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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 311

1868 - Mainz : Kunze
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 311 unendlicher Liebe überwachte die edle Fürstin ihre Anstalt, besuchte dieselbe täglich und half und ermahnte liebreich, wo es Noth that. Sie kannte die Kinder mit Namen, beobachtete ihre Fortschritte und ermunterte sie zum Guten. ^ Ihre letzte Schöpfung war die Gründung des berühmten Katharinenstiftes, einer höheren Töchterschule, welche im August 1818 zu Stuttgart eröffnet wurde. Durchdrungen von der Ueberzeugung, daß das weibliche Geschlecht im häuslichen Kreise seine volle Bestimmung durch Natur und Herkommen angewiesen sinde, sorgte sie für eine diesem hohen Berufe entsprechende geistige und sittliche Ausbildung. Die Religion, welche ihr selbst Sache des Herzens und Bedürfniß war, sollte die nie versagende Stütze sein, welche die Töchter aus ihrer Wanderung durch das Leben begleiten und beschützen sollte. Leider war der seltenen Fürstin und edlen Wohlthäterin ein langes Leben nicht beschieden; schon im 30. Jahre endete sie ihre gesegnete irdische Laufbahn, um in den Herzen Aller, welche ihr beglückendes Wirken zu würdigen wissen, ein unsterbliches Denkmal zu hinterlassen. In gleicher Weise wirkte die Fürstin Pauline von Lippe-Detmold, eine geborne Prinzessin von Bernburg. Sie hatte sich in ihrem 27. Jahre nach eigner Wahl mit dem regierenden Fürsten von Detmold vermählt (1796), verlor aber schon wenige Jahre nachher ihren Ge- mahl durch den Tod (1802). Panline, eine gründlich gebildete, fromme und thatkräftige Frau, übernahm die Regierung für ihren minderjährigen Sohn und überschaute rasch die Mängel und Bedürfnisse ves Landes. Nirgends waren Anstalten für eine zweckmäßige Armen- versorgung; der Geisteskranken sich anzunehmen hatte man bisher nicht gedacht, der Wohlthätigkeit fehlte die weise Anwendung, dem Unter- richte der Jugend die unentbehrliche Planmäßigkeit, der Ausbildung künftiger Lehrer und Erzieher jegliche Gelegenheit. Diesen fühlbaren Mängeln abzuhelfen hielt sich Pauline für berufen, und ihr ganzes Streben war seitdem darauf gerichtet, Gutes zu wirken und zu schaffen. Eine allgemeine Verbesserung des Armenwesens, eine Pstegeanstalt zur Aufbewahrung für kleine Kinder, eine Erwerbs- und Freischule, ein freiwilliges Arbeitshaus, ein Hospital, eine Waisenanstalt, ein Schul- lehrerseminar — dies Alles war das Werk ihrer landesmütterlichen Sorgfalt in den ersten Jahren ihrer vornlundschastlichen Regierung. In hoher Achtung stand bei ihr der eifrige Generalsuperintendent von Köln, an dessen „Beiträgen zur Beförderung der Volksbildung" sie sich selbst betheiligte. Unter diesen ihren schriftstellerischen Arbeiten ist ihr „Glaubensbekenntniß über die Verpflichtungen des Staales zur Fürstin Pan- line Christine Wilhelmine von Lippe- Detmold

