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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 131

1868 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. wesenden mit Hülfe seiner Soldaten auseinander und ordnete ein neues an, welches aus „frommen, gottesfürchtigen Leuten" bestand. Wer die Listen der Namen hörte, diese Habakuks, Hesekiels, Zerubabels, konnte sich in einem alttestamentlichen Sanhedrin dünken; indessen prangten sie doch nur als selbstgewählte Vornamen vor altenglischen Zunamen, und andere Vornamen wie Wiedergeboren, Seitreuimglauben, Mache- friede, Todtediesünde, Stehesestinderhöhe, Weinenicht, Kämpfeden- gutenkampfdesglaubens rc. waren von neuer puritanischer Erstndung. Die Spötter des Tages haben nicht unbemerkt gelassen, daß der Bru- der eines Parlamentsmitgliedes, eines ehrenfesten Londoner Lederhänd- lers Barebone, welcher mit dem bescheidenen Vornamen „Preise Gott" einherging, insgemein Verdammter Barebone hieß; denn von seinem gespreizten Vornamen: „Wenn Christus nicht für uns gestorben wäre, wir wären ewig verdammt" hatte man ihm den besten Theil weg- geschnitten. Dies sogenannte Barebone- (Dürrbein-) Parlament verlangte ebenfalls Sparsamkeit im Staatshaushalte, Verringerung des Heeres, Abfassung eines Gesetzbuches und lauter Dinge, welche Cromwell uicht recht waren. Darum jagte er auch „die Dürrbeine" auseinander und begründete nach einem vom General Lambert und dem Heere gegebenen Plane eine neue Verfassung. Das Parlament sollte aus 400 Mit- gliedern bestehen, die gesetzgebeude Gewalt ausüben und alle höheren Staatsämter besetzen, Cromwell als lebenslänglicher Protektor im Verein mit einem Staatsrathe die vollziehende Gewalt, den Oberbefehl über die Land- und Seemacht und das Recht besitzen, seinen Nachfolger selbst zu wählen. So war der ehemalige Brauer von Huttiugton auf dem Gipfel des Glanzes und der Macht angelangt. Sein Ruhm und sein Ansehen im Auslande war groß. Der stolze, französische König Ludwig X.iv. nannte ihn „Bruder" und war ihm oft gefällig. Allein trotz Allem dem war der gefürchtete Protektor Englands unglücklich und unzufrieden; überall gewahrte er Feinde und Verräther, welche ihm nach dem Leben trachteten. Unter seinem Kleide trug er einen Panzer, und damit er vor nächtlichen Ueberfällen sicher sei, schlief er selten zwei Nächte^hintereinander in demselben Zimmer. Nie fuhr er ohne Bedeckung aus, nie kehrte er denselben Weg zurück. Das letzte Jahr litt er an beständiger Schlaflosigkeit, und seit dem Tode seiner Lieb- lingstochter Elisabeth lag er im Fieber. Auf dem Todtenbette sprach er zu seinem Caplan: „Ist es möglich, aus der Gnade zu fallen?" Der Gefragte entgegnete: „Es ist nicht möglich!" „„Nun so bin ich sicher — rief Cromwell aus — denn ich weiß gewiß, daß ich einmal 9* Neue Ver- fassung. Cromwells Tod 1658.

