310
Dritte Periode der neueren Geschichte.
Königin Ka-
tharina von
Würiemberg,
eine geborne
Großfürstin
von Rußland.
Gelassenheit, die nur Ruhe des Gewissens und reine Zuversicht geben
kann. Deßwegen seien Sie überzeugt, bester Vater, daß wir nie ganz
unglücklich sein können, und daß Mancher mit Kronen und Glück be-
drückt nicht so sroh ist, als wir es sind. Gott senke jedem Guten den
Frieden in seine Brust, und er wird noch immer Ursache zu Freude
haben. Noch Eins zu Ihrem Troste, daß nie Etwas von unserer
Seite geschehen wird, das nicht mit der strengsten Ehre verträglich ist,
und was mit deut Ganzen geht. Denken Sie nicht an einzelne Er-
bärmlichkeiten. Auch Sie wird das trösten, das weiß ich, sowie Alle,
die mir angehören. Ich bin auf ewig Ihre treue, gehorsame, Sie
innigliebende Tochter und Gottlob, daß ich es sagen kann, da Ihre
Gnade dazu mich berechtigt
Ihre Freundin Luise.
• Eine ganz vorzügliche Mutter des Landes war auch Katharina
Paulowna, eine geborne Großfürstin von Rußland, die Gemahlin des
Königs von Würteiuberg. Ihre mitleidige, fromme und gute Seele
half der Armuth auf, welche durch die Drangsale des Krieges und
durch eingetretenen Mißwachs hoch gestiegen war, und trieb sie an,
alle gefühlvollen Seelen Würtembergs, besonders aber die Frauen als
den Theil der menschlichen Gesellschaft, dessen vorzüglicher Beruf ist im
Leben zu helfen, zur Mitwirkung aufzufordern. Willig folgten Männer
und Frauen der Aufforderung ihrer edlen Landesnmtter, und der auf
diese Weise entstandene Wohlthätigkeitsverein beglückte viele Tausende
und rettete sie vor dem Hungertode. Frauen leiteten und verwalteten
die Speise- und Unterstützungsanstalten, spürten verschämte Nothleidende
aus, und unterzogen sich willig dem Geschäfte des Kochens und Ver-
theilens der Speisen. Um so manchem arnieu Staatsbürger die Mittel
zu verschaffen, ohne Verletzung des Ehrgefühls sein Leben nicht nur
zu fristen, sondern auch nützlich hinzubringen, errichtete Katharina
überall Arbeitsaustalten; denn Arbeit verschaffen, sagte sie, hilft mehr,
als Almosen geben. Zn dieser Absicht gründete sie in dem traurigen
Nothjahr 1817 eine Waarenhalle zu Stuttgart, welche den Arbeiten
verschämter Armen und den Geschenken wohlthätiger Frauen und Mädchen
eröffnet ward. Die angesehensten Frauen aus den höheren Ständen
besorgten persönlich den Verkauf. Eine Sparkasse trat in Verbindung
mit dem Wohlthätigkeitsverein und gab den Armen Gelegenheit, einen
Sparpfennig für Zeiten der Noth anzulegen. Vor Allem jedoch strebte
Katharina darnach ihre Unterthanen sittlich und geistig zu heben. Dies
Verlangen rief eine musterhafte Armenschule ins Leben, in welcher an
400 Kinder dem Müssiggange und deni Laster entrissen wurden. Mit
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart.
stantischen Kirche in Bezug auf Krankenpflege eine so geordnete Ver-
fassung erhalten, daß sie die volle Anerkennung ihrer Leistungen zu
fordern berechtigt ist. Eben so viel Gutes wirken die Kleinkinderbe-
wahranstalten, die Arbeits- und Hülfsvereine, welche Frauen gegründet
haben und leiten. Dies Gebiet ist neben der häuslichen Thätigkeit
und der Leitung der Erziehung ein reicher Wirkungskreis, in welchem
die weibliche Natur der Menschheit ohne Zweifel den größten Dienst
leisten kann!