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 314

1868 - Mainz : Kunze
314 Dritte Periode der neueren Geschichte. mit Thränen gelobten, sich zu bessern, um solcher Wohlthaten sich würdig zu zeigen und ihren Kindern sorgende Mütter werden zu können. Elisabeth errichtete eine Schule sür die Kinder der Gefangenen und den Newgater Franenverein (1819) nebst einer von einer Vorsteherin und 12 Frauen geleiteten Lehr- und Arbeitsschule sür verurtheilte Ge- fangene. Durch sie geschah es, daß Viele, welche ohne Unterricht und religiöse Unterweisung erhalten zu haben in die Gefängnisse von New- gate gekommen waren, dieselben in nützlichen Beschäftigungen, in Religion und Kenntnissen wohl unterwiesen wieder verließen. Hiermit nicht zu- frieden unternahm Elisabeth, welche seit 1800 die Frau des Kaufmanns John Fry in London war, Reisen nach Amerika, Deutschland und Frankreich, untersuchte überall das Gefängnißwesen und suchte zur Ver- besserung desselben beizutragen, was in ihren Kräften stand. Allent- halben erhielt sie zahlreiche Beweise der öffentlichen Anerkennung für ihre menschenfreundliche, uneigennützige Thätigkeit, welche erst mit ihrem in Newgate (1835) erfolgten Tode endete. Wie Miß Fry, so haben seitdem bei allen Gelegenheiten, insbe- sondere deutsche Frauen einen äußerst regsamen Sinn, welcher ganz Die Wohl- ihrer ausgeprägten Gefühlsrichlung entspricht, an den Tag gelegt und Imine'tih bethätigt, wenn es galt, der arnien und leidenden Menschheit Hülfe Gegenwart, und Rettung zu bringen. Fast jede deutsche Stadt hat Frauenvereine aufzuweisen, welche sich nothleidender Greise, verschämter Armen, ver- wahrloster Kinder rc. auf die uneigennützigste Weise anzunehmen nicht müde werden. Und diese edle, aufopfernde Thätigkeit haben die deut- schen Frauen niemals großartiger beurkundet, als in den Zeiten des deutschen Befreiungskrieges. Frauen und Jungfrauen pflegten allent- halben die Verwundeten, speisten die Hungrigen, besorgten die Kranken- häuser mit Gefahr des eignen Lebens und thaten Gutes, wo sie es konnten. Mit Thränen des tiefsten Schmerzes hatten sie ihren Ange- hörigen die Waffen in die Hand gegeben und mit ihrem Segen ent- lassen, um den Feind deutscher Freiheit und Sitte niederzuwerfen und selbst alles Leid und Ungemach zu ertragen! Auf dem Gebiete der Wohlthätigkeit, der Förderung allgemein menschlicher Zwecke, der Linderung großer Noth und der Hebung des geistigen und sittlichen Wohls der niederen Volksklassen ist die weib- liche Thätigkeit mit ihrem praktischen Sinne, ihrer unermüdlichen Sorgfalt, ihrer vollständigen Hingebung und bewundernswerthen Opfer- freudigkeit bis zur Stunde auf die segensreichste Meise wirksam gewesen. Sie hat namentlich in der Gestalt der „Barmherzigen Schwestern" und der „Diakonissinnen" auf dem Boden der katholischen und prote-

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 107

1868 - Mainz : Kunze
Bon der Reformation bis zum westfälischen Frieden. 107 beibehielt, ist darum hinter der neuen Rechnung gegenwärtig um zwölf Tage zurück und wird 1900 einen weiteren Tag zurückbleiben. Der Gregorianische Kalender wurde von den Protestanten nicht angenommen, weil der gelehrte Landgraf Wilhelm von Hessen bewies, daß auch die neue Rechnung an einem Irrthum leide. Erst 1777 ward der ver- besserte Reichskalender auf Anrathen Friedrichs des Großen allgemein angenommen. §. 7. Die Frauen des ersten Zeitraums. Das Zeitalter der Reformation zeigt, daß die Frauen wie bei Berühmte der Gründung und Ausbreitung des Christenthums, auch für die 5rauen- Kirchenverbesferung lebhafte Theilnahme verriethen. Um die Person Luthers selbst erblicken wir drei würdige Frauen, welche auf den Re- formator den größten Einfluß übten: seine Mutter Margaretha Linde- Margaretha mann, welche bis zu ihrem Tode (1531) für ihre mütterliche Sorgfalt und strenge Erziehung der treuesten kindlichen Anhänglichkeit sich zu u. Katharina erfreuen hatte; die wohlthätige Frau Ursula Cotta, welche des armen con ®Dra- Chorschülers sich mitleidig annahm und demselben Wohnung und Unter- halt in ihrem Hause gab (S. 3)*), und seine Frau, Katharina von Bora. Sie hatte sich 1525 mit Luther vermählt. Zwei Jahre vor- her war sie mit acht andern Nonnen heimlich aus dem Kloster Nimptsch bei Grimma entflohen, weil, wie sie erklärte, solch Leben der Seele Seligkeit halben von ihr nicht länger zu dulden sei. Katharina war eine vortreffliche Hausfrau, eine sorgsame Mutter und eine liebende Gattin. „Es ist mir mit meiner Käthe Gottlob wohlgerathen; denn ich habe ein fromm, getreu Weib, auf welches sich des Mannes Herz verlassen darf; sie verdirbt mirs nicht!" so lautet Luthers Urtheil über seine Frau. Aus vielen Briefen Luthers an Katharina, die uns erhalten sind, leuchtet ein überaus zufriedenes, heiteres Eheleben hervor. Sie zeigen auch, daß Katharina eine verständige und gebildete Frau war, welche auf Luthers Charakter gut einwirkte. Zeitgenossen bemerken, daß Luther nach seiner Verheirathung bedeutend milder und sanfter gegen seine Gegner aufgetreten sei. Katharina war Mutter von drei Söhnen und drei Töchtern, welche in Strenge und Gottesfurcht aufwuchsen und der Eltern Freude waren. 1542 erkrankte Luthers vierzehnjährige Tochter Äthers T°<h- Magdalena, ein Mädchen von vortrefflichem Gemüthe und hellen termagda. lene stirbt * **) 1542. **) Luther vergalt diese Wohlthat später dadurch, daß er Ursula's Sohn, welcher in Wittenberg studirte, an seinen Tisch nahm.

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 34

1868 - Mainz : Kunze
34 Erste Periode der neueren Geschichte. Die Wieder- täuferjohann Mnthiesen, Johann Bockhold und ihre Genossen richten in Münster gräulichen Aufruhr an. 1533—34. ein, wo die förmliche Lossagung vom Papste erfolgte (1537). Die zu diesem Zwecke abgefaßte Schrift Luthers, die sogenannten Schmal- kalder Artikel, die beiden Katechismen Luthers, bilden mit der Augs- burger Confession und der Apologie die symbolischen Bücher oder Be- kenntnißschristen der lutherischen Kirche. 10. Die Wiedertäufer und die Jesuiten. Zwei Ereignisse jener Tage schienen damals den Fortgang der Reformation zu gefährden: der Unfug der Wiedertäufer in Munster und die Stiftung des Jesuitenordens durch Ignatius Loyola. In der westfälischen Stadt Münster waren seit dem Bauernkriege häufig Unruhen zwischen den Bürgern und dem Bischof vorgekommen; der Prediger Rottmann hatte angefangen die neue Lehre zu verkündigen. Darum verließ das Domcapitel mit seinen Anhängern die Stadt und mußte es geschehen lassen, daß in den sechs Pfarrkirchen die evan- gelische Predigt gehalten wurde, während die Domkirche dem katholi- schen Gottesdienste verblieb. Allein bald brachen neue und gefährlichere Unruhen aus. Die Wiedertäufer hatten sich nach ihrer Niederlage in Sachsen in die Niederlande begeben. Von da kamen Einzelne nach Münster. Unter diesen Schwärmern zeichneten sich der Bäcker Jo- hann Mathiesen aus Hartem und der Schneider Johann Bockhold von Leyden aus. Als sie durch ihre Weissagungen das Volk auf- regten, wurden sie aus der Stadt gewiesen. Allein sie kehrten zu- rück, brachten den Prediger Rottmann, den reichen Tuchhändler Knipperdolling und den Bürger Krechting auf ihre Seite und predig- ten in den Straßen Buße und Wiedertaufe. Durch ihre Reden und Prophezeiungen wurde die Menge bethört; überall standen Propheten auf und entzückte Jungfrauen, welche den Himmel offen und die Engel herabsteigen sahen. Die Weiber tobten in Masse aus den öffentlichen Plätzen umher, jauchzten laut auf, hielten rasende Tänze oder sielen wie todt darnieder. Besonders zeichneten sich dabei die Nonnen aus, welche ihre Klöster verlassen hatten. Man gewahrte unter ihnen Jungfrauen aus den edelsten Familien, welche von ihren Eltern und Verwandten vergeblich zur Rückkehr aufgefordert wurden. „Ihr seid nicht unsre Eltern," riefen sie, „denn ihr habt uns in die Häuser des Todes und der Hölle begraben." Die Verirrungen waren so ansteckend, daß selbst Edelfrauen und Töchter der Unigegend ihre Männer und Väter verließen und nach Münster eilten, namentlich eine Frau von der Recke mit drei Töchtern.

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 115

1868 - Mainz : Kunze
Von der Reformation bis znm westfälischen Frieden. 115 bewiesen. Er bat sie, sich ruhig zu verhalten, und nahm es auf sich, den Herzog von Alba zu Allem, was billig sei, zu vermögen. Auch brachte er es bei demselben wirklich dahin, daß er auf der Stelle einen Befehl an die Armee ausfertigte, das geraubte Vieh den Eigenthümern ohne Verzug wieder auszuliefern. Sobald die Gräfin der Rückgabe gewiß war, bedankte sie sich aufs schönste bei ihren Gästen, welche sehr höflich von ihr Abschied nahmen. Ohne Zweifel war es diese Begebenheit, die der Gräfin den Beinamen der Heldenmüthigen erwarb. Man rühmt noch an ihr die Standhaftigkeit, mit welcher sie die Reformation in ihrem Lande för- derte. Vielen protestantischen Geistlichen, welche um der Religion willen verfolgt wurden, gewährte sie Schutz und Beistand. Sie starb allgemein verehrt im 58. Jahre ihres Lebens. In anderer Weise war damals für das Wohl ihrer Heimath thätig ein armes Mädchen, Barbara Uttmann aus Annaberg. Sie war 1514 geboren und gilt als die Erfinderin der Spitzenklöppelei, worin sie dem armen Landvolk im Erzgebirg Unterricht ertheilte. Da- durch ward sie die Veranlassung, daß seitdem Tausende in jener Gegend Beschäftigung und Brod fanden. Ihre uneigennützigen Bemühungen würdigte ein reicher Grubenbesitzer und wählte sich das fieißige, fromme Mädchen zur Lebensgefährtin. Als begüterte Hausfrau setzte sie bis zu ihren letzten Lebenstagen die Unterweisung des armen Landvolks im Spitzeuklöppeln fort, und gesegnet von Kindern, Enkeln und Tausenden, welche sie vor Noth und Elend gerettet hatte, starb sie 1561. Ihr Grab ziert ein prachtvolles Monument von Alabaster mit der Aufschrift: Ein thätiger Geist, eine sinnige Hand, Sic ziehen den Segen ins Vaterland. Wie Philipp der Großmüthige und Wilhelm V. von Hessen der Sache des Protestantismus sich ganz hingaben, so sehen wir auch mehrere hessische Fürstinnen von gleichem Eifer für die gute Sache beseelt. Philipps Gemahlin Christina, eine Tochter der Herzogs Georg von Sachsen, eine würdige Mutter ihres Landes, führte wäh- rend der Gefangenschaft ihres Gemahls die Regierung von Hessen, nachdem sie zweimal fußfällig den Kaiser um Gnade angefleht hatte. Sie hatte 1540 ihrem Gemahl die Erlaubniß gegeben, sich das edle Fräulein von der Saal zur linken Hand antrauen zu lassen, weßhalb diese gewöhnlich die linke Landgräsin genannt wird. Christina erhielt von Philipp viele Briefe aus seiner Haft, welche alle mit den Worten „liebes Weib" beginnen. Sie erlebte die Freilassung ihres Gemahls nicht mehr, sondern starb bereits 1549 vor Gram und Sehnsucht. 8* Barbara Uttmann. Hessisch-Für- stinnen machen sich um die Re- formation verdient, insbesondere Christina,

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 162

1868 - Mainz : Kunze
162 Zweite Periode der neueren Geschichte. wundernswerth. Er wünschte, daß seine Nüssen selbst im Aeußern den übrigen Europäern gleichen sollten, und verbot, wie bereits erwähnt, das Tragen langer Bärte und Röcke. Die Frauen, welche bisher abgeschlossen und zu- rückgezogen lebten, führte er ins Leben ein, damit sie die rohen Sitten der Männer milderten. Während früher die Heirathen nur aus Befehl der Eltern geschlossen worden waren und die zukünftigen Gatten sich zuerst am Hochzeitstage sahen, verordnete Peter der Große, daß zu einer Ehe die Bekanntschaft und freie Zustimmung der Brautleute erforderlich sei. „Wenn ein Monarch den Namen des Großen verdient, so ist es Peter. Er war Selbsteinrichter und Haushalter seines Reiches, ein allenthalben umherwirkender Genius, der hier anordnete, schuf und lenkte, dort anregte, lohnte und strafte; überall aus unermüdlicheni Triebe er selbst, nie durch ihn ein Anderer." Seine Wißbegierde und Wahrheitsliebe, seine rastlose Thätigkeit und Ausdauer, seine Unerschrockenheit in Gefahren, seine Ruhe bei Widerwärtigkeiten, seine Dankbarkeit für treue Dienste müssen auch von seinen Gegnern lobend anerkannt werden. Freilich hatte er neben diesen großen Vor- zügen noch größere Fehler, welche er zwar selbst kannte, aber nicht ablegte. Er war roh und dem Trünke übermäßig ergeben, prügelte seine Frau, seine Minister und seine Günstlinge und nahm es mit Sitte und Anstand nicht genau. Sein zügelloses Leben bereitete ihm körperliche Leiden, welche zuletzt durch eine heftige Erkältung unheilbar wurden. Er starb 1725 und hinterließ außer Alepei's Sohn Peter nur zwei Töchter, Anna und Elisabeth; seine zwei Söhne waren ge- storben. Nach Peters Fürst Mentschikow hatte die kaiserliche Garde für Katharina ge- nmb Katha- Wonnen, und durch ihren Einfluß wurde sie zur Selbstherrscherin aller rina Selbst- Reußen ausgerufen. Sie war die Tochter armer liefländischer Leib- all^Reuße.r eigenen und nach dem Tode ihrer Eltern von einem Küster aufgenom- men worden. Ein lutherischer Geistlicher in Marienburg erzog die hülflose Waise mit seinen Kindern. Katharina hcirathete 1701 einen schwedischen Dragoner, welcher seine Frau im folgenden Jahre verließ, um in den Krieg zu ziehen. Als die Russen Marienburg erstürmten, wurden die Einwohner zu Gefangenen gemacht. Katharina siel als Beute dem russischen General zu, welchem die verständigen Antworten der schönen Frau und ihr Benehmen so sehr gefielen, daß er ihr die Aufsicht über sein Hauswesen übertrug. In gleicher Eigenschaft diente sie hierauf in dem Hause des Fürsten Mentschikow, bei welchem der Kaiser sie sah. Peter fühlte sich von ihrer Schönheit und ihrem Ver- stände so gefesselt, daß er sie zu sich nahm. Sie trat zur griechischen

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 313

1868 - Mainz : Kunze
1 Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 0i6 immer näher rückenden Ungewitter zu steuern, warum wurden sie weder geschätzt, noch geachtet und ihrer politischen Wirksamkeit Ende als Volksglück ersehnt? Weil sie zwar äußere Frömmigkeit, aber nicht jene von der wahren Gottesfurcht so unzertrennliche Reinheit des Herzens und Wandels bewiesen; weil sie mit Jesu einfacher, wahrer, edler Lehre gaukelnden Unsinn zu mischen strebten, weil sie die Gewissensfreiheit zu beschränken sich bemühten, dem wahren protestantischen Geist des Forschens, des Weiterstrebens, der Selbstüberzeugung, Fesseln anzulegen versuchten und das Wichtigste der Religion in sogenannter Lauterkeit der Symbolik, nicht in der einfachen Christuslehre und den moralischen Handlungen suchten. Giebt es irgend etwas, Regenten und Unter- thanen liebender, unauflöslicher an einander zu knüpfen, was geschickter wäre, der Vereinigungspuukt aller Stände zu sein, als ein Glaube, eine Hoffnung für alle, als gemeinsamer Hinblick auf eine vollkommnere Welt und den freundlichen Richter der sanftesten, beglückendsten Lehre? Wer wäre jetzt noch verblendet und leidenschaftlich genug, uni der Staatsverfassung Dauer zuzutrauen, wo Gewalt das einzige anerkannte Gesetz wurde?" Paulinens Sorgfalt und Klugheit behütete das Fürstenthum vor schweren Kriegsdrangsalen. Nach- der Schlacht bei Jena (1806) be- zeichnete Napoleon I. das Fürsteuthum Lippe durch einen Armeebefehl als eins derjenigen Länder, welches mit Kriegsrequisiten jeder Art ver- schont bleiben sollte, und als sie später in Angelegenheiten ihres Landes nach Paris reisen mußte, ward ihr Napoleons Hochachtung und Jose- phinens innige Freundschaft zu Theil. Im Jahre 1820 schloß die edle Fürstin ihre thätige Laufbahn, welche durch ihren Wohlthätigkeits- sinn, ihre Kenntnisse und ihre schriftstellerische Thätigkeit so viel des Guten gewirkt hat. Für die in den Gefängnissen büßende Menschheit ward die Thätig- keit einer Engländerin, Elisabeth Fry, von großer Wichtigkeit. Sie war die Tochter des Gutsbesitzers John Gurney in Newgate und er- hielt eine sorgfältige christliche Erziehung. Als sie von dem Elende der gefangenen Verbrecher in Newgate hörte, verschaffte sie sich die Erlaubniß dieselben zu besuchen. Das bildschöne, jugendliche Mädchen erschrack bei dem Anblicke der 300 Missethäterinnen, welche verwildert und verwahrlost mit ihren in Lumpen gehüllten Kindern schmutzig und dürftig ohne Trost und Hoffnung zusammenlebten. Die Erscheinung Elisabeths überraschte die Gefangenen, und als sie ihnen Unterstützungen an Kleidern und Nahrungsmitteln und geistlichen Zuspruch und Trost spendete, da erlebte sie die Freude, daß ihr die verwahrlosten Mütter Elisabeth Fry, der Engel der Gefängnisse. 1780—1845

