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Ceylon.
Naturerzeug-
niffe.
Der Name des
Landes und
der Bewoh-
ner.
Auch das östliche Hindostan ist durchgängig ein Tiefland, mit
üppig fruchtbaren, gutangebauten und viel erzeugenden Gegenden.
Ganz nahe an der südlichsten Spitze vvn Indien liegt die In-
sel Ceylon; sie erscheint wie ein losgerissener Theil des Festlandes;
ihre Zustände sind durchaus indisch, und ihre Geschichte ist ganz mit
der indischen verschlungen. Ceylon ist für den Handel höchst gün-
stig gelegen, durch sein Klima ein gesunder und schöner Wohnort
für die Menschen und reich an Schätzen der Natur. Das Meer
nährt die geschätzten Perlenaustern und Seemuscheln und lagert das
schönste Salz an den Ufern ab; die Berge sind reich an Eisen; die
Menge und Mannigfaltigkeit der edlen Steine hat nirgends ihres
Gleichen. Die Insel ist reich an Wild, das Meer an Fischen; das
Pflanzenreich bildet aber Ceylons Hauptreichthum; nirgends zeigt sich
die üppig wuchernde Fülle des tropischen Wachsthumes reicher ent-
faltet; Ceylon ist vor allen die Palmen- und Gewürzinsel; sie hat
drei Aussaaten und Ernten im Jahre. So bildet diese Insel gleich-
sam die Krone der indischen Lande; sie ist aber auch in historischer
und antiquarischer Beziehung außerordentlich wichtig. Eine der äl-
testen Heldendichtungen läßt den göttlichen Helden Rama sie der
Gewalt der Niesen und Unholde entreißen und einem frommen Kö-
nig anvertrauen. Man kann darin die Erinnerung eines früheren
Versuchs, die Insel von Indien aus zu kolonisiren nicht verkennen.
Ceylon besitzt nicht nur große Denkmale der Baukunst, sondern ist
auch ein Hauptsitz des sonst in Indien, mit Ausnahme Nepals, ver-
schwundenen Buddhismus geblieben, der Mittelpunkt der südöstlichen
Verbreitung dieser Lehre. Die Literatur der Insel endlich füllt eine
große Lücke der indischen Literatur aus.
Ueber die außerordentliche Fruchtbarkeit und den unermeßlichen
Reichthum an Produkten aller Art war schon bei den Alten nur eine
Stimme. Die Thierwelt Indiens umfaßt namentlich Elephanten von
seltener Größe, Nashorne, Löwen, Tiger, Panther, Luchse und an-
dere Raubthiere, Kameele, Affen der verschiedensten Arten, Buckel-
ochsen, Büffel, kleine aber sehr schnelle Pferde, Maulesel, Esel,
Schaafe mit Fettschwänzen, Ziegen, gute Jagdhunde, Krokodile,
Schildkröten, Papageien und andere Vögel mit herrlichem Gefieder,
Perlenmuscheln, Scorpione und Seidenwürmer. Aus dem Pflan-
zenreiche werden erwähnt: alle Arten von Getreide, besonders Wei-
zen und Gerste, Flachs, Hirse, Reis, Sesam, woraus ein treffli-
ches Oel bereitet wird, Feigen und andere Südfrüchte, Wein, je-
doch in geringer Menge, Bananenbäume von ungeheuerer Größe,
Palmen, Burbaum, eine Menge Bauholz aller Art, Ebenholz,
Fruchtbäume, Bambus, Baumwollenstauden, Papyrusstaudcn, Pfef-
fer, Zimmt und andere Gewürze, Myrrhen, Kardamomen, Sandel-
holz, Kostus, Narde, Kampfer, Indigo. Das Mineralreich end-
lich liefert: Gold, Edelsteine, Silber, Eisen, Zinn und Steinsalz.
Die alten indischen Schriften nennen das Land Gambudvipa,
Bharatakhanda oder Arjavarta, Bezirk der Arja, sie theilen es in
das nördliche, mittlere und südliche Land und betrachten den nörd-
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom]]
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also in der Mitte von Indien, erscheinen als eme besondere Nace,
welche sich den Negern nähern, ohne es zu sein, ein wenig begab-
tes, der Rohheit oder der Erniedrigung oder der Verdrängung un-
terworfenes Geschlecht; wahrscheinlich die ältesten Bewohner Indiens.
Die an die Arier grenzenden Stämme haben arische Bildung und
Sprache angenommen; die im innern Lande haben ihre eigenthüm-
lichen Zustände bewahrt. Wahrscheinlich kamen die arischen Inder
zu den rohen dekhanischen Völkern nur in geringerer Anzahl als be-
kehrende und bildende Ansiedler; sie konnten ihre ^Bildung, nicht
ihre Sprache verbreiten. Zn den Vindhjavölkern aber kamen sie
nicht als einzelne Boten eines gebildeteren Volkes, sondern als
Eroberer in Masse und verdrängten oder unterwarfen sich die frühe-
ren Bewohner.