Es hat übrigens grade in neuester Zeit nicht an Frauen gefehlt,
welche wider die herkömmlichen Ansichten von Sitte und Gewohnheit
eine neue Anschauung über die Stellung der Frauen in dem häuslichen Die <?manc>.
und öffentlichen Leben zur Geltung und Ausführung zu bringen ver-
sucht und alles Ernstes verlangt haben, man solle in allen Verhält-
nissen des Lebens das weibliche Geschlecht dem männlichen gleichstellen.
Die Engländerin Maria Wollstoncraft und ihr späterer Gemahl
William Godwin schrieben zur „Rettung der Rechte der Frauen."
Die Unnatur, welche in der Theilnahme der Frauen an den öffent-
lichen Angelegenheiten liegt, hat alle darauf bezüglichen Forderungen
wirkungslos gelassen. Darum versuchten es zuletzt geistreiche Frauen
nach dem Vorgänge der Madame Dudevant in Paris, welche als
Romanschriftstellerin unter dem Namen George Sand Aufsehen erregte,
das Unglück der Frauen in der Ehe zu finden und, um die Unter-
drückung des weiblichen Geschlechts zu verhindern, die Aufhebung der
Ehe zu verlangen, dafür aber den Frauen die Beschäftigung mit Kunst
und Wissenschaft zu sichern, ihnen das Recht zu gewähren, in ihren
Sitten, Lebensgewohnheiteu und Trachten, wenn es ihnen gefalle, ganz
den Männern nachahmen zu dürfen. Allein diese Ideen, welche den
Frauen Cigarre und Reitpeitsche sichern sollten, haben kein Glück ge-
macht. Männern und Frauen sind diese emancipirten Wesen aus mehr
als einem Grunde zuwider, und das Institut der Ehe ist in dem
staatlichen und sittlichen Leben so tief begründet, daß an ihm nie ge-
rüttelt werden darf. Von der Natnr und der Vorsehung ist das Leben
der Frauen an die Ehe und an die Familie gebunden; ohne das
Leben in der Ehe und der Familie ist ein geordnetes Staatswesen
undenkbar, weil es jeglichen Halt verliert. Die Heiligkeit der Ehe
preisgeben würde grade das Gegentheil von dem bewirken, was jene
weltbeglückenden Schwärmerinnen erstrebten; die Frauen würden durch
ihre natürliche Schwäche erliegen und weit größeres Leid erfahren, als
dies jetzt möglich und ersichtlich ist.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]
Extrahierte Personennamen: Maria_Wollstoncraft Maria William_Godwin George
Gräfin Dön-
hof abwech-
selnd eines
bedeutenden
Einflusses sich
erfreuten.
Louise Hen-
riette, die
Geniahlindes
großen Kur-
fürsten.
204 Zweite Periode der neueren Geschichte.
sichtiger Aeußerungen in Halle festgenommen und auf die alte Festung
Stolpen gebracht. Ein kleiner Garten und eine ausgewählte Bibliothek
gewährten ihr Trost in ihrer Lage, welche sie nur zu deutlich an
die Vergänglichkeit irdischen Glückes erinnerte. Nach fast 50jähriger
Gefangenschaft starb sie daselbst (1765). Die Verschwendungen am
sächsischen Hofe sollten unter August Hi. noch nicht aufhören; der
Minister Brühl, welcher den Kurfürsten zu beherrschen verstand, bezog
allein, wie schon oben bemerkt, ein jährliches Einkommen von 52,000
Thalern und ließ sich überdies vom Könige die reichsten Besitzungen
schenken. Sein Hofstaat war nicht minder glänzend, als der des Königs,
und seine Lebensweise überaus verschwenderisch. Er hielt für sich 200
Bediente und eine adelige Ehrenwache; seine Bibliothek und seine Samm-
lungen kosteten ungeheure Summen. Friedrich der Große sagte von
Brühl: „Er war der Mann des 18. Jahrhunderts, welcher die meisten
Kleider, Uhren, Spitzen, Stiefeln, Schuhe und Pantoffeln hatte. Cäsar
würde ihn zu jenen pafümirten und frisirten Köpfen gezählt haben, die
er nicht fürchtete." Die Schulden stiegen von Jahr zu Jahr, das Land
wurde fürchterlich mit Steuern geplagt.
