18
ihren Zimmerplätzen zugehauenen Balken zu einem Dache auf. Das
Dach muß auch gedeckt werden. Der Dach- oder Schieferdecker
belegt es mit Ziegeln oder mit Schiefer, damit Regen und Schnee nicht
eindringen können. Noch fehlt manches, bis das Haus fertig ist.
Die Wände werden innen, oft auch außen beworfen. Fenster und
Türen macht der Schreiner. Er belegt auch den Boden der Zimmer
mit Brettern. Der Hafner setzt die Öfen, der Schlosser bringt die
Schlösser an. Flaschner und Installateure richten Gas- und Wasser-
rohre in das Haus. Maler und Tüncher streichen Böden, Fenster,
Türen, Wände und Decken.
Das Haus ist fertig.
Viele Tage haben verschiedene Handwerker daran gearbeitet.
Sie mußten alle für ihre Arbeit vom Baumeister deu Lohn be-
kommen. Der Bauherr bezahlt diesem das fertige Haus. Doch
möchte er sein Geld nicht umsonst ausgeben. Er sucht Leute, die in
seinem Haus wohnen wollen und ihm dafür Miete bezahlen. Er
bringt ein Plakat am Haus an, läßt in die Zeitung setzen, wieviel
Zimmer zu vermieten sind, was sonst für Räume in der Wohnung
zu finden sind, wieviel sie kostet. Leute, die eine Wohnung suchen,
schauen sich dieselbe an und wenn sie ihnen gefällt, mieten sie und
ziehen ein. Der Möbelwagen bringt ihre Sachen von der alten
Wohnung in die neue. Warum und wann die Leute ausziehen.
(Kündigung, Ziel.) Was man bedenken muß, wenn man eine neue
Wohnung sucht. (Ob die Wohnung nicht zu weit vom Geschäft
entfernt ist, ob die Zimmer groß genug sind, daß man alle seine Möbel
unterbringen kann, wieviele Fenster die Wohnung hat, ob alle Be-
quemlichkeiten (Gas, elektr. Licht, Wasserleitung u. s. w.) vorhanden
sind, wie hoch der Preis ist und noch manches andere.)
13. Allerhand Straßen.
Jede neue Straße bekommt einen Namen (wo angeschrieben?)
und jedes Haus eine Nummer. Straße und Hausnummer zu
unserm Namen geschrieben, ist unsere Adresse. Die Adresse eines
jeden Einwohners findet man im Adreßbuch. Hier sind die Namen
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
38 Das Altertum.
tru?in' l!m den 3nbu§ überschreiten zu können, baute ö l c^tl[e' solche zerlegt werden konnten, und ließ sie auf Kamelen zu land an den Indus bringen, um sie dort zusammenzusetzen und ihre Gruppen uberzulchiffeu. Als sie den Indern gegenüberstand, merkte sie, daß die ^nder im Vorteile seien, weil sie Elefanten hatten. Um nun die Femde glauben zu machen, sie habe ebenfalls Elefanten, lieft sie 300 000 schwarze Ochsen schlachten und umgab Kamele mit ihren Hauten. Auf diese Kamele wurden nun hölzerne Türme befestigt die mit Soldaten besetzt waren. Allein die Elefanten der Inder ließen sich nicht tauschen und richteten ein furchtbares Blutbad unter den Kamelen an, die noch überdies in ihren Bewegungen durch die Ochsenhäute gepudert nim-den. Semiramis erlitt eine so gewaltige Niederlage, daß sie ihre Residenz nur mit 20 Mann erreicht haben soll. Wer sieht nicht in all diesem Unwahrscheinlichkeit und Übertreibung?