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 165

1868 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis znr ersten französischen Revolution. 165 zeigte großen Eifer für die griechische Kirche. Auf ihr Machtgebot entstanden neue Städte/ erschienen zahlreiche Colonisten aus dem Aus- lande, wurden Straßen und Canäle angelegt, den Städten größere Rechte eingeräumt, dem Adel feine Privilegien bestätigt. Man be- wunderte das Talent und die Energie der Kaiserin im In- und Auslande; demnngeachtet zeigten sich auch Ruhestörer und Unzufriedene. Eines verunglückten Versuchs, Iwan, welcher noch in Schlüsselburg ein- gekerkert war, auf den Thron zu erheben, ist schon oben gedacht wor- den (S. 104 Anmerk.). Gefährlicher war der Aufstand des Kosacken Pugatschew, dem es gelungen war, mit einem ansehnlichen Heer Kasan zu erobern und Moskau zu bedrohen. Doch auch diesmal blieb das Glück der Kaiserin treu. Pugatschew, dessen räuberische Truppen wie Vandalen im eignen Lande gehaust und mehrere russische Heere besiegt hatten, wurde zuletzt von den Seinigen verrathen und starb (1775) am Galgen. Dieser Aufstand hatte viele Städte und Dörfer in Aschenhausen verwandelt und vielen Tausenden das Leben gekostet. Katharinas Einstuß äußerte sich nach Außen namentlich in der Theilung Polens und in dem Türkenkriege. In Allem stand ihr eine Schaar von Günstlingen und Rathgebern zur Seite; der bedeutendste von diesen war jedenfalls der Fürst Potemkin, welcher die Kaiserin vollständig beherrschte und sich unentbehrlich zu machen wußte. Er kostete dem Staate ein ungeheures Geld, verschwendete auf der einen, knauserte auf der andern Seite und schickte lästige Gläubiger nach Sibirien. Seit 1776 lenkte er alle Unternehmungen. Auf eine wunderbare Weise suchte er seine Kaiserin über den Stand des Landes zu täuschen. 1787 beredete er sie zu einer Reise nach der Halbinsel Krim. Potemkin hatte in einiger Entfernung von der Landstraße zum Schein Städte und Dörfer von Holz und Pappe, gleichsam als Coulissen anfertigen lassen, um seine Gebieterin zu überraschen. Tausende von Menschen, ungeheure Viehheerdeu, hohe Mastbäume mit flatternden Wimpeln soll- ten Kunde geben von Handel und Wandel in jenen Gegenden, welckw man bisher für öde und unbewohnt gehalten hatte. Allein.die ganze Staffage der Landschaft verschwand in der Nacht wieder, wurde auf Wagen weiter gebracht und diente am folgenden Tage zur gleiche» Comödie. Kaiser Joseph Ii., welcher mit Katharina in Cherson zu- sammentraf und sie durch die Krim begleitete, lachte über' den ganzen Spuk, ließ sich aber nicht täuschen. Als Potemkin starb, hinterließ er trotz seiner Verschwendung 50 Millionen Rubel. Katharina war eine schöne, majestätische Frau. Ihre Lieblinge überhäufte sie mit Gunstbezeugungen, wie kein anderer Monarch je Pugatschew erregt einen gefährlichen Aufstand. Katharinas Günstling, Fürst Polem- kin. Charakter u. Verdienst Katharinas.

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 166

1868 - Mainz : Kunze
166 Zweite Periode der neueren Geschichte. Erklärung des Namens Preußen. Der deutsche Orden befe- stigt das Christenthum in Preußen. gethan hat, ihr Hofleben erregte manchen Anstoß, ihre Prachtliebe scheute keine Kosten. Sie war eine thatkräftige, sehr gebildete und gut unter- richtete Dame, welche ein eigenes Gesetzbuch verfaßt, im Drama sich versucht, um den Patriotismus der Russen zu wecken, und mit den be- rühmtesten Gelehrten Frankreichs, Voltaire, Montesquieu und Diderot im Briefwechsel gestanden hat Ihre Festigkeit, Ruhe und Unerschrocken- heit in den größten Gefahren ließen sie nie erzittern oder erbeben; ein kühnes, treffendes Wort fehlte ihr nie, und ihr Urtheil war durchdringend, klar und scharf. Ein Ausspruch Katharinas bei Gelegenheit ihrer Siege ist merkwürdig: „Es war nöthig, daß ich zu erwerben suchte, was ich nicht mitbrachte. Ich kam arm nach Rußland, — Polen und die Krim sind meine Mitgift, die ich Rußland hinterlasse." — Ihr Verfahren gegen Polen und ihre sittlichen Schwächen haben ihr den gerechten Tadel der Nachwelt zugezogen. §. 12. Preußens Erhebung in die Reihe der europäischen Großmächte. 1. Preußens ältere Geschichte. Die Grundlage der preußischen Monarchie bildet die Mark Bran- denburg, welche 1415 der Burggraf Friedrich von Nürnberg, aus dem Hause Hohenzollern, nebst der Kurwürde erb- und eigenthümlich er- hielt (kl. S. 192); den Namen verlieh ihr das 1618 erworbene Herzogthum Preußen. Dies Land tritt erst gegen Ende des 10. Jahr- hunderts in der Geschichte auf und führt seine Benennung wahrschein- lich von den Wörtern Po und Reuß d. h. das hinter der Reuß oder Ruß, einem Arme der Memel, gelegene Land. Die Bewohner waren Heiden, lebten von Fischfang und Viehzucht, kämpften mit Schild, Schwert, Spieß und Keule und schützten ihre Ortschaften durch Erd- wälle und Verhaue. Der Bischof Adalbert von Prag versuchte es, diesen Heiden das Christenthum zu predigen, und starb 997 den Mär- tyrertod (1!. S. 79). Gleiches Schicksal hatten andere Apostel des Christen- thums. Erst als der deutsche Ritterorden gegen die erdrückende Uebermacht der Preußen von dem benachbarten König Konrad von Mazowien zu Hülfe gerufen worden war (Ii. S. 156), begann die dauernde Unterwerfung und Bekehrung der Preußen. Mit der Macht- befestigung des Ordens erhob sich auch das Land zu neuer Blüte; deutsche Colonisten bebauten den fruchtbaren Boden, legten Städte und Dörfer an und brachten das Volk zu Einigkeit und Kraft. Je mehr das Ritterlhum sank, desto mehr hob sich der dritte Stand. Es kam