Auch andere Höfe Deutschlands ahmten französische Sitten und
Gebräuche auf eine unrühmliche Art nach. Baiern, Hannover und
Würtemberg erlebten ähnliche Vorgänge wie Sachsen. In Würtem-
berg halfen die Gräfinnen von Urach und von Hohenheim das Mark
des Landes verzehren; sie spielten die nämlichen Rollen im Kleinen,
wie die Maintenon und Pompadour im Großen. Während selbst die
geistlichen Höfe Deutschlands von dem allgemeinen Hange zur Ueppig-
keit und Verschwendung, zum Wohlleben und Unfug fortgerissen wurden,
beobachteten der kaiserliche Hof in Wien und der brandenburgische in
Berlin größere Einfachheit und Ehrbarkeit.
Von Maria Theresia war schon oben ausführlich die Rede; wir
wenden uns darum sogleich zu den Gemahlinnen des großen Kurfürsten
von Preußen. Derselbe war zuerst mit Louise Henriette von Oranien
vermählt. Einfach und fromm erzogen, war sie zu einer blühenden
Jungfrau herangewachsen, deren Anmuth und Herzensgüte von Zeit-
genossen lebhaft geschildert wird. Sie vermählte sich 1646 mit dem
Kurfürsten und war ihm eine äußerst treue, liebevolle Gattin, welche
in echt christlicher Weise Leid und Freud mit dem Gemahle theilte.
Ihre Klugheit wußte in den schwierigsten Lagen trefflichen Rath zu
geben und machte dem sie Kurfürsten noch unentbehrlicher. Rastlos „
war sie bemüht, das Wohl des Volkes und des Landes zu fördern;
mit gutem Beispiel ging sie bei allen nützlichen Beschäftigungen und
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Louise_Hen- August Brühl Friedrich_der_Große Friedrich von
Brühl Cäsar Maria_Theresia Maria Theresia Louise_Henriette_von_Oranien
Extrahierte Ortsnamen: Dön-
hof Stolpen Deutschlands Baiern Hannover Sachsen Hohenheim Maintenon Deutschlands Wien Berlin
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution.
Staatensystems sei. Und dieser Rolle hatte das neue Königreich
Preußen im spanischen Erbfolgekrieg, namentlich bei Eugens glücklichem
Entsätze von Turin und in der Schlacht bei Hochstädt (S. 144) alle
Ehre gemacht. Friedrich I. (so hieß der erste König von Preußen)
verrieth eine vorherrschende Neigung zu Pracht und Glanz; seine Hof-
haltung gehörte zu den glänzendsten in Europa. Dies trug nicht
wenig dazu bei, Künste und Wissenschaften, besonders Baukunst und
Malerei zu heben. Auf der andern Seite gab freilich der bei Hofe
übliche Aufwand und die zuweilen mißbrauchte Freigebigkeit des Königs
Veranlassung, den Bürger- und Bauernstatid mit größeren Abgaben zu
belasten. Beim Tode des Königs war die Staatskasse und das durch
die Pest zum Theil entvölkerte Land im Zustande großer Erschöpfung
und Noth.
2. Friedrichs Ii. Iugendjahre.
Friedrich Wilhelm I. (1713—1740) war in Allem das Gegen-
theil seines Vaters; er haßte alle Pracht und Verschwendung und übte
von Jugend auf eine ihm von Natur eigene Sparsamkeit. Unverholen
äußerte er seinen Unwillen über die ungeheure Verschwendung am Hofe
seines Vaters und verkaufte, als er den Thron bestiegen hatte, die kost-
baren Juwelen und Geräthschaften, um die Schulden bezahlen zu können.
Jeder Lupus ward verbannt, das Hofpersonal beschränkt und die Lebens-
weise der königlichen Familie ganz bürgerlich eingerichtet. Kleidung und
Hausgeräth waren höchst einfach, und die Königin mußte sich mit ihren
Töchtern häuslichen Arbeiten unterziehen. Für Wissenschaft und Kunst
hatte der König wenig Sinn, desto mehr für die Jagd und das Heer.