3. Uber Ninive s. § 25, Anm. 2.
4. Ci in erstaunliches Kunstwerk war der angeblich von Semiramis angelegte große See in Babylonien, in welchem die überfließenden Gewässer des Euphrat gesammelt wurden. Dieser See hatte die Gestalt eines Vierecks und jede Seite desselben eine Länge von 68 km. Seine Tiere betrug 10y2 m; die Seitenwände waren mit Ziegelsteinen ausgemauert. Als der See vollendet war, ließ Semiramis den Euphrat ab-und in dieses Becken leiten, und als das Flußbett trockengelegt war wurde etit gewölbter Gang quer durch den Euphrat gebaut, der die alte Komgsburg (den Tempel des Bel) mit der neuen Königsburg verband Alsdann ließ man das Wasser aus dem See wieder in den Euphrat strömen. Dieses Werk soll in sieben Tagen zustande gebracht worden lern., Auch ans dieser Nachricht kann man ersehen, wie die Geschicht-ichmber der alten Zeit sich in Übertreibungen gefallen.
8 16.
Die Ägypter.
37) Die ältesten Einwohner Ägyptens waren wohl ebenfalls Chamiten (Neger), unter denen sich aber bald semitische Priester-jtämme ansiedelten. Die Priester begannen damit, Tempel und um dieselben herum Wohnungen für sich und die Ihrigen zu bauen und das Land urbar zu machen. Die Eingebornen schlossen sich au und es entstand so eine gemischte Bevölkerung, die aber an vollständiger Verschmelzung dnrch die Kasteneinteilnng gehindert wurde. Im Anfange wnrden die einzelnen Tempelbezirke von Vorstehern aus der Mitte der Priester regiert. Sie nannten sich Pharaonen, d. H. Stellvertreter der Sonne. Später wurden alle Tempelbezirke unter einem Pharao vereinigt, und die Vorsteher der einzelnen Tempelbezirke wurden untergeordnete Statthalter. Die wichtigsten Tempelbezirke waren Thebais mit der alten Hauptstadt Theben, Memphis, On (Heliopolis), Sais und Pellt sin m.
38) Die Religion der Ägypter war, wie die des Zendvolkes,
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule]]
149
zu waffnen. Indessen wird die über die Erde ausgebreitete Nacht
immer fürchterlicher und aus der Ferne murmelt schon eine dumpfe
Stimme die Drohungen des kommenden Donners her,, dem
Ohre immer hörbarer. Auf einmal scheint das Gewölbe des Him-
mels zu zerreißen; ein schreckliches Krachen erfüllet den weiten Luft-
raum, die Erde bebt und alle Echo in den Gebirgen werden erregt.
Mit jedem Schlage des Donners fahren die flammenden Blitze
Strahl auf Strahl aus, durchkreuzen die schwefelichten Lüfte,
schlängeln sich an den Spitzen der Berge herab und werfen ihr
Feuer in die ödesten Abgründe. Die Schleusen des Himmels lösen
sich von ihrer Last und stürzen ganze Fluthen herab, und indem die
Wolken unter dem Kampfe der Winde von einer Gegend in die an-
dere sich fortjagen, tobet das wilde Geplätscher auf dem dürren
Erdboden herunter.
Vater. Welch ein Gewitter! Ist es doch, als krachte die
Achse des Erdballs! Blitz und Schlag immer schneller und schneller
aus einander! — Nun gilt es Vorsicht!... Weg vom Ofen, ihr
Kinder! — Tretet in die Mitte des Zimmers! Oeffnet die Thür!
(dem Gesinde zurufend) Löscht das Feuer auf dem Heerde aus!
Geschwind! — Kinder. (Sich an ihn schmiegend.) Ach Vater!
ach Vater! O wie es raffelt und rollt! Alle Fenster zittern! —
Vater. Zittert nur ihr nicht! Furcht vergrößert die Gefahr!
— Mutter. Gott sei bei uns ! Ach, der Blitz hat gezündet!
