Vom westfäl. Frieden bis znr ersten französischen Revolution. 165
zeigte großen Eifer für die griechische Kirche. Auf ihr Machtgebot
entstanden neue Städte/ erschienen zahlreiche Colonisten aus dem Aus-
lande, wurden Straßen und Canäle angelegt, den Städten größere
Rechte eingeräumt, dem Adel feine Privilegien bestätigt. Man be-
wunderte das Talent und die Energie der Kaiserin im In- und
Auslande; demnngeachtet zeigten sich auch Ruhestörer und Unzufriedene.
Eines verunglückten Versuchs, Iwan, welcher noch in Schlüsselburg ein-
gekerkert war, auf den Thron zu erheben, ist schon oben gedacht wor-
den (S. 104 Anmerk.). Gefährlicher war der Aufstand des Kosacken
Pugatschew, dem es gelungen war, mit einem ansehnlichen Heer Kasan
zu erobern und Moskau zu bedrohen. Doch auch diesmal blieb das
Glück der Kaiserin treu. Pugatschew, dessen räuberische Truppen wie
Vandalen im eignen Lande gehaust und mehrere russische Heere besiegt
hatten, wurde zuletzt von den Seinigen verrathen und starb (1775)
am Galgen. Dieser Aufstand hatte viele Städte und Dörfer in
Aschenhausen verwandelt und vielen Tausenden das Leben gekostet.
Katharinas Einstuß äußerte sich nach Außen namentlich in der Theilung
Polens und in dem Türkenkriege. In Allem stand ihr eine Schaar
von Günstlingen und Rathgebern zur Seite; der bedeutendste von diesen
war jedenfalls der Fürst Potemkin, welcher die Kaiserin vollständig
beherrschte und sich unentbehrlich zu machen wußte. Er kostete dem
Staate ein ungeheures Geld, verschwendete auf der einen, knauserte
auf der andern Seite und schickte lästige Gläubiger nach Sibirien.
Seit 1776 lenkte er alle Unternehmungen. Auf eine wunderbare Weise
suchte er seine Kaiserin über den Stand des Landes zu täuschen. 1787
beredete er sie zu einer Reise nach der Halbinsel Krim. Potemkin
hatte in einiger Entfernung von der Landstraße zum Schein Städte
und Dörfer von Holz und Pappe, gleichsam als Coulissen anfertigen
lassen, um seine Gebieterin zu überraschen. Tausende von Menschen,
ungeheure Viehheerdeu, hohe Mastbäume mit flatternden Wimpeln soll-
ten Kunde geben von Handel und Wandel in jenen Gegenden, welckw
man bisher für öde und unbewohnt gehalten hatte. Allein.die ganze
Staffage der Landschaft verschwand in der Nacht wieder, wurde auf
Wagen weiter gebracht und diente am folgenden Tage zur gleiche»
Comödie. Kaiser Joseph Ii., welcher mit Katharina in Cherson zu-
sammentraf und sie durch die Krim begleitete, lachte über' den ganzen
Spuk, ließ sich aber nicht täuschen. Als Potemkin starb, hinterließ er
trotz seiner Verschwendung 50 Millionen Rubel.
Katharina war eine schöne, majestätische Frau. Ihre Lieblinge
überhäufte sie mit Gunstbezeugungen, wie kein anderer Monarch je
Pugatschew
erregt einen
gefährlichen
Aufstand.
Katharinas
Günstling,
Fürst Polem-
kin.
Charakter u.
Verdienst
Katharinas.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural]]
Vom Untergang des weströmischen Reichs bis zur Erneuerung rc. 61
spielen und Carls Tochter Emma in der Musik unterrichten. Einst
musicirten Emma und Eginhard, welche sich liebten, noch spät am
Abend. Da frischer Schnee gefallen war, welcher zum Verräther hätte
werdev können, wenn Eginhard über den Hof nach Hause gegangen
wäre, so nahm Emma, aus Besorgniß den Vater zu erzürnen, wenn er
Eginhards späten Besuch vernehme, den geliebten Freund und Lehrer-
auf den Rücken und trug ihn über den Hof. Aber Kaiser Carl pflegte
-des Nachts öfter auszustehen und am Fenster zu sehen. Eben als Emma
mit Eginhard unter seinem Fenster vorbeiging, erblickte der Vater beim
hellen Mondschein den seltsamen Zug. Am andern Tage ließ Carl
Beide vor sich kommen, gab ihnen einen Verweis wegen ihrer Unbe-
sonnenheit und ließ sie darnach trauen.
