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Das Festmahl und der Schwerttanz.
Am Morgen stieg der Häuptling mit den Männern, Frauen und Kindern des Dorfes hinauf zum Gipfel des Berges, wo der heilige Hain mit der Eiche des Gottes Wotan stand. Da lag unter dem Baume der Opferstein; an den Ästen hingen die Feldzeichen für den Krieg und auf dem grünen Anger grasten die Schimmel, die am Feste den Wagen mit dem Götterbilde ziehen mußten. Rings um den Platz ging ein Wall aus Erde und Steinen; hieher flohen die Leute aus dem Dorfe, wenn ein Feind nahte. Ein Pferd wurde herangeführt und mit Blumen bekränzt; das Volk schritt im Zuge singend und betend um den Götterbaum. Jetzt durchschnitt der Priester mit dem scharfen Opfermesser die Kehle des Tieres; das Pferd zuckte und stürzte zusammen. Das Oplerfleifch kochten sie im Kessel, dann aßen sie und tranken aus Hörnern den Göttern zu.
Nach dem Opfermahle trat ein junges Paar mit den Verwandten unter den heiligen Baum. Die Braut überreichte dem Manne Schwert, Spieß und Helm. Da fragte der Vater der Braut den Bräutigam: „Und was schenkst du der Braut als Mitgift?" Der Knecht führte ein Roß heran; die Eltern der Braut prüften das Geschenk und übergaben ihre Tochter dem Manne.
Hieraus stiegen alle wieder hinab ins Dorf, wo schon auf dem Anger die jungen Männer beisammen standen. Sie liefen und sprangen um die Wette und warfen den schweren Stein. Ingo stand' dabei und sah ihnen zu. Da trat der Häuptling zu ihm, stellte ihn den Männern vor und sprach: „Nun zeige auch du, was du kannst!" Da holte Theodulf, ein junger Mann, die Rosse. Erst stellte er ein paar neben-einander, Kopf an Kopf und Schweif an Schweif. Nun nahm er einen Anlauf und sprang hinüber. Die anderen sprangen ihm nach. Bei drei Rossen gelang es nur wenigen und über vier sprang Theodulf allein. Da winkte er dem Fremden, es ihm nachzutun. Ingo neigte den Kopf ein wenig, nahm einen Anlauf und tat den Sprung. Jetzt führte
Theodulf das fünfte Roß heran; nur stellte er die Pferde ein wenig anders, so daß der Schimmel an fünfter Stelle stand. Dann tat er den Sprung, bloß daß er mit dem Rücken ein wenig an den Schimmel streifte. Ingo sprang mit leichter Mühe drein und alle gaben ihm Bei-fall. Da trat Theodulf gekränkt zur Seite. Ein alter Mann
ging auf Ingo zu und sprach: „Wenn ich mich nicht täusche, so kannst
du auch den Sprung über sechs Rosse, den wir den Königssprung
nennen. Führt das sechste Roß herbei!" — Ingo trat zurück, nahm den Anlauf und vollbrachte den Sprung.
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(bcr guten Rathschläge) unter -er Erde gefunden worden.
Romulus brachte auf diesem Altäre dem Gotte ein großes,
feierliches Opfer, stellte ihm zu Ehren mancherlei Spiele an,
und lud die Nachbarn ein, ihnen bcizuwohnen. Dies.'ließen
sie sich gefallen, fanden sich zahlreich ein, und wurden von
den Römern freundlich ausgenommen. Man zeigte ihnen die
Anlagen der neuen Stadt, man nöthigte sie in die Häuser,
man bewirthetete sie und wieß ihnen bei den Spielen die be-
sten Plätze an. Romulus hatte aber vorher heimlich mit den
Seinigen die Abrede genommen, daß Jeder sich bei dieser Ge-
legenheit ein Weib ausersehen, und sich ihrer auf ein gegebe-
nes Zeichen bemächtigen sollte. Er selbst wollte, wenn es Zeit
scyn würde, aufstehen, und seinen Purpurmantel zusammen fal-
ten; dies sollte die Losung zu dem beschlossenen Raube seyn.
Die Spiele begannen, Romulus erschien dabei mit
königlicher Pracht; die arglosen Fremdlinge ahneten nichts
Böses und ihre ganze Aufmerksamkeit war auf das, was sic
sahen und hörten, gerichtet, als plötzlich ihre Weiber und
Töchter unter einem großen Geschrei von ihrer Seite gerissen
wurden. Umsonst waren die Väter und Gatten bemüht, sie
zu schützen; die Räuber zückten verborgene Dolche ^gegen die-
selben und entführten vor ihren Augen die theure Beute.
Die meisten der geraubten Weiber waren Sabinerinen: darum
hat von ihnen dieser Raub seinen Namen. Die Zahl der ge-
raubten Sabinerinnen war jedoch nur 527, woraus man sieht,
daß nur die Vornehmsten unter den Kolonisten des Romulus
damit versorgt werden konnten, und daß cs den Römern nicht
ganz an Frauen gefehlt habe.
5.
Der S a b l n e r k r i c g.
Ein blutiger, doch nur kurzer Krieg war die Folge die-
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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Dann erst wurde dem Patroklus ein herrliches Leichenfest gefeiert,
und auch dem alten Priamos der Leichnam seines Solms, als er selbst
nächtlich als Flehender zu Achilles kam, zurückgegeben.
Dieser furchtbare Gegner, der auch die Amazonenkönigin Penthe-
silea, und den Aethiopischen König Memnon, Sohn der Aurora, er-
legte, fand endlich von des Paris Hand seinen Tod, als er, um die
Polyxena, des Priamus Tochter, zu heirathen, sich zu den Trojanern
begab. 3ln seine Stelle trat nun jein Solm Pyrrbus, auch Neoptole-
mus genannt und Paris wurde von Philoctetes mit den Pfeilen des
Herkules auf den Tod verwundet. Die Waffen Achill's erhielt durch den
Ausspruch der Griechen Ulysses, und Ajar, der sich dadurch zurückgesetzt
glaubte, brachte sich in einem Anfall von Raserei selbst um das Leben.
Indessen rückten die Griechen durch alle diese Ereignisse in ihrem ei-
gentlichen Plan nicht weiter. Sie griffen daher aus den Rath Mi-
nerva's zu einer List, erbauten ein ungeheures hölzernes Roß, das sie
angeblich als ein Andenken zurückließen, und schifften zum Scheine ab.
Ihre Fahrt ging aber nicht weiter als bis Tenedos. In dem Lager
war nur ein gewisser Sinvn zurückgeblieben, welcher sich den Trojanern
als einen von der Feindschaft des Ulysses Verfolgten kund tbat, und
ihnen als Beweis wie gut er es meine verrieth, daß der Götteraus-
spruch Troja für unbezwinglich erklärt habe, wenn das Roß innerhalb
der Mauern sich befände. Das wurde von der Menge sogleich aufge-
griffen und das Roß durch einen Theil der dazu eingerissenen Mauer,
in die Stadt gezogen. Vergebens widerriet!) es Laokoon; Schlangen
aus dem Meere gestiegen erdrosselten ihn mit seinen Söhnen, und das
Volk wurde nur noch mehr in seinem Walm bestätigt, Alles überließ
sich jubelnd und schwärmend der Freude des geendigten Kriegs. Aber
in der Mitte der Nacht eröffnete Sinon den Bauch des innen hohlen
Rosses, und heraus stiegen fünfzig der tapfersten Helden, die nun mitten
in der Stadt sich befanden. Eine Fackel gab der bei Tenedos liegenden
Flotte das Zeichen, wie Alles glücklich gegangen sey, und eine Mord-
nacht brach nun über Troja aus, die dem lange genährten Haß der
Griechen volle Befriedigung gewährte. Priamus und sein Geschlecht
fiel oder wurde in die Sklaverei abgeführt, Troja ganz zerstört, und
nur wenige Trojaner erhielten Erlaubniß zu freiem Abzug. Unter ih-
nen ist besonders Aeneas, Sobn des Anchises und der Venus, ein naher
Verwandter des Priamus, der sich schon in dem Kriege selbst ausge-
zeichnet hatte, durch die Zärtlichkeit für seinen alten Vater berühmt ge-
worden, den er aus der brennenden Stadt auf seinen Schultern her-
austrug, seinen kleinen Ascanius an der Hand führend. Mancherlei
Geschicke führten ihn endlich mit der kleinen Schaar Trojaner, die ihm
folgten, nach Italien, in die Landschaft Latium, wo seine Nachkommen
Könige waren, die von den Römern als ihre Gründer und Vorfahren
angesehen wurden.
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