Gon der Reformatio.r bis zum westfälifchen Frieden.
119
Sidonia von Borke, aus einem alten adligen Geschlechte in
Pommern, hatte sich als Mädchen durch ihren außerordentlichen Ver-
stand und ihre vorzügliche Schönheit bemerkbar gemacht. Ihr Stolz
gab ihr ein, daß sie zu hohen Dingen berufen sei, und schon glaubte
sie am Ziele ihrer Wünsche zu stehen, als ein nicht geahntes Hinder-
niß dieselben vereitelte. Der Erbprinz von Pommern liebte Sidonia
und fand Gegenliebe. Als aber der Vater von dem Verhältnisse seines
Sohnes hörte, zwang er denselben, ein Bündniß aufzugeben, welches
der Würde des herzoglichen Hauses zuwider sei. Ernst gehorchte;
Sidonia fügte sich ungern, warf dem Erbprinzen Wortbrüchigkeit vor
und sprach beim Scheiden: „Ziehet hin und lebet mit eurer fürstlichen
Gattin, so gut ihr könnet; ihr werdet kinderlos sterben, wie ich!"
Der Erbprinz starb kurz darauf, Sidonia ging in ein protestantisches
Frauenstist. Sie wurde Oberin und lebte bis in ihr 80. Jahr.
Ihr Stolz und ihre Strenge machten ste aber bei den jüngeren
Schwestern verhaßt; an Zänkereien, üblen Nachreden und Verdäch-
tigungen konnte es darum nicht fehlen. Sidonia mied die jüngeren
Schwestern und befand sich häufig bei älteren Frauen. Auch eine alte
Zigeunerin, Namens Wolde, gehörte zu ihrem Umgänge, und man er-
zählte, daß Sidonia den Unglücklichen, welche als Hexen zum Feuer-
tode verurtheilt wurden, in der Regel das Todtenkleid zusende. So
munkelte man allmählich, Sidonia müsse selbst eine Hexe sein. Zuerst
ward Wolde der Hexerei angeklagt; sie bekannte auf der Folter, was
man von ihr verlangte, und beschuldigte Sidouien der Mitwisseuschaft.
Man untersuchte ihre Zelle, fand aber nur gute Erbauungsschriften.
Die fortgesetzten Untersuchungen, die Aussagen der Mitschwestern und
der Haß eines Vetters der Sidonia, welcher einer ihrer Richter war
und sie kurz vorher um einige Bauernhöfe betrogen hatte, brachten die
Unglückliche aus die Folter, worauf sie gestand, daß sie eine Hexe sei.
Sie wurde 1620 zu Stettin enthauptet und ihr Körper verbrannt.
Bei Sidoniens Tode lebten noch sieben Pommersche Herzoge, welche
alle kinderlos starben. Der Aberglaube der Zeit beschuldigte Sidonia,
sie habe allesammt bezaubert und nachher den Zauber nicht mehr
lösen können.
Metta von Zehren, die Tochter eines Gutsbesitzers, war wegen
eines Fehltritts von ihrem Vater von Haus und Hof vertrieben wor-
den und hatte bei einem Förster freundliche Aufnahme gesunden. Sie
war ein schönes, heiteres Mädchen, welches leicht die Herzen gewann.
Die Kriegsfackel zerstörte das Haus des Försters, Metta mußte ein
neues Unterkommen suchen. Sie fand es nach harter Prüfung bei
der Sidonia
von Borke
1620
und Metta
von Zehren
1667.
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
210
Zweite Periode der neueren Geschichte.
ruhender, aus verschiedenen Stockwerken bestehender und gepuderter, mit
Blumen, Federn und Bändern verschwenderisch gezierter Haarthurm,
welcher die natürliche Größe der Frauen bedeutend hob*). Der Fuß
ward durch ein zollhohes, an der Sohle des seidenen Ballschuhes an-
gebrachtes Stelzchen genöthigt, auf der Spitze zu schweben. Das aus
Fischbeinstäbchen haruischartig zusammengefügte, fest angelegte Corset
schnürte die Taille über den Hüften wespeuartig zusammen. Ueber
den weitschweifigen Reisrock floß ein mit tausend Falten garnirtes
Seidengewand und über dieses das mit einer Schleppe versehene Ober-
kleid von gleichem Stoss, welches zu beiden Seiten mit reichem Besätze
geschmückt war und vorn aus einander siel. Die Aermel desselben
waren mit Blonden reich besetzt und reichten bis zum Ellbogen; lange,
parfümirte Handschuhe deckten die Vorderarme. Die Schminkkunst war
rafsiuirt ausgebildet, jüngeren Leuten aber an manchen Orten durch
die Sitte untersagt. Dabei führten die Damen elegante Perlemutter-
döscheu, die einen Vorrath von schwarzen, englischen Schönheitspfläster-
chen enthielten. Diese wurden in Gestalt von Sternchen und Herzchen
auf Wange und Kinn geklebt und sollten die fehlenden Grübchen er-
setzen oder den Ausdruck des Mieneuspiels erhöhen.
