Großbritannien — Geschichte.
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Mann das 48000 Mann starke französische Heer überwand und selbst den König
Jean den Guten gefangen nahm; nur der zu frühe Tod des Prinzen und die
bessere Führung der Franzosen durch Dü Gnesclin vereitelten Eduards Wünsche. —
Henry V. (1413—1422) begann den Kampf anfs neue, siegte 1415 bei Azincourt
nördlich der Somme, und bemächtigte sich der Stadt Paris; aber das Glück
kehrte den Engländern den Rücken, als der tapfere König schnell starb, und die
Franzosen durch die Jungfrau von Orleans begeistert wurden. Die Minder-
jährigkeit und dann die schwache Regierung Henry's Vi. (1422 — 1461) brachte die
heftigste Feindschaft zwischen den beiden Linien des königlichen Hanfes, nämlich
zwischen Lancaster (rothe Rose) und Uork (weiße Rose) hervor.
Eine Reihe innerer Kriege erschütterte nun das Reich. Schlachten folgten
auf Schlachten; die Hälfte des Adels und 60 Glieder der königlichen Familie
fanden im Gefecht oder durch Mord und Henkerbeil den Tod, bis endlich der
Tyrann Richard 11!. in der Schlacht bei Bosworth 1485 fiel, und Henry Vii.
aus dem Hause Tndor den Thron bestieg.
Der Streit der beiden Rosen — für England, was nachmals der 30jährige
Krieg für Deutschland — hemmte die Entwicklung der Staatsverfassung und der
geistigen Kultur. Schon im 13. Jahrh, hatte England unter andern ausgezeich-
neten Köpfen den berühmten Mathematiker und Physiker Roger Bacon ge-
habt; im 14. wagte I. Wicklef die Hierarchie anzutasten, und hatte an Adel
und Bürgerschaft solche Stützen, daß er nicht auf den Scheiterhaufen kaiu, son-
dern ruhig als Geistlicher zu Lntterworth 1384 starb. Der Nationalhaß gegen
Frankreich hatte den König Edwaro Iii- und das Parlament bewogen, den Ge-
brauch der französischen Sprache durch eine eigne Akte 1386 abzuschafien, und die
Volkssprache, angelsächsisch-deutsch mit französischem vermischt. geltendzu
machen, worauf gar bald in diesem Neu eng lisch geschrieben und von Wicklefs
Freund G. Chancer gedichtet wurde. — Dies alles war ins Stocken gerathen,
und das Parlament, sich herabwürdigend und selbst vergessend, war im 15.
Jahrh, zum Spielball der Herrscher geworden.
Das neue Könighaus Tndor (1485 — 1603) benutzte die Schwächung des
Adels und den allgemeinen Uebcrdruß am innern Kriege, um die Nationalrechte
noch mehr zu unterdrücken oder zu umgehen, und das Parlament fast eben so zu
gebrauchen, wie einst der römische Tyrann Trberins den Senat. Als die Ideen
der Kirchenreforni von Deutschland herüberkamen, maaßte Heinrich Viii., ein
üppiger Herrscher und grausamer Fürst, sich an, über die Art der Reform nach
seiner Laune entscheiden zu können, und setzte sich selbst an die Stelle des Pap-
stes , dem man den Gehorsam aufkündete. Dagegen wehrten sich nicht blos die
Anhänger der alten Confession, sondern auch die strengen Protestanten, und beide
bluteten oft gemeinschaftlich auf demselben Schafiot. Bald darauf, als des
Königs Tochter Marie den Thron bestieg, kam die römische Kirche wieder in die
Höhe und verfolgte die bestehenden verschiedenen Partheien. Mancher edle Mann
starb unter des Scharfrichters Hand; wie zur Zeit Heinrichs Viii. der Bischof
Fischer und der edle Kanzler Morus, so nunmehr unter Maria der berühmte
Cranmer und die unschuldige Fürstin Johanna Gray. Zum Glück dauerte die
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Extrahierte Personennamen: Jean Eduards_Wünsche Eduards Henry_V. Richard Henry_Vii Roger_Bacon Wicklefs Heinrich_Viii Heinrich Marie Heinrichs Fischer Morus Maria Maria Johanna_Gray
Extrahierte Ortsnamen: Dü_Gnesclin Paris Bosworth England Deutschland England Frankreich Deutschland
und die Bildung des Abendlandes in der Zeit der Kreuzzüge. 299
Löwenherz erwarb, hatte den von ihm beabsichtigten Zug voll Durst
nach Kriegesruhm unternommen. Von Lyon ans war Philipp nach
Genua, Richard nach Marseille gegangen. Zu Messina trafen ihre
Flotten zusammen. Hier entstand durch persönliche Verhältnisse zwischen
den Königen eine Feindschaft, die ihr Leben lang dauerte und auch auf
den Gang des gemeinschaftlichen Unternehmens störend wirkte. Von
Messina aus gelangte Philipp, der es zuerst verlassen, ohne Aufenthalt
nach Ptolemaiö. Richard dagegen erfuhr einen Aufenthalt auf Cypern,
der für diese Insel sehr erfolgreich ward. Es führte auf dieser zum
oströmischen Reiche gehörigen Insel ein Mann Namens Isaak, der durch
seine Mutter ein Enkel des Kaisers Kalojohannes war, unter dem Titel
eines Kaisers eine unabhängige Herrschaft, die er durch Gewalt und List
gegründet hatte und erhielt und mit Grausamkeit gebrauchte. Da Richard,
um seine durch Sturm zerstreute Flotte zu sammeln, an der Insel anlegte,
forderte er von Isaak zugleich Genugthuung für Mißhandlungen, welche
Verunglückte aus dem englischen Heere an diesen Küsten erlitten hatten.
Isaaks Weigerung hatte die Eroberung der Insel zur Folge, und derselbe
ward gefangen nach Tripolis gebracht. Darauf ordnete Richard die
Angelegenheiten von Cypern und gab der Insel Statthalter und Be-
satzungen aus seinem Heere, für deren Unterhalt die Eingebornen die
Hälfte ihrer Besitzungen abtreten mußten. Nun segelte Richard nach
Ptolemais. Die Belagerung wurde mit erhöhter Kraft betrieben und
die Stadt ergab sich. Zwietracht hinderte fernere Erfolge des Zuges.
Schon nach dem Einzuge in Ptolemais ward Herzog Leopold von Oester-
reich, der eifrig bei der Belagerung mitgewirkt, schwer dadurch gekränkt,
daß das auf seiner Wohnung aufgesteckte Banner nach einem Befehle
Richards herabgerissen und in den Koth getreten wurde. Auch zwischen
Philipp und Richard ergab sich mannigfacher Zwist. Müde der Anmaßun-
gen seines Gegners und unzufrieden über das höhere Ansehn, das dieser
durch seine Tapferkeit besaß, kehrte Philipp mit Zurücklassung einer kleinen
Heeresabtheilung bald heim, nachdein er dem Könige von England öffent-
lich geschworen, daß er zu Hause dessen Abwesenheit nicht zu seiner Be-
einträchtigung benutzen werde. Der eigentliche Held des Kreuzzuges und
der zweite Eroberer Jerusalems konnte jetzt Richard werden. Daß er
jedoch an Charakter kein zweiter Gottfried war, zeigte er durch die Grau-
samkeit, mit der er eine große Zahl der in Ptolemais gemachten Gefange-
nen, weil das von Saladin versprochene Lösegeld ausblieb, niedermetzeln
ließ. Es fehlte ihm auch der Erfolg, den Gottfrieds reines Streben
gekrönt hatte. Seinem Gegner als Feldherr nicht gewachsen, zeigte er
sich, wo es nicht auf persönlichen Kampf ankam, unentschlossen. So
kehrte er im Jahre 1192 zweimal im Angesichte Jerusalems wieder um.
Seine Laufbahn in Palästina schloß mit der Herstellung der zerstörten
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