Carl war von hervorragender Größe. Seine Gestalt bot, er Carls körper
mochte sitzen oder stehen, eine höchst würdige, stattliche Erscheinung. Er tidj^a®e^en
hatte einen festen Gang, eine durchaus männliche Haltung, eine helle
Stimme und ein freundliches Gesicht. Durch seine einfache, regelmäßige
Lebensweise wurde seine an sich schon ungewöhnliche Körperkraft nur
noch erhöht, und es war ihm ein Leichtes, ein Hufeisen zu zerbrechen,
einen geharnischten Mann wie ein Kind emporzuheben und schwere
Lasten zu tragen. Er hatte drei Söhne, Carl, Pipin und Ludwig;
nur der jüngste überlebte den Vater. Als Carl 813 auf einer Jagd
in einer Schwäche der Füße die Vorboten des nahen Todes ahnete,
berief er die Großen des Reiches nach Aachen und enipfahl ihnen seinen
Sohn Ludwig als Nachfolger, legte diesem die heiligen Pflichten eines
Regenten ans Herz und ermahnte ihn, Gott zu fürchten und seine
Gebote zu halten, seine Verwandten zu lieben und seinem Volke mit
einem tugendhaften Lebenswandel voranzugehen.
Am 20. Januar 814 ward Carl von einem heftigen Fieber über- Sein Tod
fallen; er wollte sich mit seinem gewöhnlichen Heilmittel, mit Fasten, be-
helfen, allein sein Körper ging der Auflösung entgegen. - Am siebenten
Tage seiner Krankheit empfing er das heilige Abendmahl und am
folgenden Morgen verschied er. Mit sterbender Hand machte er über
Stirn und Brust das Zeichen des Kreuzes, faltete die Hände und sprach
leise mit geschlossenen Augen: „Vater! in deine Hände befehle ich
meinen Geist."
8. 16. Die Frauen in dem ersten Zeitabschnitt des Mittelalters.
In der ersten Periode des Mittelalters mußte durch die Einfälle
barbarischer Völker die Cultur des Abendlandes mit den, Untergange ®fjj
teig weströmischen Reiches sinken, und der kriegerische Geist jener Zeit,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
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Extrahierte Personennamen: Emma Emma Emma Carl Emma Carl
Beide Carl Carl Ludwig Ludwig Carl Ludwig Ludwig Carl
Zweite Periode des Mittelalters.
erst dann den Purpur und die Tiara anzulegen, wenn er durch die
Wahl der Bischöfe der Nachfolger Petri geworden fei. Und erst nach-
dem Alles so vollbracht war, betrachtete sich Bruno als rechtmäßigen
Papst und hieß seitdem Leo !X.
3. Heinrich Iv. (1056 — 1105.)
Der minder- Heinrich Ul. war erst 39 Jahre alt, als er 1056 nach kurzer
Hein^tch^iv. Rankheit unweit Quedlinburg verschied. Er hinterließ seinem sechs-
jährigen Söhnchen Heinrich Iv. den Thron, dessen Mutter Agnes, die
edle, verständige und lebensfrohe Tochter des Herzogs Wilhelm von
Aquitanien, die Leitung des Reiches bis zu Heinrichs Iv. Volljährigkeit
übernehmen sollte. Ihr standen ansatigs der Papst und nach ihm der
Bischof von Augsburg treulich bei. Um die durch Heinrichs Ul. Strenge
aufgebrachten Fürsten zu gewinnen, ertheilte ihnen Agnes Länder und
Rechte, die ihr Gemahl ihnen vorenthalten hatte, insbesondere dem
Grasen Otto von Nordheim das Herzogthum Baiern, Schwaben dem
Grasen Rudolph von Rheinfeldeu und Kärnthen dem Berthold von
Zähringen. Allein sie erreichte ihren Zweck nicht. Mehrere Fürsten
fühlten sich zurückgesetzt, namentlich der Erzbischof Hanno von Cöln,
ein gelehrter, frommer und strenger Herr, aber stolz und ehrgeizig,
einfach und herrschsüchtig, der Erzbischof von Mainz, Graf Ekbert von
Braunschweig und Otto von Nordheim; sie hielten es für unerhört,
daß eine Frauenhand die Zügel des Reiches führe. Die mißvergnügten
"Mutter" Fürsten beschlossen, den jungen König seiner Mutter zu rauben. Heuch-
geraubt. lerisch lud Hanno die Kaiserin ein, zu Ostern (1062) ihr Hoflager
in Kaiserswerth am Rhein zu halten. Die Einladung ward ange-
nommen. Während sich Agnes eines Tages in fröhlicher Sorglosigkeit
den Freuden der Tafel überließ, lockte man den jungen König auf eine
prachtvolle Nacht Hannos. Kaum hatte Heinrich das verrätherische
Schiff bestiegen, um das Innere desselben zu betrachten, so flog es
pfeilschnell stromabwärts. Heinrich schrie laut nach seiner Mutter,
sprang über Bord und wäre sicher ertrunken, wenn ihm nicht Ekbert
von Meißen mit eigner Lebensgefahr gefolgt wäre. Man brachte den
königlichen Knaben wieder auf das Schiff und behielt ihn trotz aller
Bitten der Mutter im bischöflicheu Palast zu Cöln. Agnes ging nach
Italien und brachte ihre Tage in Kummer und Klagen hin.
