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das Königreich Siam (630 000 qkm, 5 Millionen E.). Die
Hauptstadt Bangkok am Menam (200 000 E.) ist zum Teil auf
Pfählen im Flusse erbaut. Großartige Buddhatempel. Lebhafter Handel.
Europäische Besitzungen.
1. Britische: a) Birma (Barma), der westliche Teil Hinter-
iudiens, ein überaus fruchtbares Reislaud (415 000 qkm und
8 Millionen E.) — Rangun (180 000 E.) an der Jrawadi-
münduug ist der Haupthandelsplatz.
b) Niederlassungen an den Meerengen (Malakka und Singa-
pur). Von besonderer Bedeutung ist der Freihafen Singapur
(184 000 E.) auf einer kleinen Küsteninsel, infolge der glücklichen Lage
Mittelpunkt des Handels zwischen Indien, Ostasien und Australien.
2. Französische: Jndochina (705 000 qkm, 25 Millionen E.),
Gesamtname für die im Osten und Südosten der Halbinsel liegenden
Gebiete: a) Schutzstaat Kambodscha, b) Cochinchina mit der Haupt-
stadt Saigon (65000 E.), e) Schutzstaat Anuam mit Hnü
(30 000 E.) und d) Tongking, eine sehr fruchtbare Landschaft, auch
als Durchgaugslaud nach Südchina wichtig. Hauptort Hanoi
(Kescho) 150 000 E.
Vorderindien.
Es umfaßt das Hochland Dekhan sowie die vorgelagerte hindo-
stanische Tiefebene, welche sich nordwärts bis zum Himalaja erstreckt
und aus zwei sehr verschiedenen Teilen besteht: a) der vorwiegend
dürren Ebene des Indus, b) dem reich bewässerten und außerordent-
lich fruchtbaren Tieflande des Ganges, welcher in seinem Unterlaufe
sich mit dem Brahmaputra vereinigt.
Vorderindien bringt fast alle Produkte der heißen Zone
in größter Fülle hervor, besonders Reis, Weizen, Baumwolle, Ba-
nanen (Banianen, eine Feigenart), Thee, Kaffee, Zuckerrohr, Gewürze,
feine Farbstoffe, Tabak, Mohn (zur Opiumbereitung), Jute (zu Ge-
weben), Seide, viele Arten von Palmen. — Die Tierwelt zeigt die
größten und kräftigsten Formen im Elefanten, Nashorn, Tiger u. f. w.—>
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übertragen und außerdem der Name Augustus d. H. der Geweihte, verliehen, der von jetzt an der stehende Titel des Kaisers (Caesar) bleibt. Zu seinem persönlichen Schutze erhielt er eine Leibwache, die Prätorianer, welche ein General mit dem Titel Präfekt befehligte. Ein anderer Präfekt hatte für die Sicherheit der Stadt, welche in vierzehn Regionen eingetheilt wurde, zu Wachen. Rom felbst wurde so verschönert, daß Augustns sich rühmen durfte eine Stadt aus Ziegelsteinen überkommen, eine marmorne hinterlassen zu haben. Die Provinzen wurden in senatorische und kaiserliche geschieden. Zu letztem gehörten . die, deren Grenzen noch nicht völlig gesichert waren, deshalb stand in ihnen ein stehendes Heer von ungefähr 400000 Mann. In den senatorischen führten zwar Proconfnln und Proprätoren die Verwaltung, das militärische Commando staub aber nur kaiserlichen Generalen Zu- Neben der großen Staatskasse (Aerar) würde eine Privatkasse (Fis-cu§) geschaffen, welche balb die erstgenannte verschlang. Alle kaiserlichen Beamten erhielten aus berselbeu ihr fest bestimmtes Gehalt, die Gelegenheit zur Aussaugung der Provinzen schwand so immer mehr. Anzuerkennen sind auch die Bemühungen Augusts dem Sittenversall, der Ehe- und Kinberlosigkeit entgegenzuwirken.
Unterstützt würde er bei seinen Regierungsmaßregeln vornehmlich durch zwei Männer, den kriegstüchtigen Bipsanins Agrippa, den er sich zum Schwiegersöhne wählte, und den hochgebilbeten Cilnius Mäceuas, den Gönner und Förderer der Kunst und Literatur. Gerade durch letztem hat das augusteische Zeitalter eine große Berühmtheit erlangt.
Die äußeren Kriege waren mit Ausnahme der germanischen unbedeutend. Der gefährlich drohende Partherkrieg wurde glücklich vermieden, indem der Partherkönig die von Crassus eingebüßten Feldzeichen aus freien Stücken zurückschickte. In Germanien kämpften die Stiefsöhne des Auguftus; das Land zwischen Alpen und Donau unterwarf der ältere Tiberius, während Drusus vom Rhein bis zur Elbe vordrang aber auf seinem letzten Zuge 9 v. Ch. ein unerwartetes Ende fand. Tiberius befestigte nun die römische Herrschaft bis zur Weser. Ein späterer Statthalter Quintilius Varus glaubte über Germanen wie über knechtische Orientalen gebieten zu können, reizte sie aber dadurch zum Aufstand. Der Führer desselben Armin, ein Cheruskerfürst, bereitete den römischen Legionen eine furchtbare Niederlage im Teutoburger Walde (9 nach Ch.), die ihren Schrecken bis Rom verbreitete; doch blieben die Sieger am Rheine
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Extrahierte Personennamen: Augustus Caesar Augusts Bipsanins_Agrippa Cilnius_Mäceuas Tiberius Tiberius Quintilius Varus Armin
§ 2. Quellen und Hilfswissenschaften. 3
bene Quellen und ungeschriebene. Die älteste und zwar
ungeschriebene Quelle ist die mündliche Überlieferung (Tradition der Urvölker). Sie pflanzte sich Jahrhunderte lang fort, bis zur Erfindung der Schreibekunst. Die ersten Familien und die ältesten Völker mußten begreiflich sorgfältig bedacht sein, die Geschichte der Vorfahren ihren Söhnen zu überliefern, und wurden hierin unterstützt durch das hohe Lebensalter der Menschen. Auch war die Summe der Ereignisse klein, welche sie zu überliefern hatten. Von der Erfindung der Schreibekuttst an war
die Sorgfalt auf die Erhaltung der mündlichen Überlieferung nicht mehr so notwendig, weil man in der Schrift ein Mittel fand, die Geschichte der Vergessenheit zu entreißen.
Einen Teil der mündlichen Überlieferung bilden die Sagen, die Volkslieder und die heiligen Gesänge, welche bei den religiösen Feierlichkeiten gebraucht wurden.
4) Die geschriebenen Quellen sind Inschriften, Urkunden und Bücher. Nachrichten, welche von Angen- und Ohrenzeugen uns überliefert werden, heißen unmittelbare Quellen. Nachrichten, welche später verfaßt wurden, aber auf unmittelbare Quellen sich berufen, sind mittelbare.
Alle Mittel, wodurch uns die geschichtlichen Quellen verständlich werden, sind Hilfsmittel der Geschichte. Darum hat die Geschichte ihre Hilfswissenschaften, durch welche wir die geschichtlichen Quellen verstehen lernen. Die vorzüglichsten Hilfswissenschaften sind die Chronologie (Zeitrechnung) und die Geographie (Erdbeschreibung), welche auch die beiden Augen der Geschichte genannt werden.
Anmerkungen.
1. Zu den ungeschriebenen Quellen gehören auch die Deukmale oder Monumente, wie z. B. die Felsentempel auf den indischen Inseln Salsette und Elefanta und zu Ellore, die Pyramiden Ägyptens u. s. w., die Feste, welche zum Andenken einer Begebenheit gefeiert wurden, Grabhügel, Leichensteine und Gedächtnissäulen, auch Dieb (Hl len (Denkmünzen), wenn sie keine Umschrift haben, Wappen, Siegel, d. h. Abzeichen einzelner Personen oder ganzer Geschlechter.
2. Auch die „ersten Geschlechtsregister (Stammbäume) beruhen auf mündlicher Überlieferung. Welche Wichtigkeit man auf die Abstammung legte, beweisen die in der Heiligen Schrift aufbewahrten Stammtafeln. Für die Israeliten waren diese von der größten Bedeutung, weil nur die Söhne Levis zum heiligen Dienste und nur die Abkömmlinge Aarons zum Priestertume berufen waren und weil der erwartete Messias aus dem Geschlechte Davids hervorgehen sollte. Edle und fürstliche Familien berufen sich heute noch auf ihre Stammtafeln als Beweise ihrer Rechtsansprüche.
1*
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§ 90. Konstantin und sein Haus. Das Christentum. 249
Recht „der Große" genannt. Unter Konstantin versammelten sich die Bischöfe der katholischen Kirche das erste Mal auf dem allgemeinen Konzil von Nicäa und sprachen das Verdammnngs-32s.( urteil über die Lehre de^ Ar nts aus, der behauptete, daß der Sohu Gottes nicht gleichen Wesens mit dem Bater sei. Konstantin blieb übrigens bis kurz vor seinem Tode Kate-chümen (ungetauft, obschon unterrichtet). Leider veranlaßten ihn Mißtrauen und das Bestreben, seinem Hause die Herrschaft zu sicheru, auch zu Handlungen, die dem Geiste des Christentums ferne liegen. Konstantin starb zu Nikomedia, nachdem er anf337., dem Todbette die heilige Taufe vom Bischöfe Eusebius vou Nikomedia empfangen hatte.
253) Konstantin wollte, daß das Reich unter seine drei Söhne und zwei Neffen geteilt werde. Allein die Neffen wurden umgebracht und die drei Brüder bekriegten sich gegenseitig. Aus diesem Kampfe ging Konstantins als Alleinherrscher hervor.
Aber die Truppen in Gallien riefen einen dritten Neffen Konstantins, den Julian, zum Kaiser ans. Es sollte zwischen Julian und Konstantins zum Kriege kommen, doch Konstantins 301. starb, ehe die Heere aufeinanderstießen. Nun war Jnlian unbestrittener rechtmäßiger Kaiser. Er war aber in den griechischen Philosophenschnlen erzogen worden, haßte das Christentum und wollte dasselbe wieder ausrotten. Er schloß alle Christen von den Staatsämtern ans und verbot ihnen, Unterricht in öffentlichen Schulen zu erteilen. Allein er fiel bald in einem Treffen 363. gegen die Perser, und von seinen Bestrebungen blieb ihm nichts als der Beiname: Apostat«, der Abtrünnige.
Anmerkungen.
1. Nicäa, h. Jsnif, großartige Handelsstadt in Bithynien.
2. Großes Verdienst erwarb sich Konstantin bei der netten Staatsorganisation dadurch, daß er die Militärgewalt ganz von der Zivuver-waltnng trennte und den Chefs der Soldaten keinen Einfluß" atts die inneren Angelegenheiten gestattete. Auch bildete er ans den sieben obersten Staatsämtern eine Art von Ministerium. Doch war die Steuerlast sehr groß. Jede Provinz mußte als Steuer eine gewisse Summe ausbringen. Diese wurde vou den Ortsvorstehern (Dekurionen) auf die einzelnen Grundbesitzer verteilt. Wer fein Grundbesitzer war, zahlte die Kops st euer. Es gab noch überdies eine Handels- und eine Erwerbsteuer. Aber der Handel wurde durch die kaiserlichen Handels-und Fabrikmonopole schwer geschädigt. Die Geistlichen, die Soldaten, die kaiserlichen Diener und die Arbeiter in den kaiserlichen Fabriken waren steuerfrei. Sehr nachteilig für die Staatskasse war auch, daß mit den vielen Titeln Ämter ausfamen, mit welchen zwar eilte große Besoldung, aber feine Arbeit verbunden war. Von den Titeln: no-bilissimi, clarissimi, illustres, spectabiles , in der Anrede magnitudo,
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Extrahierte Personennamen: Konstantin Konstantin Konstantin Eusebius Konstantin Julian Julian Nicäa Konstantin
638 Unsre Zeit.
tievten wurden in den Städten von den Stadträten, in den Grafschaften von den Oberrichtern gewählt, und das Volk hatte gar nichts zu sagen. 1831 verloren nun 60 Burgflecken, in denen einzelne Personen das Recht hatten, einen Abgeordneten zu wählen, dieses Wahlrecht. Ortschaften, die nicht über 2000 Einwohner hatten, durften nicht mehr als einen Deputierten wählen, die Ortschaften dagegen, deren Einwohnerzahl sich gehoben hatte, erhielten eine größere Anzahl Vertreter. Das war nun freilich etwas, aber nicht viel.
5. Fenier soll soviel sein als Phönizier, da die Irländer phö-nizischer Abkunft sich rühmen. Die irländischen Fenier setzten sich mit den nach Amerika ausgewanderten Landsleuteu in Verbindung. Diese sollten Kanada angreifen, um England zu beschäftigen, während man in Jrlaud losschlagen wollte. Allein die Nordamerikaner erklärten sich selbst gegen die Fenier, und die englische Regierung suspendierte nach einem mißglückten Aiisstandsversnche (1866) die Habeaskorpusakte für Irland, so daß sie ermächtigt war, jeden Irländer ohne Untersuchung ein Jahr lang gefangenzuhalten.
6. Der Kaiser von China, Toa-Kuang, hatte bemerkt, wie der Gebrauch des Opiums sein Volk entnervte; fein eigener Sohn war daran gestorben. Er verbot also den Handel mit Opium den Engländern , die dasselbe aus dem Morgenlande und aus Ostindien einführten, und ließ 20 283 Opiumkisten, die auf englischen Schissen angelangt waren und vom Kapitän Elliot eingeschmuggelt werden sollten, wegnehmen. Als aber die Engländer Kanton erobert hatten und bis nach Nanking vorgedrungen waren, mußten die Chinesen Frieden schließen. Sie zahlten einundzwanzig Millionen Dollars Kriegskostenentschädigung.
7. Die Hindus hatten sich schon längst verbunden, das Joch der Engländer abzuschütteln. Die äußere Veranlassung gaben mit Fett geschmierte Patronen, welche den ostindischen Soldaten abgegeben wurden. Das Schweinefett ist aber den Mohammedanern ein Greuel und das Rinderfett ist dem Hindu heilig. Eine Anzahl Soldaten in Bengalen verweigerten die Annahme der geschmierten Patronen, und als sie verhaftet werden sollten, geriet die Bevölkerung in Ausstand. Es empörten sich 40 Regimenter. In ganz Bengalen wurden die englischen Familien ermordet. Am meisten wütete man gegen die englischen Frauen, denen man vorwarf, daß sie die (Singebornen am ärgsten mißhandelt hätten. Dagegen benahmen sich die Engländer, welche in Europa die Revolution überall in Schutz nahmen, ebenfalls so, daß die Hindus lieber ihre Frauen und Mädchen ermordeten, damit sie nicht lebendig in die Hände der Engländer fielen. Der englische Befehlshaber Campbell (Kämm'l) ließ an einem Tage 24 Prinzen aus der apanagierten königlichen Familie von Andh, Sir Hngh Rose (Ser Jü Rös), ebenfalls 147 Aufständische auf einmal henken. Man band auch die Gefangenen an die Öffnungen der Kanonen und ließ sie „wegblasen". Nachdem dieser unsinnige Krieg beendigt war, wurde Ostindien der Ostindischen Kompanie abgenommen und zur englischen Provinz gemacht; eine Proklamation der Königin Victoria versprach „Achtung der indischen Religion und Gebräuche, sowie Heilighaltung der Verträge" (1. Sept. 1858). In ähnlicher Weise, wie es in Indien geschah, wütete der Gouverneur Ey re (Ähr) auf Jamaika.
8. Unter ungeheuren Mühsalen drang Lord Napier (Neplr) bis nach Magdala, der Hauptstadt Abessiniens, vor, die er eroberte.
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v122 v. Chr.
182 Das Altertum.
Parteien, die sich gegenseitig anfeindeten und verfolgten. So teilte Ca jus Gracchus das Schicksal seines Bruders. Auch er fiel nach einem Anfstande; mit ihm starben 3000 seiner Anhänger. Teils wurden sie, wie er, erschlagen, teils im Gefängnisse hingerichtet und ihr Vermögen eingezogen. Die Volkspartei in Rom unterlag durch das Volk. Die Freiheit ging zu Grunde, weil man zu viel Freiheit verlangt und erhalten hatte.
Anmerkungen.
1. In Rom hatte sich neben dem Senate ein neuer Stand gebildet, bestehend ans denjenigen Plebejern, welche zu den höchsten Staatsämtern gelangt waren und somit den Amtsadel sich erworben hatten. Dieser Amtsadel ging auf ihre Nachkommen um so mehr als Geburtsadel über, als die Familien streng zusammenhielten und darauf sahen, daß die Ihrigen wieder zu den vornehmeren Würden gelangten. In diesem Adel war auch die eigentliche Ritterschaft aufgegangen, und sie bildete den alten senatorischen Geschlechtern gegenüber die Nobilität oder den neuen Adel, wie denn jeder Plebejer, der zu einem der höheren Staatsämter gelangte, ein neuer Mann (homo novus) hieß. Diese Ritter benützten ihren Einfluß, um sich zu bereichern. Sie traten in Gesellschaften zusammen und pachteten die Staatsgefälle in den Provinzen, die sie wieber an Steuereinnehmer (Quästoren) versteigerten, die ihrerseits das Volk durch ihre Untereinnehmer aussaugten, um wie die Ur-pächter ebenfalls reich zu werben. Die Senatoren hingegen, welche webet Handel noch Gewerbe treiben durften, und denen somit wenig Mittel zu Gebote standen, ihre Habe zu mehren, hatten die Ländereien an sich gezogen, die den besiegten Völkern abgenommen würden, und zahlten bafiir wenig ober gar nichts, gerabe wie früher zur Zeit be§ Licinius Stolo. Ihr einziges Bestreben ging bahin, recht große zusammenhängend Besitzungen (latifundia) zu haben, und sie scheuten oft kein noch so ungerechtes Mittel, um die Anstößer an ihre Gritnbstücfe ihres Besitztums zu berauben und das ihrige baburch zu vergrößern.
2. Die Mutter der Beiben Gracchen war Cornelia, die Tochter des ältern Scipio des Afrikaners. Ihr war die Hand des ägyptischen Königs P t o l e m ä u s P h i l o m ö t o r angetragen worben, sie schlug aber biefelbe aus, um die Gattin eines römischen Bürgers zu werben. Sie gilt als Muster einer eblen Römerin, da sie ganz ihrer Familie lebte und in ihren Kindern das größte Kleinod, sah. Als sie einst von einer Freundin nach ihrem Schmucke gefragt wurde, deutete sie auf ihre beiden Söhne und sprach: „Das sind meine einzigen und meine größten Schätz e." Von sechs Söhnen und sechs Töchtern waren ihr nur die Beiden Knaben am Leben geblieben und eine Tochter, Sem-pronia, welche später den Scipio Asricanus den Jüngern heiratete. Cornelia munterte die Söhne von Jngenb an dazu auf, einst große Männer zu werben. Als diese heranwuchsen, feuerte sie bieselben in den Worten an: „M a n nennt mich die Tochter des Scipio, warum nennt man mich nicht die Mutter der Gracchen?" Das zündete Bei den feurigen, von den Besten Lehrern unterrichteten Jünglingen und spornte sie frühe an, sich auszuzeichnen. Tiberins erwarb sich schon als lßjährtger Jüngling im afrikanischen Kriege hohen Ruhm. Bei seinem Tode war er 30 Jahre alt. 6ajus Gracchus
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44 v. Chr.
204 Das Altertum.
2. So sehr Cäsar im Anfange die gesetzlichen Behörden wenigstens dem Schein nach achtete, so willkürlich verfuhr er nach seiner Rückkehr aus dem Morgenlande. Er vermehrte den Senat bis auf 900 Mitglieder und nahm in denselben viele Leute ohne Verdienste, ja ohne Vermögen auf, um sich eine große Mehrheit von Stimmen zu sicher». Er schuf Titel ohne Dienstleistungen und ernannte Männer zu Konsularen, die nie ein öffentliches Amt bekleideten, um sie iit die Provinzen schicken zu können. Dies beleidigte die Senatoren aus den alten patrizischen Familien, die sich deshalb auch gegen ihn verbanden. Man wollte ihn im Senate umbringen, um da die Freiheit zu rächen, wo sie verletzt worden war, und den Schein eines Meuchelmordes von sich abzuwenden. Als Cäsar in dem Senate seinen Sitz eingenommen hatte, drängten sich die Verschworenen an ihn heran, und einer von ihnen, Tullius (Sim6 er, bat um Begnadigung seiner verbannten Brüder. Da Cäsar dies, wie man vorauswüßte, abschlug, so führte der Senator Casca den ersten Stich. Cäsar sprang auf; als er sich aber unrettbar verloren sah, hüllte er sich in seine Toga ein und fiel wehrlos unter den Dolchen seiner Feinde. Daß er beim Anblick des M. Brutus ausgerufen haben soll: „Auch du, mein Sohn!" ist nicht verbürgt.
3. Cäsar besaß eine gelehrte griechische Bildung und hatte auf Rhodus in der Redekunst sich vervollkommnet. Cr war, wenn auch ehrgeizig, doch nicht bösartig. Dabei war er persönlich tapfer, unerschrocken und schnell besonnen, was er hauptsächlich bewies, als er auf der Rückkehr von Rhodus (76 v. Chr.) von Seeräubern gefangengenommen wurde und sich loskaufen mußte. Als er frei geworden, nahm er ein paar Schiffe, setzte den Seeräubern nach, holte sie ein und führte sie nach Pergamum, wo er sie kreuzigen ließ, wie er ihnen gedroht hatte, als er gefangen bei ihnen war. Obwohl er viel Blut in seinem Bürgerkriege vergoß und — was ihm das Volk sehr übel aufnahm — einen Triumph über die Pompejaner feierte, so trat er doch nicht in die Fußstapfen des Sulla und Marius. Ein schöner Zug von ihm ist es, daß er den Briefwechsel des Pompejus, den man ihm überbrachte, ungeöffnet verbrannte. Kurz vor seinem Tode unternahm er noch großarlige Bauten und faßte bereits den Gedanken, Rom zur Welthauptstadt zu machen. Er wollte die Pontinischen Sümpfe austrocknen und die Landenge von Korinth durchstechen lassen. Die beiden letzten großartigen Entwürfe harren bis heute noch vergeblich ihrer Ausführung.
8 74.
Das zweite Triumvirat. Ende der Republik.
(43—31 v. Chr.)
209) Die angebliche Befreiung des Staates von der Tyrannei Cäsars fand beim Volke so wenig Beifall, daß die Verschivoruen in ernstliche Lebensgefahr kamen, und nur durch zahlreiche Bewaffnete vor der Volksrache sich schützen konnten. Marcus Antonius, der im Jahre 44 zugleich mit Cäsar Konsul war, versuchte mit Hilfe des Reiterobersten M. Lepidus das Volk gegen Cäsars Mörder aufzureizeu. Doch bewilligte der Senat
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Extrahierte Personennamen: Cäsar Cäsar Tullius Cäsar Casca Cäsar Cäsar Brutus Cäsar Sulla Marius Marius Cäsars Marcus_Antonius Antonius Cäsar Cäsars
§ 77. Kunst und Wissenschaft bei den Römern. 217
§ 77.
filmst und tuiistiisei)oft bei den Kömmt.
220) Obgleich die Römer durch ihre Abstammung mit den Griechen verwandt waren, so teilten sie doch nicht mit ihnen den Sinn für das Schöne, es trat vielmehr Kriegsmut und rauhe Tapferkeit in den Vordergrund. Kunst und Wissenschaft fanden deshalb auch keine Pflege bei ihnen; doch wurde die Mathematik, welche praktischen Zwecken diente, nicht ganz vernachlässigt, sondern anf die Feldmeßkunst und die Zeiteinteilung angewendet. Aber weder die Malerei noch die Bildhauerkunst und die damit verwandten Künste konnten in Rom Aufnahme finden, ihre Erzeugnisse wurden von den unterworfenen Ländern nach Nom geschleppt. Nur die Baukunst entwickelte sich von der Gründung Roms an in fortschreitendem Maße, wozu die Errichtung der vielen Tempel und öffentlichen Gebäude Veranlassung gab. Doch bildete sie sich anfänglich hauptsächlich als Wegebaukunst und Kriegsbaukunst ans, und erst seit den Zeiten Cäsars dachten die römischen Familien daran, großartige Wohnungen und Landhäuser herzustellen. Cäsar und Augustus suchten Nom planmäßig zu verschönern. Dagegen baute man frühe Landstraßen, um die Truppen zu befördern und den Verkehr mit den Provinzen vermitteln zu können. Die Not führte zur Herstellung ungeheurer Wasserleitungen, und die Sucht des Volkes uach Spielen und Vergnügungen ließ die großen Amphitheater baneu, in denen viele Tausend Menschen an Schauspielen sich vergnügten, die auf die Sitten oft sehr nachteilig einwirkten und die Zuschauer nur grausam und blutdürstig machten.
221) Erst seit die Römer mit den Griechen in Unteritalien bekannt wurden und sich dieselben als Unterthanen einverleibten, fand die Wissenschaft anch in Rom eine Stätte. Doch war die Bildung immer nur das Erbgut der Neichen, und konnte schon deshalb nicht allgemein werden, weil sie griechisch war und den Kreisen des Volkes demnach ferne lag. Griechische Gelehrte, namentlich griechische Sklaven, vermittelten diese, und es entstand eine lateinische Dichtkunst, welche sich an griechische Muster anlehnte. Auch auf die Beredsamkeit, welche durchweg nur eine gerichtliche war, übten die Grundsätze der griechischen Philosophen und ihre Geisteswerke keinen geringen Einfluß aus. Dagegen gestaltete die Geschichtschreibung sich unabhängiger. Nach Augustus wurde besonders die Rechtswissenschaft in ausgedehnter Weise gepflegt. Man unterscheidet in der römischen
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