bildet, bis zum
Erscheinen der Türken 0453), zunächst einen unbedeutenden Zweig der
römischen Geschichte, und schließt sich dann, seit Theodosins dem Großen
an die des lateinischen und griechischen Kaiserthums an; sie findet daher
wohl am zweckmäßigsten dort ihre Entwickelung. — Für die aus
Alexanders Monarchie hervorgegangencn Reiche legen wir eine synchro-
nistische Uebersi'cht bei (denn das Nähere derselben gehört nicht hierher).
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Extrahierte Personennamen: Quincdus_Flamininus_t>ci_Kyuoskephalä Deinokrates Metellus Kritolaos Aristoteles Polybios Alexanders
40
Geographie des alten Indiens. §. 15.
(s. S. 45) und den Purdnas (Sammlungen kosmogonischer und heroischer
Sagen in etwa 900,000 Doppelversen). Für die Kenntniss der indischen
Religion, Gesetzgebung und Litteratur dienen die Vedas
(d. h. Offenbarungen) oder die 4 ältesten Sammlungen indischer Reli-
gionsurkunden, welche Hymnen, Gebetsformeln, ritualische Vorschriften
u. s. w. enthalten, und Manus Gesetzbuch, eine allmählich (im
9. Jhdrt. v. Chr.) entstandene Sammlung der schriftlichen und herkömm-
lichen Gesetze mit ihren vielen Commentaren und Ueberarbeitungen.
Erst die Buddhisten hatten eigentliche historische Werke.
Unter den griechischen Schriftstellern haben Herodot (Iii.,94ff.),
Strabo und Claudius Ptolemaeus die zuverlässigsten Nachrichten, wogegen
die Indica des Ktesias (bei Diodor Ii., 35—42) fast nur Märchenhaftes
und die Indica des Arrian neben vielen Bruchstücken aus den vortreff-
lichen Berichten des Megasthenes und anderer Augenzeugen auch vieles
aus Schmeichelei gegen Alexander den Gr. Uebertriebene enthalten.
§. 15.
Geographie des alten Indiens.
Weltstellung. Die Mitte unter den drei tropischen Halbinseln
Süd-Asiens nimmt Indien ein, gleichsam das Italien des Orients. Diese
Lage machte Indien, so sehr es auch durch deutliche und bestimmte
Grenzen von der übrigen Welt geschieden und daher berufen war, ein
eigentümliches Culturleben zu entwickeln, dennoch zum natürlichen
Mittelpunkte der Verbindungen der Nachbarländer und der weiter an sie
grenzenden Länder. Durch die starken Gegensätze seiner plastischen
Gestaltung vereinigt es die Erscheinungen der Polarwelt (im Himälaya)
mit denen der Tropenwelt, aber einer Tropenwelt, welche zwar mit
der afrikanischen unter gleicher Breite liegt, jedoch weder deren Unzu-
gänglichkeit, noch ihre Unfruchtbarkeit theilt. Durch drei grosse Strom-
systeme bewässert und durch die grössere vertikale Erhebung des süd-
lichen Theiles ahgekühll, erfreut sich das Land des ausserordentlichsten
Productenreichthums und ist zugleich durch eine ansehnliche Küstenent-
wickelung, begünstigende Windsysleme und Meeresströmungen in hohem
’ Grade zugänglich. Daher war Vorderindien von jeher das glänzendste
Ziel der Eroberer und Ansiedler, der Centralpunkt der Karavanenzüge
der verschiedensten Nationen, wie der Sammelplatz der Schiffer aus Ost-
Afrika, Süd- und Ost-Asien, überhaupt der Ausgangspunkt eines gross-
artigen Weltverkehrs, während der Inder im Gefühle seines heimischen
Reichthums niemals den vaterländischen Boden verliess.
Das Festland von Indien ist von dem übrigen Asien durch
die höchste Gebirgskette der Erde, den Himälaya, geschieden,
und besteht aus einem Alpenlande, einem Tieflande und einem
Hochlande. Doch nur das Tiefland hat eine zusammenhängende
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Extrahierte Personennamen: Herodot Claudius_Ptolemaeus Arrian Alexander Alexander
172
Die Beredsamkeit. §. 55.
Sätze, wie er denn namentlich in der sorgfältig ausgearbeiteten
„Cyropaedie“ unter dem Bilde des ältern Cyrus und der per-
sischen Monarchie ideale Vorsteilungen von Staats- und Volks-
zuständen vorträgt. Sein Versuch, den Thucydides fortzusetzen
(„Hellenica“), war ein Unternehmen, welches seine Kräfte weit
überstieg.