Die Bischöfe Hanno erzog den jungen Kaiser zur Einfachheit und Nüchternheit,
Gbtucn 3ur Thätigkeit, zur Bescheidenheit und zur Achtung der Rechte des
deutschen Volkes und der Fürsten. Allein seine Regentschaft mußte
wegen vieler Gewaltthätigkeiten und Willkürlichkeiten, welche er sich
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Bruno Leo_!X. Leo Heinrich_Iv Heinrich Heinrich_Ul Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Agnes Wilhelm Heinrichs Heinrichs Agnes_Länder Otto Rudolph_von_Rheinfeldeu Berthold_von
Zähringen Hanno_von_Cöln Graf_Ekbert_von
Braunschweig Otto Hanno Agnes Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Agnes Hanno
Bon der Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung re.
203
alle seine Bücher, Gefäße und Paläste ließ er die fünf Vokale setzen:
», c, i, o, u und gab ihnen die Deutung: Alles Erdreich Ist
Oestreich Unterthan. Unter seiner Regierung ist die Macht des deut-
schen Kaisers in den tiefsten Verfall gerathen.
Friedriä, vereitelte zunächst die Hoffnungen, welche das Concil zu Friedrich ver-
Basel (1431 —1448) für eine Verbesserung der Kirche erregt hatte. ící)lüííe bcg
Strenge Gesetze gegen verschiedene Mißbräuche waren erlassen und der C°ncns zu
Papst durch einen jährlich abzulegenden Eid verpflichtet worden, die
Baseler Beschlüsse anzuerkennen und für allgemeine Concilien sorgen
zu wollen, welche in Kirchensachen über dem Papste stünden. Diese
Beschlüsse hatte Albrecht H. gut geheißen, allein Friedrich In., durch
seinen schlauen Rathgeber Aeneas Silvius Piccolomini getäuscht, wider-
rief alle diese Verordnungen wieder, worüber der Papst sich sehr freute,
und gab sich sogar dazu her, das Concil in Basel aufzuheben. Zum
Lohne hierfür krönte ihn 1452 der Papst; Friedrich war der letzte in
Rom gekrönte deutsche Kaiser.
Deutschland befand sich unter Friedrich in grenzenloser Verwirrung. Das Faust-
Fehden zwischen den deutschen Großen und den Städten brachen aus, sch-
und das Fanstrecht mit allen seinen Gräueln kehrte ärger wie jemals land.
wieder. Friedrich sah diesem thörichten Treiben ruhig zu, und so ist
seine Regierung wichtiger geworden durch das was unter ihm, als was
durch ihn geschah. Eins der wichtigsten Ereignisse seiner Zeit war die
Eroberung Constantinvpels durch die Türken (1453).
Schon lange war das griechische Kaiserreich von den osmanischen Dic Erobe-
Türken bedrängt worden. Muhamed !!., ein wohl unterrichteter, tapferer
Sultan, hatte sich die vollständige Eroberung desselben zur Lebensauf- die Türken
gäbe gemacht. Auf der europäischen Seite, dicht bei Constantinopel 1453'
erbaute er eine starke Festung, erklärte dem Kaiser Constantin den Krieg
und belagerte dessen Hauptstadt mit 300,000 Mann, 300 Galeeren
und 200 kleineren Fahrzeugen. Vergeblich hatte sich Constantin an die
abendländischen Christen um Beistand gewandt, vergeblich von seinen
reichen Unterthanen Geld zur Anwerbung von Söldnern begehrt; diese
gruben es lieber in die Erde, um ihren Untergang zu beschleunigen.
Constantin, zum äußersten Widerstand entschlossen, hielt mit 8000 Mann
die gewaltige Ueber macht 53 Tage auf und hätte sich noch länger
halten können, wenn nicht durch den Verrath einiger Genuesen sein Plan,
die in den Hafen eingedrungenen Schiffe der Türken zu verbrennen,
vereitelt worden wäre. Constantinopel wurde erstürmt, 2000 Christen
fielen unter den Säbeln der fanatischen Türken und die übrigen geriethen
in Sklaverei. Serbien, Bosnien, Griechenland und die Krim erkannten
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Oestreich Friedrich Friedrich Albrecht_H. Albrecht Friedrich_In Friedrich Rathgeber_Aeneas_Silvius_Piccolomini Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Constantin Constantin Constantin Constantin
Extrahierte Ortsnamen: Basel Basel Rom Deutschland Constantinopel Constantinopel Serbien Bosnien Griechenland
266
sehr mild. Nur in sumpfigen Gegenden herrscht ungesunde Lust, und hier wü-
thet zuweilen das furchtbare gelbe Fieber. Man baut alle europäischen Obst-
arten, Baumwolle, Reiß, Getreide, Zucker und vorzüglich Tabak. In den
ungeheuren Wäldern leben viele Pclzthiere und viel Wild. Von den schädlichen
und lästigen Thieren erwähnen wir die Klapperschlange und die Muskitos.
In Carolina und vorzüglich in Californien findet man eine ungeheure Menge
Gold, in den Gegenden des Misfisippi viel Eisen, Kupfer und Blei. Die See-
küsten sind reich an großen, natürlichen Häfen.
Die südlichen Staaten haben Sklaven; es sind dies Neger oder Schwarze,
welche durch den schändlichen Menschenhandel aus Afrika zu Arbeitern in den
Plantagen eingeführt wurden. Zur Ebre der Menschheit wird dieser abscheu-
liche Handel jetzt immer mehr beschränkt. Handel, Fabriken und Gewerbe be-
schäftigen den britischen Kolonisten; der Deutsche ist der tüchtigste Landbauer
und Handwerker. Er zeichnet sich durch Fleiß, Ordnungsliebe und Genügsam-
keit aus. Die Regierungsverfassung verbindet jetzt,einunddreißig verschiedene,
von einander völlig unabhängige Staaten und mehrere Distrikte zu einem
Ganzen, und zwar durch den Congreß, welcher sich aus Abgeordneten der
sämmtlichen Staaten bildet. An der Spitze steht der auf vier Jahre erwählte
Präsident, welcher die vollziehende Gewalt hat. Die Union zählt jetzt über 25
Millionen Einwohner auf 140,000 Quadratmeilen. Ihre Landessprache ist
die englische.
32. E i n P r a i r i e b r a n b.»
Der lieblichste Spätherbst hatte eine Anzahl Reisender eingeladen, in der
Prairie von den Pferden zu steigen und bei einem Mittagsmahle, aus einem
köstlichen Büffelrücken bestehend, einige Stunden behaglicher Ruhe zu pflegen.
Die Natur selbst scheint eine Feierstunde zu halten. Ueber das unermeßliche
goldene Meer der gelb gewordenen Prairiegräser und Blumen streift ein kaum
merklicher Westwind, und das gegenseitige Neigen der Stengel scheint ein ver-
trauliches Getose derselben zu bewirken. Die ganze unermeßliche Prairie liegt
schweigend, als ob sie raste oder Mittagsruhe halte, während das majestätische
Gestirn des Himmels, bereits den Scheitelpunkt seines Laufes hinter sich,
nach dem Westen sich neigt. Gemüthlich plaudern die Jäger oder Reisenden
von der Jagd auf den Prairien und den Gefahren, die sie bestanden; sieh',
da werden ihre Pferde auf einmal unruhig, toll und suchen mit aller Gewalt
sich loszureißen von dem Lasso und zu entfliehen. „Auf, auf!" ruft der erfah-
rene Gabriel, „auf, ihr Freunde! Schnell die Pferde gesattelt! Retteteuer
Leben! Die Prairie steht in Flammen, und die Büffel jagen gegen uns
heran !"
Da waren keine Worte zu verlieren; Alle sprangen auf; es galt das
Leben! Nur die schnellste Eile kann reiten. In einer Minute sind die Pferde
gesattelt; in der zweiten jagen die Reiter schon über die Prairie hin. Es be-
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: rene_Gabriel
Extrahierte Ortsnamen: Carolina Californien Afrika Congreß
«Wm—rm-.rrf - . *5*-^-%
daran. Endlich brachten seine Leute die 50 Talente Lösegeld. Die Räuber
setzten ihn an's Land. Aber kaum war er frei, so wußte er sich einige stark be-
mannte Schiffe zu verschaffen, holte die Seeräuber ein, eroberte ihr Sckisf,
ließ sich sein Gelv auszahlen und führte die Räuber nach der Küste Klein-
> astens, wo er sie sämmtlich kreuzigen ließ.
Bald nachher kehrte er nach Rom zurück und lebte hier mehrere Jahre
sehr verschwenderisch; besonders verschenkte er große Summen an das Volk
und gab zum Vergnügen desselben köstliche Gastmähler und Spiele, um sich
die Gunst seiner Mitbürger zu erwerben. Bald war er auch der Liebling des
Volks in dem Grade, daß er es wagte, sich um das Amt eines Oberpriesters
zu bewerben, welches sonst nur den ältesten und verdienstvollsten Rathsherrn
ertheilt wurde.
Seine Mutter begleitete ihn am Tage der Wahl bis vor die Thüre,
zweifelnd und weinend. „Mutter," rief er, „du siehst mich als Oberpriester,
oder als Verbannten wieder!" Er ging, und zum Erstaunen und Zittern der
Rathsherren wählte ihn das Volk zum Oberpriester.
Nach einem Jahre sollte er als Statthalter nach Spanien gehen;
aber er hatte 12 Millionen Thaler Schulden, so, daß ihn seine Gläubiger
nicht aus der Stadt gehen lassen wollten. Da wußte er durch seine Gewandt-
heit den reichsten Römer; Crassus, zu gewinnen, daß dieser für ihn gut
sagte. Cäsar reiste ab, und nach kurzer Zeit bezablte er von der Einnahme in
dieser Statthalterschaft seine ungeheuren Schulden. Späterhin kehrte er nach
Rom zurück und vereinigte sich mit Pom pejus und Crassus zur Theilung
der Herrschaft über das römische Reich. Er nahm Gallien (Frankreich);
Pompejus bekam Spanien, und Crassus ging nach Syrien. Dieses
nannte man das Triumvirat oder die Dreimänner Herr schaft.
In Gallien zeigte er eine unglaubliche Thätigkeit; nach und nach unter-
warf er sich alle Völker dieses Landes, und so bildete er sich ein tapferes Heer,
welches ihm treu ergeben war. Mit Pompejus entzweite er sich endlich und
brach mit seinem Heere nach Rom auf, um ihn aus der Stadt zu vertreiben.
Dieser floh mit seinen Anhängern nach Griechenland, wurde aber hier
von Cäsar bei Pharsalus völlig besiegt.
Nachdem Cäsar seine Feinde zu Boden geworfen hatte, kehrte er nach
Nom zurück und hielt einen viertägigen Triumph; er war nun Herr des gan-
zen römischen Reiches. Die unermeßlichen Geldsummen, die er in seinen Krie-
gen erbeutet hatte, wandte er an, das Volk zu belustigen. Jedem Soldaten
seines Heeres schenkte er 1000 Thaler und jedem Bürger Roms 30 Thaler.
Außerdem ließ er Korn und Oel austheilen und Spiele zu Wasser und zu
Lande anstellen. Aber nach und nach war er so stolz geworden, daß die besse-
ren Bürger sein Benehmen nicht mehr ertragen konnten. Die Unzufriedenen
machten eine Verschwörung gegen sein Leben, an deren Spitze Brutus und
Cassius standen. Der 5. März des Jahres 44 v. Chr. ward zur Vollfüh-
rung ihres blutigen Vorhabens festgestellt. Cäsar war gewarnt worden und
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T163: [Cäsar Antonius Pompejus Rom Sulla Csar Marius Jahr Krieg Heer], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
V
— 339 —
hatte auf inständiges Bitten seiner Frau, die in der Nacht zuvor durch furcht-
bare Träume geängstigt morden war, beschlossen, an diesem Tage nicht in die
Rathsvcrsammlung zu gehen; aber er machte sich doch auf den Weg. Auf der
Straße steckte ihm ein warnender Freund einen Brief zu, in welchem die ganze
Verschwörung entdeckt war. Er konnte ihn aber im Gedränge der Volksinenge
nicht lesen. In der Versammlung lourde er von den Verschworenen mit Dol-
chen überfallen und sank, aus 23 Wunden blutend, von seinem Stuhle entseelt
zu Boden — 44 v. Chr.
15. Oktavianus Augustus.
(Um Chr. Geb.)
Zum Haupterben hatte Cäsar feinen Verwandten ernannt, den Okta-
vianus, einen achtzehnjährigen Jüngling voll Heuchelei und Schlauheit.
