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1. Geschichte des Mittelalters - S. 61

1867 - Mainz : Kunze
Vom Untergang des weströmischen Reichs bis zur Erneuerung rc. 61 spielen und Carls Tochter Emma in der Musik unterrichten. Einst musicirten Emma und Eginhard, welche sich liebten, noch spät am Abend. Da frischer Schnee gefallen war, welcher zum Verräther hätte werdev können, wenn Eginhard über den Hof nach Hause gegangen wäre, so nahm Emma, aus Besorgniß den Vater zu erzürnen, wenn er Eginhards späten Besuch vernehme, den geliebten Freund und Lehrer- auf den Rücken und trug ihn über den Hof. Aber Kaiser Carl pflegte -des Nachts öfter auszustehen und am Fenster zu sehen. Eben als Emma mit Eginhard unter seinem Fenster vorbeiging, erblickte der Vater beim hellen Mondschein den seltsamen Zug. Am andern Tage ließ Carl Beide vor sich kommen, gab ihnen einen Verweis wegen ihrer Unbe- sonnenheit und ließ sie darnach trauen. Carl war von hervorragender Größe. Seine Gestalt bot, er Carls körper mochte sitzen oder stehen, eine höchst würdige, stattliche Erscheinung. Er tidj^a®e^en hatte einen festen Gang, eine durchaus männliche Haltung, eine helle Stimme und ein freundliches Gesicht. Durch seine einfache, regelmäßige Lebensweise wurde seine an sich schon ungewöhnliche Körperkraft nur noch erhöht, und es war ihm ein Leichtes, ein Hufeisen zu zerbrechen, einen geharnischten Mann wie ein Kind emporzuheben und schwere Lasten zu tragen. Er hatte drei Söhne, Carl, Pipin und Ludwig; nur der jüngste überlebte den Vater. Als Carl 813 auf einer Jagd in einer Schwäche der Füße die Vorboten des nahen Todes ahnete, berief er die Großen des Reiches nach Aachen und enipfahl ihnen seinen Sohn Ludwig als Nachfolger, legte diesem die heiligen Pflichten eines Regenten ans Herz und ermahnte ihn, Gott zu fürchten und seine Gebote zu halten, seine Verwandten zu lieben und seinem Volke mit einem tugendhaften Lebenswandel voranzugehen. Am 20. Januar 814 ward Carl von einem heftigen Fieber über- Sein Tod fallen; er wollte sich mit seinem gewöhnlichen Heilmittel, mit Fasten, be- helfen, allein sein Körper ging der Auflösung entgegen. - Am siebenten Tage seiner Krankheit empfing er das heilige Abendmahl und am folgenden Morgen verschied er. Mit sterbender Hand machte er über Stirn und Brust das Zeichen des Kreuzes, faltete die Hände und sprach leise mit geschlossenen Augen: „Vater! in deine Hände befehle ich meinen Geist." 8. 16. Die Frauen in dem ersten Zeitabschnitt des Mittelalters. In der ersten Periode des Mittelalters mußte durch die Einfälle barbarischer Völker die Cultur des Abendlandes mit den, Untergange ®fjj teig weströmischen Reiches sinken, und der kriegerische Geist jener Zeit,

2. Geschichte des Mittelalters - S. 84

1867 - Mainz : Kunze
Zweite Periode des Mittelalters. erst dann den Purpur und die Tiara anzulegen, wenn er durch die Wahl der Bischöfe der Nachfolger Petri geworden fei. Und erst nach- dem Alles so vollbracht war, betrachtete sich Bruno als rechtmäßigen Papst und hieß seitdem Leo !X. 3. Heinrich Iv. (1056 — 1105.) Der minder- Heinrich Ul. war erst 39 Jahre alt, als er 1056 nach kurzer Hein^tch^iv. Rankheit unweit Quedlinburg verschied. Er hinterließ seinem sechs- jährigen Söhnchen Heinrich Iv. den Thron, dessen Mutter Agnes, die edle, verständige und lebensfrohe Tochter des Herzogs Wilhelm von Aquitanien, die Leitung des Reiches bis zu Heinrichs Iv. Volljährigkeit übernehmen sollte. Ihr standen ansatigs der Papst und nach ihm der Bischof von Augsburg treulich bei. Um die durch Heinrichs Ul. Strenge aufgebrachten Fürsten zu gewinnen, ertheilte ihnen Agnes Länder und Rechte, die ihr Gemahl ihnen vorenthalten hatte, insbesondere dem Grasen Otto von Nordheim das Herzogthum Baiern, Schwaben dem Grasen Rudolph von Rheinfeldeu und Kärnthen dem Berthold von Zähringen. Allein sie erreichte ihren Zweck nicht. Mehrere Fürsten fühlten sich zurückgesetzt, namentlich der Erzbischof Hanno von Cöln, ein gelehrter, frommer und strenger Herr, aber stolz und ehrgeizig, einfach und herrschsüchtig, der Erzbischof von Mainz, Graf Ekbert von Braunschweig und Otto von Nordheim; sie hielten es für unerhört, daß eine Frauenhand die Zügel des Reiches führe. Die mißvergnügten "Mutter" Fürsten beschlossen, den jungen König seiner Mutter zu rauben. Heuch- geraubt. lerisch lud Hanno die Kaiserin ein, zu Ostern (1062) ihr Hoflager in Kaiserswerth am Rhein zu halten. Die Einladung ward ange- nommen. Während sich Agnes eines Tages in fröhlicher Sorglosigkeit den Freuden der Tafel überließ, lockte man den jungen König auf eine prachtvolle Nacht Hannos. Kaum hatte Heinrich das verrätherische Schiff bestiegen, um das Innere desselben zu betrachten, so flog es pfeilschnell stromabwärts. Heinrich schrie laut nach seiner Mutter, sprang über Bord und wäre sicher ertrunken, wenn ihm nicht Ekbert von Meißen mit eigner Lebensgefahr gefolgt wäre. Man brachte den königlichen Knaben wieder auf das Schiff und behielt ihn trotz aller Bitten der Mutter im bischöflicheu Palast zu Cöln. Agnes ging nach Italien und brachte ihre Tage in Kummer und Klagen hin. Die Bischöfe Hanno erzog den jungen Kaiser zur Einfachheit und Nüchternheit, Gbtucn 3ur Thätigkeit, zur Bescheidenheit und zur Achtung der Rechte des deutschen Volkes und der Fürsten. Allein seine Regentschaft mußte wegen vieler Gewaltthätigkeiten und Willkürlichkeiten, welche er sich

3. Theil 2 - S. 266

1864 - Mainz : Kirchheim
266 sehr mild. Nur in sumpfigen Gegenden herrscht ungesunde Lust, und hier wü- thet zuweilen das furchtbare gelbe Fieber. Man baut alle europäischen Obst- arten, Baumwolle, Reiß, Getreide, Zucker und vorzüglich Tabak. In den ungeheuren Wäldern leben viele Pclzthiere und viel Wild. Von den schädlichen und lästigen Thieren erwähnen wir die Klapperschlange und die Muskitos. In Carolina und vorzüglich in Californien findet man eine ungeheure Menge Gold, in den Gegenden des Misfisippi viel Eisen, Kupfer und Blei. Die See- küsten sind reich an großen, natürlichen Häfen. Die südlichen Staaten haben Sklaven; es sind dies Neger oder Schwarze, welche durch den schändlichen Menschenhandel aus Afrika zu Arbeitern in den Plantagen eingeführt wurden. Zur Ebre der Menschheit wird dieser abscheu- liche Handel jetzt immer mehr beschränkt. Handel, Fabriken und Gewerbe be- schäftigen den britischen Kolonisten; der Deutsche ist der tüchtigste Landbauer und Handwerker. Er zeichnet sich durch Fleiß, Ordnungsliebe und Genügsam- keit aus. Die Regierungsverfassung verbindet jetzt,einunddreißig verschiedene, von einander völlig unabhängige Staaten und mehrere Distrikte zu einem Ganzen, und zwar durch den Congreß, welcher sich aus Abgeordneten der sämmtlichen Staaten bildet. An der Spitze steht der auf vier Jahre erwählte Präsident, welcher die vollziehende Gewalt hat. Die Union zählt jetzt über 25 Millionen Einwohner auf 140,000 Quadratmeilen. Ihre Landessprache ist die englische. 32. E i n P r a i r i e b r a n b.» Der lieblichste Spätherbst hatte eine Anzahl Reisender eingeladen, in der Prairie von den Pferden zu steigen und bei einem Mittagsmahle, aus einem köstlichen Büffelrücken bestehend, einige Stunden behaglicher Ruhe zu pflegen. Die Natur selbst scheint eine Feierstunde zu halten. Ueber das unermeßliche goldene Meer der gelb gewordenen Prairiegräser und Blumen streift ein kaum merklicher Westwind, und das gegenseitige Neigen der Stengel scheint ein ver- trauliches Getose derselben zu bewirken. Die ganze unermeßliche Prairie liegt schweigend, als ob sie raste oder Mittagsruhe halte, während das majestätische Gestirn des Himmels, bereits den Scheitelpunkt seines Laufes hinter sich, nach dem Westen sich neigt. Gemüthlich plaudern die Jäger oder Reisenden von der Jagd auf den Prairien und den Gefahren, die sie bestanden; sieh', da werden ihre Pferde auf einmal unruhig, toll und suchen mit aller Gewalt sich loszureißen von dem Lasso und zu entfliehen. „Auf, auf!" ruft der erfah- rene Gabriel, „auf, ihr Freunde! Schnell die Pferde gesattelt! Retteteuer Leben! Die Prairie steht in Flammen, und die Büffel jagen gegen uns heran !" Da waren keine Worte zu verlieren; Alle sprangen auf; es galt das Leben! Nur die schnellste Eile kann reiten. In einer Minute sind die Pferde gesattelt; in der zweiten jagen die Reiter schon über die Prairie hin. Es be-

4. Theil 2 - S. 339

1864 - Mainz : Kirchheim
V — 339 — hatte auf inständiges Bitten seiner Frau, die in der Nacht zuvor durch furcht- bare Träume geängstigt morden war, beschlossen, an diesem Tage nicht in die Rathsvcrsammlung zu gehen; aber er machte sich doch auf den Weg. Auf der Straße steckte ihm ein warnender Freund einen Brief zu, in welchem die ganze Verschwörung entdeckt war. Er konnte ihn aber im Gedränge der Volksinenge nicht lesen. In der Versammlung lourde er von den Verschworenen mit Dol- chen überfallen und sank, aus 23 Wunden blutend, von seinem Stuhle entseelt zu Boden — 44 v. Chr. 15. Oktavianus Augustus. (Um Chr. Geb.) Zum Haupterben hatte Cäsar feinen Verwandten ernannt, den Okta- vianus, einen achtzehnjährigen Jüngling voll Heuchelei und Schlauheit. Dieser schloß mit Ant on i ri s und L epid u s eine Verbindung, und es ent- stand eine zweite Treimänner-Herrschast (Triumvirat).êsie vertheilten auch jetzt die Regierung der verschiedenen Länder unter sich. Um nun im un- gestörten Besitze der Oberherrschaft zu bleiben, kamen sie überein, alle ihre Gegner zu vertilgen. Sie veranstalteten furchtbare Hinrichtungen; die edelsten und reichsten Männer wurden ermordet. Antonius, der in Kleinasien seinen Sitz nahm, drückte dort die Einwohner rnit ungeheuren Abgaben und lebte als ein herzloser Verschwender. Endlich verfeindete er sich mit Oktavianus, der ihn bekriegte und überwand. Als ihn in Aegypten seine Soldaten verließen, tödtete er sich selbst. Jetzt war Oktavianus der alleinige Beherrscher des römischen Rei- ches. Er ließ sich Cäsar nennen, woraus in der Folge das Wort Kaiser entstanden ist. Es war also der erste r ö m i s ch e K a i s er. Man gab ihm auch den Namen A u g u st u s. (30 Jahre. v. Chr.) yf Jj 4''* v - /-// . Zu dieser Zeit breitete sich das römische Reich vom atlantischen Meere bis zum Euphrat — vom Du)eine, der Donau und dem schwarzen Meere bis an die afrikanischen und a r a b i s ch e n W ü st e n über alle Küsten des mittelländischen Meeres aus. Welch ein Reich also , das im Laufe von 7 bis 8 Jahrhunderten auf den Trümmern aller übrigen Staa- ten sich erhoben hatte, das niächtiger war, als die mächtigen Reiche der A p- syrer, Babylonier, Perser und M a c e d o n i e r, von denen euch die biblische Geschichte erzählt. Da Kaiser O k tavi an u s A u gu st u s mit vieler Klugheit und Milde regierte, so vergaß man allniählig seine übrigen Gräuelthaten. Ja, seine Re- gierung wird sogar das goldene Zeitalter genannt, weil nicht nur Künste und Wissenschaften unter ihm die höchste Blüthe erreichten, sondern weil auch bei einem fast ununterbrochenen Frieden das Reich sich eines wach- senden Wohlstandes in allen seinen Provinzen erfreute. Während der Regie- rung des Kaisers Au gustus waren die jüdischen Fürsten, Nachkom- 22 *

5. Theil 2 - S. 14

1864 - Mainz : Kirchheim
14 ewig blühenden Himmel und herab auf die fülle, reine, weiße Erde, worauf jetzt Niemand so freuden- und schlaflos war, als er. Denn sein Grab stand nahe bei ihm; es war bloß vom Schnee des Alters, nicht vom Grün der Jugend bedeckt, und er brachte aus dem ganzen, reichen Leben Nichts mit, als Irrthümer, Sünden und Krankheiten, einen verheerten Körper, eine verödete Seele, die Brust voll Gift und ein Alter voll Reue. Seine schönen Jugend- tage wandten sich heute als Gespenster um und zogen ihn wieder vor den hol- den Morgen hin, wo ihn sein Vater zuerst auf den Scheideweg des Lebens gestellt hatte, der rechts, auf der Sonnenbahn der Tugend, in ein weites, ruhiges Land voll Licht und Aernten und voll Engel bringt, und welcher links in die Maulwurfsgänge des Lasters hinabzieht, in eine schwarze Höhle voll heruntertropfeuden Giftes, voll zischender Schlangen und finsterer, schwüler Dämpfe. Ach, die Schlangen hingen um seine Brust und die Gisttropfen auf seiner Zunge, und er wußte nun, wo er war. Sinnlos und mit unaussprechlichem Grame rief er zum Himmel hinauf: „Gib mir diejugend wieder, o, Vater; stelle mich auf den Scheideweg wieder, damit ich anders wähle.!" Aber sein Vater und seine Jugend waren langst dahin. Er sah Irrlichter auf Sümpfen tanzen und ans dem Gottesacker er- löschen, und er sagte: „Es sind meine thörichten Tage!" Er sah einen Stern aus dem Himmel fliehen und im Fallen schimmern und auf der Erde zerrin- nen. „Das bin ich!" sagte sein blutendes Herz, und die Schlangenzähne der Reue gruben darin in den Wunden weiter. Die lodernde Phantasie zeigte ihm fliehende Nachtwandler auf den Dächern, und die Windmühle hob drohend ihre Arme zum Zerschlagen auf, und eine im leeren Todtenhause zurückge- bliebene Larve nahm allmählig seine Züge an. Mitten in dem Kampfe floß plötzlich die Musik für das Neujahr vom Thurme hernieder, wie ferner Kirchengesang. Er wurde sanfter bewegt. Er schaute um den Horizont herum und über die weite Erde, und er dachte an seine Jugendfreunde, die nun glücklicher und besser, als er, Lehrer der Erde, Väter glücklicher Kinder und gesegneter Menschen waren, und er sagte: „O, ich könnte auch, wie ihr, diese erste Nacht mit trockenen Augen verschlummern, wenn ich gewollt hätte! Ach, ich könnte glücklich sein, ihr theuren Eltern, wenn ich eure Neujahrswünsche und Lehren erfüllt hätte!" Im fieberhaften Erinnern an seine Jünglingszeit kam es ihm vor, als richte sich die Larve mit seinen Zügen im Todtenhause auf; endlich wurde sie durch den Aberglauben, der in der Neujahrsnacht Geister der Zukunft erblickt, zu einem lebendigen Jünglinge. Er konnte es nicht mehr sehen; er verhüllte das Auge; tausend heiße Thränen strömten versiegend in den Schnee; er seufzte nur noch leise, trostlos und sinnlos: „Komm' nur wieder, Jugend, komm' wieder!" ------Und sie kam wieder: denn er hatte nur in der Neujahrsnacht so fürchterlich geträumt. Er war noch ein Jüngling; nur seine Verirrungen waren kein Traum gewesen. Aber er dankte Gott, daß er, noch jung, in den

6. Theil 2 - S. 18

1864 - Mainz : Kirchheim
18 15. Die Posaune d es Gerichts. Grade dort, wo die Gemarkungen zweier Gemeinden sich scheiden, mitten im Walde wurde in der Frühlingsnacht zur Zeit des Vollmonds eine schreck- liche That vollbracht. Ein Mann durchsuchte die Taschen und den Reisesack einer Leiche und steckte Alles zu sich, was er fand. Dann nahm er den Todten auf die Schulter, um ihn an den Strom, der in der Nähe vorbeifloß, binabzu- tragen und dort zu versenken. Plötzlich blieb er stehen, keuchend unter der schrecklichen Last. Der Mond warf sein sanftes Lickk durch die Stämme, und es war ihm, als ob auf den Strahlen des Mondes die Töne eines herzzerrei- ßenden Liedes getragen würden. Ganz nahe blies ein Posthorn die Weise des Liedes: „Denkst du daran!" Dem Tragenden war's, wie wenn die Leiche auf seinen: Rücken lebendig würde und ihn erwürgte. Schnell warf er die Last ab und sprang davon, immer weiter und weiter. Endlich, am Strome, blieb er stehen und lauschte. Alles war still, nur die Wellen flössen schnell dahin, als eilten sie fort von dem Mörder. Diesen beunruhigte es jetzt, daß er die Spuren seiner That nicht vertilgt habe, und er ärgerte sich, daß bloße Furcht ihn fort- trieb. Er eilte nun zurück, lief hin und her, bergauf und bergab; der Schweiß rann ihm von der Stirne; denn es war ibm, als ob er Blei in den Gliedern hätte. Mancher Nachtvogel flog flatternd auf, wenn er so durchs Dickicht drang; aber nirgends fand er das Gesuchte. Er hielt an, um sich zurecht zu finden, um sich die Gegend genauer zu vergegenwärtigen; aber kaum war er drei Schritte gegangen, so war er wieder in der Irre. Alles flimmerte zuletzt vor seinen Augen, und cs war ihm, wie wenn die Bäume auf - und nieder- wandelten und ihm den Weg verstellen wollten. Der Morgen brach endlich an; die Vögel schwangen sich ans und sangen ihre Hellen Lieder; vom Thale und aus den Bergen hörte man Peitschen knallen. Der Mörder machte sich eiligst davon. Die Leiche wurde gefunden und nach dem Dorfe gebracht, in dessen Ge- ntarkung sie lag. An der rechten Schläfe trug der entseelte Körper Spuren eines Schlages, wie von einen: scharfen Stein. Kein Wanderbuch, kein Kenn- zeichen war zu finden, aus dem man die Herkunft des Entseelten entnehmen konnte. Auf dem Kirchhofe, der neben der Kirche hoch öden auf dem Hügel liegt, an dessen Fuß die Landstraße, in Felsen gehauen, sich vorüber zieht, sollte nun des andern Tages der todte Frenide begraben werden. Eine un- zählige Menge Menschen folgte dem Zuge. Sie waren aus allen benachbarten Dörfern gekommen; Jeder wollte seine Unschuld/ seine Trauer und seine Theil- nahme bekunden. Still, ohne laute Klage, nur mit tiefem Weh im Herzen, bewegte sich der Zug den Berg hinan. Der Geistliche hielt eine ergreifende Rede. Zuerst redete er den Entseelten an und sprach: „Aus dem Wege bist du gefallen. Wer weiß, wohin dein Herz sich sehnte, welches Herz dir entgegen schlug. Möge der, der Alles kennt und Alles heilt, Rühe und Frieden in die Seelen der Deinigen senden. Unbekannt

7. Theil 2 - S. 118

1864 - Mainz : Kirchheim
118 5. Die Olive. Die Olivenbäume sind den Bewohnern des südlichen Europa's, nament- lich den Italienern und Griechen, eben so viel werth, als uns die Obstbäume. Da ist keine Hütte, zu der sich nicht die Olive gleichsam als Hausgenosse ge- sellt hätte; da ist kein Berg, in dessen Mittelgrunde nicht Olivenbäume grün- ten, während am Fuße die breitblätterige Feige steht. So lang nur noch etwas Leben in ihren Adern kreis't, bietet sie sich mit Allein, was sie hat, zur Be- nutzung dar. Mit geringer Pflege zufrieden, segnet sie schon mit ihrer kirsch- artigen Frucht, noch wenn dieselbe unreif ist, indem sie eingemacht auf die Tafel gebracht wird. Hat sie die gehörige Reife erlangt, so wird aus ihrem Fleische das bekannte Oliven- oder Baumöl gepreßt, das fast in allen südlichen Ländern Europa's stak> der Butter zur Bereitung vieler Speisen gebraucht, namentlich aber als Salatöl benutzt wird. Doch nicht nur in ihren Früchten spendet die Olive den mannichfaltigsten Segen; ihr Holz ist auch eine Zierde der Stuben. Die Möbeln, welche daraus verfertigt sind, sehen wie marmorirt aus, ja, oft wie mit Landschaften bemalt. Nicht minder ist der Baum ein Schmuck der Gebirge und ein Licbliirg der Maler. Zwar sagt man, daß er unserm Weidenbaume ähnlich sehe, der bekanntlich kein schöner Baum ist; aber sicherlich übertrifft er ihn in dem Wuchs seiner feinen und zierlich verschlunge- nen Zweige, in dem silberfarbenen, leichten Blatte seiner Krone, in den lieb- lichen Gruppen, die er an den Bergabhängen Italiens bildet, deren Rücken sich meistens nackt mit scharfen, bestimmten Linien in die reine, tiefblaue Lust des Südens erhebt und aus der Ferne blau erscheint. Er soll aus Palästina nach Europa gekommen sein. Seiner wird zuerst im alten Testamente bei der Sündsluth gedacht. Die Taube, welche Noah zunr zweiten Male ausstiegcn ließ, trug, als sie zurückkam, ein frisches Oelblatt in ihrem Schnabel, und Noah erkannte daran, daß das Gewäffer gefallen sei. Dieses grüne Friedens- blatt, im Schnabel der treuen Taube gehalten, ward bei den älteren Christen ein sinniges und liebes Denkmal. Auf ihren Friedhöfen sah man nämlich häu- fig die Taube mit dem Oelblatte in Stein ausgehauen. Salomon ließ aus dem Holze der Olive zwei Cherubin!, zehn Ellen hoch, anfertigen und diese in seinen herrlichen Tempel bringen. In der Stistshütte brannte das allerreinste, lautere Olivenöl in einer Lampe, und aus Olivenöl wurde das heilige Salböl zubereitet, mit welchem Samuel sein Horn füllte, als er den David mitten unter seinen Brüdern zum Könige salbte. Auch der Frankenkönig Chlodwig, der bis zur Schlacht bei Zülpich ein Heide gewesen, wurde am Weihnachtsfeste des Jahres 496 von einen! Bischöfe mit solchem Oele gesalbt. Auch den Griechen war der Oelbaum von großer Bedeutung. Die Göttin Pallas Athene, so erzählten die Griechen, habe mit eigener Hand die erjle Olive auf Athens Tempelberg gepflanzt, und von dieser stammten alle Oliven Griechenlands ab. Als einst Athen durch die Perser eingeäschert wurde, brannte auch der Olivenbaum, den die Athene gepflanzt, mit an, brannte jedoch nicht

8. Theil 2 - S. 152

1864 - Mainz : Kirchheim
152 Blechnäpfen oder irdenen Töpfen in einen heißen Ofen stellt. Auch dadurch tödtet man sie, daß man ihnen die Luft entzieht. Die getödteten Thiere wer- den dann auf Matten ausgebreitet und so lang der Sonne ausgesetzt, bis sie völlig trocken sind. Nachdem sie dann noch gesiebt worden sind, um sie von Unreinigkeiten zu befreien und um das Weibchen von den kleineren Larven zu sondern, verpackt man sie in Schachteln. In diesem Zustande sind sie nun eben der unter dem Namen Cochenille bekannte Farbestoff. Man sieht, daß die Cochenillezucht zwar ein einträgliches, aber auch ein sehr mühevolles Ge- schäft ist. 32. Der Seidenspinner Ihr habt doch gewiß schon von dem Seidenwurme gehört, von dem un- sere Seide kommt. Nun, das ist eben die Raupe, aus welcher der Seidenspin- ner, eines der nützlichsten Insekten, entsteht. — Glaubt ja nicht, daß der Sei- denspinner schön aussieht. Er ist ein Nachtvogel, ungefähr einen Zoll lang und mit ausgespannten Flügeln zwei Zoll breit. Er hat gelblich-weiße Flügel mit drei blaßbraunen Streifen und kammartige Fühlhörner. Das Weibchen legt in einigen Tagen 300—500 Eier, die so groß sind, wie Hirsekörner. Durch eine Wärme von 18—20 Grad werden diese Eier in 6—8 Tagen ausgebrütet. Die kleinen Räupchen, die erst weiß sind, dann braun werden und zuletzt einen schwarzen Kopf bekommen, wachsen schnell. Sie sind sehr gefräßig, wie alle anderen Ihresgleichen, rühren aber Nichts an, als die Blät- ter des weißen Maulbeerbaums, wenigstens will ihnen nichts Anderes recht schmecken und zusagen. Sie häuten sich vier- bis fünfmal, und zwar beinahe jede Woche einmal. So lebt und frißt nun diese Raupe 6—7 Wochen lang. 5—7 Tage nach der letzten Häutung fängt sie endlich an, sich einzuspinnen, was sie vorher dadurch zu erkennen gibt, daß sie nicht mehr frißt, sondern mit Fäden im Maule und mit aufgerichtetem Halse unruhig umherläuft, um einen Ort zu suchen, an den sie die Fäden befestigen kann. Hat die Raupe endlich diesen Ort, nämlich dürre Ruthen von Birken- oder andern Reisern, gefun- den, so klebt sie zwei sehr feine Tröpfchen eines klebrigen Saftes an die Ru- then an, bewegt den Kopf hin und her und bringt so zwei sehr dünne Fäden aus den Oesfnungen heraus, die sie geschickt mit den beiden Vorderfüßen zu einem Faden zu verbinden weiß. Zuerst spinnt sie ein weitläufiges, verwor- renes und durchsichtiges Gewebe, aus welchem die Floretseide kardätscht wird. Den zweiten Tag zieht sie die Fäden um sich herum und bildet den eigentlichen Kokon (Seidenhäuschen), in dessen Mitte sie sich befindet. Ein solcher Kokon, der ziemlich die Größe und Gestalt eines kleinen Taubeneies hat, besteht aus einem einzigen Doppelfaden, der 900 —1200 Fuß lang ist. Dies ist nun unsere Seide, die man nicht erst zu spinnen braucht, wie den Flachs oder die Baumwolle; denn das hat ja die Raupe schon gethan. Man darf nur 10—12 Kokons mit einander abhaspeln und sie zwirnen. Läßt man aber der Puppe,

9. Theil 2 - S. 213

1864 - Mainz : Kirchheim
213 — natürliche Verwahrlosung, als üble Angewohnheit sein? — Ich kann es nicht glauben. Sind wir nicht Herr unserer Aufmerksamkeit? Haben wir es nicht in unserer Gewalt, sie anzustrengen, sie abzuziehen, wie wir wollen? Und was ist die Zerstreuung anders, als ein unrechter Gebrauch unserer Aufmerk- samkeit? Der Zerstreute denkt und denkt nur das nicht, was er seinen jetzigen sinnlichen Eindrücken zufolge denken sollte. Seine Seele ist nicht entschlum- mert. nicht betäubt, nicht außer Thätigkeit gesetzt; sie ist nur anderwärts thä- tig. Aber so gut sie dort sein kann, so gut kann sie auch hier sein; es ist ihr natürlicher Beruf, bei Len sinnlichen Veränderungen ihres Körpers gegenwär- tig zu sein; es kostet Mühe, sich dieses Berufs zu entwöhnen, und es sollte unmöglich sein, ihr ihn wieder geläufig zu machen? 81. Verschiedenheit der Menschen. Die Menschen sind verschieden dem Geschlechte nach; aber sie unterscheiden sich auch durch die Farbe ihrer Haut, durch ihre Gesichtsbildung, ihre Grösse und ihre Lebensart von einander. Gewöhnlich ist ein ausgewachsener Mensch 5 Fuss oder dritt- halb Ellen hoch. Doch werden in den kältesten Ländern der Erde die Menschen selten über 4 Fuss hoch und find gemeiniglich sehr ungestaltet. Es gibt aber auch ausserordentlich grosse Menschen von 7 bis 8 Fuss, die man Biesen nennt. Hoch gibt es kein einziges Volk auf der Erde. welches aus lauter Riesen besteht. In Ansehung ihrer Lebensart theilt man alle Bewohner der Erde in drei Haupt-Klaffen, nämlich in wilde Völker, in Hirten- V ö I k et und in gesittete Völker. — Wilde Völker gibt es vor- züglich noch in Süd-Indien, in Asien und Afrika. Sie haben das Eigenthümliche, dass sie keine Veranstaltung treffen, um ihres Un- tei hälts sicher zu sein. Sie säen und pflanzen nicht, legen keine Vor- ratshäuser an ; sie sorgen nicht für die Zukunft, sondern gehen nur dann auf Nahrung aus, wenn der Hunger sie dazu treibt. Ihre Hauptbeschäftigung ist daher entweder die Jagd, oder die Fischerei, und hierin bringen sie es zu einer ausserordentlichen Fertigkeit. Sie find unter einander alle gleich und haben also weder einen Ober- herrn, noch Gesetze. Der Stärkste und Geschickteste ist gewöhnlich ihr Anführer, wenn sie in grossen Haufen auf die Jagd gehen oder in den Krieg ziehen. — Die Hirtenvölker find etwas verständiger und gesitteter, und diess müssen sie schon defswegen fein, weil die Viehzucht mehr Aufmerksamkeit und Kenntnisse erfordert, als die Jagd. Sie heissen Hirtenvölker, weil sie sich bloss mit der Pflege des Viehes beschäftigen und von ihren Herden sich nähren. Sie haben also auch ein gewisses Eigenthum, nämlich ihre Herden, und da der eine nalüiiicher Weise lein Vieh besser pflegt, oder auch mehr

10. Theil 2 - S. 216

1864 - Mainz : Kirchheim
höh), 2) Christen (266 Millionen), diese wieder in a) römisch- katholische, 140 Milk, b) evangelische, 64 Milk, c) griechisch-katho- lische, 57 Milk, d) morgenkindische Christen. 6 Milk 3) Muhame- daner (120 Milk), ln Indien lind die Anhänger des Zoroai'ter und Confucius ebenfalls Anbeter mehrerer Götter oder Heiden und Götzendiener; diese (484mü1.) theilen sich in a) Lamaiten (42 Milk), Verehrer des Lama, b) Braminen (117 Milk), Verehrer des ßrama, c) Buddhaisten (200 Milk), Verehrer des Buddha, d) Fetischanbeter •(125 Milk), Anbeter körpeilieber Dinge. Es gibt also aus der Erde etwa 1300 bis 1400 Millionen Menschen. 82. Der wundervolle Hammer schlag. Es hängt in festverschloßner Kammer, so finster, wie die schwarze Nacht, Ein Meisterwerk von einem Hammer, das dem Erfinder Ehre macht. Ein wahres Kleinod ist's im Hause und edler noch, als Edelstein; Es richtet aus der engen Klause des Hauses ganze Wirthschaft ein. Denn wenn der Hammer seine Kräfte in abgemefi'ne Schläge theilt, So geh'n von selber die Geschäfte; Nichts wird versäumt und übereilt. Und schlägt er sanfter.und gelinder, so geht das ganze Haus zur Ruh', Und schlägt er rascher und geschwinder, so geht es wieder lustig zu. Doch hämmert stärker er und schneller, so bringt er Angst und Schreck in'shaus ; Es bebt der Boden und der Keller und alle Scherze flieh'n hinaus. Es ist wohl schwer, es zu ertragen, wenn er zu heftig sich bewegt. Doch mehr noch ist es zu beklagen, wenn sich der Hammer gar nicht regt. Dann gibt's im Hause keine Feste; es ist so öde drin und stumm. In Staub zerfallen dann die Reste, — und manche Thräne fließet d'rum. Es gibt der Hämmer viel hienieden, und gehst du Haus bei Haus entlang, So findest du sie gar verschieden; die meisten haben andern Klang. (S ch m i d t v. L ü b e ck.) Zweiter T h c i f Dritter Abschnitt. i. Europa. ' Europa, der Erdtheil, auf dem wir wohnen, ist nächst dem Insellande Australien der kleinste -unter den übrigen. Er ist eine große, mannigfach gestal-
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