Ktcsias begründete mit Benutzung der persischen Archive eine
wissenschaftliche Kenntniss der Geschichte des Morgenlandes, freilich mit
leichtfertiger Täuschung über Zahlen und Thatsaehcn, namentlich in der
assyrischen und indischen Geschichte.
2. Beredsamkeit. Wenn in Griechenland auch schon in
den frühesten Zeiten Reden an das Volk gehalten wurden, wie wir
dies namentlich von den Königen des homerischen Zeitalters'wissen,
so hat sich doch eine eigentliche Staatsberedsamkeit erst spät in
Athen ausgebildet. Ins Besondere zeichneten sich die Reden des
Perikies aus durch eine ausserordentliche Fülle und Schärfe
der Gedanken und durch Beziehung aller einzelnen Vorfälle auf
allgemeine Principien und Ideen. Das Grosse und Ideale in seinen
Gedanken, verbunden mit majestätischer Ruhe des Vortrages, ver-
schaffte ihm den Beinamen des „Olympiers“. Die Vereinigung
jener natürlichen Kraft der Rede, wie sie am grössten in Perikies
vorhanden war, mit den rhetorischen Studien der Sophisten bringt
dann die kunstmässige Staats- und Gerichtsberedsamkeit hervor.
Unter den sog. zehn attischen Rednern ragt als Fest- und Prunk-
redner Isokrates hervor, der „fast ein volles Jahrhundert hin-
durch (436—338) die Schicksale seiner Vaterstadt von ihrer
glänzendsten Machthöhe bis zum Untergänge ihrer Selbständigkeit
theilnehmend mit erlebt hat und in Vorträgen und Schriften dem
gebildeten Publikum seine Ansichten über öffentliche Angelegen-
heiten auseinandersetzte“. Sein Zeitgenosse Lysias (458?—378)
wandte sich vorzugsweise der gerichtlichen Beredsamkeit zu und
gibt in seinen schlichten einfachen Reden ein Muster der natür-
lichen Anmuth attischer Prosa. Die höchste Kraft beider Gat-
tungen praktischer Beredsamkeit, der gerichtlichen und politischen,
erscheint bei Demosthenes (385—322), welcher zuerst als
Sächwalter in Privatprozessen, dann als Rechtsbeistand und Leiter
der Bürgerschaft in öffentlichen Angelegenheiten auftrat und 14
Jahre lang durch seine mühvoll erworbene Kunst gegen Philipp Ii.
kämpfte, während sein Zeitgenosse Aeschines (393—317) sich
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Philipp_Ii Philipp
180
Alexander der Grosse. §. 59.
wann er durch einen grossen Sieg über die Illyrier alles Land bis
zum See Lychnitis (358).z ' ■ v »
Schon damals scheint Philipp’s Hauptplan die Eroberung
des Perserreiches gewesen zu sein. Zu diesem Zwecke suchte
er die Küste Tliraciens (als Brücke zu dem neu zu erobernden
Reiche) mit ihren reichen Bergwerken zu gewinnen und eine
Hegemonie über Griechenland zu erlangen, welche die Streitkräfte
verbündeter Staaten unter seinen Befehl stellte. Dies gelang ihm
theils dadurch, dass er sich lange Zeit als Beschirmer griechischer
Freiheit und Autonomie, ja als Beschützer der griechischen Götter
darzustellen wusste, theils aber auch durch die Erschlaffung des
Volkes, die Feilheit Einzelner, die gegenseitige Eifersucht und die
Parteifehden der griechischen Staaten. Das Nähere s. §. 54.
Kaum hatte er sich nach dem Siege bei Chäronea den unum-
schränkten Oberbefehl über die griechischen Streitkräfte übertragen
lassen, und schon war ein Heer nach Kleinasien vorausgeschickt
(336), als er (in Aegae) von Pausanias, einem Hauptmanne seiner
Leibwache, ermordet ward (dessen Klage über Misshandlung durch
des Königs Günstling, den Feldherrn Altalus, er abgewiesen hatte).
Doch ruhte schon im Alterthum der Verdacht auf der Königin
Olympias, dass sie den Mord ihres Gemahls veranstaltet habe, nachdem
dieser die Nichte (Cleopatra) seines übermüthigen Günstlings Attalus ge-
-heirathet hatte.
§. 59.
Alexander der Grosse1), 336—323.
Alexander, geboren (21. Juli) 356 in derselben Nacht, in
welcher Herostratus den herrlichen Tempel der Artemis zu Ephesus
anzündete, erhielt (mit mehreren vornehmen Jünglingen, wie
Hephästion, Phiiotas u. s. w.) durch Aristoteles eine griechische
Erziehung und ward ein grosser Verehrer der hellenischen Dicht-
kunst, namentlich der homerischen Gesänge. In der Schlacht bei
Chaeronea entschied seine stürmische Tapferkeit vorzugsweise den
Sieg über die heil. Schaar der Thebaner (s. S. 158) Kaum 20 J.
alt, bestieg er den Thron und beseitigte seine Nebenbuhler (Amyn-
tas Iii. u. s. w.) und Gegner. Als nicht nur die Barbaren, sondern *)
*) Geschichte Alexander’s des Grossen von J. G. Droysen. 1833. — Hertz-
berg, G. F., die asiatischen Feldzüge Alexander des Gr. nach den Quellen
dargestellt, mit einer Karte von Kiepert, 2 B. 1863.
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Extrahierte Personennamen: Alexander Chäronea Cleopatra Günstlings_Attalus Alexander Alexander Alexander Alexander Chaeronea Alexander Alexander Kiepert
Alexander’s Feldzug gegen Persien. §. 59.
181
auch die von Demosthenes aufgeregten Griechen mit Abfall drohten,
erschien er zunächst plötzlich mit Heeresmacht in Griechenland,
wo ihm auf der abermals berufenen Bundesversammlung zu Korinth
von den schnell gedemüthigten Griechen (ausser den Lacedae-
moniern) der seinem Vater übertragene Oberbefehl gegen die Perser
bestätigt wurde.
Nachdem er Griechenland sich gesichert glaubte, unternahm er die
Demilthigung der nördlichen Barbaren durch einen Zug gegen die Thra-
cier, Triballer und Geten, auf welchem er bis über den Ister vordrang
und auf dem Rückwege die Illyrier und Taulantier glücklich bekriegte.
Inzwischen hatte eine falsche Nachricht von seinem Tode in Griechen-
land neue Bewegungen und den Abfall Thebens veranlasst, wo trotz
der verkündeten Freiheit und Autonomie noch eine macedonische Be-
satzung lag. In zwölf Tagen erschien er vor Theben, besiegte mit
Hülfe der Phocier (der alten Feinde Thebens) die Thebaner in einer
Schlacht, zerstörte gemäss eines Beschlusses des Synedrions zu Korinth
ihre Stadt (mit Ausnahme der Cadmea) bis auf die Tempel und das
Haus des Pindar und verkaufte die noch übrigen (30,000) Einwohner
in die Knechtschaft. y*
Feldzug gegen Persien1), 334—331.
Nachdem Alexander den Antipater als Reichsverweser über
Macédonien bestellt hatte, ging er im Frühling 334 mit einem aus
Macedoniern, Griechen und Barbaren zusammengesetzten, aber sehr
planmässig organisirten Heere (30,000 M. Fussvolk und 5000
Reitern) ohne Widerstand über den Hellespont, besiegte am
G ra ni eus (wo Clitus ihm das Leben rettete) die Satrapen des
Darius und dessen griechische Miethtruppen (unter dem Rhodier
Memnon). Auf seinem weitern Zuge an der Westküste Kleinasiens
ward er als Befreier von der Herrschaft der Perser und der von
den Persern eingesetzten Tyrannen freudig aufgenommen und
verlieh den griechischen Städten Autonomie, um ihre Häfen der
jeden Augenblick zu erwartenden persischen Flotte zu verschliessen
und diese von jeder Verbindung mit dem Binnenlande abzuschnei-
den. Nur in Milet fand erwiderstand an dem persischen Befehls-
’) „Die macedonische Expedition, welche einen grossen Theil der Erde
dem Einflüsse eines so hoch gebildeten Volkes eröffnet, kann im eigentlichen
Sinne als eine wissenschaftliche Expedition betrachtet werden, ja
als die erste, in der ein Eroberer sich mit Gelehrten aus allen Fächern des
Wissens, mit Naturforschern, Landmessern , Geschichtschreibern, Philosophen
und Künstlern umgeben hatte.“ A. v. Humboldt’s Kosmos Ii, S. 192.
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Darius Memnon
86
Die Griechen. §. 34.
