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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 310

1868 - Mainz : Kunze
310 Dritte Periode der neueren Geschichte. Königin Ka- tharina von Würiemberg, eine geborne Großfürstin von Rußland. Gelassenheit, die nur Ruhe des Gewissens und reine Zuversicht geben kann. Deßwegen seien Sie überzeugt, bester Vater, daß wir nie ganz unglücklich sein können, und daß Mancher mit Kronen und Glück be- drückt nicht so sroh ist, als wir es sind. Gott senke jedem Guten den Frieden in seine Brust, und er wird noch immer Ursache zu Freude haben. Noch Eins zu Ihrem Troste, daß nie Etwas von unserer Seite geschehen wird, das nicht mit der strengsten Ehre verträglich ist, und was mit deut Ganzen geht. Denken Sie nicht an einzelne Er- bärmlichkeiten. Auch Sie wird das trösten, das weiß ich, sowie Alle, die mir angehören. Ich bin auf ewig Ihre treue, gehorsame, Sie innigliebende Tochter und Gottlob, daß ich es sagen kann, da Ihre Gnade dazu mich berechtigt Ihre Freundin Luise. • Eine ganz vorzügliche Mutter des Landes war auch Katharina Paulowna, eine geborne Großfürstin von Rußland, die Gemahlin des Königs von Würteiuberg. Ihre mitleidige, fromme und gute Seele half der Armuth auf, welche durch die Drangsale des Krieges und durch eingetretenen Mißwachs hoch gestiegen war, und trieb sie an, alle gefühlvollen Seelen Würtembergs, besonders aber die Frauen als den Theil der menschlichen Gesellschaft, dessen vorzüglicher Beruf ist im Leben zu helfen, zur Mitwirkung aufzufordern. Willig folgten Männer und Frauen der Aufforderung ihrer edlen Landesnmtter, und der auf diese Weise entstandene Wohlthätigkeitsverein beglückte viele Tausende und rettete sie vor dem Hungertode. Frauen leiteten und verwalteten die Speise- und Unterstützungsanstalten, spürten verschämte Nothleidende aus, und unterzogen sich willig dem Geschäfte des Kochens und Ver- theilens der Speisen. Um so manchem arnieu Staatsbürger die Mittel zu verschaffen, ohne Verletzung des Ehrgefühls sein Leben nicht nur zu fristen, sondern auch nützlich hinzubringen, errichtete Katharina überall Arbeitsaustalten; denn Arbeit verschaffen, sagte sie, hilft mehr, als Almosen geben. Zn dieser Absicht gründete sie in dem traurigen Nothjahr 1817 eine Waarenhalle zu Stuttgart, welche den Arbeiten verschämter Armen und den Geschenken wohlthätiger Frauen und Mädchen eröffnet ward. Die angesehensten Frauen aus den höheren Ständen besorgten persönlich den Verkauf. Eine Sparkasse trat in Verbindung mit dem Wohlthätigkeitsverein und gab den Armen Gelegenheit, einen Sparpfennig für Zeiten der Noth anzulegen. Vor Allem jedoch strebte Katharina darnach ihre Unterthanen sittlich und geistig zu heben. Dies Verlangen rief eine musterhafte Armenschule ins Leben, in welcher an 400 Kinder dem Müssiggange und deni Laster entrissen wurden. Mit

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 315

1868 - Mainz : Kunze
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. stantischen Kirche in Bezug auf Krankenpflege eine so geordnete Ver- fassung erhalten, daß sie die volle Anerkennung ihrer Leistungen zu fordern berechtigt ist. Eben so viel Gutes wirken die Kleinkinderbe- wahranstalten, die Arbeits- und Hülfsvereine, welche Frauen gegründet haben und leiten. Dies Gebiet ist neben der häuslichen Thätigkeit und der Leitung der Erziehung ein reicher Wirkungskreis, in welchem die weibliche Natur der Menschheit ohne Zweifel den größten Dienst leisten kann! Es hat übrigens grade in neuester Zeit nicht an Frauen gefehlt, welche wider die herkömmlichen Ansichten von Sitte und Gewohnheit eine neue Anschauung über die Stellung der Frauen in dem häuslichen Die <?manc>. und öffentlichen Leben zur Geltung und Ausführung zu bringen ver- sucht und alles Ernstes verlangt haben, man solle in allen Verhält- nissen des Lebens das weibliche Geschlecht dem männlichen gleichstellen. Die Engländerin Maria Wollstoncraft und ihr späterer Gemahl William Godwin schrieben zur „Rettung der Rechte der Frauen." Die Unnatur, welche in der Theilnahme der Frauen an den öffent- lichen Angelegenheiten liegt, hat alle darauf bezüglichen Forderungen wirkungslos gelassen. Darum versuchten es zuletzt geistreiche Frauen nach dem Vorgänge der Madame Dudevant in Paris, welche als Romanschriftstellerin unter dem Namen George Sand Aufsehen erregte, das Unglück der Frauen in der Ehe zu finden und, um die Unter- drückung des weiblichen Geschlechts zu verhindern, die Aufhebung der Ehe zu verlangen, dafür aber den Frauen die Beschäftigung mit Kunst und Wissenschaft zu sichern, ihnen das Recht zu gewähren, in ihren Sitten, Lebensgewohnheiteu und Trachten, wenn es ihnen gefalle, ganz den Männern nachahmen zu dürfen. Allein diese Ideen, welche den Frauen Cigarre und Reitpeitsche sichern sollten, haben kein Glück ge- macht. Männern und Frauen sind diese emancipirten Wesen aus mehr als einem Grunde zuwider, und das Institut der Ehe ist in dem staatlichen und sittlichen Leben so tief begründet, daß an ihm nie ge- rüttelt werden darf. Von der Natnr und der Vorsehung ist das Leben der Frauen an die Ehe und an die Familie gebunden; ohne das Leben in der Ehe und der Familie ist ein geordnetes Staatswesen undenkbar, weil es jeglichen Halt verliert. Die Heiligkeit der Ehe preisgeben würde grade das Gegentheil von dem bewirken, was jene weltbeglückenden Schwärmerinnen erstrebten; die Frauen würden durch ihre natürliche Schwäche erliegen und weit größeres Leid erfahren, als dies jetzt möglich und ersichtlich ist.

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 204

1868 - Mainz : Kunze
Gräfin Dön- hof abwech- selnd eines bedeutenden Einflusses sich erfreuten. Louise Hen- riette, die Geniahlindes großen Kur- fürsten. 204 Zweite Periode der neueren Geschichte. sichtiger Aeußerungen in Halle festgenommen und auf die alte Festung Stolpen gebracht. Ein kleiner Garten und eine ausgewählte Bibliothek gewährten ihr Trost in ihrer Lage, welche sie nur zu deutlich an die Vergänglichkeit irdischen Glückes erinnerte. Nach fast 50jähriger Gefangenschaft starb sie daselbst (1765). Die Verschwendungen am sächsischen Hofe sollten unter August Hi. noch nicht aufhören; der Minister Brühl, welcher den Kurfürsten zu beherrschen verstand, bezog allein, wie schon oben bemerkt, ein jährliches Einkommen von 52,000 Thalern und ließ sich überdies vom Könige die reichsten Besitzungen schenken. Sein Hofstaat war nicht minder glänzend, als der des Königs, und seine Lebensweise überaus verschwenderisch. Er hielt für sich 200 Bediente und eine adelige Ehrenwache; seine Bibliothek und seine Samm- lungen kosteten ungeheure Summen. Friedrich der Große sagte von Brühl: „Er war der Mann des 18. Jahrhunderts, welcher die meisten Kleider, Uhren, Spitzen, Stiefeln, Schuhe und Pantoffeln hatte. Cäsar würde ihn zu jenen pafümirten und frisirten Köpfen gezählt haben, die er nicht fürchtete." Die Schulden stiegen von Jahr zu Jahr, das Land wurde fürchterlich mit Steuern geplagt. Auch andere Höfe Deutschlands ahmten französische Sitten und Gebräuche auf eine unrühmliche Art nach. Baiern, Hannover und Würtemberg erlebten ähnliche Vorgänge wie Sachsen. In Würtem- berg halfen die Gräfinnen von Urach und von Hohenheim das Mark des Landes verzehren; sie spielten die nämlichen Rollen im Kleinen, wie die Maintenon und Pompadour im Großen. Während selbst die geistlichen Höfe Deutschlands von dem allgemeinen Hange zur Ueppig- keit und Verschwendung, zum Wohlleben und Unfug fortgerissen wurden, beobachteten der kaiserliche Hof in Wien und der brandenburgische in Berlin größere Einfachheit und Ehrbarkeit. Von Maria Theresia war schon oben ausführlich die Rede; wir wenden uns darum sogleich zu den Gemahlinnen des großen Kurfürsten von Preußen. Derselbe war zuerst mit Louise Henriette von Oranien vermählt. Einfach und fromm erzogen, war sie zu einer blühenden Jungfrau herangewachsen, deren Anmuth und Herzensgüte von Zeit- genossen lebhaft geschildert wird. Sie vermählte sich 1646 mit dem Kurfürsten und war ihm eine äußerst treue, liebevolle Gattin, welche in echt christlicher Weise Leid und Freud mit dem Gemahle theilte. Ihre Klugheit wußte in den schwierigsten Lagen trefflichen Rath zu geben und machte dem sie Kurfürsten noch unentbehrlicher. Rastlos „ war sie bemüht, das Wohl des Volkes und des Landes zu fördern; mit gutem Beispiel ging sie bei allen nützlichen Beschäftigungen und

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 169

1868 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. Staatensystems sei. Und dieser Rolle hatte das neue Königreich Preußen im spanischen Erbfolgekrieg, namentlich bei Eugens glücklichem Entsätze von Turin und in der Schlacht bei Hochstädt (S. 144) alle Ehre gemacht. Friedrich I. (so hieß der erste König von Preußen) verrieth eine vorherrschende Neigung zu Pracht und Glanz; seine Hof- haltung gehörte zu den glänzendsten in Europa. Dies trug nicht wenig dazu bei, Künste und Wissenschaften, besonders Baukunst und Malerei zu heben. Auf der andern Seite gab freilich der bei Hofe übliche Aufwand und die zuweilen mißbrauchte Freigebigkeit des Königs Veranlassung, den Bürger- und Bauernstatid mit größeren Abgaben zu belasten. Beim Tode des Königs war die Staatskasse und das durch die Pest zum Theil entvölkerte Land im Zustande großer Erschöpfung und Noth. 2. Friedrichs Ii. Iugendjahre. Friedrich Wilhelm I. (1713—1740) war in Allem das Gegen- theil seines Vaters; er haßte alle Pracht und Verschwendung und übte von Jugend auf eine ihm von Natur eigene Sparsamkeit. Unverholen äußerte er seinen Unwillen über die ungeheure Verschwendung am Hofe seines Vaters und verkaufte, als er den Thron bestiegen hatte, die kost- baren Juwelen und Geräthschaften, um die Schulden bezahlen zu können. Jeder Lupus ward verbannt, das Hofpersonal beschränkt und die Lebens- weise der königlichen Familie ganz bürgerlich eingerichtet. Kleidung und Hausgeräth waren höchst einfach, und die Königin mußte sich mit ihren Töchtern häuslichen Arbeiten unterziehen. Für Wissenschaft und Kunst hatte der König wenig Sinn, desto mehr für die Jagd und das Heer. Sein Stolz und seine größte Freude war seine Leibgarde, die aus lauter riesengroßen Leuten bestand. Weder Geld noch List noch Gewalt wurden gespart, wenn es galt einen Soldaten zu gewinnen, welcher zu seiner Riesengarde paßte, und wollte ihm ein fremder Fürst eine Ueberraschung bereiten, so brauchte er ihm nur einen „recht langen Kerl" zu schenken- 1712 ward dem König Friedrich Wilhelm I., welcher mit der hannöverschen Prinzessin Sophia Dorothea vermählt war, ein Sohn geboren, der nachmalige Friedrich der Große. Ein ungeheurer Jubel herrschte in Berlin, und der König selbst war außer sich vor Freude. Sobald der Prinz 7 Jahre alt war (die Erzieherin seiner ersten Kinder- jahre war Frau vou Rocoulle, eine französische Emigrantin, durch welche Friedrich eine besondere Vorliebe für die französische Sprache er- hielt), übertrug der König die Erziehung seines Sohnes dem Grafen von Finkenstein und dem Obersten von Kalkstein und gab denselben eine Friedrich Wilhelm I. 1713-1740 Friedrich Ii. wird zu Ber- lin 1712 ge-

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 113

1868 - Mainz : Kunze
Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden. 113 Wie Martin Luther an Katharina von Bora, so hatte Ulrich Annarein- Zwingli in Zürich an Anna Reinhart eine würdige Lebensgefährtin gefunden. Anna Reinhart war zuerst an Georg Meyer in Knonau Knonau wird vermählt gewesen, aber frühzeitig Wittwe geworden. Zwingli war ^wmgii's durch ihr Söhnchen Gerold, einen fleißigen, aufgeweckten Knaben, der Fanlilie bekannt geworden und hatte sich 1524 mit Anna vermählt. Die geschäftige Lästerzunge warf ihm vor, er habe die steinreiche Wittwe nur genommen, um in Zürich fortan in Saus und Braus leben zu können. Allein wir wissen aus Zwingli's Schriften, daß Anna aller- dings 400 Gulden Kapitalvermögen und prächtige Kleider, Ringe und andere Kostbarkeiten besessen, aber vom Tage ihrer Verehelichung den Plunder nicht einmal angerührt, geschweige zur Schau getragen hat. Sie war eine überaus schlichte, gebildete und gottesfürchtige Frau, las fleißig und am liebsten in der heiligen Schrift und nahm an den wissenschaftlichen Bestrebungen jener Zeit lebhaften Antheil. Daneben besuchte, tröstete und unterstützte sie die Nothleidenden und Armen und verwaltete pünktlich und sparsam das eigene Hauswesen. Als 1531 ihr Gemahl auf Befehl des Zürcher Raths die Truppen in den Krieg gegen die katholischen Stände als Feldprediger begleiten mußte, entließ sie ihn mit heißen Segenswünschen. Ihre bangen Ahnungen hatten sie nicht betrogen. In der unglücklichen Schlacht bei Kappel verlor Zwingli sein Leben, und mit ihm fielen am gleichen Tage Anna's Sohn, ihr Tochtermann, ihr Schwager und ihr Bruder. Mit frommem, gottergebenem Sinn ertrug die edle Frau die harten Schläge des Schicksals; man sah sie fortan nur noch im Kreise ihrer Kinder und in der Kirche. 1538 starb sie, beweint von Allen, welche die tugend- hafte Wittwe kannten. Gleichzeitig mit Luther lebte Katharina, Fürstin von Schwarzburg- Rudolstadt, welche durch ihr entschlossenes Betragen den fürchterlichen Herzog von Alba beinahe zum Zittern gebracht hätte. Als Kaiser Karl V. nach der Schlacht bei Mühlberg aus seinem Zuge nach Franken und Schwaben auch durch Thüringen kam, wirkte Katharina einen Sauvegardebrief bei ihm aus, daß ihre Unterthanen von der durch- ziehenden spanischen Armee nichts zu leiden haben sollten. Dagegen machte sie sich verbindlich, Brod und Bier gegen billige Bezahlung aus Rudolstadt an die Saalbrücke schaffen zu lassen, um die spanischen Truppen, welche dort übersetzen würden, zu versorgen. Doch gebrauchte sie dabei die Vorsicht, die Brücke dicht bei der Stadt abbrechen und in einer größeren Entfernung über das Wasser schlagen zu lassen, da- Cassians Geschichte. Iii. 2. Stuft, v. Stacke. 8

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 210

1868 - Mainz : Kunze
210 Zweite Periode der neueren Geschichte. ruhender, aus verschiedenen Stockwerken bestehender und gepuderter, mit Blumen, Federn und Bändern verschwenderisch gezierter Haarthurm, welcher die natürliche Größe der Frauen bedeutend hob*). Der Fuß ward durch ein zollhohes, an der Sohle des seidenen Ballschuhes an- gebrachtes Stelzchen genöthigt, auf der Spitze zu schweben. Das aus Fischbeinstäbchen haruischartig zusammengefügte, fest angelegte Corset schnürte die Taille über den Hüften wespeuartig zusammen. Ueber den weitschweifigen Reisrock floß ein mit tausend Falten garnirtes Seidengewand und über dieses das mit einer Schleppe versehene Ober- kleid von gleichem Stoss, welches zu beiden Seiten mit reichem Besätze geschmückt war und vorn aus einander siel. Die Aermel desselben waren mit Blonden reich besetzt und reichten bis zum Ellbogen; lange, parfümirte Handschuhe deckten die Vorderarme. Die Schminkkunst war rafsiuirt ausgebildet, jüngeren Leuten aber an manchen Orten durch die Sitte untersagt. Dabei führten die Damen elegante Perlemutter- döscheu, die einen Vorrath von schwarzen, englischen Schönheitspfläster- chen enthielten. Diese wurden in Gestalt von Sternchen und Herzchen auf Wange und Kinn geklebt und sollten die fehlenden Grübchen er- setzen oder den Ausdruck des Mieneuspiels erhöhen. Das gesellige Leben der bürgerlichen Kreise bewegte sich in den strengen Formen herkömmlicher Sitte. Es war unmöglich, daß eine Frau ungenirt öffentlich erschien. Keine Frau konnte ohne männliche Begleitung im Theater, auf Bällen oder Spaziergängen erscheinen; es galt sogar für unanständig, ohne Kammermädchen über die Straße, zur Kirche, auf den Markt oder in einen Kaufladen zu gehen. Man setzte die Bestimmung der Frauen und Töchter bürgerlicher Familien in der treuen Führung des Hauswesens, und was damit nicht in Verbindung stand, ward nicht geliebt. Man sah es ungern, wenn Frauen und Töchter bürgerlicher Kreise sich mit Lektüre befaßten, verlangte strenge Unterwürfigkeit unter die Anordnungen des Hausvaters, und auch die Brüder übten den Schwestern gegenüber eine gewisse Oberhoheit aus. Daraus ist es bei dem Mangel guter Mädchenschulen auch sehr erklär- lich, daß die Bildung der Frauen nicht hoch stand, aber dieser Mangel wurde durch einen guten Mutterwitz und natürliche Heiterkeit genugsam ausgewogen. Nur wenige Frauen jener Zeit haben sich auf dem Ge- biete der Kunst und Wissenschaft bemerkbar gemacht; wir nennen von *) Fontangen nannte man diese abscheuliche Frisur nach ihrer Erfinderin, dem Fräulein von Fontanges (S. 198).

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 120

1868 - Mainz : Kunze
120 Erste Periode der neueren Geschichte. einfachen Bauersleuten, deren Liebe und Menschenfreundlichkeit sie alles erlebte Ungemach vergessen ließ. Da ward plötzlich die Bäuerin todt- krank. Nachdem sie noch von Metta die Zusage erhalten hatte, sie werde sich nach ihrem Tode ihrer Kinder treulich annehmen, verschied sie. Metta hielt ihr Versprechen gewissenhaft und beschäftigte sich lediglich mit dem Wohle ihrer Pflegekinder. Dabei besorgte sie das ihr an- vertraute Hanswesen so vortrefflich, daß sie der dankbare Bauersmann (er hieß Saalmann) zur Frau nahm. Dies ärgerte viele Frauen im Dorfe, welche nicht wußten, wer das fremde, zurückgezogene Mädchen war. Da sich Saalmanns Verhältnisse immer besser gestalteten, so verbreiteten sich bald über Metta zweideutige Gerüchte, sie stehe mit Geistern im engen Bunde. Zufällig erkrankte damals ein Kind im Dorfe; der Vater beschuldigte eine Bäuerin der Hexerei an seinem Kind, und diese bekannte auf der Folter, daß sie und Metta Hexen seien. Trotz allen Betheuerungen Saalmanns und Metta's ward die arme, unschuldige Frau gefoltert, und als der Henker an ihrer linken Schulter eine Narbe entdeckte, was damals für ein Zeichen galt, wo- mit der Teufel seine Genossinnen zeichne, war au eine Rettung nicht mehr zu denken. Metta ward verurtheilt lebendig verbrannt zu wer- den; aber noch ehe der Unglückstag anbrach, war sie den Folgen der erlittenen Martern erlegen. Ihr Leichnam wurde unter dem Galgen eingescharrt. Solches geschah in Deutschland noch 1667. Dis Lage der Werfen wir schließlich noch einen Blick auf die geselligen Ver- Allgemeinen. hältnisse jener Zeit, so fällt uns ein großer Unterschied zwischen den im Norden und Süden von Europa herrschenden Sitten auf. In Spanien, Portugal und Italien beobachteten die Frauen noch immer die strenge Abgeschlossenheit und Zurückgezogenheit, welche wir schon früher kennen lernten (Ii. S. 237). Es war viel, wenn sie sich ein- mal im Jahre an einem allgemeinen Festtage öffentlich zeigten. Edel- frauen hatten das Recht, bei besonderen Festlichkeiten sich am Fenster oder auf dem Balkon zu zeigen, das Theater zu besuchen oder spazieren zu fahren; aber stets erschienen sie ohne die Männer. Bei großen Hoffesten, Bällen und prachtvollen Gastmählern erschienen sie in Be- gleitung derselben und wurden von ihnen auch bedient. Größere Frei- heiten genossen die Frauen in Deutschland und England. Bei den Gastmählern erschienen Frauen und Töchter, obwohl solche Gelage höchst nachtheilig auf die Sittlichkeit einwirken mußten. Denn bei Mahl- und Hochzeiten ward eine solche Unmasse von Speisen und Getränken aufgetischt, daß man ganze Tage und Nächte saß, und Alles aus gegenseitiges Zutrinken und Berauschen hinauslief. Betrunken und

8. Geschichte des Mittelalters - S. 11

1867 - Mainz : Kunze
Aus der deutschen Vorzeit. 11 von der Jungfrau selten vor dem 20. Lebensjahre eingegangen. Die Tochter erhielt keine Mitgift; der Bräutigam mußte vielmehr die Braut den Eltern förmlich abkaufen und auch der Braut ein aufgezäumtes Roß, einen Schild und Speer schenken. Diese Gabe hatte bei den Germanen eine tiefe Bedeutung und erinnerte die Frau, da sie dem Herrn in den Krieg folgte, an ihre Pflicht, daß sie im Krieg und Frieden, im Glück und Unglück die treue Gefährtin des Mannes bleiben und mit ihm leben und sterben müsse. Sie empfing an ihrem Ehren- tage, was sie unversehrt und würdig ihren Kindern übergeben, und was ihre Schwiegertochter einst wieder empfangen sollte, um es den Enkeln zu überliefern. Im Hause war die Frau die über das gesammte Hauswesen Ihre Beschäf- gebietende Herrin; ihr gehorchten Knechte und Mägde, ihr lag die t,suni,eu* Bestellung des Feldes, die Bereitung der Speisen, die Anfertigung der Kleider, die Erziehung der Kinder und die Pflege der Kranken ob. Insbesondere war der Hausmutter die Leitung, Wartung und Pflege der Jugend anvertraut, da man sie den Ammen und Mägden nicht überlassen wollte. Die ganze Erziehung war auf Abhärtung berechnet; Erziehung der Freigeborne und der Sklavensohn wurden gleich gehalten. Erst Kl 3u^nt- später trennte sich im Leben der Freie von dem Sklaven. Unter den Spielen der Jugend war insbesondere der Waffentanz beliebt, bei wel- chem sich die Jünglinge tanzend zwischen Lanzen und Schwertern ein- herbewegten. Der Lohn bei diesem gefährlichen Spiel war die Freude und Lust der Zuschauer. Hatte der Jüngling unter diesen und ähn- lichen Uebungen das bestimmte Alter erreicht und sich körperlich ent- wickelt und ausgebildet, so wurden ihm in feierlicher Versammlung die Zeichen des freien Mannes, Schild und Speer, überreicht; nun trat er in die Reihen des Heeres ein und durfte fortan als wahrhafter, freier Mann an allen öffentlichen Verhandlungen Theil nehmen und einen eignen Heerd gründen. Nach dem Tode des Vaters erbten die Söhne das väterliche Gut; die Töchter hatten keinen Antheil an demselben. Die freien Germanen trugen als äußeres Abzeichen ihrer Freiheit Auszeich- den Schmuck der Waffen; die Knechte wurden dieser Auszeichnung nicht Ger- für würdig erachtet. Nicht alle Stämme der alten Germanen hatten "°"en. Könige. Wo man sie einsetzte, wählte man die Besten und Tapfersten aus den edleren Geschlechtern. Die einmal -übertragene königliche Würde blieb in diesem Geschlechte erblich, doch so, daß der Nachfolger vom Volke immer aus demselben Geschlechte gewählt wurde. Die Macht der Könige war von der Entscheidung der Volksversammlung ab- hängig. Die alten Germanen zeichneten sich stets durch Treue und

9. Geschichte des Mittelalters - S. 69

1867 - Mainz : Kunze
Vom Untergang des weströmischen Reichs bis zur Erneuerung rc. 69 noch weniger essen; sie bewohnen einen abgeschlossenen Theil des Hauses, welcher nach dem Garten geht und mit hohen Mauern eingeschlossen ist. Sie dürfen sich ohne Schleier nie zeigen, ohne zahlreiche Be- gleitung nicht ausgehen, außer in das Bad, oder zu einer Feierlichkeit oder zu einer Freundin. Dabei führen sie ein langweiliges, einförmiges Sie führen Leben. Geistige Beschäftigung kennen sie nicht; die Geschäfte der Haus- Haltung besorgen Sklavinnen. Sie kennen kein höheres Streben; Putz und Genuß ist Alles, was sie wünschen. Darum fehlt ihnen auch Feinheit der Sitte, Anmuth in der Unterredung und geistige Durch- bildung. Dagegen trifft man Weichlichkeit, Trägheit, Geldgier, Herrsch-Ihr- Laster sucht, Neid, Eifersucht und eine Menge anderer widerlicher Eigenschaften, welche durch Schönheit und Gestalt nimmer ausgewogen werden können, schätziwerdcn Die muhamedanischen Frauen werden gering geschätzt, und müssen wir auch einräumen, daß sie bei anderer Leitung und veränderter Lebens- weise bessere Wesen sein könnten, so verdienen sie doch setzt, wie sie sind, diese Geringschätzung vollkommen. Ihr ganzes Leben lang bleiben sie Sie sind von Kinder am Verstände und werden darum auch vor dem Gesetze als den n;äntli , . lichen Ver- Kinder betrachtet, welche keinen eignen Willen haben. Väter, Brüder wandten ganz oder männliche Verwandten sind die Gebieter der Mädchen. Bei der abhängig Verheirathung übernimmt der Mann dies Amt und zwar der Mann, welchen sie vor der Vermählung nie gesehen haben, und der durch die Ehe das Recht erhält, sie nach Belieben zu geißeln, einzukerkern, zu verstoßen oder wieder aufzunehmen. Nur in solchen Fällen, wo bei hoher Abkunft oder großem Vermögen die Braut sich einen besonderen Heirathsvertrag ausbedungen hat, sind die Rechte des Mannes beschränkt, und die Frau sieht sich nicht ganz seiner Willkür preisgegeben. Etwas günstiger gestaltete sich allerdings die Lage der Frauen Die muhame- bei den Arabern in Spanien. Die unmittelbare Berührung mit den bami^6n „ , Frauen der Ehnsten mußte auch auf Sitte und Leben der Araber merklichen Ein- Araber in sluß ausüben, was für die Frauen den wesentlichen Vortheil brachte, ^tpt“”ie“u daß sie in Spanien mit weit mehr Freundlichkeit und ritterlicher Artig- bess-re4lvos. keit behandelt wurden, als im Orient. Auch bei öffentlichen Feierlich- keiten dursten sie sich im Abendland weit freier bewegen, als eine Orientalin je erwarten durfte.

10. Geschichte des Mittelalters - S. 61

1867 - Mainz : Kunze
Vom Untergang des weströmischen Reichs bis zur Erneuerung rc. 61 spielen und Carls Tochter Emma in der Musik unterrichten. Einst musicirten Emma und Eginhard, welche sich liebten, noch spät am Abend. Da frischer Schnee gefallen war, welcher zum Verräther hätte werdev können, wenn Eginhard über den Hof nach Hause gegangen wäre, so nahm Emma, aus Besorgniß den Vater zu erzürnen, wenn er Eginhards späten Besuch vernehme, den geliebten Freund und Lehrer- auf den Rücken und trug ihn über den Hof. Aber Kaiser Carl pflegte -des Nachts öfter auszustehen und am Fenster zu sehen. Eben als Emma mit Eginhard unter seinem Fenster vorbeiging, erblickte der Vater beim hellen Mondschein den seltsamen Zug. Am andern Tage ließ Carl Beide vor sich kommen, gab ihnen einen Verweis wegen ihrer Unbe- sonnenheit und ließ sie darnach trauen. Carl war von hervorragender Größe. Seine Gestalt bot, er Carls körper mochte sitzen oder stehen, eine höchst würdige, stattliche Erscheinung. Er tidj^a®e^en hatte einen festen Gang, eine durchaus männliche Haltung, eine helle Stimme und ein freundliches Gesicht. Durch seine einfache, regelmäßige Lebensweise wurde seine an sich schon ungewöhnliche Körperkraft nur noch erhöht, und es war ihm ein Leichtes, ein Hufeisen zu zerbrechen, einen geharnischten Mann wie ein Kind emporzuheben und schwere Lasten zu tragen. Er hatte drei Söhne, Carl, Pipin und Ludwig; nur der jüngste überlebte den Vater. Als Carl 813 auf einer Jagd in einer Schwäche der Füße die Vorboten des nahen Todes ahnete, berief er die Großen des Reiches nach Aachen und enipfahl ihnen seinen Sohn Ludwig als Nachfolger, legte diesem die heiligen Pflichten eines Regenten ans Herz und ermahnte ihn, Gott zu fürchten und seine Gebote zu halten, seine Verwandten zu lieben und seinem Volke mit einem tugendhaften Lebenswandel voranzugehen. Am 20. Januar 814 ward Carl von einem heftigen Fieber über- Sein Tod fallen; er wollte sich mit seinem gewöhnlichen Heilmittel, mit Fasten, be- helfen, allein sein Körper ging der Auflösung entgegen. - Am siebenten Tage seiner Krankheit empfing er das heilige Abendmahl und am folgenden Morgen verschied er. Mit sterbender Hand machte er über Stirn und Brust das Zeichen des Kreuzes, faltete die Hände und sprach leise mit geschlossenen Augen: „Vater! in deine Hände befehle ich meinen Geist." 8. 16. Die Frauen in dem ersten Zeitabschnitt des Mittelalters. In der ersten Periode des Mittelalters mußte durch die Einfälle barbarischer Völker die Cultur des Abendlandes mit den, Untergange ®fjj teig weströmischen Reiches sinken, und der kriegerische Geist jener Zeit,
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