Sein Stolz und seine größte Freude war seine Leibgarde, die aus lauter
riesengroßen Leuten bestand. Weder Geld noch List noch Gewalt wurden
gespart, wenn es galt einen Soldaten zu gewinnen, welcher zu seiner
Riesengarde paßte, und wollte ihm ein fremder Fürst eine Ueberraschung
bereiten, so brauchte er ihm nur einen „recht langen Kerl" zu schenken-
1712 ward dem König Friedrich Wilhelm I., welcher mit der
hannöverschen Prinzessin Sophia Dorothea vermählt war, ein Sohn
geboren, der nachmalige Friedrich der Große. Ein ungeheurer Jubel
herrschte in Berlin, und der König selbst war außer sich vor Freude.
Sobald der Prinz 7 Jahre alt war (die Erzieherin seiner ersten Kinder-
jahre war Frau vou Rocoulle, eine französische Emigrantin, durch
welche Friedrich eine besondere Vorliebe für die französische Sprache er-
hielt), übertrug der König die Erziehung seines Sohnes dem Grafen von
Finkenstein und dem Obersten von Kalkstein und gab denselben eine
Friedrich
Wilhelm I.
1713-1740
Friedrich Ii.
wird zu Ber-
lin 1712 ge-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Extrahierte Personennamen: Eugens Eugens Friedrich_I. Friedrichs Friedrichs Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Sophia_Dorothea Friedrich_der_Große Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Turin Hochstädt Europa Bürger- Berlin
Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden.
113
Wie Martin Luther an Katharina von Bora, so hatte Ulrich Annarein-
Zwingli in Zürich an Anna Reinhart eine würdige Lebensgefährtin
gefunden. Anna Reinhart war zuerst an Georg Meyer in Knonau Knonau wird
vermählt gewesen, aber frühzeitig Wittwe geworden. Zwingli war ^wmgii's
durch ihr Söhnchen Gerold, einen fleißigen, aufgeweckten Knaben, der
Fanlilie bekannt geworden und hatte sich 1524 mit Anna vermählt.
Die geschäftige Lästerzunge warf ihm vor, er habe die steinreiche Wittwe
nur genommen, um in Zürich fortan in Saus und Braus leben zu
können. Allein wir wissen aus Zwingli's Schriften, daß Anna aller-
dings 400 Gulden Kapitalvermögen und prächtige Kleider, Ringe und
andere Kostbarkeiten besessen, aber vom Tage ihrer Verehelichung den
Plunder nicht einmal angerührt, geschweige zur Schau getragen hat.
Sie war eine überaus schlichte, gebildete und gottesfürchtige Frau, las
fleißig und am liebsten in der heiligen Schrift und nahm an den
wissenschaftlichen Bestrebungen jener Zeit lebhaften Antheil. Daneben
besuchte, tröstete und unterstützte sie die Nothleidenden und Armen und
verwaltete pünktlich und sparsam das eigene Hauswesen. Als 1531
ihr Gemahl auf Befehl des Zürcher Raths die Truppen in den Krieg
gegen die katholischen Stände als Feldprediger begleiten mußte, entließ
sie ihn mit heißen Segenswünschen. Ihre bangen Ahnungen hatten
sie nicht betrogen. In der unglücklichen Schlacht bei Kappel verlor
Zwingli sein Leben, und mit ihm fielen am gleichen Tage Anna's
Sohn, ihr Tochtermann, ihr Schwager und ihr Bruder. Mit frommem,
gottergebenem Sinn ertrug die edle Frau die harten Schläge des
Schicksals; man sah sie fortan nur noch im Kreise ihrer Kinder und
in der Kirche. 1538 starb sie, beweint von Allen, welche die tugend-
hafte Wittwe kannten.
Gleichzeitig mit Luther lebte Katharina, Fürstin von Schwarzburg-
Rudolstadt, welche durch ihr entschlossenes Betragen den fürchterlichen
Herzog von Alba beinahe zum Zittern gebracht hätte. Als Kaiser
Karl V. nach der Schlacht bei Mühlberg aus seinem Zuge nach Franken
und Schwaben auch durch Thüringen kam, wirkte Katharina einen
Sauvegardebrief bei ihm aus, daß ihre Unterthanen von der durch-
ziehenden spanischen Armee nichts zu leiden haben sollten. Dagegen
machte sie sich verbindlich, Brod und Bier gegen billige Bezahlung
aus Rudolstadt an die Saalbrücke schaffen zu lassen, um die spanischen
Truppen, welche dort übersetzen würden, zu versorgen. Doch gebrauchte
sie dabei die Vorsicht, die Brücke dicht bei der Stadt abbrechen und in
einer größeren Entfernung über das Wasser schlagen zu lassen, da-
Cassians Geschichte. Iii. 2. Stuft, v. Stacke.
8
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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210
Zweite Periode der neueren Geschichte.
ruhender, aus verschiedenen Stockwerken bestehender und gepuderter, mit
Blumen, Federn und Bändern verschwenderisch gezierter Haarthurm,
welcher die natürliche Größe der Frauen bedeutend hob*). Der Fuß
ward durch ein zollhohes, an der Sohle des seidenen Ballschuhes an-
gebrachtes Stelzchen genöthigt, auf der Spitze zu schweben. Das aus
Fischbeinstäbchen haruischartig zusammengefügte, fest angelegte Corset
schnürte die Taille über den Hüften wespeuartig zusammen. Ueber
den weitschweifigen Reisrock floß ein mit tausend Falten garnirtes
Seidengewand und über dieses das mit einer Schleppe versehene Ober-
kleid von gleichem Stoss, welches zu beiden Seiten mit reichem Besätze
geschmückt war und vorn aus einander siel. Die Aermel desselben
waren mit Blonden reich besetzt und reichten bis zum Ellbogen; lange,
parfümirte Handschuhe deckten die Vorderarme. Die Schminkkunst war
rafsiuirt ausgebildet, jüngeren Leuten aber an manchen Orten durch
die Sitte untersagt. Dabei führten die Damen elegante Perlemutter-
döscheu, die einen Vorrath von schwarzen, englischen Schönheitspfläster-
chen enthielten. Diese wurden in Gestalt von Sternchen und Herzchen
auf Wange und Kinn geklebt und sollten die fehlenden Grübchen er-
setzen oder den Ausdruck des Mieneuspiels erhöhen.
Das gesellige Leben der bürgerlichen Kreise bewegte sich in den
strengen Formen herkömmlicher Sitte. Es war unmöglich, daß eine
Frau ungenirt öffentlich erschien. Keine Frau konnte ohne männliche
Begleitung im Theater, auf Bällen oder Spaziergängen erscheinen; es
galt sogar für unanständig, ohne Kammermädchen über die Straße, zur
Kirche, auf den Markt oder in einen Kaufladen zu gehen. Man setzte
die Bestimmung der Frauen und Töchter bürgerlicher Familien in der
treuen Führung des Hauswesens, und was damit nicht in Verbindung
stand, ward nicht geliebt. Man sah es ungern, wenn Frauen und
Töchter bürgerlicher Kreise sich mit Lektüre befaßten, verlangte strenge
Unterwürfigkeit unter die Anordnungen des Hausvaters, und auch die
Brüder übten den Schwestern gegenüber eine gewisse Oberhoheit aus.
Daraus ist es bei dem Mangel guter Mädchenschulen auch sehr erklär-
lich, daß die Bildung der Frauen nicht hoch stand, aber dieser Mangel
wurde durch einen guten Mutterwitz und natürliche Heiterkeit genugsam
ausgewogen. Nur wenige Frauen jener Zeit haben sich auf dem Ge-
biete der Kunst und Wissenschaft bemerkbar gemacht; wir nennen von
*) Fontangen nannte man diese abscheuliche Frisur nach ihrer Erfinderin,
dem Fräulein von Fontanges (S. 198).
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
120
Erste Periode der neueren Geschichte.
einfachen Bauersleuten, deren Liebe und Menschenfreundlichkeit sie alles
erlebte Ungemach vergessen ließ. Da ward plötzlich die Bäuerin todt-
krank. Nachdem sie noch von Metta die Zusage erhalten hatte, sie
werde sich nach ihrem Tode ihrer Kinder treulich annehmen, verschied sie.
Metta hielt ihr Versprechen gewissenhaft und beschäftigte sich lediglich
mit dem Wohle ihrer Pflegekinder. Dabei besorgte sie das ihr an-
vertraute Hanswesen so vortrefflich, daß sie der dankbare Bauersmann
(er hieß Saalmann) zur Frau nahm. Dies ärgerte viele Frauen im
Dorfe, welche nicht wußten, wer das fremde, zurückgezogene Mädchen
war. Da sich Saalmanns Verhältnisse immer besser gestalteten, so
verbreiteten sich bald über Metta zweideutige Gerüchte, sie stehe mit
Geistern im engen Bunde. Zufällig erkrankte damals ein Kind im
Dorfe; der Vater beschuldigte eine Bäuerin der Hexerei an seinem
Kind, und diese bekannte auf der Folter, daß sie und Metta Hexen
seien. Trotz allen Betheuerungen Saalmanns und Metta's ward die
arme, unschuldige Frau gefoltert, und als der Henker an ihrer linken
Schulter eine Narbe entdeckte, was damals für ein Zeichen galt, wo-
mit der Teufel seine Genossinnen zeichne, war au eine Rettung nicht
mehr zu denken. Metta ward verurtheilt lebendig verbrannt zu wer-
den; aber noch ehe der Unglückstag anbrach, war sie den Folgen der
erlittenen Martern erlegen. Ihr Leichnam wurde unter dem Galgen
eingescharrt. Solches geschah in Deutschland noch 1667.
Dis Lage der Werfen wir schließlich noch einen Blick auf die geselligen Ver-
Allgemeinen. hältnisse jener Zeit, so fällt uns ein großer Unterschied zwischen den
im Norden und Süden von Europa herrschenden Sitten auf. In
Spanien, Portugal und Italien beobachteten die Frauen noch immer
die strenge Abgeschlossenheit und Zurückgezogenheit, welche wir schon
früher kennen lernten (Ii. S. 237). Es war viel, wenn sie sich ein-
mal im Jahre an einem allgemeinen Festtage öffentlich zeigten. Edel-
frauen hatten das Recht, bei besonderen Festlichkeiten sich am Fenster
oder auf dem Balkon zu zeigen, das Theater zu besuchen oder spazieren
zu fahren; aber stets erschienen sie ohne die Männer. Bei großen
Hoffesten, Bällen und prachtvollen Gastmählern erschienen sie in Be-
gleitung derselben und wurden von ihnen auch bedient. Größere Frei-
heiten genossen die Frauen in Deutschland und England. Bei den
Gastmählern erschienen Frauen und Töchter, obwohl solche Gelage
höchst nachtheilig auf die Sittlichkeit einwirken mußten. Denn bei
Mahl- und Hochzeiten ward eine solche Unmasse von Speisen und
Getränken aufgetischt, daß man ganze Tage und Nächte saß, und Alles
aus gegenseitiges Zutrinken und Berauschen hinauslief. Betrunken und
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Saalmanns
Extrahierte Ortsnamen: Saalmanns Deutschland Europa Spanien Portugal Italien Deutschland England Mahl-
Aus der deutschen Vorzeit.
11
von der Jungfrau selten vor dem 20. Lebensjahre eingegangen. Die
Tochter erhielt keine Mitgift; der Bräutigam mußte vielmehr die Braut
den Eltern förmlich abkaufen und auch der Braut ein aufgezäumtes
Roß, einen Schild und Speer schenken. Diese Gabe hatte bei den
Germanen eine tiefe Bedeutung und erinnerte die Frau, da sie dem
Herrn in den Krieg folgte, an ihre Pflicht, daß sie im Krieg und
Frieden, im Glück und Unglück die treue Gefährtin des Mannes bleiben
und mit ihm leben und sterben müsse. Sie empfing an ihrem Ehren-
tage, was sie unversehrt und würdig ihren Kindern übergeben, und was
ihre Schwiegertochter einst wieder empfangen sollte, um es den Enkeln
zu überliefern.
Im Hause war die Frau die über das gesammte Hauswesen Ihre Beschäf-
gebietende Herrin; ihr gehorchten Knechte und Mägde, ihr lag die t,suni,eu*
Bestellung des Feldes, die Bereitung der Speisen, die Anfertigung der
Kleider, die Erziehung der Kinder und die Pflege der Kranken ob.
Insbesondere war der Hausmutter die Leitung, Wartung und Pflege
der Jugend anvertraut, da man sie den Ammen und Mägden nicht
überlassen wollte. Die ganze Erziehung war auf Abhärtung berechnet; Erziehung
der Freigeborne und der Sklavensohn wurden gleich gehalten. Erst Kl 3u^nt-
später trennte sich im Leben der Freie von dem Sklaven. Unter den
Spielen der Jugend war insbesondere der Waffentanz beliebt, bei wel-
chem sich die Jünglinge tanzend zwischen Lanzen und Schwertern ein-
herbewegten. Der Lohn bei diesem gefährlichen Spiel war die Freude
und Lust der Zuschauer. Hatte der Jüngling unter diesen und ähn-
lichen Uebungen das bestimmte Alter erreicht und sich körperlich ent-
wickelt und ausgebildet, so wurden ihm in feierlicher Versammlung die
Zeichen des freien Mannes, Schild und Speer, überreicht; nun trat er
in die Reihen des Heeres ein und durfte fortan als wahrhafter, freier
Mann an allen öffentlichen Verhandlungen Theil nehmen und einen
eignen Heerd gründen. Nach dem Tode des Vaters erbten die Söhne
das väterliche Gut; die Töchter hatten keinen Antheil an demselben.
Die freien Germanen trugen als äußeres Abzeichen ihrer Freiheit Auszeich-
den Schmuck der Waffen; die Knechte wurden dieser Auszeichnung nicht Ger-
für würdig erachtet. Nicht alle Stämme der alten Germanen hatten "°"en.
Könige. Wo man sie einsetzte, wählte man die Besten und Tapfersten
aus den edleren Geschlechtern. Die einmal -übertragene königliche
Würde blieb in diesem Geschlechte erblich, doch so, daß der Nachfolger
vom Volke immer aus demselben Geschlechte gewählt wurde. Die
Macht der Könige war von der Entscheidung der Volksversammlung ab-
hängig. Die alten Germanen zeichneten sich stets durch Treue und
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
Vom Untergang des weströmischen Reichs bis zur Erneuerung rc. 69
noch weniger essen; sie bewohnen einen abgeschlossenen Theil des Hauses,
welcher nach dem Garten geht und mit hohen Mauern eingeschlossen
ist. Sie dürfen sich ohne Schleier nie zeigen, ohne zahlreiche Be-
gleitung nicht ausgehen, außer in das Bad, oder zu einer Feierlichkeit
oder zu einer Freundin. Dabei führen sie ein langweiliges, einförmiges Sie führen
Leben. Geistige Beschäftigung kennen sie nicht; die Geschäfte der Haus-
Haltung besorgen Sklavinnen. Sie kennen kein höheres Streben; Putz
und Genuß ist Alles, was sie wünschen. Darum fehlt ihnen auch
Feinheit der Sitte, Anmuth in der Unterredung und geistige Durch-
bildung. Dagegen trifft man Weichlichkeit, Trägheit, Geldgier, Herrsch-Ihr- Laster
sucht, Neid, Eifersucht und eine Menge anderer widerlicher Eigenschaften,
welche durch Schönheit und Gestalt nimmer ausgewogen werden können, schätziwerdcn
Die muhamedanischen Frauen werden gering geschätzt, und müssen wir
auch einräumen, daß sie bei anderer Leitung und veränderter Lebens-
weise bessere Wesen sein könnten, so verdienen sie doch setzt, wie sie sind,
diese Geringschätzung vollkommen. Ihr ganzes Leben lang bleiben sie Sie sind von
Kinder am Verstände und werden darum auch vor dem Gesetze als den n;äntli
, . lichen Ver-
Kinder betrachtet, welche keinen eignen Willen haben. Väter, Brüder wandten ganz
oder männliche Verwandten sind die Gebieter der Mädchen. Bei der abhängig
Verheirathung übernimmt der Mann dies Amt und zwar der Mann,
welchen sie vor der Vermählung nie gesehen haben, und der durch die
Ehe das Recht erhält, sie nach Belieben zu geißeln, einzukerkern, zu
verstoßen oder wieder aufzunehmen. Nur in solchen Fällen, wo bei
hoher Abkunft oder großem Vermögen die Braut sich einen besonderen
Heirathsvertrag ausbedungen hat, sind die Rechte des Mannes beschränkt,
und die Frau sieht sich nicht ganz seiner Willkür preisgegeben.