Fortsetzung der Geschichte des Thucydides his zur Schlacht bei Mantinea,
und b) Kvqov Idvaßaotq (7 B.). 4) Diodorus aus Sicilien schrieb
in Augustus’ Zeit eine ßißhod-rjxii lozoqixrj in 40 Büchern. 5) Plu-
tarchus (im 1. Jhdrt. n. Chr. zu Chaeronea) hinterliess 44 ßioi
naqallrjxoi griechischer und römischer Feldherren und 5 einzelne
Lebensbeschreibungen.
Von lateinischen Geschichtschreibern gehören hierhin
Cornelius Nepos und Iustinus. — Ausser den Geschichtschreibern sind
Quellen für den ersten (mythischen) Zeitraum die Bibliothek des Apollo-
dorus, für den dritten Zeitraum die Reden des Isokrates, Aeschines und
Demosthenes, und für die Kennlniss der Staatsverfassung die „Politik“
des Aristoteles.
Die parische Marmorchronik, eine (1627) auf Paros ^gefun-
dene (jetzt zu Oxford aufbewahrte) Marmortafel, enthält ein chronolo-
gisches Verzeichniss der Hauptbegebenheiten Griechenlands und Athens
ins Besondere.
Die Geographie Griechenlands behandeln: 1) Strabo (im
1. Jhdrt. nach Chr.) im 8.—10. B. seiner ytwyqacpixü, 2) Pausa-
nias (im 2. Jhdrt. nach Chr. zu Rom) in seiner Lel\ddog ue^ir/yr/oig
(in 10 B.), und 3) Claudius Ptolemaeus (aus Aegypten, im 2. Jhdrt.
nach Chr.) in seiner yecoy^acpixt) v(prjyt)aig (in 8 B.)
T~Geographie des alten Griechenlands1).
Weltstellung. Niemals hat wohl ein so kleines Land (1310dm.)
durch die Macht des Geistes eine grössere Bedeutung für die ganze
Menschheit erlangt, als Griechenland. Dies beruhte nicht allein auf den
trefflichen geistigen Anlagen der Nation, sondern nicht minder anf den
Bedingungen, unter denen sie dieselben entfalten konnte. Von allen
Zweigen der arischen Völkerfamilie war den Griechen in ihrer Halbinsel
der günstigste Boden zu Theil geworden. Nach allen Seiten durch scharfe
Naturgrenzen (im N. durch eine hohe Bergwand) abgeschlossen, bildet
sie gleichsam eine Welt für sich, mit einem Gebiete von massigem Um-
fange, mit reichster horizontaler und vertikaler Gliederung, ein Gebirgs-
land mitten im Meere, mit einer Luft, welche nicht erdrückte, mit einem
Boden, welcher Arbeit verlangte, aber nicht durch das Uebermaass der-
selben den Menschen verkümmerte. Durch das Maximum der Berührung
von Meer und Land war sie auf die See, auf Handel und Colonisation
nach allen Richtungen angewiesen. Durch die für Städteanlagen, Handel
und Schifffahrt besonders vortheilhafte Gestaltung der Ostküsle (umge-
kehrt wie bei der italischen Halbinsel) mit Asien in der lebhaftesten
Verbindung, war Hellas berufen, die Cultur des Ostens aufzunehmen,
zu entwickeln und durch eine Reihe von Colonien um das ganze Mittel-
meer herum nach allen Richtungen, griechische Civilisation zu verbreiten.
*) Geographie von Griechenland von Conrad Bursiau, 2 Bde. 1862 ff.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
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I. Alrranders drs Großen Kriegsmge.
338—323 v. Chr.
1. Alexanders Regierungsantritt.
Vorbereitungen zum Zuge gegen die Perser; bereits Truppen
auf asiatischem Boden; auch in Griechenland aufgeregte Erwartung:
plötzliche Nachricht von der Ermordung Philipps durch einen
Offizier feiner Leibwache bei einer Hochzeitfeier zu Aegä (336).