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 113

1868 - Mainz : Kunze
Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden. 113 Wie Martin Luther an Katharina von Bora, so hatte Ulrich Annarein- Zwingli in Zürich an Anna Reinhart eine würdige Lebensgefährtin gefunden. Anna Reinhart war zuerst an Georg Meyer in Knonau Knonau wird vermählt gewesen, aber frühzeitig Wittwe geworden. Zwingli war ^wmgii's durch ihr Söhnchen Gerold, einen fleißigen, aufgeweckten Knaben, der Fanlilie bekannt geworden und hatte sich 1524 mit Anna vermählt. Die geschäftige Lästerzunge warf ihm vor, er habe die steinreiche Wittwe nur genommen, um in Zürich fortan in Saus und Braus leben zu können. Allein wir wissen aus Zwingli's Schriften, daß Anna aller- dings 400 Gulden Kapitalvermögen und prächtige Kleider, Ringe und andere Kostbarkeiten besessen, aber vom Tage ihrer Verehelichung den Plunder nicht einmal angerührt, geschweige zur Schau getragen hat. Sie war eine überaus schlichte, gebildete und gottesfürchtige Frau, las fleißig und am liebsten in der heiligen Schrift und nahm an den wissenschaftlichen Bestrebungen jener Zeit lebhaften Antheil. Daneben besuchte, tröstete und unterstützte sie die Nothleidenden und Armen und verwaltete pünktlich und sparsam das eigene Hauswesen. Als 1531 ihr Gemahl auf Befehl des Zürcher Raths die Truppen in den Krieg gegen die katholischen Stände als Feldprediger begleiten mußte, entließ sie ihn mit heißen Segenswünschen. Ihre bangen Ahnungen hatten sie nicht betrogen. In der unglücklichen Schlacht bei Kappel verlor Zwingli sein Leben, und mit ihm fielen am gleichen Tage Anna's Sohn, ihr Tochtermann, ihr Schwager und ihr Bruder. Mit frommem, gottergebenem Sinn ertrug die edle Frau die harten Schläge des Schicksals; man sah sie fortan nur noch im Kreise ihrer Kinder und in der Kirche. 1538 starb sie, beweint von Allen, welche die tugend- hafte Wittwe kannten. Gleichzeitig mit Luther lebte Katharina, Fürstin von Schwarzburg- Rudolstadt, welche durch ihr entschlossenes Betragen den fürchterlichen Herzog von Alba beinahe zum Zittern gebracht hätte. Als Kaiser Karl V. nach der Schlacht bei Mühlberg aus seinem Zuge nach Franken und Schwaben auch durch Thüringen kam, wirkte Katharina einen Sauvegardebrief bei ihm aus, daß ihre Unterthanen von der durch- ziehenden spanischen Armee nichts zu leiden haben sollten. Dagegen machte sie sich verbindlich, Brod und Bier gegen billige Bezahlung aus Rudolstadt an die Saalbrücke schaffen zu lassen, um die spanischen Truppen, welche dort übersetzen würden, zu versorgen. Doch gebrauchte sie dabei die Vorsicht, die Brücke dicht bei der Stadt abbrechen und in einer größeren Entfernung über das Wasser schlagen zu lassen, da- Cassians Geschichte. Iii. 2. Stuft, v. Stacke. 8

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 199

1868 - Mainz : Kunze
Vom westsä!. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 19» kommen zweifelte. Man hielt sie einmal für todt, und der Matrose stand schon bereit, die kleine Leiche dem Meere zu übergeben. Da drückte die Mutter ihr Kind noch einmal an ihr Herz und fühlte, daß noch Leben in ihm sei. Françoise wurde gerettet. Allein der Vater starb, nachdem er sein ganzes Vermögen durchgebracht hatte, und da die Mutter die Schulden ihres Mannes zu bezahlen sich außer Stand sah, überließ sie dem Vornehmsten ihrer Gläubiger die elfjährige Françoise als Unterpfand. Da Françoise hier in der evangelischen Religion auferzogen wurde, fühlte sich die Mutter als eifrige Katholikin darüber beunruhigt und wollte ihr Kind in die Messe führen. Fran- ziska weigerte sich; da sprach die Mutter: „Du hast mich also nicht lieb?" „„O ja"", entgegnete Franziska, „„allein meinen Gott habe ich noch viel lieber."" Da sie demungeachtet mit zur Kirche gehen mußte, hier aber dem Altare den Rücken kehrte, erhielt sie von der Mutter eine Ohrfeige. Françoise bot ihr auch die andere Wange dar und sprach: „Schlage nur zu, es ist schön für seine Religion zu leiden." Eine Verwandte, Madame de Neuillant, übernahm hierauf die Erziehung von Françoise und legte ihr, um das Kind zu demüthigen, die härtesten Arbeiten auf; sie mußte dem Kutscher die Pferde striegeln helfen, einer Bäuerin zuweilen die Haare auskämmen und die Hühner füttern und warten. Darum pflegte sie später oft scherzend zu sagen: „Mein Regiment hat früh auf dem Hühnerhofe angefangen." Von der Frau von Neuilly kam die schöne Indianerin, wie man Françoise häusig nannte, in das Kloster der Ursulinerinnen, wo sie zur katholischen Kirche übertrat. Ihre Schönheit und Liebenswürdigkeit erregten allge- meine Bewunderung; doch wies Françoise alle Bewerbungen von sich und kehrte nach dem Ableben ihrer Mutter in das Haus ihrer Er- zieherin zurück, welche sie nach wie vor hart hielt. Ihre traurige Lage erregte das Mitleid des in der Nachbarschaft wohnenden Dichters Scarron und bewog ihn, um die Hand der sechzehnjährigen Françoise zu werben. Scarron war nicht reich und an allen Gliedern gelähmt; allein seine Familie stand in hohem Ansehen, und sein Haus vereinigte die größten Geister der Hauptstadt. Es dünkte der armen Waise an- genehm, der Mittelpunkt einer so ausgewählten Gesellschaft zu werden, und sie nahm den Antrag Scarrons unbedenklich an. Ihre Ehe war glücklich, und Françoise erfüllte nicht nur gewissenhaft alle ihre Pstichten als Hausfrau und Pflegerin des kranken Gatten, sondern erweiterte auch ihre Kenntnisse auf bewundernswerthe Weise. Als aber ihr Mann 1660 starb, sank sie in die vorige Noth zurück, und schon war sie im Begriffe als Erzieherin nach Portugal abzureisen, als ihr Frau von