Gewiß! Gewiß! Seht, da laufen schon Leute zusammen. —
Kinder. Ach Gott! Feuer! Feuer! Feuer! — Vater. Still
doch! noch wissen wir ja gar nicht, ob der Strahl gezündet
hat oder nicht. — Bleibt, ich laufe, um selbst zu sehen! —
Kinder. O Vater! Vater! in dem schrecklichen Wetter willst du
fort? Auch du wirst erschlagen und wir sterben vor Angst. —
Mutter. Seid doch nicht so ängstlich, ihr Kinder! Geh! Geh,
lieber Vater, und bring uns bald gute Nachricht! — Vater.
Gott geb' es! In wenigen Minuten bin ich wieder bei euch.
Adieu.
Kinder. Der Vater kommt! Der Vater kommt schon wie-
der. — Mutter. Ach, was für Nachrichten wird er uns
bringen? — Vater. Gott Lob und Dank! Das Glück war
größer, als das Unglück. Der Strahl hat nicht gezündet, kein
Mensch ist verunglückt! Das Wetter entfernt sich und die Gefahr
ist vorbei.
40. Vorsiehtsmassregelii heim Gewitter.
1) Sobald ein Gewitter entsteht, ¡öffne man entweder eine
Thüre oder ein Fenster, damit man nicht Gefahr laufe, von der
schwefelichten Luft überwältigt zu werden, wenn der Blitzstrahl
durch das Zimmer fahren sollte.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer]]
280
der Vögel ihre Jagd auf dieses Ungeziefer an, kalte Nächte tödten
eine Unzahl, und überdies sind aus der Klasse der Insekten selbst
sehr viele thätig, ihr eigenes Geschlecht zu erwürgen. Zu ihnen
sind die Laufkäfer zu zählen, wahre Tiger in Mordlust, dabei
ausgerüstet mit Stärke, Gewandtheit und Muth. Allerorts mar-
schiren sie mit Wachsamkeit und halten Standrecht über das ver-
wüstende Geschmeiß. Wem ist der Goldlaufkäfer oder Gold-
schmied nicht bekannt, der in der glänzenden Montur mit aller
Leichtigkeit über Erdschollen, Furchen, unebene Wege und Pfade
dahin eilt, manchmal an abschüssigen Stellen sich überstürzt und
herunterpurzelt, dann gleich darauf wieder eine Erhöhung erklettert,
und daselbst Halt macht, die Gegend zu überschauen! Er ist ohne
Rast geschäftig, fegt das Land und Gefilde, und manche Raupen,
Käfer, Regenwürmer und Schnecken sterben zwischen seinen harten
Freßzangen, und diese Waffe versagt ihm niemals. Er wehrt sich damit
auch, wenn man ihn in die Hand nimmt, doch kann er nicht verwunden.
Nebst dem Goldlaufkäfer gibt es noch andere Laufkäfer, welche in
derselben Weise, wie dieser, thätig sind und daher alle Schonung ver-
dienen. Fast sämmtliche Käfer dieser Art sind von herrlich schim-
merndem Metallglanze an Brustschild und Flügeln. Letztere fehlen
manchen größeren Gattungen oder sind vielmehr verkümmert. Einige
dieser Käfer dürften bekannt sein, z. B. der Bombardierkäfer,
der seinen Verfolgern einen blauen Dunst entgegen knallt; der kleine
Raupensäger oder Aufpasser und die Sy cophanta, welche
beide häufig auf Bäumen vorkommen, besonders Abends und Mor-
gens, um Raupen zu fressen.