, Obgleich die Inder zu den ältesten Völkern gehören und der
^ L ' Anfang der indischen Bildung in sehr frühe Zeit fällt, ist Indien
doch erst 327 v. Chr., als Alexander d. Gr. einen Theil dieses
Landes unterwarf, den Griechen etwas näher bekannt geworden.
Allein diese Kenntniß ist sehr dürftig. Erst seitdem die Engländer
in der zweiten Hälfte des verflossenen Jahrhunderts sich die Ufer-
lande des Ganges unterworfen haben, sind die literarischen Schätze
Indiens den europäischen Gelehrten zugänglich und Gegenstand ihres
Fleißes geworden.
Kenntniß von dem alten Indien erhalten wir aber nicht nur
durch die in ein hohes Alterthum hinaufreichenden indischen Quel-
len, sondern auch durch die alten Tempel und Bildwerke, Rui-
nen von Städten, Inschriften und Münzen, endlich auch durch die
Beobachtung der Sitten und Einrichtungen des heutigen Indiens.
Denn alles, was wir über das alte und über das heutige Indien
wissen, läßt uns schließen, daß Indien auf einer in sehr alter Zeit
erlangten Stufe im Allgemeinen stehen geblieben ist.
Geschichte in unserem Sinne haben die Inder nicht. Der histo-
rische Kern ihrer Sagen ist viel versteckter und verschleierter als bei
anderen Völkern. Die poetische Sage hat sich nie zu einer gewis-
sen, von Zeitgenossen geschriebenen Geschichte entwickelt, und eine
Ueberlieferung der Begebenheiten in ihrer objektiven Wahrheit hat
für den Inder keinen Werth. Die Inder haben keine kritische und
pragmatische Geschichte, keine allgemeine des ganzen Landes, keine
Kulturgeschichte. Die Brahmanen haben nur Chroniken der einzel-
nen Länder, die bloß die Geschichte der Könige enthalten und über
die Zustände in der Regel keine Belehrungen darbieten. Für die
ältesten Zeiten sind die Angaben überdies unzuverlässig. Die Buddhi-
sten dagegen haben historische Werke, in welchen auch die Geschichte
ihrer Religion erzählt wird, und viel vollständigere Berichte über
die Könige gegeben werden, welche dieser Religion zugethan waren.
Sie bieten uns außerdem sehr werthvolle Nachrichten über die Sit-
ten und Gebräuche der älteren Zeit dar. Ihre zuverlässige Ge-
schichte beginnt erst mit der ihrer Religion.
ñr?ndischen Kenntniß der indischen Verhältnisse ist von großer Wich-
Kuttur. tigkeit. Die mit großen Anlagen ausgerüsteten arischen Inder haben
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom]]
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und Mustag. In diesen Gegenden, in dem äußersten östlichen hohen
Iran waren wohl auch die ältesten Sitze der arischen Inder. Die
Einwanderung nach Indien geschah durch das westliche Kabulistan
und das Pengab, sie war eine friedliche und allmälige, so lange die
Arier vom Ertrage ihrer Heerden lebten und wenig Ackerbau hat-
ten. Als sich die Stämme an Ackerbau und feste Wohnsitze gewöhnt
hatten, wichen sie nicht mehr freiwillig, es entstanden Kämpfe und
gewaltsame Verdrängungen. Bei weiterer Verbreitung stießen die
Arier auch auf nicht verwandte Völker, die auch nur der Gewalt
wichen. Die arischen Inder erscheinen in den Hymnen der Veda's
als ein kriegerisches, in viele kleine Stämme getheiltes Hirtenvolk,
welches sich kämpfend vorwärts drängte und dessen Stämme im be-
ständigen Kampfe mit einander begriffen waren. Bereits im vier-
zehnten Jahrhunderte scheinen sie sich im Jnduslande niedergelassen
zu haben. Als die arischen Stämme das Gebiet der fünf Flüsse
erfüllt hatten, scheinen sich ihre weiteren Wanderungen getheilt und
theils nach Osten in das offene, große Gebiet der Jamuna und
Ganga, theils längst dem Flusse nach dem Süden gegangen zu
sein. Denn sowohl an der Indus-Mündung als im Flußgebiete
der Jamuna und der Ganga werden alte Reiche erwähnt. Haupt-
sitze der Herrschaft in letzterem Gebiete, in Madhjadeea, waren
Ajodhja, Mithila, Pratisbthaua, Hastinapura und Magadha. Die
Inder führen ihre ersten Könige auf die zwei großen Dynastien von
Ajodhja und Pratishthaua zurück. Nach Osten sind die Arier nicht
weiter als in das untere Gebiet des Brahmaputra vorgedrungen.
Der Ausbreitung im Norden setzte der Himalaja eine Grenze. Das
westlichste seiner Thäler, Kaymira, war einer der ältesten Sitze der
brahmanischen Lehre. Der Süden von Indien war ursprünglich
eine große Waldwildniß, und die brahmanische Kultur verbreitete
sich zuerst dahin durch Missionen, durch brahmanische Ansiedelungen.