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 200

1868 - Mainz : Kunze
200 Zweite Periode der neueren Geschichte. Montespan eine Pension vom Hofe verschaffte. Zwei Jahre später ward sie Erzieherin der königlichen Kinder. Der König war ihr an- fangs wegen ihres religiösen Eifers abgeneigt; allein die Liebe und Anhänglichkeit, welche sie jederzeit ihren Pfleglingen erwies, rührten den König so sehr, daß er ihr 100,000 Livres schenkte, wofür sich die Wittwe Scarrons 1674 das Gut Maintenon kaufte, nach welchem sie sich nun nannte. Von Tag zu Tag stieg sie in der Gunst des Königs, welchem die Launenhaftigkeit der Montespan unerträglich war, und der die sanfte, bescheidene und geistreiche Frau von Maintenon nun zu seiner Vertrauten machte. Diese beschloß nun, den König zu Gott zurückzuführen, redete ihm freundlich von seinen Pffichten und gewann dadurch sein Herz. Zunächst erreichte sie es, daß der König mit der Montespan brach, alle Gunst ihr zuwandte und sie zur Hofdame des Dauphin erhob. Er kannte kein größeres Vergnügen, als sich Stunden lang mit ihr zu unterhalten, und da 1683 seine rechtmäßige Gemahlin Marie Therese gestorben war, so vermählte er sich heimlich 1685 mit ihr. Frau von Maintenon erlangte nun einen unbedingten Einfluß auf alle Angelegenheiten, setzte es durch, daß bei den Hoffesten Sitte und Anstand gewahrt wurden, und veranlaßte den König zur Frömmigkeit und zu Werken der Mildthätigkeit. So ent- warf sie den Plan zu einer Anstalt für uubegüterte Mädchen der höheren Stände. Auf ihre Bitten stiftete Ludwig Xiv. in der Abtei von St. Cyr unweit Versailles ein Institut, in welchem 250 Mädchen von 36 Nonnen und 20 Laienschwestern unentgeldlich erzogen, unter- richtet und beim Austritte mit 1000 Thalern ausgestattet wurden. Diese Bildungsschule erhielt ihre ganze Einrichtung von Frau von Maintenon, und als der König ihr öffentlich alle Rechte und Ehren einer Stifterin zuerkannt hatte, sandten die Mädchen ihrer Vorsteherin ein goldenes mit Lilien bestreutes Kreuz zu, in welches die Worte ge- stochen waren: Elte est notre guide fidèle Notre félicité vient d’Elle. „Mein Trost ist St. Cyr!" sagte Frau von Maintenon sehr häufig; dort fühlte sie sich am glücklichsten. Die mächtige, hochgeehrte Frau konnte es aber nicht erreichen, daß der König seine Vermählung mit ihr veröffentlichte. Sie verließ daher selten das Schloß Versailles; der König und die ganze königliche Familie bewiesen ihr eine Ehrfurcht, wie sie die Königin nie genossen hatte. Dabei blieb sie bescheiden und anspruchslos. Oft arbeitete der König mit seinen Ministern in ihrem Zimmer, während sie las.
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