8. Das Johanniswürmchen und Marienkäferchen.
Wenn am schönen Sommerabende mit dem einbrechenden Dun-
kel von dem dämmernden Grunde des Himmels einzelne Sternlein
blicken, denen allmälig sich so viele zugesellen, daß ein Leuchten und
Flammen entsteht, als ob jenseits ein himmlischer Fest- und Freuden-
tag angebrochen sei; so will die dunkle Erde bei dem prachtvollen
Lichtscheine, der sich so reichlich über sie ergießt, auch nicht ohne ähn-
lichen Schmuck erscheinen. Sie streut glänzende Leuchtkäferchen, schö-
ner als Edelsteine, in Menge über den Rasen und an Häge, Hecken,
Zäune und Wegeränder, schmückt damit ihr dunkles Gewand und ahmt
so gleichsam, freilich schwach und bescheiden, das majestätische Schau-
spiel des gestirnten Firmamentes nach. Kein Wunder, daß kleine Kin-
der, welche die schimmernden Glühwürmchen zum ersten Male sehen,
solche für herabgefallene Sternchen halten und sie voller Verwunderung
hetrachten; haben ja die Erwachsenen ihre Freude daran, obwohl sie
dieselben schon oft gesehen haben, es müßte denn der späte Spazier-
gänger gar keinen Sinn für die Schönheiten der Natur haben und sehr
gleichgültig sein, was jedenfalls bei dieser Erscheinung selten der Fall
sein wird. Doch nicht alle Fünkchen liegen zur Zierde ruhig im Dun-
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
459
8-
Gaualgesheim, den 2. Mai 1853-
Liebe Maria!
Göll sei gedankt! Die grosse Gefahr, in welcher meine liebe Mutter
seit einigen Tagen schwebte, ist glücklich vorüber, die Krankheit ist
gehoben und die Mutter befindet sich auf dem Wege der Besserung,
Ich weiss, liebe Maria! dass Du meine Freude hierüber theilst, so wie
Du auch an meinem Schmerze Theil nähmest. wie ich dies aus Deinen
Briefen ersah, worin Du mit der zärtlichsten Besoigniss Dich nach dem
Krankheitszustande meiner lieben Mutter erkundigtest. 0, wie wohl-
thuend ist die Theilnahme einer Freundin an unserer Freude , an unse-
rem Schmerze! Dafür, liebe Maria! meinen innigsten Dank und die
Versicherung, dass in Liebe allzeit Deiner gedenken wird'
Deine Freundin
Johanna.
9.
Gernsheim, den 2. September 1853.
Geliebter Julius!
Gestern Vormittag neun Uhr, als wir eben in der Schule einen
Aufsatz ausarbeiteten, entstand plötzlich Feuerlärm, und wir sahen
aus dem Schulfenster auf der Südseite unseres Städtchens ein Haus
schon in hellen Flammen stehend. Wir eilten zur Brandstätte und
leisteten durch Wafsertragen alle Hülfe, allein das Wohnhaus, nebst
der Hosraithe wurde ein Raub der Flammen, da Scheuer, Speicher
und Stallung mit Heu, Stroh und Getreide angefüllt waren, wo
daö Feuer reiche Nahrung fand. So war in einigen Stunden Haus
und Hosraithe in eine Ruine verwandelt, und ein braver, fleißiger
Mann größtentheilö seiner Habe beraubt. Sein Vieh wurde noch
gerettet; wo nun aber für dasselbe Futter hernehmen? — Nun man
steuert bei. — Dein guter Vater wurde, wie ich weiß, auch dieses
Jahr in seiner Futterernte reich gesegnet, und er wird aufdeine Bitte
eine Beisteuer an Futter nicht versagen, und dies um so mehr nicht,
als der Brandbeschädigte Euch auch verwandtschaftlich nahe steht, was
ich nun nicht länger verhehlen kann; es ist nämlich Euer guter Vetter
Müller.
Bringe diese Nachricht Deinem Vater auf eine zarte Weise bei
und behalte in freundschaftlichem Andenken
Deinen
Ludwig Berg.
10.
Heppenheim, den 4. September 1653.
Theurer Ludwig!
Deine uns mitgetheilte Nachricht von dem Unglücke unseres ar-
men Vetters Müller hat mich und meinen Vater sehr erschüttert; doch
danken wir Dir herzlich dafür, daß Du uns so schnell davon in Kennt-
niß letztest und so meinem Vater Gelegenheit gegeben wurde, gegen
seinen lieben, unglücklichen Vetter erkenntlich zu sein, wiewohl die
Veranlassung hierzu eine traurige ist. Nächstens werden wir unsern
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Maria Maria Maria Johanna Gernsheim Ludwig_Berg Ludwig Ludwig
Wunschsätze.