Das gesellige Leben der bürgerlichen Kreise bewegte sich in den
strengen Formen herkömmlicher Sitte. Es war unmöglich, daß eine
Frau ungenirt öffentlich erschien. Keine Frau konnte ohne männliche
Begleitung im Theater, auf Bällen oder Spaziergängen erscheinen; es
galt sogar für unanständig, ohne Kammermädchen über die Straße, zur
Kirche, auf den Markt oder in einen Kaufladen zu gehen. Man setzte
die Bestimmung der Frauen und Töchter bürgerlicher Familien in der
treuen Führung des Hauswesens, und was damit nicht in Verbindung
stand, ward nicht geliebt. Man sah es ungern, wenn Frauen und
Töchter bürgerlicher Kreise sich mit Lektüre befaßten, verlangte strenge
Unterwürfigkeit unter die Anordnungen des Hausvaters, und auch die
Brüder übten den Schwestern gegenüber eine gewisse Oberhoheit aus.
Daraus ist es bei dem Mangel guter Mädchenschulen auch sehr erklär-
lich, daß die Bildung der Frauen nicht hoch stand, aber dieser Mangel
wurde durch einen guten Mutterwitz und natürliche Heiterkeit genugsam
ausgewogen. Nur wenige Frauen jener Zeit haben sich auf dem Ge-
biete der Kunst und Wissenschaft bemerkbar gemacht; wir nennen von
*) Fontangen nannte man diese abscheuliche Frisur nach ihrer Erfinderin,
dem Fräulein von Fontanges (S. 198).
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution.
denselben Karoline Neuber, Louise Gottsched, Anna Louise Karsch,
Angelika Kaufmann und Elise von der Recke.
Friederike Karoline Neuber, die Tochter des Advocaten Weißen- Die Schau-
born in Neichenbach, verlor frühzeitig ihre Mutter und erfuhr von roun^Ncus'-r
ihrem Vater, der nach Zwickau übergesiedelt war, eine üble Behandlung.
Darum verließ sie mit ihrem Geliebten I. Neuber, einem Gymnasiasten
in Zwickau, das väterliche Haus und ward Schauspielerin. Da sie
namentlich in tragischen Rollen glänzte, und stehende Theater damals
noch nicht üblich waren, so begründete sie eine eigene Schauspielerge-
sellschaft, welche anfangs in Weißensels und nachher in Leipzig besonders
unter Gottscheds Protektion sich solchen Ruf erwarb, daß sie abwechselnd
in Hamburg, Braunschweig, Nürnberg, Straßburg, Frankfurt gastirte
und überall großen Beifall erntete. „Die Neuber" glaubte sich um
das deutsche Theater ein besonderes Verdienst zu erwerben, wenn sie den
Hanswurst verdrängte, welcher in Leipzig 1737 förmlich verbrannt
wurde. In dieser Blütezeit der Neuber'schen Gesellschaft nahm Karo-
line Neuber einen Ruf nach St. Petersburg an, der ihr aber durch den
rasch erfolgten Tod der Kaiserin Anna zum Verderben gereichte. Sie
kehrte zwar nach Leipzig zurück, fand aber den Beifall nicht wieder wie
früher und entzweite sich noch obendrein mit Gottsched. Alle ihre An-
strengungen sich wieder emporzubringen waren fruchtlos. Als sie 1745
nach Frankfurt ging, um sich die Kaiserkrönung Franz I. zu Nutze zu
machen, hatte sie kein Glück, da schon andere italienische, französische
und deutsche Gesellschaften eingetroffen waren. Unter den traurigsten
Verhältnissen starb sie endlich 1760 im 60. Lebensjahre in Laubegast,
einem Dorfe unweit Dresden.
Louise Adelgunde Victorie Gottsched war die Tochter des königlich Louis-
polnischen Leibarztes Kulmus und 1713 zu Danzig geboren. Sorg- ®Dtt^eb-
sättig unterrichtet und gut erzogen, wie wenige Frauen jener Zeit, ver-
mählte sie sich 1735 mit Gottsched, mit dem sie in poetischer Frucht-
barkeit wetteiferte. Obwohl sie aber die Vorlesungen ihres Gatten
anhörte und viel schrieb, vergaß sie doch ihre Pflichten als Gattin und
Hausfrau nicht. Sanftmuth, Bescheidenheit und Gefühl für Liebe und
Freundschaft sind die hervorstechendsten Züge ihres Charakters. An
Geist, Geschmack und Takt übertraf sie ihren gelehrten Gemahl, aber
die Pedanterie und Langweiligkeit ihrer Dramen hat sie mit ihm ge-
mein. Sie verstand die alten und neuen Sprachen, trieb Geschichte
und Geographie, erwarb sich in der Musik und im Zeichnen bedeutende
Fertigkeiten und vervollkommnete sich durch ausgewählte Lektüre so sehr,
daß ihre geistige Ausbildung unsre ganze Bewunderung verdient.
14*
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
120
Erste Periode der neueren Geschichte.
einfachen Bauersleuten, deren Liebe und Menschenfreundlichkeit sie alles
erlebte Ungemach vergessen ließ. Da ward plötzlich die Bäuerin todt-
krank. Nachdem sie noch von Metta die Zusage erhalten hatte, sie
werde sich nach ihrem Tode ihrer Kinder treulich annehmen, verschied sie.
Metta hielt ihr Versprechen gewissenhaft und beschäftigte sich lediglich
mit dem Wohle ihrer Pflegekinder. Dabei besorgte sie das ihr an-
vertraute Hanswesen so vortrefflich, daß sie der dankbare Bauersmann
(er hieß Saalmann) zur Frau nahm. Dies ärgerte viele Frauen im
Dorfe, welche nicht wußten, wer das fremde, zurückgezogene Mädchen
war. Da sich Saalmanns Verhältnisse immer besser gestalteten, so
verbreiteten sich bald über Metta zweideutige Gerüchte, sie stehe mit
Geistern im engen Bunde. Zufällig erkrankte damals ein Kind im
Dorfe; der Vater beschuldigte eine Bäuerin der Hexerei an seinem
Kind, und diese bekannte auf der Folter, daß sie und Metta Hexen
seien. Trotz allen Betheuerungen Saalmanns und Metta's ward die
arme, unschuldige Frau gefoltert, und als der Henker an ihrer linken
Schulter eine Narbe entdeckte, was damals für ein Zeichen galt, wo-
mit der Teufel seine Genossinnen zeichne, war au eine Rettung nicht
mehr zu denken. Metta ward verurtheilt lebendig verbrannt zu wer-
den; aber noch ehe der Unglückstag anbrach, war sie den Folgen der
erlittenen Martern erlegen. Ihr Leichnam wurde unter dem Galgen
eingescharrt. Solches geschah in Deutschland noch 1667.