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 22

1868 - Mainz : Kunze
22 Erste Periode der neueren Geschichte. Die Herzogin von Etompes und Karl. Unglücklicher Feldzugkarls gegen die Seeräuber 1541. Vierter Krieg zwischen Franz u.karl 1542-1544. den Schmeicheleien des Hofes nicht bethören und entgegnete einmal: „Das große Lob, das man uns spendet, ist uns darum lieb, weil es uns daran erinnert, wie wir beschaffen sein sollen." Franz scheint so- gar versucht zu haben, Karls Vertrauen zu mißbrauchen. Er stellte ihm eines Tages die Herzogin von Etampes mit den Worten vor: „Diese schöne Dame gibt niir den Rath, Sie nicht abreisen zu lassen, bevor Sie nicht den Vertrag von Madrid widerrufen haben." Allein der Kaiser faßte sich rasch und erwiederte: „Befolgen Sie den Rath, Sire, wenn er gut ist!" Am folgenden Tage ließ Karl, wie von ungefähr, einen kostbaren Ring vor der Herzogin fallen. Als diese ihn aushob und zurückgeben wollte, bat er sie denselben zu behalten. Hierdurch wurden die Dame und der König bewogen, bei ihrer Politik der Artig- keit zu beharren, welche sich freilich als nutzlos erwies. Im Jahre 1541 unternahm Karl einen zweiten Zug gegen die Seeräuber an der Nordküste Afrikas; vergeblich hatten ihn seekundige Männer wegen der vorgerückten Jahreszeit davor gewarnt. Am zweiten Tage nach der Landung erhob sich ein furchtbarer Sturm, begleitet von Erdbeben und Regengüssen; die Zelte wurden fortgeschwemmt, die Schießgewehre versagten den Dienst, 130 Schiffe scheiterten. Als sein Heer von den Feinden überfallen wurde und hungrig und obdachlos den Rückzug nach der Küste einschlug, theilte der Kaiser alle Beschwer- den in heldenmüthiger Ausdauer, richtete die Muthlosen durch sein Beispiel auf und geleitete seine Krieger nach Carthagena. Sein Unglück verleitete den französischen König zu einem letzten Versuche, in Verbindung mit dem Sultan, mit Schweden und Däne- mark den Kaiser zur Aufhebung des Madrider Vertrages zu zwingen. Fünf Heere griffen den Kaiser an. Allein Karl rückte in die Cham- pagne ein, drang siegreich bis in die Nähe von Paris vor, und sein Bundesgenosse, Heinrich Viii.' von England, landete an der französi- schen Küste. Die Einwohner von Paris flüchteten schon nach allen Richtungen, da erbot sich Franz zum Frieden, welchen Karl selbst sehr wünschte, um freie Hand gegen die Evangelischen in Deutschland zu erhalten. Im Friedeusschlusse zu Crespy (1544) entsagte Karl allen Ansprüchen auf Burgund, Franz auf die Länder des Kaisers. Die langwierigen Kriege Karls mit Franz, mit den Türken und mit den Seeräubern in Nordafrika waren es vorzugsweise, welche ihn fern von Deutschland hielten und es möglich machten, daß inzwischen die evangelische Lehre trotz aller feindseligen Neichstagsbeschlüsse festen Grund und Boden in Deutschland fassen konnte.

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 26

1868 - Mainz : Kunze
26 Erste Periode der neueren Geschichte. Die Bauern werden bei Frankcnhau- sen geschlagen 1525. Thomas Münzer stirbt auf dem Schaffst. Ulrich Zwingli tritt Schweiz und schützte göttliche Offenbarungen vor, daß er berufen sei, dies neue Reich unter den Menschen einzuführen. Zn Sachsen untersagte die Obrigkeit dem Schwärmer das Predigen; da wandte er sich nach der freien Stadt Mühlhausen und fand hier einen so bedeutenden Anhang, daß die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg und der Landgraf Philipp der Großmüthige von Hessen Truppen rüsteten und aussandten, das Raubgesindel zu vertreiben. Sie trafen die Aufrührer, 8000 Mann stark, unter Münzers Anführung bei Frankenhausen (1525). Als die Bauern das fürstliche Heer erblickten, hatten sie nicht übel Lust nach- zugeben und waren bereit, die Anführer auszuliefern, wie die Fürsten verlangten. Allein Münzer benutzte einen Regenbogen, der gerade am Himmel erschien, und rief den Bauern zu: „Hebt die Augen auf, das ist unser Siegeszeichen! Gott, der Herr, will nicht, vaß wir Friede machen mit unsern Feinden!" Zugleich suchte er den Muth der Bauern, welche nicht einmal Pulver zur Bedienung ihrer Geschütze hatten, zu steigern und versprach ihnen feierlichst, er werde die feindlichen Geschütz- kugeln mit den Aermeln seines Chorrocks auffangen. Die Bauern ließen sich bethören, und die Schlacht begann. Münzer floh zuerst und versteckte sich auf einen: Heuschober. 5000 Bauern blieben todt, die übrigen ergaben sich. Thomas Münzer ward aus seinem Verstecke hervorgezogen und niit den Anstiftern des Aufruhrs öffentlich hin- gerichtet. 8. Ulrich Zwingli und Johann Calvin. Zwei Jahre später als Luther gegen den Ablaßkrämer Tetzel aufgetreten war (1517), hatte in der Schweiz Ulrich Zwingli Ge- legenheit, gegen den gleichen Unfug zu predigen und die herrschenden Mißbräuche in der Kirche zu rügen. Ulrich Zwingli war geboren zu Wildhaus in der Grafschaft Toggeuburg im heutigen Cauton St. Gallen (1484). Sein Vater war Amtmann und hatte eine sehr zahlreiche Familie. Ulrich war für den geistlichen Stand bestimmt und empfing seine erste Bildung von seinem Oheim Bartholomäus Zwingli, der Pfarrer in Wild- haus war. In seinem zehnten Jahre kam er auf die Schule nach Basel (wo er durch Fleiß und Talent bald alle seine Mitschüler übertraf und auch seine Anlagen für Musik sich entwickelten) und von da nach Bern. Wohl vorbereitet bezog er 1499 die Universität Wien und widmete sich dem Studium der Philosophie. Rach zweijährigem Aufenthalte daselbst kehrte er in seine Heimath nach Wildhaus zurück, erhielt aber bald eine Lehrstelle an der Martinsschule zu Basel und

6. Geschichte des Mittelalters - S. 61

1867 - Mainz : Kunze
Vom Untergang des weströmischen Reichs bis zur Erneuerung rc. 61 spielen und Carls Tochter Emma in der Musik unterrichten. Einst musicirten Emma und Eginhard, welche sich liebten, noch spät am Abend. Da frischer Schnee gefallen war, welcher zum Verräther hätte werdev können, wenn Eginhard über den Hof nach Hause gegangen wäre, so nahm Emma, aus Besorgniß den Vater zu erzürnen, wenn er Eginhards späten Besuch vernehme, den geliebten Freund und Lehrer- auf den Rücken und trug ihn über den Hof. Aber Kaiser Carl pflegte -des Nachts öfter auszustehen und am Fenster zu sehen. Eben als Emma mit Eginhard unter seinem Fenster vorbeiging, erblickte der Vater beim hellen Mondschein den seltsamen Zug. Am andern Tage ließ Carl Beide vor sich kommen, gab ihnen einen Verweis wegen ihrer Unbe- sonnenheit und ließ sie darnach trauen. Carl war von hervorragender Größe. Seine Gestalt bot, er Carls körper mochte sitzen oder stehen, eine höchst würdige, stattliche Erscheinung. Er tidj^a®e^en hatte einen festen Gang, eine durchaus männliche Haltung, eine helle Stimme und ein freundliches Gesicht. Durch seine einfache, regelmäßige Lebensweise wurde seine an sich schon ungewöhnliche Körperkraft nur noch erhöht, und es war ihm ein Leichtes, ein Hufeisen zu zerbrechen, einen geharnischten Mann wie ein Kind emporzuheben und schwere Lasten zu tragen. Er hatte drei Söhne, Carl, Pipin und Ludwig; nur der jüngste überlebte den Vater. Als Carl 813 auf einer Jagd in einer Schwäche der Füße die Vorboten des nahen Todes ahnete, berief er die Großen des Reiches nach Aachen und enipfahl ihnen seinen Sohn Ludwig als Nachfolger, legte diesem die heiligen Pflichten eines Regenten ans Herz und ermahnte ihn, Gott zu fürchten und seine Gebote zu halten, seine Verwandten zu lieben und seinem Volke mit einem tugendhaften Lebenswandel voranzugehen. Am 20. Januar 814 ward Carl von einem heftigen Fieber über- Sein Tod fallen; er wollte sich mit seinem gewöhnlichen Heilmittel, mit Fasten, be- helfen, allein sein Körper ging der Auflösung entgegen. - Am siebenten Tage seiner Krankheit empfing er das heilige Abendmahl und am folgenden Morgen verschied er. Mit sterbender Hand machte er über Stirn und Brust das Zeichen des Kreuzes, faltete die Hände und sprach leise mit geschlossenen Augen: „Vater! in deine Hände befehle ich meinen Geist." 8. 16. Die Frauen in dem ersten Zeitabschnitt des Mittelalters. In der ersten Periode des Mittelalters mußte durch die Einfälle barbarischer Völker die Cultur des Abendlandes mit den, Untergange ®fjj teig weströmischen Reiches sinken, und der kriegerische Geist jener Zeit,

7. Geschichte des Mittelalters - S. 84

1867 - Mainz : Kunze
Zweite Periode des Mittelalters. erst dann den Purpur und die Tiara anzulegen, wenn er durch die Wahl der Bischöfe der Nachfolger Petri geworden fei. Und erst nach- dem Alles so vollbracht war, betrachtete sich Bruno als rechtmäßigen Papst und hieß seitdem Leo !X. 3. Heinrich Iv. (1056 — 1105.) Der minder- Heinrich Ul. war erst 39 Jahre alt, als er 1056 nach kurzer Hein^tch^iv. Rankheit unweit Quedlinburg verschied. Er hinterließ seinem sechs- jährigen Söhnchen Heinrich Iv. den Thron, dessen Mutter Agnes, die edle, verständige und lebensfrohe Tochter des Herzogs Wilhelm von Aquitanien, die Leitung des Reiches bis zu Heinrichs Iv. Volljährigkeit übernehmen sollte. Ihr standen ansatigs der Papst und nach ihm der Bischof von Augsburg treulich bei. Um die durch Heinrichs Ul. Strenge aufgebrachten Fürsten zu gewinnen, ertheilte ihnen Agnes Länder und Rechte, die ihr Gemahl ihnen vorenthalten hatte, insbesondere dem Grasen Otto von Nordheim das Herzogthum Baiern, Schwaben dem Grasen Rudolph von Rheinfeldeu und Kärnthen dem Berthold von Zähringen. Allein sie erreichte ihren Zweck nicht. Mehrere Fürsten fühlten sich zurückgesetzt, namentlich der Erzbischof Hanno von Cöln, ein gelehrter, frommer und strenger Herr, aber stolz und ehrgeizig, einfach und herrschsüchtig, der Erzbischof von Mainz, Graf Ekbert von Braunschweig und Otto von Nordheim; sie hielten es für unerhört, daß eine Frauenhand die Zügel des Reiches führe. Die mißvergnügten "Mutter" Fürsten beschlossen, den jungen König seiner Mutter zu rauben. Heuch- geraubt. lerisch lud Hanno die Kaiserin ein, zu Ostern (1062) ihr Hoflager in Kaiserswerth am Rhein zu halten. Die Einladung ward ange- nommen. Während sich Agnes eines Tages in fröhlicher Sorglosigkeit den Freuden der Tafel überließ, lockte man den jungen König auf eine prachtvolle Nacht Hannos. Kaum hatte Heinrich das verrätherische Schiff bestiegen, um das Innere desselben zu betrachten, so flog es pfeilschnell stromabwärts. Heinrich schrie laut nach seiner Mutter, sprang über Bord und wäre sicher ertrunken, wenn ihm nicht Ekbert von Meißen mit eigner Lebensgefahr gefolgt wäre. Man brachte den königlichen Knaben wieder auf das Schiff und behielt ihn trotz aller Bitten der Mutter im bischöflicheu Palast zu Cöln. Agnes ging nach Italien und brachte ihre Tage in Kummer und Klagen hin. Die Bischöfe Hanno erzog den jungen Kaiser zur Einfachheit und Nüchternheit, Gbtucn 3ur Thätigkeit, zur Bescheidenheit und zur Achtung der Rechte des deutschen Volkes und der Fürsten. Allein seine Regentschaft mußte wegen vieler Gewaltthätigkeiten und Willkürlichkeiten, welche er sich

8. Geschichte des Mittelalters - S. 227

1867 - Mainz : Kunze
Von der Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung :c. 227 richte zusammen. Die Beisitzer desselben erschienen vermummt, damit kein Angeklagter und Verurtheilter sich an dem Einzelnen rächen könne. Der Beitritt zu dem Bunde erfolgte nach vielen Prüfungen des An- gemeldeten; Gewissenhaftigkeit, Gerechtigkeit und Unbescholtenheit waren Hauptbediuguugen zur Aufnahme. Hatte sich Jemand zum Bunde ge- meldet, so erschien in der Nähe der Sitzungen eine Rittergestalt, riß das Schwert aus der Scheide und setzte es dem Fremdling auf die Brust, worauf dieser sein Begehren stellte. Daraus wurde der Neuling mit verbundenen Augen vor die Mitglieder des Bundesgerichtes ge- führt und nach feierlicher Rede in den Bund der edlen, für Recht und Bruderliebe begeisterten Männer ausgenommen. Die Vorsitzer des Gerichtes hießen Freigrafen, die Beisitzer, welche das Urtheil fällten oder vollzogen, Freischöfsen, die Sitzungen Freidunge (Freigerichte) und der Ort, wo eine Sitzung abgehalten wurde, ein Freistuhl. Die Frei- schöffen, welche von den Freigrafen ernannt wurden, fanden sich in allen Städten und Provinzen Deutschlands und kannten allein die Ein- richtung und das Verfahren des Gerichts ; sie hießen deßhalb „Wissende." Außer ihnen ward besonders der Kaiser bei seiner Krönung, da die Freigerichte nur ihni Unterthan waren, zum Mitwissenden gemacht. Sie selbst erkannten sich an gewissen Zeichen. In dem Eide bei der Aufnahme gelobten sie „die heilige Fehme halten zu helfen und zu ver- hehlen vor Weib und Kind, vor Allem, was die Sonne bescheint, der Regen benetzt, vor Allem, was zwischen Himmel und Erde ist." Die Sitzungen, welche gewöhnlich bei Tage unter freiem Himmel abgehalten wurden, waren öffentliche, die heimlichen wurden erst später Nachts in einem Walde oder an unterirdischen, verborgenen Orten gehalten. Die Anklage geschah durch einen Freischöfsen, der schwören mußte, daß der Angeschuldigte das ihm schuldgegebene Verbrechen begangen habe. Darauf wurde der Angeklagte dreimal vor das Gericht geladen, indem durch einen Frohnboten die von 3 Freigrafen und 6 Beisitzern untersiegelte Vorladung des Nachts an die Hausthüre des Angeklagten angeschlagen wurde. Erschien derselbe nach dreimaliger Ladung nicht, so ward er in einer feierlichen Sitzung des Gerichts noch einmal vorgeladen, und wenn er abermals sich nicht stellte, verfehmt d. h. den Freischöfsen preisgegeben, so daß der erste, der ihn traf, denselben aufhängen oder niederstoßen mußte. Im letzten Falle legte der richtende Schöffe sein Messer mit dem Zeichen der heiligen Fehme neben den Gemordeten, zum Beweise, daß er als Opfer derselben gefallen sei. Gab ein Frei- schöffe einem Verurtheilten einen Wink zu seiner Rettung, so wurde er selbst mit dem Tode bestraft. Auch Landesverweisungen und Geld- 15'

9. Theil 2 - S. 2

1864 - Mainz : Kirchheim
2 2. Die Größe des Herrn ist unaussprechlich. (Fragment aus einer Rede ) Die Größe des Herrn ist unaussprechlich, das heißt erstlich: sie ist für uns Menschen mehr Empfindung, als Gedanke; wir können sie ahnen, aber nicht begreifen; wir können sie lebhaft genug fühlen, aber weder mit unserem Verstände fassen, noch durch unsere Sprache Andern mittheilen. Du blickst an einem heiteren und unbewölkten Winterabende zum gestirnten Himmel hin- auf; du siehst ihn mit tausend und abermals tausend Lichtern übersäet; du stellst dir vor, daß es so viele tausend leuchtende Sonnen sind, deren jede so, wie die unsrige, von ihren Planeten umgeben ist; du staunst über die uner- meßliche Anzahl dieser Welten, welche an Größe unsern Erdball weit über- treffen. Du versuchst es nun, auf die Größe des Schöpfers, auf die Majestät Gottes daraus zu schließen und dich zum Anschauen seiner unendlichen Macht und Weisheit zu erheben; aber deinem Geiste schwindelt; deine Denkkrast ermüdet; deine Vorstellungen verwirren sich; die Erhabenheit des Gegenstan- des überwältigt deine Begriffe; du verstummst, siehst deine Schranken und siehst dich in dem hohen Fluge, welchen du genommen hast, plötzlich gehemmt. — Die Größe des Herrn ist unaussprechlich! — Du bewunderst an einem schönen Frühlings- oder Sommermorgen die prachtvollen Reize der Schöpfung, den Schmuck und Reickthum einer gesegneten, malerischen Gegend; dein Auge ruht abwechselnd auf herrlichen Fruchtgefilden, auf köstlichen Auen, auf anmuthigen Hügeln, auf lachenden Thälern, auf dem sanft fortgleitendcn Flusse, auf dem fernen, sich in Dunkelheit verlierenden Walve. Du bist be- wegt, gerührt, zum ernsten Nachdenken und zur feierlichen Andacht gestimmt; du steigst vom Sichtbaren zum Unsichtbaren, vom Geschöpfe zum Schöpfer empor und willst ihn in dieser geweihten Stille, in diesem seinem Heiligthume als den, der er ist und seinen Werken nach sein muß, in seiner ganzen, un- verhüllten Herrlichkeit sehen: aber das Helldunkel, welches dich da umgibt, verwandelt sich bald in Nacht. Du näherst dich desto mehr der Erde, je weiter du dich von ihr zu entfernen glaubst; du begreifst ihn desto weniger, je länger du über ihn nachsinnst, und kehrst, an deine Schwäche erinnert, in dich selbst zurück: du hast die Größe Gottes empfunden, aber nicht erforscht; das Gefühl, welches dich in diesen Augenblicken durchströmte, war ein hohes und seliges Gefühl, aber es kann' nicht Begriff, nicht Sprache bei dir wer- den. Die Güte des Herrn ist unaussprechlich! 3. Periode aus Göthe's Schriften. Wenn das liebe Thal um mich dampft, und die hohe Sonne an der Oberfläche der undurchdringlichen Finsterniß meines Waldes ruht, und nur einzelne Strahlen sich in das innere Heiligthum stehlen; wann ich dann im hohen Grase am fallenden Bache liege, und näher an der Erde tausend man-

10. Theil 2 - S. 43

1864 - Mainz : Kirchheim
43 sich mit einigen Vertranten in das obere Gemach des Löwenthurmes, um von dort aus unbemerkt den Verlauf des Unternehmens mit anzusehen. Bald da- rauf nahte der Kaiser in seinem Nachen. Es war um die Mittagszeit; er hatte gehofft, die sattgesütterten Thiere schlafend zu finden, deßhalb befremdete es ihn nicht wenig, als er sie von ferne schon brüllen hörte und unruhig im Zwinger umherlaufen sah. Er fühlte die Gefahr; aber er hatte nun einmal be- schlossen, sie zu bestehen. Hinter einem kleinen Gebüsche landete der Nachen; der Kaiser war in voller Rüstung und hatte seinen Mantel über sich geworfen. Er zögerte nicht, sondern eilte mit gezogenem Schwerte auf die große Fall- thüre zu. Doch im Augenblicke gewahrten ihn die Ungeheuer; sie sprangen in furchtbaren Sätzen auf ihn los, allen voraus ein riesiger Panther, und erreichten den Kaiser früher noch, als es ihm gelang, die schwere Fall- thüre aufzuheben. Der kühne Friedrich aber faßte sich schnell, seine Rechte stieß das Schwert einem Löwen in die Brust, während er mit der linken Hand sei- nen Mantel dem großen Panther über den Kopf warf. Ehe sich nun das brül- lende Thier herauswickeln konnte, schlug die Fallthüre schon hinter dem Kaiser zu, der indessen in den dunklen Gang hinabgesprungen war. In dem Gange war jedoch finstere Nacht. Friedrich konnte nur langsam und mit vorgehalte- nem Schwerte behutsam weiter schreiten. Endlich schimmerte ihm ein matter Lichtstrahl entgegen; er fiel durch die Ritze einer Thüre am Ende des langen unterirdischen Ganges. Der Kaiser erreichte sie; er horchte aufmerksam; aber es ließ sich Nichts hören. Er versuchte, durch die Thürritze zu blicken; aber es fiel kaum der Strahl des Tages hindurch. Die Thüre schien unverschlosien; Friedrich versuchte, sie zu öffnen; es gelang. — Wer aber beschreibt sein Er- staunen, als er in dem geöffneten Gemache den Fürsten Mahmud erblickte, von seinem ganzen Gefolge umgeben, an der Hand die beiden Knaben. Einen Augenblick weidete sich Mahmud an des Kaisers Betroffenheit; dann aber brach er das Stillschweigen und sagte: „Ich heiße dich in meinem Schlosse willkommen, du großer Held! Besorge nicht, daß ich die Gewalt mißbrauchen werde, die mir deine Kühnheit über dich verliehen hat. Du hast mich entwaff- net, nicht aber durch die Uebermacht deines Heeres, nicht durch die Schrecken, welche deinem Namen vorausgehen, sondern durch die Tapferkeit deines Armes und durch die Hochherzigkeit deiner Gesinnungen. Ich will fortan dein Bun- desgenoffe sein; empfange als Pfand deiner Freundschaft deine beiden Lieb- linge aus meiner Hand zurück; sie sind deiner werth!" — Friedrich war tief erschüttert. An seinem Halse hingen die beiden vielgeliebten Kinder und zogen ihn hin zu Mahmud. Er reichte dem edelmüthigen Türken die Hand, und der Bund war geschlossen. — Nur noch wenige Tage verweilte der Kaiser in dem Gebiete seines neuen Freundes, während sein Heer sich der Freude überließ, oen geliebten Herrn siegreich zurückkehren zu sehen. Dann zog er.auf seiner Kriegsbahn weiter.
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