Käme die Mutter! Entfernte sich die Krankheit! Besserte sich der Sohn J
Aenderte sich das Wetter! Wäre er zufrieden! Wäre der Vater gesund!
Befehls- oder Heischesätze.
Kind, gehorche! Betet! Arbeitet! Schweige! Sei bescheiden! Seid
ehrlich! Freund, sprich! Sei kein Prahler! Seid keine Betrüger!
Fragesätze:
Freust du dich? Kommt der Vater? Weint die Mutter? Wird die
Eisenbahn gebaut? Sind die Vögel giftig-? Ist die Lust elastisch? Zst der
Schatten ein Körper? Ist der Mond ein Fixstern? — Nach Urtheilssätzen
macht man einen Punkt, nach Wunsch- und Befehlssätzen ein Ausrufzeichen,
nach Fragesätzen ein Fragezeichen.
13. An dem Zeitworte werden verschiedene Zeiten bezeich-
net, nämlich die Gegenwart, die Vergangenheit und die Zu-
kunft.
Der Schüler lernt. Der Schüler hat gelernt. Der Schüler wird ler-
nen. Der Taglöhner arbeitet. Der Taglöhner hat gearbeitet. Der Tag-
löhner wird arbeiten. Der Vogel singt. Der Vogel hat gesungen. Der
Vogel wird singen.
Die Zeit vergeht. Die Zeit ist vergangen. Die Zeit wird vergehen.
Das Gebäude zerfällt. Das Gebäude ist zerfallen. Das Gebäude wird
zerfallen. Das Kind fällt. Das Kind ist gefallen. Das Kind wird fallen.
Ich gehe. Ich bin gegangen. Zch werde gehen.
Du gehst. Du bist gegangen. Du wirst gehen.
Er, sie, es geht. Er, sie, es ist gegangen. Er, sie, es wird gehen.
Wir gehen. Wir sind gegangen. Wir werden gehen.
Zhr gehet. Zhr seid gegangen. Ihr werdet gehen.
Sie gehen. Sie sind gegangen. Sie werden gehen.
Welche Sätze stehen in der Gegenwart, Vergangenheit und Zu-
kunft ?
14. Sätze, worin am Zeitworte die drei Hauptzeiten in der
Leideform bezeichnet sind.
Die Schülerin wird gelobt. Die Schülerin. ist gelobt worden. Die
Schülerin wird gelobt werden. Die Fische werden gefangen. Die Fische
find gefangen worden. Die Fische werden gefangen werden. Der Geschickte
wird geachtet. Der Geschickte ist geachtet worden. Der Geschickte wird
geachtet werden.
Zch werde empfohlen. Zch bin empfohlen worden.
Du wirst empfohlen. Du bist empfohlen worden.
Zch werde empfohlen werden.
Du wirst empfohlen werden.
Er, sie, cs wird empfohlen werden.
Wir werden empfohlen werden.
Zhr werdet empfohlen werden.
Sie werden empfohlen werden.
15. Die durch das Zeitwort ausgedrückte Thätigkeit wurde seit-
her als wirklich ausgesagt. — Sätze, worin durch das Zeitwort
die Thätigkeit auch als möglich und nothwendig ausgesagt wird.
Er, sie, es wird empfohlen.
Er, sie, es ist empfohlen worden.
Wir werden empfohlen.
Zhr werdet empfohlen.
Sie werden empfohlen.
Wir sind empfohlen worden.
Zhr seid empfohlen worden.
Sie find empfohlen worden.
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch]]
102
in dem wohl 1000 Personen zu Tische sitzen könnten, gelangt man
auf einem wie eine Treppe in Felsen gehauenen Weg mehr nach der
Tiefe, von wo man durch Leitern auf den Grund des Bergwerks
kommt. Hier wird das Salz gesprengt und mittelst von Pferden
getriebenen Maschinen zu Tage gefördert. Das Geräusch der Ar-
beitenden, die von Menschen belebten breiten Straßen, durch den
Schein der Fackeln erhellt, geben dieser unterirdischen Salzstadt ein
zauberisches Ansehen. — Von der Einfahrt zur Grube bis auf dessen
Grund rechnet man 7000 die Länge des gegenwärtigen Gruben-
baues beträgt an 700' und die Breite-an 35000 — Schon vor
600 Jahren wurden diese Bergwerke benutzt und lieferten zur Zeit,
als Polen noch ein Königreich war, einen jährlichen Ertrag von mehr
als 6,000,000 poln. fl. (1,450,000 fl. rhein.). Nach der Theilung
dieses Reiches kam das Bergwerk an Oestreich, welches durch eine
übermäßige Preiserhöhung dieses Artikels den Verbrauch des da-
selbst gebrochenen Salzes in Abnahme brachte, da entferntere Be-
wohner des Kaiserthums dasselbe billiger aus dem Auslande be-
ziehen. Dessenungeachtet sind stets noch an 700 Arbeiter beschäftigt,
mittelst Brechwerfzeugen und Pulversprengungen das Steinsalz zu
gewinnen. Dieses Salz wird theils in seinem natürlichen Zustande,
wo es graugrün aussieht, theils gereinigt mit weißer Farbe in den
Handel gebracht.
13♦ Der fromme Bergmann und der'gelehrte Spötter.
Es ging ein frommer Bergmann mit einem gelehrten Spötter
in einen tiefen Schacht. „Wir sind jetzt über 1000 Ellen unter der
Erde," sprach der Spötter und stellte sich bei diesen Worten auf eine
Klippe. Lächelnd setzie er hinzu: „Wie tief mag denn wohl die Hölle
sein?" Der Bergmann antwortete ruhig: „Mein Herr, wenn der
Stein, worauf Sie stehen, einstürzt, sind Sie in einer Minute in
der Hölle!" * * *
4. Das das.
Das Glas ist eines der wichtigsten Kunsterzengnisse. Ohne
dasselbe entbehrten wir nicht allein so mancher Trink- und an-
derer Gelasse, sondern auch der Fensterscheiben, der Spiegel,
der Brillen, der Vergrösserungs- und Ferngläser, der Barometer,
Thermometer und vieler Schmucksachen. Die Erfindung des Glases
soll den alten Phöniziern angehören. Die Hauptstosse des Glases
sind Kieselerde und Salze, welche letztere den Fluss der ersteren
befördern. Je reiner die Kieselerde ist, desto schöner fallt das
Glas aus. Am reinsten befindet sie sich im Quarzkrystall, den
man gleichsam als natürliches Glas ansehen kann. - Aber auch
andere Quarzarten und der Sand enthalten die Kieselerde in
einem hinlänglich reinen Zustande. Die Salze, welche man ge-
braucht, um den Quarz zum Fliessen zu bringen, sind: Potasche,
Kochsalz, Soda und Salpeter. Zu weissem Glase hat man ausser-
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
107
1400 Sorten zählt, und eben deswegen gibt es auch eine so große
Menge von Weinarten, die sich durch Güte und Geschmack, wie
auch durch Farbe und andere Eigenschaften sehr von einander unter-
scheiden. Unter den deutschen Weinen wird der Rheinwein für den
besten gehalten. Die besten Traubensorten zum Essen sind: der
Muskateller, wovon es eine weiße und eine rothe Spielart gibt,
der Gutedel, ebenfalls weiß oder roth, und die Zibentraube, mit
ovalen gelblichen Beeren, wovon in den wärmeren Ländern die
großen Rosinen oder Zibeben kommen. Die besten Weine geben:
der Riesling, welcher weiße (grüne) Beeren hat, und besonders
häufig am Rhein gebaut wird, wovon die Rheinweine so vorzüglich
sind; der Klüvn-er, welcher kleine, dunkelblaue oder graue Beeren
hat; der Sylvaner (Salviner) oder Oestreicher mit einer weißen
oder einer blauen Spielart; der Traminer, roth; der Strohwein
oder Sekt entsteht aus den Trauben, die man im Herbste noch auf
dem Stroh trocknet, wodurch sie einen großen Theil des Wässerigen
verlieren und also an Süße zunehmen.
Wohl ist der Wein ein herrliches, den Müden und Kranken
erquickendes, den Niedergeschlagenen erfreuendes Getränke, das
der, der es haben kann, täglich genießen mag, aber immer so, daß
wirklich nur das Herz erfreut wird und nicht der Bauch dabei in
seine tolle Luftigkeit geräth, wobei er mit dem Verstände und dem
Herzen durchgeht, und beide zu Sachen hinreißt, die nicht gut und
nicht recht sind.
9. Der Haifeebaimi.
Seine Bhitler sehen fast wie Pommeranzenblät-
ter aus; nur sind sie viel länger; die Blüthen sind
weiss; die Frucht ist eine kleine Hirsche, welche
anfangs grün, später roth, zuletzt bei völliger Heise
schwarz ist. Sie enthält unter dem dünnen, widrig-
süsslichen, ungeniessbaren Fleische zwei harte Sa-
menkerne, die bekannten Kaffeebohnen, welche mit
den flachen Seiten an einander liegen. Der Kaffeebaum
blüht jährlich zweimal und man findet fast immer
Blüthen, unreife und reife Früchte an demselben.
Ursprünglich wächst dieser Baum in Arabien,
wo er in vielen Gegenden eben so häufig angepflanzt
ist, als bei uns der Zwetschenbaum. Und gewiss
ist die dortige die edelste und beste Kaffeesorte in
der ganzen luteit. Ufenn man aber meint, dass
nun auch in jenen Gegenden immer und überall der
beste Kuffee getrunken werde, so irrt man sich sehr.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
97
sein verloren geschätztes Geld wieder hatte. Denn wie es um seine
Ehrlichkeit aussah, das wird sich bald zeigen. Er zählte das
Geld und dachte unterdessen geschwinde nach, wie er den treuen
Finder um seine versprochene Belohnung bringen könnte. „Guter
Freund," sprach er hierauf, „es waren eigentlich 800 Taler in
dem Tuche eingenäht. Ich finde aber nur noch 700 Taler. Ihr
werdet also wohl eine Naht aufgetrennt und eure 100 Taler
Belohnung schon herausgenommen haben. Da habt Ihr wohl
daran getan. Ich danke Euch." Das war nicht schön; aber wir
sind auch noch nicht am Ende. Ehrlich währt am längsten und
Unrecht schlägt seinen eigenen Herrn. Der ehrliche Finder, dem
es weniger um die 100 Taler als um seine unbescholtene Recht-
schaffenheit zu tun war, versicherte, daß er das Päcklein so ge-
funden habe, wie er es bringe, und es so bringe, wie er's ge-
sunden habe. Am Ende kamen sie vor den Richter. Beide
bestanden auch hier noch auf ihrer Behauptung: der eine, daß
800 Taler seien eingenäht gewesen; der andere, daß er von dem
Gefundenen nichts genommen und das Päcklein nicht versehrt
habe. Da war guter Rat teuer. Aber der kluge Richter, der
die Ehrlichkeit des einen und die schlechte Gesinnung des andern
zum voraus zu kennen schien, griff die Sache so an. Er ließ
sich von beiden über das, was sie aussagten, eine feste und feier-
liche Versicherung geben und tat hierauf folgenden Ausspruch:
„Demnach und wenn der eine von euch 800 Taler verloren, der
andere aber nur ein Päcklein mit 700 Talern gefunden hat, so
kann auch das Geld des letzteren nicht das nämliche sein, aus
welches der erstere ein Recht hat. Du, ehrlicher Freund, nimmst
also das Geld, welches du gefunden hast, wieder zurück und
behältst es in guter Verwahrung, bis der kommt, welcher nur
700 Taler verloren hat. Und dir da weiß ich keinen Rat, als
du geduldest dich, bis derjenige sich meldet, der deine 800 Taler
findet." So sprach der Richter und dabei blieb es. &&&.
1-83. Rätsel.
Es ist ein kleiner Soldat, der ein giftig Spießlein hat.
Täglich zieht er mit Gesang ins Feld; nur im Winter bleibt er
in dem Zelt. Er erobert ohne Zahl die schönsten Schlößlein zu
Berg und Tal; er bricht in ihre Keller ein und trinkt daraus
aus goldnem Becherlein immer neuen, süßen Wein; dann füllt
mit feinem Mehl er jede Hand und baut zu Hause Kammern,
Wand an Wand. Die Kammern füllt er mit süßem Most und
Lesebuch für Mittel- und Obernaffen. 7
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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gesetzt. Dort war der unglückliche Friedrich von aller Welt ab-
geschnitten; er hörte nichts von seinem treuen Weibe, das sich
um ihn blind geweint hatte, nichts von seinem Bruder, der ihn
gerne gerettet hätte. Er konnte sich nirgends bewegen als in
dem engen, düsteren Schloßhvfe, statt daß er sonst jeden Morgen
auf seinem Roß in den Wald sprengte, um Hirsche und Rehe
zu erlegen. Aber auch dem Kaiser Ludwig war es nicht gut
gegangen; er hatte viele Unruhe und Gefahr im Kriege aus-
gestanden und es waren noch immer viele Leute, welche den
gefangenen Friedrich lieber zum Kaiser gehabt hätten als ihn.
Da erinnerte sich Ludwig, daß Friedrich sein Jugendfreund und
immer so treu und ehrlich gewesen war. Eines Abends setzte er
sich auf sein Roß und ritt zu dem Schlosse, wo Friedrich ge-
fangen saß.
„Alter Freund," sprach er, „willst du frei werden?" „Frei?
so daß ich meine Gemahlin und meinen Bruder wieder sehen
könnte?" antwortete Friedrich. „O, dafür täte ich alles!" Nun
eröffnete ihm Ludwig die Bedingungen, unter welchen er
ihn freilassen wolle. „Wenn du mir versprichst und am Altare
schwörest, daß du dich wieder in die Gefangenschaft stellen willst,
wenn du das Versprechen nicht halten kannst, dann bist du frei!"
Friedrich versprach es und beide empfingen am Altare das heilige
Abendmahl zum Zeugnis ihres Bundes. So ritten sie freund-
lich zusammen bis an die Grenze.
Als aber Friedrich nach Hause kam, fand er vieles anders,
als er wünschte. Sein liebes Weib war blind; sein Bruder
war mit seinem Bündnis gar nicht zufrieden und machte ihm
Vorwürfe; es gab sogar Leute, welche behaupteten ein solches
Versprechen brauche man nicht zu halten. Da war Friedrich
nicht imstande die Bedingungen zu erfüllen, welche Ludwig
gemacht hatte, und schon kam die Zeit, in die Gefangenschaft
zurückzukehren, wie er gelobt hatte. Er selbst erschrak, wenn er
an das Gefängnis dachte, worin er drei Jahre geschmachtet hatte.
Als der Tag der Rückkehr kam, da wollten alle die Seinigen
in Tränen über fein trauriges Schicksal vergehen; aber Treue
und Eid galten ihm mehr als alles andere. Er riß sich los
und erschien vor Ludwig. Dieser war so gerührt durch die Red-
lichkeit seines Freundes, daß er rief: „Komm, Friedrich, wir
wollen zusammen die Kaiserkrone tragen!" Von Stund an
lebten sie wie Brüder beisammen, aßen an einem Tisch, schliefen
in einem Bett, und wenn einer abwesend war, besorgte ihm der
andere seine Geschäfte und behütete das Land. Turtma«.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich