Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution.
wesenden mit Hülfe seiner Soldaten auseinander und ordnete ein neues
an, welches aus „frommen, gottesfürchtigen Leuten" bestand. Wer die
Listen der Namen hörte, diese Habakuks, Hesekiels, Zerubabels, konnte
sich in einem alttestamentlichen Sanhedrin dünken; indessen prangten
sie doch nur als selbstgewählte Vornamen vor altenglischen Zunamen,
und andere Vornamen wie Wiedergeboren, Seitreuimglauben, Mache-
friede, Todtediesünde, Stehesestinderhöhe, Weinenicht, Kämpfeden-
gutenkampfdesglaubens rc. waren von neuer puritanischer Erstndung.
Die Spötter des Tages haben nicht unbemerkt gelassen, daß der Bru-
der eines Parlamentsmitgliedes, eines ehrenfesten Londoner Lederhänd-
lers Barebone, welcher mit dem bescheidenen Vornamen „Preise Gott"
einherging, insgemein Verdammter Barebone hieß; denn von seinem
gespreizten Vornamen: „Wenn Christus nicht für uns gestorben wäre,
wir wären ewig verdammt" hatte man ihm den besten Theil weg-
geschnitten.
Dies sogenannte Barebone- (Dürrbein-) Parlament verlangte
ebenfalls Sparsamkeit im Staatshaushalte, Verringerung des Heeres,
Abfassung eines Gesetzbuches und lauter Dinge, welche Cromwell uicht
recht waren. Darum jagte er auch „die Dürrbeine" auseinander und
begründete nach einem vom General Lambert und dem Heere gegebenen
Plane eine neue Verfassung. Das Parlament sollte aus 400 Mit-
gliedern bestehen, die gesetzgebeude Gewalt ausüben und alle höheren
Staatsämter besetzen, Cromwell als lebenslänglicher Protektor im Verein
mit einem Staatsrathe die vollziehende Gewalt, den Oberbefehl über
die Land- und Seemacht und das Recht besitzen, seinen Nachfolger selbst
zu wählen. So war der ehemalige Brauer von Huttiugton auf dem
Gipfel des Glanzes und der Macht angelangt. Sein Ruhm und
sein Ansehen im Auslande war groß. Der stolze, französische König
Ludwig X.iv. nannte ihn „Bruder" und war ihm oft gefällig. Allein
trotz Allem dem war der gefürchtete Protektor Englands unglücklich und
unzufrieden; überall gewahrte er Feinde und Verräther, welche ihm
nach dem Leben trachteten. Unter seinem Kleide trug er einen Panzer,
und damit er vor nächtlichen Ueberfällen sicher sei, schlief er selten
zwei Nächte^hintereinander in demselben Zimmer. Nie fuhr er ohne
Bedeckung aus, nie kehrte er denselben Weg zurück. Das letzte Jahr
litt er an beständiger Schlaflosigkeit, und seit dem Tode seiner Lieb-
lingstochter Elisabeth lag er im Fieber. Auf dem Todtenbette sprach
er zu seinem Caplan: „Ist es möglich, aus der Gnade zu fallen?"
Der Gefragte entgegnete: „Es ist nicht möglich!" „„Nun so bin ich
sicher — rief Cromwell aus — denn ich weiß gewiß, daß ich einmal
9*
Neue Ver-
fassung.
Cromwells
Tod 1658.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom]]
TM Hauptwörter (200): [T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Personennamen: Christus Cromwell Cromwell Brauer_von_Huttiugton Ludwig_X.iv Ludwig Caplan Cromwell
Vom westfäl. Frieden bis znr ersten französischen Revolution. 165
zeigte großen Eifer für die griechische Kirche. Auf ihr Machtgebot
entstanden neue Städte/ erschienen zahlreiche Colonisten aus dem Aus-
lande, wurden Straßen und Canäle angelegt, den Städten größere
Rechte eingeräumt, dem Adel feine Privilegien bestätigt. Man be-
wunderte das Talent und die Energie der Kaiserin im In- und
Auslande; demnngeachtet zeigten sich auch Ruhestörer und Unzufriedene.
Eines verunglückten Versuchs, Iwan, welcher noch in Schlüsselburg ein-
gekerkert war, auf den Thron zu erheben, ist schon oben gedacht wor-
den (S. 104 Anmerk.). Gefährlicher war der Aufstand des Kosacken
Pugatschew, dem es gelungen war, mit einem ansehnlichen Heer Kasan
zu erobern und Moskau zu bedrohen. Doch auch diesmal blieb das
Glück der Kaiserin treu. Pugatschew, dessen räuberische Truppen wie
Vandalen im eignen Lande gehaust und mehrere russische Heere besiegt
hatten, wurde zuletzt von den Seinigen verrathen und starb (1775)
am Galgen. Dieser Aufstand hatte viele Städte und Dörfer in
Aschenhausen verwandelt und vielen Tausenden das Leben gekostet.
Katharinas Einstuß äußerte sich nach Außen namentlich in der Theilung
Polens und in dem Türkenkriege. In Allem stand ihr eine Schaar
von Günstlingen und Rathgebern zur Seite; der bedeutendste von diesen
war jedenfalls der Fürst Potemkin, welcher die Kaiserin vollständig
beherrschte und sich unentbehrlich zu machen wußte. Er kostete dem
Staate ein ungeheures Geld, verschwendete auf der einen, knauserte
auf der andern Seite und schickte lästige Gläubiger nach Sibirien.
Seit 1776 lenkte er alle Unternehmungen. Auf eine wunderbare Weise
suchte er seine Kaiserin über den Stand des Landes zu täuschen. 1787
beredete er sie zu einer Reise nach der Halbinsel Krim. Potemkin
hatte in einiger Entfernung von der Landstraße zum Schein Städte
und Dörfer von Holz und Pappe, gleichsam als Coulissen anfertigen
lassen, um seine Gebieterin zu überraschen. Tausende von Menschen,
ungeheure Viehheerdeu, hohe Mastbäume mit flatternden Wimpeln soll-
ten Kunde geben von Handel und Wandel in jenen Gegenden, welckw
man bisher für öde und unbewohnt gehalten hatte. Allein.die ganze
Staffage der Landschaft verschwand in der Nacht wieder, wurde auf
Wagen weiter gebracht und diente am folgenden Tage zur gleiche»
Comödie. Kaiser Joseph Ii., welcher mit Katharina in Cherson zu-
sammentraf und sie durch die Krim begleitete, lachte über' den ganzen
Spuk, ließ sich aber nicht täuschen. Als Potemkin starb, hinterließ er
trotz seiner Verschwendung 50 Millionen Rubel.
Katharina war eine schöne, majestätische Frau. Ihre Lieblinge
überhäufte sie mit Gunstbezeugungen, wie kein anderer Monarch je
Pugatschew
erregt einen
gefährlichen
Aufstand.
Katharinas
Günstling,
Fürst Polem-
kin.
Charakter u.
Verdienst
Katharinas.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural]]
166
Zweite Periode der neueren Geschichte.
Erklärung
des Namens
Preußen.
Der deutsche
Orden befe-
stigt das
Christenthum
in Preußen.
gethan hat, ihr Hofleben erregte manchen Anstoß, ihre Prachtliebe scheute
keine Kosten. Sie war eine thatkräftige, sehr gebildete und gut unter-
richtete Dame, welche ein eigenes Gesetzbuch verfaßt, im Drama sich
versucht, um den Patriotismus der Russen zu wecken, und mit den be-
rühmtesten Gelehrten Frankreichs, Voltaire, Montesquieu und Diderot
im Briefwechsel gestanden hat Ihre Festigkeit, Ruhe und Unerschrocken-
heit in den größten Gefahren ließen sie nie erzittern oder erbeben; ein
kühnes, treffendes Wort fehlte ihr nie, und ihr Urtheil war durchdringend,
klar und scharf. Ein Ausspruch Katharinas bei Gelegenheit ihrer Siege
ist merkwürdig: „Es war nöthig, daß ich zu erwerben suchte, was ich
nicht mitbrachte. Ich kam arm nach Rußland, — Polen und die Krim
sind meine Mitgift, die ich Rußland hinterlasse." — Ihr Verfahren
gegen Polen und ihre sittlichen Schwächen haben ihr den gerechten
Tadel der Nachwelt zugezogen.
§. 12. Preußens Erhebung in die Reihe der europäischen
Großmächte.
1. Preußens ältere Geschichte.
Die Grundlage der preußischen Monarchie bildet die Mark Bran-
denburg, welche 1415 der Burggraf Friedrich von Nürnberg, aus dem
Hause Hohenzollern, nebst der Kurwürde erb- und eigenthümlich er-
hielt (kl. S. 192); den Namen verlieh ihr das 1618 erworbene
Herzogthum Preußen. Dies Land tritt erst gegen Ende des 10. Jahr-
hunderts in der Geschichte auf und führt seine Benennung wahrschein-
lich von den Wörtern Po und Reuß d. h. das hinter der Reuß oder
Ruß, einem Arme der Memel, gelegene Land. Die Bewohner waren
Heiden, lebten von Fischfang und Viehzucht, kämpften mit Schild,
Schwert, Spieß und Keule und schützten ihre Ortschaften durch Erd-
wälle und Verhaue. Der Bischof Adalbert von Prag versuchte es,
diesen Heiden das Christenthum zu predigen, und starb 997 den Mär-
tyrertod (1!. S. 79). Gleiches Schicksal hatten andere Apostel des Christen-
thums. Erst als der deutsche Ritterorden gegen die erdrückende
Uebermacht der Preußen von dem benachbarten König Konrad von
Mazowien zu Hülfe gerufen worden war (Ii. S. 156), begann die
dauernde Unterwerfung und Bekehrung der Preußen. Mit der Macht-
befestigung des Ordens erhob sich auch das Land zu neuer Blüte;
deutsche Colonisten bebauten den fruchtbaren Boden, legten Städte und
Dörfer an und brachten das Volk zu Einigkeit und Kraft. Je mehr
das Ritterlhum sank, desto mehr hob sich der dritte Stand. Es kam
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Diderot Friedrich_von_Nürnberg Friedrich Apostel Konrad_von
Mazowien Konrad
22
Erste Periode der neueren Geschichte.
Die Herzogin
von Etompes
und Karl.
Unglücklicher
Feldzugkarls
gegen die
Seeräuber
1541.
Vierter Krieg
zwischen
Franz u.karl
1542-1544.
den Schmeicheleien des Hofes nicht bethören und entgegnete einmal:
„Das große Lob, das man uns spendet, ist uns darum lieb, weil es
uns daran erinnert, wie wir beschaffen sein sollen." Franz scheint so-
gar versucht zu haben, Karls Vertrauen zu mißbrauchen. Er stellte ihm
eines Tages die Herzogin von Etampes mit den Worten vor: „Diese
schöne Dame gibt niir den Rath, Sie nicht abreisen zu lassen, bevor
Sie nicht den Vertrag von Madrid widerrufen haben." Allein der
Kaiser faßte sich rasch und erwiederte: „Befolgen Sie den Rath, Sire,
wenn er gut ist!" Am folgenden Tage ließ Karl, wie von ungefähr,
einen kostbaren Ring vor der Herzogin fallen. Als diese ihn aushob
und zurückgeben wollte, bat er sie denselben zu behalten. Hierdurch
wurden die Dame und der König bewogen, bei ihrer Politik der Artig-
keit zu beharren, welche sich freilich als nutzlos erwies.
Im Jahre 1541 unternahm Karl einen zweiten Zug gegen die
Seeräuber an der Nordküste Afrikas; vergeblich hatten ihn seekundige
Männer wegen der vorgerückten Jahreszeit davor gewarnt. Am zweiten
Tage nach der Landung erhob sich ein furchtbarer Sturm, begleitet von
Erdbeben und Regengüssen; die Zelte wurden fortgeschwemmt, die
Schießgewehre versagten den Dienst, 130 Schiffe scheiterten. Als sein
Heer von den Feinden überfallen wurde und hungrig und obdachlos
den Rückzug nach der Küste einschlug, theilte der Kaiser alle Beschwer-
den in heldenmüthiger Ausdauer, richtete die Muthlosen durch sein
Beispiel auf und geleitete seine Krieger nach Carthagena.
Sein Unglück verleitete den französischen König zu einem letzten
Versuche, in Verbindung mit dem Sultan, mit Schweden und Däne-
mark den Kaiser zur Aufhebung des Madrider Vertrages zu zwingen.
Fünf Heere griffen den Kaiser an. Allein Karl rückte in die Cham-
pagne ein, drang siegreich bis in die Nähe von Paris vor, und sein
Bundesgenosse, Heinrich Viii.' von England, landete an der französi-
schen Küste. Die Einwohner von Paris flüchteten schon nach allen
Richtungen, da erbot sich Franz zum Frieden, welchen Karl selbst sehr
wünschte, um freie Hand gegen die Evangelischen in Deutschland zu
erhalten. Im Friedeusschlusse zu Crespy (1544) entsagte Karl allen
Ansprüchen auf Burgund, Franz auf die Länder des Kaisers.
Die langwierigen Kriege Karls mit Franz, mit den Türken und
mit den Seeräubern in Nordafrika waren es vorzugsweise, welche ihn
fern von Deutschland hielten und es möglich machten, daß inzwischen
die evangelische Lehre trotz aller feindseligen Neichstagsbeschlüsse festen
Grund und Boden in Deutschland fassen konnte.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Franz_u.karl Franz Franz Karls Karls Karl Karl Karl Karl Karl Karl Heinrich_Viii Heinrich Franz Franz Karl Karl Karl Karl Franz Franz Karls Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Madrid Artig- Nordküste_Afrikas Carthagena Schweden Paris England Paris Deutschland Burgund Karls Nordafrika Deutschland Deutschland
26
Erste Periode der neueren Geschichte.
Die Bauern
werden bei
Frankcnhau-
sen geschlagen
1525.
Thomas
Münzer stirbt
auf dem
Schaffst.
Ulrich
Zwingli tritt
Schweiz
und schützte göttliche Offenbarungen vor, daß er berufen sei, dies neue
Reich unter den Menschen einzuführen. Zn Sachsen untersagte die
Obrigkeit dem Schwärmer das Predigen; da wandte er sich nach der
freien Stadt Mühlhausen und fand hier einen so bedeutenden Anhang,
daß die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg und der Landgraf
Philipp der Großmüthige von Hessen Truppen rüsteten und aussandten,
das Raubgesindel zu vertreiben. Sie trafen die Aufrührer, 8000 Mann
stark, unter Münzers Anführung bei Frankenhausen (1525). Als die
Bauern das fürstliche Heer erblickten, hatten sie nicht übel Lust nach-
zugeben und waren bereit, die Anführer auszuliefern, wie die Fürsten
verlangten. Allein Münzer benutzte einen Regenbogen, der gerade am
Himmel erschien, und rief den Bauern zu: „Hebt die Augen auf, das
ist unser Siegeszeichen! Gott, der Herr, will nicht, vaß wir Friede
machen mit unsern Feinden!" Zugleich suchte er den Muth der Bauern,
welche nicht einmal Pulver zur Bedienung ihrer Geschütze hatten, zu
steigern und versprach ihnen feierlichst, er werde die feindlichen Geschütz-
kugeln mit den Aermeln seines Chorrocks auffangen. Die Bauern
ließen sich bethören, und die Schlacht begann. Münzer floh zuerst
und versteckte sich auf einen: Heuschober. 5000 Bauern blieben todt,
die übrigen ergaben sich. Thomas Münzer ward aus seinem Verstecke
hervorgezogen und niit den Anstiftern des Aufruhrs öffentlich hin-
gerichtet.
8. Ulrich Zwingli und Johann Calvin.
Zwei Jahre später als Luther gegen den Ablaßkrämer Tetzel
aufgetreten war (1517), hatte in der Schweiz Ulrich Zwingli Ge-
legenheit, gegen den gleichen Unfug zu predigen und die herrschenden
Mißbräuche in der Kirche zu rügen.
Ulrich Zwingli war geboren zu Wildhaus in der Grafschaft
Toggeuburg im heutigen Cauton St. Gallen (1484). Sein Vater
war Amtmann und hatte eine sehr zahlreiche Familie. Ulrich war
für den geistlichen Stand bestimmt und empfing seine erste Bildung
von seinem Oheim Bartholomäus Zwingli, der Pfarrer in Wild-
haus war. In seinem zehnten Jahre kam er auf die Schule
nach Basel (wo er durch Fleiß und Talent bald alle seine Mitschüler
übertraf und auch seine Anlagen für Musik sich entwickelten) und von
da nach Bern. Wohl vorbereitet bezog er 1499 die Universität Wien
und widmete sich dem Studium der Philosophie. Rach zweijährigem
Aufenthalte daselbst kehrte er in seine Heimath nach Wildhaus zurück,
erhielt aber bald eine Lehrstelle an der Martinsschule zu Basel und
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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Extrahierte Personennamen: Thomas
Münzer Ulrich
Zwingli Philipp Philipp Gott Thomas_Münzer Ulrich_Zwingli Johann_Calvin Johann Ulrich_Zwingli Ulrich_Zwingli Ulrich Bartholomäus_Zwingli
Vom Untergang des weströmischen Reichs bis zur Erneuerung rc. 61
spielen und Carls Tochter Emma in der Musik unterrichten. Einst
musicirten Emma und Eginhard, welche sich liebten, noch spät am
Abend. Da frischer Schnee gefallen war, welcher zum Verräther hätte
werdev können, wenn Eginhard über den Hof nach Hause gegangen
wäre, so nahm Emma, aus Besorgniß den Vater zu erzürnen, wenn er
Eginhards späten Besuch vernehme, den geliebten Freund und Lehrer-
auf den Rücken und trug ihn über den Hof. Aber Kaiser Carl pflegte
-des Nachts öfter auszustehen und am Fenster zu sehen. Eben als Emma
mit Eginhard unter seinem Fenster vorbeiging, erblickte der Vater beim
hellen Mondschein den seltsamen Zug. Am andern Tage ließ Carl
Beide vor sich kommen, gab ihnen einen Verweis wegen ihrer Unbe-
sonnenheit und ließ sie darnach trauen.
Carl war von hervorragender Größe. Seine Gestalt bot, er Carls körper
mochte sitzen oder stehen, eine höchst würdige, stattliche Erscheinung. Er tidj^a®e^en
hatte einen festen Gang, eine durchaus männliche Haltung, eine helle
Stimme und ein freundliches Gesicht. Durch seine einfache, regelmäßige
Lebensweise wurde seine an sich schon ungewöhnliche Körperkraft nur
noch erhöht, und es war ihm ein Leichtes, ein Hufeisen zu zerbrechen,
einen geharnischten Mann wie ein Kind emporzuheben und schwere
Lasten zu tragen. Er hatte drei Söhne, Carl, Pipin und Ludwig;
nur der jüngste überlebte den Vater. Als Carl 813 auf einer Jagd
in einer Schwäche der Füße die Vorboten des nahen Todes ahnete,
berief er die Großen des Reiches nach Aachen und enipfahl ihnen seinen
Sohn Ludwig als Nachfolger, legte diesem die heiligen Pflichten eines
Regenten ans Herz und ermahnte ihn, Gott zu fürchten und seine
Gebote zu halten, seine Verwandten zu lieben und seinem Volke mit
einem tugendhaften Lebenswandel voranzugehen.
Am 20. Januar 814 ward Carl von einem heftigen Fieber über- Sein Tod
fallen; er wollte sich mit seinem gewöhnlichen Heilmittel, mit Fasten, be-
helfen, allein sein Körper ging der Auflösung entgegen. - Am siebenten
Tage seiner Krankheit empfing er das heilige Abendmahl und am
folgenden Morgen verschied er. Mit sterbender Hand machte er über
Stirn und Brust das Zeichen des Kreuzes, faltete die Hände und sprach
leise mit geschlossenen Augen: „Vater! in deine Hände befehle ich
meinen Geist."
8. 16. Die Frauen in dem ersten Zeitabschnitt des Mittelalters.
In der ersten Periode des Mittelalters mußte durch die Einfälle
barbarischer Völker die Cultur des Abendlandes mit den, Untergange ®fjj
teig weströmischen Reiches sinken, und der kriegerische Geist jener Zeit,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Personennamen: Emma Emma Emma Carl Emma Carl
Beide Carl Carl Ludwig Ludwig Carl Ludwig Ludwig Carl
Zweite Periode des Mittelalters.
erst dann den Purpur und die Tiara anzulegen, wenn er durch die
Wahl der Bischöfe der Nachfolger Petri geworden fei. Und erst nach-
dem Alles so vollbracht war, betrachtete sich Bruno als rechtmäßigen
Papst und hieß seitdem Leo !X.
3. Heinrich Iv. (1056 — 1105.)
Der minder- Heinrich Ul. war erst 39 Jahre alt, als er 1056 nach kurzer
Hein^tch^iv. Rankheit unweit Quedlinburg verschied. Er hinterließ seinem sechs-
jährigen Söhnchen Heinrich Iv. den Thron, dessen Mutter Agnes, die
edle, verständige und lebensfrohe Tochter des Herzogs Wilhelm von
Aquitanien, die Leitung des Reiches bis zu Heinrichs Iv. Volljährigkeit
übernehmen sollte. Ihr standen ansatigs der Papst und nach ihm der
Bischof von Augsburg treulich bei. Um die durch Heinrichs Ul. Strenge
aufgebrachten Fürsten zu gewinnen, ertheilte ihnen Agnes Länder und
Rechte, die ihr Gemahl ihnen vorenthalten hatte, insbesondere dem
Grasen Otto von Nordheim das Herzogthum Baiern, Schwaben dem
Grasen Rudolph von Rheinfeldeu und Kärnthen dem Berthold von
Zähringen. Allein sie erreichte ihren Zweck nicht. Mehrere Fürsten
fühlten sich zurückgesetzt, namentlich der Erzbischof Hanno von Cöln,
ein gelehrter, frommer und strenger Herr, aber stolz und ehrgeizig,
einfach und herrschsüchtig, der Erzbischof von Mainz, Graf Ekbert von
Braunschweig und Otto von Nordheim; sie hielten es für unerhört,
daß eine Frauenhand die Zügel des Reiches führe. Die mißvergnügten
"Mutter" Fürsten beschlossen, den jungen König seiner Mutter zu rauben. Heuch-
geraubt. lerisch lud Hanno die Kaiserin ein, zu Ostern (1062) ihr Hoflager
in Kaiserswerth am Rhein zu halten. Die Einladung ward ange-
nommen. Während sich Agnes eines Tages in fröhlicher Sorglosigkeit
den Freuden der Tafel überließ, lockte man den jungen König auf eine
prachtvolle Nacht Hannos. Kaum hatte Heinrich das verrätherische
Schiff bestiegen, um das Innere desselben zu betrachten, so flog es
pfeilschnell stromabwärts. Heinrich schrie laut nach seiner Mutter,
sprang über Bord und wäre sicher ertrunken, wenn ihm nicht Ekbert
von Meißen mit eigner Lebensgefahr gefolgt wäre. Man brachte den
königlichen Knaben wieder auf das Schiff und behielt ihn trotz aller
Bitten der Mutter im bischöflicheu Palast zu Cöln. Agnes ging nach
Italien und brachte ihre Tage in Kummer und Klagen hin.
Die Bischöfe Hanno erzog den jungen Kaiser zur Einfachheit und Nüchternheit,
Gbtucn 3ur Thätigkeit, zur Bescheidenheit und zur Achtung der Rechte des
deutschen Volkes und der Fürsten. Allein seine Regentschaft mußte
wegen vieler Gewaltthätigkeiten und Willkürlichkeiten, welche er sich
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Bruno Leo_!X. Leo Heinrich_Iv Heinrich Heinrich_Ul Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Agnes Wilhelm Heinrichs Heinrichs Agnes_Länder Otto Rudolph_von_Rheinfeldeu Berthold_von
Zähringen Hanno_von_Cöln Graf_Ekbert_von
Braunschweig Otto Hanno Agnes Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Agnes Hanno
Von der Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung :c.
227
richte zusammen. Die Beisitzer desselben erschienen vermummt, damit
kein Angeklagter und Verurtheilter sich an dem Einzelnen rächen könne.
Der Beitritt zu dem Bunde erfolgte nach vielen Prüfungen des An-
gemeldeten; Gewissenhaftigkeit, Gerechtigkeit und Unbescholtenheit waren
Hauptbediuguugen zur Aufnahme. Hatte sich Jemand zum Bunde ge-
meldet, so erschien in der Nähe der Sitzungen eine Rittergestalt, riß
das Schwert aus der Scheide und setzte es dem Fremdling auf die
Brust, worauf dieser sein Begehren stellte. Daraus wurde der Neuling
mit verbundenen Augen vor die Mitglieder des Bundesgerichtes ge-
führt und nach feierlicher Rede in den Bund der edlen, für Recht und
Bruderliebe begeisterten Männer ausgenommen. Die Vorsitzer des
Gerichtes hießen Freigrafen, die Beisitzer, welche das Urtheil fällten
oder vollzogen, Freischöfsen, die Sitzungen Freidunge (Freigerichte) und
der Ort, wo eine Sitzung abgehalten wurde, ein Freistuhl. Die Frei-
schöffen, welche von den Freigrafen ernannt wurden, fanden sich in
allen Städten und Provinzen Deutschlands und kannten allein die Ein-
richtung und das Verfahren des Gerichts ; sie hießen deßhalb „Wissende."
Außer ihnen ward besonders der Kaiser bei seiner Krönung, da die
Freigerichte nur ihni Unterthan waren, zum Mitwissenden gemacht.
Sie selbst erkannten sich an gewissen Zeichen. In dem Eide bei der
Aufnahme gelobten sie „die heilige Fehme halten zu helfen und zu ver-
hehlen vor Weib und Kind, vor Allem, was die Sonne bescheint, der
Regen benetzt, vor Allem, was zwischen Himmel und Erde ist." Die
Sitzungen, welche gewöhnlich bei Tage unter freiem Himmel abgehalten
wurden, waren öffentliche, die heimlichen wurden erst später Nachts in
einem Walde oder an unterirdischen, verborgenen Orten gehalten. Die
Anklage geschah durch einen Freischöfsen, der schwören mußte, daß der
Angeschuldigte das ihm schuldgegebene Verbrechen begangen habe. Darauf
wurde der Angeklagte dreimal vor das Gericht geladen, indem durch
einen Frohnboten die von 3 Freigrafen und 6 Beisitzern untersiegelte
Vorladung des Nachts an die Hausthüre des Angeklagten angeschlagen
wurde. Erschien derselbe nach dreimaliger Ladung nicht, so ward er in
einer feierlichen Sitzung des Gerichts noch einmal vorgeladen, und
wenn er abermals sich nicht stellte, verfehmt d. h. den Freischöfsen
preisgegeben, so daß der erste, der ihn traf, denselben aufhängen oder
niederstoßen mußte. Im letzten Falle legte der richtende Schöffe sein
Messer mit dem Zeichen der heiligen Fehme neben den Gemordeten,
zum Beweise, daß er als Opfer derselben gefallen sei. Gab ein Frei-
schöffe einem Verurtheilten einen Wink zu seiner Rettung, so wurde er
selbst mit dem Tode bestraft. Auch Landesverweisungen und Geld-
15'
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
2
2. Die Größe des Herrn ist unaussprechlich.
(Fragment aus einer Rede )
Die Größe des Herrn ist unaussprechlich, das heißt erstlich: sie ist für
uns Menschen mehr Empfindung, als Gedanke; wir können sie ahnen, aber
nicht begreifen; wir können sie lebhaft genug fühlen, aber weder mit unserem
Verstände fassen, noch durch unsere Sprache Andern mittheilen. Du blickst
an einem heiteren und unbewölkten Winterabende zum gestirnten Himmel hin-
auf; du siehst ihn mit tausend und abermals tausend Lichtern übersäet; du
stellst dir vor, daß es so viele tausend leuchtende Sonnen sind, deren jede so,
wie die unsrige, von ihren Planeten umgeben ist; du staunst über die uner-
meßliche Anzahl dieser Welten, welche an Größe unsern Erdball weit über-
treffen. Du versuchst es nun, auf die Größe des Schöpfers, auf die Majestät
Gottes daraus zu schließen und dich zum Anschauen seiner unendlichen Macht
und Weisheit zu erheben; aber deinem Geiste schwindelt; deine Denkkrast
ermüdet; deine Vorstellungen verwirren sich; die Erhabenheit des Gegenstan-
des überwältigt deine Begriffe; du verstummst, siehst deine Schranken und
siehst dich in dem hohen Fluge, welchen du genommen hast, plötzlich gehemmt.
— Die Größe des Herrn ist unaussprechlich! — Du bewunderst an einem
schönen Frühlings- oder Sommermorgen die prachtvollen Reize der Schöpfung,
den Schmuck und Reickthum einer gesegneten, malerischen Gegend; dein
Auge ruht abwechselnd auf herrlichen Fruchtgefilden, auf köstlichen Auen, auf
anmuthigen Hügeln, auf lachenden Thälern, auf dem sanft fortgleitendcn
Flusse, auf dem fernen, sich in Dunkelheit verlierenden Walve. Du bist be-
wegt, gerührt, zum ernsten Nachdenken und zur feierlichen Andacht gestimmt;
du steigst vom Sichtbaren zum Unsichtbaren, vom Geschöpfe zum Schöpfer
empor und willst ihn in dieser geweihten Stille, in diesem seinem Heiligthume
als den, der er ist und seinen Werken nach sein muß, in seiner ganzen, un-
verhüllten Herrlichkeit sehen: aber das Helldunkel, welches dich da umgibt,
verwandelt sich bald in Nacht. Du näherst dich desto mehr der Erde, je
weiter du dich von ihr zu entfernen glaubst; du begreifst ihn desto weniger, je
länger du über ihn nachsinnst, und kehrst, an deine Schwäche erinnert, in
dich selbst zurück: du hast die Größe Gottes empfunden, aber nicht erforscht;
das Gefühl, welches dich in diesen Augenblicken durchströmte, war ein hohes
und seliges Gefühl, aber es kann' nicht Begriff, nicht Sprache bei dir wer-
den. Die Güte des Herrn ist unaussprechlich!