Sofort aufständische Regungen in Griechenland. Der „Knabe
Alexandros", fein Nachfolger, erst 20 Jahre alt, von dem
ersten wissenschaftlichen Talent feiner Zeit, vielleicht aller Zeiten,
dem Stagiriten Aristoteles erzogen, durchaus hellenisch ge-
bildet, frühreif, hat schon bei Chäroneia mit Auszeichnung be-
fehligt; vorübergehend mit seinem Vater verfeindet. Rasch der
innern Schwierigkeiten Herr geworden, steht er 2 Monate nach
Philipps Tode diesseits der Thermopylen; rasche Unterwerfung:
ein neuer Kongreß zu Korinth erkennt ihn als Erben
der Machtstellung seines Vaters an. Allein während er gegen
die nördlichen Barbaren zieht, die Donau überschreitet: neuer
Aufstand in Griechenland, durch ein Gerücht von seinem
Tode und persische Hülfsgelder ermuthigt, an der Spitze
Theben. Alexanders rasches Erscheinen, Einnahme und Zer-
störung Thebens (335). Schrecken in Griechenland, in Athen335
die antimakedonischen Redner gestürzt, im Uebrigen auch oießmal
die Stadt glimpflich behandelt. Alexanders hegemonische Stellung
zur Griechenwelt durch ein ausführliches Instrument, die Con-
vention von Korinth, festgestellt, der sich alle griechischen
Staaten, mit Ausnahme von Sparta, fügen; Vorbereitungen zum
Zuge gegen das Perserreich wieder aufgenounnen.
Den inneren Verfall dieses Reichs seit Artaxerxes Ii. (s 362)
lehrt uns der Zug des jüngeren Cyrus und der Rückzug der
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: I._Alrranders Alexanders Alexanders Philipps Philipps Aristoteles Chäroneia Philipps Philipps Alexanders Alexanders Alexanders Artaxerxes Cyrus
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satz für die neue Zeit charakteristische Lebensrichtungeu darstellt:
die durch wissenschaftliches Raffinement gesteigerte Genußliebe
auf der einen, die affektirte Bedürfnislosigkeit und Weltver-
achtung ans der andern Seite. Rege Thätigkeit auf dem Ge-
biete der Gefchichtfchreibung: das größte historische Meister-
werk des Alterthums (xr^w« dg ad), des Atheners Thuktzdides
(471 bis c. 396) 8 Bb. vom peloponnesischen Krieg, auf Selbst-
theilnahme und emsigster Forschung beruhend; tiefe Auffassung,
großartige Unparteilichkeit, edle Darstellung; weit unter ihm, doch
mit besonderen Vorzügen der Darstellung 3£ enoph on, Sokrates
Schüler, eifriger Freund der Spartaner und Feind Thebens.
Wichtigkeit der Darlegung persischer Zustände in seiner Ana-
ba sis; seine Auffassung des Sokrates in den Memorabilien gegen-
über der platonischen. Im Uebrigen dringt auch in. die Geschicht-
schreibung die Rhetorik, eine Tochter der Sophistik, ein: kunst-
reiche Entwicklung des Stils und der Rede, zuerst auf Sicilieu
gepflegt, in Griechenland angeregt durch Gorgias von Leontinoi.
Redeschule des Antiphon, Jsäus, Jsokrates: bedeutende Staats-
und Gerichtsredner Kalliftratos, Lystas, Hyperides, Lykurgos,
Aeschines, sämmtlich Athener; der größte Demosthenes, wo eine
reiche und tiefe Naturanlage sich mit vielseitiger künstlerischer
Ausbildung, ernstem und gewissenhaftem Studium, praktischer
Erfahrung und idealer Auffassung der vaterländischen Pflichten
verbindet; für Beurtheilung seiner Beredtsamkeit und Persönlichkeit
gilt Quintilians: Oratorem autem instituimua eum perfectum,
qui esse nisi vir bonus non potest: ideoque non dicendi modo
eximiam in eo facultatem., sed omnes anirni virtutes exigimus.
d. Diesen erfreulichen Erscheinungen gegenüber Ueberhand-
uahme der Frivolität, Auflösung der alten Religiosität, auf dem
von den Sophisten eingeschlagenen Wege; Sittenlosigkeit, haupt-
sächlich befördert durch das S öl duerna es en, den giftigeg l Partei-
Hader in den Städten, die unwürdige Stellung der
Frauen und die Sklaverei: Uebel, für welche die Verfeinerung
des Lebens, die reichere Entwicklung des Handels, der
I n d u st r i e, jeder Art von Technik, auch des höhere n U u t e r-
richts nur einen dürftigen Ersatz gibt. Uneigennützige Vater-
landsliebe bei Wenigen; der alte städtische Lokalpatrivtismus hat
sich überlebt; an feiner Stelle tritt allmälig der Stolz auf
das Helleuenthu m gegenüber den Barba r e n mächtig hervor.
(Vgl. Ren. Anab. 3, 2 die Rede Renvphons).
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]