Etwas günstiger gestaltete sich allerdings die Lage der Frauen Die muhame-
bei den Arabern in Spanien. Die unmittelbare Berührung mit den bami^6n
„ , Frauen der
Ehnsten mußte auch auf Sitte und Leben der Araber merklichen Ein- Araber in
sluß ausüben, was für die Frauen den wesentlichen Vortheil brachte, ^tpt“”ie“u
daß sie in Spanien mit weit mehr Freundlichkeit und ritterlicher Artig- bess-re4lvos.
keit behandelt wurden, als im Orient. Auch bei öffentlichen Feierlich-
keiten dursten sie sich im Abendland weit freier bewegen, als eine
Orientalin je erwarten durfte.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Vom Untergang des weströmischen Reichs bis zur Erneuerung rc. 61
spielen und Carls Tochter Emma in der Musik unterrichten. Einst
musicirten Emma und Eginhard, welche sich liebten, noch spät am
Abend. Da frischer Schnee gefallen war, welcher zum Verräther hätte
werdev können, wenn Eginhard über den Hof nach Hause gegangen
wäre, so nahm Emma, aus Besorgniß den Vater zu erzürnen, wenn er
Eginhards späten Besuch vernehme, den geliebten Freund und Lehrer-
auf den Rücken und trug ihn über den Hof. Aber Kaiser Carl pflegte
-des Nachts öfter auszustehen und am Fenster zu sehen. Eben als Emma
mit Eginhard unter seinem Fenster vorbeiging, erblickte der Vater beim
hellen Mondschein den seltsamen Zug. Am andern Tage ließ Carl
Beide vor sich kommen, gab ihnen einen Verweis wegen ihrer Unbe-
sonnenheit und ließ sie darnach trauen.
Carl war von hervorragender Größe. Seine Gestalt bot, er Carls körper
mochte sitzen oder stehen, eine höchst würdige, stattliche Erscheinung. Er tidj^a®e^en
hatte einen festen Gang, eine durchaus männliche Haltung, eine helle
Stimme und ein freundliches Gesicht. Durch seine einfache, regelmäßige
Lebensweise wurde seine an sich schon ungewöhnliche Körperkraft nur
noch erhöht, und es war ihm ein Leichtes, ein Hufeisen zu zerbrechen,
einen geharnischten Mann wie ein Kind emporzuheben und schwere
Lasten zu tragen. Er hatte drei Söhne, Carl, Pipin und Ludwig;
nur der jüngste überlebte den Vater. Als Carl 813 auf einer Jagd
in einer Schwäche der Füße die Vorboten des nahen Todes ahnete,
berief er die Großen des Reiches nach Aachen und enipfahl ihnen seinen
Sohn Ludwig als Nachfolger, legte diesem die heiligen Pflichten eines
Regenten ans Herz und ermahnte ihn, Gott zu fürchten und seine
Gebote zu halten, seine Verwandten zu lieben und seinem Volke mit
einem tugendhaften Lebenswandel voranzugehen.
Am 20. Januar 814 ward Carl von einem heftigen Fieber über- Sein Tod
fallen; er wollte sich mit seinem gewöhnlichen Heilmittel, mit Fasten, be-
helfen, allein sein Körper ging der Auflösung entgegen. - Am siebenten
Tage seiner Krankheit empfing er das heilige Abendmahl und am
folgenden Morgen verschied er. Mit sterbender Hand machte er über
Stirn und Brust das Zeichen des Kreuzes, faltete die Hände und sprach
leise mit geschlossenen Augen: „Vater! in deine Hände befehle ich
meinen Geist."
8. 16. Die Frauen in dem ersten Zeitabschnitt des Mittelalters.
In der ersten Periode des Mittelalters mußte durch die Einfälle
barbarischer Völker die Cultur des Abendlandes mit den, Untergange ®fjj
teig weströmischen Reiches sinken, und der kriegerische Geist jener Zeit,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Emma Emma Emma Carl Emma Carl
Beide Carl Carl Ludwig Ludwig Carl Ludwig Ludwig Carl