3. Periode aus Göthe's Schriften.
Wenn das liebe Thal um mich dampft, und die hohe Sonne an der
Oberfläche der undurchdringlichen Finsterniß meines Waldes ruht, und nur
einzelne Strahlen sich in das innere Heiligthum stehlen; wann ich dann im
hohen Grase am fallenden Bache liege, und näher an der Erde tausend man-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
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sich mit einigen Vertranten in das obere Gemach des Löwenthurmes, um von
dort aus unbemerkt den Verlauf des Unternehmens mit anzusehen. Bald da-
rauf nahte der Kaiser in seinem Nachen. Es war um die Mittagszeit; er hatte
gehofft, die sattgesütterten Thiere schlafend zu finden, deßhalb befremdete es
ihn nicht wenig, als er sie von ferne schon brüllen hörte und unruhig im
Zwinger umherlaufen sah. Er fühlte die Gefahr; aber er hatte nun einmal be-
schlossen, sie zu bestehen. Hinter einem kleinen Gebüsche landete der Nachen;
der Kaiser war in voller Rüstung und hatte seinen Mantel über sich geworfen.
Er zögerte nicht, sondern eilte mit gezogenem Schwerte auf die große Fall-
thüre zu. Doch im Augenblicke gewahrten ihn die Ungeheuer; sie sprangen
in furchtbaren Sätzen auf ihn los, allen voraus ein riesiger Panther,
und erreichten den Kaiser früher noch, als es ihm gelang, die schwere Fall-
thüre aufzuheben. Der kühne Friedrich aber faßte sich schnell, seine Rechte stieß
das Schwert einem Löwen in die Brust, während er mit der linken Hand sei-
nen Mantel dem großen Panther über den Kopf warf. Ehe sich nun das brül-
lende Thier herauswickeln konnte, schlug die Fallthüre schon hinter dem Kaiser
zu, der indessen in den dunklen Gang hinabgesprungen war. In dem Gange
war jedoch finstere Nacht. Friedrich konnte nur langsam und mit vorgehalte-
nem Schwerte behutsam weiter schreiten. Endlich schimmerte ihm ein matter
Lichtstrahl entgegen; er fiel durch die Ritze einer Thüre am Ende des langen
unterirdischen Ganges. Der Kaiser erreichte sie; er horchte aufmerksam; aber
es ließ sich Nichts hören. Er versuchte, durch die Thürritze zu blicken; aber es
fiel kaum der Strahl des Tages hindurch. Die Thüre schien unverschlosien;
Friedrich versuchte, sie zu öffnen; es gelang. — Wer aber beschreibt sein Er-
staunen, als er in dem geöffneten Gemache den Fürsten Mahmud erblickte, von
seinem ganzen Gefolge umgeben, an der Hand die beiden Knaben. Einen
Augenblick weidete sich Mahmud an des Kaisers Betroffenheit; dann aber
brach er das Stillschweigen und sagte: „Ich heiße dich in meinem Schlosse
willkommen, du großer Held! Besorge nicht, daß ich die Gewalt mißbrauchen
werde, die mir deine Kühnheit über dich verliehen hat. Du hast mich entwaff-
net, nicht aber durch die Uebermacht deines Heeres, nicht durch die Schrecken,
welche deinem Namen vorausgehen, sondern durch die Tapferkeit deines Armes
und durch die Hochherzigkeit deiner Gesinnungen. Ich will fortan dein Bun-
desgenoffe sein; empfange als Pfand deiner Freundschaft deine beiden Lieb-
linge aus meiner Hand zurück; sie sind deiner werth!" — Friedrich war tief
erschüttert. An seinem Halse hingen die beiden vielgeliebten Kinder und zogen
ihn hin zu Mahmud. Er reichte dem edelmüthigen Türken die Hand, und der
Bund war geschlossen. — Nur noch wenige Tage verweilte der Kaiser in dem
Gebiete seines neuen Freundes, während sein Heer sich der Freude überließ,
oen geliebten Herrn siegreich zurückkehren zu sehen. Dann zog er.auf seiner
Kriegsbahn weiter.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich