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1. Die Weltgeschichte - S. 5

1835 - Mainz : Kupferberg
u e b e r s i ch t. L Gipfel seiner Seemacht, und was es durch die Entstehung des nord. amerikanischen Freistaates (Washington) verliert, gewinnt es wieder durch die Gründung seiner Herrschaft in Ostindien. 5. Fünfte Periode, von 1789—1815, zu dem zweiten Pariser Frieden. Zeitalter der französischen Revolution und Napoleones. Europa's schmachvolle Erniedrigung und freudige Erhebung. * Die auf blutigen Wegen sich bildende französische Republik sucht ihre Staat umwälzenden Grundsätze weiter zu verbreiten, und tritt in wilder Begeisterung mit dem übrigen Europa in einen verzweifelten Kampf. Neue Republiken werden gegründet, und rasch schwingt sich Napoleon, von ungebändigter Eroberungssucht getrieben, unter kurz hinter einander sich drängenden Siegen zum erblichen Kaiser der Fran- zosen empor. Neue Königreiche gründet und verschenkt er au seine Familie; dem deutschen Kaiserthum gibt er im Frieden zu Preßburg seine Auflösung, beraubt, als Protector des Rheinbundes, Preussen im Ver- trage zu Tilsit der Hälfte seiner Herrschaft, und nachdem er im Frieden zu Wien Oesterreich abermals gedemüthigt, und auf der höchsten Stufe seiner Gewalt, keine äußeren Schranken mehr anerkennend, im verblen- deten Trotze bis nach Moskau hingestürmt, da wendet sich plötzlich sein günstiges Geschick. Der jammervolle Rückzug aus Rußland mahnt ver- gebens sein betäubtes Gewissen, und in den Ebenen von Leipzig wird ' seine Macht völlig gebrochen. Im ersten Frieden zu Paris weisen ihm siegreich die verbündeten Herrscher die Insel Elba zum Wohnsitze an. Aber schon im folgenden Jahre erscheint er wieder auf französischem Boden; im Siegesfluge sammeln sich seine alten Schaaren um seine Adler, und bei Waterloo muß er abermals erfahren, was die vereinten Kräfte der Verbündeten gegen ihn vermögen. Paris öffnet den Siegern seine Thore. Der geächtete Napoleon wird nach Helena verwiesen, und der zweite Pariser Frieden stellt die Ruhe in Europa einigermaßen wieder her. Es beginnt das Zeitalter des heiligen Bundes. §. 2. Urstämme der Menschen in ihrer gegenseitigen Verbreitung. Nach der mosaischen Schöpfungsgeschichte wird das Men- schengeschlecht von einem einzigen Menschenpaare abgeleitet.

2. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 134

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
134 Hausthür hinan, vor welcher steinerne Sitze angebracht waren. _____________________ ®en Wasserbedarf spendeten außer Brunnen von zuweilen beträchtlicher Tiefe künstliche Rohrleitungen. — Die innere Ausstattung der Gebäude war natürlich je nach der Wohlhabenheit ihrer Besitzer eine verschiedene. In vornehmen Häusern waren die Wände mit Rücklaken verhangen. Divanartige Sitze aus Kissen und Polsterdecken, mit dicken Laken überkleidete Bänke. Spannbetten und Faltstühle (Stühle, die man Zusammenlegen konnte. Ihr alter Name hat sich in unser ,Feldstuhl' und in das französische ,Fauteuil' verwandelt) machten neben den Tischen die Möbel aus. Wenn der Ärmere sein Bett aus einem Bund Stroh bereitete, über welches er ein Leintuch legte, so schliefen die Reicheren auf Federkissen, die in seidenen Bezügen staken. Kostbare Gewebe hingen vor der Lagerstatt. — An Teppichen. Bank- und Tlfchlaken durfte es so wenig fehlen, wie an Truhen und Laden. Auf wertvollen Leuchtern brannten Kerzen. Gläserne, mit wohlriechendem Ole gefüllte Lampen spendeten Licht. St Zeitgenössische Geschichtschreiber und Dichter berichten von der stattlichen Gestalt der Männer und von der Schönheit deutscher Frauen. Zur Säuberung der Haut badete man in warmem Wasser, das bisweilen mit Wohlgerüchen gewürzt war. Die deutschen Flüsse und Seen boten Gelegenheit, die Schwimmkunst zu üben. — Große Sorgfalt wurde auf die Pflege des Haares verwendet. Hielt man im Zwölften Jahrhundert für unanständig, dasselbe lang herabhangen zu lassen, so galt im dreizehnten Jahrhundert die gegenteilige Haartracht für vornehm und angemessen. — Die althergebrachte Kleidung behauptete sich trotz mannigfaltigen Wechsels im einzelnen. Wie früher machte auch jetzt die welsche Mode ihren Einfluß geltend. Das weiße Hemd wurde bisweilen mit gestickten Säumen geschmückt. Den obern Teil des Beines umschloß die altdeutsche Bruoch (unserer Schwimmhose ähnlich), welche ein Gürtel an den Hüsten festhielt. Bunte Zeug-hosen bekleideten gleich unfern Strümpfen die Unterschenkel und Füße. Trug man namentlich in Sachsen faltige Leinwandröcke, so war anderweitig der enge, fränkische Rock, den die Vornehmeren ans farbenprächtigen Stoffen, aus Seide und Sammet schneidern ließen, in Gebrauch. Die alte, schon den Römern auffällige Vorliebe der Deutschen für Pelzwerk kam bei diesem Kleidungsstücke wie beim Mantel zur Geltung. Auch das Nachtgewand mußte mit Pelz ausgeschlagen fein. — Ob die bei den Franzosen auskommende Mode, das Schuh-

3. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 33

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
33 zum Gegenstände ihrer Vorlesungen und gaben Erklärungen (Glossen) dazu. Dieses Recht drang auch in Deutschland ein, da, wie bereits angedeutet ist, die bestehenden Gesetze sehr verschieden waren, für manche Fälle gar nicht ausreichten und keine Fortbildung erfuhren. Dazu kam, daß ein bedeutender Bruchteil der Bevölkerung, die Geistlichen, von den Tagen des Bonifacius an bereits nach römischem Rechte lebte, und daß endlich auch die Kaiser deutscher Nation die Einführung dieses Gesetzbuches eifrig beförderten. Es begünstigte nämlich die rechtliche Begründung ihrer Oberhoheit und ward von ihnen um fo unbedenklicher angenommen, da sie sich als die Rechtsnachfolger der alten römischen Kaiser betrachteten. Ganz allmählich vollzog sich nun eine Wandlung: Doktoren des römischen Rechts nahmen die Richterstühle ein, und an die Stelle des öffentlichen und mündlichen Verfahrens trat das geheime und schriftliche. Es half den Schössen nichts, daß sie der Einführung des römischen Rechts widerstrebten; 1342 befahl Kaiser Ludwig der Bayer, „daß das kaiserliche Hofgericht ,nach kunig und kaisern, seiner vorfaren an dem römischen riche, und ihre geschrieben Rechten4 richten sollte, und die Reichskammergerichtsordnung (1495) verwies die Richter ,anf des Reichs und gemeine Rechte', jedoch auch auf Statuten und Gewohnheiten." Nachdem im fünfzehnten Jahrhundert die oberen Gerichte rechtsgelehrte Richter bekommen hatten, vollendete sich die Einführung der fremden Gesetze im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert, als auch die Untergerichte von Jüngern römischer „Meister" geleitet wurden. Der Widerspruch des deutschen Volkes gegen die Anwendung des Codex jur. war indes ein zu lebhafter, seine Klagen darüber zu laut gewesen, als daß die Geltung eines Rechtes, das von ganz anderer Auffassung ausging, auf andern Gewohnheiten und wirtschaftlichen Bedingungen beruhte, eine unbeschränkte hätte werden können. Es ist daher nur zum Teil angenommen worden und hat sich selbst in dieser Beschränkung deutschen Verhältnissen anbequemen müssen. Die immer stärker werdende Sehnsucht nach Befreiung von dieser drückenden Last führte zu gesetzgeberischen Versuchen, die eine Zurückdrängung des römischen Rechts zur Folge hatten. Das allgemeine preußische Landrecht von 1794 ließ das römische Recht nur als Aushilfsrecht bestehen, in demselben Geiste war das österreichische Gesetzbuch von 1811 verfaßt worden, und als man nach der großen französischen Revolution (von 1789 bis Deutsche Kulturgeschichte. Ii. 3

4. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 204

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
204 gebrochen werden mußte, als die Akteurs bereits zu ihrer Vorstellung sich eingekleidet hatten. Gott sei Dank, — auch sittliche Tüchtigkeit hatte dieser Berliner Bürgerstand sich noch bewahrt! Die leider in den höheren Kreisen ungescheut geführte Maitressenwirtschast galt noch für ein „vorrechtliches Übel!" Es charakterisiert die trübe, vaterlandslose Zeit indes am allerbesten, wenn wir vernehmen, wie das deutsch-bürgerliche Leben immer mehr und mehr französischen Anstrich, französische Form und Färbung annahm. Es hat diese Thatsache, wenn wir unseren Blick z. B. auf Berlin richten, weniger in der Aufnahme einer starken französischen Kolonie, der »Refugies« der achtziger Jahre, ihren Grund, als vielmehr in dem allgemein herrschenden Zuge der Zeit. Trotzdem gab es noch immer ehrliche und treue Mahner, — rechte, vielgetreue Eckhards, welche gerade diesen Zug im Charakter der Mitlebenden als einen überaus verhängnisvollen Fehler bezeichneten. So erschien in dieser trüben Zeit zu Berlin ein Buch, welches den Titel trug: "Der teutsch-französische Modengeist. Wer es liefet, der versteht's. Gedruckt zum Geiersberge. 1689." Für die Kulturgeschichte des Bürgertums dieser Zeit ist diese Schrift überaus wichtig. Der anonyme Versasier rühmt zuerst, etwa nach taciteifchem Vorbilde, die guten und einfachen Sitten der Borfahren; dann sagt er: „Es ist ja leider allzu wahr, daß seitdem der leidige Franzofen-Teufel unter uns Deutschen regieret, wir uns im Leben also verändert haben, daß wir, wo wir nicht gar naturalisierte Franzosen sein und heißen wollen, wir den Namen eines neuen, sonderlichen, in Franzosen verwandelten Volkes erhalten können. Alles muß bei uns französisch sein. Ohne die Franzosen können wir nicht mehr leben! Französische Sprache, französische Kleider, französische Speisen, französische Köche, französischer Hausrat u. f. w." Der Verfasser spricht ferner „von dem stolzen, falschen, liederlichen Franzosen-Geiste, der uns durch liebkosende Werke, schmeichelnde Reden und viele Versprechungen gleichsam eingeschläsert hätte, wie die Schlange unsere ersten Eltern im Paradiese". — „Die meisten teutschen Höfe", fährt der Autor fort, — und natürlich bezieht sich alles, was er sagt, auch auf Berlin, — „sind französisch eingerichtet, und wer an ihnen versorgt fein will, muß französisch kennen, muß in Paris, „der Universität aller Leichtfertigkeit", gewesen sein j sonst dars er sich keine Rechnung an dem Hose machen! Wer selbst nur einen „Lakayen bei einem Hosbedienten agieren

5. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 274

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
274 Die Dich- tung. Besonders durften die Geschichte und die Altertumswissenschaft die Segnungen der Wolfschen Philosophie erfahren. Die Geschichte war bis gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts ein wüster Kuriositätenkram. Einheit, innere Entwickelung wurde weder gesucht noch geahnt. Der erste Begründer einer tieferen Geschichtsauffassung ist Pufen-dorf (s. S. 271). In seiner „Einleitung zu der Historie der vornehmsten Reiche und Staaten" (1682) richtet er zum erstenmal den Blick auf die Schilderung der inneren Zustände und auf die Ursachen, die das Steigen und Fallen der Staaten bedingen. Von derselben Grundanschauung aus bearbeitete Leibniz das Mittelalter und die Hausgeschichte der Welfen (in mehreren Werken seit 1693). Das bedeutendste Werk dieses Zeitalters ist die Kirchengeschichte von Mosheim (geb. zu Lübeck 1694, gest. 1755). Unter den Zänkereien des siebzehnten Jahrhunderts waren die einst so blühenden Studien der Humanisten verkümmert. Die Altertumswissenschaft bestand nur in Anhäufung antiquarischen Krams; die Philologie war die Magd der Theologie geworden, das Griechische wurde nur soweit berücksichtigt, als man es zur Lesung des Neuen Testaments brauchte. Dem gegenüber war Joh. Matthias Gesner (geb. zu Roth bei Ansbach 1691, gest. zu Göttingen 1761) der erste, der darauf drang, in den alten Klassikern die Gedanken darzulegen, damit der Schriftsteller verstanden und dadurch Geist und Gemüt des Lesers bereichert werde. In dieser Weise betrieb er die Altertumsstudien auf der Universität Göttingen (s. unten). In seinen Wegen führten Ernesti und Heyne das begonnene Werk weiter. Zugleich richtete der Leipziger Professor Christ (1701—1756) den Blick auf die in Deutschland fast völlig unbekannte bildende Kunst des Altertums. Obwohl er die Kunstwerke nur als geschichtliche Denkmale betrachtete und auf ihre künstlerische Form keine Rücksicht nahm, ist er doch der würdige Vorgänger Winckelmanns (s. S. 284). So hatte denn ein neues fruchtbringendes wissenschaftliches Leben in Deutschland begonnen. Der bei der Gründung der Universität Göttingen (1734) aufgestellte Grundsatz, daß alle übergreifende Oberaufsicht der Theologie unstatthaft sei, war der Ausdruck der geschichtlichen Thatsache, daß die Herrschaft der alten Scholastik gebrochen war. Während die deutsche Wissenschaft einen so raschen und gewaltigen Aufschwung nahm, konnte sich die Dichtung nur langsam und mit großer Mühe aus der Flachheit, in die sie versunken war, empor-

6. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 190

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
190 2. Die Türkenkriege Österreichs. 1716. Prinz Eugen schlägt die Türken in der Sckilacht bei Peterwardein und 1717 bei Belgrad. („Prinz Eugen, der edle Ritter" —.) 1718. Der für Österreich günstige Friede von Passarowitz wird geschlossen. 1736—1739. Der Kaiser unternimmt in Gemeinschaft mit Rußland einen ungünstigen Krieg gegen die Türken: im Frieden zu Belgrad müssen alle Eroberungen herausgegeben werden. 1740. Karl Vi. sucht durch Verträge mit den europäischen Regierungen die Nachfolge seiner einzigen Tochter Maria Theresia in Österreich zu sichern. (Pragmatische Sanktion.) Zweiter Abschnitt. Kaiser, Reich und Bürgertum nach dem 30jährigen Kriege. Lage des Die Verträge von Osnabrück und Münster hatten Deutschland den Neiches.^nge ersehnten Frieden gegeben, aber Land und Volk zeigten allenthalben die traurigen Folgen einer dreißigjährigen Erschütterung. Ganze Landschaften, die blühendsten zumal, lagen in beispielloser Verwüstung, waren entweder von ihren Bewohnern verlassen oder so tief verfallen,' daß die Sorge und Arbeit mehr als eines Menschenalters nötig war,' auch nur die groben Spuren der Zerstörung zu verwischen. Der einst so mächtige Aufschwung des städtischen Lebens war gebrochen; Industrie, Handel und Schiffahrt hatten ihre alten Sitze für lange Zeit, zum Teil für immer, verlassen; die Macht der Hansa, schon im vorangegangenen Jahrhundert tief erschüttert, war nun vollends zu Ende gegangen; ihre ehemalige Weltftellnng war teils den mächtig aufstrebenden Nachbarstaaten, teils den von Deutschland losgerissenen Gebieten anheimgefallen. Das alte Reich selber, durch alle Wechselfälle früherer Jahrhunderte in feinem Umfange nicht wesentlich beschränkt, hatte jetzt die ersten großen und bleibenden Verluste an Land und Leuten aufzuzählen. Denn nicht nur die Abfälle alter Zeiten wie die Schweizer Eidgenossenschaft erlangten damals ihre rechtliche Anerkennung, nicht nur die lothringischen Bistümer wurden aus einem bestrittenen Besitze ein rechtmäßiges Eigentum des westlichen Nachbarn; es ward zugleich die fremde Oberherrlichkeit im Elsaß, in Pommern, in Bremen und Verden anerkannt, und — fast die schmerzlichste von allen Einbußen — der kostbare Besitz der burgundischen Niederlande war teils in fremde Hand geraten, teils in die Bahnen einer auf deutsche Kosten aufblühenden Sonderentwicklung hineingedrängt worden. Mit der Herrschaft

7. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. III

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
llliurgewchle von den iiltestkn Zeitkn bis zur $rgrnnmrl Als Grundlage für den Hlnterricht in der deutschen Keschichte bearbeitet von Friedrich Dreyer, Nach dein Tode des Verfassers fortgeführ-t und herausgegeben von I. Ueim-Aimmer. Vierter Teil. Das Zeitalter Friedriche d. Gr. — Deutschland in der ersten Hklfte des neunzehnten Jahrhunderts. — Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. Langensalza, Schulbuchhandlung von g. ®. L. Greßler.

8. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 23

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
23 den Deutschen. Das bedeutendste seiner Werke ist die Histoire de mon temps. In seiner Muttersprache drückt er sich schlecht aus, „Je parle comme un codier“, bekannte er selbst. Die geistlosen Erzeugnisse der Litteratur, welche in der Zeit seiner Jugend erschienen, mußten ihm neben den gewandten und mit Geist und Win gewürzten französischen Schriftwerken wie geschmadloses Landkonfekt neben gaumenkitzelnden Leckerbissen erscheinen. Die geringschätzige. Meinung, welche er über die deutsche Litteratur in der Jugend in sich aufgenommen hatte, behielt er für fein Leben bei, und darum bemerkte er nicht den mächtigen Anf-schwnng, welchen sie gerade in seiner Zeit nahm. Der deut-schenmuse blühte, wie Schiller klagt, „kein Augusteisch Alter". „Von dem größten deutschen Sohne, Von des großen Friedrichs Throne Ging sie schutzlos, ungeehrt." Und es ist ein eigentümliches Spiel des Sd)icksals, daß dieser begründete Vorwurf dem großen Könige zuerst von einem Franzosen gemacht wird. Als M i r a b e a u dem Greis im Jahre 1786 in Potsdam einen Abschiedsbesuch machte, fragte er ihn: „Warum ist der Cäsar der Deutschen nicht auch ihr Augustus geworden?" „Warum hat Friedrich der Große" — setzt er hinzu — „es nicht der Mühe wert gehalten, sich am Ruhme der litterarischen Umwälzung feiner Zeit zu beteiligen, sie zu beschleunigen und durch das Feuer feines Genies und feiner Macht zu unterstützen?" „Was hätte ich" — erwiderte dieser — „zu Gunsten der deutschen Schriftsteller thun können, das der Wohlthat gleichgekommen wäre, die ich ihnen erwies, indem ich sie gehen ließ." Mirabeau hat später die Richtigkeit dieser Bemerkung zugegeben, indem er darauf hinwies, daß sie mit der mangelnden Unterstützung der Großen and) befreit blieb von dem hindernden Zwang. Friedrich selbst aber steht bei seiner Rechtfertigung in fcharfeitt Widerspruch mit der Anffaffuttg, welche er in seiner merkwürdigen Schrift „über die deutsche Litteratur" im Jahre 1780 aufspricht: „Wenn wir Medicäer haben, werden wir auch Genies erblühen sehen. Wo ein Augustus ist, giebt es aud) einen Vergil." Er verkündet der deutschen Sprache und Litteratur ein goldenes Zeitalter, vergleicht sich aber mit Moses, dem es nicht vergönnt sei, das Land der Verheißung zu betreten. Er blickte in die Ferne, und darum bemerkte sein Auge nicht,

9. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 300

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
Goethe- kultus 300 Wiedergelangung zu Kraft und Ansehen in Deutschland mindestens auf langehin unterbunden, indem er es in die Wege der Reaktion hinüberdrängte, auf denen es nie etwas anderes sein konnte, als Österreichs Vasall. Österreich hatte wieder den vorwaltenden Einfluß in Deutschland gewonnen. Es folgte nun rückhaltlos jenen Bestrebungen, die an die Zeiten Ferdinands Ii. erinnern. Die eigene Verfassung hob es auf, und wo in irgend einem deutschen Staate wie in Mecklenburg, Dessau ähnliches betrieben wurde, da konnte man auf Österreichs und auf des Bundes Unterstützung rechnen. Zu gleicher Zeit behielt das Wiener Kabinett gegen Preußen seinen übermütigen und feindseligen Ton. Es suchte mit Eifer die Mittel- und Kleinstaaten an sich zu fesseln, ja es versuchte das letzte Baud deutscher Einheit, das Preußen noch in der Hand hielt, den Zollverein, zu lockern und durch den Widerspruch der einzelnen zu lösen. Preußen aber war in seinem Aufschwung gelähmt, den es seit 1840 genommen hatte. Zwar blieb die hier einmal gegebene Verfassung unverletzt; aber Mißtrauen und Unbehagen drang in alle Kreise. Schwer ertrug man die Schmach von Olmütz, die man wie ein zweites Jena empfand ; aber man verlor nicht den Glauben an Preußens Bestimmung. Karl Biedermann, Dreißig Jahre deutscher Geschichte 1840—1870. Breslau und Leipzig o. I. — F. v. Koppen, Die Hohenzollern und das Reich. 4. Bd. Glogau o. I. — Ernst Beruer: Geschichte des preußischen Staates. München und Berlin 1891. Litteratur, Auust und Wissenschaft, L)audel und Verkehr tu der ersten Hälfte des Jahrhunderts. Nachdem Deutschland sich durch die Entfaltung der ihm innewohnenden Fülle religiöser, geistiger und sittlicher Kräfte vom Joche Napoleons gelöst hatte, begann für den deutschen Geist eine Zeit des Ringens um den Siegespreis auf den friedlichen Gebieten der Kunst und der Wissenschaften. Bald galt der Lorbeer des Dichters, des Künstlers, des Gelehrten mehr als der Lorbeer des Kriegers; ueue mtd bedeutende litterarische Erscheinungen fanden bald mehr Beachtung als die wichtigsten politischen Vorgänge. Man hatte in den Zeiten des Kampfes sich durch beit idealen Schwung der Dramen des leider zu früh verstorbenen Schillers emporgehoben

10. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 423

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
423 Archipel, die nördlichen Salomoninseln und die Marfchall-inseln). Da die Wünsche der kolonialen Mächte häufig einander widerstreben, erforderte die Feststellung der kolonialen (Grenzen wiederholt langwierige Unterhandlungen. Ein Ergebnis solcher Unterhandlungen war: vb er Vertrag, durch welchen int ^cchre 1890 die Insel Helgoland von England an Deutschland abgetreten wurde. Es war nur ein kleines Stück Land, das damit dem deutschen Reiche zufiel; aber doch wurde die Erwerbung überall mit Freuden begrüßt. ^ Nur einen flüchtigen Blick können wir auf die Litteratur, ral“el% Kunst und Wissenschaft der Gegenwart werfen. Befon- “ ders auf dem Felde der Wissenschaft haben die Deutschen wiemnen-zu allen Zeiten, so auch in der Gegenwart Hervorragendes geleistet. Dem Beispiele des berühmten A. v. Humboldt folgten die Forfchnngsreifenden Vogel, Rohlfs und Nachtigal, die den „dunklen Erdteil" durchquerten, fo daß es jetzt erst möglich war, genaue Karten dieses Erdteiles herzustellen, wodurch sich Männer wie Sydow, Kiepert n. a. verdient gemacht haben. Aber auch der unermeßliche Weltenraum wurde durchforscht, seitdem die optischen Instrumente durch Frauenhofer, Kirchhoff und Bunseu zu ihrer jetzigen Vollendung gelangten; Männer wie Herfchel, Gauß, Galle und M ä d l e r lauschen den Sonnen des Weltalls ihre Geheimnisse ab. Die Kenntnis des Pflanzen- und Tierlebens wurde er-erweitert durch Oken und B r e h m , Physik und Chemie mit neuen Erfindungen durch Schweiger, Helmholtz und L i e-big. Die Geschichtsforschung wahrt sich auch ihre Höhe in den Werken der berühmten Gelehrten Schlosser, Ranke, Mommsen und Enrtius; die Ersorschung der deutschen Sprache feierte ihre Triumphe in den Werfen der Gebrüder Grim m und des Gelehrten Sanders. Die Zahl der Dichter der jüngsten Vergangenheit ist unübersehbar; nur die bedeutendsten können wir hier anführen. Mit Geibel, den wir schon früher erwähnten, ist die Lyrik Paul Heyses, die gleichfalls ganz Hervorragendes enthält, zum Teil aber zu weiche Töne anschlägt und mehr zierlich als kraft voll ist, verwandt. Eine eigenartige Stellung als Lyriker nimmt Theodor Storni ein, dessen Kunst, was die eigentliche dichterische Kraft 'betrifft, bedeutend über der Heyses steht.
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