Dieser schloß mit Ant on i ri s und L epid u s eine Verbindung, und es ent-
stand eine zweite Treimänner-Herrschast (Triumvirat).êsie vertheilten
auch jetzt die Regierung der verschiedenen Länder unter sich. Um nun im un-
gestörten Besitze der Oberherrschaft zu bleiben, kamen sie überein, alle ihre
Gegner zu vertilgen. Sie veranstalteten furchtbare Hinrichtungen; die edelsten
und reichsten Männer wurden ermordet. Antonius, der in Kleinasien seinen
Sitz nahm, drückte dort die Einwohner rnit ungeheuren Abgaben und lebte als
ein herzloser Verschwender. Endlich verfeindete er sich mit Oktavianus, der
ihn bekriegte und überwand. Als ihn in Aegypten seine Soldaten verließen,
tödtete er sich selbst.
Jetzt war Oktavianus der alleinige Beherrscher des römischen Rei-
ches. Er ließ sich Cäsar nennen, woraus in der Folge das Wort Kaiser
entstanden ist. Es war also der erste r ö m i s ch e K a i s er. Man gab ihm
auch den Namen A u g u st u s. (30 Jahre. v. Chr.) yf Jj 4''* v - /-// .
Zu dieser Zeit breitete sich das römische Reich vom atlantischen
Meere bis zum Euphrat — vom Du)eine, der Donau und dem
schwarzen Meere bis an die afrikanischen und a r a b i s ch e n W ü st e n
über alle Küsten des mittelländischen Meeres aus. Welch ein Reich also , das
im Laufe von 7 bis 8 Jahrhunderten auf den Trümmern aller übrigen Staa-
ten sich erhoben hatte, das niächtiger war, als die mächtigen Reiche der A p-
syrer, Babylonier, Perser und M a c e d o n i e r, von denen euch die
biblische Geschichte erzählt.
Da Kaiser O k tavi an u s A u gu st u s mit vieler Klugheit und Milde
regierte, so vergaß man allniählig seine übrigen Gräuelthaten. Ja, seine Re-
gierung wird sogar das goldene Zeitalter genannt, weil nicht nur
Künste und Wissenschaften unter ihm die höchste Blüthe erreichten, sondern
weil auch bei einem fast ununterbrochenen Frieden das Reich sich eines wach-
senden Wohlstandes in allen seinen Provinzen erfreute. Während der Regie-
rung des Kaisers Au gustus waren die jüdischen Fürsten, Nachkom-
22 *
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T163: [Cäsar Antonius Pompejus Rom Sulla Csar Marius Jahr Krieg Heer], T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn]]
Extrahierte Personennamen: Oktavianus_Augustus Augustus Cäsar Antonius Cäsar
359
haben würde. Lefort führte die Gesandtschaft. Holland, als der erste Handels-
staat damaliger Zeit, zog ihn vor Allem an. In Saardam, einem großen
Dorfe, Amsterdam gegenüber, wohnte er 7 Wochen lang in einer armseligen
Schifserhütte. Jeden Morgen ging er, mit dem Beile in der Hand, nach den
Schiffswerften, arbeitete, wie der gemeinste Zimmermann, und ließ sich Peter
Michaelosf nennen. Auch in der Schmiede arbeitete er mit und erlernte auch
die Chirurgie. Von Holland ging er nach England, um das englische See-
wesen kennen zu lernen, und äußerte bei dieser Gelegenheit, er wolle eben so
gern ein englischer Admiral, als russischer Kaiser sein.
Eben war er im Begriffe, das Wunderland Italien zu besuchen, als ihn
die böse Nachricht traf, daß sich die Strelitzen abermals empört hätten. Er
eilte zurück. Als er in Moskau ankam, war durch einen tapfern General der
Aufruhr gedämpft. Nun hatte er Nichts eifriger zu thun, als seine Pläne zur
Bildung seines Volkes in Ausführung zu bringen. Er ließ nicht nur Bücher-
aus fremden Sprachen in's Russische übersetzen und Schulen anlegen, sondern
erklärte auch diejenigen, welche nicht lesen und schreiben könnten, des väter-
lichen Erbes für verlustig. Er führte den Gebrauch des Schreibpapieres in
Rußland ein und schasste eine Vuchdruckerei von Holland nach Moskau. Im
Jahre 1703 legte er den ersten Grund zu einer neuen Stadt, die nach seinem
Namen Petersburg heißt. Um den Bau schnell zu betreiben, wurden Tau-
sende von Bauern, zum Theile aus einer Entfernung von 2—300 Meilen,
nach der Newa zusammengetrieben Tie Armen fanden hier weder Obdach,
noch Lebensmittel, noch Handwerkszeug. Aber es arbeiteten täglich 20,000
Menschen, und das Werk ging zusehends von Statten. Die ersten Gebäude
waren'elende, hölzerne Hütten; auch fehlte es au Einwohnern. Bald ließen
sich jedoch hier viele Liesländer und Andere nieder, die im Kriege ihre
Häuser verloren hatten, auch Matrosen und Schiffbauer, weil Peter in der
Nähe große Schiffswerften anlegte. Auch errichtete er eine Apotheke,
eine Sternwarte und eine Akademie der Wissenschaften daselbst und schaffte die
sklavische Sitte, vor dem Czare niederzufallen, ab, verbot die Glückspiele,
stiftete Hospitäler, Waisen- uno Arbeitshäuser, führte Brief- und Reiseposten
ein, verbesserte das Maß- und Münzwesen, beförderte den Handel und brachte
durch Berufung ausländischer Handwerker und Künstler die Gewerbe in Auf-
nahme. Das Alles war die Frucht seiner Reisen, daß er Alles im Auslande
mit empfänglichem Sinne für das Gute und Nützliche mit eigenen Augen ge-
sehen und, wo er nur immer konnte, selbst mit Hand angelegt hatte. Jetzt sah
er erst, wie weit sein Volk noch gegen das Ausland zurück war; jetzt wußte
er aber auch, was er thun, und wie er es angreifen müsse, um den Grund zu
seiner Bildung zu legen. Und wenn es ihm auch nicht gelang, Alles so herzu-
stellen, wie es vor seiner Seele stand, vorzüglich da er die längste Zeit seiner
segensreichen Negierung mit auswärtigen Feinden Krieg zu führen hatte, so '
hat er doch den Ruhm für sich, eben dadurch, daß er sich nicht schämte, noch
als Mann und Kaiser Lehrling zu sein, seinem Volke für alle Folgezeit un-
endlich viel genützt zu haben.
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Extrahierte Personennamen: Zimmermann Peter
Michaelosf Peter
Extrahierte Ortsnamen: Holland Saardam Amsterdam Holland England Wunderland_Italien Moskau Rußland Holland Moskau Petersburg
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ewig blühenden Himmel und herab auf die fülle, reine, weiße Erde, worauf
jetzt Niemand so freuden- und schlaflos war, als er. Denn sein Grab stand
nahe bei ihm; es war bloß vom Schnee des Alters, nicht vom Grün der
Jugend bedeckt, und er brachte aus dem ganzen, reichen Leben Nichts mit, als
Irrthümer, Sünden und Krankheiten, einen verheerten Körper, eine verödete
Seele, die Brust voll Gift und ein Alter voll Reue. Seine schönen Jugend-
tage wandten sich heute als Gespenster um und zogen ihn wieder vor den hol-
den Morgen hin, wo ihn sein Vater zuerst auf den Scheideweg des Lebens
gestellt hatte, der rechts, auf der Sonnenbahn der Tugend, in ein weites,
ruhiges Land voll Licht und Aernten und voll Engel bringt, und welcher links
in die Maulwurfsgänge des Lasters hinabzieht, in eine schwarze Höhle voll
heruntertropfeuden Giftes, voll zischender Schlangen und finsterer, schwüler
Dämpfe. Ach, die Schlangen hingen um seine Brust und die Gisttropfen auf
seiner Zunge, und er wußte nun, wo er war.
Sinnlos und mit unaussprechlichem Grame rief er zum Himmel hinauf:
„Gib mir diejugend wieder, o, Vater; stelle mich auf den Scheideweg wieder,
damit ich anders wähle.!" Aber sein Vater und seine Jugend waren langst
dahin. Er sah Irrlichter auf Sümpfen tanzen und ans dem Gottesacker er-
löschen, und er sagte: „Es sind meine thörichten Tage!" Er sah einen Stern
aus dem Himmel fliehen und im Fallen schimmern und auf der Erde zerrin-
nen. „Das bin ich!" sagte sein blutendes Herz, und die Schlangenzähne der
Reue gruben darin in den Wunden weiter. Die lodernde Phantasie zeigte ihm
fliehende Nachtwandler auf den Dächern, und die Windmühle hob drohend
ihre Arme zum Zerschlagen auf, und eine im leeren Todtenhause zurückge-
bliebene Larve nahm allmählig seine Züge an.
Mitten in dem Kampfe floß plötzlich die Musik für das Neujahr vom
Thurme hernieder, wie ferner Kirchengesang. Er wurde sanfter bewegt. Er
schaute um den Horizont herum und über die weite Erde, und er dachte an
seine Jugendfreunde, die nun glücklicher und besser, als er, Lehrer der Erde,
Väter glücklicher Kinder und gesegneter Menschen waren, und er sagte: „O,
ich könnte auch, wie ihr, diese erste Nacht mit trockenen Augen verschlummern,
wenn ich gewollt hätte! Ach, ich könnte glücklich sein, ihr theuren Eltern,
wenn ich eure Neujahrswünsche und Lehren erfüllt hätte!" Im fieberhaften
Erinnern an seine Jünglingszeit kam es ihm vor, als richte sich die Larve mit
seinen Zügen im Todtenhause auf; endlich wurde sie durch den Aberglauben,
der in der Neujahrsnacht Geister der Zukunft erblickt, zu einem lebendigen
Jünglinge. Er konnte es nicht mehr sehen; er verhüllte das Auge; tausend
heiße Thränen strömten versiegend in den Schnee; er seufzte nur noch leise,
trostlos und sinnlos: „Komm' nur wieder, Jugend, komm' wieder!"
------Und sie kam wieder: denn er hatte nur in der Neujahrsnacht so
fürchterlich geträumt. Er war noch ein Jüngling; nur seine Verirrungen
waren kein Traum gewesen. Aber er dankte Gott, daß er, noch jung, in den
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15. Die Posaune d es Gerichts.
Grade dort, wo die Gemarkungen zweier Gemeinden sich scheiden, mitten
im Walde wurde in der Frühlingsnacht zur Zeit des Vollmonds eine schreck-
liche That vollbracht. Ein Mann durchsuchte die Taschen und den Reisesack
einer Leiche und steckte Alles zu sich, was er fand. Dann nahm er den Todten
auf die Schulter, um ihn an den Strom, der in der Nähe vorbeifloß, binabzu-
tragen und dort zu versenken. Plötzlich blieb er stehen, keuchend unter der
schrecklichen Last. Der Mond warf sein sanftes Lickk durch die Stämme, und
es war ihm, als ob auf den Strahlen des Mondes die Töne eines herzzerrei-
ßenden Liedes getragen würden. Ganz nahe blies ein Posthorn die Weise
des Liedes: „Denkst du daran!" Dem Tragenden war's, wie wenn die Leiche
auf seinen: Rücken lebendig würde und ihn erwürgte. Schnell warf er die Last
ab und sprang davon, immer weiter und weiter. Endlich, am Strome, blieb
er stehen und lauschte. Alles war still, nur die Wellen flössen schnell dahin, als
eilten sie fort von dem Mörder. Diesen beunruhigte es jetzt, daß er die Spuren
seiner That nicht vertilgt habe, und er ärgerte sich, daß bloße Furcht ihn fort-
trieb. Er eilte nun zurück, lief hin und her, bergauf und bergab; der Schweiß
rann ihm von der Stirne; denn es war ibm, als ob er Blei in den Gliedern
hätte. Mancher Nachtvogel flog flatternd auf, wenn er so durchs Dickicht
drang; aber nirgends fand er das Gesuchte. Er hielt an, um sich zurecht zu
finden, um sich die Gegend genauer zu vergegenwärtigen; aber kaum war er
drei Schritte gegangen, so war er wieder in der Irre. Alles flimmerte zuletzt
vor seinen Augen, und cs war ihm, wie wenn die Bäume auf - und nieder-
wandelten und ihm den Weg verstellen wollten. Der Morgen brach endlich an;
die Vögel schwangen sich ans und sangen ihre Hellen Lieder; vom Thale und
aus den Bergen hörte man Peitschen knallen. Der Mörder machte sich eiligst
davon.
Die Leiche wurde gefunden und nach dem Dorfe gebracht, in dessen Ge-
ntarkung sie lag. An der rechten Schläfe trug der entseelte Körper Spuren
eines Schlages, wie von einen: scharfen Stein. Kein Wanderbuch, kein Kenn-
zeichen war zu finden, aus dem man die Herkunft des Entseelten entnehmen
konnte. Auf dem Kirchhofe, der neben der Kirche hoch öden auf dem Hügel
liegt, an dessen Fuß die Landstraße, in Felsen gehauen, sich vorüber zieht,
sollte nun des andern Tages der todte Frenide begraben werden. Eine un-
zählige Menge Menschen folgte dem Zuge. Sie waren aus allen benachbarten
Dörfern gekommen; Jeder wollte seine Unschuld/ seine Trauer und seine Theil-
nahme bekunden. Still, ohne laute Klage, nur mit tiefem Weh im Herzen,
bewegte sich der Zug den Berg hinan.
Der Geistliche hielt eine ergreifende Rede. Zuerst redete er den Entseelten
an und sprach: „Aus dem Wege bist du gefallen. Wer weiß, wohin dein Herz
sich sehnte, welches Herz dir entgegen schlug. Möge der, der Alles kennt und
Alles heilt, Rühe und Frieden in die Seelen der Deinigen senden. Unbekannt
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