Dis Lage der Werfen wir schließlich noch einen Blick auf die geselligen Ver-
Allgemeinen. hältnisse jener Zeit, so fällt uns ein großer Unterschied zwischen den
im Norden und Süden von Europa herrschenden Sitten auf. In
Spanien, Portugal und Italien beobachteten die Frauen noch immer
die strenge Abgeschlossenheit und Zurückgezogenheit, welche wir schon
früher kennen lernten (Ii. S. 237). Es war viel, wenn sie sich ein-
mal im Jahre an einem allgemeinen Festtage öffentlich zeigten. Edel-
frauen hatten das Recht, bei besonderen Festlichkeiten sich am Fenster
oder auf dem Balkon zu zeigen, das Theater zu besuchen oder spazieren
zu fahren; aber stets erschienen sie ohne die Männer. Bei großen
Hoffesten, Bällen und prachtvollen Gastmählern erschienen sie in Be-
gleitung derselben und wurden von ihnen auch bedient. Größere Frei-
heiten genossen die Frauen in Deutschland und England. Bei den
Gastmählern erschienen Frauen und Töchter, obwohl solche Gelage
höchst nachtheilig auf die Sittlichkeit einwirken mußten. Denn bei
Mahl- und Hochzeiten ward eine solche Unmasse von Speisen und
Getränken aufgetischt, daß man ganze Tage und Nächte saß, und Alles
aus gegenseitiges Zutrinken und Berauschen hinauslief. Betrunken und
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Saalmanns
Extrahierte Ortsnamen: Saalmanns Deutschland Europa Spanien Portugal Italien Deutschland England Mahl-
Vom Untergang des weströmischen Reichs bis zur Erneuerung rc. 61
spielen und Carls Tochter Emma in der Musik unterrichten. Einst
musicirten Emma und Eginhard, welche sich liebten, noch spät am
Abend. Da frischer Schnee gefallen war, welcher zum Verräther hätte
werdev können, wenn Eginhard über den Hof nach Hause gegangen
wäre, so nahm Emma, aus Besorgniß den Vater zu erzürnen, wenn er
Eginhards späten Besuch vernehme, den geliebten Freund und Lehrer-
auf den Rücken und trug ihn über den Hof. Aber Kaiser Carl pflegte
-des Nachts öfter auszustehen und am Fenster zu sehen. Eben als Emma
mit Eginhard unter seinem Fenster vorbeiging, erblickte der Vater beim
hellen Mondschein den seltsamen Zug. Am andern Tage ließ Carl
Beide vor sich kommen, gab ihnen einen Verweis wegen ihrer Unbe-
sonnenheit und ließ sie darnach trauen.
Carl war von hervorragender Größe. Seine Gestalt bot, er Carls körper
mochte sitzen oder stehen, eine höchst würdige, stattliche Erscheinung. Er tidj^a®e^en
hatte einen festen Gang, eine durchaus männliche Haltung, eine helle
Stimme und ein freundliches Gesicht. Durch seine einfache, regelmäßige
Lebensweise wurde seine an sich schon ungewöhnliche Körperkraft nur
noch erhöht, und es war ihm ein Leichtes, ein Hufeisen zu zerbrechen,
einen geharnischten Mann wie ein Kind emporzuheben und schwere
Lasten zu tragen. Er hatte drei Söhne, Carl, Pipin und Ludwig;
nur der jüngste überlebte den Vater. Als Carl 813 auf einer Jagd
in einer Schwäche der Füße die Vorboten des nahen Todes ahnete,
berief er die Großen des Reiches nach Aachen und enipfahl ihnen seinen
Sohn Ludwig als Nachfolger, legte diesem die heiligen Pflichten eines
Regenten ans Herz und ermahnte ihn, Gott zu fürchten und seine
Gebote zu halten, seine Verwandten zu lieben und seinem Volke mit
einem tugendhaften Lebenswandel voranzugehen.
Am 20. Januar 814 ward Carl von einem heftigen Fieber über- Sein Tod
fallen; er wollte sich mit seinem gewöhnlichen Heilmittel, mit Fasten, be-
helfen, allein sein Körper ging der Auflösung entgegen. - Am siebenten
Tage seiner Krankheit empfing er das heilige Abendmahl und am
folgenden Morgen verschied er. Mit sterbender Hand machte er über
Stirn und Brust das Zeichen des Kreuzes, faltete die Hände und sprach
leise mit geschlossenen Augen: „Vater! in deine Hände befehle ich
meinen Geist."
8. 16. Die Frauen in dem ersten Zeitabschnitt des Mittelalters.
In der ersten Periode des Mittelalters mußte durch die Einfälle
barbarischer Völker die Cultur des Abendlandes mit den, Untergange ®fjj
teig weströmischen Reiches sinken, und der kriegerische Geist jener Zeit,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
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Extrahierte Personennamen: Emma Emma Emma Carl Emma Carl
Beide Carl Carl Ludwig Ludwig Carl Ludwig Ludwig Carl
Zweite Periode des Mittelalters.
erst dann den Purpur und die Tiara anzulegen, wenn er durch die
Wahl der Bischöfe der Nachfolger Petri geworden fei. Und erst nach-
dem Alles so vollbracht war, betrachtete sich Bruno als rechtmäßigen
Papst und hieß seitdem Leo !X.
3. Heinrich Iv. (1056 — 1105.)
Der minder- Heinrich Ul. war erst 39 Jahre alt, als er 1056 nach kurzer
Hein^tch^iv. Rankheit unweit Quedlinburg verschied. Er hinterließ seinem sechs-
jährigen Söhnchen Heinrich Iv. den Thron, dessen Mutter Agnes, die
edle, verständige und lebensfrohe Tochter des Herzogs Wilhelm von
Aquitanien, die Leitung des Reiches bis zu Heinrichs Iv. Volljährigkeit
übernehmen sollte. Ihr standen ansatigs der Papst und nach ihm der
Bischof von Augsburg treulich bei. Um die durch Heinrichs Ul. Strenge
aufgebrachten Fürsten zu gewinnen, ertheilte ihnen Agnes Länder und
Rechte, die ihr Gemahl ihnen vorenthalten hatte, insbesondere dem
Grasen Otto von Nordheim das Herzogthum Baiern, Schwaben dem
Grasen Rudolph von Rheinfeldeu und Kärnthen dem Berthold von
Zähringen. Allein sie erreichte ihren Zweck nicht. Mehrere Fürsten
fühlten sich zurückgesetzt, namentlich der Erzbischof Hanno von Cöln,
ein gelehrter, frommer und strenger Herr, aber stolz und ehrgeizig,
einfach und herrschsüchtig, der Erzbischof von Mainz, Graf Ekbert von
Braunschweig und Otto von Nordheim; sie hielten es für unerhört,
daß eine Frauenhand die Zügel des Reiches führe. Die mißvergnügten
"Mutter" Fürsten beschlossen, den jungen König seiner Mutter zu rauben. Heuch-
geraubt. lerisch lud Hanno die Kaiserin ein, zu Ostern (1062) ihr Hoflager
in Kaiserswerth am Rhein zu halten. Die Einladung ward ange-
nommen. Während sich Agnes eines Tages in fröhlicher Sorglosigkeit
den Freuden der Tafel überließ, lockte man den jungen König auf eine
prachtvolle Nacht Hannos. Kaum hatte Heinrich das verrätherische
Schiff bestiegen, um das Innere desselben zu betrachten, so flog es
pfeilschnell stromabwärts. Heinrich schrie laut nach seiner Mutter,
sprang über Bord und wäre sicher ertrunken, wenn ihm nicht Ekbert
von Meißen mit eigner Lebensgefahr gefolgt wäre. Man brachte den
königlichen Knaben wieder auf das Schiff und behielt ihn trotz aller
Bitten der Mutter im bischöflicheu Palast zu Cöln. Agnes ging nach
Italien und brachte ihre Tage in Kummer und Klagen hin.
Die Bischöfe Hanno erzog den jungen Kaiser zur Einfachheit und Nüchternheit,
Gbtucn 3ur Thätigkeit, zur Bescheidenheit und zur Achtung der Rechte des
deutschen Volkes und der Fürsten. Allein seine Regentschaft mußte
wegen vieler Gewaltthätigkeiten und Willkürlichkeiten, welche er sich
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Bruno Leo_!X. Leo Heinrich_Iv Heinrich Heinrich_Ul Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Agnes Wilhelm Heinrichs Heinrichs Agnes_Länder Otto Rudolph_von_Rheinfeldeu Berthold_von
Zähringen Hanno_von_Cöln Graf_Ekbert_von
Braunschweig Otto Hanno Agnes Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Agnes Hanno
Von der Wiederherstellung der abendländisch-römischen Kaisern). rc- 101
kleine Reich erweitern und befestigen. Alle Versuche der Longobarden
und Griechen, die Normannen in offner Feldschlacht oder durch ge-
heime Verschwörungen ¿u vernichten, scheiterten an der Tapferkeit und
Wachsamkeit der unerschrockenen Normannen. Papst Lev Ix., welcher
von den Longobarden zu Hülfe gerufen ward, fiel den Normannen in
die Hände und ward großmüthig entlassen. Aus Dankbarkeit gab
ihnen Leo alles bereits erworbene Land und die weiteren Eroberungen
als Lehen für sich und ihre Erben (1052).
