Vom Untergang des weströmischen Reichs bis zur Erneuerung rc. 61
spielen und Carls Tochter Emma in der Musik unterrichten. Einst
musicirten Emma und Eginhard, welche sich liebten, noch spät am
Abend. Da frischer Schnee gefallen war, welcher zum Verräther hätte
werdev können, wenn Eginhard über den Hof nach Hause gegangen
wäre, so nahm Emma, aus Besorgniß den Vater zu erzürnen, wenn er
Eginhards späten Besuch vernehme, den geliebten Freund und Lehrer-
auf den Rücken und trug ihn über den Hof. Aber Kaiser Carl pflegte
-des Nachts öfter auszustehen und am Fenster zu sehen. Eben als Emma
mit Eginhard unter seinem Fenster vorbeiging, erblickte der Vater beim
hellen Mondschein den seltsamen Zug. Am andern Tage ließ Carl
Beide vor sich kommen, gab ihnen einen Verweis wegen ihrer Unbe-
sonnenheit und ließ sie darnach trauen.
Carl war von hervorragender Größe. Seine Gestalt bot, er Carls körper
mochte sitzen oder stehen, eine höchst würdige, stattliche Erscheinung. Er tidj^a®e^en
hatte einen festen Gang, eine durchaus männliche Haltung, eine helle
Stimme und ein freundliches Gesicht. Durch seine einfache, regelmäßige
Lebensweise wurde seine an sich schon ungewöhnliche Körperkraft nur
noch erhöht, und es war ihm ein Leichtes, ein Hufeisen zu zerbrechen,
einen geharnischten Mann wie ein Kind emporzuheben und schwere
Lasten zu tragen. Er hatte drei Söhne, Carl, Pipin und Ludwig;
nur der jüngste überlebte den Vater. Als Carl 813 auf einer Jagd
in einer Schwäche der Füße die Vorboten des nahen Todes ahnete,
berief er die Großen des Reiches nach Aachen und enipfahl ihnen seinen
Sohn Ludwig als Nachfolger, legte diesem die heiligen Pflichten eines
Regenten ans Herz und ermahnte ihn, Gott zu fürchten und seine
Gebote zu halten, seine Verwandten zu lieben und seinem Volke mit
einem tugendhaften Lebenswandel voranzugehen.
Am 20. Januar 814 ward Carl von einem heftigen Fieber über- Sein Tod
fallen; er wollte sich mit seinem gewöhnlichen Heilmittel, mit Fasten, be-
helfen, allein sein Körper ging der Auflösung entgegen. - Am siebenten
Tage seiner Krankheit empfing er das heilige Abendmahl und am
folgenden Morgen verschied er. Mit sterbender Hand machte er über
Stirn und Brust das Zeichen des Kreuzes, faltete die Hände und sprach
leise mit geschlossenen Augen: „Vater! in deine Hände befehle ich
meinen Geist."
8. 16. Die Frauen in dem ersten Zeitabschnitt des Mittelalters.
In der ersten Periode des Mittelalters mußte durch die Einfälle
barbarischer Völker die Cultur des Abendlandes mit den, Untergange ®fjj
teig weströmischen Reiches sinken, und der kriegerische Geist jener Zeit,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Emma Emma Emma Carl Emma Carl
Beide Carl Carl Ludwig Ludwig Carl Ludwig Ludwig Carl
Zweite Periode des Mittelalters.
erst dann den Purpur und die Tiara anzulegen, wenn er durch die
Wahl der Bischöfe der Nachfolger Petri geworden fei. Und erst nach-
dem Alles so vollbracht war, betrachtete sich Bruno als rechtmäßigen
Papst und hieß seitdem Leo !X.
3. Heinrich Iv. (1056 — 1105.)
Der minder- Heinrich Ul. war erst 39 Jahre alt, als er 1056 nach kurzer
Hein^tch^iv. Rankheit unweit Quedlinburg verschied. Er hinterließ seinem sechs-
jährigen Söhnchen Heinrich Iv. den Thron, dessen Mutter Agnes, die
edle, verständige und lebensfrohe Tochter des Herzogs Wilhelm von
Aquitanien, die Leitung des Reiches bis zu Heinrichs Iv. Volljährigkeit
übernehmen sollte. Ihr standen ansatigs der Papst und nach ihm der
Bischof von Augsburg treulich bei. Um die durch Heinrichs Ul. Strenge
aufgebrachten Fürsten zu gewinnen, ertheilte ihnen Agnes Länder und
Rechte, die ihr Gemahl ihnen vorenthalten hatte, insbesondere dem
Grasen Otto von Nordheim das Herzogthum Baiern, Schwaben dem
Grasen Rudolph von Rheinfeldeu und Kärnthen dem Berthold von
Zähringen. Allein sie erreichte ihren Zweck nicht. Mehrere Fürsten
fühlten sich zurückgesetzt, namentlich der Erzbischof Hanno von Cöln,
ein gelehrter, frommer und strenger Herr, aber stolz und ehrgeizig,
einfach und herrschsüchtig, der Erzbischof von Mainz, Graf Ekbert von
Braunschweig und Otto von Nordheim; sie hielten es für unerhört,
daß eine Frauenhand die Zügel des Reiches führe. Die mißvergnügten
"Mutter" Fürsten beschlossen, den jungen König seiner Mutter zu rauben. Heuch-
geraubt. lerisch lud Hanno die Kaiserin ein, zu Ostern (1062) ihr Hoflager
in Kaiserswerth am Rhein zu halten. Die Einladung ward ange-
nommen. Während sich Agnes eines Tages in fröhlicher Sorglosigkeit
den Freuden der Tafel überließ, lockte man den jungen König auf eine
prachtvolle Nacht Hannos. Kaum hatte Heinrich das verrätherische
Schiff bestiegen, um das Innere desselben zu betrachten, so flog es
pfeilschnell stromabwärts. Heinrich schrie laut nach seiner Mutter,
sprang über Bord und wäre sicher ertrunken, wenn ihm nicht Ekbert
von Meißen mit eigner Lebensgefahr gefolgt wäre. Man brachte den
königlichen Knaben wieder auf das Schiff und behielt ihn trotz aller
Bitten der Mutter im bischöflicheu Palast zu Cöln. Agnes ging nach
Italien und brachte ihre Tage in Kummer und Klagen hin.
Die Bischöfe Hanno erzog den jungen Kaiser zur Einfachheit und Nüchternheit,
Gbtucn 3ur Thätigkeit, zur Bescheidenheit und zur Achtung der Rechte des
deutschen Volkes und der Fürsten. Allein seine Regentschaft mußte
wegen vieler Gewaltthätigkeiten und Willkürlichkeiten, welche er sich
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Bruno Leo_!X. Leo Heinrich_Iv Heinrich Heinrich_Ul Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Agnes Wilhelm Heinrichs Heinrichs Agnes_Länder Otto Rudolph_von_Rheinfeldeu Berthold_von
Zähringen Hanno_von_Cöln Graf_Ekbert_von
Braunschweig Otto Hanno Agnes Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Agnes Hanno
188
licher Zerstörungswuth. Es entstand ein Orkan, der finstere Staubwolken in
die Höhe trieb und das Licht des Tages verdunkelte. „Soll das jüngste Gericht
angehen?" so fragten Viele mit leichenblassem Gesichte, die dem Tode ent-
ronnen waren.
Ein zweiter Erdstoß folgte, der mehrere Minuten anhielt. Häuser wank-
ten, wie die schlanken Bäume im Sturmwinde, mehrere fielen zusammen. Ein
dritter Stoß war so erschütternd, daß man sich nicht auf den Beinen halten
konnte; man muhte sich niederwerfen oder knien. Hier, wie an die Erde gebun-
den, mußte man abwarten, was die konimende Minute über Leben und Tod,
über gesunde oder zerschlagene Glieder entscheiden werde. — Ein neuer Sturm
war der Vorbote einer Feuersbrunst, die er anwehete und schnell weiter ver-
breitete. Ehe die Nacht anbrach, standen die Trümmer der zerstörten Stadt in
Flammen, um das Uebriggebliebene in Asche zu verwandeln. Wer konnte
löschen? Wer wollte retten, was noch zu retten war? Niemand! Das Leben
stand im höchsten Preise. Für Irdisches wagte man es nicht. Acht Tage
wüthete die Alles verzehrende Flamme, und statt der thurmreichen, mächtigen
Stadt sah man Aschenhaufen und schwarz angelaufene, rußige Steinmassen.
Tausende seufzten nach Brod, um den quälenden Hunger zu stillen. Zahl-
lose Thränen flössen um die vermißten Aeltern, die entrissenen Kinder, Wohl-
thäter und Freunde. Anhaltender Regen und Kälte vergrößerten das Unge-
mach all' derer, die, ohne Obdach, unter freiem Himmel seufzten. Viele, die
mit dem Leben davon gekommen waren, starben bald nachher an, den Folgen
des Hungers, der Erkältung, des Schreckens und der Angst. An 40,000 Men-
schen hatten bei dem Erdbeben das Leben verloren.
62. D as Licht.
Durch das Licht werden uns die Gegenstände sichtbar. Bei Tage leuchtet
uns die Sonne; in der Nacht scheinen der Mond und die Sterne, deren Licht
am Tage vor der Sonne erbleicht. Das Lampen- oder Kerzenlicht erhellt am
Abende unsere Wohnungen und ersetzt uns einigermaßen, was wir durch die
Abwesenheit der Sonne entbehren. Licht end Wärme sind zwar häufig mit
einander verbunden, doch nicht immer. Faules Holz und Johanniswürmchen
leuchten, ohne zu wärmen, und eine Säge, die man eben gebraucht hat,
wärmt, ohne zu leuchten. Die Körper, welche eigenes Licht haben, wie die
Sonne, die Fixsterne, die Feuerflamme u. s. w., werden l suchten de, alle
übrigen aber dunkle genannt.
Das Licht verbreitet sich von den leuchtenden Körpern aus nach allen
Richtungen, und zwar in geraden Linien, die man Strahlen nennt. Haben
wir nun das Gesicht einem solchen leuchtenden Gegenstände zugewandt, so
fallen einige von diesen Lichtstrahlen in unser Auge, und wir sehen den Kör-
per. Gegenstände, welche an sich dunkel sind, werden dadurch sichtbar, daß sie
die von einem leuchtenden Körper empfangenen Lichtstrahlen nach allen Seiten
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
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Himmel. In die noch ruhige schwüle Lust dringt bald ein heftiger Wind und
treibt den Staub wirbelnd in die Hohe. Die Seen und Ströme schlagen Wel-
len; das Wasser schäumt; die Kronen der Bäume schwanken; die Thiere ver-
bergen sich, und Bangigkeit und Schrecken ergreift den Menschen. Aus den
dichten, dunklen Wolken leuchtet der Blitz, und einzelne große Regentropfen
fallen herab, während kleine weiße Wolken unter der wallenden, finstern Decke
schnell hinfliegen. Jetzt entfaltet sich das Gewitter in seiner ganzen Gewalt
und Majestät. Blitze zucken von Wolke zu Wolke; der Donner kracht; die Fel-
sen zittern; der Regen ergießt sich in Strömen zur Erde, und ein unheimliches
Brausen und Dröhnen tönt aus den Lüften. Oft stürzen Hagelkörner herab
und zerstören die Saaten und Aernten des Landmanns. Doch nicht lang weilt
dieser furchtbare Ausbruch. Die Blitze und der Donner werden seltener, und
auf dem weiter eilenden, schwarzen Vorhänge malt aus des Himmels Blau die
Sonne den Regenbogen als Zeichen des wiederkehrenden Friedens. Die
schwüle Luft ist gereinigt und abgekühlt, der dürre Boden getränkt und die
welkende Pflanze erfrischt. Der Vogel singt wieder fröhlich sein Lied, und
die Brust athmet freier. Welcher Mensch könnte bei diesem erhabenen Schau-
spiele ungerührt bleiben, welcher sollte seine Schwachheit nicht erkennen und
sich nicht zum Danke gegen die unendliche Güte und Weisheit des Höchsten
gehoben fühlen, der auch im furchtbaren Gewitter Segen spendet!
Was bei der Bildung eines Gewitters eigentlich vorgeht, das hat bis
setzt noch Niemand vollständig aufgeklärt; doch wissen wir Einiges von der
Natur dieser erhabenen Erscheinung mit Sicherheit. Wir wissen, daß es keine
sogenannten Donnerkeile gibt, daß derdonner überhaupt Niemanden trifft
und Niemandem schadet. Was niederschlägt, betäubt, tödtct, zerreißt, zündet,
das ist der Blitz. Dieser ist aber nach den vielfältigen Versuchen des Nord-
amerikaners Franklin einerlei mit dem wundersamen Stosse, den man
Elec tricität nennt. Der Blitz fährt gern in hohe Gegenstände, nimmt am
liebsten seinen Weg durch Metalle und nasses Holz und vermeidet dagegen
Glas und alle harzigen Körper.
Darauf gründet sich die Erfindung der Blitzableiter, durchweiche
man ein Gebäude vor den Wirkungen des Blitzes zu sichern sucht. Die über
das Haus emporragenden eisernen Stangen mit vergoldeten Spitzen stehen
in Verbindung mit andern Metallstangen, die quer über das Dach und an
den Mauern des Hauses bis in den Erdboden gehen. Trifft nun der Blitz ein
solches Haus, so folgt er der Leitung der Metallstangen und fährt ohne Be-
schädigung des Hauses in die Erde hinab. — Im Ganzen geschieht es selten,
daß der Blitz ein Gebäude anzündet, oder daß Menschen vom Blitze erschlagen
werden. Wer von einem Gewitter im Freien überrrascht wird, sucht oft Schutz
unter freistehenden Bäumen und bedenkt nicht, daß er hier sich der Gefahr
recht eigentlich aussetzt. Ein freistehender Baum wird am ersten von einem
Blitzstrahle getroffen. Befindest du dich während eines Gewitters in einem
13 *
/
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
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sehr mild. Nur in sumpfigen Gegenden herrscht ungesunde Lust, und hier wü-
thet zuweilen das furchtbare gelbe Fieber. Man baut alle europäischen Obst-
arten, Baumwolle, Reiß, Getreide, Zucker und vorzüglich Tabak. In den
ungeheuren Wäldern leben viele Pclzthiere und viel Wild. Von den schädlichen
und lästigen Thieren erwähnen wir die Klapperschlange und die Muskitos.
In Carolina und vorzüglich in Californien findet man eine ungeheure Menge
Gold, in den Gegenden des Misfisippi viel Eisen, Kupfer und Blei. Die See-
küsten sind reich an großen, natürlichen Häfen.
Die südlichen Staaten haben Sklaven; es sind dies Neger oder Schwarze,
welche durch den schändlichen Menschenhandel aus Afrika zu Arbeitern in den
Plantagen eingeführt wurden. Zur Ebre der Menschheit wird dieser abscheu-
liche Handel jetzt immer mehr beschränkt. Handel, Fabriken und Gewerbe be-
schäftigen den britischen Kolonisten; der Deutsche ist der tüchtigste Landbauer
und Handwerker. Er zeichnet sich durch Fleiß, Ordnungsliebe und Genügsam-
keit aus. Die Regierungsverfassung verbindet jetzt,einunddreißig verschiedene,
von einander völlig unabhängige Staaten und mehrere Distrikte zu einem
Ganzen, und zwar durch den Congreß, welcher sich aus Abgeordneten der
sämmtlichen Staaten bildet. An der Spitze steht der auf vier Jahre erwählte
Präsident, welcher die vollziehende Gewalt hat. Die Union zählt jetzt über 25
Millionen Einwohner auf 140,000 Quadratmeilen. Ihre Landessprache ist
die englische.
32. E i n P r a i r i e b r a n b.»
Der lieblichste Spätherbst hatte eine Anzahl Reisender eingeladen, in der
Prairie von den Pferden zu steigen und bei einem Mittagsmahle, aus einem
köstlichen Büffelrücken bestehend, einige Stunden behaglicher Ruhe zu pflegen.
Die Natur selbst scheint eine Feierstunde zu halten. Ueber das unermeßliche
goldene Meer der gelb gewordenen Prairiegräser und Blumen streift ein kaum
merklicher Westwind, und das gegenseitige Neigen der Stengel scheint ein ver-
trauliches Getose derselben zu bewirken. Die ganze unermeßliche Prairie liegt
schweigend, als ob sie raste oder Mittagsruhe halte, während das majestätische
Gestirn des Himmels, bereits den Scheitelpunkt seines Laufes hinter sich,
nach dem Westen sich neigt. Gemüthlich plaudern die Jäger oder Reisenden
von der Jagd auf den Prairien und den Gefahren, die sie bestanden; sieh',
da werden ihre Pferde auf einmal unruhig, toll und suchen mit aller Gewalt
sich loszureißen von dem Lasso und zu entfliehen. „Auf, auf!" ruft der erfah-
rene Gabriel, „auf, ihr Freunde! Schnell die Pferde gesattelt! Retteteuer
Leben! Die Prairie steht in Flammen, und die Büffel jagen gegen uns
heran !"
Da waren keine Worte zu verlieren; Alle sprangen auf; es galt das
Leben! Nur die schnellste Eile kann reiten. In einer Minute sind die Pferde
gesattelt; in der zweiten jagen die Reiter schon über die Prairie hin. Es be-
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: rene_Gabriel
Extrahierte Ortsnamen: Carolina Californien Afrika Congreß
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größe aller umgebenden Gegenstände verkleinern sie mit jedem Augenblicke
mehr, indem diese mit dem Entbrennen der Lampen wachsend hervortreten.
Sobald solche sich entzündet haben, verschwinden die Befestigungen, an denen
das Kreuz hangt, vor dem Glanze, und dasselbe scheint nun frei in dem hoch-
gewölbten Raume zu schweben. Dieser Moment ist einzig in seiner Art; der
Zauber des Lichtes, das allmählig in alle Theile des Kreuzes der Kirche
strömt und alle Hallen, alle Seitengänge des ungeheuren Gebäudes erhellt,
ist unvergleichbar. Obwohl nun ganze Scharen von Betenden und von Neu-
gierigen sich durch die Kirche bewegen und natürlich den in der Mitte unter
der Kuppel stehenden Hochaltar umlagern, so entsteht doch kein eigentliches
Gedränge; ein solches wird in diesem ungeheheuren Raume nicht möglich.
21. Der Ausbruch des Vesuv im Jahre 79 n. Chr.
Der große und gewalrige Ausbruch des Vesuv am 24. Augüst i. I.
79 n. Chr. G. ist ein so merkwüroiges Ereigniß, daß ich es euch etwas aus-
führlicher darstellen will. An dem ebenerwähnten Tage erhob sich plötzlich,
nachdem der Vesuv seit Menschengedenken nicht mehr Lava ausgeworfen
hatte, eine ungeheure Rauchwolke aus dem Berge; bald schossen Feuerstrablen
daraus hervor, glühende Steine flogen umher, und glühende Asche fiel dicht
und immer dichter mehrere Stunden weit nieder. Die Sonne verlor ihren
Schein, bis endlich dunkle Finsterniß über der ganzen Gegend lag. Die Erde
erbebte, und unter den Tritten der Fliehenden schwankte der Boden, so daß sie
niederstürzten; unterirdischer Donner rollte dumpf, und in jedem Augenblicke
fürchteten die Bewohner den Einsturz ihrer Städte. Alles floh. Um sich gegen
die unerträgliche Hitze der glühenden Asche zu sichern, band man Kissen auf
den Kopf. Nichts war zu erkennen. Das Rusen, das Geschrei und Gejammer
der Armen, die, auf dem Felde herumtappend, sich nirgends zurecht zu finden
wußten und die Ihrigen vergebens suchten, war herzzerreißend. Endlich, als
der lange und schwer? Aschenregen nachließ und an, andern Tage die Sonne,
wiewohl mit bleichem Scheine, wieder hervortrat, bot die ganze Gegend den
traurigsten Anblick dar. Alles war mit Asche bedeckt. Von den zwei Städten
aber, H e rcu l a n u m und Pompeji, fand sich keine Spur mehr. Niemand
wußte, wo sie geblieben; man glaubte, die Erde habe sie verschlungen. Ein
schauerliches Schweigen ruhte über ihrem Grabe. Da geschah es, daß vor
etwa anderthalbhundert Jahren (1720) ein Bauer in jener Gegend einen
Brunnen graben wollte, und siehe, er grub drei schöne weibliche Statuen
(Bildsäulen) heraus. Später forschte man weiter, und wer malt das Erstau-
nen! — man grub ein Theater, eine Straße mit ihren Häusern heraus; kurz,
man überzeugte sich, daß man in dem einst durch Asche und glühende Lava
verschütteten Here ul an um sich befinde. Später grub man auch nachdem
alten Pompeji, und auch dies wurde gefunden, und wohl der vierte Theil
Lesselben ist schon an's Licht gebracht. Das ist nun höchst merkwürdig: in
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
V
— 339 —
hatte auf inständiges Bitten seiner Frau, die in der Nacht zuvor durch furcht-
bare Träume geängstigt morden war, beschlossen, an diesem Tage nicht in die
Rathsvcrsammlung zu gehen; aber er machte sich doch auf den Weg. Auf der
Straße steckte ihm ein warnender Freund einen Brief zu, in welchem die ganze
Verschwörung entdeckt war. Er konnte ihn aber im Gedränge der Volksinenge
nicht lesen. In der Versammlung lourde er von den Verschworenen mit Dol-
chen überfallen und sank, aus 23 Wunden blutend, von seinem Stuhle entseelt
zu Boden — 44 v. Chr.
15. Oktavianus Augustus.
(Um Chr. Geb.)
Zum Haupterben hatte Cäsar feinen Verwandten ernannt, den Okta-
vianus, einen achtzehnjährigen Jüngling voll Heuchelei und Schlauheit.
Dieser schloß mit Ant on i ri s und L epid u s eine Verbindung, und es ent-
stand eine zweite Treimänner-Herrschast (Triumvirat).êsie vertheilten
auch jetzt die Regierung der verschiedenen Länder unter sich. Um nun im un-
gestörten Besitze der Oberherrschaft zu bleiben, kamen sie überein, alle ihre
Gegner zu vertilgen. Sie veranstalteten furchtbare Hinrichtungen; die edelsten
und reichsten Männer wurden ermordet. Antonius, der in Kleinasien seinen
Sitz nahm, drückte dort die Einwohner rnit ungeheuren Abgaben und lebte als
ein herzloser Verschwender. Endlich verfeindete er sich mit Oktavianus, der
ihn bekriegte und überwand. Als ihn in Aegypten seine Soldaten verließen,
tödtete er sich selbst.
Jetzt war Oktavianus der alleinige Beherrscher des römischen Rei-
ches. Er ließ sich Cäsar nennen, woraus in der Folge das Wort Kaiser
entstanden ist. Es war also der erste r ö m i s ch e K a i s er. Man gab ihm
auch den Namen A u g u st u s. (30 Jahre. v. Chr.) yf Jj 4''* v - /-// .
Zu dieser Zeit breitete sich das römische Reich vom atlantischen
Meere bis zum Euphrat — vom Du)eine, der Donau und dem
schwarzen Meere bis an die afrikanischen und a r a b i s ch e n W ü st e n
über alle Küsten des mittelländischen Meeres aus. Welch ein Reich also , das
im Laufe von 7 bis 8 Jahrhunderten auf den Trümmern aller übrigen Staa-
ten sich erhoben hatte, das niächtiger war, als die mächtigen Reiche der A p-
syrer, Babylonier, Perser und M a c e d o n i e r, von denen euch die
biblische Geschichte erzählt.
Da Kaiser O k tavi an u s A u gu st u s mit vieler Klugheit und Milde
regierte, so vergaß man allniählig seine übrigen Gräuelthaten. Ja, seine Re-
gierung wird sogar das goldene Zeitalter genannt, weil nicht nur
Künste und Wissenschaften unter ihm die höchste Blüthe erreichten, sondern
weil auch bei einem fast ununterbrochenen Frieden das Reich sich eines wach-
senden Wohlstandes in allen seinen Provinzen erfreute. Während der Regie-
rung des Kaisers Au gustus waren die jüdischen Fürsten, Nachkom-
22 *
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T163: [Cäsar Antonius Pompejus Rom Sulla Csar Marius Jahr Krieg Heer], T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn]]
Extrahierte Personennamen: Oktavianus_Augustus Augustus Cäsar Antonius Cäsar
9
Angst nicht schlafen. Ihm ging es, wie dem kleinen Hunde, den sie bei sich
hatten, welcher auch, als sein Herr sich niederlegte, ein Gewinsel erhob,
und obgleich er gestraft worden war, durchaus keine Ruhe hatte, sondern
immer an der Seite seines Herrn herumlief und winselte. Endlich wurde die
Unruhe bei dem jungen Reisenden so groß, daß er selber eilig vom Lager auf-
sprang und auch nicht abließ, seine anderen sieben Gefährten zu rütteln und
zu schütteln, bis er sie endlich bewogen hatte, von der Streu aufzustehen und,
so sehr sie auch über die Zudringlichkeit murrten, sich zu ihm an den Tisch zu
setzen. Sie hatten sich ein Licht wieder angezündet; Einige suchten sich durch
den Rauch der von Neuem in Feuer gesetzten Tabakspfeife und durch das noch
vom Abendesien zurückgebliebene Bier munter zu erhalten. Die Andern
schliefen, mit dem Haupte auf den Tisch gelehnt. Da auf einmal geschah ein
furchtbarer Schlag. Von der Decke war eine schwere Maschine, die vorher,
wie ein Kranz, oben die Säule umgeben hatte, herabgestürzt und hatte die
Lehnen der umgekehrten Stühle, auf denen vorhin die Köpfe der Reisenden
ruheten, in Splitter zermalmt.
Die Reisenden sprangen erschrocken auf und stellten sich mit ihren ge-
zückten Hirschfängern an die Thüre hin; denn mit Recht erwarteten sie von
hier herein eine Fortsetzung des versuchten Mordanschlags. Sie hatten sich
nicht geirrt. Man hörte von der Treppe herunter Stimmen und eilige Fuß-
tritte. Der Riegel war so eingerichtet, daß man ihn von Außen zurückziehen
konnte. Die Thüre geht auf; der Wirth und noch zwei Gesellen mit ihm
treten ein, in der Meinung, hier nur noch Leichname oder tödtlich Verwun-
dete zu treffen. Die acht Jünglinge empfangen aber die Mörder mit so kräf-
tigen Streichen ihrer Waffen, daß der eine zu Boden sinkt, die anderen beiden
stark verwundet sich zurückziehen.
Die jungen Kämpfer verrammelten nun, so gut es gehen wollte, die Thüre
und erwarten in beständiger Furcht eines neuen Angriffs den Morgen. Die
Nacht geht aber ohne weiteren Schrecken vorüber. Bei Tagesanbruch machen
sich dann unsere Reisenden, eng an einander geschlossen und die Waffen in
der Rechten, auf den Weg, und die Furcht beflügelt so ihre Schritte, daß
sie schon vor 10 Uhr im Meiningischen Orte sind, wo sie den Vorfall den Ge-
richten anzeigen. Bei solcher Gelegenheit lernt man beten, fügte der alte
Großoheim seiner Erzählung hinzu.
8. Die Bürde.
1) Einen steilen Waldweg hinauf trug keuchend ein alter, armer Mann
ein schweres Gepäck, „Gott! ach, Gott!" seufzte er, ist denn weit und breit
keine mitleidige Seele, die mir meine Last tragen hilft?" „Hier ist sie!" rief
hinter seinem Rücken eine ihm unbekannte, freundliche Stimme. Betrosien
sah der Alte sich um und erblickte einen schönen, blondlockigen Jüngling, dessen
freundliches Aussehen ihm sogleich Vertrauen einflößte. „O, freundlicher,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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ewig blühenden Himmel und herab auf die fülle, reine, weiße Erde, worauf
jetzt Niemand so freuden- und schlaflos war, als er. Denn sein Grab stand
nahe bei ihm; es war bloß vom Schnee des Alters, nicht vom Grün der
Jugend bedeckt, und er brachte aus dem ganzen, reichen Leben Nichts mit, als
Irrthümer, Sünden und Krankheiten, einen verheerten Körper, eine verödete
Seele, die Brust voll Gift und ein Alter voll Reue. Seine schönen Jugend-
tage wandten sich heute als Gespenster um und zogen ihn wieder vor den hol-
den Morgen hin, wo ihn sein Vater zuerst auf den Scheideweg des Lebens
gestellt hatte, der rechts, auf der Sonnenbahn der Tugend, in ein weites,
ruhiges Land voll Licht und Aernten und voll Engel bringt, und welcher links
in die Maulwurfsgänge des Lasters hinabzieht, in eine schwarze Höhle voll
heruntertropfeuden Giftes, voll zischender Schlangen und finsterer, schwüler
Dämpfe. Ach, die Schlangen hingen um seine Brust und die Gisttropfen auf
seiner Zunge, und er wußte nun, wo er war.
Sinnlos und mit unaussprechlichem Grame rief er zum Himmel hinauf:
„Gib mir diejugend wieder, o, Vater; stelle mich auf den Scheideweg wieder,
damit ich anders wähle.!" Aber sein Vater und seine Jugend waren langst
dahin. Er sah Irrlichter auf Sümpfen tanzen und ans dem Gottesacker er-
löschen, und er sagte: „Es sind meine thörichten Tage!" Er sah einen Stern
aus dem Himmel fliehen und im Fallen schimmern und auf der Erde zerrin-
nen. „Das bin ich!" sagte sein blutendes Herz, und die Schlangenzähne der
Reue gruben darin in den Wunden weiter. Die lodernde Phantasie zeigte ihm
fliehende Nachtwandler auf den Dächern, und die Windmühle hob drohend
ihre Arme zum Zerschlagen auf, und eine im leeren Todtenhause zurückge-
bliebene Larve nahm allmählig seine Züge an.
Mitten in dem Kampfe floß plötzlich die Musik für das Neujahr vom
Thurme hernieder, wie ferner Kirchengesang. Er wurde sanfter bewegt. Er
schaute um den Horizont herum und über die weite Erde, und er dachte an
seine Jugendfreunde, die nun glücklicher und besser, als er, Lehrer der Erde,
Väter glücklicher Kinder und gesegneter Menschen waren, und er sagte: „O,
ich könnte auch, wie ihr, diese erste Nacht mit trockenen Augen verschlummern,
wenn ich gewollt hätte! Ach, ich könnte glücklich sein, ihr theuren Eltern,
wenn ich eure Neujahrswünsche und Lehren erfüllt hätte!" Im fieberhaften
Erinnern an seine Jünglingszeit kam es ihm vor, als richte sich die Larve mit
seinen Zügen im Todtenhause auf; endlich wurde sie durch den Aberglauben,
der in der Neujahrsnacht Geister der Zukunft erblickt, zu einem lebendigen
Jünglinge. Er konnte es nicht mehr sehen; er verhüllte das Auge; tausend
heiße Thränen strömten versiegend in den Schnee; er seufzte nur noch leise,
trostlos und sinnlos: „Komm' nur wieder, Jugend, komm' wieder!"
------Und sie kam wieder: denn er hatte nur in der Neujahrsnacht so
fürchterlich geträumt. Er war noch ein Jüngling; nur seine Verirrungen
waren kein Traum gewesen. Aber er dankte Gott, daß er, noch jung, in den
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15. Die Posaune d es Gerichts.
Grade dort, wo die Gemarkungen zweier Gemeinden sich scheiden, mitten
im Walde wurde in der Frühlingsnacht zur Zeit des Vollmonds eine schreck-
liche That vollbracht. Ein Mann durchsuchte die Taschen und den Reisesack
einer Leiche und steckte Alles zu sich, was er fand. Dann nahm er den Todten
auf die Schulter, um ihn an den Strom, der in der Nähe vorbeifloß, binabzu-
tragen und dort zu versenken. Plötzlich blieb er stehen, keuchend unter der
schrecklichen Last. Der Mond warf sein sanftes Lickk durch die Stämme, und
es war ihm, als ob auf den Strahlen des Mondes die Töne eines herzzerrei-
ßenden Liedes getragen würden. Ganz nahe blies ein Posthorn die Weise
des Liedes: „Denkst du daran!" Dem Tragenden war's, wie wenn die Leiche
auf seinen: Rücken lebendig würde und ihn erwürgte. Schnell warf er die Last
ab und sprang davon, immer weiter und weiter. Endlich, am Strome, blieb
er stehen und lauschte. Alles war still, nur die Wellen flössen schnell dahin, als
eilten sie fort von dem Mörder. Diesen beunruhigte es jetzt, daß er die Spuren
seiner That nicht vertilgt habe, und er ärgerte sich, daß bloße Furcht ihn fort-
trieb. Er eilte nun zurück, lief hin und her, bergauf und bergab; der Schweiß
rann ihm von der Stirne; denn es war ibm, als ob er Blei in den Gliedern
hätte. Mancher Nachtvogel flog flatternd auf, wenn er so durchs Dickicht
drang; aber nirgends fand er das Gesuchte. Er hielt an, um sich zurecht zu
finden, um sich die Gegend genauer zu vergegenwärtigen; aber kaum war er
drei Schritte gegangen, so war er wieder in der Irre. Alles flimmerte zuletzt
vor seinen Augen, und cs war ihm, wie wenn die Bäume auf - und nieder-
wandelten und ihm den Weg verstellen wollten. Der Morgen brach endlich an;
die Vögel schwangen sich ans und sangen ihre Hellen Lieder; vom Thale und
aus den Bergen hörte man Peitschen knallen. Der Mörder machte sich eiligst
davon.
Die Leiche wurde gefunden und nach dem Dorfe gebracht, in dessen Ge-
ntarkung sie lag. An der rechten Schläfe trug der entseelte Körper Spuren
eines Schlages, wie von einen: scharfen Stein. Kein Wanderbuch, kein Kenn-
zeichen war zu finden, aus dem man die Herkunft des Entseelten entnehmen
konnte. Auf dem Kirchhofe, der neben der Kirche hoch öden auf dem Hügel
liegt, an dessen Fuß die Landstraße, in Felsen gehauen, sich vorüber zieht,
sollte nun des andern Tages der todte Frenide begraben werden. Eine un-
zählige Menge Menschen folgte dem Zuge. Sie waren aus allen benachbarten
Dörfern gekommen; Jeder wollte seine Unschuld/ seine Trauer und seine Theil-
nahme bekunden. Still, ohne laute Klage, nur mit tiefem Weh im Herzen,
bewegte sich der Zug den Berg hinan.
Der Geistliche hielt eine ergreifende Rede. Zuerst redete er den Entseelten
an und sprach: „Aus dem Wege bist du gefallen. Wer weiß, wohin dein Herz
sich sehnte, welches Herz dir entgegen schlug. Möge der, der Alles kennt und
Alles heilt, Rühe und Frieden in die Seelen der Deinigen senden. Unbekannt
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