112
Mittlere deutsche Geschichte.
Die Macht der Großen wird durch Karl beschränkt, Duces ver-
mindert, Grafen vermehrt (an der Spitze der Gauen, mit der Leitung
des Kriegs- und Gerichtswesens), — Hissl (jährlich vier
Scndtage). Nationalversammlungen der Vornehmeren im Frühjahre und
Herbste. Karl's Capitularien. Druck der Heeresfolge für die Freien;
daher vermehrte Vasallen und Leibeigene. Karl's Reichspalaste: zu
Nimwegen, Frankfurt, vorzüglich zu Ingelheim und Aachen. Dis-
thümer, die er stiftete: zu Osnabrück, Werden, Bremen, Paderborn,
Minden rc. Ludwig der Fromme gründet das Erzbisthum zu Hamburg.
Auch der Feldbau (La^it. llc viliis), die Handwer ke und Künste
(Rheinbrücke zu Mainz), Bergwerke, der Handel (Handelsplätze
zu Magdeburg, Erfurt, Regensburg re. Jahrmärkte zu Speier, Mainz,
Trier re.), und vorzüglich die Wissenschaften werde» durch Karl
gehoben und gefördert, unterstützt von seinem Freunde und Lehrer
Alb in Alkuin aus 2)ork in Britannien seit 795, und von Egin-
hard vom Odenwalde, seinem Eeheimschreiber (dessen vit» Caroü
maguí); daher seine Kloster - und Dvmschulen zu 8ui880„s, Lyon, Metz,
Osnabrück, Fulda rc., seine Hofakademie, seine fränkische Sprachlehre,
Sammlung altdeutscher Gedichte, die sein Sohn wieder unterdrückt rc.
I!. Mittlere deutsche Geschichte, bis Karl V. 1519.
I. Don der Entstehung des deutschen Reichs bis
Rudolf von Habsburg, von 843 bi 6 1273.
* Das deutsche Reich entwickelt sich zu einem erblichen
W a h l r e i ch e. Die von den Chur fürsten gewählten u n &
gewöhnlich zu Aachen gekrönten Könige empfangen ihre
Krönung als Kaiser von dem P a b st e, und ihre Züge n a ch
Italien sind es vorzüglich, welche dem deutschen Reiche
seine edelsten Kräfte rauben und seine freiere Entwicke-
lung gewaltsam hemmen. — Das Lehenwesen bildet sich
vollkommen ans, und der ritterliche Sinn führt zu den
Kreuzzügen.
1. Regenten aus dem Geschlechte der Karo-
linger, von 843—911.
* Wiederholte Kämpfe gegen einbreche ude Nor Män-
ner, Slaven und Ungarn, Zwistigkeiten in den Herrscher-
Familien selbst, Verwirrungen durch die Anmaßungen der
Großen im Innern begleiten den seiner Auflösung ent-
gegen eilenden karolingischen Stamm. Die Herzoge tre-
ten in ihrer früheren Macht wieder hervor.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Ludwig Ludwig Karl Karl Metz Karl_V. Karl_V. Rudolf_von_Habsburg Rudolf
— 179 —
das Königreich Siam (630 000 qkm, 5 Millionen E.). Die
Hauptstadt Bangkok am Menam (200 000 E.) ist zum Teil auf
Pfählen im Flusse erbaut. Großartige Buddhatempel. Lebhafter Handel.
Europäische Besitzungen.
1. Britische: a) Birma (Barma), der westliche Teil Hinter-
iudiens, ein überaus fruchtbares Reislaud (415 000 qkm und
8 Millionen E.) — Rangun (180 000 E.) an der Jrawadi-
münduug ist der Haupthandelsplatz.
b) Niederlassungen an den Meerengen (Malakka und Singa-
pur). Von besonderer Bedeutung ist der Freihafen Singapur
(184 000 E.) auf einer kleinen Küsteninsel, infolge der glücklichen Lage
Mittelpunkt des Handels zwischen Indien, Ostasien und Australien.
2. Französische: Jndochina (705 000 qkm, 25 Millionen E.),
Gesamtname für die im Osten und Südosten der Halbinsel liegenden
Gebiete: a) Schutzstaat Kambodscha, b) Cochinchina mit der Haupt-
stadt Saigon (65000 E.), e) Schutzstaat Anuam mit Hnü
(30 000 E.) und d) Tongking, eine sehr fruchtbare Landschaft, auch
als Durchgaugslaud nach Südchina wichtig. Hauptort Hanoi
(Kescho) 150 000 E.
Vorderindien.
Es umfaßt das Hochland Dekhan sowie die vorgelagerte hindo-
stanische Tiefebene, welche sich nordwärts bis zum Himalaja erstreckt
und aus zwei sehr verschiedenen Teilen besteht: a) der vorwiegend
dürren Ebene des Indus, b) dem reich bewässerten und außerordent-
lich fruchtbaren Tieflande des Ganges, welcher in seinem Unterlaufe
sich mit dem Brahmaputra vereinigt.
Vorderindien bringt fast alle Produkte der heißen Zone
in größter Fülle hervor, besonders Reis, Weizen, Baumwolle, Ba-
nanen (Banianen, eine Feigenart), Thee, Kaffee, Zuckerrohr, Gewürze,
feine Farbstoffe, Tabak, Mohn (zur Opiumbereitung), Jute (zu Ge-
weben), Seide, viele Arten von Palmen. — Die Tierwelt zeigt die
größten und kräftigsten Formen im Elefanten, Nashorn, Tiger u. f. w.—>
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt]]
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name]]
38
Hofleben in den meist auf deutschem Boden liegenden Königs-
pfalzen (vor allen Aachen, dann Ingelheim und Nym-
wegen) der Mittelpunkt der Bildung; Karl selbst Haupt und
Seele der dahin gerichteten Bestrebungen. Die Kirche, zumal in
Italien und England, die Hüterin höherer Bildung in der vor-
hergegangenen rohen und gesunkenen Periode.
Seine Haupthelfer der Angelsachse Alcnin (seit 781), der
Langobarde Paul Warnefrid (diaconus), Petrus von
Pisa, Einhard, A n g il b e r t u. a. Einstuß antiker Literatur;
Gründung'von Schulen und Bibliotheken; Aufblühen einer eigenen
Geschichtschreibung; Karls Bemühungen um die deutsche Sprache,
um die Sammlung alter Heldenlieder, um Kirchen- und Palast-
ban. — Fulda, Salzburg, Sangallen Hauptstätten höherer
Bildung.
Karls Tod 814, Beerdigung in der Munsterkirche zu Aachen,
deren altester Theil (796—804) von Karl erbaut wurde; Grab-
schrist (Finh. Vit. 31): Sub hoc conditorio situm est corpus
Karoli magni atque orthodoxi imperatoris. Qui regnum Fran-
corum nobiliter ampliavit et per annos Xlvii feliciter rexit.
Decessit septuagenarius anno domini Dccc0. Xiiii0 indictione
Vii. V. Kal. Febr. — Der Sagenkreis um Karls Person. — *
m
3
Tuf=
/Jj- /i If / Iff /St
/lc 3?.
'f
r - ~Zy/ /,
-ch.v-V Ju
0,'-
st i>
/j o
I,
*
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T69: [Iii Ann Reg Urkunde Otto Chron Waitz Stumpf Urk Leg]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Paul_Warnefrid Petrus_von
Pisa Karls Karls Karl Karl Karls
Extrahierte Ortsnamen: Aachen Italien England Karls Fulda Salzburg Karls Aachen Karls
— 74 —
übertragen und außerdem der Name Augustus d. H. der Geweihte, verliehen, der von jetzt an der stehende Titel des Kaisers (Caesar) bleibt. Zu seinem persönlichen Schutze erhielt er eine Leibwache, die Prätorianer, welche ein General mit dem Titel Präfekt befehligte. Ein anderer Präfekt hatte für die Sicherheit der Stadt, welche in vierzehn Regionen eingetheilt wurde, zu Wachen. Rom felbst wurde so verschönert, daß Augustns sich rühmen durfte eine Stadt aus Ziegelsteinen überkommen, eine marmorne hinterlassen zu haben. Die Provinzen wurden in senatorische und kaiserliche geschieden. Zu letztem gehörten . die, deren Grenzen noch nicht völlig gesichert waren, deshalb stand in ihnen ein stehendes Heer von ungefähr 400000 Mann. In den senatorischen führten zwar Proconfnln und Proprätoren die Verwaltung, das militärische Commando staub aber nur kaiserlichen Generalen Zu- Neben der großen Staatskasse (Aerar) würde eine Privatkasse (Fis-cu§) geschaffen, welche balb die erstgenannte verschlang. Alle kaiserlichen Beamten erhielten aus berselbeu ihr fest bestimmtes Gehalt, die Gelegenheit zur Aussaugung der Provinzen schwand so immer mehr. Anzuerkennen sind auch die Bemühungen Augusts dem Sittenversall, der Ehe- und Kinberlosigkeit entgegenzuwirken.
Unterstützt würde er bei seinen Regierungsmaßregeln vornehmlich durch zwei Männer, den kriegstüchtigen Bipsanins Agrippa, den er sich zum Schwiegersöhne wählte, und den hochgebilbeten Cilnius Mäceuas, den Gönner und Förderer der Kunst und Literatur. Gerade durch letztem hat das augusteische Zeitalter eine große Berühmtheit erlangt.
Die äußeren Kriege waren mit Ausnahme der germanischen unbedeutend. Der gefährlich drohende Partherkrieg wurde glücklich vermieden, indem der Partherkönig die von Crassus eingebüßten Feldzeichen aus freien Stücken zurückschickte. In Germanien kämpften die Stiefsöhne des Auguftus; das Land zwischen Alpen und Donau unterwarf der ältere Tiberius, während Drusus vom Rhein bis zur Elbe vordrang aber auf seinem letzten Zuge 9 v. Ch. ein unerwartetes Ende fand. Tiberius befestigte nun die römische Herrschaft bis zur Weser. Ein späterer Statthalter Quintilius Varus glaubte über Germanen wie über knechtische Orientalen gebieten zu können, reizte sie aber dadurch zum Aufstand. Der Führer desselben Armin, ein Cheruskerfürst, bereitete den römischen Legionen eine furchtbare Niederlage im Teutoburger Walde (9 nach Ch.), die ihren Schrecken bis Rom verbreitete; doch blieben die Sieger am Rheine
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name], T163: [Cäsar Antonius Pompejus Rom Sulla Csar Marius Jahr Krieg Heer], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen]]
Extrahierte Personennamen: Augustus Caesar Augusts Bipsanins_Agrippa Cilnius_Mäceuas Tiberius Tiberius Quintilius Varus Armin
§ 2. Quellen und Hilfswissenschaften. 3
bene Quellen und ungeschriebene. Die älteste und zwar
ungeschriebene Quelle ist die mündliche Überlieferung (Tradition der Urvölker). Sie pflanzte sich Jahrhunderte lang fort, bis zur Erfindung der Schreibekunst. Die ersten Familien und die ältesten Völker mußten begreiflich sorgfältig bedacht sein, die Geschichte der Vorfahren ihren Söhnen zu überliefern, und wurden hierin unterstützt durch das hohe Lebensalter der Menschen. Auch war die Summe der Ereignisse klein, welche sie zu überliefern hatten. Von der Erfindung der Schreibekuttst an war
die Sorgfalt auf die Erhaltung der mündlichen Überlieferung nicht mehr so notwendig, weil man in der Schrift ein Mittel fand, die Geschichte der Vergessenheit zu entreißen.
Einen Teil der mündlichen Überlieferung bilden die Sagen, die Volkslieder und die heiligen Gesänge, welche bei den religiösen Feierlichkeiten gebraucht wurden.
4) Die geschriebenen Quellen sind Inschriften, Urkunden und Bücher. Nachrichten, welche von Angen- und Ohrenzeugen uns überliefert werden, heißen unmittelbare Quellen. Nachrichten, welche später verfaßt wurden, aber auf unmittelbare Quellen sich berufen, sind mittelbare.
Alle Mittel, wodurch uns die geschichtlichen Quellen verständlich werden, sind Hilfsmittel der Geschichte. Darum hat die Geschichte ihre Hilfswissenschaften, durch welche wir die geschichtlichen Quellen verstehen lernen. Die vorzüglichsten Hilfswissenschaften sind die Chronologie (Zeitrechnung) und die Geographie (Erdbeschreibung), welche auch die beiden Augen der Geschichte genannt werden.
Anmerkungen.
1. Zu den ungeschriebenen Quellen gehören auch die Deukmale oder Monumente, wie z. B. die Felsentempel auf den indischen Inseln Salsette und Elefanta und zu Ellore, die Pyramiden Ägyptens u. s. w., die Feste, welche zum Andenken einer Begebenheit gefeiert wurden, Grabhügel, Leichensteine und Gedächtnissäulen, auch Dieb (Hl len (Denkmünzen), wenn sie keine Umschrift haben, Wappen, Siegel, d. h. Abzeichen einzelner Personen oder ganzer Geschlechter.
2. Auch die „ersten Geschlechtsregister (Stammbäume) beruhen auf mündlicher Überlieferung. Welche Wichtigkeit man auf die Abstammung legte, beweisen die in der Heiligen Schrift aufbewahrten Stammtafeln. Für die Israeliten waren diese von der größten Bedeutung, weil nur die Söhne Levis zum heiligen Dienste und nur die Abkömmlinge Aarons zum Priestertume berufen waren und weil der erwartete Messias aus dem Geschlechte Davids hervorgehen sollte. Edle und fürstliche Familien berufen sich heute noch auf ihre Stammtafeln als Beweise ihrer Rechtsansprüche.
1*
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
§ 148. Wissenschaft und Schulen im Mittelalter. 405
Johann Reuchlin und Erasmus von Rotterdam. Zur Vorliebe für die klassische Litteratur gesellte sich aber auch oft eine Überschätzung des Altertums, so daß die Humanisten oft Lobredner des Heidentums und Gegner christlichen Sinnes und Lebens wurdeu.
Anmerkungen.
1. Eine Verordnung Karls des Großeu von 789 weist die Priester an, nicht mir die Kinder der Armen, sondern auch die der Vor-
. nehmen um sich herum zu versammeln. Bischof Theodnlph von Orleans verordnete, daß die Geistlichen in den Flecken und Dörfern Schule halten und die Kleinen in aller Liebe unterrichten und nichts dafür annehmen sollen, als was die Eltern aus gutem Willen geben. Die Synode zu Aachen stellt schon die Frage an die Laien, ob sie ihre Kinder auch in die Schule schicken (802).
2. Wie fleißig in den Klöstern die Mönche Bücher abschrieben, das sehen wir an dem Mönch Othloh, der um 1060 Vorstand der Klosterschule von St. Emmeran in Regensburg war. Dieser Othloh verwandte alle Zeit, die ihm von seinen Geschäften übrig blieb, auf das Abschreiben. Er schrieb das Meßbuch nicht weniger als neunzehnmal ab und bereicherte überdies die Bibliotheken fremder Klöster mit Büchern, von seiner Hand geschrieben, die sie nicht besaßen. So schenkte er dem Kloster Fnlda 7, dem Kloster Hertseld 2, dem Kloster Pryel 3, dem Abte Wilhelm von Hirschau 4, dem Kloster Tegernsee 2, dem Kloster Obermünster 3, seinen Freunden in Böhmen 4 Bücher und den Klöstern Amorbach, Bauersheim, Ebersberg, Niedermünster je ein Buch. Im elften Jahrhundert hatte Benediktbeuren 274 Bücher, worunter Sncian, Vergil, Horaz und Sallust. Zur selben Zeit verbrannten in der Abtei Eroyland 3000 Bücher. Da übrigens das Pergament sehr teuer war und die abendländischen Völker seit der Eroberung Ägyptens dnrch die Araber keinen Papyrus mehr beziehen konnten, so kam es vor, daß manche Stadt und selbst manches Kloster nur ein Meßbuch besaß. Eine Gräfin von Anjou mußte für die Predigten Haimons von Halberstadt 200 Schafe, 5 Quarter Weizen, 5 Quarter Korn und 5 Quarter Hafer bezahlen. Ja noch 1471, als schon das Lumpenpapier erfunden war, mußte Ludwig Xi. für ein Buch, welches er von der medizinischen Fakultät in Paris geliehen hatte, eine beträchtliche Anzahl Goldplatten als Pfand und einen Edelmann mit dessen sämtlichem Vermögen als Bürgen stellen.
3 Städtische Schulen entstanden 1281 zu Hamburg, 1267 das Mag-dalenenm zu Breslau, 1293 das Elisabethanenm daselbst, 1319 die Schule zu Nordhausen, 1390 zu Stettin, 1395 die Nikolaischule zu Leipzig. 1380 versammelten sich zu Paris 41 Lehrer und 22 Lehrerinnen an den Pfarr-schulen zu einer Konferenz miteinander. Mit dem Leichenbegängnis des Kaisers Karl Iv., der 1378 zu Prag starb, gingen die Schulkinder von 18 Psarrschnlen.
f- 3m Jahre 821 hatte die Klosterschule zu Reichenau, in welcher die jüngeren Glieder des Ordens unterrichtet wurden, 100, die äußere Schule dagegen 400 Schüler.
5. Die Universitäten waren kirchliche Körperschaften und in der Regel aus kirchlichem Vermögen dotiert. Die Päpste bestätigten die Stiftungen und verliehen ihnen die Privilegien. Bei allen vor dem 16. Jahrhundert gestifteten Universitäten war ein päpstlicher Kanzler bestellt" und
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Personennamen: Johann_Reuchlin Johann Karls Karls Emmeran Wilhelm_von_Hirschau Wilhelm Ludwig_Xi Ludwig Karl_Iv. Karl_Iv.
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
Extrahierte Personennamen: Karls Alkuin Karl Karl Alkuin Egiuhard Schüler_Alkuins Karls Karl Karl Petrus_von_Pisa Mönch_Rhabanus_Maurus Karl_ließ Karl Karl Karl Harun Ludwig Ludwig Karls Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Rainald_von_Dassel_Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Karls Baden Aachen Bagdad Aachen Karls
§ 77. Kunst und Wissenschaft bei den Römern. 217
§ 77.
filmst und tuiistiisei)oft bei den Kömmt.
220) Obgleich die Römer durch ihre Abstammung mit den Griechen verwandt waren, so teilten sie doch nicht mit ihnen den Sinn für das Schöne, es trat vielmehr Kriegsmut und rauhe Tapferkeit in den Vordergrund. Kunst und Wissenschaft fanden deshalb auch keine Pflege bei ihnen; doch wurde die Mathematik, welche praktischen Zwecken diente, nicht ganz vernachlässigt, sondern anf die Feldmeßkunst und die Zeiteinteilung angewendet. Aber weder die Malerei noch die Bildhauerkunst und die damit verwandten Künste konnten in Rom Aufnahme finden, ihre Erzeugnisse wurden von den unterworfenen Ländern nach Nom geschleppt. Nur die Baukunst entwickelte sich von der Gründung Roms an in fortschreitendem Maße, wozu die Errichtung der vielen Tempel und öffentlichen Gebäude Veranlassung gab. Doch bildete sie sich anfänglich hauptsächlich als Wegebaukunst und Kriegsbaukunst ans, und erst seit den Zeiten Cäsars dachten die römischen Familien daran, großartige Wohnungen und Landhäuser herzustellen. Cäsar und Augustus suchten Nom planmäßig zu verschönern. Dagegen baute man frühe Landstraßen, um die Truppen zu befördern und den Verkehr mit den Provinzen vermitteln zu können. Die Not führte zur Herstellung ungeheurer Wasserleitungen, und die Sucht des Volkes uach Spielen und Vergnügungen ließ die großen Amphitheater baneu, in denen viele Tausend Menschen an Schauspielen sich vergnügten, die auf die Sitten oft sehr nachteilig einwirkten und die Zuschauer nur grausam und blutdürstig machten.
221) Erst seit die Römer mit den Griechen in Unteritalien bekannt wurden und sich dieselben als Unterthanen einverleibten, fand die Wissenschaft anch in Rom eine Stätte. Doch war die Bildung immer nur das Erbgut der Neichen, und konnte schon deshalb nicht allgemein werden, weil sie griechisch war und den Kreisen des Volkes demnach ferne lag. Griechische Gelehrte, namentlich griechische Sklaven, vermittelten diese, und es entstand eine lateinische Dichtkunst, welche sich an griechische Muster anlehnte. Auch auf die Beredsamkeit, welche durchweg nur eine gerichtliche war, übten die Grundsätze der griechischen Philosophen und ihre Geisteswerke keinen geringen Einfluß aus. Dagegen gestaltete die Geschichtschreibung sich unabhängiger. Nach Augustus wurde besonders die Rechtswissenschaft in ausgedehnter Weise gepflegt. Man unterscheidet in der römischen
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Cäsars Cäsar Augustus Augustus Augustus