Robert Gniscard, der sechste von Tankreds Söhnen, durch Kühn- Robert Guis-
heit und Schlauheit ausgezeichnet, ward nach dem Tode seiner drei ca*be'
ältesten Brüder von den Kriegern zum König allsgerufen und eroberte mannen,
ganz Calabrien. Papst Nikolaus, welcher ihn wegen seiner vielfachen
Gewaltthätigkeiten kurz vorher mit dem Banne belegt hatte, bestätigte
den Besitz der neuen Eroberung, wofür sich Robert dadurch dankbar
erzeigte, daß er sich dem römischen Stuhle zu einem jährlichen Tribute
verpstichtete. Diese freundschaftlichen Beziehungen wurden für den nimmt sich
Papst um so wichtiger, weil er zur Sicherstellung des neu gegründeten be?
Cardinalkollegiums (1059) und zum Schutze gegen die Uebermacht
des deutschen Kaisers eines tüchtigen Vasallen bedurfte. Roberts An-
sehen stieg von Tag zu Tag. Auch der griechische Kaiser bemühte sich
uni seine Freundschaft und erbat sich Roberts Tochter für seinen Sohn
zur Frau. Die Ehe wurde geschlossen. Als nun Roberts Schwieger-
sohn von Alexius Cvmneuus (1081) des Thrones beraubt wurde,
schickte Robert seinen natürlichen Sohn Bohemund zur Eroberung nach
Korfu ab und besiegte selbst ein sechsmal stärkeres Heer der Griechen
bei Durazzo. Schon drang der gewaltige Mann nach Saloniki vor, »»v erwirbt
um Constantiuopel zu belagern, da erreichte ihn die Kunde von dem^^ ^
Aufruhr in Roni, der Noth des Papstes und den Siegen Heinrichs kv. selben großen
(1083). Nachdem er den Befehl an Bohemund abgetreten hatte, :Huf'
eilte er nach Italien, nöthigte den Kaiser zum Rückzug und befreite
den Papst. Nom wurde damals hart von den Normannen gezüchtigt.
Von hier kehrte Robert nach Griechenland zurück und war fest ent-
schlossen, nach Constantinopel vorzudringen, als ihn der Tod auf der
Insel Cephatlonia plötzlich abrief (1085). Roberts Sohn Roger
erhielt die väterliche Krone; Bohemund erhielt Tarent und einige
andere Orte.
8. 23. Die Frauen.
Schon oben haben wir einige der bedeutendsten Frauen namentlich
aus dem fürstlichen Stande erwähnt; wir wollen von denselben hier
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Leo Leo Robert_Gniscard Tankreds Robert_Guis- Nikolaus Nikolaus Robert Cardinalkollegiums Roberts Roberts_Schwieger- Alexius_Cvmneuus Robert Heinrichs Robert
Pon der Begründung des päpstlichen Uebergewichles rc.
1 67
betroffen hat. Margaretha übte nach ihrer Heimkehr große Wohlthätig-
keit, erbaute Spitäler und wurde in ihren frommen Uebungen von
ihrem Gemahle sehr unterstützt, welcher, wie man erzählt, ernstlich daran
dachte, in ein Kloster sich zurückzuziehen. Als Ludwig 1270 seinen
zweiten Kreuzzug gegen Tunis unternommen hatte (S. 120) und nicht
niehr heimkehrte, zog sich Margarethe niit ihrer Tochter Blanca in das
von ihr zu Paris gestiftete Klarenkloster zurück, wo sie 1296 starb.
Unter den deutschen Frauen heben wir noch besonders einige ans
der Zeit und aus dem Geschlechte der Hohenstaufen hervor. Kaiser utha und die
Konrad In. belagerte 1140 das Städtchen Weinsberg und hatte es zur Weinsberg"
Uebergabe genöthigt (S. 122 u. 123). Utha, die Gemahlin des Herzogs
Welf, und die übrigen Frauen von Weinsberg retteten die Männer
durch List und Entschlossenheit. Der Berg aber, wo die Frauen solche
That vollbrachten, heißt noch bis auf diese Stunde Weibertrene, und
Bürger hat ihre That durch eine volksthümliche Ballade verewigt*).
Friedrich Barbarossa war zuerst mit Adelheid von Hochburg ver-
mählt, aber wegen zu naher Verwandtschaft, wieder geschieden worden.
