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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 119

1868 - Mainz : Kunze
Gon der Reformatio.r bis zum westfälifchen Frieden. 119 Sidonia von Borke, aus einem alten adligen Geschlechte in Pommern, hatte sich als Mädchen durch ihren außerordentlichen Ver- stand und ihre vorzügliche Schönheit bemerkbar gemacht. Ihr Stolz gab ihr ein, daß sie zu hohen Dingen berufen sei, und schon glaubte sie am Ziele ihrer Wünsche zu stehen, als ein nicht geahntes Hinder- niß dieselben vereitelte. Der Erbprinz von Pommern liebte Sidonia und fand Gegenliebe. Als aber der Vater von dem Verhältnisse seines Sohnes hörte, zwang er denselben, ein Bündniß aufzugeben, welches der Würde des herzoglichen Hauses zuwider sei. Ernst gehorchte; Sidonia fügte sich ungern, warf dem Erbprinzen Wortbrüchigkeit vor und sprach beim Scheiden: „Ziehet hin und lebet mit eurer fürstlichen Gattin, so gut ihr könnet; ihr werdet kinderlos sterben, wie ich!" Der Erbprinz starb kurz darauf, Sidonia ging in ein protestantisches Frauenstist. Sie wurde Oberin und lebte bis in ihr 80. Jahr. Ihr Stolz und ihre Strenge machten ste aber bei den jüngeren Schwestern verhaßt; an Zänkereien, üblen Nachreden und Verdäch- tigungen konnte es darum nicht fehlen. Sidonia mied die jüngeren Schwestern und befand sich häufig bei älteren Frauen. Auch eine alte Zigeunerin, Namens Wolde, gehörte zu ihrem Umgänge, und man er- zählte, daß Sidonia den Unglücklichen, welche als Hexen zum Feuer- tode verurtheilt wurden, in der Regel das Todtenkleid zusende. So munkelte man allmählich, Sidonia müsse selbst eine Hexe sein. Zuerst ward Wolde der Hexerei angeklagt; sie bekannte auf der Folter, was man von ihr verlangte, und beschuldigte Sidouien der Mitwisseuschaft. Man untersuchte ihre Zelle, fand aber nur gute Erbauungsschriften. Die fortgesetzten Untersuchungen, die Aussagen der Mitschwestern und der Haß eines Vetters der Sidonia, welcher einer ihrer Richter war und sie kurz vorher um einige Bauernhöfe betrogen hatte, brachten die Unglückliche aus die Folter, worauf sie gestand, daß sie eine Hexe sei. Sie wurde 1620 zu Stettin enthauptet und ihr Körper verbrannt. Bei Sidoniens Tode lebten noch sieben Pommersche Herzoge, welche alle kinderlos starben. Der Aberglaube der Zeit beschuldigte Sidonia, sie habe allesammt bezaubert und nachher den Zauber nicht mehr lösen können. Metta von Zehren, die Tochter eines Gutsbesitzers, war wegen eines Fehltritts von ihrem Vater von Haus und Hof vertrieben wor- den und hatte bei einem Förster freundliche Aufnahme gesunden. Sie war ein schönes, heiteres Mädchen, welches leicht die Herzen gewann. Die Kriegsfackel zerstörte das Haus des Försters, Metta mußte ein neues Unterkommen suchen. Sie fand es nach harter Prüfung bei der Sidonia von Borke 1620 und Metta von Zehren 1667.

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 210

1868 - Mainz : Kunze
210 Zweite Periode der neueren Geschichte. ruhender, aus verschiedenen Stockwerken bestehender und gepuderter, mit Blumen, Federn und Bändern verschwenderisch gezierter Haarthurm, welcher die natürliche Größe der Frauen bedeutend hob*). Der Fuß ward durch ein zollhohes, an der Sohle des seidenen Ballschuhes an- gebrachtes Stelzchen genöthigt, auf der Spitze zu schweben. Das aus Fischbeinstäbchen haruischartig zusammengefügte, fest angelegte Corset schnürte die Taille über den Hüften wespeuartig zusammen. Ueber den weitschweifigen Reisrock floß ein mit tausend Falten garnirtes Seidengewand und über dieses das mit einer Schleppe versehene Ober- kleid von gleichem Stoss, welches zu beiden Seiten mit reichem Besätze geschmückt war und vorn aus einander siel. Die Aermel desselben waren mit Blonden reich besetzt und reichten bis zum Ellbogen; lange, parfümirte Handschuhe deckten die Vorderarme. Die Schminkkunst war rafsiuirt ausgebildet, jüngeren Leuten aber an manchen Orten durch die Sitte untersagt. Dabei führten die Damen elegante Perlemutter- döscheu, die einen Vorrath von schwarzen, englischen Schönheitspfläster- chen enthielten. Diese wurden in Gestalt von Sternchen und Herzchen auf Wange und Kinn geklebt und sollten die fehlenden Grübchen er- setzen oder den Ausdruck des Mieneuspiels erhöhen. Das gesellige Leben der bürgerlichen Kreise bewegte sich in den strengen Formen herkömmlicher Sitte. Es war unmöglich, daß eine Frau ungenirt öffentlich erschien. Keine Frau konnte ohne männliche Begleitung im Theater, auf Bällen oder Spaziergängen erscheinen; es galt sogar für unanständig, ohne Kammermädchen über die Straße, zur Kirche, auf den Markt oder in einen Kaufladen zu gehen. Man setzte die Bestimmung der Frauen und Töchter bürgerlicher Familien in der treuen Führung des Hauswesens, und was damit nicht in Verbindung stand, ward nicht geliebt. Man sah es ungern, wenn Frauen und Töchter bürgerlicher Kreise sich mit Lektüre befaßten, verlangte strenge Unterwürfigkeit unter die Anordnungen des Hausvaters, und auch die Brüder übten den Schwestern gegenüber eine gewisse Oberhoheit aus. Daraus ist es bei dem Mangel guter Mädchenschulen auch sehr erklär- lich, daß die Bildung der Frauen nicht hoch stand, aber dieser Mangel wurde durch einen guten Mutterwitz und natürliche Heiterkeit genugsam ausgewogen. Nur wenige Frauen jener Zeit haben sich auf dem Ge- biete der Kunst und Wissenschaft bemerkbar gemacht; wir nennen von *) Fontangen nannte man diese abscheuliche Frisur nach ihrer Erfinderin, dem Fräulein von Fontanges (S. 198).

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 211

1868 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. denselben Karoline Neuber, Louise Gottsched, Anna Louise Karsch, Angelika Kaufmann und Elise von der Recke. Friederike Karoline Neuber, die Tochter des Advocaten Weißen- Die Schau- born in Neichenbach, verlor frühzeitig ihre Mutter und erfuhr von roun^Ncus'-r ihrem Vater, der nach Zwickau übergesiedelt war, eine üble Behandlung. Darum verließ sie mit ihrem Geliebten I. Neuber, einem Gymnasiasten in Zwickau, das väterliche Haus und ward Schauspielerin. Da sie namentlich in tragischen Rollen glänzte, und stehende Theater damals noch nicht üblich waren, so begründete sie eine eigene Schauspielerge- sellschaft, welche anfangs in Weißensels und nachher in Leipzig besonders unter Gottscheds Protektion sich solchen Ruf erwarb, daß sie abwechselnd in Hamburg, Braunschweig, Nürnberg, Straßburg, Frankfurt gastirte und überall großen Beifall erntete. „Die Neuber" glaubte sich um das deutsche Theater ein besonderes Verdienst zu erwerben, wenn sie den Hanswurst verdrängte, welcher in Leipzig 1737 förmlich verbrannt wurde. In dieser Blütezeit der Neuber'schen Gesellschaft nahm Karo- line Neuber einen Ruf nach St. Petersburg an, der ihr aber durch den rasch erfolgten Tod der Kaiserin Anna zum Verderben gereichte. Sie kehrte zwar nach Leipzig zurück, fand aber den Beifall nicht wieder wie früher und entzweite sich noch obendrein mit Gottsched. Alle ihre An- strengungen sich wieder emporzubringen waren fruchtlos. Als sie 1745 nach Frankfurt ging, um sich die Kaiserkrönung Franz I. zu Nutze zu machen, hatte sie kein Glück, da schon andere italienische, französische und deutsche Gesellschaften eingetroffen waren. Unter den traurigsten Verhältnissen starb sie endlich 1760 im 60. Lebensjahre in Laubegast, einem Dorfe unweit Dresden. Louise Adelgunde Victorie Gottsched war die Tochter des königlich Louis- polnischen Leibarztes Kulmus und 1713 zu Danzig geboren. Sorg- ®Dtt^eb- sättig unterrichtet und gut erzogen, wie wenige Frauen jener Zeit, ver- mählte sie sich 1735 mit Gottsched, mit dem sie in poetischer Frucht- barkeit wetteiferte. Obwohl sie aber die Vorlesungen ihres Gatten anhörte und viel schrieb, vergaß sie doch ihre Pflichten als Gattin und Hausfrau nicht. Sanftmuth, Bescheidenheit und Gefühl für Liebe und Freundschaft sind die hervorstechendsten Züge ihres Charakters. An Geist, Geschmack und Takt übertraf sie ihren gelehrten Gemahl, aber die Pedanterie und Langweiligkeit ihrer Dramen hat sie mit ihm ge- mein. Sie verstand die alten und neuen Sprachen, trieb Geschichte und Geographie, erwarb sich in der Musik und im Zeichnen bedeutende Fertigkeiten und vervollkommnete sich durch ausgewählte Lektüre so sehr, daß ihre geistige Ausbildung unsre ganze Bewunderung verdient. 14*

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 120

1868 - Mainz : Kunze
120 Erste Periode der neueren Geschichte. einfachen Bauersleuten, deren Liebe und Menschenfreundlichkeit sie alles erlebte Ungemach vergessen ließ. Da ward plötzlich die Bäuerin todt- krank. Nachdem sie noch von Metta die Zusage erhalten hatte, sie werde sich nach ihrem Tode ihrer Kinder treulich annehmen, verschied sie. Metta hielt ihr Versprechen gewissenhaft und beschäftigte sich lediglich mit dem Wohle ihrer Pflegekinder. Dabei besorgte sie das ihr an- vertraute Hanswesen so vortrefflich, daß sie der dankbare Bauersmann (er hieß Saalmann) zur Frau nahm. Dies ärgerte viele Frauen im Dorfe, welche nicht wußten, wer das fremde, zurückgezogene Mädchen war. Da sich Saalmanns Verhältnisse immer besser gestalteten, so verbreiteten sich bald über Metta zweideutige Gerüchte, sie stehe mit Geistern im engen Bunde. Zufällig erkrankte damals ein Kind im Dorfe; der Vater beschuldigte eine Bäuerin der Hexerei an seinem Kind, und diese bekannte auf der Folter, daß sie und Metta Hexen seien. Trotz allen Betheuerungen Saalmanns und Metta's ward die arme, unschuldige Frau gefoltert, und als der Henker an ihrer linken Schulter eine Narbe entdeckte, was damals für ein Zeichen galt, wo- mit der Teufel seine Genossinnen zeichne, war au eine Rettung nicht mehr zu denken. Metta ward verurtheilt lebendig verbrannt zu wer- den; aber noch ehe der Unglückstag anbrach, war sie den Folgen der erlittenen Martern erlegen. Ihr Leichnam wurde unter dem Galgen eingescharrt. Solches geschah in Deutschland noch 1667. Dis Lage der Werfen wir schließlich noch einen Blick auf die geselligen Ver- Allgemeinen. hältnisse jener Zeit, so fällt uns ein großer Unterschied zwischen den im Norden und Süden von Europa herrschenden Sitten auf. In Spanien, Portugal und Italien beobachteten die Frauen noch immer die strenge Abgeschlossenheit und Zurückgezogenheit, welche wir schon früher kennen lernten (Ii. S. 237). Es war viel, wenn sie sich ein- mal im Jahre an einem allgemeinen Festtage öffentlich zeigten. Edel- frauen hatten das Recht, bei besonderen Festlichkeiten sich am Fenster oder auf dem Balkon zu zeigen, das Theater zu besuchen oder spazieren zu fahren; aber stets erschienen sie ohne die Männer. Bei großen Hoffesten, Bällen und prachtvollen Gastmählern erschienen sie in Be- gleitung derselben und wurden von ihnen auch bedient. Größere Frei- heiten genossen die Frauen in Deutschland und England. Bei den Gastmählern erschienen Frauen und Töchter, obwohl solche Gelage höchst nachtheilig auf die Sittlichkeit einwirken mußten. Denn bei Mahl- und Hochzeiten ward eine solche Unmasse von Speisen und Getränken aufgetischt, daß man ganze Tage und Nächte saß, und Alles aus gegenseitiges Zutrinken und Berauschen hinauslief. Betrunken und

5. Geschichte des Mittelalters - S. 61

1867 - Mainz : Kunze
Vom Untergang des weströmischen Reichs bis zur Erneuerung rc. 61 spielen und Carls Tochter Emma in der Musik unterrichten. Einst musicirten Emma und Eginhard, welche sich liebten, noch spät am Abend. Da frischer Schnee gefallen war, welcher zum Verräther hätte werdev können, wenn Eginhard über den Hof nach Hause gegangen wäre, so nahm Emma, aus Besorgniß den Vater zu erzürnen, wenn er Eginhards späten Besuch vernehme, den geliebten Freund und Lehrer- auf den Rücken und trug ihn über den Hof. Aber Kaiser Carl pflegte -des Nachts öfter auszustehen und am Fenster zu sehen. Eben als Emma mit Eginhard unter seinem Fenster vorbeiging, erblickte der Vater beim hellen Mondschein den seltsamen Zug. Am andern Tage ließ Carl Beide vor sich kommen, gab ihnen einen Verweis wegen ihrer Unbe- sonnenheit und ließ sie darnach trauen. Carl war von hervorragender Größe. Seine Gestalt bot, er Carls körper mochte sitzen oder stehen, eine höchst würdige, stattliche Erscheinung. Er tidj^a®e^en hatte einen festen Gang, eine durchaus männliche Haltung, eine helle Stimme und ein freundliches Gesicht. Durch seine einfache, regelmäßige Lebensweise wurde seine an sich schon ungewöhnliche Körperkraft nur noch erhöht, und es war ihm ein Leichtes, ein Hufeisen zu zerbrechen, einen geharnischten Mann wie ein Kind emporzuheben und schwere Lasten zu tragen. Er hatte drei Söhne, Carl, Pipin und Ludwig; nur der jüngste überlebte den Vater. Als Carl 813 auf einer Jagd in einer Schwäche der Füße die Vorboten des nahen Todes ahnete, berief er die Großen des Reiches nach Aachen und enipfahl ihnen seinen Sohn Ludwig als Nachfolger, legte diesem die heiligen Pflichten eines Regenten ans Herz und ermahnte ihn, Gott zu fürchten und seine Gebote zu halten, seine Verwandten zu lieben und seinem Volke mit einem tugendhaften Lebenswandel voranzugehen. Am 20. Januar 814 ward Carl von einem heftigen Fieber über- Sein Tod fallen; er wollte sich mit seinem gewöhnlichen Heilmittel, mit Fasten, be- helfen, allein sein Körper ging der Auflösung entgegen. - Am siebenten Tage seiner Krankheit empfing er das heilige Abendmahl und am folgenden Morgen verschied er. Mit sterbender Hand machte er über Stirn und Brust das Zeichen des Kreuzes, faltete die Hände und sprach leise mit geschlossenen Augen: „Vater! in deine Hände befehle ich meinen Geist." 8. 16. Die Frauen in dem ersten Zeitabschnitt des Mittelalters. In der ersten Periode des Mittelalters mußte durch die Einfälle barbarischer Völker die Cultur des Abendlandes mit den, Untergange ®fjj teig weströmischen Reiches sinken, und der kriegerische Geist jener Zeit,

6. Geschichte des Mittelalters - S. 84

1867 - Mainz : Kunze
Zweite Periode des Mittelalters. erst dann den Purpur und die Tiara anzulegen, wenn er durch die Wahl der Bischöfe der Nachfolger Petri geworden fei. Und erst nach- dem Alles so vollbracht war, betrachtete sich Bruno als rechtmäßigen Papst und hieß seitdem Leo !X. 3. Heinrich Iv. (1056 — 1105.) Der minder- Heinrich Ul. war erst 39 Jahre alt, als er 1056 nach kurzer Hein^tch^iv. Rankheit unweit Quedlinburg verschied. Er hinterließ seinem sechs- jährigen Söhnchen Heinrich Iv. den Thron, dessen Mutter Agnes, die edle, verständige und lebensfrohe Tochter des Herzogs Wilhelm von Aquitanien, die Leitung des Reiches bis zu Heinrichs Iv. Volljährigkeit übernehmen sollte. Ihr standen ansatigs der Papst und nach ihm der Bischof von Augsburg treulich bei. Um die durch Heinrichs Ul. Strenge aufgebrachten Fürsten zu gewinnen, ertheilte ihnen Agnes Länder und Rechte, die ihr Gemahl ihnen vorenthalten hatte, insbesondere dem Grasen Otto von Nordheim das Herzogthum Baiern, Schwaben dem Grasen Rudolph von Rheinfeldeu und Kärnthen dem Berthold von Zähringen. Allein sie erreichte ihren Zweck nicht. Mehrere Fürsten fühlten sich zurückgesetzt, namentlich der Erzbischof Hanno von Cöln, ein gelehrter, frommer und strenger Herr, aber stolz und ehrgeizig, einfach und herrschsüchtig, der Erzbischof von Mainz, Graf Ekbert von Braunschweig und Otto von Nordheim; sie hielten es für unerhört, daß eine Frauenhand die Zügel des Reiches führe. Die mißvergnügten "Mutter" Fürsten beschlossen, den jungen König seiner Mutter zu rauben. Heuch- geraubt. lerisch lud Hanno die Kaiserin ein, zu Ostern (1062) ihr Hoflager in Kaiserswerth am Rhein zu halten. Die Einladung ward ange- nommen. Während sich Agnes eines Tages in fröhlicher Sorglosigkeit den Freuden der Tafel überließ, lockte man den jungen König auf eine prachtvolle Nacht Hannos. Kaum hatte Heinrich das verrätherische Schiff bestiegen, um das Innere desselben zu betrachten, so flog es pfeilschnell stromabwärts. Heinrich schrie laut nach seiner Mutter, sprang über Bord und wäre sicher ertrunken, wenn ihm nicht Ekbert von Meißen mit eigner Lebensgefahr gefolgt wäre. Man brachte den königlichen Knaben wieder auf das Schiff und behielt ihn trotz aller Bitten der Mutter im bischöflicheu Palast zu Cöln. Agnes ging nach Italien und brachte ihre Tage in Kummer und Klagen hin. Die Bischöfe Hanno erzog den jungen Kaiser zur Einfachheit und Nüchternheit, Gbtucn 3ur Thätigkeit, zur Bescheidenheit und zur Achtung der Rechte des deutschen Volkes und der Fürsten. Allein seine Regentschaft mußte wegen vieler Gewaltthätigkeiten und Willkürlichkeiten, welche er sich

7. Geschichte des Mittelalters - S. 101

1867 - Mainz : Kunze
Von der Wiederherstellung der abendländisch-römischen Kaisern). rc- 101 kleine Reich erweitern und befestigen. Alle Versuche der Longobarden und Griechen, die Normannen in offner Feldschlacht oder durch ge- heime Verschwörungen ¿u vernichten, scheiterten an der Tapferkeit und Wachsamkeit der unerschrockenen Normannen. Papst Lev Ix., welcher von den Longobarden zu Hülfe gerufen ward, fiel den Normannen in die Hände und ward großmüthig entlassen. Aus Dankbarkeit gab ihnen Leo alles bereits erworbene Land und die weiteren Eroberungen als Lehen für sich und ihre Erben (1052). Robert Gniscard, der sechste von Tankreds Söhnen, durch Kühn- Robert Guis- heit und Schlauheit ausgezeichnet, ward nach dem Tode seiner drei ca*be' ältesten Brüder von den Kriegern zum König allsgerufen und eroberte mannen, ganz Calabrien. Papst Nikolaus, welcher ihn wegen seiner vielfachen Gewaltthätigkeiten kurz vorher mit dem Banne belegt hatte, bestätigte den Besitz der neuen Eroberung, wofür sich Robert dadurch dankbar erzeigte, daß er sich dem römischen Stuhle zu einem jährlichen Tribute verpstichtete. Diese freundschaftlichen Beziehungen wurden für den nimmt sich Papst um so wichtiger, weil er zur Sicherstellung des neu gegründeten be? Cardinalkollegiums (1059) und zum Schutze gegen die Uebermacht des deutschen Kaisers eines tüchtigen Vasallen bedurfte. Roberts An- sehen stieg von Tag zu Tag. Auch der griechische Kaiser bemühte sich uni seine Freundschaft und erbat sich Roberts Tochter für seinen Sohn zur Frau. Die Ehe wurde geschlossen. Als nun Roberts Schwieger- sohn von Alexius Cvmneuus (1081) des Thrones beraubt wurde, schickte Robert seinen natürlichen Sohn Bohemund zur Eroberung nach Korfu ab und besiegte selbst ein sechsmal stärkeres Heer der Griechen bei Durazzo. Schon drang der gewaltige Mann nach Saloniki vor, »»v erwirbt um Constantiuopel zu belagern, da erreichte ihn die Kunde von dem^^ ^ Aufruhr in Roni, der Noth des Papstes und den Siegen Heinrichs kv. selben großen (1083). Nachdem er den Befehl an Bohemund abgetreten hatte, :Huf' eilte er nach Italien, nöthigte den Kaiser zum Rückzug und befreite den Papst. Nom wurde damals hart von den Normannen gezüchtigt. Von hier kehrte Robert nach Griechenland zurück und war fest ent- schlossen, nach Constantinopel vorzudringen, als ihn der Tod auf der Insel Cephatlonia plötzlich abrief (1085). Roberts Sohn Roger erhielt die väterliche Krone; Bohemund erhielt Tarent und einige andere Orte. 8. 23. Die Frauen. Schon oben haben wir einige der bedeutendsten Frauen namentlich aus dem fürstlichen Stande erwähnt; wir wollen von denselben hier

8. Geschichte des Mittelalters - S. 167

1867 - Mainz : Kunze
Pon der Begründung des päpstlichen Uebergewichles rc. 1 67 betroffen hat. Margaretha übte nach ihrer Heimkehr große Wohlthätig- keit, erbaute Spitäler und wurde in ihren frommen Uebungen von ihrem Gemahle sehr unterstützt, welcher, wie man erzählt, ernstlich daran dachte, in ein Kloster sich zurückzuziehen. Als Ludwig 1270 seinen zweiten Kreuzzug gegen Tunis unternommen hatte (S. 120) und nicht niehr heimkehrte, zog sich Margarethe niit ihrer Tochter Blanca in das von ihr zu Paris gestiftete Klarenkloster zurück, wo sie 1296 starb. Unter den deutschen Frauen heben wir noch besonders einige ans der Zeit und aus dem Geschlechte der Hohenstaufen hervor. Kaiser utha und die Konrad In. belagerte 1140 das Städtchen Weinsberg und hatte es zur Weinsberg" Uebergabe genöthigt (S. 122 u. 123). Utha, die Gemahlin des Herzogs Welf, und die übrigen Frauen von Weinsberg retteten die Männer durch List und Entschlossenheit. Der Berg aber, wo die Frauen solche That vollbrachten, heißt noch bis auf diese Stunde Weibertrene, und Bürger hat ihre That durch eine volksthümliche Ballade verewigt*). Friedrich Barbarossa war zuerst mit Adelheid von Hochburg ver- mählt, aber wegen zu naher Verwandtschaft, wieder geschieden worden. Darnach heirathete er die burgundische Prinzessin Beatrix, eine ebenso Beatrix, die schöne wie geistreiche und fromme Frau. Sie war, wie die Chroniken Burgund" erzählen, von anmuthiger, feiner Gestalt, hatte zierlich geformte Hände wird die Ge- und goldfarbenes Haar, ein wohlgefornites Gesicht und einen kleinen "'^,"ers^ Mund mit perlengleichen Zähnen. Sie wußte ihrem Gatten Muth Barbarossa, und Trost einzusprechen (S. 129) und war demselben in inniger Liebe zugethan. Wie tief die Mailänder sie gekränkt hatten, wurde S. 127 und 128 erzählt. Beatrix ward Mutter von 8 Prinzen, von denen Heinrich Vi. und Philipp von Schwaben die kaiserliche Krone erlangten, und von 2 Töchtern, Beatrix und Sophia, jene als Aebtissin von Qued- linburg, diese als Gemahlin des Markgrafen Bonifacius von Mont- serrat bekannt. Heinrich Vi. vermählte sich 1186 zu Mailand mit Constantia <S. 131), welche bereits 30 Jahre alt war. Ihr Vater hatte einmal *) Diese oft angegriffene Thatsache erzählt eine gleichzeitige Chronik. Aehn- liche Treue der Frauen wird in gleicher Weise auch von andern Orten berichtet: von Cremona, als Barbarossa die Stadt belagerte; von der Gemahlin des Ritters Jörg von Jörgenberg in der Nähe von Waldens- bnrg am Vorderrhein in Graubünden; von der Gemahlin des Staupitz von Reichenstein, als Friedrich der Streitbare 1415 das Schloß Krieb- stein belagerte; von der Frau von Rosencgg, als die Eidgenossen das Schloß Blnmencck im Schwabenkrieg 1499 einnahmen; von Ursula von Homberg, welche den Hermann von Rhyncgg ans der belagerten Burg Auenstein 1388 davon trug.

9. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 68

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
68 Bevölkerung Vorderindiens. Das Britische Indien. § 22. Bevölkerung. *) Wie mannigfache Verschiedenheiten auch bei einer Bevölkerung von 185 Mill. (im Mittlern Hindostan etwa 9000 auf 1 Ihm.) Vorkommen mögen, so unterscheidet man doch heute noch, wie vor dreitausend Jahren, neben den Resten der Urbevölkerung, vorzugs- weise zwei große Völkerstämme in Indien, den arischen, welcher das eigentliche Culturland Indiens, den Norden des ganzen Landes, vom Himalaya bis zur Vindhjakette, nur mit Ausnahme des eigent- lichen Bengalen, eingenommen hat, und den dekhanischen Stamm, südlich von jenem. Die arischen Inder sind das äußerste Glied des großen indo-ger- manischen Völkerftammes gegen O. und gehören, wie dieser überhaupt, zur caucasischen Rasse; ihre dunklere Hautfarbe läßt sich aus klimatischen Einflüssen erklären; sie reden Sprachen, welche auf dem Sanskrit be- ruhen oder doch mit diesem nahe verwandt sind. Auch die dekhanischen Inder haben das caucasische Gepräge, ihre Hautfarbe ist noch dunkler, als die der Arier, ihre Sprachen aber gehören alle einer, vom Sanskrit wesentlich verschiedenen Familie an, deren ausgebildetster Zweig das Tamil genannt wird. Reste der Urbevölkerung finden sich noch zu beiden Seiten des Vin- dhja-Gebirgcs, welcke als eine besondere Nasse erscheinen und, ohne Neger zu sein, sich diesen nähern; sie stehen noch auf der tiefsten Stufe der Cultur. Zu diesen drei verschiedenen Völkerstämmen kommen dann noch die Grenzvölker, welche aus Hinterindien in das östliche Indien, vom nördlichen Hochlande in die Himalayagebiete hineinragen und die, welche auf der Grenze zwischen der irani- schen und indischen Welt wohnen. Die vorherrschende Religion ist die buddhaistische (150 Mill.), nur etwa 7is, höchstens Vio der Einwohner sind Mohamedaner, vor- zugsweise im Pendjab; dazu kommen noch zahlreiche Stämme, namentlich im Osten, welche ohne alle Cultur leben und Religionsgebräuche haben, die von denen der Hindus wesentlich abweichen. Das Christenthum hat in Indien, trotz zahlreicher Missions-Stationen, namentlich im süd- lichen Dekhan und an der Ostküste dieser Halbinsel, noch wenig Verbrei- tung gefunden, hauptsächlich weil die starren Religionssatzungen der Hindus mit ihren Lebensverhältnissen aufs innigste verschmolzen sind. I. Das Britische Indien. Das britische Indien („die Perle in der Krone Großbritan- niens") zerfällt in: 1. Unmittelbare Besitzungen unter den drei Präsidentschaften von Bengalen, Madras und Bombay und den beiden Viceprä- sidentschaften a. der nordwestlichen Provinzen und von Audh, und b. des Pendjab; im Ganzen 40,000 Ihm. mit 135 Mill. E. 9 S. Petermann's Mittheilungen, 1657, Tafel 15.

10. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 42

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
42 Die Tiefländer Asiens. §. 15. d. Zwei contineutale Ströme der westlichen Richtung: Gi- hon oder Amu (Orus) und Syr (Jarartes), welche aus gleichem Q-uellgebiete dem Aralsee zufließen. 4. Das Tiefland, welches mehr als ein Drittheil des Erd- theils (284,000 □ M.) ausfüllt und den untern Lauf der großen Wassersysteme enthält, zerfällt, wie das Hochland, in zwei an Aus- dehnung noch ungleichartigere, an absoluter Höhe natürlich weit gleichartigere Theile: a. Das innere, der continentalen Seite des Planeten zuge- wandte Tiefland (240,000 lum.) umfaßt Sibirien und Turan, beide von sehr ungleichem Umfang, denn Sibirien erstreckt sich in der ganzen Breite des Erdtheiles, wovon es Vs ausmacht. Das Tiefland von Turan (mit dem Aralsee) bildet den Ucbergang von Asien nach Europa. d. Das äußere, der oceanischen Seite zugekehrte oder pela- gische Tiefland (54,000 lum.) zerfällt wieder in mehrere einzelne Tiefländer, die alle von anderen Meeren bespült, anderen Erd- theilen zugekdhrt sind und in ihrer natürlichen Beschaffenheit eine außerordentliche Verschiedenheit aufzuweisen haben, auch unter ein- ander in fast gar keiner Verbindung stehen und daher sehr mannich- faltig zwischen den andern Bodenformen gruppirt sind. aa. Das chinesische, am stillen Ocean, Amerika zugewendet, reichlich bewässert und trefflich angebaut. bb. Das indo-chinesische, der südlichen Inselwelt zugekehrt, ebenfalls wasserreich, aber sumpfig und daher bei der Lage in der heißen Zone ungesund, größtentheis noch unbekannt. ee.' Das indische (Hindostan) zwischen zwei Meeren oder viel- mehr Meerbusen, wird von drei Stromsystemen reichlich bewässert und von drei Plateaulandschaften begrenzt. Durch seine Lage aus der Grenze der heißen Zone hat es deren Vortheile ohne ihre Nachthetle, ist daher trefflich angebaut (außer im äußersten W., wo zuerst der Steppencha- rakter erscheint) und dicht bevölkert. 66. Das syrisch-arabische, nicht vom Ocean, sondern nur vom persischen Meerbusen bespült, daher nur mittelbar eine oceanische oder pelagische Niederung. Während es in seiner nordöstlichen Hälfte bewäs- sert ist, bildet das klebrige größtentheils eine Sandwüste und daher den Uebergang zu Afrika.
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