Die Sage von dem ersten Versuche der Arier sich erobernd nach
dem Süden zu verbreiten, erzählt das Epos Ramajana. Ob die
ursprüngliche Sage den Zug des Rama bis nach Lanka (Ceylon)
ausdehnt, läßt sich bezweifeln.
Das erste arische Reich des Südens soll an der Ostküste das
der Stadt Madhura oder der Pandja-Könige gewesen sein. Die
Ansiedelungen der Arier erreichten zuerst die Küsten und zwar wie
es scheint, die südlichsten. Das läßt vermuthen, daß sie zur See
unternommen wurden. Dafür spricht auch, daß die periodischen
Winde (die Monsune), welche im indischen Meere vom April bis
Oktober aus Südwcst, vom Oktober bis April aus Nordost wehen,
die Schifffahrt erleichterten, während das innere Land damals ganz
unwegsam und ungastlich war. Schon vor dem Jahre 1000 vor
Chr. scheinen die nördlichen Inder mit ihren südlichen Landesgenos-
sen in Verbindung gestanden und Schifffahrt zwischen der Indus-
Mündung und der Malabarküste stattgefunden zu haben. An der
Westküste von Indien ist auch das Land Ophir zu suchen, von wel-
chem die Phönicier indische Erzeugnisse nach dem Westen brachten.
Man meint den Namen Ophir in dem der Abhira wiederzuerken-
nen, welches Volk indische Schriften und griechische Geographen an
die Indus-Mündung setzen. Man nimmt an, daß die Phönicier
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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45
ihre frühesten Reisen nach Indien bereits nn ^zwölften Jahrhundert
unternommen haben. An der Westküste war Surashtra ein arisches
Reich. Die zwei Hauptvölker Madhjadepas waren die Kuru und
die Pankala. Von' den Kuru wurde die Stadt Hastinapura ge-
grüudet. Der Herrschersitz eines großen Reiches war Magadha,
dessen König Garasandha viele Könige überwunden und viele Stämme
des arischen Volkes aus ihren Sitzen vertrieben hatte. Die weitere
Verbreitung der arischen Religion und Herrschaft und das letzte
Drängen der arischen Stämme unter einander schildert ein zweites
episches Gedicht, Mahabharata. Es erscheinen darin die westliche-
ren Völker am Indus und der fünf Ströme mit den östlicheren im
Kampfe. Das mächtige Geschleckt der Pandava, an der Spitze der
östlicheren Völker, besiegt die Könige der Kuru und verdrängt sie
vom Throne. Die Sage hat eine ganze Periode der Geschichte in
den Verlauf von wenigen Jahren und das letzte Drängen der ari-
schen Stämme unter einander in eine einzige große Schlackt von
achtzehn Tagen zusammengefaßt.
Ein für die indische Geschichte höchst wichtiges Ereigniß ist
das Auftreten Buddha's. Von den sehr abweichenden Angaben
über das Jahr seines Todes hat die der südlichen Buddhisten, der
Singhalesen, die größte Wahrscheinlichkeit für sich. Nach dieser
Angabe starb Buddha 543 vor Ch. Er hieß nach seinem Familien-
namen H'akjamuni, der Einsiedler aus dem Geschlecht der H'akja; er
nannte sich selbst ^iramana-Gautama oder den Einsiedler aus der
Familie des Gotama. Er war der Sohn eines Königs und be-
stimmt der Nachfolger in der Regierung zu werden; er erhielt nicht
nur Unterricht in dem Gebrauche der Waffen, sondern auch in den
Künsten und Wissenschaften. Als er sechzehn Jahre alt war, wurde
er mit drei Frauen verheirathet und verlebte die ersten 28 Jahre
seines Lebens in den drei ihm von seinem Vater erbauten Palästen,
den Genüssen ganz hingegeben. Im neun und zwanzigsten Jahre
erwachte in ihm das Nachdenken über die Vergänglichkeit und den
ewigen Wechsel der Dinge, und er beschloß, sich in die Einsamkeit
zurückzuziehen, um über die Mittel nachzusinnen, durch welche die
Welt von den Uebeln befreit werben könne. Er führte den Ent-
schluß gegen den Willen seines Vaters aus, verließ seine Frauen
und seine Paläste, schnitt sich die Haare ab, zog seine kostbare Klei-
dung aus und ein gelbes Kleid an und wanderte, von Almosen
lebend, zu den Einsiedeleien berühmter Brahmanen. Bald eignete
er sich deren ganze Wipenschaft an, und es sammelten sich Schüler
um ihn. Er erkannte aber, daß die Lehren und ascetischen Uebun-
gen der Brahmanen nicht zur Befreiung führen könnten. Er ver-
ließ mit seinen fünf Schülern die Einsiedelei und zog sich zurück
nach einem Dorfe, wo er sich sechs Jahre den härtesten Kasteiungen
und der Entsagung der Nahrung unterwarf und ununterbrochenem
Nachdenken hingab. Er sah jedoch zuletzt ein, daß die zu weit ge-
triebene Enthaltsamkeit von Nahrung auch die Geisteskräfte schwäche
und beschloß wieder etwas Nahrung zu sich zu nehmen. Als er
dieses that, verließen ihn seine Schüler, weil er dadurch sein Ge-
lübde gebrochen hatte, ^akjamuni versenkte sich nun unter einem
Buddha.
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TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
658
Die Literatur,
Kunst immer mehr im Sinken und zeigte Schwulst und Manier,
und diese gingen noch später in Dürftigkeit und Armuth über. —
Am höchsten stand von den Künsten und am meisten geübt wurde
die Architektur. In der ersten Kaiserzeit bildete sich der prächtige
und große Charakter der römischen Baukunst aus, und von Augu-
stus wurde auf dem Marsfclde gleichsam eine neue prachtvolle Stadt
gegründet. Die gewaltigen Bauten des Trajan und Hadrian und
einzelne Bauwerke aus der Zeit der Antonine zeigen die letzte Blü-
thezeit der Baukunst. Sie war sowohl noch edel und groß als auch
reich und geschmückt, nur in einzelnen Werken zeigte sie Ueberla-
dung und Anhäufung von Verzierungen. Diese Fehler traten noch
mehr nach der Zeit von Marcus Aurelios hervor. Seit Diocletian
ging der Schwulst und die Ueppigkeit in Rohheit über und alle
Gesetze und Grundformen wurden vernachlässigt.
Die Zeit des Augustos war die Blüthezeit der römischen Lite-
ratur. Aus Eitelkeit und Staacsklugheit beförderte Angustus die
Wissenschaft und begünstigte die Dichtkunst. Die Literatur wurde
ein Bedürfniß des feineren Lebens und der vornehmen Welt. Das
Interesse am öffentlichen Leben verminderte sich, seitdem Augustus in
Gemeinschaft mit seinen vertrautesten Freunden die frühere Macht
der Magistrate geschwächt und die letzten Entscheidungen in sein Ka-
binet gezogen hatte. Dem freien Manne blieb zur patriotischen
Thätigkeit und zur unbcfangeüen Aeußerung seines Willens wenig
Gelegenheit. .Die Geschichtschreiber begannen zum Fürsten aufzubli-
cken und den Ausdruck der Freisinnigkeit nach der Rücksicht auf den
Regenten abzumessen, sie fürchteten die Gefahren des Freimuths und
versteckten ihr politisches Urtheil. Noch empfindlicher litt durch die
neue Ordnung der Dinge die Beredtsamkeit, welche auf die sehr ge-
zügelten Staatshändel im Senat und auf Privatprocesse beschränkt
wurde. Es entstand in dieser Zeit eine ängstliche Kritik, welche
zwar die Sprache zur größten Feinheit des Ausdruck entwickelte,
aber auch die Aufmerksamkeit vorzugsweise auf die Form lenkte und
dem freischaffenden Genie die Schwingen beschnitt. Auch erlangte
die griechische Sprache und Literatur einen immer größeren Einstuß
auf die vornehme römische Welt; die Unterhaltung wurde in guten
Häusern griechisch geführt und griechische Worte und Wendungen in
die Konversation gemischt. Die eigentliche Gelehrsamkeit, wie sie
in Alexandria aufgekommen war, hatte schon vor Augustus bei den
practischen und kriegerischen Römern Eingang gefunden, und nach dem
Untergange der Republik begann das eigentliche Zeitalter der Gelehrsam-
keit. Eine Menge Gelehrte und viele Gebildete beschäftigten sich mit den
Wissenschaften nur zum Zeitvertreib oder um ihren Scharfsinn an gelehr-
ten Gegenständen zuzeigen. Das Büchersammeln wurde eine Sache der
Mode, in jedem vornehmen Hause wurde ein Bibliothekzimmer einge-
richtet und in jeder großen Stadt eine Bibliothek angelegt. Tie
öffentlichen Bibliotheken dienten zugleich als Vereinigungsort der
Gelehrten. Die römische Literatur nahm damals auch die Rich-
tung auf den Nutzen des äußeren Lebens. Die Schriftsteller hatten
nur das Leben und den Nutzen, den Ruhm der Gelehrsamkeit, den
Vortrag und die Form im Auge; Die römische Literatur erhielt einen
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Extrahierte Personennamen: Marcus_Aurelios Augustus Augustus
37
flächen mittlerer Höhe und flache heiße Küstensäume, Hindostán hin-
gegen große niedrige Ebenen.
Die Menge und die Vertheilung der Gewässer, die Verschie-
denheiten in der Natur des Bodens begründen weitere Unterschiede.
So wird Indien zu einem in seinem Innern mannigfaltig gestal-
teten Lande im Gegensatze zu den gleichförmigen Knlturgebieten des
Nilthals und des untern Euphrat.
Indien erscheint in Beziehung auf Fruchtbarkeit als ein aus-
gezeichnet begünstigtes Land. Nur die Indus-Wüste ist ein eigent-
lich unfruchtbares Gebiet; das östliche Plateau des Deckhan, ein
Theil der Koromandel-Küste, einzelne Striche des Nord-Vindhja-
Landes sind im Allgemeinen weniger fruchtbar, als die übrigen
Theile; des ganz unfruchtbaren Landes ist nur sehr wenig; große
Gebiete sind noch nie der Cultur gewonnen worben, würden aber
sehr fruchtbar sein. Das Delta des Indus, obwohl ein angeschwemm-
tes und reich bewässertes Land, ist viel weniger von der Natur be-
günstigt als das des Ganges. Das Pengab, das Fünfstromland,
tritt in der Geschichte viel bedeutender hervor, als die Gebiete am
untern Flusse. Seine fünf Flusse sind wie der Indus schiffbar und
bieten große Erleichterungen des innern Verkehrs dar, so wie sie
ebenso viele Hauptpunkte der Landesvertheidigung bilden. Dieses
Land mit seinen fruchtbaren Thälern ist zum Ackerbau sehr geeignet
und günstig gelegen für den Handel zwischen Indien und dem We-
sten, nur war es bei Angriffen auf Indien vom Westen her diesen
zuerst ausgesetzt. Ein Strich unfruchtbaren Bodens durchzieht den
Südosttheil des Laubes, und ist der Sitz schwer zu bändigender
Wanderstamme. Diese Hirtenstämme so wie die Bewohner der im
Nordgebirge bestehenden kleinen Fürstenthümer bedrohen die Ruhe
des Pengab. Alexander fand in der nordwestlichen Hälfte des Pen-
gab kleinere Staaten unter Königen, in der südöstlichen freie Völ-
ker mit beinahe republikanischer Verfassung. Den Gangesanwohnern
gelten die Pengabvölker als halbunreine Geschlechter. Das weite
Tiefland des mittleren Indiens, das Flußgebiet der Iamuna und
Ganga, ist ein großer Fruchtbodcn, von vielen Flüssen durchströmt
und fruchtbar gemacht. Da ist das Mittelland (Madhjade^a), die
reichste Vorrathskammer unter den Einflüssen des indischen, subtro-
pischen Klima's, ein Land geringen Wechsels und geringer Uebcr-
gänge, wo jeder Theil eng mit dem Ganzen zusammenhängt. Das
verknüpfende Band, gleichsam die Lebensader dieser Gesammtwir-
kung ist die Ganga, , auf weiter Strecke schiffbar, alle andern Ströme
vom Süden und Norden in sich vereinigend. Die großen Ebenen
dieses Stromgebietes sind die unerschöpflichen Gruben des Reich-
thums indischer Erzeugnisse. Der Boden bringt jährlich doppelte
Ernten hervor. In diesem Tieflande ist die indische Cultur ganz
eigentlich zu Hause, hier hatte sie sich am frühesten und vollstän-
digsten entwickelt, ein alter Hanptsitz der Herrschaft, des Unterrichts
und der religiösen Verehrung, des gesetzlichen und verfeinerten Le-
bens, der Kunst, des Gewerbfleißes und des Handels drängte den
andern^ Hier lagen im Alterthume an der Iamuna die Haupt-
städte Jndraprastha und Mathura, an der Ganga Hastinapura und
Kanjakubga und am Zusammenflüsse beider Pratishthana.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Begründer von Macedoniens weltgeschichtlicher Größe. Anfangs
regierte er als Vormund seines jungen Neffen Amyntas, bald aber,
nachdem er die Freiheit der Macedonier gerettet hatte, wurde er
von dem Volke als König anerkannt.
Philipp war von Pelopidas als Geisel mit nach Theben ge-
nommen worden und hatte dort in täglichem Verkehr mit Epami- tritt, sem
nondas und dessen Freunden drei Jahre gelebt. Von Theben aus feiñveinri*
hatte er andere griechische Staaten besucht, war mit Plato und Zungen.
Aristoteles und anderen großen Männern bekannt geworden, hatte
Kunst und Wissenschaft, bürgerliche Einrichtungen und das Kriegs-
wesen der Griechen kennen gelernt und so die geistige Anregung
und Entwickelung gefunden, welche ihn zu einem der größten Kö-
nige des Alterthums machten. Schon bei Lebzeiten seines Bruders
war er nach Macedonien zurückgekehrt und hatte wahrscheinlich ein
Fürstenthum zur Verwaltung erhalten. Nach dem Tode des Per-
dikkas hatte er das nächste Recht zur Vormundschaft über seinen
Neffen Amyntas und ergriff deshalb die Zügel der Regierung.
Durch Geld bewog er den thraeischen König, daß er den Pausanias
nicht länger unterstützte. Daun besiegte er den Argäus in einer
Schlacht, in welcher dieser das Leben verlor. Die gefangenen Athe-
ner behandelte er sehr freundlich, bewirthete und beschenkte ste und
schickte sie mit Freundschaftsversicherungen nach Hause. Dann griff
Philipp die Päonier an und unterwarf sie. Endlich schlug er auch
die Illyrier in einem mörderischen Treffen und zwang sic zum Frie-
den und zur Herausgabe der besetzten macedonischen Städte.
Philipp besaß die Talente des Feldherrn, Staatsmannes und
Alleinherrschers. Das Endziel seiner Pläne war die Ausdehnung
der macedonischen Macht über ganz Griechenland, wenn auch nicht
in der Form einer absoluten Herrschaft, doch in der einer Hegemo-
nie, und die Vereinigung der bisher durch stete innere Kriege ge-
schwächten Kräfte des griechischen Volkes zur Eroberung des persi-
schen Reiches. Diesen Plan verfolgte er mit der größten Beharr-
lichkeit und Schlauheit. Die griechischen Staaten erleichterten ihm
die Ausführung durch Zersplitterung ihrer Kräfte und durch fort-
währende gegenseitige Befehdung. Mit feiner Berechnung benutzte
Philipp die Zeitverhältnisse, gewann das Vertrauen der griechischen
Staaten, schürte unbemerkt das Feuer und mischte sich hier vermit-
telnd, dort dem Schwächeren beistehend ein. Ueberall unsichtbare
Fäden anspinnend, umgarnte er allmälig Griechenland, welches ihm
endlich innerlich und äußerlich aufgerieben als Beute zufiel, während
er bei aller Perfidie jedesmal den Schein des Rechts zu retten und
durch milde Behandlung der Unterdrückten den Schein der Gewalt
zu entfernen wußte. Philipp besaß Sinn für Wisseuschaft und
Kunst, er ehrte Dichter und Künstler und suchte griechische Sitten
und griechische Bildung in seinem Lande zu verbreiten. Das Vor-
bild des Königs und seines Hofes war hier von der größten Wich-
tigkeit, und bald war der Adel der gebildetste Theil der Nation.
Den Philosophen Aristoteles, welcher alle Kenntnisse seiner Zeit in
stch vereinigte, bat Philipp auf eine feine Art und Weise die Er-
ziehung seines Sobnes Alexander zu übernehmen. Philipp war
25
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Amyntas Philipp_war_von_Pelopidas Philipp Aristoteles Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Alexander Alexander Philipp Philipp
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Regierung allen Zoll von den Einfuhren des Mutterlandes in die Kolo-
nien aufhob und den Zoll von den Einfuhren der Kolonien in das
Mutterland ansehnlich ermäßigte. Die drei Hauptinseln waren Marti-
nique, Guadeloupe und St. Domingo.
In Südamerika ließen sich Franzosen in Cayenne nieder. Das
ungesunde Klima und die drückende Nachbarschaft der Holländer hinder-
ten aber den Aufschwung der Kolonie.
Mit der Westküste von Afrika haben französische Kaufleute aus
der Normandie und der Bretagne sehr frühzeitig Handel getrieben. In
Folge der Bürgerkriege unter Karl Ix. (1560—1574) hörten diese Fahr-
ten auf. Später lebte dieser Handel wieder auf, und namentlich wurde
Sklavenhandel mit Westindien getrieben. Während der Kriege Lud-
wigs Xiv. mit der holländischen Republik nahmen die Franzosen den
Holländern alle ihre Beschungen zwischen dem weißen Vorgebirge und
dem Gambia weg.
Einen Handel mit Indien anzuknüpfen, hatten bereits einzelne
Privatpersonen und Gesellschaften versucht, als Ludwig Xiv. 1664 zu
diesem Zweck eine Gesellschaft gründete. Man wählte Madagaskar
zur ersten Station; aber diese Niederlassung scheiterte durch schlechte Ver-
waltung und Mißgriffe aller Art. Nun suchte die französische Kompagnie
in Surace sich festzusetzen und eroberte später auch St. Thomas an
der Küste von Tranquebar; allein die französische Kolonisation wollte
nicht glücken. Erst als Dumas (1730) in Pondichery eintraf und
die Leitung der Geschäfte übernahm, gelang es, das gute Einvernehmen
mit den indischen Fürsten herzustellen und durch geschickte Verwaltung
mit geringen Mitteln Großes zu leisten. Die Inseln Bourbon und
Jsle de France wurden zu Zwischenstationen bestimmt und der in
Handelsgeschäften wie im Seedienst gleich ausgezeichnete La Bourdon-
nais nach den Inseln gesandt, um sie zu den geeigneten Stationen zu
machen. Um in Indien den Geschäftskreis zu erweitern, wurde durch
Dupleix in Chandernagor am Ganges noch eine Faktorei angelegt.
Dupleix dehnte den Handel durch das ganze Stromgebiet deß Ganges
aus und richtete einen Zwischenverkehr der indischen Länder ein.
Die mit Erfolg gekrönten Anstalten machten die Engländer, die sich
bereits im Alleinbesitz des vorderindischen Handels glaubten, eifersüchtig
aus die Franzosen und legten den Keim zu den Feindseligkeiten, die im
Zusammenhang mit den Kriegserklärungen des Mutterlandes auch auf
diesem Schauplatz ausbrachen. La Bourdonnais bewaffnete auf eigne
Kosten neun Schiffe, schlug die englische Flotte und eroberte den Haupt-
hanvelsplatz der Koromandel-Küste, Madras. Allein die Eifersucht von
Dupleix auf La Bourdonnais war Ursache, daß die Franzosen ihren
Sieg nicht verfolgten. La Bourdonnais wurde nach Frankreich zurück-
gerufen und Dupleix blieb Meister des Feldes. Der Friede von Aachen
(1748) gab zwar den Engländern Madras zrirück, aber ihr Ansehen bei
den indischen Völkerschaften war durch die erlittene Niederlage sehe ge-
schwächt worden. Dupleix erkannte die Vortheile der Lage, und sein
thatkräftiger Geist bildete den Gedanken aus, Frankreich zur herrschenden
Macht in Indien zu erheben. Die Gründung einer territorialen Macht
theils durch unmittelbare Besetzung von Land, theils durch Ernennung
abhängiger Nabobs war das Ziel, nach dem Dupleix strebte. Die Zer-
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Extrahierte Personennamen: Domingo Karl_Ix Karl Ludwig_Xiv Ludwig Thomas Dupleix Dupleix Dupleix
Extrahierte Ortsnamen: Guadeloupe Südamerika Afrika Bretagne Westindien Gambia Indien Madagaskar Surace La_Bourdon- Indien Chandernagor La_Bourdonnais Madras La_Bourdonnais La_Bourdonnais Frankreich Aachen Madras Frankreich Indien
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drangen. Als Sultan Baber, ein Urenkel Tamerlans, an der Spitze
der Mongolen, den afghanischen Sultan Ibrahim überwunden hatte,
entstand 1526 das Reich der Mongolen. Delhi war dessen Haupt-
stadt, die Einkünfte so groß, daß der Reichthum des Großmoguls zum
Sprichworts wurde. Unter Aurengzeb, der 1707 starb, hatte daß
Reich der Mongolen in Indien die größte Ausdehnung. Die Verwal-
tung der verschiedenen Provinzen war Beamten (Subahs, Nabobs) an-
vertraut, welche in ihren Statthalterschaften eine fast unumschränkte
Macht übten. So lange die mongolischen Kaiser die Kraft und Tapfer-
keit ihrer Vorfahren besaßen, so lange vermochten sie die verschiedenen
Theile des großen Reiches in Unterwürfigkeit zu halten, und die Nabobs
leisteten den aus Delhi ergehenden Befehlen den schuldigen Gehorsam.
Aber die Kaiser versanken in Unthätigkeit und Schwäche, und ihre Re-
gierung war eine Reihe von Lastern und Treulosigkeiten.
Kuli Chan, der sich des persischen Thrones bemächtigt hatte
und sich Schah Nadir nannte, unternahm 1739 einen Zug nach
Indien, eroberte Delhi, ließ hunderttausend Menschen ermorden und
gewährte den Frieden nur gegen Abtretung aller vom Indus westlich
gelegenen Länder. Dies gab das Signal zum Verfall des Reiches. Die
Nabobs kündigten dem Kaiser die Lehnspflicht auf oder vollzogen nur
scheinbar dessen Befehle.
Der angemaßten Unabhängigkeit der Nabobs folgten bald Kriege
derselben gegen einander, und da sie die Ueberlegenheit der europäischen
Kriegskunst kannten, so bemühten sie sich mit der englischen und fran-
zösischen Kompagnie ein Bündniß zu schließen und deren Hülfe zu er-
langen. Die Kompagnien benutzten diese Anarchie; sie waren nicht zu-
frieden, einzelne befestigte Seehäfen und Handelsplätze inne zu haben,
sie strebten nach dem Besitz ganzer Provinzen, und es entspann sich bald
ein Kampf darum, ob Engländer oder Franzosen die Herren der indi-
schen Königreiche sein sollten.
Eine Zeitlang standen die Aussichten für die französische Oberherr-
schaft in Indien besser, als für die der Engländer (S, 378). Erst als
der als Feldherr und Staatsmann ausgezeichnete Lord Clive den
Oberbefehl übernommen hatte, erlangten die Engländer die Ueberlegen-
heit. Indem sie ihre Truppen durch indische Rekruten (Seapoys) ec-
gänzten und diesen letzteren europäische Zucht und Abrichtung beibrach-
ten, ohne ihnen die Kenntniß europäischer Kriegskunst mitzutheilen, fan-
den sie die Grundlage, auf welcher bald ein großes Reich der Kompagnie
erbaut wurde. Zur Gründung einer Territorialherrschaft in Indien war
der Besitz der Gangesländer, besonders Bengalens, nothwendig. Durch
Kampf, aber auch durch List und Verrath, mit welchem die einheimi-
schen Fürsten sich gegenseitig selbst opferten, vollbrachten die Engländer
bis 1765 die Unterwerfung Bengalens. Sie erhielten die Einkünfte
und Verwaltung des Landes, obgleich sie dem mongolischen Kaiser und
den indischen Fürsten einen Schatten von Herrschaft ließen und ihnen
einen Jahrgehalt zahlten. In der Kompagnie, welche ein großes und
reiches Land beherrschte, entstand ein getheiltes Interesse zwischen den
Aktionären und zwischen den Direktoren und den Beamten in Indien.
Den Aktionären blieb nur der mäßige Gewinn des Handels zwischen
Indien und Europa, während der Ertrag des ausgedehnten Reiches in
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Extrahierte Personennamen: Ibrahim Kuli_Chan
Extrahierte Ortsnamen: Indien Indien Indien Indien Bengalens Indien Indien Europa
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Anfangs hatte Vasco de Gama die beste Aussicht ein vortheilhaftes
Handelsbündniß mit dem Fürsten von Calicut (Samorin oder eigentlich
Samudriya-Räja d. h. der König am Ocean) zu Stande zu bringen,
als der Neid der Mohammedaner, die im alleinigen Besitz des indischen
Handels waren, das gute Vernehmen schnell zerstörte. Gama war für
seine Sicherheit besorgt; er ging wieder unter Segel und lief am
29. August 1499 in den Tajo ein.
Der König Emanuel sandte 1500 eine Flotte von dreizehn Schiffen
unter dem Admiral Cabrai ab, mit dem Auftrag, wenn gütliche
Unterhandlungen nichts fruchteten, durch die Waffen festen Fuß in
Indien zu fasten. .Cabrai hielt sich auf dieser Fahrt westlicher als seine
Vorgänger und entdeckte Brasilien. Er nahm das Land mit den
gewöhnlichen Feierlichkeiten für den König von Portugal in Besitz.
Nach seiner Ankunft in Indien sah er das anfangs angeknüpfte freund-
liche Vernehmen mit dem Fürsten von Calicut durch die Ränke der
Mohammedaner gestört und ließ Calicut beschießen. Jedoch bei den
kleineren, dem Samorin zinspflichtigen Fürsten fand Cabral freundliche
Ausnahme und kam 1501 mit einer reichen Ladung von Pfeffer und
Ingber wieder in Portugal an.
Die Portugiesen mußten sich ihre Niederlassungen in Indien mit
den Waffen erkämpfen. Sie fanden besonders an dem Sultan von
Aegypten einen Gegner, weil dieser durch Ausbreitung des Handels
der Portugiesen und durch die von den Portugiesen beabsichtigte Sper-
rung des arabischen und persischen Meerbusens großen Schaden zu
erleiden befürchtete. Der Sultan wurde von den Venetianern unter-
stützt, die ihren ergiebigsten Handelszweig durch die Entdeckung des
neuen Handelsweges bedroht sahen. Auch das Benehmen der Portu-
giesen war nicht geeignet ihnen die indischen Fürsten geneigt zu machen.
Die Portugiesen verlangten bei ihren Verträgen mit den indischen Für-
sten, daß diese die Oberhoheit des Königs von Portugal und ihre Zins-
pflichtigkeit anerkennen und die Anlage von Faktoreien, selbst von Cita-
dellen, in ihren Hauptstädten zulasten sollten. Die Portugiesen bestimmten
den Preis, den sie für die Waren zahlen wollten, und zwangen die
Inder, keinem Andern zu verkaufen, bis sie nach ihrem Gutdünken mit
Waren versehen waren. Dennoch gelang es den von Begeisterung für
den Ruhm ihres Volkes, von Bekehrungseifer und von Gewinnsucht
angeregten Portugiesen durch Thaten der ruhmvollsten Tapferkeit ihren
Zweck zu erreichen. Don Francesco de Almeida (1505 — 1509),
welcher den Titel eines Vieekönigs erhielt, vernichtete durch einen glän-
zenden Sieg fast gänzlich die Flotte des Sultans von Aegypten. Sein
Nachfolger Alfons von Alboquerque (1509 — 1515) war einer der
größten Männer seines Jahrhunderts. Er machte die Portugiesen zum
herrschenden Volke an den Küsten und in den Gewässern von Indien,
obgleich ihm das Mißtrauen des portugiesischen Hofes, der einen Mann
nicht zu mächtig werden lasten wollte, und der Neid, die Eifersucht und
der böse Wille seiner Untergebenen viele Hindernisse in den Weg legten.
Alboquerque überwand durch seine Klugheit und Standhaftigkeit alle
Schwierigkeiten. Almeida hatte sein Augenmerk hauptsächlich auf die
Herrschaft auf der See gerichtet; Alboquerque hielt die Behauptung
derselben für unmöglich, wenn sie nicht in befestigten Besitzungen auf
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Extrahierte Personennamen: August Emanuel Admiral Cabrai Cabral Ingber Alfons_von_Alboquerque Almeida
Extrahierte Ortsnamen: Indien Brasilien Portugal Indien Portugal Indien Portugal Indien