Darnach heirathete er die burgundische Prinzessin Beatrix, eine ebenso Beatrix, die
schöne wie geistreiche und fromme Frau. Sie war, wie die Chroniken Burgund"
erzählen, von anmuthiger, feiner Gestalt, hatte zierlich geformte Hände wird die Ge-
und goldfarbenes Haar, ein wohlgefornites Gesicht und einen kleinen "'^,"ers^
Mund mit perlengleichen Zähnen. Sie wußte ihrem Gatten Muth Barbarossa,
und Trost einzusprechen (S. 129) und war demselben in inniger Liebe
zugethan. Wie tief die Mailänder sie gekränkt hatten, wurde S. 127
und 128 erzählt. Beatrix ward Mutter von 8 Prinzen, von denen
Heinrich Vi. und Philipp von Schwaben die kaiserliche Krone erlangten,
und von 2 Töchtern, Beatrix und Sophia, jene als Aebtissin von Qued-
linburg, diese als Gemahlin des Markgrafen Bonifacius von Mont-
serrat bekannt.
Heinrich Vi. vermählte sich 1186 zu Mailand mit Constantia
<S. 131), welche bereits 30 Jahre alt war. Ihr Vater hatte einmal
*) Diese oft angegriffene Thatsache erzählt eine gleichzeitige Chronik. Aehn-
liche Treue der Frauen wird in gleicher Weise auch von andern Orten
berichtet: von Cremona, als Barbarossa die Stadt belagerte; von der
Gemahlin des Ritters Jörg von Jörgenberg in der Nähe von Waldens-
bnrg am Vorderrhein in Graubünden; von der Gemahlin des Staupitz
von Reichenstein, als Friedrich der Streitbare 1415 das Schloß Krieb-
stein belagerte; von der Frau von Rosencgg, als die Eidgenossen das
Schloß Blnmencck im Schwabenkrieg 1499 einnahmen; von Ursula von
Homberg, welche den Hermann von Rhyncgg ans der belagerten Burg
Auenstein 1388 davon trug.
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Margaretha Ludwig Ludwig Margarethe Konrad Welf Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Adelheid_von_Hochburg Beatrix Beatrix Muth_Barbarossa Barbarossa Beatrix Heinrich_Vi Heinrich Philipp_von_Schwaben Philipp Beatrix Sophia Bonifacius Heinrich_Vi Heinrich Constantia
Extrahierte Ortsnamen: Paris Weinsberg Weinsberg Mailand Cremona Schwabenkrieg Burg
Auenstein
68 Bevölkerung Vorderindiens. Das Britische Indien. § 22.
Bevölkerung. *)
Wie mannigfache Verschiedenheiten auch bei einer Bevölkerung
von 185 Mill. (im Mittlern Hindostan etwa 9000 auf 1 Ihm.)
Vorkommen mögen, so unterscheidet man doch heute noch, wie vor
dreitausend Jahren, neben den Resten der Urbevölkerung, vorzugs-
weise zwei große Völkerstämme in Indien, den arischen, welcher
das eigentliche Culturland Indiens, den Norden des ganzen Landes,
vom Himalaya bis zur Vindhjakette, nur mit Ausnahme des eigent-
lichen Bengalen, eingenommen hat, und den dekhanischen Stamm,
südlich von jenem.
Die arischen Inder sind das äußerste Glied des großen indo-ger-
manischen Völkerftammes gegen O. und gehören, wie dieser überhaupt,
zur caucasischen Rasse; ihre dunklere Hautfarbe läßt sich aus klimatischen
Einflüssen erklären; sie reden Sprachen, welche auf dem Sanskrit be-
ruhen oder doch mit diesem nahe verwandt sind. Auch die dekhanischen
Inder haben das caucasische Gepräge, ihre Hautfarbe ist noch dunkler,
als die der Arier, ihre Sprachen aber gehören alle einer, vom Sanskrit
wesentlich verschiedenen Familie an, deren ausgebildetster Zweig das
Tamil genannt wird.
Reste der Urbevölkerung finden sich noch zu beiden Seiten des Vin-
dhja-Gebirgcs, welcke als eine besondere Nasse erscheinen und, ohne Neger zu
sein, sich diesen nähern; sie stehen noch auf der tiefsten Stufe der Cultur. Zu
diesen drei verschiedenen Völkerstämmen kommen dann noch die Grenzvölker,
welche aus Hinterindien in das östliche Indien, vom nördlichen Hochlande in die
Himalayagebiete hineinragen und die, welche auf der Grenze zwischen der irani-
schen und indischen Welt wohnen.
Die vorherrschende Religion ist die buddhaistische (150 Mill.),
nur etwa 7is, höchstens Vio der Einwohner sind Mohamedaner, vor-
zugsweise im Pendjab; dazu kommen noch zahlreiche Stämme, namentlich
im Osten, welche ohne alle Cultur leben und Religionsgebräuche haben,
die von denen der Hindus wesentlich abweichen. Das Christenthum
hat in Indien, trotz zahlreicher Missions-Stationen, namentlich im süd-
lichen Dekhan und an der Ostküste dieser Halbinsel, noch wenig Verbrei-
tung gefunden, hauptsächlich weil die starren Religionssatzungen der
Hindus mit ihren Lebensverhältnissen aufs innigste verschmolzen sind.
I. Das Britische Indien.
Das britische Indien („die Perle in der Krone Großbritan-
niens") zerfällt in:
1. Unmittelbare Besitzungen unter den drei Präsidentschaften
von Bengalen, Madras und Bombay und den beiden Viceprä-
sidentschaften a. der nordwestlichen Provinzen und von Audh, und
b. des Pendjab; im Ganzen 40,000 Ihm. mit 135 Mill. E.
9 S. Petermann's Mittheilungen, 1657, Tafel 15.
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TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
42
Die Tiefländer Asiens. §. 15.
d. Zwei contineutale Ströme der westlichen Richtung: Gi-
hon oder Amu (Orus) und Syr (Jarartes), welche aus gleichem
Q-uellgebiete dem Aralsee zufließen.
4. Das Tiefland, welches mehr als ein Drittheil des Erd-
theils (284,000 □ M.) ausfüllt und den untern Lauf der großen
Wassersysteme enthält, zerfällt, wie das Hochland, in zwei an Aus-
dehnung noch ungleichartigere, an absoluter Höhe natürlich weit
gleichartigere Theile:
a. Das innere, der continentalen Seite des Planeten zuge-
wandte Tiefland (240,000 lum.) umfaßt Sibirien und Turan,
beide von sehr ungleichem Umfang, denn Sibirien erstreckt sich in
der ganzen Breite des Erdtheiles, wovon es Vs ausmacht. Das
Tiefland von Turan (mit dem Aralsee) bildet den Ucbergang von
Asien nach Europa.
d. Das äußere, der oceanischen Seite zugekehrte oder pela-
gische Tiefland (54,000 lum.) zerfällt wieder in mehrere einzelne
Tiefländer, die alle von anderen Meeren bespült, anderen Erd-
theilen zugekdhrt sind und in ihrer natürlichen Beschaffenheit eine
außerordentliche Verschiedenheit aufzuweisen haben, auch unter ein-
ander in fast gar keiner Verbindung stehen und daher sehr mannich-
faltig zwischen den andern Bodenformen gruppirt sind.
aa. Das chinesische, am stillen Ocean, Amerika zugewendet,
reichlich bewässert und trefflich angebaut.
bb. Das indo-chinesische, der südlichen Inselwelt zugekehrt,
ebenfalls wasserreich, aber sumpfig und daher bei der Lage in der heißen
Zone ungesund, größtentheis noch unbekannt.
ee.' Das indische (Hindostan) zwischen zwei Meeren oder viel-
mehr Meerbusen, wird von drei Stromsystemen reichlich bewässert und
von drei Plateaulandschaften begrenzt. Durch seine Lage aus der Grenze
der heißen Zone hat es deren Vortheile ohne ihre Nachthetle, ist daher
trefflich angebaut (außer im äußersten W., wo zuerst der Steppencha-
rakter erscheint) und dicht bevölkert.
66. Das syrisch-arabische, nicht vom Ocean, sondern nur vom
persischen Meerbusen bespült, daher nur mittelbar eine oceanische oder
pelagische Niederung. Während es in seiner nordöstlichen Hälfte bewäs-
sert ist, bildet das klebrige größtentheils eine Sandwüste und daher den
Uebergang zu Afrika.
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Extrahierte Personennamen: Turan Turan_(
Extrahierte Ortsnamen: Asiens Sibirien Asien Europa Amerika Afrika